VERBOTENES SPIEL von Nagini

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TEIL 1

 

Ring!
Ring!
Klingeling!
"Oh nee, muss das gerade JETZT sein?" meinte Koji, der sich gerade über Takuto hermachte. "Immer, wenn man zu tun hat, bimmelt's an der Tür." Er öffnete die Tür und dort stand Katsumi mit einer Flasche Sake. "Hey, ich geb einen aus!" rief er. "Koji, komm doch mit und lass uns ein bisschen saufen!"

"Hm..." Koji überlegte. Takuto würde ihm schon nicht weglaufen, der Sake aber schon. Koji würde es Katsumi gar nicht gönnen, den ganzen Sake allein zu trinken. "Na gut!" meinte Koji und zog sich schnell wieder an. Klack. Die Tür fiel ins Schloss. Takuto saß noch in Shorts auf dem Sofa, eigentlich ganz froh darüber, dass er nochmal davongekommen war. Er überlegte. Was konnte man am besten tun, wenn man allein war? Natürlich: Fußball spielen. Da musste Takuto nicht lange nachdenken.

Er schnappte seinen Fußball und rannte die Treppe hinunter in den Garten. Er stellte sich vor, er würde in der Nationalliga Japans spielen.

"Hey, Takuto!" rief jemand rüber. Es war Hisaya. Er sprang über den Zaun und rief: "Wetten, dass ich deinen Ball halten kann?"

"Wette gilt!" rief Takuto, nahm Anlauf und kickte den Ball mit aller Kraft in Richtung Hisaya. Dieser konnte ihn gerade noch halten, aber wirklich nur ganz knapp.
"Nicht übel." meinte er. "Gehn wir rein?"

"Wenn du meinst." sagte Takuto und beide gingen zurück in die Wohnung, wobei Hisaya insgeheim dachte, dass Takuto richtig aufreizend aussähe, wenn er nichts als Shorts anhatte.
"Sag mal, hier wohnt doch auch Koji Nanjo, oder?" fragte Hisaya.

"Schon," antwortete Takuto, "aber der ist zur Zeit nicht da. Lässt sich wieder irgendwo volllaufen."

-"Liebst du ihn denn?"

-"Naja... so kann man das nicht nennen." sagte Takuto. "Warum sollte ich ihn lieben? Wenn er nicht mit Frauen rummacht, fällt er über mich her. Außerdem ist er ein Alkoholiker, ein Lustmolch, ein Chaot und kann nicht kochen... außerdem hat er mir mein erstes Mal versaut."

"Du, Takuto!" sagte Hisaya, "weisst du eigentlich, dass ich dich ganz gern hab?"

"Nun, damit rechne ich." sagte Takuto. "Schließlich gewinnt unsere Fußballmannschaft immer. Deswegen kannst du mich ja wohl nicht gerade hassen, oder?"

"Nee, das meine ich anders!" sagte Hisaya. "Nicht wegen Fußball. Ich meine das ehrlich." Er rückte etwas näher zu Takuto heran. Das alte Sofa knarzte bedrohlich unter dem Gewicht der zwei.

"Wie ehrlich?" fragte Takuto.

"Ich meine..." Hisaya fand keine Worte. "Sag mal, bin ich eigentlich anders als Koji?"

"Jep." sagte Takuto. "Ziemlich anders sogar."

Hisaya konnte sich nicht länger beherrschen und drückte dem verblüfften Takuto einen Kuss auf den Mund. Takuto wollte zuerst aufspringen und Einwände erheben, aber er tat es nicht. Das hier war anders als mit Koji. Hisaya war nicht so fordernd und stürmisch, sondern eher schüchtern. Das gefiel Takuto und er stieß ein wenig mit der Zunge vor. Jetzt war Hisaya der Erschrockene.

Aber auch er kam langsam in Fahrt und bemerkte erst jetzt, dass er Takuto mit beiden Armen eng umschlungen hielt. Beiden schlug das Herz bis zum Hals. Was sie hier taten, dürfte eigentlich gar nicht sein...

Takuto verstand gar nicht, warum es mit Koji nie so gewesen war. Koji war immer so egoistisch, wenn es darum ging, mit Takuto rumzumachen; außerdem hatte er Takuto immer zu allem gezwungen. Hisaya tat das nicht. Der nahm Rücksicht und konnte sich besser beherrschen.

"Wenn Eri wüsste!" Hisaya kicherte. "Aber die betet doch Koji an. Sie weiß genau, wieviel Musiknoten jede CD von ihm hat, aber sie hat null Plan, wie alt ich bin..."
"Wenn Koji wüsste!" grinste Takuto und ließ sich längs aufs Sofa fallen.

Hisaya wurde feuerrot, als Takuto sagte:"Komm schon - mach, was du willst!"

Nun entblätterte sich auch Hisaya bis auf die Shorts. Immer noch feuerrot im Gesicht, schien er gar nicht zu wissen, wo er anfangen sollte. Das änderte sich, als Takuto Hisayas Hand nahm und damit langsam an Takutos Oberschenkel entlangstrich.

"Mehr!" hauchte Takuto.

"Darf ich wirklich...?" wollte Hisaya wissen.

"Ja, mach schon!" war Takutos Antwort. Hisaya legte sich auf Takuto umfasste ihn mit seinen starken Armen. "Du, was glaubst du, was macht Koji gerade?"

"Was weiss ich?!" entgegnete Takuto. "Bestimmt wieder irgendwelche Tussen angraben. Das hier wird ihm eine Lektion sein!"

Wie von der Tarantel gestochen sprang Hisaya hoch. "Das wird ihm eine Lektion sein!?"

"Was hast du denn?" fragte Takuto.

"Du machst das nur, um Koji eins auszuwischen!" sagte Hisaya, "Und nicht wegen mir!"

"Hisaya!" rief Takuto, "Das... das ist mir nur so rausgerutscht! Ich wollte dich nicht verletzen, ehrlich!"

"Red keinen Mist!" rief Hisaya. "Ich bedeute dir doch überhaupt nichts! Ich dachte, du tust das, weil du mich liebst! Und so einen wie dich hab ich auch noch geküsst!" Er schien tödlich beleidigt zu sein.

"Wenn du mir nichts bedeuten würdest, hätte ich mich zur Wehr gesetzt." sagte Takuto und schlang seine Arme um Hisaya. Dieser warf Takuto der Länge nach wieder aufs Sofa und küsste ihn - diesmal ziemlich stürmisch. Takuto erwiderte den Kuss, und erst, als beide der Erstickungsgefahr nahe waren, lösten sie sich voneinander.
"Davon darf Koji aber nichts erfahren!" meinte Takuto.

"Wovon soll ich nichts erfahren?" sagte plötzlich wie aus dem Nichts eine drohende Stimme. Die beiden Liebenden in ihrer Umarmung, Takuto unten und Hisaya oben, guckten Unheil ahnend in Richtung Tür.

Dort stand Koji Nanjo in ganzer Person, überhaupt nicht besoffen scheinend. Er hatte ungefähr den Gesichtsausdruck, den eine Frau hat, wenn sie ihren Tampon rauszieht und sieht, dass dieser blaugrün ist, wo er doch eigentlich rot sein sollte.
"Nein... das ist nicht wahr!" stammelte Koji.

Takuto grinste innerlich, als er merkte, wie geschockt Koji war. "Mach weiter, Hisaya-sama!" sagte er lässig. "Du kannst das so gut... viiiiel besser als Koji!"

"Ähhh..." Hisaya kapierte gar nichts. Da er in Kojis Augen aber ein überaus gefährliches Glitzern bemerkte, hielt er es für besser, nicht aufzufallen. Er stand auf, nahm seine Klamotten und sagte zu Koji und Takuto:"Ich glaube, ich gehe besser... ist das okay?" Er ging in Richtung Wohnungstür, aber Takuto hielt ihn zurück: "Moment noch... bevor du gehst..." Er hauchte ihm einen Kuss auf den Mund, so verführerisch, dass Hisaya glaubte, ihn Ohnmacht fallen zu müssen.

Diese Aktion brachte das Fass zum Überlaufen. Koji wurde förmlich zum Raubtier und riss Takuto von Hisaya weg. Hisaya schlich sich heimlich zur Wohnungstür, um ja nicht von Koji vermöbelt zu werden.

"Izumi, ich muss dich ernsthaft mal was fragen." sagte Koji und hielt Takuto an beiden Handgelenken eisern fest. "Ich liebe dich - und du widersetzt dich mir immer. Wie kommt es dann, dass du dich von diesem hergelaufenen Torwart anfassen lässt?"

"Das geht dich einen Scheißdreck an!" erwiderte Takuto kalt. "Lass mich los!"

"Was hat er getan?" wollte Koji wissen. "Hat er dich zu was gezwungen?"

"Nein." sagte Takuto. "Hat er nicht."

-"Habt ihr miteinander geschlafen?"

-"Wenn du nicht so früh nach Hause gekommen wärst, hätten wir das ganz bestimmt."

-"Wie kannst du mir das antun?" Koji konnte es nicht fassen.

"Ich liebe ihn." sagte Takuto. "Was dagegen?"

Koji war eine Weile lang still, dann ließ er Takuto los. "Er hat dich angefasst." sagte Koji. "Geh duschen, damit das abgeht."

"Nein!" erwiderte Takuto. "Ich geh zu ihm. Tschüss!" Er wollte zur Wohnungstür gehen, doch Koji warf ihn mit einem gut gezielten Aikido-Griff zu Boden.

"Finger weg von Takuto, du Schwein!" rief plötzlich jemand. Hisaya war zurückgekommen.

"Was hast du hier zu suchen?" knurrte Koji böse.

"Du sollst die Finger von Takuto lassen!" sagte Hisaya.

"ICH DREH DIR DEN HALS UM!" brüllte Koji und raste wie ein Gepard auf Hisaya zu. "Haiiiih!" Er griff Hisayas Arme mit der einen Hand und verdrehte ihm sie auf den Rücken. Mit der anderen Hand nahm er ihn in den Schwitzkasten. "Rede!" befahl er. "Was hast du mit Izumi gemacht?"

"Lass los, du Bastard!" schrie Hisaya.

"Ich töte dich!" zischte Koji. "Für das, was du Izumi angetan hast!"

"Er hat mir NICHTS getan!" rief Takuto. "Lass ihn in Ruhe!"

Koji schleuderte Hisaya mit voller Wucht auf den Boden. Aber sportlich, wie Hisaya war, fing er den Aufprall ab und wich noch rechtzeitig einem Handkantenschlag Kojis aus.

"Komm schnell!" rief Takuto, nahm Hisaya beim Handgelenk, zog ihn ins nächstgelegene Zimmer und verriegelte in Windeseile die Tür. Jetzt konnte Koji nicht rein. "Bist du okay?" wollte Takuto wissen. Hisaya nickte wortlos.

Die beiden sahen sich um. Sie waren - wie hätte es wohl anders sein können? - im Schlafzimmer gelandet. Vor ihnen stand ein großes Bett, das so breit war, dass zwei Leute locker reinpassen würden.

Sie grinsten sich gegenseitig an, ein jeder schien dasselbe zu denken. "Ich glaub, hier sind wir richtig!" rief Takuto und ließ sich aufs Bett fallen. Von draußen donnerte ihnen ein exakt achtundzwanzig Sekunden währender, sehr obszöner Fluch von Koji entgegen.

Nun kam auch Hisaya zu Takuto aufs Bett und hob die Bettdecke hoch. "Komm, wir kriechen drunter, da haben wir Ruhe!" meinte er. Beide zogen sich die überdimensional große Bettdecke über die Köpfe. Hier, in der kleinen Höhle unter der Bettdecke, war es stockfinster und stickig. Takuto konnte Hisayas heißen Atem auf seiner Haut spüren. Wo war Hisaya? Takuto tastete ins Dunkle und zuckte leicht zusammen, als er Hisayas Arm berührte. Was war das für eine nie dagewesene Atmosphäre, die alles erst recht so spannend machte?

"Ich seh dich nicht, Taku-chan!" hauchte Hisaya, "rück mal näher ran!" Takuto robbte einige Zentimeter näher zu Hisaya ud strich ihm vorsichtig mit der Hand über den Rücken. Ein heißer Schauer durchfuhr seinen Körper. Hisaya hatte so glatte, weiche Haut. Takuto konnte nicht anders, er nahm nun beide Hände und tastete damit in völliger Dunkelheit an Hisayas Brust entlang. War das, was da so hämmerte, sein Herzschlag, oder nur Koji, der draußen versuchte, die Tür einzuschlagen?

Das war Takuto egal. Auf einmal spürte er zwei Hände an seinem Kopf, dann küsste Hisaya ihn wieder. Takuto glaubte, ihn ihm würde ein Feuerwerk explodieren. Das war alles so verboten schön.
Takuto schlug die Bettdecke zurück, um Luft zu schnappen. Helles Tageslicht. Hisaya an seiner Seite. Wenn das ein Traum war, dann aber ein sehr realistischer...

"Ich will dich!" flüsterte Hisaya Takuto ins Ohr. Takuto zog wieder die Bettdecke über. Heiße, stickige Luft und erotische Finsternis schlugen ihm entgegen. "Ich will dich auch!" hauchte er. "Und zwar jetzt gleich..." Das war für Takuto ein völlig neues Gefühl. Dass jemand ihn wollte, kannte er, aber dass er so etwas selbst verspüren konnte, war ihm fremd.

Tatsächlich war das etwas ganz anderes, was er noch nie für Koji empfunden hatte. Aber jetzt, da Hisaya ihn streichelte, begriff er zum ersten Mal, wie Koji gefühlt haben musste, als er Takuto traf.

Hisayas Hand wanderte von Takutos Brust abwärts, ganz zärtlich und nicht so rasend lüstern wie bei Koji. Ein leises Stöhnen entfuhr Takuto, als Hisaya ihm zwischen die Beine griff, wo Takuto allerdings noch Shorts anhatte. Takuto musste wieder Luft schnappen und schlug die Bettdecke zurück.

"Im Dunkeln macht's mehr Spaß, findest du nicht auch?" meinte er.

-"Finde ich auch." entgegnete Hisaya, stand auf, lief zum Fenster hinüber und zog die Rolladen ganz hinunter. Es wurde so stockfinster, dass Takuto die Hände vor den Augen nicht sehen konnte. "Hisaya - wo bist du?" fragte er.

"Hier bin ich!" Etwas Großes, Warmes, das nach Hugo Boss for men duftete, fiel auf Takuto. Dieser wuselte Hisaya lachend durchs Haar. "Ausreißer!" kicherte er.
"Raubkatze!" grinste Hisaya. "Lauf jetzt bloß nicht weg!"

"Wie könnte ich?" Takuto fuhr Hisaya mit der Zunge am Nacken entlang. "Ich liebe dich!" sagte er.

Eine Hand fasste an den Bund von Takutos Shorts. "Soll ich?" wisperte Hisaya.

"Ja, mach schon!" hauchte Takuto. Nun, da Hisaya so dicht an ihm war, spürte Takuto, wie sich in seinen Shorts etwas versteifte - und in Hisayas Shorts ebenfalls. Takuto ließ ein "Uhhh" hören und merkte, wie Hisaya ihm die Shorts sanft hinunterzog. "Mach's jetzt!" hauchte Takuto.

"Willst du wirklich?" fragte Hisaya leise. "Bist du dir sicher, dass du das willst?"

"Todsicher! Mach schnell!" gab Takuto zur zurück. Finger glitten über seinen Hintern. Und dann - Takuto entfuhr ein leiser Aufschrei - drang Hisaya in ihn ein. Nicht so hart wie Koji, sondern richtig lustvoll. Das hatte Takuto noch nie erlebt. War das wirklich kein Traum?

"Takuto!" hauchte Hisaya.

Just in diesem Moment wurden beide durch ein ohrenbetäubendes Krachen aufgeschreckt. Die Tür flog ins Zimmer und dort stand niemand anders als Koji, der es nun doch tatsächlich geschafft hatte, die Tür aufzubrechen...

 

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TEIL 2

Einen Moment lang stand Koji dort wie versteinert. "Tut mir leid, falls ich euch gerade voll in Aktion erwischt haben sollte." sagte er mit leicht sarkastischem Unterton.

"Hau ab!" zischte Takuto.

"Aber eines sage ich dir, Takuto!" fuhr Koji fort, "ich werde dich nie aufgeben. Auch wenn du mich hassen solltest und mit diesem Torwart ins Bett gehst. Egal, was du tust. Ich werde dich lieben. Und zurückholen."

"Ich bleibe bei Hisaya!" rief Takuto und klammerte sich an seinen Freund.

"Das werden wir sehen." Koji grinste. "Irgendwann wird Hisaya dich für eine aufgedonnerte Tussi verlassen und dann wirst du zu mir kriechen und um Vergebung bitten. Wollen wir wetten?" Er ging mit seinem Gesicht ganz nah an das Gesicht Takutos heran. Ein lüsternes Funkeln lag in seinen Augen.

"Lass mich in Ruhe!" rief Takuto. "Ich bin nicht dein Lustknabe!"

"Aber seiner, nicht wahr?" Koji deutete auf Hisaya.

"Das ist nicht wahr!" riefen Takuto und Hisaya gleichzeitig.

"Dann werde ich euch jetzt in Ruhe lassen." sagte Koji. "Macht doch meinetwegen, was ihr wollt, aber niemand wird mir Izumi wegnehmen können. Niemand!" Er machte auf den Absatz kehrt und verschwand aus dem Zimmer. "Ach ja!" fügte er hinzu, "um die kaputte Tür werde ich mich schon kümmern." Dann war er weg.

Takuto und Hisaya zogen in Windeseile wieder ihre Shorts an. "Shit!" meinte Takuto. "Der verfolgt mich jetzt bis in die hintersten Winkel des Universums!"

Hisaya sagte nichts. Er umarmte Takuto nur und streichelte ihm über den Kopf. So schönes schwarzes Haar...

"Hisaya - du wohnst doch in Italien, oder?" wollte Takuto wissen.

- "Ja, warum?"

"Könntest du mich vielleicht mit nach Italien nehmen? Koji muss es ja nicht wissen. Aber stell dir vor: Nur wir alleine! Und wir könnten dort ins Trainingslager zum Fußball spielen gehen. Wär das nicht toll?"

"Das ließe sich machen..." Hisaya dachte nach.

-"Klar geht es!"

"Nur wir zwei in einem tollen Hotel in Italien!" Hisayas Gesichtsausdruck wechselte in einen träumerischen. Er ließ sich der Länge nach aufs Bett fallen und nahm Takuto in den Arm.

"Sag mal, glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?" fragte Takuto.

"Sicher." antwortete Hisaya. "Ich hab's doch selbst erlebt. Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe und du fast ein Tor geschossen hättest... du hast mir einfach gefallen. Vor allem, was die Augen betrifft - in denen könnte ich stundenlang versinken!" Er sah Takuto tief in die Augen.

"Nun werd mal nicht sentimental!" Takuto grinste.

Koji, der draußen im Flur stand, wollte eigentlich gar nicht hören, was die beiden dort im Bett quatschten. Aber ob er wollte oder nicht, jedes Wort hallte zu ihm hinüber. Er konnte hören, wie Hisaya von Takutos Art, Fußball zu spielen, schwärmte. Er konnte hören, wie Takuto Hisaya kitzelte, bis letzterer lachend um Gnade rief. Er konnte hören, wie Takuto Hisaya schüchterne Komplimente machte.
Lauter Dinge, die er eigentlich gar nicht hören wollte.
Warum hatte Takuto Hisaya so gern? Die beiden hatten schon miteinander geschlafen und sich geküsst und alles mögliche... Koji wurde es speiübel, wenn er daran dachte, dass es sein Izumi war, der das tat.
"Scheisse." dachte er. "Shit. Merdre. Mierde. Chikusho."

***

"Fluggäste nach Italien bitte an Schalter 3a!" tönte die Lautsprecherdurchsage.
Hisaya und Takuto, voll beladen mit Koffern, hasteten zum Schalter 3a. Hisaya sah auf die Uhr. In zwei Stunden würde das Flugzeug abheben. Und dann wären sie in Italien, ganz ohne Koji... Er konnte sein Glück kaum fassen.

***

Als Koji am nächsten Morgen aufwachte, bemerkte er, wie auffallend still es war.
"Takuto? Hisaya?" rief er. Keine Antwort. Pennten die etwa noch? Es war doch schon halb zehn!
Wie der Blitz sprang Koji aus dem Bett und durchsuchte alle Zimmer. Aber alles, was er von Takuto fand, war ein steinhart gewordener (und bereits benutzter) Kaugummi unterm Bett.
An der Garderobe fiel Koji auf, dass Takutos und Hisayas Sachen weg waren. Sie waren also fortgegangen, aber wohin? Was sollte das überhaupt?
Koji ging in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Zettel, eindeutig Takutos Handschrift: "Koji, ich und Hisaya sind weggezogen. Wir wohnen jetzt woanders. Gruß, Takuto".

"NEIN!!!" kreischte Koji. Das durfte doch nicht sein! Takuto war mit Hisaya durchgebrannt!
Was Koji als nächstes tat, war, zum Telefonhörer zu greifen und Katsumi anzurufen: "Du, Katsumi - ich hab ein echtes Problem. Du musst sofort kommen!"

"Du bist es, der kommen sollte." sagte Katsumi am anderen Ende. "Wir im Filmstudio warten schon seit einer Stunde auf dich!"

"Das ist doch egal!" rief Koji. "Es ist wirklich etwas ganz Schlimmes passiert! Was Katastrophales!" Er knallte den Hörer auf die Gabel.

"Koji? Hallo?" fragte Katsumi am anderen Ende, aber da keine Antwort kam, musste Koji wohl aufgelegt haben. Aber es musste wirklich etwas passiert sein. Denn diesen seltsamen Tonfall Kojis hatte Katsumi noch nie gehört.

Nur eine Viertelstunde später war Katsumi da. "So, Koji, altes Haus. Was liegt dir denn auf der Seele?" wollte er wissen.

Koji setzte sich aufs Sofa. "Takuto ist mit Hisaya durchgebrannt." sagte er. "Ich weiss nicht, wohin, aber sicher ziemlich weit weg."

"Echt?!" Katsumi klappte der Unterkiefer hinunter. "Die beiden sind einfach abgehauen und haben dir nichts davon gesagt?"

"Eben!" rief Koji. "Was soll ich denn jetzt machen?"

"Ich verstehe ja nicht viel davon und möchte euch auch nicht allzu nahe treten," meinte Katsumi, "aber kannst du Takuto nicht einfach vergessen?"

"Natürlich nicht!" schrie Koji und packte Katsumi beim Kragen. "Du sagst mir, ich soll ihn vergessen? Du bist wohl wahnsinnig geworden!"

"Äh..." Katsumi wusste nicht, was er sagen sollte. Eine Weile lang sagte auch niemand etwas.

Auf einmal aber - damit hatte Katsumi nun wirklich nicht gerechnet - zog Koji ihn zu sich heran und küsste ihn. Katsumi wollte schreien, aber Kojis Zunge, die immer weiter vordrang, hinderte ihn daran. Nun begann Katsumi, um sich zu schlagen, aber Koji packte dessen Handgelenke und warf ihn aufs Sofa.

"Was tust du da?" schrie Katsumi. "Bist du jetzt komplett irre?" Er versuchte, sich aus Kojis Griff zu winden, aber Koji war stärker.

"Das kannst du doch nicht machen!" rief Katsumi.

"Und ob ich das kann!" Koji grinste lüstern und begann, Katsumi das Hemd aufzuknöpfen. "Flossen weg!" schrie dieser und trat nach Koji, verfehlte ihn aber.

"Takuto... ich liebe dich!" hauchte Koji Katsumi ins Ohr.

"Du bist wahnsinnig! Hör auf!" rief Katsumi, obwohl er längst bemerkt hatte, dass Widerstand zwecklos war. Wenn Koji etwas wollte, holte er es sich.

"Wirst du wohl still sein!?!?" Koji biss ihn in den Nacken. Katsumi schrie auf. "Nein..." Während Koji ihm erneut einen Kuss aufzwang, zog er ihm die Shorts hinunter. Das veranlasste Katsumi dazu, sich noch heftiger zur Wehr zu setzen.

"Ich...will dich..." In Kojis Augen lag ein feuriges Funkeln. "Mach mit, dann tue ich dir nichts..."

"Du bist doch irre- AU!" Katsumi wurde hart herumgerissen. Eine Hand berührte seinen Hintern.

"Nicht, Koji - nicht das!" Katsumis Stimme wurde schwächer. Er biss die Zähne aufeinander und zuckte zusammen, als ein langes, hartes Etwas ihn berührte. Ein stechender Schmerz raste durch seinen Körper. Katsumi entfuhr ein Aufschrei, als Koji in ihn eindrang...

***

Takuto gähnte. Die ganze Nacht hatte er in einem Flugzeug nach Italien verbracht, doch nun waren er und Hisaya endlich am Flughafen von Rom angelangt. Dort war es bereits heller Nachmittag. [Anm. d. Aut.: Hilfäääh - wie war das doch gleich mit den Zeitzonen?]

"Du, Hisaya!" sagte Takuto, "ich fürchte, Koji stellt wieder irgendetwas an. Ich hab da so ein Gefühl..."

"Mach dir doch einfach keine Gedanken um ihn!" meinte Hisaya. "Wir sind jetzt in Rom und Koji gibt es für uns nicht mehr."

"Hisaya, Darling!" Takuto umarmte Hisaya so heftig, dass einige Leute grinsend zu ihnen hinüberschauten.

"Gehn wir zum Hotel, ja?" sagte Hisaya. "Das Hotel ist ganz in der Nähe von den Ruinen des Kolosseums." Er schaltete sein Handy wieder ein, dessen Benutzung im Flugzeug ja verboten gewesen war.

Kaum waren sie im Hotel angekommen, klingelte das Handy (mit der Titelmelodie von Dragon Ball Z). Die Dame am Empfangsschalter guckte missbilligend in Richtung Hisaya, aber er beachtete sie nicht. Er zog das Handy aus der Tasche. "Kunihide Hisaya hier..." sagte er. Dann gab er Takuto das Handy. "Ist für dich." sagte er.

Oh nein, hoffentlich nicht Koji! dachte Takuto, hielt sich zögernd das Handy ans Ohr und sagte: "Hallo, hier ist Takuto Izumi!"

"Ich bin's, Katsumi!" sagte die Stimme am anderen Ende. "Takuto, du bist der einzige, dem ich das jetzt sagen kann!" Takutos Augen weiteten sich vor Schreck, als Katsumi ihm den Vorfall von gestern morgen erzählte. "Das kann doch nicht wahr sein!" rief er. "Koji hat..."

"Was ist passiert?" wollte Hisaya wissen.

"Kuso!" Takuto geriet in Versuchung, das Handy auf den Boden zu knallen. "Das hätte nicht passieren dürfen!" knurrte er.

"Was ist denn nun los?" bohrte Hisaya.

"Koji hat Katsumi vergewaltigt!" rief Takuto so laut, dass einige Leute schon verwundert hinüberblickten.

"WAS?!" Hisaya wurde weiß wie die Wand. "Das kann doch nicht sein! Koji würde doch nie-"

"Ich traue Koji alles zu!" schnitt ihm Takuto den Satz ab.

-"Die Herren werden gebeten, ihre Unterhaltung um derart ernsthafte Themen in ihrem Hotelzimmer fortzusetzen!" sagte plötzlich ein kleiner Page in blauer Uniform.

Hisaya und Takuto marschierten die Treppe hinauf, bis sie in einem langen Flur standen. Zimmernummer 23, zu der sie den Schlüssel bekommen hatten, war ein großer Raum, in dem jedoch nur ein einziges Bett stand.

"Normalerweise wohne ich ja allein hier." sagte Hisaya, "Aber ich bin sicher, das Bett ist groß genug für zwei Leute!"

Takuto musste grinsen. "Sicher ist das Bett groß genug für zwei Leute! Ganz meine Meinung!"

"Immer noch besser, als auf dem Boden zu pennen." sagte Hisaya todernst, aber er wusste, was Takuto dachte.

***

Katsumi rannte die Straße entlang und wusste nicht, wohin. Ins Filmstudio? Dort hätte er eigentlich schon gestern sein müssen. Nach Hause? Das war jetzt zu weit weg und sein Auto stand noch vorm Club D, insklusive dem Führerschein, den er sich von Takasaka "ausgeliehen" hatte.
Also ins Filmstudio.
Er zog den Mantel enger zu, obwohl es warm war und die Sonne schien.
Auf den Treppenstufen des Studios kauerte er sich zusammen. Wie konnte Koji nur so etwas tun? Irgendetwas in Katsumi war zerbrochen, aber er wusste nicht, was. War es ein Teil der Seele?
Immer hatte er gedacht, so etwas könnte ihm nicht passieren, und für diesen Irrtum hatte er nun mit seiner Unschuld bezahlen müssen.

"Shibuya?" Jemand tippte ihm auf die Schulter. Katsumi bekam so einen Schreck, dass er fast von der Treppe fiel. Er sah Takafumi und den Regisseur dort stehen.

"Verzeihung, Shibuya-san!" meinte Takafumi, "aber wo hast du gestern nur gesteckt?"

"Du siehst so nervös aus." meinte der Regisseur. "Ist etwas passiert?"

Katsumi antwortete nicht. Er lief an den beiden vorbei ins Zimmer, rannte die Friseuse um und ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen.

"Was ist los, Katsumi-kun?" fragte die Stylistin.

"BLEIB MIR VOM HALS!" schrie er.

Wenn er jetzt erzählen würde, was Koji getan hatte, würde es niemand glauben, und falls doch, war Koji mit 99prozentiger Wahrscheinlichkeit seinen Job los. Was wiederum bedeuten würde, dass auch Katsumi seinen Job verlieren würde, falls sich kein anderer Star auftreiben ließ, für den es dann galt, den Manager zu spielen.

"Da bist du ja endlich, Nanjo-kun!" wurde er von Takasakas Stimme aufgeschreckt. Koji war gekommen.

"Neiin!" schrie Katsumi und vergrub den Kopf in den Armen. Er konnte Koji einfach nicht mehr in die Augen sehen. Nicht nach dem, was passiert war.

"Shibuya, was ist bloß los?" wollte Takafumi wissen. "Uns kannst du es doch sagen!"

"Ich..." Katsumi fand keine Worte und sah die versammelte Crew, insklusive Koji Nanjo, mit rot verheulten Augen an.

"Ich glaube, es ist besser, wenn ich für ihn rede und sage, was passiert ist." meldete sich Koji zu Wort. "Ich habe Katsumi vergewaltigt."

 

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TEIL 3

"Beeil dich, sonst kommen wir noch zu spät!" Hisaya und Takuto waren auf dem Weg zum Fußball-Trainingslager.

"Ich glaube, wir sind wirklich ein bisschen spät." meinte Takuto mit einen Blick aufs Spielfeld, wo das Training bereits begonnen hatte.
Beide liefen in die leere Umkleide und schlossen die Tür hinter sich.

"Na?" Takuto grinste.

"Denkst du auch, was ich denke?" wollte Hisaya wissen und grinste ebenfalls.

-"Wird schon keiner reinkommen..."

"Sieht ganz so aus..."

-"Du darfst anfangen!" sagte Takuto.

Das ließ sich Hisaya nicht zweimal sagen. Er küsste Takuto vorsichtig auf den Mund und ließ gleichzeitig seine Hand unter Takutos T-Shirt gleiten. Takuto ließ ihn gewähren. Auf einmal aber sagte er: "Da! Hast du das gehört? Da draußen hat was geklickt!"

"Och, is doch egal..." Hisaya zog Takuto langsam das T-Shirt aus.

"Uh...mach weiter!" Takuto wollte Hisaya an seiner nackten Haut spüren... Hisaya, der es so hervorragend verstand, Takuto um den Verstand zu bringen...

"Du, hast du das auch gehört?" fragte Hisaya plötzlich. "Da ist wer!"

"Dann lass ihn doch!" sagte Takuto, während er am Reißverschluss von Hisayas Jeans herumfummelte. "Komm schon..."

Genau in diesem Moment hörten beide tapsende Schritte auf dem Flur. Sofort lösten sie sich voneinander und zogen sich schnell um. Dass sie noch feuerrot im Gesicht waren, konnten sie allerdings nicht verbergen.

Es war Giovanni, der Trainer und Teamchef, der hereinkam und ihnen eine gehörige Standpauke wegen Zuspätkommens hielt. Takuto und Hisaya ließen die Meckereien über sich ergehen - sie wussten, dass jeder, der einmal in der Nationalmannschaft spielen wollte, viel aushalten musste. Daraufhin eilten sie zum Fußballplatz.

***

"KOJI!" Takasaka war dem Heulkrampf nahe. "Sag, dass das nicht wahr ist! Oh Jesus im Himmel, womit habe ich das nur verdient? (schluchz)!"

"Hab ich was falsch gemacht?" fragte Koji. "Ich finde, Katsumi übertreibt ein bisschen. SO schlimm kann das doch gar nicht gewesen sein."

Katsumi war bereits aus dem Studio gerannt und insklusive Takasakas Führerschein nach Hause gefahren, bevor noch jemand ihn aufhalten konnte.

"Katsumi hat mich an Takuto erinnert." sagte Koji. "Dieselben funkelnden Augen und dieselbe Hilflosigkeit, wenn man über ihn herfällt."

Takasaka hatte nun einen parkinson-ähnlichen Schüttelanfall bekommen und seine Gesichtsfarbe war von weiß zu grün gewechselt. Als Koji noch erzählte, wie alles vor sich gegangen war, lief auch Takafumi übelgrün an, hielt sich die Hände vor den Mund und rannte in Richtung Toilette. Die Friseuse, die Stylistin und der Regisseur standen da, erstarrt wie die Stalaktiten in der Tropfsteinhöhle.

***

Der schrille Pfiff des Schiedsrichters Ermeno holte Takuto in die Wirklichkeit zurück. Eben war Takuto noch wie eine wilde Raubkatze, die ihre Gegner zerfleischt, übers Spielfeld gerannt, hatte zwei Tore geschossen und so die Mannschaft zum Sieg geführt. Aber nun war das Spiel beendet.

Takuto, Hisaya und die ganze Mannschaft gingen zur Umkleide. Dort rief plötzlich ein halbwüchsiger Kerl namens Niccolo: "Ich habe heute ein endgutes Foto geschossen, das glaubt ihr einfach nicht, bevor ihr es gesehen habt!" Kaum hatte er ein kleines Polaroidfoto aus seiner Tasche gezogen, scharten sich schon die anderen um ihn. Rufe von "Boah!", "Iiieh!", "Wahnsinn!" und "Ist das Bild echt?" waren zu hören.

Hä? Was gab's da zu sehen? Takuto brauchte sich nicht einmal vorzudrängeln, denn Niccolo hielt ihm das Foto direkt vor Nase. Takuto stockte der Atem. Dieses Foto war neu - erst vor kaum zwei Stunden geknipst worden - und es zeigte eindeutig Takuto und Hisaya, wie sie sich in der Umkleide küssten.
Zuerst dachte Takuto, er müsste röter als ein Kilo Tomaten werden und im Boden versinken, aber dann siegte sein Kampfgeist. Er packte Niccolo beim Kragen und wollte ihm einige Zähne ausschlagen, aber da quiekte Niccolo: "Waaah - die Tunte fasst mich an!"

Takutos Gesichtsfarbe wechselte von tomaten-rot zu peperoni-rot und er wandte sich von Niccolo ab, während die restlichen Jungs die Seele aus dem Leib kicherten und hinter Takuto und Hisaya herpfiffen.
Von dem ganzen Gelächter angezogen, kam auf einmal Giovanni mit seiner üblichen Sauertopf-Miene hereingeschlurft und fragte, was hier denn los sei. Niccola zeigte ihm das Foto und Giovanni musste bis über beide Ohren grinsen, ein so breites Grinsen, wie Takuto es noch nie gesehen hatte.
"Wie gut, dass ich so tolerant bin." sagte Giovanni zu Hisaya und Takuto. "Sonst wärt ihr bestimmt hier rausgeflogen. Aber in Zukunft bitte keine... ähem... Liebesspielchen in der Umkleide, okay?"
"Okay." sagte Hisaya tonlos.

***

"Mensch, Koji, dafür kannst du ins GEFÄNGNIS kommen!" jammerte Takasaka. "Und was ist, wenn die Zeitung davon erfährt?"

"Soll's mir egal sein." nuschelte Koji lässig. Eigentlich fühlte er sich aber selbst ganz unwohl in seiner Haut. Er wusste nicht, warum er sich an Katsumi vergriffen hatte. Immerhin war Katsumi doch sein bester Kumpel.

Am nächsten Tag klingelte Koji bei Katsumi. Dieser öffnete nichtsahnend die Tür. Als er Koji dort stehen sah, wollte er sofort die Tür zuschlagen, doch Koji schob sie auf und betrat die Wohnung.

"Was willst du hier?" rief Katsumi mit einem Anflug von Angst in der Stimme.

"Ich tue dir nichts." sagte Koji. "Ich möchte mich nur entschuldigen. Es tut mir verdammt Leid. Ich weiss gar nicht, warum ich das gemacht habe."

"Geh weg!" sagte Katsumi. "So etwas kann ich nicht einfach verzeihen!"

"Dann sag mir noch eins." sagte Koji. "Du weisst doch genau, wo Takuto und Hisaya hingegangen sind. Wo sind sie?"

"Das sage ich dir nicht!" knurrte Katsumi.

"Sag's schon!" befahl Koji. "Du weisst es genau!"

"Gar nichts verrate ich dir!" rief Katsumi.

"Doch... du wirst es mir sagen, Kleiner." Koji trat näher an Katsumi heran, umfasste mit der einen Hand dessen Taille, zog ihn mit der anderen Hand am Haar grob nach hinten und beugte sich über ihn. "Rede!"

"Das geht dich alles nichts an!" sagte Katsumi eisern. "Und lass mich los, du tust mir weh!"

-"Dann musst du mit den Konsequenzen rechnen." Koji zog einen Dolch aus der Tasche. Dieser hatte einen elfenbeinernen Griff, in den das Familienwappen der Nanjos - zwei Quadrate mit dem europäischen Buchstaben N nebeneinander, die auf einer Ecke standen, inmitten eines Kreises - eingraviert war. Die Klinge blitzte gefährlich.

"Du hast es so gewollt!" Koji setzte die Spitze des Dolchs an Katsumis Wange an und zog Katsumi quer über die Wange einen dünnen, aber tiefen Schnitt. Ein Tropfen dunkelrotes Blut quoll heraus und Koji leckte ihn ab. Es schmeckte nach Metall.

"Du perverses Schwein!" schrie Katsumi. "Aber ich werde nicht reden! Niemals!"

"Dann muss ich wohl zu härteren Methoden greifen." bemerkte Koji. Er riss Katsumi das T-Shirt hinunter und setzte ihm die Spitze des Dolchs ans Herz.
Katsumi sagte nichts. Koji nahm den Dolch wieder zurück. Er konnte das nicht. Er konnte Katsumi doch nicht einfach töten. Dann würde außerdem die ganze Sache nur noch schlimmer.

Katsumi nutzte Kojis Nachdenkereien, schubste ihn gegen die Wand und wollte ins nächstgelegene Zimmer rennen. Doch Koji hatte schon wieder den Dolch gezogen und warf ihn in Richtung Katsumi, welcher gerade noch seitlich ausweichen konnte. Klongg. Der Dolch blieb im Türrahmen, nur einige Zentimeter von Katsumis Oberarm, stecken.

"Glaubst du etwa, du könntest mir entkommen?" sagte Koji. In seinen Augen lag ein gefährliches Glitzern.

"Fass mich nicht an!" rief Katsumi und rutschte unruhig mit dem Rücken an der Wand hin und her.

Koji ließ einen schnellen und gut gezielten Handkantenschlag gegen Katsumis Hals sausen. Ein Schrei und ein dumpfer Aufschlag. Katsumi lag reglos am Boden. Aber er atmete noch, wenn auch nur leise.

"Katsumi...?" Koji strich ihm über das blonde Haar. Was war nur los? Warum hatte Koji sich nicht mehr unter Kontrolle? Fragen, die er sich selbst nicht beantworten konnte.

Er nahm Katsumi auf den Arm. Heiß. Koji spürte, wie er rot wurde. Er ging ins Schlafzimmer, legte Katsumi aufs Bett und setzte sich daneben.

Scheiße...

 

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TEIL 4

"Hm?" Katsumi blinzelte. Er war aufgewacht!

"Katsumi? Hörst du mich?" wollte Koji wissen. "Sag mir, wo Takuto und Hisaya hingegangen sind!"

"Niemals!" Katsumi richtete sich kerzengerade auf, kippte aber wieder zurück. Anscheinend war er schon allzu geschwächt.

"Wie du willst." sagte Koji. Er öffnete geschickt Katsumis Jeans und zog sie hinunter.

"Nein! Nicht!" rief Katsumi. "Nicht schon wieder!"

-"Dann rede!"

"Das werde ich nicht! Du willst Takuto und Hisaya doch nur hinterherlaufen und sie auseinander bringen, damit du deine perversen Phantasien wieder an Takuto ausleben kannst!"

"Erraten! Aber erst bist du dran!" Koji hielt Katsumis Hände fest, damit dieser sich nicht wehren konnte und zog ihm nun auch noch die Shorts runter.

"NEIIIN! ICH WILL NICHT!" schrie Katsumi.

"Halt deine vorlaute Klappe!" befahl Koji, "es sei denn, du willst mir sagen, wo Takuto und Hisaya sind!"

"Das sage ich nicht!" entgegnete Katsumi. "Aber wenn ich laut genug schreie, kommt vielleicht der Hausmeister!"

"Wenn du schreist" sagte Koji, "werde ich dir das Maul stopfen. Und rate mal, womit." Er öffnete seine Jeans und Katsumi hatte eine böse Vorahnung.
"Nein!" rief er. "Alles, aber nicht das..."

"Heisst das, du redest?" Koji ging mit seinem Gesicht ganz nahe an Katsumis heran und fasste ihm grob zwischen die Beine.

"Au!" Katsumi entfuhr ein Aufschrei. "Ich rede ja! Ich sage alles! Aber hör auf damit!"

Koji nahm seine Hand von der unpassenden Stelle weg.

"Takuto und Hisaya sind in Italien." sagte Katsumi. "In Rom... Aber lass mich jetzt in Ruhe!"

"Das war, was ich hören wollte." Koji grinste.

"Was tust du jetzt?" wollte Katsumi wissen.

"Ich fahre nach Rom." sagte Koji. "Nächste Woche. Und ich werde mir zurückholen, was mir zusteht. Aber...", seine Augen nahmen ein böses Funkeln an - "sollte das gelogen sein, werde ich dir etwas antun, dass du dir wünschen wirst, du wärst nie geboren!"

Katsumi wollte erst gar nicht wissen, was Koji damit meinte.

***

Am Tag darauf rief Katsumi nach Italien zu Takuto und Hisaya an. "Hier ist Katsumi!" sagte er in den Telefonhörer. "Macht euch auf was gefasst, in sechs Tagen wird Koji in Rom eintrudeln. Ich hab es ihm gesagt, aber ich musste das sagen, sonst hätte er mich schon wieder vergewaltigt. Ich will euch nur warnen, okay?"

"RICHTE KOJI AUS, ER IST EIN ARSCHLOCH!" brüllte Hisaya ins Handy. "Sorry, Katsumi." meinte er dann, "aber ich glaub das einfach nicht, dass dieses Dreckstück von Koji Nanjo dich vergewaltigen würde, um uns auseinanderzubringen!"

"Kann ich auch nix machen." sagte Katsumi. "Aber ich warne euch. Fahrt möglichst weit weg. Ihr wisst ja, Koji wird ganz Italien umkrempeln, um euch zu finden!"

"Geht klar." antwortete Hisaya. "Wiedersehen, Shibuya." Er legte auf und Katsumi ebenfalls.
Dann griff Katsumi noch einmal zum Hörer, wählte Kojis Telefonnummer und sagte im eisigen Tonfall: "Hallo Koji, hier ist Katsumi. Ich soll dir von Hisaya ausrichten, du bist ein Arschloch." Danach legte er sofort auf.

***

Derweil in Italien.

"Wer hat da angerufen?" wollte Takuto wissen.

"Katsumi war's." sagte Hisaya. "Er hat gesagt, dass Koji kommt und wir uns verstecken sollten."

-"WAAAS?!?! Koji? Oh neiiin! Wann kommt er denn?"

"Nächsten Sonntag." sagte Hisaya, "und ich habe das ungute Gefühl, dass er nicht allein kommt."

"Dann haben wir noch Zeit." sagte Takuto. "Sechs Tage. Bis dahin sind wir in Deutschland."

-"Oder in Frankreich oder in Österreich..."

"Oder in Belgien."

-"Oder wir bleiben einfach hier und zelten irgendwo." meinte Hisaya. "Wie ich Koji kenne, wird er bestimmt erst einmal alle Hotels abklappern."

"Aber wenn wir jetzt abhauen, wird Koji wissen, dass Katsumi uns gewarnt hat!" gab Takuto zu bedenken. "Und wer weiss, was er Katsumi dann antut?"

***

Während Takuto und Hisaya noch darüber diskutierten, wohin ihre Auslandsreise gehen sollte und ob ihr Budget überhaupt noch dafür reichte, ging Koji zur Bar "Shanemito" um bei einem Pint irischen Guinness darüber nachzudenken, wie er jetzt am besten nach Italien kam. Denn er hatte immer noch Verpflichtungen seiner Firma gegenüber und seinem Image als Star würde es mehr schaden als nutzen, wenn er jetzt einfach abhaute. Obwohl sein Image ihm eigentlich ziemlich egal war.

"NA, WENN DAS NICHT NANJO VON DER LOTOS-GANG IST!" Eine laute Stimme ließ ihn erschrecken. Er sah sich um. Zwei Männer in Schwarz waren hereingekommen und Koji erkannte sie sofort wieder...
Diese beiden waren niemand anders als die Brüder Calvera, die früher als Jugendliche bei Koji in der Lotos-Gang gewesen waren. Koji blieb die Sprache weg. "Mensch... ihr seid doch... Juanito und Maldito!" rief er.

Juanito, der Ältere von den beiden mit dem kurzen schwarzen Lockenhaar sagte: "Koji, ich hab gehört, du machst jetzt auf Sänger!"

"Meine Freundin ist ein totaler Fan von dir!" sagte Maldito, der jüngere, aber durchaus gefährlichere der beiden Brüder. "Was führt dich denn hierher, Nanjo? Ist man bei deinem Beruf nicht dauernd auf Tournee?"

"Eigentlich schon." gab Koji zu, "aber ich habe mich entschlossen, mit dem Singen aufzuhören."

"Mach doch, was du willst." gab Juanito zurück. "Barkeeper! Einen doppelten Martini bitte, aber geschüttelt, nicht gerührt!"

"Erinnerst du dich noch an früher, Nanjo?" fragte Maldito. "Weisst du noch, wie wir diesem aufgeblasenen Idioten Mitakawa die Autoreifen zerstochen haben?" Er kicherte. "Der alte Mitakawa ist stinkesauer geworden, höhöhö..."

"Ähm...ich..." Koji suchte nach passenden Worten. "Hört mal zu, ihr beiden." sagte er. "Ich habe ein fabelhaftes Angebot für euch. Es könnte dabei eine Million Yen für jeden von euch herausspringen."

"Eine Mille für jeden von uns?" Juanito und Maldito waren auf einmal hellwach. "Erzähl!" riefen sie.

"Ihr müsst aber hoch und heilig versprechen, es niemandem zu erzählen." sagte Koji. "Es ist top secret. Könnt ihr schweigen?"

-"Klar!" riefen die beiden Brüder.

Koji fingerte ein Foto aus seiner Hosentasche. Dieses zeigte Takuto mit Fußball, wie er strahlend vor dem Stadion stand. "Kennt ihr den?" wollte Koji wissen.

"Nöö." Juanito schüttelte den Kopf.

"Aber ich!" sagte Maldito. "Naja, nur vom Hörensagen, aber er soll echt gut Fußball spielen können. Takuto Izumi heisst er, wenn ich mich nicht irre."

"Genau, Izumi heisst er." sagte Koji. "Momentan hält er sich mit einem...äh... Schulfreund in Italien auf. Euer Auftrag ist es, ihn zu kidnappen und hierher nach Japan zu bringen."

"Entführung?" Juanito stutzte.

"Klar, warum nicht?" meinte Maldito. "Ist doch völlig ungefährlich. Ich hab schon viel bessere Dinger gedreht, zum Beispiel den sizilianischen Mafiaboss aufgeknüpft - stimmt doch, Juan?"

"Ja." antwortete Juanito. "Aber..."

"Das schaffen wir doch locker!" rief Maldito.

"Gut." sagte Koji. "Ich komme mit nach Italien. Dafür sponser ich die Reise. Abgemacht?"

-"Abgemacht!" riefen Juanito und Maldito.

***

Fünf Tage später.

Hisaya und Takuto zelteten auf einem Campingplatz in der Nähe von Venedig, in der Hoffnung, Koji würde sie hier nicht finden. Glücklicherweise lag der Campingplatz direkt neben einem großen Sportplatz, so dass Takuto und Hisaya dort jeden Tag beim Fußballtraining anzutreffen waren.

Eines Tages aber, als Takuto gerade im Begriff war, einen Elfmeter zu schießen, fielen ihm am Rand des Sportplatzes zwei Typen auf, die trotz der venezianischen Affenhitze beide in Schwarz gekleidet waren. Beide waren wie Takuto braungebrannt und schwarzhaarig. Der Größere mit den Locken trug eine Sonnenbrille. Der Kleinere hatte sein Haar mit Gel in Form gebracht und auf seinem Gesicht lag das fiese Grinsen eines Mafiaboss. Takuto kamen die beiden nicht sehr geheuer vor.

 

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TEIL 5

Juanito und Maldito standen vorm Sportplatz.

"Bist du sicher, dass er das ist?" Juanito zweifelte immer noch. "Nicht, dass wir am Ende den Falschen kidnappen."

"Sieh doch, die Ähnlichkeit!" Maldito hielt ihm das Foto von Takuto Izumi unter die Nase. "Das ist hundertprozentig Izumi, sogar der Schulfreund ist dabei."

"Wir sollten Izumi ein wenig ausfragen." meinte Juanito. "Um sicher zu gehen."

***

Mittagszeit. Takuto hatte einen Mordshunger und wollte zum Zelt zurückgehen, um eine Dose Tomatensuppe auf dem Campingkocher aufzuwärmen. Aber die beiden seltsamen Typen, die sein Fußballspiel beobachtet hatten, hielten ihn zurück.

"Sind Sie zufällig Takuto Izumi?" fragte der eine.

"Ja, warum?" antwortete Takuto. "Wer sind Sie?"

"Wir sind im Auftrag von Ko-" sagte der Große mit den Locken, doch der Kleine mit dem fiesen Gesichtsausdruck verpasste ihm einen Rippenstoß. "Wir sind Paolo Sanchez und Alvarez da Silva von der Fußballagentur Santiago de Chile." sagte er. "Wir sehen, dass Sie ein guter Fußballspieler sind."

-"So?"

"Wir hätten Ihnen ein Angebot zu machen." fuhr der Kleine fort. "Mein Name ist Alvarez und ich bin der Vorsitzende. Ich möchte gern wissen, ob Sie Interesse hätten, in der Nationalmannschaft von Chile zu spielen."

-"In der Nationalmannschaft von Chile?" Takuto konnte den Typen irgendwie nicht so recht glauben. Musste man dafür nicht in Chile geboren sein?

"Darüber lässt sich noch verhandeln." sagte der Große namens Paolo. "Das Monatshonorar beträgt übrigens 200.000 $."

"200.000 $?" Takuto klappte der Unterkiefer hinunter. "So viel?"

"Nur für den Anfang." warf Alvarez da Silva ein. "Je länger Sie bleiben und je mehr Tore Sie schießen, desto höher natürlich auch der Lohn. Unser Abwehrspieler Alfonso Carracíz beispielsweise erhält im Monat 1,3 Millionen $."

"Wahnsinn!" rief Takuto.

"Also, überlegen Sie es sich." sagte Paolo und reichte ihm seine Visitenkarte. Paolo Sanchez, Fußballagentur Santiago de Chile, Tel. 022 / 65487 war darauf zu lesen.

"Bis später!" Alvarez und Paolo gingen von dannen und Takuto starrte noch ungläubig auf die Visitenkarte. Nach Chile in die Nationalmannschaft? War das nicht ein wenig utopisch?"

***

"Wir haben ihn gefunden!" meldete Maldito, als er und Juanito zum Hotel Atlantic in Padua zurückgekehrt waren.

"Schon?" Koji sprang vom Sessel. "Das ging aber schnell. Wo ist er denn?"

"Auf einem Campingplatz in der Nähe von Venedig." sagte Juanito. "Mit dem Schulfreund oder wer auch immer das ist."

"Wir haben uns als Agenten der Fußball-Nationalmannschaft von Chile ausgegeben." sagte Maldito. "Und wir haben erzählt, er könne in Chiles Nationalmannschaft mitspielen. Wenn er Interesse hat, wird er anrufen-" Maldito zückte sein Handy - "und dann kommt er hierhin zum Hotel. Wir locken ihn ins Zimmer hier, schon sitzt er in der Falle!"

"Du willst ihn unter einem Vorwand hierherbringen?" meinte Koji. "Aber was ist mit Hisaya - ich meine, mit dem anderen?"

"Der kann ruhig mitkommen." sagte Maldito. "Dann haben wir eine Geisel für den Ernstfall. Den Rest erledigt das hier." Er zog eine schwarzglänzende 45er Magnum aus der Jackentasche. "Keine Sorge, krepieren wird bei dem Unternehmen schon keiner. Aber das Ding ist echt, und geladen ist es auch."

Koji dachte nach. So könnte man Takuto wieder mit nach Japan nehmen und falls er sich wehrte, würde Hisaya eben getötet werden. Der Plan war genial.

***

"Willst du da wirklich hin?" Hisaya misstraute dem Angebot immer noch.

"Warum nicht?" meinte Takuto. "So groß kann das Risiko doch gar nicht sein. Wenn das eine unseriöse Firma ist, die nur auf Geld aus ist, kann man sie immer noch anzeigen."

"Wie du meinst - aber dann komme ich mit!" sagte Hisaya. "Könnte ja sein, dass dir was passiert."

"Mir passiert schon nichts." sagte Takuto, schnappte sich das Handy und wählte Paolos Telefonnummer, die auf der Visitenkarte stand.

"Hier Alvarez von der Fußballagentur Santiago de Chile." meldete sich jemand am anderen Ende.

"Ich bin's, Takuto Izumi." sagte Takuto. "Ich... ähm... wollte sagen, ich finde Ihr Angebot interessant."

-"Wunderbar!" sagte Alvarez. "Wären Sie mit einem Termin morgen einverstanden? Morgen um 15 Uhr im Hotel "Atlantic" in Padua, ginge das? Ist nicht weit von hier."

"Das trifft sich aber gut." sagte Takuto. "Einverstanden. Morgen also?"

"In Ordnung." sagte Alvarez am anderen Ende. "Auf Wiedersehen!" Er legte auf.

***

"Er hat angebissen." sagte Maldito. "Morgen kommt er hierher."

"Sag mal, Koji..." warf Juanito ein. "Warum willst du diesen Takuto Izumi eigentlich nach Japan entführen?"

"Wenn du eine Million Yen willst, dann stell keine blöden Fragen!" blaffte Koji ihn an.

"Okay, okay...ist ja gut." sagte Juanito.

"Ich verrate es euch meinetwegen, aber ihr dürft es niemandem weitersagen." sagte Koji.

Juanito und Maldito spitzten die Ohren; sie erwarteten ein großes Geheimnis mit Millionärsfamilien, Lösegeld und Mafia, all das Zeugs eben, aus dem Entführungsgeschichten gestrickt sind. Doch Koji erzählte etwas ganz anderes. "Ich will alles an Takuto." sagte er. "Sein Herz. Seinen Körper. Ich liebe ihn und er wird immer bei mir bleiben."

"Sag mal, Koji..." Juanito war total perplex.

"...du bist doch nicht etwa..." meinte Maldito.

"...in einen Mann verliebt?!?!" riefen beide gleichzeitig.

"Ist das verboten?" Koji setzte seinen "Vor-der-Liebe-sind-doch-alle-gleich"-Blick auf.

"Nee, das meinen wir nicht." sagte Maldito. "Aber das ist doch pervers!"

"Abnormal ist das!" rief Juanito.

"Widerlich!" Maldito konnte seinem Bruder nur zustimmen.

"Da mach ich nicht mit." sagte Juanito. Diesen Entschluss änderte er aber sofort wieder, als Maldito ihn an die eine Million Yen erinnerte.

"Was tun wir nicht alles für eine Million Yen?" maulte Maldito. "Ich sehe schon die Schlagzeilen der BILD: Koji Nanjo macht auf Päderast !"

"Klappe!" schrie Koji. "Verschwindet - ich muss nachdenken!"

***

"Das ist das Hotel Atlantic?" Takuto staunte. "Das ist ja 'ne richtige Fünf-Sterne-Luxusbude!"

"Fußballagenturen haben eben Kohle." sagte Hisaya. "Lasst uns reingehen."

Die beiden betraten das Hotel durch die mit goldenen Ornamenten verzierte Glastür und standen schließlich in einer gewaltigen Halle, die von einem ebenso gigantischen Kronleuchter erhellt wurde. Der Teppichboden bestand aus purpurrotem Samt und an den Wänden hingen Bilder von gewichtigen Fürsten aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Am mahagonihölzernen Tresen saß eine elegant geschminkte Empfangsdame.

"Buenos dias, amigos, herzlich willkommen im Hotel Atlantic!" Juanito kam sogleich herbeigeeilt. "Fühlt euch ganz wie zuhause, amigos, der Chef erwartet Sie bereits!"

"Dürfte ich die Herren in den Aufzug bitten?" Maldito machte eine sehr höfliche Verbeugung und Takuto bemerkte erst jetzt, dass zwei große Türen aufgegangen waren und den Eintritt in einen luxuriösen Aufzug freigaben.

"Luxuriös" war allerdings etwas untertrieben, denn der Aufzug hatte Boden und Wände aus dunkelrotem Satin und an der Decke hing ein kleiner Kronleuchter. Sogar ein Sofa fehlte nicht.
Als sie alle im Aufzug waren, drückte Juanito auf den kleinen Diamantknopf, neben dem in eine Goldplatte "4. Stock" eingraviert war.
Im 4. Stock angekommen, standen die vier in einem langen Flur. Juanito klopfte an die Tür von Zimmernummer 331 und öffnete die Tür. Mit einer übertrieben höflichen Verbeugung geleitete er Takuto und Hisaya ins Zimmer.

Takuto gegenüber stand, ihm den Rücken zugewandt, ein groß gewachsener breitschultriger Mann in etwa demselben Outfit wie ein gewisses Arschgesicht namens Hitler, nur die Armbinden mit den Hakenkreuzen fehlten. War das der Chef?

Doch ehe Takuto sich versah, hörte er ein Türenknallen. Er wirbelte herum und sah, dass Juanito Hisaya im Schwitzkasten hatte und ihm eine 45er Magnum an den Kopf hielt. Hisaya selbst war kreidebleich.

"Was soll das?" schrie Takuto. Ja, genau, was ging hier vor?

Plötzlich griff ihm jemand an die Schulter und zog ihn herum. Takuto starrte fassungslos in ein Paar eisblauer, kalter Augen und in ein ihm sehr bekanntes Gesicht. Es war niemand anders als Koji Nanjo persönlich.

***

"NEIN!" rief Takuto. "Eine Falle!"

"Richtig, eine Falle ist es." sagte Koji. "Und du wirst jetzt brav sein und tun, was ich dir sage. Ansonsten könnte es sein, dass dein Freund-" er sprach das so verächtlich aus, als sei Hisaya der Terroristenführer Osama persönlich - "das Gras gleich von unten wachsen sieht."

"Koji... du Schwein!" Takuto spürte, wie Koji ihn mit beiden Händen festhielt und in Richtung Bett bugsierte.
"Mach mit, sonst geht's Hisaya ziemlich schlecht!" sagte Koji und drückte seinen Mund auf Takutos. Kojis Zunge fand ihren Weg durch Takutos Mund und Takuto glaubte, ihm würde die Luft abgeschnitten. Er riss sich von Koji los.

"Du willst nicht?" sagte Koji, dann nickte er zu Juanito hinüber: "Schieß!"

"NEIN! IHR DÜRFT IHN NICHT UMBRINGEN!" schrie Takuto. "Ich mache alles, aber lasst Hisaya am Leben!"

"Auf einmal so willig, mein Kleiner?" Koji zerrte Takuto das T-Shirt hinunter, warf ihn aufs Bett und legte sich drauf.

"Shit..." Hisaya wollte sich losreißen und Koji wegstoßen, doch der eiskalte Lauf der Pistole an seinem Kopf hinderte ihn daran.

"Koji, geh nicht so weit." meinte Maldito. "Ich habe jetzt echt keinen Bock auf einen Porno!"

"Nicht schlimm." sagte Koji geistesabwesend und machte sich an Takutos Hosenstall zu schaffen. "Izumi... ich will dich!"

Hisaya konnte das nicht länger mit ansehen. Er trat Juanito, der ihn von hinten festhielt, mit aller Wucht gegen das Schienbein und riss gleichzeitig den Kopf nach hinten, so dass Juanito zurücktaumelte -

Pang!

Ein Pistolenschuss zerfetzte die Luft.

"HISAYA!" schrie Takuto.

Hisaya war unverletzt, denn Juanito hatte mit der Pistole nicht direkt auf ihn gezielt, sondern nur die Wand getroffen. Aus dem kleinen Einschussloch rieselte etwas Staub.
Hisaya hatte nun die Pistole geschnappt, trat einige Schritte zurück und nahm Juanito und Maldito ins Visier. "Keine Bewegung!" befahl er. Juanito und Maldito hoben die Arme.

Nun hielt Hisaya Koji die Waffe an den Kopf. "Lass Takuto in Ruhe!" sagte er in einem überaus bedrohlichen Tonfall.

 

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TEIL 6

Koji hob nun ebenfalls die Hände.

"Keine Bewegung!" befahl Hisaya. "Oder dir geht's schlecht."

Koji gab Juanito und Maldito ein Zeichen. Diese standen aber nur mit verschränkten Armen in der Ecke. "Wir machen nicht mehr mit." sagte Maldito. "Mafiabosse umbringen, schön und gut. Banken ausrauben, okay. Millionärskinder kidnappen, ganz in Ordnung. Aber für so ein perverses Unternehmen kannst du uns noch alles Geld der Welt geben, da machen wir nicht mit."

"Steck die Knarre weg." sagte Juanito zu Hisaya.

Wenn das nun eine Falle war? Trotzdem ließ Hisaya die Pistole sinken .

Koji grinste ihn spöttisch an und griff Takuto zwischen die Beine, dass dieser aufschrie.

"ARSCHLOCH!" schrie Hisaya. "Koji - ICH HASSE DICH!"

Pang!

Ein weiterer Schuss fiel. Koji Nanjo, der eben noch mit einem fiesen Grinsen da gestanden hatte, taumelte und fiel um. Dunkelrotes Blut sickerte durch sein T-Shirt.

"Koji!" rief Juanito.

Takuto war der erste, der wieder alle fünf Sinne zusammenraffte. "Wir müssen hier weg!" schrie er und zog sich in Windeseile wieder sein T-Shirt an. Er schnappte sich die Pistole vom noch total überraschten Hisaya und wischte sie an der Bettdecke ab. Dann legte er sie Koji in die Hand und hielt sie dabei mit einem Taschentuch fest, bedacht darauf, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Der perfekte Selbstmord.

"Komm schnell!" Er nahm Hisaya beim Arm und zog ihn aus dem Zimmer. "Wir müssen sofort zurück nach Japan. Wenn jemand die Schüsse gehört hat, sind wir dran."

"Izumi... geh nicht!" hörte er eine schwache Stimme hinter sich. Koji, ganz blutverschmiert, hatte sich noch einmal aufgerichtet. Darauf aber hörte Takuto einen letzten, erstickten Schrei und Koji blieb mit starren Augen regungslos liegen. Seine Hand zuckte noch ein bisschen.
Dann war er tot.

***

"Es ist nichts passiert, klar?" sagte Maldito. "Glaubt mir, ich habe Erfahrung im Killer-Business. War früher mal Eliminator von Beruf. Wir fliegen jetzt seelenruhig nach Japan und kein Wort über Koji Nanjo - geht das in eure Köpfe?"

"Chikusho --- ich bin ein Mörder..." flüsterte Hisaya. Juanito verpasste ihm einen Rippenstoß. "Ssssh!" zischte er. "Willst du das unbedingt dem Rest der Welt bekanntmachen?"

***

Der halbdurchsichtige, weißschimmernde Geist Koji Nanjos schwebte einige Zentimeter über dem Boden und bewegte sich langsam auf Takuto zu. Takuto selbst blieb die Stimme im Hals stecken. Der Geist brachte einige tonlose Worte hervor: "Izumi... ich liebe dich..."

"YAAAAAAAARRGH!" Mit einem Ruck richtete sich Takuto im Bett auf. Ein Traum. Es war nur ein Traum gewesen. Aber ein Albtraum.

"Ist was?" murmelte Hisaya neben ihm.

"Schon gut." sagte Takuto. "Hab nur schlecht geträumt." Er kuschelte sich näher an Hisaya heran und schlief sofort wieder ein.

***

Am nächsten Morgen stand es schon in den Schlagzeilen: Koji Nanjo erschossen! prangte auf der Titelseite der Tageszeitung USAGI NO TSUKI [Anm. d. Aut.: Keine Anspielung auf Sailor Moon, sondern auf meine Homepage Mondhase.de! ^_^], danach folgte ein ausführlicher Artikel, der erzählte, dass Koji die Tatwaffe in der Hand gehalten habe und dass der Mörder anscheinend versucht hatte, alles wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Ein Selbstmord sei aber sehr unwahrscheinlich, da sich laut DNA-Spuren noch vier weitere Personen zur Tatzeit am Tatort befunden hätten.

"Baka..." Takuto wurde kreidebleich, als er den Bericht las. "Wenn die uns kriegen...""

"Das werden sie schon nicht. Die fahnden doch bloß in Italien." Hisaya schlürfte seelenruhig an seinem Morgenkaffee. "Wenn jetzt ein Polizeibeamter auftaucht, will ich Wolfgang Amadeus heißen!"

Ring. Ring. Klingeling. machte es an der Tür.

Takuto, den eine böse Vorahnung beschlich, öffnete die Tür. Dort stand ein Polizeibeamter, der sofort seinen Ausweis zückte. "Entschuldigen Sie die Störung am frühen Morgen." sagte er höflich. "Mein Name ist Yusuke Yoshimoto. Vielleicht ist Ihnen schon bekannt, dass der bekannte Sänger Koji Nanjo ermordet worden ist. Wir von der K3 Tokio wissen, dass Sie ein enger Freund von ihm sind und daher möchte ich Ihnen einige Fragen stellen."

"Ich bin nicht Kojis Freund!" schnappte Takuto.

-"Dafür kennen Sie aber ziemlich gut. Grund genug für eine kleine Befragung. Darf ich reinkommen?"

"Bitte sehr." Takuto ließ ihn eintreten.

Yoshimoto nahm Platz auf dem Sofa, dann fragte er Hisaya: "Sind Sie ein Freund von Takuto?" Hisaya nickte.

-"Haben Sie Koji gemocht?" wollte Yoshimoto wissen.

"Wir hassen ihn." sagte Hisaya.

-"Warum?"

Darauf fiel Takuto und Hisaya keine wirkliche Antwort ein. Jetzt müssten sie wohl oder übel den ganzen Sachverhalt erläutern. Hisaya erkannte das, holte tief Luft und sagte: "Ich war's. Ich hab Koji erschossen."

***

"Bravo, Wolfgang Amadeus." sagte Takuto giftig. "Bravo. Hättest du deine Klappe gehalten, säßen wir jetzt nicht hier."

-"Was hast du denn?" wollte Hisaya wissen. "Ich verstehe dich echt nicht. Das Essen hier ist fabelhaft, wir haben eine Zelle für uns allein, das Bett ist groß genug für zwei Leute und wir dürfen draußen sogar Fußball spielen!"

Da hatte er ja eigentlich Recht.

Obwohl Hisaya aus Notwehr gehandelt hatte - so nannte das jedenfalls der Richter - mussten er und Takuto noch zwei Jahre im Staatsgefängnis absitzen.

Aber was waren zwei lächerliche Jahre gegen diese Liebe, die Takuto und Hisaya untrennbar miteinander verband?

..::~~++ Happy End +++~~::..

 

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