ÜBERFLUSS von BlackBird

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Dein Bein heilte. Zu schnell.

Kein Gegner konnte dir trotzen. Zu leicht.

Die Presse pushte dich ganz nach oben. Zu viel.

Alles fiel dir in den Schoß. Zu unglaublich.

Zeit für Anderes hattest du nicht. Zu wenig.

Dein Selbstbewusstsein nahm zu. Zu sehr.

Du stehst hoch über den Anderen. Zu hoch.

Der Begabte wurde zum Gott. – Und der Gott wurde...

 

Das Spiel hatte noch nicht angefangen, trotzdem betratst du den Platz schon siegessicher, geradezu leichtsinnig, herablassend. Deine Mitspieler machten einen großen Bogen um dich. Du bemerktest es nicht einmal. So lustlos hattest du schon lange nicht mehr geschaut. Kaum war die Mitte des Spielfeldes erreicht wurdest du gefeiert. Die Massen schrieen deinen Namen. Nur deinen Namen, nicht den des Teams. Du standest da, liest dich bejubeln, unaufhörlich schrieen sie dir zu. Beginn. Alles wurde still. Sichtlich genervt fingst du an zu spielen. An den Gegnern vorbei, als wären sie nicht einmal vorhanden. Ein Tor nach dem Anderen, jedes Einzelne von dir. Dein Spiel war nicht mit dem von früher zu vergleichen. Du warst besser den je. Aber es war nicht dasselbe. Dein Feuer fehlte, dein Ehrgeiz. Der Kampf wurde zum Spiel. Diese Entwicklung war furchtbar! Niemand schien es zu bemerken, wie hochnäsig du wurdest, warst du schon früher so? Habe ich es nicht gemerkt? Nein! Du warst anders, nicht eingebildet, du stelltest dich nicht über die Anderen, Du spieltest aus Liebe, aus Wut, mit voller Kraft. Magst du den Fußball überhaupt noch? Liebst du ihn noch? Liebst du jetzt  noch irgendetwas? Deine Geschwister? Selbst sie sind in deiner Selbstüberzeugung untergegangen. Ich will das nicht mehr! Nie mehr! Aber meine Hände sind gebunden. Meine Ketten verschweißt. Der Mut mit dir zu sprechen fehlt mir. In den letzten Wochen haben wir kein einziges Wort gewechselt. Höchstens flüchtig gesehen. Doch dem werde ich versuchen jetzt eine Ende zu setzten! Dich aus dem Strudel der Selbstverliebtheit zu ziehen. Koste es was es wolle. Ich werde das nicht länger mit ansehen. Das Spiel war zu Ende. Gewonnen, was sonst? Langsam ging ich die Stufen zum Spielfeld hinunter, mit jedem Schritt schlug mein Herz heftiger. Ungeachtet der Security beschritt ich den Platz. Wer sollte mich jetzt schon noch aufhalten?  Ich stand neben dir. Hast du mich überhaupt bemerkt? Scheint nicht so. Doch ich, ich roch den Duft deines Haares, deiner Haut, spürte eine lang vermisste Wärme, deine Wärme. Die Zeit schien für einen kurzen Augenblick still zu stehen. Der Moment dauerte wahrscheinlich nur einen Wimpernschlag, für mich eine Ewigkeit. Eine unerträgliche Ewigkeit die gleich so angenehm war. Du bemerktest mich, drehtest dich um, langsam wie in Zeitlupe. Am liebsten hätte ich dich umarmt, festgehalten, bis wir eine Einheit gebildet hätten. Stattdessen schlug ich zu. Hart. Ohne Rücksicht. Unerwartet. Ich traf deine Wange. Du taumeltest und fielst dann letztendlich doch. Ich bereute es schon in dem Moment als ich es dachte, noch mehr als ich es tat. Dein Blick. Als meine Faust angerast kam. Er...Er war...wieder so unbeschreiblich stark, willensstark wie bei unseren ersten Treffen. Du lagst auf dem Boden. Unter mir. Niedriger als ich. Niedriger als die Anderen. Niedriger (so schien es) als der Rest der Welt. Erniedrigt. Ich wollte dich in die Arme nehmen, sagen das es mir Leid tut. So furchtbar Leid! Doch ich ging und lies dich liegen. Da unten, am Boden.

 

                         ... zu mehr – zu einem Menschen.

 

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