TRUCK STOP - In silence of the mountains von nc2002 TEIL 1 -- TEIL 2 -- TEIL 3 -- TEIL 4 -- TEIL 5 -- TEIL 6
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Stilles Lächeln
Der Himmel war in ein tiefes Grau getaucht. Es regnete in Strömen. Ein kalter Sturm fegte durch die herbstlichen Wälder, riss an den Ästen und Zweigen der Bäume . Unbarmherzig fetzte er die bunten Blätter von den Laubbäumen und trieb sie vor sich her. Auf der Landstraße, die sich durch die einsame Gegend schlängelte, weitab von jeglicher Zivilisation, näherte sich ein großer Truck. Ein junger Mann saß am Steuer und starrte auf die Straße vor sich. Im Radio dudelte irgendwelche Musik. Aber der Empfang wurde deutlich schwächer und gestörter. Takuto fluchte, drehte wie verrückt an den Knöpfen, steuerte mit der anderen Hand weiter seinen Truck und blickte mal nach vorn auf die Fahrbahn und mal auf das Radio. Plötzlich sprang ein Reh aus dem Gebüsch direkt vor den Truck. Der Fahrer bemerkte es und ging erschrocken auf die Bremse. Doch der schwer beladene Lastwagen rutschte auf der regennassen Straße noch ein ganzes Stück und Takuto hatte zu tun, um ihn gerade auf der Strecke zu halten. Das Reh entkam nur knapp dem Wagen, der inzwischen zum Stehen gekommen war. Erleichtert fuhr sich Takuto mit dem Arm über die Stirn. „ Puh...Das war knapp!“ sagte er zu sich selbst, „ Gott sei dank ist meinem Bab nichts passiert.“ Er liebte seinen Truck über alles. Die scheinbar Endlosfahrten über das Land machten ihm riesigen Spaß. Seine Kollegen von dem Fuhrunternehmen Takasaka belächelten Takuto Izumi oft, weil er es ihrer Meinung nach mit der Liebe zu seinem Fahrzeug manchmal echt übertrieb. Nichts und niemanden ließ er an den Truck. Er putzte ihn ständig bis sich alles darin spiegelte, er wohnte in dem Truck- lebte in und für ihn. Manche meinten, dieses Verhalten rühre aus der Vergangenheit von Izumi. Seine Familie war dem religiösen Wahn einer Sekte zum Opfer gefallen. Er war damals ein Kind; und er entkam als einziger dem Massenselbstmord mit einem tiefen Schock. In dem Kinderheim, in das man ihn steckte, kam er nicht zurecht. Er büchste aus, klaute wie ein Rabe, bis man ihn erwischte und erneut ins Heim brachte. Bald darauf hatte man es mit seiner Aufsässigkeit satt und so wurde Takuto von Heim zu Heim geschoben. Eines Tages jedoch, als er wiedereinmal ausriss nunmehr als 17 – Jähriger , kam es, dass er auf ungewöhnliche Weise einen Truck –Fahrer kennenlernte. Von Anfang an war er von dessen Truck fasziniert und setzte sich ein Ziel – selbst einen Truck zu fahren. Und wenig später hatte er es geschafft - nun fuhr er schon einige Zeit die Straßen auf und ab, durchquerte die verschiedensten Landstriche. Der Truck war seine große Liebe und Leidenschaft. Er brauchte kein Frei und keinen Urlaub. Dieses Fahrzeug und was damit verband war sein ein und alles. Takuto setzte seine Fahrt fort und lauschte der Musik im Radio. Der Empfang war deutlich besser geworden. Plötzlich meldete sich jemand per Funk. „ Tak? Hier ist Cat! Wo bist du gerade?“ Takuto meldete sich gleich: „ Hi Cat! Wie geht es dir? Passiere gerade eine lange Waldstrecke in der Nähe von Blue Lake.“ „ Ist ziemlich menschenleer hier oben nicht? Ich bin übrigens auf der selben Strecke ca einen halben Tag hinter dir. Hab dasselbe Ziel. Der Kunde hat noch mal Fracht nachbestellt. Takasaka wollte dich erreichen. Du sollst an der Strecke auf mich warten. Er möchte, das wir unbedingt zusammen am Zielort eintreffen, meinte es würde einen besseren Eindruck machen. Takachan versuchte dich zu erreichen, aber vielleicht hattest du keinen Empfang.“ „ Kann sein. Dann werd ich mir mal ein Plätzchen suchen und auf dich warten, ne Pause könnten ich und mein Bab nach dem Schock schon vertragen.“ „Was denn fürn Schock?!“ Die Stimme am anderen Ende klang besorgt. „ Ach es ist nichts weiter. Ein Reh ist vorhin auf die Straße gesprungen. Konnte grad noch so bremsen. Wollt das arme Tier ja nicht umfahr´n!“ „ Ach so, kann passieren.... Du ? Wie lange reicht dein Sprit noch ?“ „ Noch ne Weile. - Aber bald erreiche ich die winzige Ortschaft High Mountains. Da füll ich auf. Können wir ja zusammen machen. Ich such mir jetzt eine Stelle, wo ich auf dich warte.“ „ Ok! Tak! Also dann bis später. Freu mich schon. War sonst noch was?“ „ Eigentlich nicht. Ab und zu überholt mich mal ein Jeep. Irgendwie scheint es immer wieder derselbe zu sein. Das geht mir schon seit Black Wood so. Aber das kann nicht sein, weil ich ihn nicht überhole, wenn du verstehst, wie ich das meine. Entweder haben hier in der Gegend alle den selben Geschmack oder ich gucke falsch...“ „ Versteh schon, aber wenn’s weiter nichts ist. Kannst dich ja noch mal melden, wenn du eine Stelle gefunden hast, ansonsten kannst du auch in High Mountains auf mich warten!“ „ Ok Cat! Bis dann!“ Takuto drehte das Radio lauter. Es kam gerade sein Lieblingssong. Er war froh, im warmen Truck zu sitzen. Draußen stürmte es noch immer und der Regen peitschte gegen die Scheiben. Der junge Mann strich sich einige schwarze Haarsträhnen aus dem Gesicht, dann konzentrierte er sich wieder auf die Straße. Es begann zu dämmern. Allmählich legte der Abend sein dunkles Band über die großen Wälder und hohen Berge. Takuto schaute nach vorn auf den dunkelgrauen Asphalt. Er hatte die Scheinwerfer seines Trucks angemacht und die fingen da etwas ein. Zunächst konnte Takuto nur undeutlich die Umrisse einer Person erkennen, die am Straßenrand in seiner Fahrtrichtung entlang zu wandern schien. `Was macht ein Mensch allein in dieser gottverlassenen Gegend und dann noch zu Fuß. Bis zur nächsten Ortschaft sind es noch ein paar Meilen` dachte Takuto bei sich und verlangsamte seine Fahrt.
Unterdessen war ein anderer Fahrer bestrebt, Takuto möglichst bald einzuholen und ihn nicht lange warten zu lassen- Cat. Mit richtigem Namen hieß er Katsumi. Er war ein Kollege von Takuto und so etwas wie ein Freund. Auch er liebte seinen Beruf und verstand Takuto nur zu gut. Takuto mochte Katsumis ungezwungene Art und seinen Humor, blieb aber immer etwas distanziert. Über die Fahrten, die Trucks unterhielt sich Takuto gern mit Katsumi, aber wenn es um das Privatleben, Weiber und Vergnügen ging, davon wollte Takuto nichts wissen. Katsumi wusste das und konnte damit bisher gut umgehen und mit seinem Humor Takuto ab und zu aus seinem ernsten Zurückgezogensein holen. Katsumi war ein Typ, der die Gesellschaft anderer liebte, deshalb mochte er Fahrten, wo er einen Beifahrer bekam sehr. Aber das kam selten vor. Das Fuhrunternehmen Takasaka war auf Sparkurs. Aber bald würde Katsumi auf Takuto treffen, um die Fahrt gemeinsam fortzusetzen, das war schon wenigstens etwas und der junge Blondschopf freute sich.
Die Gestalt vor Takutos Truck wurde immer deutlicher. Sie hatte langes blondes Haar- es schien eine Frau zu sein. Doch im nächsten Moment dachte Takuto, das dies nicht sein konnte, denn die Statur der Gestalt war groß, fast hünenhaft, eben männlich. Die Person war vom Regen triefend nass. Der Wind zerzauste das Haar. Doch unermüdlich setzte der Unbekannte seinen Weg fort, ohne auf den Truck hinter ihm zu reagieren. Takuto überkam bei diesem Anblick Mitleid. Langsam fuhr er an dem Mann vorbei und hielt. Er krabbelte hinüber zur Beifahrertür und öffnete sie. Genau in diesem Moment kam die fremde Person heran. Takuto konnte jetzt deulich erkennen, dass es sich um einen Mann in etwa seinem Alter handelte. „Soll ich dich ein Stückchen mitnehmen?“ fragte Takuto freundlich, „ Ist grad so n Mistwetter. Da möchte ich auch nicht gern draußen sein.“ Der Fremde blieb stehen, schaute zu Takuto auf und lächelte. Takuto deutete das als ja. Was er allerdings nicht bewusst wahrnahm, war, das in dem Blick des Fremden ein Lächeln lag, was mehr als nur ein Ja ausdrückte. Dieses Lächeln hatte etwas Seltsames an sich , etwas was Hinterlist verbarg. Takuto redete nicht weiter, er winkte den Fremden zu heraufzukommen, was dieser auch unverzüglich tat. Kaum hatte Takuto ihm den Rücken gedreht bekam das Lächeln des Fremden einem teuflischen Ausdruck. Takuto hatte sich wieder hinter dem Steuer postiert und der Fremde nahm neben ihm Platz und schloss die Tür. Dann zog er den nassen Mantel aus und hing ihn an einen Haken. Mit der rechten Hand fuhr er kurz durch sein nasses langes Haar. Inzwischen setzte Takuto die Fahrt fort. „ Mein Name ist übrigens Takuto Izumi. Es geht mich zwar nichts an, aber wohin wolltest du eigentlich und bei diesem Wetter?“ begann er das Gespräch, als von dem Fremden nichts kam. Der junge Mann schaute ihn nur an, zuckte mit den Schultern und lächelte erneut. „ Ist dir nicht kalt gewesen bei diesem Wetter ?“ fuhr Takuto fort, um seinen Beifahrer doch etwas zu entlocken. Aber der Fremde lächelte nur. Vielleicht ist er taub und stumm, dachte Takuto bei sich und schweigend setzten sie die Fahrt fort.
Katsumi trällerte kräftig in seinem Truck. Er hatte seine Lieblingskassette eingeworfen. Plötzlich überholte ihn ein schwarzer Jeep , setzte sich vor ihn und verlangsamte rasch seine Fahrt, er bremste Katsumi aus. Dieser ging natürlich auf die Bremse fluchte und schimpfte wie ein Rohrspatz. Der Wagen vor ihm Zwang ihn zum Halten. Katsumi wurde etwas mulmig zu mute. Vorsichtshalber verriegelte er die Türen. `Man kann ja nie wissen!` dachte er. Aus dem Wagen vor ihm stiegen zwei dunkle Gestalten. Einer der Männer trug Rangerkleidung, der andere ging ganz in Schwarz. Sie kamen auf Katsumis Truck zu. Katsumi versuchte eine Funkverbindung zu Takuto zu bekommen, aber das funktionierte nicht, der Empfang schien sehr schwach zu sein. Der Mann, der wie ein Rancher aussah, winkte Katsumi zu. „ Keine Angst!“ rief er. „ Ich bin Ranger aus der Gegend hier.“ Er hielt irgend einen Ausweis hoch und fuhr dann fort: „ Mein Name ist Akihito Nanjo. Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie während ihrer Tour so ab Waterfalls von einem grünen Jeep überholt worden sind. Ungefähr so einer.“ Der Mann hielt ein Bild hoch. Nur undeutlich konnte es Katsumi durch die nasse Scheibe erkennen. Er hatte zwar mehr Vertrauen, weil der Mann eine Uniform trug, aber er ging auf Sicherheit. „ Nein. Es hat mich kein solcher Jeep überholt.“ antwortete Katsumi, ließ aber die Scheibe oben. „ Vielen Dank für die Auskunft!“ Der Rancher wandte sich seinem Begleiter zu. Beide diskutierten kurz miteinander, dann gingen sie zu ihrem Wagen zurück. Sie stiegen rasch ein, wendeten und fuhren davon. Katsumi schüttelte den Kopf, dann setzte er seine Fahrt fort.
Inzwischen war es stockdunkeln geworden. Unaufhörlich regnete es in Strömen. Der Wind war stärker geworden. Das Licht, was der Truck auf die nasse Straße warf, blendete stark. Immernoch schweigend saßen Takuto und der Fremde nebeneinander. Da erspähte Takuto an der Straße auf seiner Seite einen großen freien Platz. Er verlangsamte die Fahrt und steuerte drauf zu. Der Wagen hielt an der Seite. Takuto schaltete die Scheinwerfer aus und das Licht im Truck an „ Tja mein Lieber.“ begann er, „ Ich weiß zwar nicht, ob du mich verstehst, aber ich brauch mal ne Pause, bin seit früh auf den Beinen. Außerdem ist der Sturm schlimmer geworden.“ Takuto versuchte mit Mimik und Gestik zu sprechen, weil er nun wirklich annahm sein Gegenüber wäre taub und stumm. „ Wir werden die Nacht hier verbringen müssen. Du kannst mit hier schlafen, natürlich nur wenn du willst. Am besten du gehst in meine Koje. Das ist gemütlicher! Ich werde hier vorn auf den Sitzen schlafen.“ Takuto zog einen Vorhang hinter den Fahrersitzen beiseite und deutete auf eine niedliche kuschelige Schlafecke. Wieder lächelte der Fremde nur. Takuto war sich unsicher, ob er verstanden wurde, aber schließlich war es ihm dann doch egal. Wenn der Fremde nicht bleiben mochte, konnte er ja gehen. Er hielt ihn nicht fest. Takuto versuchte Katsumi über Funk zu erreichen, um ihm zu sagen, dass er voraussichtlich in der nächsten Ortschaft auf ihn wartete aufgrund der besonderen Umstände, aber es kam keine Verbindung zu Stande. Von irgendwo kramte Takuto einen Beutel vor, aus dem er etwas zu Essen nahm und auch dem Fremden etwas hinhielt. „ Vor dem Schlafen sollst du mir nicht verhungern!“ lächelte Takuto. Zögernd nahm der junge Mann das Essen an. Takuto reichte ihm auch noch etwas zu Trinken. Dann aß auch er. Er schlang förmlich das Essen hinter. Sein Gegenüber beobachtete ihn die ganze Zeit, schien jede Bewegung von Takuto genauestens zu studieren. Manchmal bekamen die Augen so einen seltsamen unheimlichen Glanz, funkelten wie Sterne. Takuto war gerade damit beschäftigt, seinen Truck „dicht“ zu machen. Er brachte Vorhänge an den Fenstern an und verriegelte die Türen. Dann begann er sich zu entkleiden. Er merkte nicht, wie gierig die Blicke des Fremden über seinen sportlichen, etwas bräunlichen nackten Körper glitten, wie jede seiner Bewegungen ein Feuer in dem anderen zu entfachen schien. Takuto streifte sich einen Schlafanzug über, den er sich aus seiner Schlafecke zusammen mit einer Decke holte. Er deutete dem jungen Mann, der inzwischen mit dem Essen fertig war, hinter in die Schlafnische zu krabbeln. Aber der Fremde mit den langen blonden Haaren, die inzwischen wieder getrocknet waren, verharrte auf seinen Sitz und lächelte nur. Langsam kam das Takuto seltsam vor. Aber weil der Fremde absolut nicht hinter wollte, kroch er schließlich auf seinen gewohnten Schlafplatz, reichte dem Unbekannten eine Decke vor, die dieser lächelnd annahm. Ein bisschen unheimlich war Takuto mit seinem Gast schon zu mute. Aber er machte nicht den Eindruck, als wenn er etwas im Schilde führte. Hätte er einen Raub oder so etwas ähnliches vor, dachte Takuto, so hätte er es längst getan. Außerdem vermittelte sein Gegenüber nicht gerade den Eindruck, dass er ein Wässerchen trüben konnte. Takuto spürte die schwere Müdigkeit, die in ihm aufstieg, wünschte dem Mann noch mimisch eine gute Nacht, löschte das Licht und legte sich dann aufs Ohr. Erst fand Takuto nicht so richtig Schlaf. Er dachte an seine Fahrtroute und daran, wo wohl der Fremde aussteigen wollte. Zu gern hätte er erfahren, wer er ist und wohin er wollte. Und er machte sich Gedanken darüber, welches Schicksal dem Fremden wohl widerfahren ist. Ob er schon seit der Geburt taub und stumm war ? Takuto richtete sich noch einmal auf und blickte zu dem Fremden. Nur schwach konnte er dessen Umrisse im Finstern wahrnehmen. Dieser saß auf dem Sitz, hatte sich in die Decke gekuschelt und schien zu schlafen. Irgendwie beruhigt legte Takuto sich zurück und bald fielen auch ihm die Augen zu.
Katsumi schlief nicht. Er fühlte sich noch zu munter und außerdem wollte er Takuto einholen. Er hatte große Lust, noch mal Takuto anzufunken, aber er ließ es bleiben. So fuhr er allein durch diese Gegend und in ihm kamen die Gedanken an jene zwei Männer wieder auf. Wer waren die und warum suchten sie den grünen Jeep? Der eine schien ja ein Ranger gewesen zu sein, aber wer war der andere? - Der Mann in schwarz mit der Brille und den kurzem Haar? Vielleicht suchten sie nach einem Räuber, der irgendwo etwas geklaut hatte, oder nach einem Autodieb, weil die Frage so auf den Jeep zielte und weniger auf die Person. Katsumi dachte bei sich: `Was mach ich mir Gedanken? Schließlich ist kein solcher Jeep an mir vorbeigekommen und die Männer sind wieder umgekehrt.` Aber dann bekam er einen großen Schreck. Hatte Takuto nicht was von einem Jeep erzählt, der ihn ständig zu überholen schien? Von der Farbe des Wagens war keine Rede gewesen. Konnte es nicht dieser Jeep gewesen sein? Katsumi bekam ein ungutes Gefühl. Nun versuchte er doch noch Takuto über Funk zu erreichen. Aber es schien wie verhext. Er bekam einfach keinen Kontakt. „ Ich fühle, das irgendetwas nicht stimmt!!! Mein Gefühl hat mich noch nie getäuscht. Hoffentlich ist ihm nichts passiert!“ sagte Katsumi zu sich selbst und er beschleunigte seine Fahrt. Er versuchte sich mit Musik abzulenken. Einsam nahm der Truck seinen Weg auf der schier endlosen Landstraße durch die schwarze Nacht.
Der Regen hatte unterdessen aufgehört und der Sturm legte sich. Plötzlich herrschte eine Stille. Diese Stille war seltsam. Kein Laut drang aus den dichten Wäldern und von den hohen Bergen ringsum – Totenstille und mitten drin stand Takutos Truck. Über diese Ruhe wachte Takuto auf. Er wollte seine Arme bewegen, doch irgendwie ging es nicht. Pures Entsetzen fuhr durch Takuto und kalter Schweiß brach aus seinen Poren, als er mit Schrecken bemerkte, das seine Hände gefesselt waren und er auch seine Beine nicht bewegen konnte .............................
Koji Sein Herz begann wie wild zu rasen, er wollte aufschreien, doch kein Laut drang über seine Lippen. Das Licht ging an und Takuto blinzelte ,dann sah den Fremden über sich. Dieser war splitterfasernackt. Sein breiter muskulöser Oberkörper stach Takuto sofort ins Auge. Er sah dem Unbekannten in die blauen Augen. Sie funkelten gierig und in ihnen lag ein merkwürdiger Blick, der Takuto Angst machte. Diese blauen kalten Augen strahlten etwas Unheimliches aus, etwas Unberechenbares, Gefährliches - kurzum, es schien der Blick eines Psychopaten zu sein. „Was hast du vor? Was willst du?“ brachte Takuto hervor und versuchte sich loszureißen, was aber sinnlos war. „ Du redest zu viel mein Kleiner... wie schon früher.....“ drang eine dunkle männliche Stimme an sein Ohr. Takuto erschauerte. Sprechen konnte jener auch, also hatte er ihm die ganze Zeit nur vorgespielt. Mit einer raschen Bewegung fetzte der junge Mann Takuto das Hemd vom Leib. Dann beugte er sich dicht über ihn , kam nah an Takutos Ohr : „ Ich will dich!“ hauchte sein heißer Atem hinein und Takuto bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper. Der Mann mit den langen blonden Haaren begann wie wild am Hals von Takuto zu knabbern und seine Hände fingen an, den Körper des unter ihm hilflos Liegendenden zu erkunden. „Bist du vollkommen verrückt!“ schrie es aus Takuto heraus. „Falls du es noch nicht bemerkt hast, ich bin ein Mann!!!!!!“ „Das weiß ich...“ stöhnte der Fremde, ohne mit seinen Handlungen aufzuhören. Er fuhr mit seiner Hand weiter nach unten in die Schlafanzughose von Takuto. Dieser zuckte auf und versuchte irgendwie den Fremden abzuschütteln. Die engen Fesseln schnitten bei jeder Bewegung tiefer in die Haut ein. Erstes dunkles rotes Blut trat hervor. Der Psychopath machte sich am Glied von Takuto zu schaffen. „Du Dreckskerl. Hör sofort auf damit!!!!!!!“ schrie Takuto ihn an und fing an zu spucken.. Der Fremde hielt kurz inne, schaute Takuto tief in die entsetzten, braunen Augen und sagte: „Du redest immer noch zu viel. Aber du hast nicht nur so schöne unschuldige Augen... wie hätte ich sie je vergessen können.... Dieser süßer kleine, freche Mund glänzt so verführerisch und seine blutroten Lippen. ...Ich will sie schmecken......“ Damit packte er Takuto derb unterm Kinn und presste seinen Mund auf dessen Lippen. Unbarmherzig zwang er seine Zunge in Takutos Mund, um ihn zu erforschen. Takuto versuchte ihn zu beißen, da biss der Fremde einfach zurück. Seine Zähne schlugen tief in Takutos Lippen. Es schmerzte sehr und Blut quoll hervor. „Ich liebe Dein Blut .“ flüsterte der Unheimliche und begann an den blutenden Stellen zu saugen. Takuto rührte sich nicht mehr. Er lag da, unfähig etwas zu tun, es war wie ein Blackout. Was ihn noch beunruhigte, waren manche Worte des Fremden. Irgendwie glaubte dieser, ihn zu kennen oder verwechselte er ihn nur. Nach einer Weile ließ der Mann ab, nur um Takutos Hose herunterzuzerren. Takuto hatte sich wieder so einigermaßen gefasst. „Was tust du da ?!“ brachte er kaum hörbar hervor. Der Fremde gab ihm keine Antwort. Er fuhr unbeirrt in seiner Handlung fort........... Katsumi machte sich immer noch Gedanken. Sie schienen ihn fast zu erdrücken. Takuto wollte sich doch eine Stelle suchen, um auf ihn zu warten und sich melden, wenn er eine gefunden hat. Bisher war das noch nicht geschehen. Was war passiert? Vielleicht hatte Takuto ja etwas gefunden und stand aber in einem sogenannten Funkloch? Oder hatte er vergessen sich zu melden und schlief bereits, um sich zu erholen.??? Immer wieder dieselben Fragen tauchten in Katsumis Kopf auf. Egal!!!! Katsumis ungutes Gefühl trieb ihn dazu, es immer wieder zu versuchen, einen Kontakt zu Takuto zu bekommen. Aber vergeblich er bekam keine Antwort. Unermüdlich setzte Katsumi seine Fahrt so rasch wie möglich fort. Sein Truck näherte sich immer mehr jener Stelle, wo Takutos Lastwagen stand und sich furchtbare Dinge abspielten. Ein Jeep stand einsam und verlassen am Rand der Landstraße. Sein Standlicht ließ einen geringen Teil der Umgebung schwach erstrahlen. Ringsum schwiegen die tiefschwarzen Wälder. Kaum merklich huschten in ihnen , verborgen im Gebüsch kleine und große Schatten. Mal war es ein kleines scheues Reh, mal ein Raubtier auf seinem nächtlichen Beutezug. Die Wolken des Regens waren abgezogen und es war klar geworden. Ein Meer aus Sternen funkelte am schwarzblauen Firmament. Doch sie verblassten, als der Mond hinter dem dunklen Wald aufstieg und seine Bahn über den Himmel zog. Sein kaltes fahles Licht verlieh allem einen matten Glanz. Sein Schein spiegelte sich auch auf dem Dach jenes Jeeps wieder, dessen Fahrer schon Katsumi traf. In dem Wagen saßen diese zwei Männer und diskutierten eifrig. „Wir müssen ihn doch nun endlich mal finden, wenn man den Leuten hier Glauben schenken darf. Warum holen wir uns nicht endlich Hilfe. Warum müssen wir das allein regeln?“ jammerte einer der Männer. „Gedulde dich, der Jeep ist von Waterfalls an öfter gesehen worden, und die Beschreibung der Person passt auch.!“ antwortete eine strenge aber gelassene Stimme. „Zwei Jahre haben wir vergeblich gesucht...“ fuhr Akihito fort, „...hatten wir etwas von ihm gehört und gingen der Spur nach, war er auch schon wieder verschwunden!!! Dieser Bastard, wie ich ihn hasse,!!!!!! Warum musste Vater ausgerechnet uns losschicken...“ „Akihito. Wie redest du da von deinem Bruder!!! Du weißt doch, was mit ihm los ist.“ Hirose, der Mann im schwarzen Anzug, lehnte sich entspannt in den Sitz zurück. „Ja und? Was macht das??!! Was kann ich dafür?!!! Vater hat ihn schon immer mehr geliebt als uns!!!! Alles bekam unser Bruder, was er nur wollte. Und ausgerechnet wir müssen ihn zurückholen!!!! - Auch jetzt sind wir wieder so nah dran und wir holen uns wieder keine Hilfe......“ Akihito war ziemlich aufgebracht. „Vater hat seine Gründe.“ entgegnete Hirose, „Wir müssen uns diesmal eben mehr Mühe geben, um ihn nicht wieder zu enttäuschen. Wir müssen Koji finden, allein, sonst richtet er noch mehr Schlimmes an und die Öffentlichkeit wird erst so richtig auf uns aufmerksam, wenn ihn andere zu erst fassen sollten.“ Akihito wurde ein richtiges Nervenbündel. Er spielte hektisch an einem Kugelschreiber herum, bis dieser fast kaputtging. „Also gut, mal angenommen wir haben diesmal Glück und stellen ihn. Er wird doch nicht freiwillig mit uns mitgehen!!!!!!“ Hirose lächelte finster und blickte zu einer schwarzen Kiste hinter ihnen. „Ich kann dich beruhigen, Akihito!!!“ dabei wandte sich Hirose wieder seinem Bruder zu und fuhr fort: „Glaub mir, er wird ......“ „ Du gehörst mir!!!!!!“ hauchte eine finstere Stimme Takuto ins Ohr. Der Fremde hatte sich noch einmal über ihn gebeugt. Sein langes, feines, glänzendes Haar kitzelte Takuto am Körper. „Warum bist du fortgelaufen?!!!! Wir hatten einen Bund!!!!!! Du hast ihn gebrochen!!!!!!! Warum?!!!!!!!“ fuhr der Fremde energisch fort. „Du bist ja wahnsinnig!“ entgegnete Takuto mit etwas Verzweiflung in der Stimme. Er wusste nicht, ob er aus dieser Sache heil herauskommen würde und was noch passieren würde. „Ich kenn dich nicht!!!!“ fügte er noch hinzu. „Hör auf dich zu verleugnen!!!!!! Ich bin es Koji !!!!! All die Jahre hab ich nach dir gesucht. Jetzt, endlich hab ich dich gefunden!!!!!! Und ich lass dich nie wieder fort!!!!!“ Koji schaute Takuto nochmals in die Augen, „Du bist schön. Deine Augen - dieser unschuldige Blick - so wie damals. - Dein Körper, so geschmeidig und die Haut so samtig, wie der von einer Raubkatze...... Ich will dich endlich spüren - alles an dir und ich will mich endlich mit dir vereinen. Es ist an der Zeit den Bund zu erneuern und endgültig zu besiegeln!!!!!!“ Er riss plötzlich Takutos Beine auseinander und drang mit zwei Fingern in ihn ein. Takuto zuckte zusammen. „Du bist so ziemlich eng.......guuuuuuuut so, es wird schön.“ „Du feiges Miststück!!!!!!!“ schrie Takuto ihn an. “Glaubst du es zeugt von Stärke, wenn dich an einem Wehrlosen vergehst?!!!!! Wie schwach musst du sein und wie krank!!!!!!!!!!“ Woher Takuto diesen plötzlichen Mut zum Aufbegehren hatte, wusste er nicht, ihm war mittlerweile alles egal. Sein Gegenüber stutze einen Moment, dann begann er schauerlich zu Lachen. „Aber du weißt doch ganz genau, dass ich immer der Stärkere von uns beiden war und es liebe, dich gefesselt zu sehen. Du hast doch früher dann immer gleich aufgegeben und dich freiwillig fesseln lassen, weil ich dir zu stark war.....Aber gut, wenn du mich auf die Probe stellen willst, ich versteh dich, ist ja auch Jahre her........“ Koji kramte ein Messer hervor und spielte etwas damit herum, dann kam er mit der Klinge Takuto immer näher. Ganz sacht fuhr er mit dem kalten Stahl über dessen Halsschlagader. Takuto wurde augenblicklich leichenblass, ihm war übel und er schloss die Augen. „Jetzt ist alles aus!!!!!!“ dachte er. Eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper und kalter Schweiß brach aus seinen Poren. Koji lachte erneut, dann befreite er Takuto von den Fesseln und betrachtete sich die wunden Handgelenke. „Ich werde deine Wunden heilen“ sagte er. Das rote Blut leuchtete ihm auf der bräunlichen Haut entgegen und er begann es abzulecken. Takuto überlegte nur kurz. Irgendwie musste er an den Funk kommen, um irgendjemand zu informieren. Selbst, wenn es sein Leben kosten sollte, musste er die Welt vor diesem Irren warnen. Mit einem Ruck war er auf und hatte Koji von sich gestoßen und versuchte nach vorn zum Fahrersitz zu kommen. Aber Koji war schneller. Es gab einen kurzen Kampf, den der Blonde spielend gewann. Er überwältigte Takuto und nagelte ihn unter sich fest. „ Siehst du?.....Ich bekomme immer, was ich will.....“ sagte er und lächelte Takuto listig an „Und jetzt bekommt der Sieger seinen Lohn...“ keuchte er schon sichtlich erregt. Dann durchbohrte Takuto ein Schmerz, der ihn aufschreien ließ. Koji war in ihn eingedrungen. Stocksteif ließ Takuto es über sich ergehen. Er versuchte, die Stöße nicht zu spüren, obwohl der starke Schmerz ständig da... . Er versuchte das tiefe Stöhnen, was heiß an sein Ohr drang zu überhören. Schließlich kam der Irre in ihm und sank erschöpft auf ihn, ohne jedoch seinen festen Griff zu locken. Takuto lag da und starrte apathisch an die Decke,. Seine Verkrampfungen waren gewichen. So lag er da, zu keiner Bewegung fähig. Er stand unter einem schweren Schock. Takuto bekam nicht mehr mit, wie ihm Koji etwas anzog, ihn erneut fesselte und dann mit dem Truck durch die Nacht rauschte, bis zu der Stelle, wo er seinen Jeep versteckt hatte. Dort ließ Koji den Truck stehen, schleifte den immer noch apathischen Taktuo in seinen Jeep und raste mit ihm davon. Es war der Jeep, der Takuto aufgefallen war, der ihn ständig zu überholen schien, obwohl er ihm nie entgegenkam. Koji musste ihn einige Zeit ganz genau beobachtet haben und gut getarnt gewesen sein. Das Wetter an jenem Abend kam ihm wohl dann sehr gelegen. Er wusste, das Takuto diese Straße entlang kommen würde, weil es für größere Wagen auf dieser Strecke lange keinen Abzweig gab. Dann setzte er bei diesem Regen auf das Mitleid. Und es funktionierte. Selbst wenn es nicht funktioniert hätte, hätte sich Koji was anderes einfallen lassen, um an Takuto heranzukommen, jetzt, wo er ihn endlich wiedergefunden hatte. Und eines war für ihn sicher, er würde ihn nie wieder gehen lassen.
Es wollte einfach nicht hell werden. Um eine Zeit, wo die
Sonne eigentlich schon hoch über dem Wald stand, breitete sich dichter
Nebel aus. Er hatte sich gegen Morgen gebildet und wurde immer dicker. Wie
ein undurchdringlicher Schleier zog er sich durch die Wälder in die Berge
und schien Geheimnisse zu bergen. Er vermischte sich mit dem Grau der
Landstraße und ließ sie in sich verschwinden. Katsumi musste langsamer und
sehr vorsichtig fahren, obwohl es ihm schwer fiel. Die Tatsache, das er
Takuto nicht erreichte, ließ in ihm immer mehr das Gefühl wachsen, dass
etwas nicht stimmte. Eigentlich, so dachte er, müsste er Takuto treffen,
wenn er vor High Mountains auf ihn wartete, das gab die Zeit her. Wenn
nicht, würde es noch ungefähr einen viertlen Tag dauern bis High
Mountains. Der Nebel war inzwischen so schlimm geworden, dass Katsumi die
Straße in ca 20 Meter Entfernung nur noch erahnen konnte. Plötzlich
tauchte kurz vor ihm ein großer dunkler grauer Schatten auf. Katsumi trat
erschrocken auf die Bremse und riss das Steuer herum. Gerade so
schlitterte er an dem in Nebel getauchten Hindernis knapp vorbei und kam
auf der Gegenfahrbahn zum Stehen. Katsumi schaute in den Rückspiegel und
fuhr zusammen. Ein leichter weißer Nebelschleier zog über Takutos Truck.
Katsumi stieg nicht aus, zumindest noch nicht. Etwas kam ihm merkwürdig,
wenn nicht gar unheimlich vor. Takutos Truck stand unbeleuchtet mitten
auf der Fahrbahn. Welch ein Fahrer würde seinen Wagen so abstellen, wenn
er Pause machte? Ein kalter Schauer lief Katsumi über den Rücken.
Irgendetwas musste da nicht stimmen. Dann war die Neugier stärker als
Furcht und Verstand. Er fuhr seinen Truck ein Stück rückwärts und ordnete
sich hinter Takutos Truck ein und schaltete die Warnblinken ein. Dann
stieg er aus und ging vorsichtig zu Takutos Truck. Seine Knie waren etwas
weich geworden und er schluckte. Irgendwie war ihm nicht wohl bei der
ganzen Sache. Erst leise, dann etwas lauter rief er Takutos Namen. Nichts
rührte sich. Die Stille, die der dichte Nebel mit sich brachte, machte
alles noch viel unheimlicher. Katsumi versuchte durch die Frontscheibe
etwas zu erkennen, doch er sah nichts. Dann nahm er allen Mut zusammen und
probierte sich an der Tür. Sie war nicht verschlossen und öffnete sich.
Katsumi fand die Sitze leer vor. Er kletterte in den Truck und sein Blick
streifte über die Schlafnische. Was er dort sah, ließ ihn das Blut in den
Adern gefrieren. In einer Ecke lag Takutos zerfetztes Schlafzeug, auf der
Decke überall war getrocknetes Blut. Irgendwie war die Luft stickig und
roch nach Schweiß. Katsumi wurde bei dem Gedanken schlecht, was Takuto
passiert sein könnte. Aber nur was war passiert? Es gab keinen Unfall?
Warum das Blut und warum waren die Sachen zerrissen? Fragen über Fragen
häuften sich an. Katsumi wollte g zu seinem Truck zurückkehren, um über
Funk Hilfe zu holen und Takasaka zu informieren. Gerade, als er Takutos
Truck verlassen wollte, quietschte plötzlich etwas neben dem Lastwagen
durchdringend und sorgte für noch mehr Herzklopfen bei Katsumi. Er war
zurückgekommen........................... Kleines Vorwort: In diesem Teil ist einiges ziemlich verwirrend oder lässt Widersprüchliches anmuten, aber es klärt sich alles noch auf - ich kann es bloß nicht hier schon verraten!!!!!!Alles zu seiner Zeit!!!!1^^ Irgendwo im Nirgendwo ...der dunkle Jeep mit jenen beiden mysteriösen Männern, denen Katsumi schon einmal begegnet war. Aber im Gegensatz zum letzten mal, war Katsumi doch etwas froh, sie zu sehen... Koji erreichte eine Stelle, wo ein unscheinbarer Weg in das Dickicht auf der anderen Seite von der Straße abging. Er bog ein und hielt. Überraschenderweise stieg er aus dem Wagen und trat an ein Gebüsch heran, was da am Wege stand. Er packte es fest und schleifte es über den schmalen Weg. Es lag nun so, dass der Weg von der Straße aus nicht mehr zu sehen war. Der Busch lag schon vorher lose am Rand und Koji muss es gewusst haben. Er schien sich hier in dieser Gegend sehr gut auszukennen und der Nebel heute noch dazu kam ihm sehr gelegen. Koji stieg zurück in den Wagen und setzte seine Fahrt durch den nebelverhangenen Wald fort. Neben ihm gefesselt saß Takuto. Er hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Die Erlebnisse der letzten Nacht, der Schock hatten ihren Anteil daran. Ab und zu sah Koji zu ihm hinüber mit einem seltsamen Lächeln. Manchmal schien es ihm etwas schwer zu fallen, den Blick von Takuto zu wenden. Immer tiefer führte der Weg in die Wälder und schien sich dann ganz in ihnen zu verlieren. Koji fuhr den Jeep in eine Senke mitten in einer Schonung. Er stieg aus und kramte aus dem Jeep eine grün - braun -. schwarz gefleckte Plane hervor. Dann ging er zur Beifahrertür, riss sie auf und zog Takuto hinaus. Ziemlich benommen torkelt der und fiel ins herbstliche Gras, wo er langsam zu sich kam. Er schien immer noch sehr verstört. Takuto fühlte das nasse kalte Gras an seiner Wange. Die Kälte des Erdbodens kroch in seine Sachen und durchdrang seinen Körper. Er begann zu zittern. Inzwischen hatte Koji den Jeep mit der Plane abgedeckt und noch ein paar Säcke ausgeladen. Dann zog er dichtes Gestrüpp über den Wagen. Es dauerte einige Zeit und die Stelle bei der Senke sah so aus, als würde da ein Strauch stehen, der schon immer dort wuchs. Sämtliche Spuren schienen gänzlich verwischt. Niemand würde auf die Idee kommen, das unter dem Strauch ein Geheimnis schlummerte. Koji huckelte sich das Gepäck auf, zog Takuto hoch. " Komm schon!" sagte er, " Oder willst du hier erfrieren?" Takuto versuchte zu gehen, blickte wirr um sich, bis er wieder in Resignation fiel. Koji hatte einen längeren Strick um Takutos Hände gebunden und zog ihn hinter sich her. " Ist nur zu deiner Sicherheit und damit du mir nicht wieder davonläufst. Das habe ich dir noch immer nicht verziehen." sagte er etwas barsch und kalt und zog einmal so derb und ruckartig am Strick, dass Takuto fast gestürzt wäre. Wie in Trance setzte Takuto Schritt vor Schritt und folgte Koji durch den Busch. Koji schaute sich nicht mehr nach ihm um. Er schien über eine Sache nachzugrübeln, wahrscheinlich darüber, warum ihn Izumi, so nannte er ihn schon immer, nicht erkannt hatte und ihn in den Truck ließ, an jenem verregneten Abend. Das Izumi ihn nicht erkannte, ließ Koji in dieser Situation vorerst schweigen und abwarten, bis zu jenem Punkt, wo er sich nicht mehr halten konnte und er außer Kontrolle geriet. Oder hatte er sich getäuscht und es war nicht der, nach dem er suchte. Aber es konnte niemand anderes als sein Izumi sein oder die Ähnlichkeit wäre zu perfekt. Und Izumi konnte ihn nicht vergessen haben. Die Trennung ist erst acht Jahre her und in acht Jahren kann man keinen Menschen so einfach vergessen. Kojis Gedanken drehten sich im Kreis. Der Nebel begann sich zu lichten und bald durchbrach ein Sonnenstrahl die letzten dünnen Schleier und tauchte die herbstlichen Wälder in ein goldenes Licht. Es ging bergauf. Takuto begann zu stolpern und fiel öfter hin. Koji zerrte ihn wieder und wieder hoch. " Nun stell dich nicht so an!" raunte er Takuto zu. Takuto fror mittlerweile ganz entsetzlich und die eisige Kälte schaffte es, ihn in die Realität zurückzuholen. Takuto erinnerte sich, an das, was letzte Nacht geschehen war und als er Koji vor ihm erblickte, wurde ihm schlecht. Er schaute sich weiter um und fand sich in einem riesigen von großen Bäumen und kleinen Büschen durchzogenen Wald wieder." Wo sind wir?" fragte er schwach, kaum hörbar. Der andere gab ihm keine Antwort. "Wo bringst du mich hin?" war die nächste Frage. Koji blieb stehen, wandte sich um und kam an Takuto heran. " Da, wo uns keiner findet. Weitab von den Menschen, die ich verfluche. Wir werden ungestört sein, allein. Dir wird es gefallen. Dir hat es früher immer gefallen, wenn wir in den Wald gegangen sind. Dort haben wird uns geschworen, für immer beisammen zu sein!" " Mir tut alles weh!" versuchte Takuto abzulenken." Es ist nicht mehr weit, dann brauchst du nicht mehr zu laufen!" sagte Koji und lächelte ihn an, aber jetzt mit einem liebevollen, sanftmütigen und besorgten Blick. Takuto verstand überhaupt nichts. So sehr er sich auch versuchte zu erinnern, aber es gab keine Erinnerung an Koji. Schweigend gingen sie weiter und erreichten dann gegen Nachmittag eine Anhöhe,. auf der sich eine Lichtung befand. Koji hielt inne und lauschte. Mehr als ein paar Vögel war nicht zu hören. Koji pfiff auf einmal und es dauerte nicht lange und der Boden unter ihren Füssen begann zu zittern....... Inzwischen war Katsumi aus Takutos Truck gekommen und stand nun dem Ranger und seinen Begleiter gegenüber. " Gibts Probleme, Mister?" fragte Akihito freundlich. " Wir bemerkten ihr Warnlicht..." Katsumi versuchte sich zu sammeln: " Ich fand diesen Truck hier so abgestellt. Er gehört meinem Arbeitskollegen. Wir wollten uns hier auf der Strecke oder in High Mountains treffen, hatten aber seit gestern Abend keinen Funkkontakt mehr .Und als ich vorhin hier ankam, stand der Truck unverschlossen so da. Aber von meinem Kollegen fehlt jede Spur. Drinnen im Fahrerhaus ist Blut in der Schlafnische....es muss etwas passiert sein... ich wollte gerade über Funk Hilfe holen..... Sie müssen mir glauben!!!" Katsumi wurde aufgeregt, was sonst nicht seine Art war. " Beruhigen Sie sich." sagte plötzlich Hirose, der Mann in Schwarz. "Wir glauben ihnen ja. Mein Bruder hier ist Ranger in dieser Gegend. Er wird sich um diese Sache kümmern." Hirose warf Akihito einen Blick zu. Dieser verstand sofort und nickte. Er kletterte in den Truck, um sich das Ganze mal anzusehen. Hirose wandte sich wieder an Katsumi:" Zeigen Sie mir ihren Ausweis und beschreiben Sie mir ihren Kollegen!" Katsumi stutzte. " Verstehe.." meinte Hirose. Er holte aus seinem Jackett einen Ausweis hervor. " Ich arbeite indirekt mit der hiesigen Polizei zusammen. Sie können mir vertrauen." Katsumi zog seinen Ausweis hervor und noch ein Foto. Er wies auf einen dunkelhaarigen jungen Mann darauf. " Das ist mein Arbeitskollege. Sein Name ist Mr. Izumi. " Hirose zuckte bei diesem Namen leicht zusammen, hatte sich aber sofort wieder im Griff. Als er sich das Foto betrachtete, machte sich große Überraschung auf seinem Gesicht bemerkbar, fasste sich aber rasch und fragte: " Darf ich dieses Foto behalten? Es würde uns bei der Suche nach ihrem Kollegen sehr helfen." Katsumi nickte. Inzwischen war Akihito aus dem Truck gestiegen. " Es besteht kein Zweifel!" sagte er," Hier liegt ein Verbrechen vor. Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen. Aber die Chancen ihren Arbeitskollegen noch lebend wiederzufinden stehen sehr schlecht!" Er machte eine kurze Pause und schaute den entsetzten Truckfahrer ernst an. Dann fuhr er fort: " Wir werden natürlich unser Möglichstes tun, um ihren Kollegen zu finden..."Hirose trat an Katsumi heran und legte ihm die Hand auf die Schulter. " Sie sollten besser ihren Arbeitgeber informieren. Ich möchte Sie jedoch bitten, diese Sache hier nicht groß breit zu tragen. Wir wollen eine Panik in dieser Gegend vermeiden. Suchen Sie auf ihrer Fahrt möglichst bewohnte Gebiete als Rastplatz auf, wer auch immer das hier war, könnte sich noch in der Gegend aufhalten und wieder zuschlagen..." " Aber wie wollen Sie jemand finden, von dem Sie nicht wissen, wie er aussieht..." Katsumi wurde zunehmend unruhiger. " Wir werden jede noch so kleinste Spur verfolgen. Das ist sicher. Und wir haben einen Verdacht, denn ihr Arbeitskollege ist nicht das erste Opfer hier im Umkreis von Meilen. " Katsumi blickte auf: " Mir fällt etwas ein. Gestern hatte ich es vergessen zu erwähnen. Aber jetzt, wo Sie sagten, mein Kollege sei nicht das erste Opfer... Sie suchten doch nach einem bestimmten Jeep? - Nun . Mein Arbeitskollege erzählte mir, wo wir noch Funkkontakt hatten, von einem, der ihn seit Waterfalls auffiel, weil er ihn ständig zu überholen schien. Da war sowieso was Merkwürdiges an der Geschichte. Der Jeep überholte ihn immer, obwohl er ihm nie wieder entgegenkam..." " Wissen Sie, ob ihr Freund eine Farbe erwähnte?" fragte Hirose. " Soweit ich weiß nein." " Diese Auskunft hilft uns schon viel weiter... . Beruhigen Sie sich noch etwas, dann informieren Sie ihre Firma. Wir werden hier in der Gegend bleiben. Ich würde ihnen vorschlagen, erst wieder in High Mountains Halt zu machen! Und nehmen Sie niemanden mit!" Hirose wirkte äußerst ernst und angespannt. " Ich glaub, dass brauchen Sie mir nicht zweimal zu sagen." erwiderte Katsumi, " Ach ja..." Hirose holte aus seinem Jackett einen Zettel und einen Stift, " Wie können wir Sie erreichen, wenn wir etwas über den Verbleib ihres Arbeitskollegen in Erfahrung bringen können?" Während Katsumi noch mit den Männern verhandelte, spielten sich weit entfernt in der Wildnis der Berge sonderbare Dinge ab.... Mit donnernden Hufschlag, wehenden schwarze Mähnen, einem Schnauben und lautem Wiehern näherten sich Koji und Takuto drei Pferde und ein 10 Monate altes Fohlen. Kurz vor Koji blieben sie stehen, wieherten zur Begrüßung und ließen sich von ihm Streicheln. Takuto war völlig überrascht. Aus einem der kleinen Säcke holte Koji Zaumzeug für eines der Tiere hervor und ein Halfter mit Führstrick für ein zweites Tier. Unter seiner Hand wurden die scheinbar wilden Tiere sanft und ruhig. Sie ließen sich willig zäumen. Dann trat Koji an Takuto heran und wie auf das Tier mit dem Halfter. " Oh nein." Takuto trat einen Schritt zurück." Nicht mit mir ...ich setz mich nicht da drauf..." " Fängst du schon wieder an, mir was vorzumachen ?!" sagte Koji ärgerlich, " Langsam fängst du an, mich zu verärgern!!! Halt mich nicht zum Narren!!! Das ist sehr gefährlich... und jetzt rauf da!!!!" Er sagte das mit einem so deutlichen Ernst und einem Blick, der einen hätte töten können, dass es Takuto vorzog, zu tun, was man von ihm verlangte. Das Wichtigste war, dass er noch lebte. Und irgendwie und irgendwann würde der passende Augenblick kommen und ihm die Möglichkeit zur Flucht bieten. Er dachte nach und kam schnell zu dem Schluss, das Spiel des anderen mitzuspielen. Der andere schien ihn zu kennen, also musste er sich was einfallen lassen. " Tut mir leid..." fing er an, " Aber in den letzten Jahren ist so viel passiert. Ich hatte einen Unfall..." log er, " Seitdem ist in meinem Kopf eine Leere, was Erinnerungen betrifft..." Takuto vernahm ein plötzliches helles Aufleuchten in den Augen des anderen. " Darum erkennst du mich nicht. Sie haben mir alle erzählt, dass du einen Unfall hattest, aber sie sagten, du seiest tot, du wärst in einem Auto verbrannt...... Aber ich konnte einfach nicht glauben, dass du tot bist, zumal wir vor dem Unfall noch einen heftigen Streit hatten und du fortgehen wolltest. So dachte ich, man hätte sich das mit dem Unfall nur ausgedacht, um mich davon abzuhalten, dich zu suchen. Vater, meine Brüder ... alle waren sie nie gut auf dich zu sprechen. Ich weiß selbst nicht warum. Wenn du fortgelaufen wärst, wie ich erst dachte, müssten sie froh darüber gewesen sein. Der Unfall und das du dein Gedächtnis verlorst kam ihnen dabei gerade recht, um dich loszuwerden und dich von mir zu trennen. Aber nun haben wir uns wieder... Es wird alles wieder gut, glaub mir und es wird wieder so wie früher. Nur das wir weit weg sein werden von den anderen... " Koji hielt inne, plötzlich grinste er:" Meine Brüder... diese dummen Rindviecher führe ich schon eine ganze Zeit an der Nase herum... Sie suchen mich... sollen mich zurückbringen... aber das werden sie nie schaffen..." er begann wie ein Wahnsinniger zu lachen. Takuto bekam über der Gänsehaut, die er schon durch die Kälte hatte, noch eine. Er war sich ziemlich sicher, dass er es hier mit einem Psychopaten zu tun hatte. Koji beruhigte sich wieder und tätschelte dem braunen Hengst mit der schwarzen Mähne am Hals. "Keiner hat bemerkt, dass ich unsere Lieblinge mitgenommen hab, als ich ging. Konnte ja auch keiner. Hab zuvor monatelang nach Pferden gesucht, die diesen hier ähnlich sind, hab diese in einen unbeobachteten Moment auf die Weide gestellt. Meine Brüder, -mein Vater, -die anderen sind viel zu blöd, als das ihnen die kleinen Unterschiede auffallen würden - kennen sich zum, Glück nicht aus... Doch genug jetzt. Wir müssen noch ein Stück weiter. Wir werden einige Zeit so unterwegs sein. Gegen Abend erreichen wir eine geschützte Stelle, da gibts dann was zu essen..." Koji lächelte Takuto an, " Und du wirst bald wieder der alte sein ... aber das hier..." damit wies er auf den Strick, der Takuto fesselte, "... lass ich lieber noch n bisschen ...zur Sicherheit oder falls du dirs doch anders überlegst..." Koji half Takuto auf das Pferd mit dem Halfter. Dabei stellte er fest, wie kalt diesem war. Aus einem anderen sack, zog Koji eine warme größere Decke heraus. Nachdem er das restliche Zeug verstaut und sein Pferd bestiegen hatte, hängte er sie Takuto um. " Du musst noch ein klein wenig durchhalten.." sagte er, dann fasste er den Führstrick und spornte sein Pferd an. Die anderen Tiere folgten diesem auf den Fuß. Alle Pferde trugen keine Eisen und hinterließen auf dem etwas härtlichen Boden kaum Spuren. Der Weg führte durch die einsame Wildnis immer tiefer ins Niemandsland hinein. Über den dichten Wäldern zog ein majestätischer Adler einsam seine Kreise, immer spähend nach Beute. Weiße Wolken waren am Himmel aufgezogen, lauter kleine. Schäfchenwolken. Sie wirkten wie eine riesige Herde Schafe, die am blauen Himmel umherzog. Schnee glänzte auf den Gipfeln der Berge. Jeder für sich in Gedanken versunken setzten Koji und Takuto ihren Weg fort irgendwo im nirgendwo, weitab vom Stress des modernen Zeitalters, dem Lärm des Fortschritts, der Unruhe und der Hektik der neuen Zeit... Katsumi war längst wieder auf der Strecke. Er hatte Takasaka informiert und traf nun in High Mountains ein. Um Takutos Truck wollte sich der Ranger kümmern und Katsumis Arbeitgeber Bescheid geben, wo er abzuholen wäre, wenn alle Untersuchungen abgeschlossen sind. Katsumi tankte in der kleinen Ortschaft auf. Nach den Ereignissen der letzten Zeit brauchte er dringend Ruhe und ein warmes Bad. So suchte er sich so etwas wie eine Pension, um erst einmal ein entspannendes Bad zu nehmen und etwas Warmes zu essen, wenn er überhaupt einen Bissen herunterbringen konnte. Takuto und was ihm passiert sein könnte, dass er vielleicht nicht mehr am Leben wäre, ging ihm nicht aus dem Kopf. Der sonst fröhliche junge Mann immer mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen, schien diesen Gesichtsausdruck verloren zu haben. Seine Augen schauten traurig - verzweifelt - voller Sorge - hoffnungs- und fassungslos. Während er sich im warmen wohltuenden Wasser zu entspannen versuchte, hatten zwei andere Männer eine rege Diskussion... Hirose und Akihito saßen in ihrem Jeep immer noch bei Takutos Truck und waren damit beschäftigt, ein Rätsel zu lösen. " Es kann nur der Jeep gewesen sein. Aber wieso überholte er den Truck nur ständig? Er muss doch ihm auch mal wieder entgegengekommen sein?" brabbelte Akihito nachdenklich vor sich hin. "Aber das ist doch ganz logisch." bemerkte Hirose, " Koji muss den Truckfahrer erst eine Weile beobachtet haben, und um weniger aufzufallen, überholte er ihn zwar, doch dann versteckte er sich irgendwo mit seinem Wagen an der Strecke und wartete bis der Truck vorbeikam. Hier gibts ne Menge kleiner Waldwege, die von der Landstraße abgehen, sehr schmal sind und sich irgendwo im Wald verlieren. Koji hat schon immer seine Opfer genauestens beobachtet, bevor er zuschlug und alle waren sie Izumi ähnlich. Das wurde ihnen zum Verhängnis. Nachdem er sie brutal vergewaltigt hatte, brachte er die Leute um. Dies tut er nur aus Frust, weil er seinen Izumi nicht mehr hat... eine Reaktion, wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hat... Wir müssen ihn endlich finden, um seinetwillen. Akihito. Konntest du im Truck irgendeinen Ausweis von diesem Truckfahrer finden?" fragte Hirose seinen Bruder. " Noch nicht... werd noch mal schauen." entgegnete dieser, " Brauchen wir den noch? Du hast doch Familiennamen und das Foto von dem Vermissten, wie ich mitbekommen habe." " Aber mir fehlt der Vorname... hab vergessen zu fragen in der Aufregung?" erklärte Hirose. "Aufregung?! Wovor?!" fragte Akihito, denn er kannte seinen älteren Bruder in jeder Lage als ruhigen besonnenen und undurchsichtigen Menschen. Hirose reichte ihm das Foto. Akihito warf einen Blick darauf und wurde augenblicklich leichenblass." Das ist Mr.Izumi!" erklärte Hirose. " D..Da..Das kann nicht sein!!!" stotterte Akihito irgendwie erschrocken, "Das ist unmöglich. Er ist tot!!! Ich hab ihn vor acht Jahren sterben sehen!!! Das kann nicht sein!!! Das muss ein Doppelgänger sein!!!!" " Und der Name - zufällig gleich? - Ist schon seltsam, dass dieser Mann nicht nur aussieht wie Izumi, sondern auch noch seinen Familiennamen trägt." Hirose schaute seinen Bruder fordernd an," Ich glaube nicht an solche Zufälle. Ich habe diesen Izumi damals auch sterben sehen durch Vaters Hand, nicht wie wir Koji einreden mussten durch diesen Autounfall." " Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag!" fiel ihm Akihito ins Wort," Das war der Tag, als Koji nur noch mehr durchdrehte, als er es erfuhr. Unser armer kranker kleiner Bruder... und nur weil er nen Schaden hat, liebte ihn Vater mehr als uns..." " Das ist jetzt unwichtig!!! Akihito!" rügte ihn Hirose," Stelle Vaters Entscheidungen niemals in Zweifel!!! Wichtiger ist jetzt, dass Koji den hier auf dem Bild gefunden haben muss und glaubt, es sei Izumi. Ich meine, es ist ja auch ein Herr Izumi, aber der den wir kennen ist es mit großer Sicherheit nicht..." "Was meinst du damit? Und was wirst du tun?" Akihito blickte fragend. "Ich werde Nachforschungen anstellen, Akihito!!! Du solltest unbedingt diesen Truck noch mal unter die Lupe nehmen und versuchen, irgendwas zu finden, was uns hinsichtlich des Vornamens dieses Mannes weiterhelfen könnte. Wenn du nichts findest, rufen wir bei dieser Firma an. Aber wir brauchen unbedingt den Vornamen. Er ist der Schlüssel zur Lösung aller Rätsel. Und die Lösung dieses Rätsels muss in der Vergangenheit liegen..." " Vergangenheit?" Akihito blickte ungläubig," Ich denk wir sind uns einig, dass dieser Izumi tot ist?!" "Schon. Aber es muss da etwas geben und dieses liegt auf alle Fälle länger als acht Jahre zurück. Die Sache, die ich meine ist zwar nie aufgeflogen, aber wenn ich das Foto so betrachte, könnte dieser Mann unseren Vater einmal in Schwierigkeiten bringen, wenn meine Vermutung über ihn stimmt. Der Izumi, den wir kannten und den Koji sein ...Spielzeug... nannte, musste vor acht Jahren sterben, weil er dieses Risiko barg. Seine Neugier wurde zu groß und die Fragen zu offensichtlich. Auch er erlebte damals diesen Tag... Zu jener Zeit waren wir noch Kinder ..."
Spiegelbild der Seele Hirose brach diesen Gedanken plötzlich ab. " Ich muss ganz sicher geh´n! Ich werde doch bei dieser Firma anrufen lassen, für die dieser Izumi arbeitet. und so Informationen einholen, nur für den Fall, dass du nichts findest über ihn im Truck. Vater würde der Schlag treffen, wenn dass, was ich denke, wahr wäre..." Akihito schaute ihn mit einem unverständlichen Blick an. "Du wirst es bald verstehen, was ich meine..." bemerkte Hirose kurz, als er Akihitos Gesichtsausdruck bemerkte, "...schon sehr bald...." Koji und Takuto erreichten bald die geschützte Stelle, die Koji für die Nacht als Ruhestatt ausgewählt hatte. Dieser Ort lag versteckt im felsigem Gelände. Es war eine kleine Höhle umgeben von Büschen und hohen Kiefern. Koji sprang vom Pferd, zäumte es ab und befreite es von weiterer Last. Dann half er den völlig erschöpften Izumi vom anderen Pferd und löste dessen Halfter. Die Tiere, sobald sie frei, verschwanden irgendwo im Wald. "Keine Angst - die kommen wieder, wenn ich sie rufe. " meinte Koji, als er Izumis fragenden Blick sah, "Nun komm in die Höhle - es wird kalt heut Nacht!" fuhr er fort. Mit klappernden Zähnen und einem Magen, der bis in die Knie hing, folgte Takuto Koji ins dunkle Versteck. Ihm war schlecht - ob es vor Hunger war oder ob es an den Erinnerungen an die vergangene Nacht lag, wusste er nicht mehr einzuschätzen. Immerhin dämmerte es schon. Sanft legte sich der dunkle Schleier der Nacht über den Wald und die Felsen. Die tagaktiven Tiere kehrten heim zu ihrem Schlaflager und die Tiere der Dunkelheit erwachten aus ihrem tiefen Schlaf. Eine Eule flog kreischend an der kleinen Höhle vorbei und erschreckte Izumi fast zu Tode. Koji musste lachen: "Schreckhaft wie eh und je!" bemerkte er mit einem etwas spöttischem Unterton. Takuto setzte sich schon wieder vor Kälte zitternd auf den harten, eisigen Boden. Koji nahm neben ihm Platz , löste Izumi die Fesseln und sagte: "Wenn du wegzulaufen willst, wird dir das nicht viel bringen. Es ist fast dunkel und du wirst dich verirren und glaub mir, die Nächte werden eisig - du würdest irgendwo erfrieren! Außerdem werde ich gut aufpassen ... ich trau dir noch immer nicht, obwohl das mit dem Unfall logisch klingt. Also versuch ´s erst gar nicht..." Dann kramte Koji aus einem Sack etwas zu Essen und einen Schlauch Wasser hervor. " Machen wir denn kein Feuer?" fragte Takuto, "Mir ist saukalt!!!" Koji beantwortete diese Frage nicht. Er reichte Izumi ein Stück Brot und ein klein wenig Fleisch "Iß!!!" forderte er den Frierenden auf. Takuto wollte eigentlich trotz Hunger nicht essen, da war noch dieses Ekelgefühl - der Gedanke an letzte Nacht stieg in ihm hoch der, das es wieder passieren konnte. Und je finsterer es wurde, desto unruhiger und unwohler wurde ihm. Noch dazu kam die ständige Angst um sein Leben. Koji wollte er nicht unnötig reizen, also begann Takuto zu essen. Er würgte es förmlich herunter. Vielleicht, wenn er dieses Spiel wirklich eine Weile mitspielte, ließ Koji ihn mal aus den Augen - nur ein unbeobachteter Moment genügte, um eine Möglichkeit zur Flucht zu haben. Irgendwie musste er es schaffen, Kojis Vertrauen zu gewinnen, damit dieser unaufmerksam wurde. Im Moment sah es nicht so aus. Koji schien jede seiner Bewegungen wahrzunehmen und zu verfolgen. Nachdem Koji gegessen hatte, stand er auf und sammelte Holz zusammen, aber Izumi immer im Auge behaltend. Erst als es so dunkel war, dass man fast nichts mehr sah, machte Koji ein Feuer. Izumi rutschte sofort heran. Nur ganz allmählich erwärmte sich sein Körper. Koji hatte noch ein Fell aus dem letzten Sack geholt Izumi fragte sich, wie er das viele Zeug wohl bis zu der Stelle, wo sie den Pferden begegnet sind schleppen konnte. Kräftig war Koji ja, das hatte er in jener Nacht zu spüren bekommen. Aber Izumi dachte nicht weiter darüber nach, dass heißt, er kam gar nicht weiter dazu, denn Koji setze sich direkt neben ihn. Er warf das Fell um sich und Izumi, den bereits Decke und Feuer wärmten und legte einen Arm um ihn. Izumi zuckte zusammen und das Brechgefühl in ihm wurde stärker. Koji bemerkte Izumis Unruhe und deutete es als Unsicherheit: " Keine Angst... ich lass dir Zeit... noch dieses eine Mal ... bis deine Erinnerung zurückgekehrt ist. ... Damals, unser Streit... du warst so schnell fort... glaub mir, ich hab nichts mit den Dingen zu tun, die damals geschahen. Es war die Schuld meines Vaters ..." Takuto starrte unentwegt in die Flammen des rötlich flackernden Feuers und sagte auf einmal : " Entschuldige.. .aber an den Streit kann ich mich nicht mehr so erinnern. Worüber haben wir gestritten? Warum bin ich dann fort?" Koji schaute nun auch in die Flammen. Es schien, als ob er sich mit ihrer Hilfe, an jede Einzelheit von damals erinnern konnte - an diesen heftigen Streit. Langsam begann er: " Du hattest irgendwie herausgefunden, warum deine Familie starb und mir vorgeworfen, ich sei mit Schuld an dem und was aus dir geworden ist..... und das ich dich wie ein willenloses Spielzeug behandelt hätte, dein ganzes Leben wäre eine Lüge gewesen. .... Vielleicht hattest du recht ....aber ich war von Anfang an von dir fasziniert, schon als wir Kinder waren und dann kam dieser schreckliche Tag, an dem deine Familie den Tod fand .... dich konnte ich retten, weil ich nicht wollte, dass du stirbst - wir waren Freunde und ich hatte dich gern. - Wir wuchsen zusammen auf. Mein Vater und meine Brüder mochten dich nicht, aber letztlich akzeptierten sie dich, weil ich mich durchsetzen konnte." Koji machte eine Pause und grinste, dann wurde er wieder ernst: " Aber mit der Zeit entwickelten sich andere Gefühle zwischen uns ... ich begann dich zu lieben... ich wollte dich.. .ich begehrte dich....doch von dir kam kaum eine Reaktion. Du hattest Angst vor dieser Liebe, Angst vor diesem Gefühl. Als Kinder hatten wir gerne Verbrecher gespielt - ich war der Böse und du das hilflose Opfer... ich mochte es, dich gefesselt zu sehen - als Kind, weil ich mich als der Stärkere fühlte. Doch Kindheit und Spiel vergingen schnell und dann an jenem Tag, als du so schlecht drauf warst, machte mich jede deiner Bewegungen an, ich wollte mehr - endlich mit dir schlafen - ich drehte fast durch, als du mit dieser Diskussion anfingst - ich konnte es einfach nicht hören, es überkam mich.... ich fiel über dich her und fesselte dich... dieser Anblick schürte nur noch mehr dieses Feuer in mir. Ich wollte dir zeigen, wie sehr es mich nach dir verzehrte und das ich dich über alles liebte - auch wenn diese Liebe ungewöhnlich war. Du fingst an mit schreien. Dein:" Ich hasse dich!!!" hielt mich auf. Ich löste die Fesseln und du ranntest fort... Du kehrtest nicht zurück... dass machte mich wütend. Die Sache mit dem Unfall konnte und wollte ich nicht glauben, ich suchte nach dir und drehte fast durch, jedes mal, wenn ich Menschen sah, die dir ähnelten. Mit all den Jahren, in denen ich vergeblich suchte, schwand in mir die Hoffnung, dich je wiederzusehen. Ich trennte mich von meiner Familie, die ständig versucht hatte mich zurückzuhalten und zu bewachen. Ich zog mich in die Einsamkeit zurück, aber die Suche nach dir hatte ich nie vollständig aufgegeben. Dann nach diesen acht qualvollen Jahren sah ich dich in diesem Truck. Mir war, als würde mein Herz stehen bleiben. Als du mich nicht registriertest, als ich mal in deiner Nähe stand bei einer Raststätte, kam in mir ein ganz anderes Gefühl hoch - Hass - dann drehte ich durch......" Es herrschte eine Weile Stille. Nur das Knistern des Feuers war zu hören. Irgendwo heulte ein Wolf . Tritte im Gebüsch von irgendwelchen größere Tieren. Die Pferde? - Vielleicht... Takuto wagte nichts dazu zu sagen. Eines stand fest für ihn, er hatte Koji nie zuvor gesehen. Koji musste ihn mit jemanden verwechseln, der ihm ähnlich sah. Und Takuto war sich ganz sicher, das sein Entführer durchgedreht war - höchste Vorsicht war geboten - jedes Wort musste er sich jetzt genau überlegen. Koji stierte gedankenversunken in die Flammen. Plötzlich drückte er Izumi fester an sich und murmelte kaum hörbar: "Verlass mich nicht wieder ...dich noch einmal zu verlieren könnt ich nicht ertragen...." Takuto schaute ihn erschrocken an. Koji wandte den Blick von den Flammen und betrachtete Takutos Augen: "Sie sind wunderschön. In ihnen spiegelt sich jenes Gefühl wieder, das in meinem Herzen ein wildes Feuer entfacht.... Du bist noch schöner geworden... Izumi..." Er kam näher an Takutos Gesicht heran.......... Katsumi lag endlich mal wieder in einem richtigen weichen Bett. Aber er fand keinen Schlaf. Er starrte zur Decke über ihm und musste an Izumi denken. Nach seinem Bad und dem Essen hatte er noch mal mit Takasaka Kontakt aufgenommen und erfahren, dass er in High Mountains warten solle. Takasaka erzählte ihm auch, dass der Ranger mit ihm Kontakt aufgenommen habe und den Truck von Izumi nach High Mountains bringen wolle. Katsumi soll nun warten, bis der Ersatzfahrer für diesen Truck eintrifft und mit diesem dann gemeinsam die Fahrt zum Bestimmungsort der Ware fortzusetzen. Der Kunde wüsste bereits Bescheid und akzeptierte die Verspätung aufgrund der besonderen Lage. Diese freie Zeit diente auch dazu, dass sich Katsumi von seinem Schrecken erholen und beruhigen sollte. Am liebsten wäre Katsumi jetzt aufgesprungen und hätte sich auf die Suche nach Izumi begeben. Vielleicht lebte er ja noch und brauchte dringend Hilfe!!! Aber wo anfangen mit suchen? ? Es war stockduster und die Gegend ringsum gezeichnet von endlosen Wäldern und Bergen ? Wie sollte er in dieser großen Einsamkeit, dieser Wildnis, diesem Labyrinth an Pflanzen und Fels eine Spur finden? Die beiden Brüder hatten sich in der Zwischenzeit auf den Weg gemacht. Ziemlich spät traf Akihito mit dem Truck in High Mountains ein. Sein Bruder folgte ihm im Jeep. Beide ließen ihre Fahrzeuge auf einem Parkplatz stehen und gingen zu der Pension, in der auch Katsumi eingekehrt war. Der Wirt schien auf sie gewartet zu haben und zeigte den Herren ihre Zimmer. Akihito ließ sich entspannt in einen gut gepolsterten Sessel fallen. Hirose dagegen ging unruhig im Zimmer auf und ab. "Was ist mit dir?" fragte ihn Akihito," Du bist doch sonst nicht so nervös. Ach wolltest du mir nicht erzählen, was du mit dem Telefonat heut am Spätnachmittag erreicht hast? Du hast doch in dieser Firma anrufen lassen oder?" Hirose blieb stehen und musterte ernst seinen Bruder: " Du weißt genau, dass ich in einem fremden Haus nicht gern über solche Sachen rede. Die Wände haben überall Ohren! Du wirst es noch beizeiten erfahren !" Wie erwartet klingelte Hiroses Handy. Er ging heran und verschwand gleichzeitig aus dem Zimmer. Akihito blickte durchs Fenster und es dauerte nicht lange und er sah seinen Bruder aus dem Haus kommen und in der Dunkelheit verschwinden. Eine Viertelstunde später kehrte er auf das Zimmer zurück. Er sah ziemlich angespannt aus. Akihito unterließ es zu fragen, wieso, wartete aber auf irgendeine Reaktion. " Gehen wir zu Bett." sagte Hirose, "Wir werden um 8.00 Uhr aufstehen und kehren ersteinmal nach Hause zurück. Ich muss dringend mit Vater reden!" Es musste etwas Ernstes sein, dass sah Akihito seinem Bruder an und wenn es so wichtig war, mit Vater darüber zu reden, musste es außerordentlich wichtig sein. Noch lange grübelte Akihito nach, was passiert sein könnte. Aber Hirose würde es ihm bald sagen. Hirose schlief in dieser Nacht nicht, er dachte an Izumi ... Takuto Izumi - und er wusste bereits genau, wer dieser war ... Unterdessen hatte jemand in den Bergen gerade andere "Probleme"... Izumi....Kojis Lippen berührten fast die seinen. Steif und verkrampft saß Takuto da und hatte Angst sich zu rühren. Er schloss seine sanften dunkelbraunen Augen, um seinen Peiniger nicht sehen zu müssen. Ich wünschte, alles wäre nur ein böser Traum! - dachte er - Aber wann hört dieser Alptraum endlich auf? Zum ersten Male musste er auch an seinen Truck denken. Ihn hatte er völlig vergessen. War ja auch kein Wunder, nach alledem. Ob ihn Katsumi gefunden hat? - schoss ihm gleich in den Kopf - dann würde er ja merken, dass etwas nicht stimmte und Hilfe holen! Vielleicht war schon jemand auf der Suche! Schon spürte Izumi, wie Koji seine Lippen auf seinen Mund presste. Die kleine Wunde, die ihm Koji letzte Nacht zugefügt hatte, riss sofort wieder auf und begann zu bluten. es schmerzte. Izumi ließ zu, das Kojis Zunge den Weg in seinen Mund fand, um ihn zu erforschen. Takuto überkam ein starker Ekel, aber wenn er Koji täuschen wollte, musste er da durch. Eine ganze Weile trieben beide Zungen ein wildes Spiel miteinander, bis Koji sich sanft von Izumi löste und ihn glücklich anlächelte. Plötzlich wusste Takuto, wie er weiter vorgehen sollte. Er blickte Koji ernst in dessen blaue Augen und fragte leise. " Koji ? Liebst du mich wirklich so sehr? Ich meine letzte Nacht..." Koji unterbrach ihn sofort: "Ich liebe dich und werde dich ewig lieben - Izumi. Was letzte Nacht geschah... wollte ich nicht... wollte ich wirklich nicht!!!" An Kojis Augen konnte Izumi plötzlich deutlich erkennen, das dieser es ernst meinte und das es ihm sichtlich schwer fiel darüber zu reden. " Das musst du mir glauben Izumi. Aber du kennst mich ja, ich wollte meinen Willen schon immer durchsetzen und wenn ich etwas nicht bekam, drehte ich durch. Nur du hast es geschafft, mich aufzuhalten, dass ich nichts zerstörte und vor allem mich selbst nicht, auch wenn du dann alles abbekamst. Aber du hast mir verziehen, bis auf jenen Tag, wo du die Wahrheit erfuhrst...!" Wieder herrschte Stille. Koji legte Holz nach. Die Flammen schlugen augenblicklich höher und verschlangen gierig ihr neues Mahl. Sie wanden sich wie Schlangen um ihr Opfer und gnadenlos war es ihnen ausgeliefert. Izumi kuschelte sich stärker ins Fell. Er wollte versuchen wach zu bleiben, aber irgendwann überkam ihn die Müdigkeit doch. Wie auch sein Bruder schlief Koji diese Nacht nicht. Er wachte an Izumis Seite und konnte seinen Blick nicht von ihm abwenden. Manchmal strich er ihm sacht übers schwarze, strähnige Haar und lächelte. Er sorgte dafür, dass das wärmende Feuer nicht ausging und lauschte in die Stille der Nacht, um jedes Geräusch wahrzunehmen, denn er war auf der Hut. Am Morgen nach dem Essen spazierte Katsumi über den Hof der Pension und lief geradewegs Hirose und Akihito über den Weg, die nach Hause aufbrechen wollten. "Guten Morgen!" sagte er freundlich, "Entschuldigen Sie, wenn ich frage, ...aber... . Haben Sie schon eine Spur?" " Wir sind nah dran." erklärte Hirose, wich aber sofort aus, " Übrigens den Truck von ihrem Kollegen haben wir auf einen Parkplatz nicht weit von hier abgestellt. Ich glaube, da steht auch Ihrer. Wie gehts bei Ihnen eigentlich weiter?" " Ich soll hier auf einen Kollegen warten, der kommt, um mit mir die Fahrt zum Bestimmungsort der Ware fortzusetzen." sagte Katsumi, "Das kann ein bis zwei Tage dauern, bis er hier ist." " Na dann wünsch ich gute Fahrt und vergessen Sie nicht, sich zu melden, wenn ihn in dieser Gegend etwas verdächtig scheint!" Hirose lächelte, aber sein Lächeln war kalt. Die Brüder wandten sich zum Gehen. Katsumi sah ihnen nach, bis sie um die Hausecke verschwanden. Gedankenversunken schlenderte Katsumi einen Weg entlang, der an einigen Wohnhäusern und Gärten vorbeiführte. Plötzlich hielt er inne, weil er ein klägliches Winseln hörte. Es kam aus einem dunklen Verschlag in einem der Gärten. Schon der Garten an sich sah wüst und ungepflegt aus. Laub, Dreck und Müll türmten sich vor dem Haus. " Dort wohnt Harris. Ein Säufer!" Katsumi fuhr herum und blickte in das faltige Gesicht einer alten, kleinen Frau. Sie trug einen Korb voller Äpfel in der Hand und musterte Katsumi mit ihren trüben Augen. " Sie kommen nicht von hier?! " "Nein. Ich bin auf der Durchreise." entgegnete Katsumi, der sich beruhigt hatte. Die Alte fuhr fort: " Es ist ein elend mit ihm, dem Harris. Säuft nur, kümmert sich um nichts und schlägt das arme Tier da. Seit Tagen hab ich Harris nicht mehr gesehen. Auch in der Kneipe unten am Ende des Ortes war er schon eine Weile nicht. Komisch ... vielleicht liegt er ja irgendwo stockbesoffen herum." Dann zog sie Katsumi auf einmal näher zu sich heran und flüsterte ihm ins Ohr: " Es heißt, er soll Schnaps brennen im Keller - schwarz - verstehen Sie?! Naja, was solls!!" Die Alte drehte sich um und setzte langsam ihren Weg fort. Das Jaulen und Kläffen des Hundes drang wieder an Katsumis Ohr und es tat ihm weh. Immer mehr lauter schien das Gejaule zu werden. Da fasste Katsumi sich ein Herz... Hirose und Akihito befanden sich bereits auf der Landstraße auf dem Weg nach Hause. Es würde einige Zeit dauern, bis sie ankamen. "Wolltest du mir nicht etwas sagen?" begann Akihito das Gespräch, und lenkte nebenbei sicher den Wagen." Alles zu seiner Zeit..." meinte Hirose, " ... aber gut. Du solltest es besser wissen." fuhr er fort. " Der vollständige Name des Vermissten ist Takuto ... Takuto Izumi. Und ... ich kenne ihn!!! Es ist schon sehr lange her... wir waren damals noch Kinder. Ich war etwa dreizehn, du, Koji und Izumi bedeutend jünger. Ich kann mich aber noch genau an alles erinnern, es war jener Tag, an dem mein Vater, damals Führer einer Sekte den Selbstmord der Mitglieder befahl, weil die Sache drohte aufzufliegen, wie seine Identität, die er hinter einem Gewand und einer Maske verbarg. Alles wegen dieser Familie, der Familie Izumi. Aber sie haben sie drangekriegt. Alle Mitglieder waren bereits freiwillig in den Tod gegangen... sie waren Vater absolut hörig gewesen... diese Trottel!" sagte Hirose abfällig und mit einem blöden Grinsen im Gesicht:" Mein Vater hatte sich die Izumis bis zuletzt aufgespart, weil sie die Macht meines Vaters noch miterleben sollten. Als er sie töteten wollte, brach irgendwo ein Feuer aus - verursacht durch eine brennende Kerze. In diesem Chaos aus Rauch und Flammen, was sich schnell ausbreitete, versuchten die Izumis zu fliehen. Im dichten Rauch verloren sich einige der Kinder der Izumis und die Eltern aus den Augen. Mein Vater und sein engster Vertrauter erwischten das Ehepaar nur knapp und auch die Tochter starb durch Vaters Hand. Man hörte Schreie irgendwo im Feuer von zwei Kindern, den restlichen beiden der Izumis, die kurz darauf in den Flammen erstarben. Mein Vater und sein Bruder waren sich ziemlich sicher, das sie verbrannt sind und verschwanden gerade noch rechzeitig, bevor die Polizei eintraf. Dann tauchte zu aller Überraschung Koji daheim auf mit einem Jungen der Izumis. Heimlich musste er uns in den Ort des Treffens der Mitglieder der Sekte gefolgt sein, irgendwie hatte er etwas spitzbekommen, vom Plan meines Vaters, die Izumis und die Sekte auszulöschen , aber er hing so sehr an diesem einen Jungen..." " Ja und?" fragte Akihito, " Der ist doch jetzt tot. Was aber hat das mit diesem Takuto Izumi auf sich - ich kann mich an so einen Vornamen nicht erinnern." " Ich schon , aber du hast recht, der Izumi, den wir kennen und in den Koji regelrecht vernarrt war, ist tot. Das Vater ihn damals an jenem Tag am Leben ließ war auch nur, weil er noch in dem Alter war, wo Kinder vergessen und er scheinbar nicht mitbekommen hatte, was mit seinen Eltern geschah, denn er fragte anfangs ständig nach ihnen. Außerdem erwies er sich als leicht lenkbar und er vergaß schnell, weil Koji ständig um ihn war. Aber die Izumis hatten zwei Jungs ... zwei Jungs, die sich wie ein Ei dem anderen ähnelten. Sie hießen Takuto und Yugo Izumi !!! Wieso Koji es jedoch nur auf den einen der Zwillinge abgesehen hatte, konnte sich keiner erklären. Aber seltsamer Weise, kam auch nur der eine auf ihn zu, während der andere sich distanzierte. Frag mich nicht warum? Obwohl sie äußerlich kaum zu unterscheiden, so unterschieden sie sich doch wahrscheinlich im Charakter ...wahrscheinlich... . Takuto musste es damals auch gelungen sein, dem Feuer zu entkommen, aber unabhängig von seinem Bruder. Wie, weiß niemand. Er irrte in der Gegend umher als Kind ... klein ...orientierungslos... hilflos.. .vielleicht tagelang.. Meine Nachforschungen über den Fortgang dieser Geschichte sind noch nicht vollständig abgeschlossen." " Dann ist dieser Takuto also Yugos Zwillingsbruder!!! Aber er scheint das nicht zu wissen, bzw. alles vergessen zu haben. Ich kann mich ja auch nur schwach erinnern, an damals. Wir waren eben noch zu klein ...und es ist inzwischen so viel passiert. Aber jetzt, wo du so sagst, kommt mir bruchstückhaft einiges wieder ein" meinte Akihito, " Was wird Vater dazu sagen und was sollen wir tun, wenn wir sie finden? ?!" " Wenn wir sie finden !......" Durch das halb zerfallene Gartentor war Katsumi getreten und näherte sich vorsichtig dem Haus. Das alte Gebäude war ebenfalls verwahrlost. Das Dach wies Löcher auf und der graue, schmutzige Putz fiel von den Wänden. Katsumi trat an die Haustür heran und klopfte, weil keine Klingel zu sehen war - Stille - niemand antwortete. Katsumi pochte stärker - wieder keine Reaktion. Er drückte die Klinke nach unten und die Holztür öffnete sich knarrend. Mit klopfendem Herzen trat Katsumi ein. Es war finster im Haus und stickig. Ein übler Geruch von etwas Faulendem schlug ihm entgegen. Dem jungen Mann wurde schlecht. Mittlerweile gewöhnten sich seine Augen an die Finsternis und er forschte weiter. Er kam in einen kleinen Raum, von dem aus eine Treppe nach oben führte. Der bestialische Geruch wurde bedeutend stärker und ein Blick auf die Treppe genügte, um Katsumi zu zeigen warum. Auf der alten Holztreppe lag kopfüber die verwesende Leiche des Hausbesitzers. Er musste irgendwann stark betrunken gewesen sein und war die schmale Treppe herabgestürzt. Vermutlich brach er sich dabei das Genick. Und weil keiner nach ihm schaute oder schauen wollte und er vielleicht auch keine Verwandten hatte, war es niemandem aufgefallen. Jedenfalls lag er schon einige Zeit so da und faulte vor sich hin. Katsumi verließ das Gebäude rasch. Mit schnellen Schritten lief er auf den Verschlag zu . Durch ein Eisengitter, welches auch gleichzeitig die Tür war, schauten ihn zwei große, dunkle, traurige Augen an und ein klägliches Winseln rührte an seinem Herzen. Eine nasse rote, lange Zunge begann an dem kalten Eisen zu lecken und zwei schmale, schmutzige Pfoten zwängten sich durch die Gitterstäbe, als wollten sie sagen: " Hol mich hier raus!" Katsumi konnte nicht anders, bei diesem Anblick. Er öffnete den Verschlag und heraus schleppte sich eine ausgemerkelte, struppige Gestalt. Katsumi erkannte, dass es sich um einen Collie handelte, der ziemlich abgemagert war. Er muss schon einige Zeit nichts zu Fressen bekommen haben. Ein Wunder, dass er überlebt hat - dachte Katsumi. Vermutlich war an den vergangenen Regentagen Wasser in den Verschlag gelaufen und das Tier konnte wenigsten seinen Durst stillen. Mit wedelndem Schwanz, einem traurigen, aber erwartungsvollem Blick, der einem das Herz brach, kam der Hund auf Katsumi zugekrochen. Dieser beugte sich zu der Fähe herab und streckte ihr seine Hände entgegen. Sofort begann die Hündin diese abzuschlecken und winselte vor Freude. Sanft nahm Katsumi das Tier auf seine Arme und brachte es fort von diesem schrecklichen Ort.... Nach einem kurzen Frühstück hatten sich auch Koji und Izumi auf den Weg gemacht. Koji behielt es sich vor, Izumi auf dem Pferd zu fesseln - er wollte sichergehen. Den ganzen Tag lang waren sie in den Wäldern und Bergen unterwegs, machten nur kurz Rast, wenn es Takuto auf dem Pferd nicht mehr aushielt, sehr zu Kojis Verwunderung. Waren sie früher nicht zusammen oft ausgeritten - aber dann dachte er wieder an die acht Jahre, die dazwischenlagen und genehmigte die Pausen. Takuto tat alles höllisch weh, der Hintern und zwischen den Schenkeln hatte er bereits erste blaue Flecke. Er war froh, als am späten Nachmittag Koji noch einmal einen Halt vorschlug. Sie hatten gerade im Gras Platz genommen und Koji löste Takutos Fesseln, als plötzlich die Pferde unruhig wurden. Sie fingen an zu wiehern und bäumten sich auf, dann stürmten sie plötzlich davon. Ein tiefes, grimmiges Brummen hatte den Anlass dazu gegeben. Koji war auf und zog aus seinem Ledermantel eine Pistole. Im Gebüsch krachten Zweige. Mit schweren Tritten näherte sich dem Lager etwas großes Graues - ein Bär. Schon tauchte sein großer dicker Kopf hinter einem Gebüsch auf. Koji hatte nur noch Augen für diese Gefahr - Izumi schaltete schnell und nutze dies als Chance. Lautlos, wie eine Katze, zog er sich hinter ein Dickicht zurück ... dann rannte er los... wild drauflos... ohne zu wissen wohin. Er wollte nur fort... fort vor dem Psychopaten, der ihn erst vergewaltigte, ihm dann seine Liebe gestand und ihn gnadenlos durch diese Wildnis schleppte. Izumi rannte einfach, alles andere würde sich schon finden und der Wald war an Stellen so dicht, da konnte er sich gut verstecken und Koji würde ihn nie finden. Von Ferne her hörte er das tiefe, ärgerliche Brummen des Bären, der sich in seinem Revier gestört gefühlt haben musste - kurz darauf fiel ein Schuss - dann Stille. Ein Schrei zeriss diese aber sofort. Koji schrie nach Izumi und es klang fast so aggressiv wie es der Bär zuvor gewesen war.. Ein eiskalter Schauer jagte Takuto über den Rücken, doch er blieb nicht stehen. Sein Herz klopfte wie wild, aus Angst vor dem, was Koji ihm antun könnte, wenn er ihn fand. Dieser Gedanke beschleunigte seine Schritte. Trotz dieser Hast versuchte er keine großen Geräusche zu machen. Bald entfernten sich die Rufe und verhallten ganz. Izumi lief weiter, bis er in der Dämmerung irgendwo in dieser Wildnis erschöpft zusammenbrach. Der Himmel hatte sich eingezogen und es begann sacht zu schneien. Große und kleine Flocken ließen sich sanft überall nieder. Sie fielen auch auf den wie leblos daliegenden menschlichen Körper und es wurde kalt... sehr kalt. Wenn Takuto jetzt nicht erwachte, würde er das niemals wieder tun, dass war gewiss. Doch er rührte sich nicht, lag nach wie vor auf dem kalten harten Boden umgeben von zahllosen kleinen Fichten. Unaufhaltsam wurde es finster und das Treiben der Flocken stärker. Bald kam ein kräftiger Wind auf und peitschte sie vor sich her. Der Schnee kam früh - dieses Jahr... viel zu früh.... Zufälle
Die Flocken wurden vom Sturm auf den regungslosen Körper von Takuto geweht und wieder von ihm fortgerissen. Noch immer war der junge Mann nicht bei Bewusstsein. Da näherte sich mit hastigen Schritten jemand - blieb dann kurz vor dem scheinbar Leblosen stehen - holte Luft und atmete schwer - Koji - Er hatte ihn also gefunden!!!!!!!! Koji sah seinen Izumi im Schneetreiben liegen - hilflos dem tobenden Wetter ausgeliefert und... ihm. Kojis Blick --- eiskalt - `Izumi war schon wieder fortgelaufen`. Wie Glas zerbrach in Koji die Glaubhaftigkeit der Geschichte Izumis mit dem Unfall und sein Blick wurde noch kälter. Aus seinem Mantel zog er einen Dolch hervor, beugte sich zu Takuto herab und drehte diesen auf den Rücken. Takutos Atem ging kaum hörbar. Sein Brustkorb hob und senkte sich wenig. Der Körper fühlte sich kalt an. Doch das schien Koji nicht zu interessieren. Innerlich spürte Koji den Zorn - die rasende Wut, die in ihm aufstieg. Er sah jetzt nur noch sich selbst, sein Interesse. Izumi konnte ihn nur angelogen haben und das war zuviel für ihn. Er setze den Dolch an der Kehle von Izumi an und wollte sie durchschneiden - In diesem Moment regte sich Takuto. Koji zog die Waffe für einen kurzen Augenblick zurück. Takuto warf den Kopf hin und her ohne richtig munter zu werden - vielleicht träumte er. Immer wieder murmelte er dabei etwas sehr undeutlich und ein Zittern lief über den ganzen Körper. Izumi schien zu phantasieren - und das wurde stärker - lauter. Aus dem Gemurmel konnte Koji eindeutig einen Namen heraushören - seinen. Izumis Körper begann zu krampfen, als wollte er sich wehren gegen alles , was ihn umgab. Dieser Anblick ließ Koji erweichen. Izumi - sein Izumi so hilf- und kraftlos vor ihm - dem Tod ziemlich nahe. Kojis Blick änderte sich von einer Sekunde auf die andere - von kalt zu warm und besorgt, und dennoch schien in seinem Herzen ein Sturm zu wüten. Gedanken stiegen in ihm auf und ließen ihm keine Rast. Sie wurden immer klarer. Warum war Izumi erneut weggelaufen?, war es wegen ihm ?oder hatte ihm der Bär einen solchen Schrecken eingejagt? Koji handelte nun rasch. Er zog seinen Mantel aus und hüllte Izumi darin ein. Dann nahm er den krampfenden Körper auf seine Arme und verschwand schnell mit ihm in die Dunkelheit. Izumi war bereits stark unterkühlt und Eile war geboten. Würde er durchhalten und es schaffen? Was wird er Koji tun - mitten in der Wildnis - im Dunkel der Nacht - in der Kälte des beginnenden Winters? Hatten sie beide überhaupt eine Chance?
Der Wirt war nicht sehr erbaut gewesen, als Katsumi diesen Hund mit in die Pension schleppte. Katsumi störte das wenig, Zunächst wusch er das schmutzige Tier unter der Dusche gründlich und versorgte ihm dann etwas zum Fressen, was der Wirt nur widerwillig und gegen Bares herausrückte. Gierig schlang die Colliehündin das Fleisch hinunter. Ihr Hunger war sehr groß - aber Katsumi gab ihr für den Anfang nicht zu viel. Der Truckfahrer taufte das Tier Dana. Bald war das nasse Fell trocken und es kam ein rund um hübscher Hund zum Vorschein, der zwar noch recht dünn und abgeklappert, sich aber bei weiterer Pflege wieder erholen würde. Den ganzen Tag verbrachte Katsumi mit dem Hund, der ihn von Stund an nicht mehr aus den Augen ließ und ihm auf Schritt und Tritt überallhin folgte. So auch den Nachmittag vor dem Wintereinbruch am Abend. Katsumi wollte nochmals nach draußen frische Luft schnappen, im Schlepptau - der Collie. Der junge Mann hatte zuvor die Polizei verständigt und sie auf den toten Harry aufmerksam gemacht. Doch am Telefon klangs so, als hätte man nicht so die Eile und das Interesse, da hinzukommen. Katsumi dachte auch nicht weiter darüber nach und spazierte erneut durch den Ort. Bald darauf erreichte er ein etwas abgelegenes Haus, das ringsum eine große freie Fläche hatte. Ein kleiner Helikopter stand auf dem Boden unweit vom Haus. An diesem machte sich gerade ein Mann zu schaffen. Neugierig kam Katsumi näher, den Hund an seiner Seite. Der Mann entdeckte die Zwei. "Das ich dich noch einmal sehe..." begann er kopfschüttelnd, "...das hätt ich nicht gedacht?" sagte er und ging auf den Hund zu, dieser wich misstrauisch zurück. " Oh Entschuldigung!" wandte sich der Mann an Katsumi, "Hallo! Mein Name ist Frank!! Hätte wirklich nicht gedacht, dass ich dieses Tier noch einmal sehe! Sind Sie ein Verwandter von Harry?" " Nein. Bin auf der Durchreise, fand das arme Kerlchen hier, halb verhungert... Ich musst ihn einfach mitnehmen - ich konnte nicht anders..." entgegnete Katsumi. " Das wird dem Alten aber nicht gefallen, wenn Sie den Collie mitnehmen. Der behandelt die Arme zwar nicht gut, wenn er besoffen ist, aber irgendwie hängt er doch an ihr." " Er wird sie nicht vermissen. Harry ist tot!" Frank stutzte erst: "Tot?" dann meinte er: " Ist ja auch kein Wunder, so wie der sich besoffen hat, musste es ja mal so kommen!" " Fliegen Sie öfter hier in die Umgebung?" versuchte Katsumi das Thema in eine andere Richtung zu lenken. " Oh ja - Fliegen ist meine große Leidenschaft - nur in den Wolken fühle ich mich grenzenlos frei!!!" " Wie finanzieren Sie das alles? - Ich meine das Hobby kostet Sie doch bestimmt ne Menge." " Da haben Sie absolut recht. Nun ich verdiene mein Geld auf verschiedene Weise. Ich bin Angestellter beim Forst und überwache son bisschen das Naturschutzgebiet im Norden. Dann helfe ich der Polizei so ein bisschen. Manchmal kommen auch Touristen her, sogenannte Abenteurer. Die wollen mal fliegen. Dann hab ich noch so ein paar Tranzporte für Privatleute zu machen. Das Geld reicht dann gerade so aus, um meine Leidenschaft und mein Leben zu finanzieren." " Rundflüge ? - Das klingt nicht schlecht! Ich hätte auch mal Lust, mir die Gegend ein bisschen von oben anzusehen!" " Gern." Franks Augen schienen zu strahlen. " Nur ...Wie teuer ist das eigentlich?" Frank nannte einen fairen Preis und Katsumi stieg sofort drauf ein. Eigentlich wollte Katsumi gleich eine Runde geflogen werden. Und das aus gutem Grund. Er erhoffte sich, vom Helikopter aus, die Gegend besser überblicken zu können und vielleicht entdeckte er etwas, was auf Izumis Verbleib hindeuten könnte. Er wusste, das dies nur eine Idee - eine Illusion und so gut wie unmöglich war, aber einen Versuch war es allemal wert. Frank sagte aber, das er die Wartungsarbeiten am Flugzeug noch nicht abgeschlossen hätte und vor morgen nicht starten könne. Aber morgen traf vielleicht auch schon der Ersatzfahrer für Takuto ein und die Tour ging weiter, dessen war sich Katsumi bewusst. Trotzdem sagte er zu und verabschiedete sich vorerst. Nachdenklich verließ er das Gelände Richtung Pension und der Hund folgte ihm auf dem Fuß.
Hirose und Akihito erreichten das heimatliche Idyll. Die Villa lag mitten im Grünen. Eine Mauer umgab das große Gelände als Schutzwall. Hirose und Akihito kamen aus einem reichen Elternhaus. Eigentlich hätten sie es nicht nötig gehabt, sich ihr Geld mit irgendetwas zu verdienen, Doch es hatte einen ganz bestimmten Grund, das Akihito Ranger war und auch sein Bruder bei der Polizei seine Hände als Hintermann mit im Spiel hatte. Dieses lag in der Vergangenheit ihres Vaters begründet, dessen Verbrechen niemals aufgedeckt werden durfte. Verbrechen in der Vergangenheit und solche, die er auch jetzt beging. Als Hirose und Akihito in das Haus kamen, trat ihnen ihr Vater entgegen. An seiner Seite war ein hübsches, zierliches, schwarzhaariges Mädchen mit großen, dunklen, strahlenden Augen. Freundlich begrüßte es nach dem Vater ihre beiden älteren Brüder. " Du bist aus Australien zurück?" fragte Hirose. " Nadeshiko bleibt für einige Wochen hier." erklärte ihr Vater, " Dann kehrt sie zurück und wird ihr Studium fortsetzen." " Vater, darf ich etwas fragen?" begann Nadeshiko mit ihrer feinen Stimme. "Nur zu mein Kind!" "Wo ist eigentlich Koji?" Die Männer sahen sich an. Jeder war für einen Moment wortlos. " Koji ist kurz fort. Aber er kommt wieder. - Bald. Warum gehst du nicht ersteinmal in den Stall und schaust nach den Pferden von ihm - du hast Pferde doch noch genauso lieb, wie Koji?!" versuchte Herr Nanjo abzulenken. "Kojis Pferde? Ich muss gestehen, dass ich schon im Stall war, heut morgen, aber gesehen hab ich sie nicht. Da stehen andere Pferde in der Box. Hab mich schon gewundert. Hat Koji denn Neue?" " Wie kommst du darauf?" fragte Hirose, " Es sind noch die verrückten alten Viecher wie vor zweieinhalb Jahren, als du nach Australien gingst." " Nein. Entschuldige, aber das kann nicht sein!!! Rubi hatte viel rötlicheres Fell, als die Fuchsstute im Stall und diese hat außerdem noch einen kleinen weißen Fleck an der rechten hinteren Fessel. Thunder ist ein echter Rappe, aber der dunkle Hengst im Gatter hat einen bräunlichen Schimmer im Fell. Und Mini ist auch nicht dieselbe." "Kann es sein..." Hirose kam gar nicht weiter, seine Gedanken zu äußern. Er machte mit einem Blick seinem Vater verständlich, dass er ihn unter vier Augen sprechen wollten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, begaben sich die beiden Männer in ein Zimmer. Akihito kam auf seine jüngere Schwester zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. " Sicher irrst du dich. Schau, es sind Jahre her, als du sie das letzte mal gesehen hast." sagte er ruhig. " Nein. Glaub mir - da kenn ich sie zu gut. Aber sag - ist da vielleicht etwas passiert... mit Koji??? Was ich nicht wissen soll?!" " Du weißt doch, das Koji krank ist, Nadeshiko. Es ist nichts, er ist wiedermal davongelaufen, wie schon so oft. Er kommt bestimmt bald wieder." Das Mädchen unterließ es weitere Fragen zu stellen, schließlich war Koji wirklich öfters tagelang fortgewesen( mit seinem Izumi natürlich). Sie liebte Koji besonders, weil er krank war - psychisch krank. Nadeshiko ging nachdenklich in ihr Zimmer. Akihito sah ihr nach mit einem etwas kühlen Blick. Er und Hirose hassten Koji, weil der Vater diesen bevorzugte - in allen Dingen. Sie ließen sich aber nichts anmerken. Es dauerte eine ganze Weile, bis Hirose bei Akihito erschien und ihn aufforderte aufzubrechen, weil es dringend sei. Unterwegs zum Wagen, es war bereits dunkel geworden und das Schneetreiben setzte ein, meinte Hirose: " Spätestens in einer Woche müssen und werden wir Koji haben ...."
Koji hatte in der Finsternis einen geschützten Unterschlupf für sich und Izumi erreicht. Nachdem er Izumi gefunden, hatte diesen sofort zu den Pferden gebracht und war Izumi vor sich auf dem Hengst stützend schnell weitergeritten. Es war eine alte halb verfallene Hütte, bei der sie ankamen. Diese hatte mal irgendein Abenteurer gebaut. Koji kannte sie, wie er auch die Gegend genauestens kannte. Die Pfadfinderei hatte ihn schon von Kind an interessiert und über die Jahre hatte er sich ein immenses Wissen angeeignet, was Survival betraf. Fest stand, er musste einige Tage mit Izumi in dieser Hütte verbringen, bis sich dessen Zustand besserte. Das war risikoreich, wenn er nicht gefunden werden wollte. Die Hütte stand auf einer Lichtung im Wald. Aber egal, Koji konnte seinen Izumi nicht einfach sterben lassen. Rasch bereitete er das Notwendigste vor. Zum Glück lag noch etwas Brennholz in einer dunklen Ecke. Er machte ein Feuer in dem alten Kamin. An das wärmende Element legte er den Fiebernden. Koji versucht die Hütte an einigen Stellen abzudichten, mit alte Decken, Papier und anderem, was er fand. Wind und Schnee sollten draußen bleiben. Durch das Feuer wurde es allmählich warm. Koji ließ sich neben Izumi nieder. Dieser zitterte am ganzen Leib und fing an zu phantasieren. Koji strich ihm sacht über die schweißige, heiße Stirn, um ihn zu beruhigen. Er holte eine Flasche mit dem letzten Wasser hervor und versuchte Izumi davon ein wenig einzuflößen. Der Schüttelfrost wurde stärker. Koji zog Izumi nun die vom Schneetreiben durchnässten Sachen aus. Izumi war so schön, wie er da lag ,nackt, auf dem Fell. Koji war fasziniert und konnte seinen Blick nicht von diesem makellosen Körper abwenden. Er merkte das Zittern, welches über Izumis gesamten Körper lief und zog die Decke darüber. Langsam begann er sich zu entkleiden. Er schlüpfte zu Izumi unter die Decke ,um ihn mit seinem Körper zusätzlich zu wärmen. Die Haut von Izumi fühlte sich auf seiner samtweich an. Der junge Mann strich sanft über den schlanken Körper seines " Geliebten". Langsam wurde Izumi ruhiger. Koji fühlte, wie der enge Körperkontakt ihn stark erregte. Er verspürte ungeheure Lust und träumte von Erfüllung. Doch ein Stöhnen, des Leidenden holte ihn in die Realität zurück. "Wie kann ich nur an sowas denken, jetzt, wo es Izumi so schlecht geht?!" warf Koji sich vor und versuchte die Gefühle zu unterdrücken. Koji hatte seinen Kopf auf Takutos Brust gelegt und lauschte still dem schwachen Herzschlag. Er schloss die Augen und wünschte sich, für immer so liegenbleiben zu können. Nur nicht einschlafen, sagte er sich. Gerade jetzt, wo es Izumi so miserabel ging musste er ständig auf der Hut sein. Aber schließlich übermannte ihn der Schlaf, die letzten Tage hatten auch ihn viel Kraft gekostet. Das Feuer im Kamin brannte allmählich nieder und die Kälte der Nacht drang durch alle Ritzen und kroch unaufhaltsam auf beide zu, streckte ihre eisigen Fühler nach beiden aus......
Katsumi konnte nicht schlafen. Die ganze Nacht hatte er nur eins im Kopf: Wie sagte er es Takasaka, dass er die Fahrt nicht fortsetzen wollte, wenn der Ersatzfahrer eintraf ? Irgendetwas sagte ihm ,dass Izumi lebte und dass er hier in der Gegend war, irgendwo draußen. Seinen Freund und Kollegen wollte er auf keinen Fall seinem Schicksal überlassen. Katsumi spürte, dass er sich schlecht fühlen würde, wenn er am Morgen oder am nächsten Tag diese Gegend ohne Takuto verließ. Schon oft an diesem Abend hatte er versucht, mit Takasaka Kontakt aufzunehmen, und es dann doch gelassen. Würde sein Verhalten eine Kündigung nach sich ziehen? Schließlich wartete der Kunde auf seine Lieferung. Er hat schon die eine Verzögerung akzeptiert, aber eine weitere?! Die Colliehündin saß neben Katsumi auf der Couch und döste, sich eng an ihren neuen Herrn geschmiegt. Sie schien sich sichtlich wohl zu fühlen. Draußen begann es stärker zu schneien. Ein weißes Tuch aus winzigen, kalten Kristallen legte sich über das ganze friedlich schlummernde Land. Zwei andere gönnten sich unterdessen keine Ruhe. Nachdem ihr Jeep neu gerüstet wurde, jagten sie die Straßen entlang, wie als ginge es gegen die Zeit. Hirose fuhr diesmal selbst. Akihito schaute ihn bei dessen Fahrweise entgeistert an. "Fahr doch langsamer - es ist glatt!" sagte er, "Was ist so wichtig, das wir es so eilig haben? Koji? Den finden wir doch nie, der kennt die Wälder wie seine Westentasche." " Sei ruhig Akihito!" entgegnete Hirose gelassen und ziemlich sicher, " Diesmal werden wir ihn finden, dass kannst du mir glauben, Dank unserer jüngeren Schwester!" "Was hat Nadeshiko damit zu tun?" Akihito verstand wiedereinmal gar nichts. " Das es uns nicht aufgefallen ist, ist schon schlimm genug, da muss erst ein Mädchen kommen..." " Was ist denn nun?" wollte Akihito wissen, er war sehr ungeduldig. " Die Pferde... Koji hat uns an der Nase herumgeführt und die Gäule mitgenommen, einfach durch ähnliche ausgetauscht. Er wusste, das wir uns nie um so etwas kümmerten." " Warum hats denn der verdammte Pfleger nicht gemerkt, der die Viecher immer versorgte?" unterbrach ihn Akihito. " Aber das weißt du doch, kurz bevor Koji verschwand, gab es einen "Unfall" im Stall. Die Strohballen kamen irgendwie in Bewegung und der Tierpfleger wurde von einem erschlagen. Ehe dann ein neuer Pferdewirt eintraf, war Koji schon fort - mit seinen richtigen Gäulen!" Hirose schien jetzt Ruhe auszustrahlen, weil er wusste, nach was er suchen musste. " Wie konnte er nur!!!" schimpfte Akihito, " Aber Vater hat ihn ja schon immer Geld vorn und hinten hereingeschoben, ohne zu kontrollieren, was er damit macht. Koji hat immer alles bekommen, was er wollte und wir?! Er ist ja soooooooooo krank....." " Fang nicht schon wieder damit an!!!" rügte ihn Hirose, "Unsere Zeit wird kommen, glaub mir..." " Warum bist du dir so sicher, dass wir Koji bald haben?" Akihito bohrte weiter. " Wie du weißt, hat sich Koji schon immer gern versteckt, aber mit drei Pferden ist es schon schwieriger. Ich glaub nicht, dass er sie irgendwo einsperren kann und will. Das kommt uns gelegen. Wir werden das Gelände abfliegen, und nach ihnen Ausschau halten. Finden wir sie, finden wir auch Koji!!! Außerdem hat er noch ein zweites Handicap, von dem ich glaube, dass er es nicht getötet hat - diesen Izumi. Irgendwo muss Koji eine Hütte hier draußen in der Wildnis haben und dort will er mit ihm hin. Der Schnee heut Nacht kommt uns auch mehr als gelegen." Sie setzten unaufhaltsam ihre Fahrt durch die Nacht bei Wind und Wetter fort.
Mitten in der Nacht schreckte Koji auf. Ihm war kalt geworden und er bemerkte, dass das Feuer heruntergebrannt war - aus dem Kamin schimmerte nur noch rote Glut hervor. Rasch war der Mann auf den Beinen und legte Holz nach. Er blies in den Rest Glut, um das Feuer neu zu entfachen, und es dauerte nicht lange und helle Flammen schossen empor. Koji schaute zu Izumi herüber und bemerkte, dass dieser seltsam still war. Er kam heran und legte seine Hand auf Izumis schweißnasse Stirn. Sie fühlte sich feuerheiß an - Izumis Atem ging schwach und kurz. Er stand an der Schwelle zu einer anderen Welt. Koji musste sofort etwas gegen das hohe Fieber unternehmen. Von draußen holte er frischen Schnee herein und ließ ihn tauen und zwar auf etwas Stoff. Koji hatte aus seinem Unterhemd und einigen Stofffetzen, die er in der Hütte fand, Wickel gemacht. Den nassen kalten Stoff wickelte er um Izumis Waden und deckte Izumi wieder warm zu. In einem alten Topf, den er neben den Kamin fand, taute er etwas Wasser auf. Aus seiner inneren Manteltasche zog er ein kleines Beutelchen mit weißem Pulver - etwas für Notfälle. Einen kleinen Teil schüttete er davon in die leere Wasserflasche und goss Wasser dazu. Gut gemischt, flößte er Izumi davon ein. Es ging schwer und langsam. Koji blieb nun wach und beobachtete Izumi und das Feuer. Gelegentlich wechselte er die Wickel. Bis zum Morgengrauen machte er durch, jedoch Izumis Zustand änderte sich kaum. Koji versuchte weiter, alles zu tun, um seinen Izumi zu retten.
Was die nächste Zeit passierte, verlief alles recht schnell. Während Koji seinen fiebernden Izumi versorgte, die Hütte so einigermaßen in Ordnung brachte und aus der Wildnis Nahrung holte, bereitete sich Katsumi auf seinen ersten Helikopterflug vor. Am frühen Nachmittag sollte er bei Frank sein. Aber kurz vor Mittag machte ihm ein Ereignis einen Strich durch die Rechnung. Der Ersatzfahrer traf ein und meldete sich bei Katsumi in der Pension. Kunihide wollte sich erst gar nicht lange in diesem schrecklich kleinen Nest aufhalten, sondern gleich weiterfahren. Katsumi wollte ihm ungern den Schlüssel von Takutos Truck überreichen, weil er wusste, wie sehr Takuto an diesem hing - so sehr, das er keinen anderen damit jemals fahren lassen würde. Den Schlüssel hatte ihm Akihito noch überreicht, als sie sich auf den Hof vor der Pension zufällig trafen, an dem Tag, wo Hirose und sein Bruder abreisten. Sonst hätte sich Katsumi den Schlüssel irgendwo abholen müssen, das hätte er von Takasaka schon erfahren, der in Verbindung mit dem Rancher bzg. Takuto stand. Katsumi zögerte noch, dann gab er Kunihide die Schlüssel von seinem eigenen Truck. " Nimm meinen - der fährt sich besser." meinte er kurz, " Und fahr schon mal voraus, ich komme nach!" Kunihide unterließ es Fragen zu stellen, er war letztlich froh, dass er in dem Nest nicht so lange verweilen musste. Er sagte nur:" Ok. Also bis später! Wir bleiben in Verbindung!? Ja? - Ach - ist das dein Hund? - Wusste gar nicht, dass du so was hast." damit wies Kunihide auf den Collie, der neben Katsumi stand und alles streng im Auge behielt. " Wer hat dich eigentlich hergefahren?" wollte Katsumi wissen. " Mein Bruderherz!" Kunihide lächelt, " Wie gern würde er auch mal so einen Truck fahren." seufzte er, " Es war immer sein Traum - die Straßen auf und ab - aber Takasaka hat ihn nicht eingestellt." Katsumi schoss es wie ein Blitz durch den Kopf. " Sag mal, " begann er langsam, " Ist dein Bruder schon wieder fortgefahren?" " Nein. Er wartet da drüben auf mich! Ich musste dich ja erst finden. Ich will mich dann noch von ihm verabschieden." Kunihide wies auf ein kleines Auto auf der gegenüberliegenden Seite der Straße. " Ich glaub, ich kann deinem Bruder seinen Wunsch erfüllen." "Waaaas?" Kunihide glaubte nicht schlecht zu hören. " Ich fühl mich nicht wohl." fuhr Katsumi fort, " Seit gestern habe ich Durchfall... wenn dein Bruder sich die Tour mit dir gemeinsam zutraut und ihr mich auf den Rückweg wieder abholt?" Kunihide blieb für einen Moment die Sprache weg. " Du würdest ihm einen Truck überlassen? Und Takasaka, was sagt der dazu?" "Der brauch davon nichts zu wissen. Unterschreib du die Anlieferung beim Kunden und nimm Takutos Truck. Aber fahr vorsichtig, du weißt, wie sehr ihn Takuto liebt." Kunihide stutzte:" Du glaubst, das er noch lebt?" " Ja." antwortete Katsumi, " Seine Leiche hat man noch nicht gefunden." " Wundert mich nicht - in dieser Einöde. Aber du willst meinem Bruder wirklich deinen Truck überlassen?" " Ja. Ich tus gern." " Du hast doch was anderes vor? Wie ich dich so kenne?" Kunihide lächelt aufeinmal. Katsumi fühlte sich ertappt." ...Reden wir nicht drüber. Falls Taka mich anfunkt - oder besser, sag ihm, mein Funk geht nicht. So kommt dein Bruder nicht in eine unangenehme Situation." "Ok." meinte Kunihide:" Hast du dir das auch gut überlegt? Wie willst du ihn in dieser Wildnis finden? Vielleicht ist er noch nicht mal hier in dieser Gegend und er wurde anderswohin verschleppt. Ich weiß, ihr wart so ein bissel Freunde - aber geht das nicht etwas zu weit?" " Ich halts einfach nicht aus - versteh das bitte. Ich kanns nicht erklären... Passt auf euch auf und vergesst mich nicht abzuholen. " Katsumi gab Kunihide die nötigen Papiere und den Schlüssel zu Takutos Truck. Kunihide schätzte, dass er in vier Tagen wieder hier sein werde, mit seinem Bruder und den Trucks. Er verabschiedete sich und ging zu Ryo herüber. Katsumi sah ihm kurz nach, bevor er sich dann umwandte, um sich für den Flug zurecht zu machen.
Das Wetter war an jenem Nachmittag herrlich. Die Sonne blinzelte hinter einzelnen weißen Wolken hervor und der gefallene Schnee der vergangenen Nacht spiegelte ihr Licht in tausend Farben wieder. Die Landschaft sah prächtig aus in ihrem neuen Kleid. Das dunkelgrün der Nadelbäume und das Weiße des Schnees harmonierten perfekt zusammen. Vom Himmel aus müsste man ein großartiges Panorama von der Gegend haben. Frank wartete schon auf Katsumi. Endlich kam er mit dem Hund auf das Grundstück. Frank begrüßte den jungen Truckfahrer freundlich und meinte:" Alles klar? Kanns losgehen? Aufgeregt?" " Ein bisschen schon." gab Katsumi zu." Wo lass ich meinen Hund?" " Gute Frage, jetzt, wo er sich so gut an dich gewöhnt hat. - Platz ist ja noch . Nimm ihn mit, wenn er will!" "Wirklich?" " Ist ok." Frank und Katsumi gingen zum Helikopter. Mit jedem Schritt, wo sie sich dem Fluggerät näherten , wurde Katsumi mulmiger zu mute. Kalter Schweiß brach aus seinen Poren und er wurde nervös, was er sonst nie war. Er war noch nie in seinem Leben geflogen - kurzum, er hatte Flugangst. Frank ,ein erfahrener Mann, merkte das und fragte plötzlich:" Bist du dir wirklich sicher, dass du mitfliegen willst und ich dir die Gegend zeige? Du kommst mir so unruhig vor? - Das mit dem Flug hat doch einen bestimmten Grund? - Oder?" Katsumi schwieg. " "Wir kennen uns zwar noch nicht lange, und es geht mich auch nichts an, aber irgendetwas ist doch los, ich hab ein Gespür für so was. Vielleicht kann ich helfen!" " Also gut!" antwortete ihm Katsumi, " Ich bin noch nie geflogen und würde es auch nicht tun, aber die Umstände lassen mir nicht viel Auswahl....... Vor kurzem verschwand mein Freund hier in der Nähe spurlos. Ich fand seinen Truck - leer und offen auf der Straße. Innen war alles voller Blut. Aber ich bin mir sicher, das er nicht tot ist. Und die Polizei, die Rancher - wollen ihn finden, doch ich glaube ihnen nicht. Das sieht man. Hier ist es wie überall." Frank legte Katsumi freundschaftlich die Hand auf die Schulter. " In den letzten acht Jahren, so erzählt man sich sind im Umkreis von vielen Meilen Menschen spurlos verschwunden. Einige fand man nie.. Und die, die man fand, waren tot und schlimm zugerichtet. Alle hatten sie dunkles Haar - dunkle Augen. Die Polizei konnte in allen Fällen keinen Täter ausfindig machen. Zuerst nahm man an, es handle sich um eigenständige Verbrechen, weil der Radius des Umkreises sehr groß. Mittlerweile glauben die Leute, das es ein und derselbe Täter ist, der gelegentlich zuschlägt. Auch wenn die hiesige Polizei versucht, die Fälle zu vertuschen - totzuschweigen, irgendwie dringt die Nachricht doch durch und verbreitet sich in der ländlichen Gegend wie ein Lauffeuer." " ... Mein Freund hat dunkles Haar und dunkle Augen. Bevor er verschwand, erzählt er mir etwas von einem Jeep, der ihm merkwürdig auffiel." " Ein Jeep?" Frank schien zu überlegen, " Welche Farbe hatte der denn?" "Takuto nannte zwar keine, aber ein Rancher hielt mir ein Foto vor - es war ein grüner Jeep. Eigentlich sollte ich auf seine Anweisung mit niemand darüber sprechen, ...um sogenannte Panik zu vermeiden." " Das muss ein wichtiger Anhaltspunkt sein, den bisher niemand kannte. - Komm! - Fliegen wir!! - versuchen können wirs ja, vielleicht finden wir den Jeep. Ich meine es gibt zwar einige Leute in der Gegend, die einen grünen Jeep fahren, aber einen Versuch ists wert. - Und Fliegen ist nicht so schlimm - du wirst sehen - da oben fühlst du dich frei!!!" Katsumi folgte Frank zum Helikopter, der Hund in seinem Schatten. Das Gefühl in Katsumi wurde immer kribbliger. Ihm war heiß und schlecht zugleich. Aber Frank sprach ihm zu und bald fand sich Katsumi hoch in den Lüften wieder. Der Anblick der sich ihm bot, war wirklich einzigartig und wundervoll. Katsumi vergaß bald, dass er sich hoch oben befand und staunte nur, über die Schönheit der Natur und die Anwesenheit des Hundes, der keinerlei Angst zeigte, beruhigten ihn auch. Die kleinen verschneiten Ortschaften, über die sie flogen, sahen ebenfalls prächtig aus - lagen verträumt im Sonnenschein. Das letzte, mulmige Gefühl verschwand rasch und Katsumi wendete sich wieder dem zu, was er eigentlich wollte - Ausschau halten nach irgendetwas, was auf Takutos Verbleib hinweisen könnte. Der Flug war lang und Katsumi entdeckte rein gar nichts, das machte ihn nicht gerade froh. Auf dem Rückweg flog Frank mehr über unbewohntes Gebiet. Er flog ein bisschen tiefer über den Wald hinweg, als er es bei den Ortschaften getan hatte. Katsumi entdeckte da plötzlich was, wo der Wald ein wenig licht war. " Sag mal, Frank..." begann er, " Habt ihr auch wilde Pferde?" " Eigentlich nicht. Wie kommst du darauf?" antwortete Frank erstaunt. " Ich hab da eben solche gesehen, da unten rechts zwischen den Bäumen, wo es nicht so dicht ist." Frank wagte einen kurzen Blick herab in die Richtung, die ihm Katsumi wies. " Tatsächlich!" meinte er, " Die müssen irgendwo abgehauen sein. Werd mal bei uns in der Wald - Überwachung anrufen, wenn wir zurück sind." Frank flog weiter heimwärts. Die Hütte, die in einiger Entfernung von den Pferden war, wurde nicht bemerkt...
Koji war immer noch dabei, alles zu tun, damit das Fieber zurückging - ergebnislos. In seiner Sorge nahm er nichts zu sich und wurde selbst schwächer. Dann, am Abend brach er auf einmal schluchzend wie ein kleines Kind über Izumi zusammen und weinte. Er begann um Verzeihung zu bitten, für all das, was er seinem Izumi angetan hatte, und das er bereit wäre, alles dafür zu tun, alles zu opfern und alles darum zu geben, nur das Izumi es überlebte und wieder gesund werden würde. Er, der sonst ganz anders gewesen war, schien wie gewandelt. Izumis Atem blieb schwach, wie auch sein Puls. Schweißperlen standen auf der Stirn und dem ganzen Körper. Er rang - rang mit dem Tod.
Katsumi sah nach dem Flug niedergeschlagen aus. Er sah ein, dass es in dieser Gegend schier aussichtslos war, irgendwas ausfindig zu machen. Takuto konnte überall und nirgends sein. Allmählich zweifelte er an sich selbst, ob das, was er mit dieser Suche bezwecken wollte sinnig war. Frank versuchte ihn aufzubauen und lud ihn zum Abendessen ein. Katsumi nahm dankend an. In einer gemütlich eingerichteten Stube wärmten sie sich auf. Als Katsumi für einige Zeit das Zimmer verließ, um auf die Toilette zu gehen, klingelte es an der Haustür. Frank ließ den unverhofften Besuch eintreten. Katsumi hörte im Bad die Stimmen und.... er erkannte sie. Die Rancher waren zurückgekehrt. Vielleicht hatten die was gefunden. Vorerst blieb Katsumi im Bad und lauschte neugierig dem Gespräch. So erfuhr er, das Hirose einen Rundflug am nächsten Tag über die Waldgebiete unternehmen wollte und auf Franks Hilfe zählte. Heraus kam auch, das sie nach Pferden suchten, wobei Frank sofort von den heutigen Beobachtungen erzählte. Doch plötzlich wollte Hirose nicht mehr fliegen. Er ließ sich genau das Gebiet beschreiben, wo Frank die Pferde gesehen hatte. Hirose und Akihito verabschiedeten sich bald und meinten zu Frank, dass er sich nicht weiter um die Tiere kümmern brauche, das würden sie jetzt übernehmen. Katsumi kam das seltsam vor. Ein Gefühl sagte ihm, dass es da nicht nur um die Pferde allein ging, darum hätten sich ja auch Wildhüter und Förster kümmern können. Kaum waren die beiden fort, kam Katsumi aus dem Bad. Zunächst entschuldigte er sich bei Frank, dass er gelauscht hatte, was sonst nicht seine Art war. Frank nahms nicht so tragisch und lächelte. " Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass die beiden da etwas der Öffentlichkeit vorenthalten, sprich vertuschen. Zu mir sagten sie schon, ich solle schweigen über die Sache, die mit Izumi passierte... Und jetzt das mit den Pferden - vielleicht gibt es eine Spur?!" " Naja gut, dass mit den Pferden hätte der Forst übernehmen können, aber sie suchten ja welche. Merkwürdig ist die Sache vielleicht schon, vielleicht aber auch nicht. Viele Leute rennen erst zur Polizei, wenn ihnen ein Tier wegkommt, was teuer war." meinte Frank dazu. " Frank - glaub mir - ich habs im Gefühl -irgendetwas sagt mir, dass ich sie im Auge behalten muss." Katsumi wurde wieder nervös. " Gehst du da nicht ein bisschen zu weit?" fragte Frank jetzt um Katsumi s Verhalten besorgt, " Ich weiß, wie schwer es ist, einen Freund zu verlieren, hab selbst einen verloren - er starb in einem schweren Winter in der Wildnis. Auch ich hab nach ihm gesucht. Aber damals waren die Umstände anderes. Ich wusste, wohin er wollte, und als er da nie ankam, wusste ich, wo ich ihn suchen musste. Ich fand ihn erfroren in einer Senke am Fuße eines Felsens. Er war schlimm gestürzt und hatte sich so schwer verletzt, dass ihm noch nichteinmal gelang, über Funk Hilfe für sich zu holen. Aber in deinem Fall ..." Frank schüttelte den Kopf, " Überlässt du es doch besser der Polizei, auch wenn es schwer fällt." " Aber, ich fühle, dass es mit Takuto zusammenhängen muss - sie sind bestimmt nah dran!" " Das sind bestimmt nur wertvolle Zuchttiere, die sie bloß zu ihrem Besitzer zurückbringen wollen. Beruhige dich wieder!" Aufeinmal blickte ihm Katsumi fest ins Gesicht: " Frank? - Tust du mir einen Gefallen?.........." Hirose und Akihito warteten nicht die Nacht ab. Sie trafen etliche Vorbereitungen, bevor sie in die Dunkelheit aufbrachen. Noch dazu erreicht sie eine dringende Nachricht, die ihren Ehrgeiz, Koji endlich zu finden nur noch mehr anspornte. Hirose Senior hatte einen Schlaganfall erlitten und war in ein privates Krankenhaus gebracht worden. Nadeshiko wich nicht von seiner Seite, sie sorgte sich sehr. Die Zeit flog dahin, und Stunde um Stunde verging wie im Fluge...
Koji hatte weiter gegen das hohe Fieber von Izumi angekämpft, so langsam war auch er am Rande der Erschöpfung. Seit einiger Zeit schon hatte er weder gegessen, noch getrunken. Die Zeichen der Kraftlosigkeit machten sich bemerkbar und mit ihnen schwand auch die Aufmerksamkeit. Koji sah nur noch den im Sterben liegenden Izumi. Mal versuchte er alles, um dem eine Wende zu geben, mal sank er in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung zurück, wo er weinend über dem Kranken zusammenbrach. Er bemerkte nicht die Gefahr, die bedrohlich und sehr schnell näher kam. Er fühlte nicht das nahende Unheil, was in der Luft war, die dunklen Schatten, die nach ihm und Izumi greifen wollten. Seine sonst so gute Wachsamkeit war wie ausgeschaltet. Dann geschah es.... Koji war nach draußen gegangen, um Schnee zum Auftauen zu holen. Die Sonne schien und ließ den weißen Schnee in seiner Pracht erstrahlen. Irgendetwas pfiff lautlos durch die Luft und Koji brach plötzlich zusammen und blieb regungslos in den kalten Schneekristallen liegen. Akihito kam aus einem Gebüsch hervor und senkte den Lauf einer Waffe. Hirose trat neben ihn. " Guter Schuss! Brüderchen." meinte er gelassen. Sie hatten Koji also innerhalb kurzer Zeit gefunden - gefunden durch dumme Zufälle und Hinweise. Weil sie wussten, wo die Pferde gesichtet worden waren, fanden sie blitzschnell die kürzeste Route und benutzten ein Transportmittel, wo man selbst in schwierigem Gelände gut und schnell vorankam. Keine Pause hatten sie sich gegönnt, blieben fast lautlos immer im Verborgenen, um nicht auf sich aufmerksam zu machen. Genauestens hatten sie sich zuvor von Frank beschreiben lassen, in welchem Sektor dieser die Pferde gesehen hat. Und insgeheim hofften sie, dass es Kojis Pferde sind und er in ihrer Nähe war und sie wurden nicht enttäuscht. Ihr großes Glück war, dass Koji mit dem Schwerkranken nicht hatte weiter in die Berge flüchten können. Hirose fiel Izumi sofort wieder ein. Als sich im Haus nichts zu rühren schien, kamen Hirose und Akihito näher. " Vielleicht hat Koji ihn schon erledigt." sagte Akihito leise, " Es ist so still hier!" " Glaub ich nicht." erwiderte Hirose, " Dieser Izumi liegt bestimmt irgendwo gut verschnürt herum." Sie kamen an Koji vorbei und würdigten diesen mit einem überheblichen Blick, bevor sie die Hütte betraten. Izumi lag zugedeckt auf dem Fell vor dem Kamin, in dem das Feuer schon ziemlich heruntergebrannt war. Schnell wurde ihnen klar, in welcher Verfassung Izumi war. " Der macht ´s nicht mehr lange!" meinte Akihito, als er den jungen Mann so liegen sah. " Er sieht aus wie Yuugo. Kein Wunder -, das Koji auf diesen eineiiger Zwilling hereingefallen ist. Das er es nicht gemerkt hat?!" " Koji nannte Yuugo nie so." sagte Hirose, " Er nannte ihn immer Izumi. Sehr zum Leidwesen unseres Vaters, der diesen Namen nie wieder hören wollte, nach dem Vorfall - du weißt..." " Komm! Lassen wir ihn hier liegen. Hier findet ihn eh keiner. Er wird bald verreckt sein. Wenn man ihn später findet, wird man glauben, er habe sich verlaufen und ist dann erfroren." meinte Akihito kurz. " Und die Spuren im Schnee? Für heute Nacht ist zwar viel Schnee angesagt, aber wir wissen nicht, wann hier jemand vorbeikommt - ist zwar undenkbar - aber zu unsicher - es gibt dumme Zufälle. Und außerdem mache ich keine halben Sachen. Ich bring es zu Ende nach Vaters Willen. Keiner wird Verdacht schöpfen, wenn wir es so machen, wie ich es sage, doch zunächst zu dir ... Izumi..." damit wandte sich Hirose dem vor ihm am Boden Liegenden zu. "... Ich muss ganz sicher gehen, dass du uns nie in die Quere kommen wirst!" Hirose zog eine Waffe aus seinem Mantel hervor und richtete ihren Lauf auf Izumi. Ein..............................
Der Mann in Weiß ..... lautes Bellen, welches von draußen kam, ließ Hirose erschrocken die Waffe senken und in den Mantel zurückstecken. Auch Akihito war ziemlich geschockt. Das Bellen eines Hundes - warf Fragen bei beiden auf. War jemand in der Nähe oder kam gar hierher und wer konnte das sein? Hirose nickte Akihito still zu und dieser verschwand nach draußen, um nachzusehen. Akihito sah sich um. Aus dem Wald am Ende der Lichtung tauchten zwei Männer auf mit einem Hund. Sie kamen rasch näher. Akihito rannte in die Hütte zurück, gab Hirose Bescheid und griff sich die Decke, die Izumis schweißgetränkten Körper bedeckte. Damit deckte er gerade noch rechtzeitig Kojis Körper zu. Katsumi und Frank erreichten Akihito und den Bedeckten. Keuchend blieben sie stehen. Sie waren Hirose und Akihito gefolgt. Katsumi hatte Frank darum gebeten, der Sache mit auf den Grund zu gehen. Akihito staunte nicht schlecht, als er Katsumi erkannte " Sie hier?" fragte er verwundert, " Ich dachte Sie seien weitergefahren. Ihr Truck war nicht mehr zu sehen. Wie kommt das?" " Äh ... ich bin beurlaubt worden und erhole mich hier in der Gegend ein paar Tage. Frank, mein Freund hier, zeigt mir diese schöne Gegend." " Ist das der einzige Grund?" Hirose trat in ihre Mitte mit etwas finsterer, strenger Mine, " Oder ließ es Ihnen keine Ruhe und Sie haben beschlossen eigenmächtig nach ihrem Freund zu suchen, weil die Bullen ja soooooo langsam sind?.... Naja egal .... wie auch immer.... Sie haben Glück! Wir haben ihren Freund gefunden und er lebt.... noch. Er ist schwer krank... liegt dahinten in der Hütte." Katsumi war sichtlich erleichtert. " Den Entführer haben wir auch... liegt hier unter der Decke... wir mussten ihn außer Gefecht setzen..... ist ein sehr gefährlicher Mann." fuhr Hirose fort. Katsumi hielt es nun nicht mehr aus. Er drängte an Hirose und Akihito vorbei in die Hütte. Schon an der Schwelle blieb er stehen und war geschockt. Der Anblick von Izumi, der sich ihm bot, war sehr erschreckend und dieses Bild blieb noch lange tief in ihm sitzen...... Er kam in einem hellgrünen Zimmer wieder voll zu sich. Langsam schaute er sich um und versuchte sich zu orientieren. Diesen Raum kannte er nicht, aber an seiner Ausstattung bemerkte er, dass er sich im Krankenhaus befand. Das Bett fühlte sich angenehm weich an und ihm war wohlig warm. Izumi versuchte sich aufzurichten, aber er war noch zu schwach. Der Tropf, an dem er hing, flößte ihm unermüdlich Nährstoffe ein. Der junge Mann versuchte sich zu erinnern, an das, was passiert war. Da war dieser blonde Hüne gewesen, der ihn erst brutal vergewaltigt und dann in den Busch verschleppt hat, wo er sich so eigenartig benahm, wie als würde er Izumi schon seit Ewigkeiten kennen. Genau konnte sich Izumi an die Kälte erinnern, aber nicht daran, wie er auf einmal hierher gekommen war. Es klopfte an der Tür und herein spazierte Katsumi. Seinen Hund hatte er draußen lassen müssen. Als er merkte, dass Izumi bei Bewusstsein war, wurde er fröhlicher. Hatte er sich doch viele Tage Sorgen gemacht, ob es Izumi schaffen würde. Aber andere Probleme hatte es noch zusätzlich gegeben. Durch einen dummen Zufall, jemand hatte sich verplappert, war herausgekommen, dass Katsumi die Fahrt nicht fortgesetzt hatte, sondern Kunihides Bruder. Zunächst tobte der sonst ruhige Geschäftsmann Takasaka, als er es erfuhr. Doch er beruhigte sich ebenso schnell wieder. Schließlich kam die Ware ohne weitere Zwischenfälle an und der Kunde schien sehr zufrieden. Zudem gab es zur Zeit sehr viele Fahraufträge und Takasaka wollte es mit Ryo versuchen und stellte ihn ein. Katsumi konnte er irgendwie verstehen und gab ihm noch einige Zeit frei. Katsumi bat zudem, nach seinem Urlaub, um kleinere Fahraufträge in die Nähe von dem Ort, wo Takuto im Krankenhaus lag, um ab und zu nach ihm sehen zu können. Katsumi war an das Krankenbett herangetreten und fragte etwas schelmisch: " Wieder erwacht?" " Wie komm ich hier her? Was ist passiert?" wollte Izumi wissen. Nur sehr langsam kamen die Worte über seine Lippen und er schien etwas verwirrt. Katsumi setzte sich auf einen Stuhl neben Izumis Bett und senkte den Kopf. Er wurde wieder ernster. " Irgend so ein Typ hat dich in die Berge verschleppt in eine Hütte. Du warst dem Tode nah, als dich die Rancher fanden. Sie fanden dich gerade noch rechtzeitig." "Was ist aus ihm geworden?" wollte Izumi wissen, "Wie konnte man uns finden?" " Das ist ne lange Geschichte, dass erzähl ich dir, wenns dir besser geht. Du solltest dich noch nicht so aufregen!" entgegnete Katsumi unsicher. " Sag mir wenigstens, was aus ihm geworden ist." drängte Izumi plötzlich. " Er... er ist tot....glaub ich. Hab ihn nicht gesehen - er lag unter einer Decke." sagte Katsumi leise, " Aber nachdem, was er dir angetan hat, geschieht es ihm recht. Dich in die Wildnis zu entführen - warum eigentlich? " Izumi wurde nachdenklich und sagte dann völlig überraschend: " Merkwürdig, obwohl er mich entführte, habe ich irgendwie Mitleid mit ihm. Ich kann nicht erklären wieso... aber den Tod hat er nicht verdient. Ja, er schleifte mich unerbittlich durch diese Wildnis. Ich wurde krank, dass stimmt und im Fieberwahn entfernte ich mich immer mehr der Realität, aber ab und zu drang eine Stimme bis zu mir... seine Stimme, die um mich weinte, mich um Verzeihung bat,....eine Stimme voller Verzweiflung und Reue....seltsam....oder war es nur ein Trugbild des Fiebers... aber das kann nicht sein... ich hab seine Stimme doch deutlich gehört, seine heißen Tränen auf meinen nackten Körper gespürt... ich... " Izumi wurde zunehmend unruhiger. Katsumi versuchte ihn zu beruhigen und rief nach dem Doktor. Er kam auch sofort und gab Izumi eine Beruhigungsspritze. Izumi wurde daraufhin ruhiger und schloss benommen die Augen. Der Arzt, ein älterer Mann, legte Katsumi die Hand auf die Schulter und sagte: " Es ist besser, wenn Sie gehen. Er braucht noch viel Ruhe. Am besten Sie kommen morgen wieder. Vielleicht hat sich sein Zustand da weiter stabilisiert. Er hat viel durchgemacht. Sind Sie ein Verwandter?" "Nein. Ein Freund. Herr Izumi hat keine Verwandten. Er ist Vollwaise." antwortete Katsumi. ". Da Sie sozusagen seine einzige vertraute Bezugsperson zu sein scheinen, kann ich Ihnen vielleicht sagen, denn Ihr Freund wird in der nächsten Zeit Hilfe brauchen, um dass zu verarbeiten, was mit ihm passierte. Wir haben zwar Psychologen im Haus und er bekommt auch Therapie, aber es ist besser, wenn Sie als Vertrauter mit uns zusammenarbeiten. "Wegen der Entführung?" fragte Katsumi nach. Der Arzt geleitete Katsumi vor die Tür, bevor er ihm antwortete: " Wenns nur die Entführung wär, Untersuchungen haben ergeben, dass Ihr Freund wahrscheinlich brutal missbraucht wurde." sagte der Arzt etwas leiser. Katsumi wurde bleich im Gesicht und Entsetzen machte sich darauf breit. Er wusste in diesem Moment nichts mehr zu sagen. Irgendwie verschloss dieses Wissen seinen sonst so regen Mund - auch in der Folgezeit.................. In der Zwischenzeit war auch viel woanders passiert. In der großen Villa machte man sich "Sorgen" um Herrn Nanjo. Schweigend standen die zwei Brüder am Krankenbett ihres Vaters. Herr Nanjo war, nachdem er nun noch einen zweiten Schlaganfall erlitten hatte, halbseitig gelähmt. Das Sprechen fiel ihm schwer. " Ich hörte......, ihr habt....... Koji ......endlich zurückgebracht. ... Wo ist euer Bruder?" kam mühsam über seine Lippen. " Er ist noch sehr geschwächt und ziemlich durcheinander." erklärte Hirose, " Als wir ihn fanden, war er am Durchdrehen. Wir mussten ihn einstweilen unterbringen lassen, damit er sich erholt." "WAS?" der alte Herr versuchte sich aufzurichten - war sichtlich energisch, " Hirose.... du weißt... das ich das nicht will... mein eigen Fleisch und Blut..... soll nicht so....enden!!!" Hirose drückte seinen Vater wieder sacht ins Bett zurück. " Beruhigt Euch Vater....kein Grund zur Sorge. Es ist nicht für lange. Der Aufenthalt in der Wildnis scheint seiner Gesundheit abträglich gewesen zu sein und dann dieser Vorfall...." "Was.... ist mit dem anderen?" wollte Nanjo wissen, " Hat...... sich dein Verdacht bestätigt? Hast du getan....worum ich dich bat?" Nanjo schaute seinem Ältesten genau in dessen blaue Augen, die genauso kalt wirkten, wie seine eigenen. " Man hat mir dazwischengefunkt. Aber sein Allgemeinzustand war so schlecht - er wird es nicht überleben und wenn.... was weiß er schon? Man wird ihm einreden, er sei an den lang gesuchten Verrückten geraten." " Dazwischengefunkt?......Wer?!" Nanjo wurde zusehends erregter. " Bloß so ein Hobbyflieger und ein junger Truckfahrer - schien ein Freund von diesem Izumi zu sein. Sie waren aufeinmal da - frag mich nicht wie und warum....aber sie haben nichts bezüglich Koji gesehen. Zum Glück! Wir konnten sie da draußen aber auch nicht so ohne weiteres erledigen - war schwer einzuschätzen, ob noch jemand davon wusste und nachfolgt. Aber da man nun weiß, dass wir die Bestie "zur Strecke" gebracht haben.......Koji darf nie wieder hinaus - es wäre zu gefährlich für uns!" Nanjo machte ein sehr ernstes Gesicht: " Ich will..... dass du es zu Ende bringst....professionell... verstehst du?" sagte er streng, " Behalt sie im Auge!!! Du darfst jetzt nicht nachlässig sein!!!" " Ich werde mein Bestes geben! Vater!" versprach Hirose. " Das Beste.....ist nicht gut genug!!!" Nanjo begann nach Luft zu ringen. Er war rot angelaufen. Hirose rief nach dem Arzt, der auch sofort kam und entsprechende Maßnahmen einleitete. Beide Brüder zogen sich derweil in ein anderes Zimmer zurück. " Was wirst du tun?" fragte Akihito," Wir können Koji doch nicht hier zu Hause festhalten, der trickst uns doch aus und ist bald wieder über alle Berge!" "Er kommt dort, wo er jetzt ist nicht mehr raus." meinte Hirose kühl. " Und Vater?" bohrte Akihito weiter. " Was soll schon mit ihm sein? So wie es jetzt aussieht, wird er ständig auf fremde Hilfe angewiesen sein - was will der schon tun und wenn er Koji sehen will - was hindert uns dran, ihn mal kurz hierher zu holen?! - Ach übrigens dein Schuss mit der Betäubung war absolut perfekt - du bist langsam ein richtig guter Schütze geworden." Akihito wurde bei dem Lob seines Bruders rot und verlegen und machte erst einmal eine kleine Pause, bevor er erneut fragte. " Was machen wir mit den anderen?" " Wir behalten sie zunächst im Auge! Bei dem Hobbyflieger dürfte das einfach sein - die anderen sind weiter weg. Aber ich hab da schon Leute. Und dann warten wir auf eine günstige Gelegenheit........" Wochen vergingen ohne Zwischenfälle. Izumi ging es körperlich bald wieder so gut, dass er gehen konnte. So war es möglich, dass er eines Nachmittags mit Katsumi in den Park gehen durfte. Es herrschte die klirrende Kälte des Winters. Takuto spürte sie im Gesicht, wie sie sich einfraß, genau wie sich jenes Erlebnis in seine Seele gefressen hatte - tief hinein verbunden mit einem Schmerz. Zunächst gingen Takuto und Katsumi eine Weile schweigend nebeneinander her. Jeder grübelte für sich nach. Was Katsumi verwunderte war, dass Takuto sich noch nicht nach seinem Truck erkundigt hatte. In seinen Reden ging es immer nur um diesen Entführer. Natürlich war Katsumi bewusst, dass sich ein solches Erlebnis nicht leicht verarbeiten lässt und es noch ewig auf Izumi lasten würde, aber das Takuto, der sonst seinen Truck über alles liebte und nichts und niemanden an ihn heranließ ihn nicht auch nur ein bisschen erwähnte oder nach ihm fragte, fand Katsumi doch etwas eigenartig. Das Schweigen der beiden wurde augenblicklich, als plötzlich mit lauem Bellen ein Hund auf beide zugestürzt kam. Ein zerfetztes Leinenende zeigte, dass er sich wohl losgerissen hatte. Winselnd und stark mit dem Schwanz wedelnd blieb er vor Katsumi stehen und hob die Pfoten zur Begrüßung. " Du alter Schlingel!" rief Katsumi aus, beugte sich zu dem Hund herab und streichelte ihn, " Wie bist du denn hier reingekommen? Hast dich losgerissen..." " Du hast ´nen Hund?" Takuto schaute Katsumi verwundert an. Katsumi lächelte verschmitzt zurück: " Das ist eine lange Geschichte." sagte er und begann, währenddessen sie ihren Spaziergang fortsetzten, zu erzählen. Dabei kam auch heraus, dass Kunihides Bruder Izumis Truck gefahren hatte. Katsumi konnte ihm das nicht verheimlichen. Irgendwann, wäre es sowieso herausgekommen. Aber zu Katsumis Erstaunen blieb Takuto vollkommen ruhig. Katsumi hatte erwartet, dass sich sein Freund aufregt und loswettert. Aber nichts dergleichen. Izumi lauschte still den Erzählungen seines Freundes. Aber manchmal schien es so, als sei er mit seinen Gedanken doch woanders, denn er sagte auf einmal zu Katsumi: " Katsumi? Ich muss herausfinden, woher ich kam." " Was ist nur los mit dir?" fragte Katsumi, " Ich weiß, dass das alles für dich schwer ist. Aber du kommst mir in letzter Zeit so anders vor. Katsumi wurde nun direkt. " Was soll schon anders sein!" knurrte Izumi etwas gereizt, " Und was ist daran so schlimm, herauszufinden, woher man kommt. Sei froh, dass du es weiß!!!" Katsumi versuchte Takuto nicht noch mehr aufzuregen: " Es ist dein gutes Recht und wenn du willst, dann helfe ich dir dabei. Was wirst du tun?" " Wenn du mir wirklich helfen willst, dann sorg dafür, dass ich endlich hier aus diesem Stall komme. Die Psychather gehen mir auf den Geist... ich hab es satt hier!!!" sagte Izumi noch gereizter. Den Rest des Weges brachten sie wieder mit Schweigen zu. Takuto war tief in sich gekehrt und Katsumi sah das mit sehr sorgevollem Blick. Der Hund schien die Besorgnis seines Herrn zu bemerken und folgte treulich ihm bei Fuß mit gesenktem Haupt. Katsumi musste erhebliche Überzeugungsarbeit leisten, um Izumi aus dem Krankenhaus zu bekommen. Aber er schaffte es. Nach dem Weihnachtsfest und Sylvester war es dann soweit. Izumi durfte das Krankenhaus verlassen. Lange hatte die Genesung gedauert. Viel Zeit war vergangen, seit er dem Tode nah hier eingeliefert wurde. Wochen hatte es gedauert - bis er richtig zu sich gekommen war. Nun waren die körperlichen Wunden geheilt - doch die seelischen schienen sich nie schließen zu wollen. Izumi sollte sich noch einen Monat Ruhe gönnen - in seiner Heimat. Aber anstatt sich noch Ruhe zu gönnen, wollte Izumi gleich wieder in die Arbeit einsteigen. Takasaka war das nur Recht. Katsumi offenbarte sich daraufhin dem Geschäftsmann, erzählte ihm alles, was er über den Vorfall wusste und bat darum, Takuto solche Touren zugeben, wo er einen Beifahrer benötigte. Katsumi ging es um das Wohl seines Freundes und er wusste und spürte, dass da irgendetwas noch nicht stimmte. Takasaka war ebenfalls entsetzt über das, was passiert war und willigte ein. Vielleicht, so dachten beide, konnte Takuto, wenn er wieder fuhr, das Geschehene besser verwinden. Doch die beiden sollten sich getäuscht haben................. Takuto machte gerade seinen Truck für die Tour fertig. Katsumi beobachtete ihn eine Weile. Ihm fiel auf, dass Takuto es nicht wie sonst machte. Irgendetwas fehlte - aber was? - es war die Liebe, die Katsumi vermisste, die Liebe Takutos zu diesem Fahrzeug. Takutos Handlungen schienen mehr wie automatisiert - routiniert, aber auch fast grob. Hatte er doch früher auf jede Kleinigkeit geachtet, so sah er jetzt darüber hinweg. Mit dem Auftrag kam Katsumi nun näher, den Hund an seiner Seite. " Können wir dann starten und darf er auch mit?" fragte er vorsichtig und zeigte auf den Hund. " Er hat sonst niemanden außer mich!" " Tue was du willst!" kam barsch und monoton die Antwort. Takuto schien es nicht zu gefallen, das man ihm einen Babysitter zur Seite stellte, dass konnte Katsumi deutlich spüren. Leise stahl sich Katsumi auf die andere Seite und stieg ein, nahm auf den Beifahrersitz Platz. Der Hund sprang ebenfalls herein und setzte sich brav in die Nische hinter dem Sitz. Katsumi hatte die Tür geschlossen und begann in den Papieren zu studieren, als jäh die Tür aufgerissen wurde. Er schrack zusammen. Takuto stand draußen: " Es kann losgehen. Du fährst!!!" sagte er in einem Befehlston und warf den völlig perplexen Katsumi die Schlüssel zu. Total verwundert rückte Katsumi auf die Fahrerseite und startete den Motor. So begann eine lange Tour und lange.....schwiegen sie. Takuto hatte von irgendwo einen sehr alten Zettel hervorgekramt und studierte nebenbei eine Straßenkarte. Katsumi versuchte sich auf die Fahrt zu konzentrieren. Neugierig war er schon, was Takuto da so trieb, aber er unterließ es Fragen zu stellen. Klar ist Takuto schon immer ein ruhiger Typ gewesen, als er in der Firma Takasakas anfing, aber so kühl, wie er nach diesem Erlebnis geworden, war er sonst nie. Der Hund von Katsumi hatte es sich gemütlich gemacht und döste vor sich hin, aber immer die beiden Zweibeiner vor ihm im Auge behaltend. Die Zeit verging schnell. Katsumi kannte die Strecke genau - fuhr sie schon einmal mit einem anderen Beifahrer. Der Truck fuhr durch die winterliche Landschaft. Der Schnee glitzerte auf den Wiesen und Wäldern - tauchte alles in ein unschuldiges Weiß. Die Sonne half diesen Ausdruck noch zu verstärken. Verträumt lagen kleine Ortschaften im Schnee. Das Fahrzeug näherte sich einer Kreuzung. Katsumi wusste, das er geradeaus weiterfahren musste. Doch plötzlich brach Takuto die Stille und rief laut: "Bieg da vorn rechts ab!" Katsumi verwunderte das. " Wieso?" wollte er wissen, " Ich kenne die Strecke, es geht geradeaus weiter! Und sei jetzt bloß nicht wieder so gereizt!" Izumi stutzte erst einmal bei den letzten Worten, dann sagte er ruhig: " Entschuldige, wenn ich in der letzten Zeit so grob war, aber bitte bieg da vorn ab. Ich möchte jemanden besuchen. Es ist nicht weit und eine Pause hast du dir ja verdient." " Ok. Zeig mir, wie ich fahren soll." entgegnete Katsumi etwas erleichtert. Der Truck kam in eine kleine Stadt. Gleich an ihrem Anfang stand ein ziemlich großes Gebäude von einer hohen Mauer umgeben. Beim ersten Eindruck wirkte es wie ein Gefängnis. Katsumi hielt mit dem Truck auf der großen Parkfläche vor dem Grundstück. Izumi stieg sofort aus und blieb vor dem großen eisernen Eingangstor stehen. Lange musterte er den Eingangsbereich schweigend - in sich gekehrt. Viele Erinnerungen schienen ihn mit diesem Ort zu verbinden, der kühl wirkte und jetzt durch den Schnee noch eisiger. Katsumi war ebenfalls ausgestiegen und mit ihm sein treuer Begleiter. Zunächst stiegen Fragen in ihm auf, wieso es Takuto hierher verschlug, dann fiel sein Blick auf das Schild an der grauen Mauer beim Eingangstor und ihm wurde einiges klar. "Städtisches Waisenhaus" stand in schwarzen Lettern darauf. " Warte hier auf mich!" rief Takuto Katsumi zu und passierte das schwere Eingangstor und verschwand in dem großen Gebäude. " Das ist ja eine Überraschung - das wir uns noch mal sehen, hätte ich nie geglaubt!" Die Direktorin des Waisenhauses war sehr überrascht, als Takuto Izumi vor ihr stand und sich vorstellte, weil sie ihn zunächst nicht erkannte. Kurz erzählte er ihr, was aus ihm geworden ist und das er ein paar Fragen hätte, die er gern beantwortet haben möchte. "Aus dir scheint ja ein vernünftiger junger Mann geworden zu sein, anders, als der Takuto, den ich kannte. Wir hätten dich gern behalten, aber irgendwie hatten wir alle versagt, wir kamen einfach nicht mehr zurecht mit dir." versuchte sie sich ein wenig zu entschuldigen, denn man hatte Takuto in ein anderes Heim abgeschoben, weil keiner ihn in den Griff bekam. " Es lag nicht an Ihnen." sagte Takuto, " Es war meine Schuld. ich war einfach unbändig - verzweifelt - auf der Suche nach irgendwas, was mir im Heim keiner geben konnte. Mit dem Truck schien ich es gefunden zu haben. Aber dies ist Vergangenheit. Damals, als ich hierher kam - ich meine, was war passiert?" " Wollen wir das bei einem kleinen Spaziergang durchs Gelände besprechen?" fragte die Frau freundlich. "Gern." willigte Takuto ein und folgte ihr in eine Art Garten. Durch den Schnee wirkte dieser etwas leer - einsam - verlassen. Aber dennoch sah es schön aus, die mit Schnee bedeckten Bäume, deren blätterlosen Äste sich zur Erde beugten unter dieser schweren weißen Last. Der kleine Teich war zugefroren und ebenfalls mit der weißen Pracht bedeckt. Ein paar Vögel ließen sich in einem Vogelhaus nieder und machten sich über die Körner her. " Was genau möchtest du wissen von jenem Tag. Ich kann mich noch sehr gut erinnern. Als du kamst - du warst noch klein - völlig verstört und verängstigt lieferte die Polizei dich bei uns ab." fing die Direktorin das Gespräch an und sie kuschelte sich in ihre warme Jacke dabei. " Wo komme ich her und wer waren meine Eltern?" wollte Takuto wissen. " Nunja ... das ist eine sehr schwierige Frage." antwortete Frau Hanks. " Was soll das heißen?" forschte Takuto weiter. " Man fand dich zwischen zwei Städten völlig allein und verwahrlost auf der Straße. Unentwegt redetest du von einem Feuer - du sahst das Feuer überall. Zu dieser Zeit hatte es zwei Brände gegeben. In der einen Stadt brannte ein Wohnhaus aus, in dem ein Ehepaar lebte, dass dabei umkam. Zunächst nahm man an, dass du zu ihnen gehörtest, aber wie sich herausstellte, hatte das Ehepaar weder Kinder noch andere Verwandte, so die Nachbarn. Sie sagten zwar, das das Ehepaar vorhatte, ein Kind zu adoptieren, weil die Frau keine Kinder bekommen konnte, aber sie selbst hatten noch kein es bei den Beiden gesehen. Dann war dieser andere Brand in der anderen Stadt in einer leerstehenden Halle auf einem verlassenen Betriebsgelände. Eine Sekte soll dort Massenselbstmord begangen haben. Man fand sehr viele Knochen - konnte aber niemanden identifizieren, alles war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Es gab keine Überlebenden - jedenfalls schien es so - bis man darauf kam, dass du dieses Feuer überlebt haben musstest. Man kannte zwar deinen Namen und Familiennamen, den du nur zögerlich preisgabst, und man forschte, doch merkwürdigerweise konnte man nirgendwo Unterlagen über deine Eltern finden. Du warst so verstört und fielst in ein Schweigen. Irgendwie fand man schließlich heraus, wo deine Eltern gelebt haben und das sie zu dieser Sekte gehört haben mussten. Doch die Wohnung war bereits ausgeräumt, als die Polizei eintraf. Wer weiß von wem - keiner konnte etwas dazu sagen. Lange rätselte man wegen den Bränden hin und her. Zu deinem Schutz entschied man, dich dem Ehepaar von dem Wohnungsbrand zuzuordnen und zwar als das Kind, was adoptiert werden sollte, weil man wusste nicht, ob die Drahtzieher der Sekte noch lebten......Dir kann ich es ja sagen und außerdem ist es lange her. Und es tut mir leid, dir nicht mehr sagen zu können. Du warst ein Kind, das alles stumm verdrängte. Wir haben nie mehr aus dir herausbekommen. Eigentlich wissen wir so gut wie gar nichts über dich. Aber vielleicht helfen dir diese Aussagen schon." Takuto hatte ihr ruhig zugehört. " Stimmt - ich habe es verdrängt - ich kann mich an so gut wie gar nichts mehr erinnern, es ist zu lange her - doch in meinen Träumen sehe ich einen kleinen Jungen, der sieht aus wie ich, als ich klein war - aber es ist nur mein Spiegelbild. Vielleicht erfahre ich eines Tages doch, wie alles war. Es ist wichtig für mich geworden, mehr kann ich nicht dazu sagen. Vielen Dank, dass sie mir Auskunft gaben, nach alledem..." " Du musst dich nicht entschuldigen, letztlich haben wir versagt, wir haben dir nicht die richtige Hilfe geben, die Liebe und die Zeit, die du gebraucht hättest, wir haben uns vielleicht falsch in dich hineinversetzt und daher keinen Zugang zu dir gefunden.. Nur deshalb schlugst du zunächst die falsche Bahn ein. Aber du hast es aus eigner Kraft geschafft - dir dein Leben dennoch aufzubauen - auf der richtigen Bahn." " Das hab ich dem alten Truckfahrer von damals zu verdanken - es war seine Art - die mich überzeugte und sein Truck, der mich faszinierte. Es ist der, den ich heute fahre. Leider hatte Joe einen Herzinfarkt erlitten und starb. Er war mir wie ein Vater." " Ich wünsche dir, alles Gute für dein weiteres Leben - Pass auf dich auf !" Frau Hanks legte Takuto die Hand auf die Schulter: " Und schau mal wieder vorbei!" fuhr sie fort. " Ihnen auch alles Gute und vielen Dank." Izumi kehrte zum Truck zurück, bei dem Katsumi wartete. " Es kann weitergehen!" rief er diesem zu. Katsumi wollte auf dem Fahrersitz Platz nehmen, aber Takuto hielt ihn zurück - lächelte ihn an und sagte: " Das übernehme ich jetzt! Ruh dich weiter aus!" Katsumi ließ sich abermals erstaunt auf dem Beifahrersitz nieder - wusste nichts zu entgegnen. Der Collie nahm wie gewohnt hinter ihnen Platz. Sie setzten ihre Fahrt fort und erreichten ohne Zwischenfälle nach Tagen ihr Ziel. Vier Monate später: Izumi hatte bereits seit zwei Monaten Fahraufträge allein ausgeführt. Viele Kollegen meinten, das alles so wäre wie früher. Doch Katsumi sah das anders. Er sah die Kleinigkeiten, die keiner wahrzunehmen schien, wenn er die Möglichkeit hatte Izumi zu sehen, oder manches Mal doch noch eine größere Tour mit ihm fuhr. Izumi war nachdenklicher denn je geworden. In jeder freien Minute schien er sorgfältig etwas zu studieren. Er schlief zwar weiterhin am liebsten im Truck so wie früher, aber mittlerweile war die Nische, in der er schlief zu einem Sammelsurium von Zeitungsartikeln und irgendwelchen Blättern geworden. Vorwiegend ging es um Sekten in der Gegend. Manchmal saß der junge Mann stundenlang da - tief in sich gekehrt und versuchte sich zu erinnern . krampfhaft - aber irgendwie war da eine Sperre, die er nicht überwinden konnte. Er hatte als Kind zuviel verdrängt. Wiedermal war er am Grübeln anstatt sich den nächsten Fahrauftrag zu holen. Er saß im Hof des Firmengeländes auf einem Stein und dachte nach, als sich jemand ihm näherte. Es war ein Hilfsarbeiter, der Izumi aus seinen Gedanken riss und ihm sagte, dass er zum Chef kommen solle, es sei sehr dringend. Etwas widerwillig machte sich Takuto auf den Weg ins Büro. Takasaka erwartete ihn schon ungeduldig und kam sofort zur Sache: " Ich habe einen wichtigen Fahrauftrag für dich. Wichtige Medikamente und anderes Material sollen dringend geholt und an den Bestimmungsort gebracht werden. Ich hätte ja gern jemand anderen beauftragt, aber die Sendung ist sehr eilig und außer dir sind alle Fahrer noch unterwegs, die meisten für Tage." " Warum sollte es ein anderer machen - ich bin genauso zuverlässig." Takuto schaute Takasaka etwas entgeistert an. " Nun ja...." fuhr dieser fort. Der Fahrauftrag geht genau in die Richtung...." er machte eine kurze Pause, um die richtigen Worte zu finden, " ..... wo Dir das damals passiert ist. Ich weiß..." " Machen Sie sich keine Gedanken!" unterbrach ihn Takuto, " Selbstverständlich werde ich fahren, es macht mir nichts aus, das, was war- ist Vergangenheit. Außerdem ist so eine weitere Strecke jetzt genau das Richtige für mich." fügte er sehr selbstsicher hinzu. Es schien Takasaka, als sei Takuto geradezu erpicht darauf diese Fahrt zu unternehmen. " Also gut ... hier sind die Unterlagen, von wo du die Medikamente und das Material abholen sollst und wo es abzuliefern ist. Ich wünsche eine unfallfreie Fahrt und bleib in Funkkontakt!" Takuto studierte flüchtig die Zettel und kehrte sich dabei zum Gehen. " Warte noch!" sagte Takasaka. Takuto blieb stehen und wandte sich nochmals zu seinem Chef um. " Sei vorsichtig." meinte der ernst und leise. Man merkte ihm an, dass er eigentlich lieber einen anderen auf diese Tour geschickt hätte. Takuto sagte nichts und ging hinaus. Die Fracht war schnell geholt und der Truck fit gemacht. Die Fahrt konnte beginnen. Punkt 13:00 Uhr befand sich Takuto bereits auf dem Wege Richtung High Mountains, als Katsumi auf dem Firmengelände eintraf. Er war eher zurück von seiner Fahrt als geplant. Er konnte es absolut nicht verstehen, dass Takasaka Izumi auf diese Tour geschickt hatte, als er es erfuhr. " Es eilte aber!" meinte Takasaka, " Und außerdem wollte er es selbst so und irgendwann müsse er darüber hinwegkommen." Er gab Katsumi den nächsten Fahrauftrag. Es war eine kurze Tour aber in die entgegengesetzte Richtung, wie sie Takuto fuhr, doch zunächst hatte er bis zum nächsten Morgen frei. Gerade, als er das Gelände verlassen wollte, um irgendwo etwas essen zu gehen, rief ihn Takasaka aufgeregt ins Büro zurück. " Soeben kam ein Ruf über Funk!" sagte er außer Atem, " Takuto hatte einen Unfall!" Katsumi wurde weiß. Der Schreck fuhr ihm in die Glieder. " Es ist ihm nichts weiter passiert...." beruhigte ihn Takasaka, " Aber den Truck hats erwischt. Er kann unmöglich weiterfahren. Ich hab ihm gesagt, er soll warten, bis du kommst. Ladet die Fracht um in deinen Truck. Mit der Fracht sei auch nichts Gravierendes passiert - so Izumi." Takasaka schaute Katsumi an und fügte noch hinzu:" Ich weiß, es ist dein freier Abend, aber diese Fracht eilt...." Irgendwie hätte Katsumi bei dieser Nachricht in die Luft springen können - vor Freude, aber nicht wegen dieses Unfalls. Auf der einen Seite war er froh, das Takuto nichts passiert war, auf der anderen Seite verschaffte ihm dieser unglückliche Zufall das Glück, Takuto doch etwas im Auge behalten zu können angesichts dieser Strecke. Sofort machte er sich auf den Weg. Er wollte keine Zeit verlieren. Stunden später traf er am Unfallort ein. Takutos Truck war bereits von einem Hilfsdienst auf die Seite geräumt worden. Die Polizei war schon wieder abgezogen. Katsumi fand Izumi rasch und fragte, was passiert sei. Takuto meinte, das plötzlich die Bremsen versagt hätten und er so in einer Kurve ins Trudeln geriet. Die Leitplanke bremste ihn stark ab. Zum Glück war zu dieser Zeit kein großer Verkehr auf der Straße und außer den großen Schrammen am Truck war nichts passiert. Takuto war sich ziemlich sicher, die Bremsen vor der Fahrt kontrolliert zu haben - da war nichts gewesen. So wie der Truck aussah, war eine Weiterfahrt unmöglich. Beide Fahrer verschwendeten keine Zeit und luden die Fracht unter erschwerten Bedingungen um in Katsumis Truck. Einige Leute vom Nothilfsdienst packen mit zu. Nachdem geklärt war, was mit Takutos Truck passierte, konnte die Fahrt fortgesetzt werden. Takuto bestand darauf, den ersten Teil der Fahrt zu übernehmen und Katsumi ließ es zu. Katsumis treuer Begleiter befand sich natürlich auch bei den beiden. So ging die Fahrt ins Land, in das der Frühling allmählich Einzug hielt. Das Grün brach überall hervor und Blüten zeigten sich in ihrer vollen Pracht an den Bäumen. Die Luft war mild und erfüllt von einem süßlichen Duft und die Vögel erhoben sich zu einem Frühlingskonzert in den tiefblauen Himmel. Katsumi genoss die Aussicht, wie Takuto das Fahren. So vergingen Stunde um Stunde. Katsumi und Takuto wechselten sich mit dem Fahren ab. Alles ging ruhig von statten. Aber je näher sie jener Stelle kamen, wo der Anfang dieser schrecklichen Ereignisse seinen Lauf genommen hatte, desto unruhiger wurde Katsumi. Seltsamerweise ging es Takuto nicht so, das fiel Katsumi auf. Oder zeigte es Takuto bloß nicht. Er wirkte ruhig, ausgeglichen, fast zu ruhig, dass Katsumi wieder in Sorge und Gedanken verfiel. Bis jetzt hatte er mit Takuto nie über diesen Zwischenfall gesprochen, sondern versucht, ihn abzulenken. Ob Takuto wusste, dass auch er von der Vergewaltigung Kenntnis hatte? Ohne eine Mine zu verziehen passierte Takuto jene Stelle. Katsumi unterließ es in dieser Hinsicht etwas zu sagen, aber ihm kam gleich eine Idee: " Bald erreichen wir High Mountains. Ich hab da einen Bekannten - Frank. Den will ich gern mal besuchen. Hast du etwas gegen eine kleine Pause?" fragte er Izumi " Du weißt, aus dem Ort hab ich auch den Hund her und Frank hat mir geholfen, dich zu finden, weil ich glaubte, dass die hiesige Polizei nicht viel tut." Izumi sah Katsumi kurz an: " Ich war in der ganzen letzten Zeit so mit mir beschäftigt, das ich dich nie gefragt habe, wieso du das für mich getan hast:" sagte er dann. " Was getan?" fragte Katsumi. "Mich zu suchen." kam die Antwort. Katsumi überlegte eine Weile, ehe er antwortete: " Das hätte doch jeder gute Freund getan. Ich konnte nicht anders......" Izumi lächelt: " Natürlich fahren wir zu Frank. Gibts da eine Parkmöglichkeit?" " Ja gleich nach dem Ortseingang ist eine riesige freie Fläche. Frank wird Augen machen - hab ihn seit damals nicht wieder gesprochen." Katsumi freute sich richtig auf ein Wiedersehen mit Frank. Sicher wird er überrascht sein, dachte er noch so bei sich. Sie erreichten die freie Fläche zum Parken . Takuto stellte den Truck ganz am Rand ab. Katsumi stellte fest, dass kaum noch was zu Essen an „Bord“ war. „ Wenn wir von Frank zurückkommen können wir uns gleich noch was zum Essen besorgen, das Wasser ist glaub ich auch alle.“ meinte Katsumi. Takuto nickte nur. Beide machten sich auf den Weg zu Franks Haus. Der Collie folgte treulich bei Fuß. Der Hund war froh, sich mal die Beine vertreten zu können und vor allen Dingen, das er sich endlich einen Baum suchen konnte. Schnell war das Grundstück erreicht. Das Haus lag verlassen im Sonnenschein. Hinter dem Haus ragten ein paar Kirschbäume hervor, die gerade zublühen anfingen. Von dem Helikopter war nichts zu sehen. Vielleicht war Frank mit ihm unterwegs, dachte Katsumi zunächst, als ihn ein kräftiges „Tach schön“ aus den Gedanken riss. Die Alte von damals stand hinter den beiden. „ Wollen Sie zu Frank?“ fragte sie gleich direkt. Als sie Katsumi so ansah, fügte sie noch hinzu: “Sie kommen mir irgendwie bekannt vor – junger Mann! Waren Sie schon mal hier?“ „ Ja – voriges Jahr.“ entgegnete Katsumi gleich, „ Und sie sind die Dame, die ich damals vor dem Haus dieses Säufers traf...“ „ Ach Harry Harris!“ unterbrach ihn die Alte sofort, „ Du meine Güte!“ rief sie erstaunt aus, als sie den Hund an Katsumis Seite erblickte, „ Das ist doch nicht etwa Harrys Hund!?“ „ Ja, das ist er – ich fand ihn in einem schmutzigen Verschlag, dem Hungertod nahe.“ bestätigte Katsumi. „ Der ist ja nicht wiederzuerkennen! – so ein hübsches, gepflegtes und gesundes Tier.“ Die Frau war verzückt. „ Wo ist eigentlich Frank? Ich kann den Helikopter nicht sehen. Ist er unterwegs?“ fragte Katsumi, um auf das Eigentliche zurück zu kommen. Das Gesicht der Alten wurde plötzlich sehr traurig:“ Frank..... die gute Seele! Er war so ein hilfsbereiter, netter Kerl! ........Er hat es nicht verdient.......“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Was ist mit ihm?“ drängte Katsumi. Takuto neben ihm war auch aufmerksamer geworden. „ Er hat es nicht verdient...“ wiederholte die Alte, „.... so jung zu sterben.“ „ Frank ist tot?!!“ Katsumi konnte es nicht glauben. „ Es ist nun schon knapp drei Monate her,.......“ fuhr die Alte fort, „...... als sein Hubschrauber abstürzte über den Wäldern des Nationalparks.......... Es gab keine Rettung für ihn. ........ Als man den Helikopter fand.... es war alles verbrannt. Man vermutete einen Defekt. Aber ich kanns nicht glauben s.......Frank war doch immer sehr genau in allem....“ Die Frau schüttelte erneut den Kopf und ging plötzlich gedankenversunken ihrer Wege. Katsumi stand das Entsetzen noch im Gesicht. Takuto wusste nicht, was er sagen sollte. Nach einigen Minuten hatte sich Katsumi soweit gefasst und beide suchten den Friedhof des Ortes auf. Franks Grab war schnell gefunden. Es hatte einen schönen schwarzen Stein mit goldener Schrift und viele Blumen und Kränze zierten es. Trotz, das er allein gelebt hatte, schien es, als hatte er viele Freunde und Bekannte, die so immer noch ihre Dankbarkeit zeigten. Einige Minuten standen die beiden ganz still am Grab. Takuto legte die Hand auf Katsumis Schulter und sagte: „ Obwohl ich ihn nicht gekannt habe, bin ich dankbar dafür, das er dir half, mich zu finden.“ Katsumi schaut Takuto nur an: „ Ich kann es immer noch nicht so recht fassen. Irgendwie hab ich es im Gefühl, da ist an der Sache etwas faul........Komm wir gehen!!!“ Nachdem sie noch ein bisschen Reiseproviant versorgt hatten, traten sie die letzte Etappe ihrer Reise an. Takuto fuhr weiter. Katsumi neben ihm fasse nicht konnte Franks Tod immer noch nicht fassen. Nervös begann er in den Zetteln zu kramen, die Takuto in einer Klappe liegen hatte und Artikel über Sekten enthielten. „ Wieso sammelst Du das eigentlich?“ fragte er plötzlich. Takuto überlegte erst eine Weile, ob er auf diese Frage eine Antwort geben sollte. Schließlich sagte er:“ Dieses Erlebnis.... damals in den Bergen..... hat mich zum Nachdenken gebracht. Es schien fast so, als würde mich dieser Fremde kennen....aber ich kann mir nicht vorstellen woher.“ „Die Rancher sagten mir, es wäre ein Wahnsinniger gewesen....ein Psychopath, auf dessen Konto schon einige Menschen gingen.“ meinte Katsumi. „ Das hat man mir auch erzählt, als ich wieder zu mir gekommen war, aber......irgendwie kann ich das nicht so richtig glauben.“ fuhr Takuto fort, den Blick nicht von der Straße wendend. „ Irgendwie bin ich doch neugierig geworden, woher ich eigentlich komme....ich will und muss es herausfinden........Vielleicht ist dieser Fremde gar nicht so verrückt und wusste wirklich etwas über mich.“ „ Ja und wenn schon, er kanns dir nicht mehr sagen.“ sagte Katsumi und studierte nebenbei die Zeitungsartikel. „ Was macht dich eigentlich so sicher, dass es kein Psychopath war?“ „ Es war seine Art und in der Wildnis kannte er sich aus, war jeder Gefahr gewappnet......und irgendwie hab ich es im Gefühl.....“ „ Davon mal abgesehen... wieso bist du darauf gekommen, dass deine Vergangenheit was mit Sekten zu tun hatte?“ Takuto begann von dem Besuch in dem Kinderheim zu erzählen, bis jetzt hatte er mit Katsumi noch nicht darüber gesprochen gehabt und Katsumi hatte es unterlassen, sich in Izumis Angelegenheiten einzumischen. So flog die Zeit dahin. Unaufhaltsam näherten sie sich dem Bestimmungsort der Ware. Hirose telefonierte am Abend mit jemandem, der sein ganzes Vertrauen hatte: „ Wie geht es meinem kleinen Bruder?!“ fragte er mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen. „ Es geht ihm gut, wir tun alles so, wie Sie es uns aufgetragen.“ kam die Antwort. „ Gut so, Koji darf das Gebäude auf keinen Fall mehr verlassen.... er wäre eine zu große Gefahr.... für die Allgemeinheit......tun Sie weiter, was nötig ist.......“ fuhr Hirose fort. „ Selbstverständlich, Sie können sich auf mich verlassen!“ sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. „ Lassen Sie möglichst niemand in seine Nähe. Er nutzt leicht die Unerfahrenheit mancher aus. Ich komme morgen mal persönlich vorbei. Bereiten Sie dementsprechend alles vor. Sie wissen,......... was ich meine?!“ beendete Hirose das Gespräch. Er ließ das Handy zurück in sein schwarzes Jaget gleiten und schaute aus dem Fenster. Von Westen her kamen große dunkle Wolken. Erstes Wetterleuchten und ein dumpfes Grollen kündigte das herannahende Frühlingsgewitter an. Der Sturm trieb die Wolken unerbittlich voran und bald peitschten große Regentropfen gegen die Fensterscheibe. Wenig später tauchte der Himmel in ein giftiges blaugrün und es begann zu hageln. Still in sich hineinlächelnd, beobachtete Hirose dieses Naturschauspiel – er wirkte offenbar sehr zufrieden....alles schien nach seinem Plan zu laufen........... Gegen Mittag des nächsten Tages erreichten Takuto und Katsumi den Bestimmungsort der Fracht etwas abseits am Rande einer größeren Stadt. Umgeben von einer hohen Mauer, gemacht aus Naturgestein und inmitten einer großen Parkanlage lag ein weißes Haus, welches von der Form her einer Villa glich. Das kleinere Gebäude schien ein privates Klinikum zu sein. Nach Anmeldung durften sie das Tor passieren, welches sich automatisch öffnete und schloss. Ein Mann lotste Takuto zu einer Art Hintereingang. Perfekt parkte dieser den Truck kurz vor der Tür. Dann machten er und Katsumi sich ans Abladen. Der Collie wuselte um beide herum und wedelte aufgeregt mit seinem Schwanz. Takuto brachte einige der kleinen leichteren Kisten auf Geheiß des Mannes in das Gebäude samt Lieferschein, den er in einem Büro unterschreiben lassen sollte. Unterwegs verirrte er sich jedoch. Er kam in einen Bereich des Gebäudes, wo sich die Gänge glichen. Das verwirrte nur noch mehr. Die verwinkelten Gänge wirkten steril durch das blendende Weiß. Takuto war froh, als er eine Schwester traf, die er fragen konnte. Sie wollte ihn gerade zurückführen, als ihnen ein Arzt und zwei Pfleger entgegenkam, die jemanden mit sich führten. Es war eine bemitleidenswerte Gestalt in einer weißen Zwangsjacke. Der Gang der Person wirkte torkelig, schleppend und benommen. Ihre Augen wirkten trübe, blickten apathisch vor sich auf den Boden. Erst jetzt sah sie Takuto richtig und er erschrak bei diesem Anblick sosehr, dass er die Kisten fallen ließ. Er kannte diese Person nur zu gut...........es war Koji. Takuto war nicht darauf gefasst gewesen, ihn je wieder zu sehen, hatte man ihm doch gesagt, das sein Entführer tot sei. Schnell hob er die Kisten auf und vergewisserte sich, dass deren Inhalt nichts passiert war. Dem schien nicht so – vermutlich hatte man den Inhalt gut abgepolstert. Takuto folgte der Schwester ins Büro. Die Gedanken an Koji ließen ihn aber nicht mehr los. Dieser hatte ihn noch nichtmal erkannt. Leicht kam Takuto die Vermutung, dass Koji unter Medikamenten stand – aber die größte Frage, die ihn beschäftigte war, warum man ihm gesagt hatte, sein Entführer sei tot. Wollte man ihn beruhigen oder lief da ein Rad sprichwörtlich im Dreck. Takuto kam von der letzteren Variante nicht los – irgendwas wollte man vertuschen vor der Öffentlichkeit. Koji s Anblick schockte ihn auch noch auf eine andere Art. Wie konnte man Menschen nur so mit Medikamenten zustopfen, dass sie sich und ihre Umwelt nicht mehr wahrnahmen und ihm tat das leid. Als Takuto mit dem unterschriebenen Lieferschein zum Truck zurückkehrte, lud Katsumi grade die letzten Kisten aus. „ Wo warst du so lange?“ rief er Izumi zu. Da bemerkte er Izumis blasses Gesicht. „ Was ist los?“ Zunächst reagierte Takuto gar nicht auf Katsumis Frage. Er drückte ihm nur den Lieferschein in die Hand und sagte kurz: „ Ich muss da noch mal rein!“ Ohne eine weitere Erklärung drehte er sich um und verschwand erneut im Hintereingang. Zurück blieb ein verwunderter Katsumi. Der Collie blickte ebenso, dann schwänzelte er um seinen Herrn herum. Katsumi machte den Truck abreisefertig und setzte sich schon immer hinters Steuer. Der Hund nahm hinter ihm Platz und spähte aus dem Fenster. Katsumi wollte gerade die Karte studieren, als sich die Ereignisse überschlugen. Die Beifahrertür wurde aufgerissen und jemand hineingeschoben und in die Nische gedrängt. Izumi kam hinterher und schrie Katsumi förmlich zu, er solle losfahren und keine Fragen stellen. Katsumi tat wie ihm geheißen. Takuto hatte eine Decke über Koji geworfen und sich auf den Beifahrersitz gesetzt. Katsumi winkte dem Pförtner, der das Tor öffnete und zurückgrüßte. Eben, als sie das Tor passiert hatten, begegneten sie einem schwarzen Mercedes, der auf dem Weg in die Klinik war. Die Insassen beider Fahrzeuge fassten sich ins Auge. Katsumi kannte sie zu gut. Es waren jene beiden Männer, denen er damals nach Takutos Entführung begegnet war................................
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