GETÄUSCHT von Sakura-chan

 

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Tja ... dass ist alle nur geklaut ... das sind alles gar nicht meine ... Na ja, dass üblich halt, nicht meine und Geld verdient auch jemand anderes damit. Ist halt so, die guten Ideen sind alle schon weg (hahaha)

 

Anmerkung: Dies ist meine erste Geschichte, also bitte seit etwas nachsichtig. Die Story spielt nach Bronze Band 13. Mist nie gehen die Geschichten so aus, wie ich's gern hätte (schon bei AS hat mich das unheimlich genervt, wenigstens Kato hätte wieder auferstehen können, schließlich waren ja alle eh schon im Himmel) ... ups, Tschuldigung, ich schweife ab.

 

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~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

 

 

 

Izumi blickt Koji noch lange hinterher, auch als der Polizeiwagen schon lange weg war. Er bemerkte die vielen Reporter gar nicht, die ihm jetzt immer näher auf die Pelle rückten. Katsumi, der hinter ihm stand schnappte sich den Rollstuhl und schob ihn eilig in den mittlerweile bereitstehenden Wagen. Erst jetzt erwachte Izumi aus seiner Trance.

 

Koji, sein geliebter Koji ... was hatte er bloß getan? Seit seinem Selbstmordversuch hatte er weder Zeitung gelesen noch Nachrichten gesehen und Katsumi hatte ihm natürlich nichts von der ganzen Sache erzählt. Er wollte ihn ja nicht noch mehr aufregen.

 

Seufzend ließ sich Katsumi im Wagen nieder. Na ja jetzt muss er wohl mit der Sache rausrücken. Die Story kannte er natürlich auch nur aus den Medien.

 

Izumi war geschockt, als er hörte, dass sein Geliebter seinen Bruder ermordet hatte. Er kannte ihn gut genug. Zuzutrauen war es ihm und er hatte ja damals schon damit gerechnet, weswegen er Katsumi auch das Versprechen abgerungen hatte Koji nie etwas davon zu erzählen. Aber wieso jetzt noch. Koji hatte zwar gesagt, dass er ihn nicht mehr liebe, aber wieso war er dann zurück nach Japan gekommen und hatte seinen Bruder getötet ... außerdem ... er hatte die Ringe und das Kreuz noch. Langsam liefen Tränen seine Wangen hinunter und tropften auf seine gefühllosen Beine. Warum nur? Warum war alles so gekommen? Schicksal? Hasste ihn die Welt wirklich so sehr? Erst seine Eltern, dann seine Beine und jetzt das. Er wusste nicht, ob er das noch lange ertragen konnte. Er fühlte sich auf einmal so müde und schwer - wieso hatte er sich nur nicht umbringen können, dann wär im das jetzt wenigstens erspart geblieben. Langsam fiel er einen unruhigen Schlaf.

 

Koji lag in seiner Zelle - eine Einzelzelle, nicht so schlimm wie er es sich vorgestellt hatte. Dieser verdammte Dr. Hina hatte ihn offensichtlich reingelegt. Wieso hatte er behauptet, dass Izumi tot war. Die ganze Sache war ein abgeartetes Spiel gewesen, aber jetzt war es auch zu spät sich darüber Gedanken zu machen. Sein Bruder war tot und auf dem Katana waren überall seine Fingerabdrücke, außerdem gab es zwei Zeugen, die sicher behaupten würden, er hätte Akihito vorsätzlich umgebracht. Das hieße L E B E N S L Ä N G L I C H. Na ja, wie er Hirose kannte würde er es sicher so hinkriegen daraus einen hinterhältigen Mord zu kreieren was womöglich die T O D E S S T R A F E bedeuten würden. Kalter Schweiß bedeckte jetzt seinen gesamten Körper. Mist, was sollte er jetzt nur machen? Und sein über alles geliebter Izumi - er war noch am Leben - was hatte er ihm nur alles angetan und trotzdem liebte er ihn noch immer. Er konnte ihn unmöglich noch mehr leiden sehen, das durfte einfach nicht passieren. Ihm musste etwas einfallen, aber was?

 

Nach einer verdammt unruhigen Nacht, in der er keinen Schlaf fand, war der Morgen auch nicht vielversprechender gewesen. Sein Anwalt hatte ihm keine allzu großen Hoffnungen gemacht heil aus der Sache herauszukommen, vielleicht Mord im Affekt, aber bei den Zeugenaussagen würde Notwehr wohl flachfallen. Plötzlich wurde seine Zellentür geöffnet.

 

“Besuch für Sie”

 

Wer konnte das sein? Schwerfällig erhob er sich von seinem Bett und folgte der Wache ins Besucherzimmer. Er traute seinen Augen kaum als er Izumi dort sitzen sah. Wieso war er gekommen, nach alle dem? Izumis Augen waren gerötet, er musste die ganze Nacht geweint haben, sein Blick war mehr als niedergeschlagen. Koji setzte sich auf den bereitstehenden Stuhl und blickte unsicher auf Izumi. Wie gern hätte er ihn umarmt, ihn getröstet, aber sie trennte eine dicke Schicht Panzerglas. Langsam nahm er den Hörer in die Hand und blickte weiter in die Augen seines Geliebten, die jetzt einen gequälten Ausdruck angenommen hatten.

 

Was hatte er sich nur dabei gedacht hierher zu kommen. Liebte Koji in wirklich noch immer? Seine Kehle war vor Angst und Unbehagen wie zugeschnürt als er ebenfalls nach dem Hörer griff.

 

Er stockte kurz, bevor er die eine Frage, die ihn die ganze Nacht hindurch nicht hatte schlafen lassen, stellte.

 

“Wieso hast du ihn umgebracht? Du hattest doch versprochen es nicht zu tun” während er diese Worte sprach drang ein leises Schluchzen aus seiner Kehle. Er wollte nicht weinen, aber nach dem was er sich letzte Nacht alles ausgemalt hatte konnte er einfach nicht mehr anders.

 

Koji sah ihn mit entsetzten Augen an. Wie konnte er nur? Wie konnte er ihm nur so weh tun? Sein Herz wäre am liebsten zersprungen, als er sah wie sehr sein Geliebter leiden musste. Gestern hatte er ihn noch sanft angelächelt und gesagt wie wichtig er ihm sei, aber heute war er nur noch ein Schatten seiner selbst, wie er dort in seinem Rollstuhl saß, zusammengesunken und mit tränenverhangenen Augen. Wäre jetzt eine Fee gekommen und hätte ihm eine Wunsch erfüllt, er hätte sich gewünscht, dass all dies niemals passiert wäre. Lieber würde er sein Leben lang einem Traum hinter her rennen, als seinen Izumi so leiden zu sehen. Er war ihm so nah und doch so fern. Wenn nur dieses verdammte Panzerglas nicht wäre.

 

Er versuchte seine Gedanken zu ordnen um auf Izumis Frage zu antworten. Wie sollte er es ihm nur klarmachen? Würde er ihm glauben? Er begann langsam zu schwitzen. Was wenn er ihm nicht glauben würde, wenn er sich nun entgültig von ihm abwenden und ihn verlassen würde? Er würde es akzeptieren, akzeptieren müssen ... vielleicht wäre es ja sogar besser so, wenn es ihm dann besser gehen würde, wenn er dann endlich glücklich werden könnte. Glücklich ohne ihn. Ein heftiger Stich schoss durch sein Herz. Nein, er wollte ihn nicht verlieren, er musste einen Weg finden...

 

Unbeholfen blickte er auf die Wand neben sich. “Ich habe ihn nicht umgebracht” flüsterte er leise in den Hörer. Die Sekunden strichen dahin, es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Nichts. Keine Reaktion, nur Stille. Er wurde langsam nervös. Wieso sagte Izumi nichts, kein wutentbranntes ... du Lügner ... kein Schluchzen ... nur Totenstille. Langsam wandte er sein Gesicht wieder seinem Geliebten zu und blickte ihn hilfesuchend an. Er erschrak furchtbar. Izumi war leichenblass. Er hatte ja einiges erwartet, aber das sicher nicht. Wieso diese Reaktion, eigentlich war das ja eine gute Nachricht. Er, Koji war kein Mörder, genau, er saß unschuldig hinter Gittern.

 

“Was ist mit dir, sag was, ich halte diese Stille nicht mehr länger aus”

 

“Du hast ihn nicht umgebracht?” Dies war eindeutig eine Frage, doch in seinen Augen spiegelte sich die Antwort bereits wieder, er glaubte ihm, so unwahrscheinlich das auch klang, nach allem was Katsumi ihm erzählt hatte. “Wenn du es nicht getan hast, dann erzähl mir, was wirklich passiert ist.” Obwohl er versucht hatte gefasst zu klingen zitterte seine Stimme merklich als er diese Worte aussprach.

 

Koji begann leise seine Version der Geschichte zu erzählen, angefangen damit, dass Dr. Hina ihm sagt hatte, dass Izumi Selbstmord begangen hatte ...

 

Als er fertig war trat wieder diese bedrückende Stille ein. Er wusste, dass Izumi diese Informationen erst mal verarbeiten musste, daher wartete er geduldig auf eine Reaktion seines Geliebten.

 

Einige Minuten verstriche, ehe Izumi das Schweigen unterbrach. “Was willst du jetzt machen? Dein Bruder hasst dich, er wird behaupten du hättest Akihito vorsätzlich erstochen und alle Beweise sprechen gegen dich” mit bebender Stimme blickte er Koji dabei in die Augen. “Ich will dich nicht verlieren, das würde ich nicht verkraften, nicht schon wieder.”

 

“Es wird alle gut mein Schatz. Mir wird schon was einfallen.” Ha, er glaubte seinen Worten ja selber nicht, die ganze Nacht hatte er sich schon das Hirn zermartert und es war nichts dabei herausgekommen. Er musste jetzt positiv denken - P O S I T I V. Auf keinen Fall durfte er Izumi seine eigenen Zweifel spüren lassen. Ein verkrampftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. “Meinst du Katsumi spricht noch mit mir, nach allem was ich dir angetan habe? Könntest du ihn dazu überreden, mich morgen Vormittag zu besuchen, ich brauche ein paar Dinge und bestimmt ist mir bis dahin eine Lösung eingefallen. Neben dir ist er der einzige, dem ich jetzt noch vertrauen kann.”

 

“Wieso lässt du dir nicht von mir helfen, willst du mich etwa wieder von dir stoßen, auf Distanz halten?”

 

Erschrocken blickte Koji in Izumis vor Angst weit aufgerissene Augen. “Na... natürlich nicht” stotterte er unbeholfen “aber ich will dich nicht zu sehr belasten, ich sehe doch wie du leidest. Du musst dich schonen, damit du gut erholt bist, wenn ich wieder frei bin. Du wirst sehen, das passiert schneller als du denkst.” / und wovon träumst du nachts? / meldete sich unverholt seine innere Stimme.

 

 

Koji saß jetzt wieder grübelnd in seiner Zelle. Ihm musste unbedingt etwas einfallen. Er merkte nicht einmal wie die Wache das Mittagessen vorbeibrachte und unberührt wieder mitnahm als das Abendessen kam, so vertieft war er in seine Gedanken. Für einen Außenstehen sah es so aus, als starre er mit einem geradezu irren Blick den ganzen Tag nur die Wand an. Plötzlich merkte er wie erschöpft er war. Kein Wunder, er hatte die letzte Nacht ja praktisch kein Auge zugetan.

 

Langsam sank er in einen unruhigen Schlaf. Er wälzte sich hin und her. Ein Traum jagte den nächsten, als er plötzlich schweißgebadet hoch schreckte. Er hatte einen entsetzlichen Alptraum gehabt.

 

/ Izumi kniete am Friedhof vor einem offenen Grab und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Katsumi versuchte ihn sanft von dort wegzuziehen, er wehrte sich vehement dagegen und wäre fast hineingefallen, da hob er das Gesicht und blickte auf den Grabstein, dort stand in dicken Lettern sein Name, Koji Nanjo. /

 

Schweiß rann in dünnen Bächen seinen Rücken herab. Oh mein Gott, soweit durfte es auf keinen Fall kommen, niemals. Unerwartet traf es ihn wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel, beinahe wäre er aus dem Bett geknallt. Damals in seiner Schulzeit, da war doch was...

 

 ~ Flashback ~

 

... nach der Geschichte auf dem Fußballfeld hatte er jegliches Interesse an seinen Mitmenschen verloren - nur diese eine Person war noch wichtig und wenn er sie bis ans Ende aller Tage suchen  müsste, niemand würde ihn von diesem Vorhaben abbringen. Aus dem einst guten Schüler war aus Sicht seines Vaters und seiner Lehrer ein Versager geworden, ein Rumtreiber, nur auf Streit aus. Tja er war ein gefürchteter Schläger und durch das Training praktisch unschlagbar.

 

Zuhause hatte es wieder mal Ärger gegeben. Irgend so ne Schnepfe von Lehrerin hatte angerufen und gedroht ihn durchfallen zu lassen, sollte er sich nicht endlich zusammenreißen. Sein Vater war - wie zu erwarten - total ausgerastet. So ein verkommener Sohn ... blablabla ... er hatte sowieso nicht hingehört. Plötzlich hatte sein Vater sein Hand erhoben - würde er es etwa wagen ihn zu schlagen? Hass war in seinen Augen aufgeblitzt, so dass sein Vater innegehalten hatte. “Tu’s doch, wenn du den Gegenschlag verkraftest” hatte er spöttisch geantwortet, obwohl ihm klar war, dass es dazu sicher nicht gekommen wäre. Mit seinem Vater wäre er sicher spielend fertig geworden, aber die zwei Schränke die sich immer unauffällig im Hintergrund hielten und jetzt leise das Zimmer betreten hatten machten ihn nervös. Mit hochrotem Kopf hatte sein Vater ihn angeschrieen “aus dir Taugenichts wird nie was, du wirst noch in der Gosse enden” und danach resigniert den Raum verlassen. “Hab ich dich je gebeten mich hierher zu bringen? Meine Mutter hat mich hergeschleppt um mich loszuwerden, also beschwer dich nicht.” hatte er aufgebracht geantwortet und sein Ärger war nur noch weiter gestiegen, weil sein Vater ihn nicht mehr beachtet hatte.

 

Wutschnauben hatte er das Anwesen verlassen ... und jetzt? Er konnte förmlich fühlen, wie sein Blut kochte, irgendwie musste er sich abreagieren. Ziellos lief er durch die Gegend, was ihn jedoch auch nicht beruhigte, ganz im Gegenteil, sein Zorn wuchs eher noch, je länger er über die verdammte Situation nachdachte.

 

Da hörte er ein leises Wimmern aus einer kleinen Seitenstrasse, gleich gefolgt von hämischem Gelächter. “Na mein Süßer, wie wär’s denn mit uns beiden?”

 

Nicht dass Koji sich irgendwas aus dem Kerl gemacht hätte, ihm war es egal was mit seinen Mitmenschen passierte und normalerweise wäre er sicher einfach weitergegangen, aber vielleicht bot sich hier ja die geeignete Möglichkeit seine Wut abzubauen.

 

“Stell dich nicht so an Püppchen” hörte er jetzt eine anderen Stimme.

 

/ Aha, es waren also mehr als einer, lieber erst mal vorsichtig nachschauen, lebensmüde bin ich ja schließlich nicht / gedacht, getan.

 

Vorsichtig lugte er um die Ecke. Da stand ein schmaler, hübscher Junge mit schreckensstarren Augen, den er noch nie gesehen hatte. Vor ihm hatten sich drei Typen aufgebaut. Einer hatte ihm bereits das Hemd mit einem Messer aufgeschlitzt.

Er betrachtete die Szene interessiert. Der Junge sah aus als würde er im nächsten Moment ohnmächtig zusammenbrechen, aber dazu war er wahrscheinlich zu sehr vor Angst gelähmt. Die drei Angreifer kannte er aus der Schule. Waren zwar ein oder zwei Jahre jünger als er, aber da sie zu dritt waren wog das die Ungleichheit seiner Meinung nach wieder auf.

 

“Na ihr drei Hübschen, was gebt ihr euch denn mit so einer halben Portion ab, wo ihr mich haben könntet.” Breit grinset trat er um die Ecke.

 

Die drei blickten ihn erschrocken an. Keiner von ihnen sah so aus als ob er versessen darauf war sich mit ihm anzulegen, aber sie standen in einer Sackgasse und konnten daher unmöglich fliehen, ohne an ihm vorbei zu müssen. Ein geschmeidiger Sprung und er war bei den Angreifern. Er fixierte die drei mit seinen hasserfüllten Augen. Mit einem kräftigen Tritt schlug er dem Bewaffneten das Messer aus der Hand. Es flog in hohem Bogen in eine dunkle Ecke. Der Getroffene schrie vor Schmerz laut auf und versuchte sein Messer in der Dunkelheit wieder zu finden. Die anderen beiden wollten gerade weglaufen, als Koji sie von hinten am Kragen packte und mit vollem Wucht gegen eine Hauswand schleuderte. Beide brachen mit blutenden Nasen ohnmächtig zusammen und waren erst mal versorgt. Jetzt konnte er sich wieder dem dritten im Bunde widmen.

 

In der Dunkelheit konnte er sein Messer natürlich nicht sofort wieder finden. Hektisch suchte er den Boden ab, als er aus dem Augenwinkel Koji auf sich zu kommen sah. “Drei gegen einen, das ist ja wirklich nicht die feine englische Art, aber einer gegen drei, na ja das ist natürlich was anders, noch dazu wenn ich dadurch heldenhaft einen unschuldigen Jungen rette”. Der Sarkasmus in seiner Stimmer war nicht zu überhören. Sein Blick war der eines wilden Tieres, das Blut gerochen hatte und ließ den Jungen vor Angst erzittern. Eh er sich’s versah wurde er unsanft am Kragen gepackt und nach oben gezogen. Wie hypnotisiert blickte in Kojis funkelnde Augen, daher traf ihn der Schlag in die Magengrube völlig unerwartet. Er sackte keuchend in sich zusammen. Mit einem weiteren Tritt beförderte Koji ihn endgültig ins Land der Träume.

 

Zufrieden blickte er auf sein Werk. Welche Erleichterung, sein Zorn war tatsächlich bereits verflogen. Er drehte sich langsam um und sah sich den Jungen an, den diese drei Idioten bedrängt hatten. Offensichtlich war er, nachdem seine Angreifer außer Gefecht gesetzt worden war und die Anspannung nachgelassen hatte, einfach ohnmächtig geworden. /  Wirklich ein niedliches Bürschchen, wenn man auf Männer steht. / Ohne ihn eines weitern Blickes zu würdigen wandte er sich ab und machte sich auf den Weg nach Hause.

 

Der Unterricht hatte bereits begonnen. Koji saß auf seinem Platz und blickte aus dem Fenster, als es plötzlich klopfte. Gelangweilt drehte er seinen Kopf zu Tür. Der Direktor betrat das Zimmer, hintern ihm stand der Kerl, den er gestern “gerettet” hatte. Als dieser ihn sah lächelte der Junge schüchtern.

 

Nach der Schule wollte Koji gerade das Gebäude verlassen, als er vorsichtig am Ärmel gezogen wurde. “Ich wollte mich nur bedanken, dass du mich gerettet hast” hörtet er eine sanfte Stimme hinter sich sagen. Abrupt drehte er sich um. Vor Schreck war der Junge gehörig zusammengezuckt. “Bild dir bloß nichts drauf ein, ich war nur schlecht drauf und hatte Bock mich zu prügeln” antwortete er kalt. “Egal, ich bin dir trotzdem dankbar, wer weiß was die drei mir alles angetan hätten. Falls du mal Hilfe brauchst kannst du dich jederzeit an mich wenden, ich bezahle meine Schulden immer.” Diese Antwort klang in Koji’s Ohren reichlich seltsam, besonders da sie von so einem Weichei kam.

 

Am selben Abend kam in den Nachrichten ein Bericht über einen schrecklichen Mordfall, bei dem drei seiner Schulkameraden auf offener Straße erschossen worden waren. Genau die drei, die gestern seinen neuen Mitschüler angegriffen hatten. Ein wirklich merkwürdiger Zufall. Wie sich später herausstellte, war wohl die Yakuza in den Fall involviert, wie üblich konnte jedoch nichts angewiesen werden.

 

~ Ende Flashback ~

 

Die Stunden zogen sich endlos hin. Die Mittagszeit war bereits vorbei und Katsumi war noch nicht aufgetaucht. Hatte Izumi ihn womöglich nicht überreden können, oder wollte er ihn nur schmoren lassen. Es blieb ihm nichts anderes übrig als weiter zu warten. Am späten Nachmittag erschien er dann doch noch. Mit einem eisigen Blick starrte er Koji an. Man konnte die Spannung, die im Raum lag, regelrecht fühlen.

 

“Ich bin nur gekommen, weil Izumi mich angefleht hat. Von mir aus kannst du in der Hölle schmoren.” Bei diesen harten Worten zuckte Koji merklich zusammen. Nach allem was passiert war konnte er ihn sogar verstehen, aber derart harte Worte vom sonst so freundlichen und gutmütigen Katsumi hätte er trotzdem nicht erwartet. Wie sollte er ihn nur dazu bringen ihm zu helfen? / Wahrscheinlich am besten, wenn ich ihm erst mal die ganze Geschichte erzähle / dachte er sich.

 

Er begann da, wo er auch bei seinem Geliebten gestern angefangen hatten.

 

Katsumi kannte die Geschichte natürlich schon von Izumi, trotzdem hörte er schweigend zu. Er war sich nicht sicher ob diese Version wirklich der Wahrheit entsprach. Wie er Akihito kannte war ihm eine solche Reaktion zweifellos zuzutrauen, aber auch Koji traute er eine solche Tat ohne weiteres zu. Izumi hatte ihn den ganzen Abend und die halbe Nacht bekniet ins Gefängnis zu gehen und Koji zu helfen, da er ohne ihn nicht mehr leben könne. Nach dem misslungenen Selbstmordversuch war er sich nicht sicher ob die Situation schon wieder unter Kontrolle war. Izumi hatte zwar in den Tagen danach einen gefassten Eindruck gemacht, aber seit er Koji im Krankenhaus begegnet war, war er ein seelisches Wrack. In so schlechter Verfassung hatte er ihn noch nie erlebt. Auch wenn er Koji Nanjo dafür hasste wie er Izumi behandelt hatte, würde er alles tun, damit die zwei wieder zusammen kämen, da dies offensichtlich Izumis größter Wunsch war. Weil seine Beine wohl nie wieder richtig funktionieren würden, blieb ihm letztendlich nur noch sein Geliebter.

 

Koji erzählte ihm auch die Geschichte aus seiner Jugend, die ihm gestern wieder eingefallen war. Er wollte nicht, dass Katsumi einen noch schlechteren Eindruck von ihm bekam, wenn er glaubte er habe Verbindungen zur Yakuza. Nachdem er fertig war, blickte er nervös in dessen Gesicht.

 

Katsumi war etwas überrascht, ließ es sich jedoch nicht anmerken. Koji nervös, das hatte er ja noch nie erlebt. “Ich werde mich drum kümmern” erwiderte er kalt und ohne ein weiteres Wort zu sagen stand er auf um zu gehen. Kurz bevor er die Tür erreicht hatte drehte er sich noch mal um. Mit funkelnden Augen blickte er Koji an. “Falls du ihn jemals wieder derart verletzt, werde ich persönlich dafür sorgen, dass es das letzte ist, was du tust.” Noch ehe Koji etwas antworten konnte hatte er den Raum bereits verlassen.

 

 

Zwei Tage später ließ ihn der Gefängnisdirektor in sein Büro bringen. Dieser wartete dort mit zwei finster aussehenden Schlägertypen. “Sie bringen ihn doch unversehrt wieder?” fragte der Direktor mit leicht zitternder Stimme. “Natürlich, in einer Stunde, wie besprochen” entgegnete einer der beiden kühl. Koji wurde nervös. Was hatte das zu bedeuten, was wollten die beiden von ihm? Er wurde unsanft an der Schulter gepackt und regelrecht aus dem Gefängnis gezerrt. Vor dem Tor wartete bereits eine schwarze Limousine mit verdunkelten Scheiben, so dass er nicht sehen konnte, wer in dem Wagen saß. Einer der beiden öffnete die Tür und hieß ihn einsteigen, danach wurde die Tür wieder geschlossen und der Wagen setzte sich langsam in Bewegung.

 

Wegen der dunklen Scheiben war es recht schummrig im Auto, daher konnte er sein Gegenüber nicht richtig erkennen. Dieser schien dies zu bemerken und machte das Licht an.

 

“Hallo Nanjo, lange nicht gesehen. Entschuldige bitte die Umstände, aber ich kann Gefängnisse nicht besonders leiden und außerdem weiß man nie wer mithört.”

 

Er erkannte ihn sofort wieder. Obwohl er älter geworden war, hatte er immer noch diese zierlichen, leicht femininen Züge, die jedoch im totalen Gegensatz zu seinen kalten Augen standen. Wenn er sich recht erinnerte, hatten diese früher gestrahlt. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. 

 

“Ich hatte fast nicht mehr damit gerechnet noch mal von dir zu hören, du hast dir ja lange Zeit gelassen um deine Schulden einzutreiben.” Seine Stimme hatte noch immer diesen sanften Klang, aber irgendwie ließ sie einen auch erschaudern. “Ich kann mit schon denken, worum es geht. Es kam ja überall groß in den Nachrichten.”

 

Koji war klar, dass diesem Kerl völlig egal war, ob er es getan hatte oder nicht, daher konnte er es sich wohl sparen die ganze Geschichte noch mal zu erzählen.

 

Der Junge von damals hatte sich ziemlich verändert. Zwar wirkte er körperlich genauso zerbrechlich, aber seine Ausstrahlung war eine total andere. Er musste sich wirklich gut in seine noch relativ neue Rolle als Clanchef eingelebt haben, da sein Vater laut Medienberichten erst vor etwa einem halben Jahr bei einer Fehde umgekommen war. Koji hätte nie gedacht, dass er zu so etwas fähig sein würde, so wie er ihn damals kennen gelernt hatte. Aber na ja, Menschen ändern sich. Auf jeden Fall wirkte er heute wie jemand, dem man lieber nicht in die Quere kommt, also genau der richtige für sein Problem.

 

“Was genau hattest du dir denn so vorgestellt?”

 

“Na ja, ich muss unbedingt aus dem Gefängnis, es darf auf keinen Fall zu einer Verurteilung kommen” entgegnete Koji. “Es interessiert dich sicher nicht, aber ich habe Akihito nicht umgebracht. Mein Bruder hat mich reingelegt. Schon seit meiner Kindheit hat er mich gehasst, man könnte fast meinen, dass er auf so einen Moment nur gewartet hatte.”

 

Das Lächeln war nicht von seinen Lippen gewichen. “Das dürfte kein allzu großes Problem sein. Was ist mit deinem anderen Bruder?”

 

Koji verstand die Frage nicht ganz, was sollte mit ihm sein?

 

“Willst du ihn nicht loswerden?”

 

“Izumi würde es nicht wollen” flüsterte er leise. Erschrocken fuhr er hoch. Hatte er etwa gerade Izumis Namen erwähnt. Noch mehr Tote konnte er seinem Geliebten nicht zumuten. Auch wenn er es nicht selbst tat, er würde das nicht wollen und ihn womöglich doch noch hassen. Aber in seiner jetzigen Situation wäre Hirose sicher auch weiterhin eine nicht zu unterschätzende Gefahr für ihn.

 

“Das wäre natürlich ein zweiter Gefallen, das würde bedeuten, du schuldest mir was”

 

Koji überlegte angestrengt. Natürlich konnte er nie wissen, wie die Yakuza ihre Schulden einfordern würde, aber das Risiko, das sein Bruder darstellte schien ihm im Moment doch größer. Er würde sicher nicht so einfach klein beigeben, nicht bei der Chance, die sich ihm bot. “Ich glaube, es ist tatsächlich besser ihn irgendwie aus dem Weg zu räumen und diesen verdammten Arzt am besten gleich mit. Aber ich will nicht, dass es noch weitere Tote gibt.”

 

“Mhm, ich denke das lässt sich einrichten. Dein Bruder leitet doch seit dem Tod deines Vaters die Firma.”

 

/ Er ist erstaunlich gut informiert / dachte Koji.

 

Fast so, als ob er Gedanken lesen könnte fügte er noch hinzu “ich hab dich seit der Schule nie ganz aus den Augen verloren. Von welchem Arzt hast du übrigens gesprochen?” Seine Augen hatten einen interessierten Ausdruck angenommen.

 

Jetzt musste er ihm die Geschichte wohl doch noch erzählen. Diesmal begann er weiter vorne und zwar bei dem Verkehrsunfall. Die Sache mit der Vergewaltigung ließ er wohlweislich aus.

 

“Am dienlichsten wird es wohl sein, beide finanziell zu ruinieren, damit ist auch die Glaubwürdigkeit deines Bruders am ehesten zu erschüttern.”

 

“Wie du meinst.” Koji war schon fast alles recht. Hauptsache er käme bald aus dem Gefängnis und die ganze Sache würde sich zum Guten wenden.

 

“In Ordnung, ich werde mich darum kümmern ... Und wegen der “Bezahlung” melde ich mich dann zu gegebener Zeit wieder bei dir.”

 

Sie waren wieder beim Gefängnis angekommen. Die Tür wurde geöffnet und die zwei Bodyguards brachten ihn zurück.

 

 

Sein alter Freund hatte offensichtlich einen guten Draht zu Polizei, den die Tatwaffe war wenige Tage später plötzlich verschwunden. Und nicht nur das, auch der Leibwächter seines Bruders, der den Mord ebenfalls bezeugt hatte war wie vom Erdboden verschluckt.

 

Hirose musste sich, zumindest vorübergehend, ins Ausland absetzen, da auf einmal die Staatsanwaltschaft und die Finanzverwaltung hinter ihm her waren. Eigentlich war er sich ja keiner Schuld bewusst, aber irgendwer musste ihm etwas untergeschoben haben. Koji war scheinbar doch cleverer als er gedacht hatte. Wahrscheinlich hatte er Hilfe bei der ganzen Sache, denn bisher war er an der Firma ja nicht wirklich interessiert gewesen. Sein Verdacht bestätigte sich, als er von einem guten Freund bei der Polizei erfuhr, dass die Yakuza scheinbar die Hände im Spiel hatte.

 

Da sich nun alle Zeugen und auch die Tatwaffe in Luft aufgelöste hatten, war an einen Prozess nicht mehr zu denken. Die Staatsanwaltschaft wollte ihren Antrag zwar nicht zurückziehen, der Richter lehnte eine Verfahrenseröffnung jedoch ab.

 

Knapp zwei Wochen nach seiner Festnahme war Koji somit wieder auf freiem Fuß. Als er das Gefängnis verließ wartete bereits ein Pulk von Journalisten und Fernsehteams vor dem Tor. Ein Stück die Straße runter konnte er Katsumis Wagen parken sehen. Irgendwie schaffte er es tatsächlich sich durch die Menge zu quetschen. Als Katsumi ihn kommen sah startete er schon mal den Motor und kaum war er eingestiegen, brauste er auch schon los.

 

Da Koji das Haus bei ihrem Umzug nach Amerika leergeräumt hatte, mussten beide wohl erst mal bei Katsumi wohnen. Er fühlte sich dort sichtlich unwohl, da dieser ihn praktisch nicht aus den Augen ließ. Die ganze Zeit wimmelte er um seinen geliebten Izumi herum, so dass er nicht dazu kam sich in aller Ruhe mit ihm zu unterhalten. Nicht mal im selben Zimmer ließ er die beiden schlafen, das war ja nicht zum aushalten.

 

Als es endlich ruhig im Haus geworden war, schlich Koji leise in Izumis Zimmer - welch ein Wunder, er hatte schon damit gerechnet, dass Katsumi in möglicherweise eingeschlossen hätte. Izumi schlief bereits fest. Er kuschelte sich vorsichtig zu seinem Geliebten um ihn nicht zu wecken. Als er ihm vorsichtig über die Haare streichelte seufzte er leise und öffnete seine Augen.

 

“Endlich haben wir etwas Zeit für uns” flüstere Koji sanft und streichelte dabei weiter sein weiches Haar.

 

“Koji, liebst du mich wirklich noch immer”

 

“Natürlich”

 

“Wieso hast du mir in Amerika ...”

 

Er wollte ihn nicht ausreden lassen, er wollte nicht einmal daran denken, was er seinem über alles geliebten Izumi nun schon zum zweiten Mal angetan hatte.

 

“Ich war verzweifelt. Ich konnte dir nicht helfen und wusste nicht mehr weiter. Du warst so deprimiert. Die Situation ist eskaliert. Ich dachte es wäre besser für uns, wenn wir uns trennen würden. Vielleicht würden wir dann glücklicher. Nachdem ich dir das angetan hatte, ließ ich mich in der nächstbesten Bar zulaufen. Aber als Dr. Hina mir sagte, dass du tot wärest, bin ich fast durchgedreht. Um ehrlich zu sein bin ich nicht zu mein Bruder um ihn umzubringen, sonder in der Hoffnung das er mich erledigt. Dann wäre alles gut gewesen. Der unerträgliche Schmerz über deinen Verlust wäre endlich vorbei gewesen.” Tränen liefen über seine Wangen

 

“Ich liebe dich so sehr Koji, du darfst mich nie wieder verlassen.” Sanft küsste er die Tränen von den Wangen seines Geliebt. “’Tust du mir eine Gefallen?”

 

“Alles was du willst.”

 

“Bitte lass dir als Zeichen deiner Liebe deine Haare wieder wachsen, so wie damals als du mich gesucht hast”. Sanft lächelnd streichelte er seine Wange und kuschelte sich enger an ihn. So zusammengeschlungen schliefen beide friedlich ein.

 

~ Ende ~

 

 

 

Ich gestehe. Der Schluss ist vielleicht etwas knapp, aber mein Kopf war wie leergefegt und mir ist echt nichts besseres eingefallen. ~ Sorry.

 

 

 

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