AND EVERYTHING WHAT REMAINS ARE MEMORIES von NC

(Und alles was bleibt sind – Erinnerungen)

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TEIL 1 -- TEIL 2

 

Meine erste Fanfic

Ein Wechselspiel zwischen Gegenwart und Erinnerungen in einem etwas anderen Milieu

Die Charas sind von M.Ozaki- die Story ist von mir. Mit dieser Fanfic verdiene ich kein Geld.

Feedback an: nc2002@t-online.de

 

 

TEIL 1

Sie lagen eng aneinandergekuschelt im flackernden Schein des Lagerfeuers vor ihrem Caravan. Die Nacht war lau und ein sanfter Windhauch spielte mit ihren Haaren. Glühwürmchen tauchten hier und da auf und verschwanden wieder, wie unzählige kleine Irrlichter. Sie hatten ein seltsam grünes Leuchten. Der Himmel war klar und Koji schaute hinauf zu den Sternen. Sie blinkten wie ein Meer von unendlich vielen Kerzen. Deutlich konnte man die Milchstraße erkennen, die sich wie ein dichter weißer Schleier über das ganze Firmament zog. Takuto seufzte im Schlaf. Kojis Blick wandte sich von den Sternen und richtete sich auf Takuto. Sanft strich er ihm über das dunkle Haar, dem der Schein des Feuers einen rötlich-braunen Glanz verlieh. In Koji stiegen Erinnerungen auf. Er und Takuto, den er liebevoll Izumi nannte, kannten sich schon eine ganze Weile. Sie lernten sich auf recht ungewöhnliche Art und Weise kennen. Koji konnte diesen Tag einfach nicht vergessen. Dieser war zu aufregend gewesen, als das man ihn hätte vergessen können und Izumi neben ihn schien davon zu träumen.

Koji Nanjo hatte schon frühzeitig für das Leben ausgesorgt, war ein sehr erfolgreicher Börsenmakler. Mit Begeisterung und viel Liebe ging er einem weiteren Hobby nach. Er war ein ausgezeichneter Militaryreiter und hatte auch da schon etliche Erfolge erzielt.

Es geschah an einem wunderschönen  sonnigem Tag. Koji dachte daran, wie er und sein bester Freund, Katsumi, sein bestes Pferd auf die Strecke vorbereiteten. Um 10 Uhr sollte Koji mit seinem Rappen ins Gelände starten. Die Strecke ging über einige Kilometer und hatte etliche schwierige Hindernisse. Viele Leute waren gekommen und postierten sich an der Strecke, um dem Wettkampf beizuwohnen. Unter den Zuschauer waren auch sehr viele Mädchen, die nur einen sehen wollte – Koji. Koji war der Schwarm und der Traum vieler jungen Dinger. Wen wunderts - er war ja auch eine Schönheit ;- sein ebenmäßiges Gesicht, langes blondes Haar, ein muskulöser Körper, stahlblaue stechende Augen und er war erfolgreich. Koji nutzte das schamlos aus. Er flirtete ununterbrochen  und wechselte die Mädchen, wie die Hemden. Doch richtige Liebe von Seiten Kojis war nie im Spiel, er vernaschte nur. Auf die Dauer wurde es Koji langweilig und die Beziehungen zerbrachen genauso schnell, wie sie entstanden waren. Katsumi, der nicht nur sein bester Freund sondern auch  sein Bodygard und der Sicherheitschef im Hause war, musste sich dann immer mit den verzweifelten Mädels auseinandersetzen und Koji vom Leib halten. Kleines hungriges Sexmonster nannte er seinen Freund schelmisch, zumal Koji selbst vor jungen hübschen Männern nicht Halt machte. Wie auch immer, Punkt 10 startete Koji mit dem schwarzen Hengst – Nightstar – ins Gelände.

Alles schien hervorragend zu laufen. An diesem Tag war auch Izumi mit seinen Geschwistern, Serika und Yugo, zum Zuschauen gekommen. Serika liebte Pferde über alles und würde gern reiten lernen. Aber seit die Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen und alle bei einer Tante wohnten, die selbst nicht viel zum Leben hatte, war kein Geld für so etwas da. Takuto arbeitete zwar in einem riesigen Chemiekonzern, aber sein Gehalt reichte gerade aus, um sich und seine Geschwister zu versorgen. Nur ab und zu konnte er Serika einen Gefallen tun und mit ihr zu so einer Veranstaltung gehen. Sie hatten sich einen Platz bei einem besonders schwierigen Hindernis gewählt. Aufgeregt verfolgte Serika das Geschehen. Sie fieberte richtig mit den Reitern mit, jubelte, wenn Reiter und Pferd das Hindernis ohne Probleme bewältigten, schrie auf, wenn es zu Stürzen kam. Yugo saß neben ihr im Gras und las in einem Comic, was um ihn geschah registrierte er nicht. Takuto sah sich um, überall standen Menschen und verfolgten gespannt die Ereignisse. Sein Blick glitt über das Gelände. Er erspähte einen Reiter auf einem Schwarzen Pferd, der sich dem Hindernis ziemlich schnell näherte. Es war Koji. Er lag gut in der Zeit und hatte noch keinen Fehler. Die Mädchen, die ihn entdeckten, kreischten auf. Da bemerkte Takuto, wie plötzlich ein kleines Mädchen auf die Bahn lief, direkt in das Hindernis hinein und kein anderer schien das zu bemerken. Das Hindernis bestand aus zwei unterschiedlich hohen Sprüngen aus Baumstämmen, zwischen denen einige Meter Platz waren und zudem ging das Ganze noch leicht bergauf. Der Reiter konnte das Kind unmöglich sehen, erst wenn er sich direkt im Sprung über der ersten Wand aus Stämmen befand. Aber da wäre es auch schon zu spät. Er würde das Mädchen treffen. Was jetzt folgte war alles nur ein Augenblick von Sekunden. Takuto erfasste den Ernst der Lage, lief zwischen die Sprünge. In diesem Moment sprang Kojis Pferd ab. Die Menge hatte nun auch die Situation erkannt und schrie auf. Koji  sah, wie sich ein junger Mann vor ihm auf ein kleines Mädchen warf und mit ihm in letzter Sekunde, bevor Kojis Pferd den Boden dort berührte, wo das Kind gestanden hatte, zur Seite rollte. Der Rappe war genauso erschrocken wie sein Herr. Er scheute, bäumte sich auf und warf seinen Reiter ab. Regungslos blieb Koji liegen. Takuto, der sich vergewissert hatte, das dem Mädchen nichts zugestoßen war und dessen Mutter schon besorgt heraneilte, schaute sich nach dem Reiter um. Er sah, wie sich das Pferd noch mehrmals aufbäumte und mit seinen Hufen drohte, den am Boden Liegenden zu treffen. Erneut lief Takuto auf die Bahn und versuchte, das Pferd von Koji fernzuhalten. Sofort kamen noch andere Helfer. Nachdem jemand das Pferd gebändigt, gelangte Takuto zu dem Reiter. Allmählich kam dieser zu sich und sah Takutos besorgtes Gesicht über sich. „Sind Sie ok?“ hörte er eine Stimme von Ferne fragen, dann begann alles vor seinen Augen zu verschwimmen. Koji versuchte sich noch aufzurichten, aber ihm wurde schwindlig und er verlor erneut das Bewusstsein, sank zurück ins Gras. Endlich war der Notarzt zur Stelle mit den Sanitätern. Takuto machte Platz. Ihm war unwohl. Obwohl er ein Kind gerettet hatte und die Mutter jetzt noch mal dankend auf ihn zukam, fühlte er sich an dem Sturz des jungen Reiters schuldig. Er bekam noch mit, das sie den Gestürzten ins Zentralkrankenhaus „Lilienblatt“ bringen wollten. Takuto muß so in Gedanken gewesen sein, das er nicht merkte, wie er zu seinen Geschwistern zurück gekommen war. Erst die Worte seiner Schwester Serika: „Ich hatte solche Angst!“ brachten ihn in die Realität zurück. „Das war mutig von dir!“ ergänzte sie und umarmte ihn. Selbst Yugo, der das Ganze erst mitbekam, als die Menge schrie, stand auf und lehnte sich an seinen großen Bruder. Takuto umarmte beide liebevoll. Trotz des Unfalls ging der Wettkampf weiter. Serika fieberte wieder mit und Yugo las sein Comic weiter. Takuto konnte sich nicht mehr auf die Veranstaltung konzentrieren. Ihn ließen die Gedanken an den Reiter nicht los. Er konnte ihn aus irgendeinem Grund nicht vergessen, nicht diese schöne Gesicht, das ihn mit fragenden, klaren, blauen Augen anblickte. Die schlanke Gestalt, die sich kurz aufbäumte, wie das Pferd und dann bewusstlos ins grüne Gras zurücksank. Er konnte den jungen Mann  einfach nicht aus seinen Gedanken streichen. Eine innere Unruhe stieg in ihm auf. Er musste wissen, wie es ihm ging. Das Krankenhaus hatte er sich gemerkt, er kannte zwar den Namen des Reiters nicht, aber, wenn er sich im Hospital nach einem gestürzten Reiter erkundigte... so würde er ihn bestimmt finden. Nervös begann Takuto von einem Fuß auf den anderen zu treten.

Als Koji erwachte, neigte sich der Tag langsam dem Abend zu. Sein Kopf schmerzte. Er wurde der grünlichen Krankenhauswände gewahr. „Wo bin ich?“ kam langsam über seine schmalen Lippen. „Im Krankenhaus! Du hattest einen Unfall beim Geländeritt.“ Erst jetzt bemerkte er Katsumi, der neben ihm auf einem Stuhl saß und eine ernste Mine aufgesetzt hatte. Koji versucht sich zu erinnern, aber der Sturz war wie aus seinem Gedächtnis gebannt. Das Einzige, woran er sich erinnern konnte war, das Gesicht eines jungen Mannes mit einem  kühnen Blick in den großen dunklen Augen, der sich vor ihm mit einem Kind aus dem Weg rollte. Koji durchzuckte es. In seinem Kopf  hämmerte es. „Du hast eine leicht Gehirnerschütterung, sagt der Arzt!“ fuhr Katsumi fort und schaute jetzt etwas freundlicher. “Das wird schon wieder.“ „Wer hat eigentlich gewonnen?“ wollte Koji wissen, obwohl er eigen lich noch immer an den Fremden dachte. „Dein Kontrahent Hisaya Kunihide natürlich. Der hat  von deinem Sturz profitiert.“ entgegnete Katsumi „Aber bevor du jetzt loswetterst oder gar den jungen Mann verfluchst, über den Nigthstar erschrocken ist – Er kann nichts dafür. Er hat ein kleines Mädchen gerettet, welches in das Hindernis lief. Du hättest es sonst voll umgeritten, weil du es nicht sehen konntest..“ „Weiß ich!!“ knurrte Koji etwas zurück. „So wie es aussieht ist das Turnier für dich ersteinmal gelaufen. Aber ich denke bis zu dem wichtigen Turnier in 8 Wochen bist du wieder fit.“ Katsumi stand auf. „Ich muß jetzt los! Die Turnierleitung will noch einiges wissen. Soll ich noch etwas für dich erledigen? Deine Brüder vielleicht informieren?“ Katsumi grinste, weil er wusste, dass Koji seine Brüder nicht ausstehen konnte. „Raus jetzt!!!“ rief Koji und funkelte böse mit den Augen. Ihm war jetzt nicht wie Scherzen. Katsumi lächelte Koji zu und verließ den Raum. Koji lag in seinem Bett und stierte an die Decke. – Eine ganze Weile und ihm kam wieder das Bild von dem Fremden in den Sinn.. Solche Augen so klar, offenherzig – der Blick so kühn fast feurig. Irgendetwas faszinierte Koji an ihnen. Es war als wenn ein kleiner Funke in Koji eine Flamme entzündete. In ihm stieg ein Gefühl hoch, welches er so bisher nicht kannte. Er wollte auf einmal diesen jungen Fremden wiedersehen, irgendwie und irgendwann musste ihm das gelingen. Es klopfte. Eine Krankenschwester kam herein.“ Da ist Besuch für Sie.“ Koji war erstaunt. Wer konnte das sein? Katsumi war ja da gewesen. Seine Angestellten aus dem Stall?. Nein das konnte nicht sein! Er  hatte einmal mit Katsumi vereinbart, wenn ihm mal etwas wiederfährt, sollen nicht gleich alle angerannt kommen, um vielleicht noch Aufsehen zu erregen, sondern nur Katsumi. Obwohl Koji ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Angestellten pflegte, mochte er es nicht, wenn man auf ihn einstürmte. Aber wer konnte es dann sein? Seine Brüder vielleicht? – Niemals!!! Woher hätten sie es wissen sollen und außerdem konnten sie ihn nicht leiden, weil Koji ein angenommenes Kind war. Er wurde vom Vater immer bevorzugt, weil Koji einen starken Willen hatte und sich nie unterkriegen ließ. Das gefiel Herrn Nanjo. Auch wenn er nach seinem Tod laut Testament Hirose, dem Erstgeborenen das Haupterbe hinterließ und seine anderen Kinder reichlich beschenkte, konnten Hirose und Akihito nicht vergessen und machten Koji verantwortlich, ihnen die Liebe ihres Vaters genommen zu haben. Koji schaute zur Tür. Und da stand er auf einmal –jener junge Mann, den er so unbedingt wiedersehen wollte. . Ihm war, als würde sein Herz stehen bleiben. An der Seite des Fremden entdeckte Koji ein hübsches Mädchen mit kastanienbraunem Haar. Sie hatte einen Strauß duftender Blumen in der Hand. Takuto und Serika blieben einige Meter vor dem Bett stehen und starrten den Kranken an. Die Krankenschwester mahnte Takuto, den Besuch kurz ausfallen zu lassen, wegen des Zustandes des Kranken und verließ das Zimmer. „Was ist? Kommt doch näher?“ bat Koji freundlich. Langsam  kamen Takuto und Serika näher. „ Ich... nun ... Wie geht es Ihnen?“ brachte Takuto heraus. Er war sehr aufgeregt und sein Herz klopfte so wild, dass er fürchtete, man könne sein kräftiges Schlagen hören. Was war nur los? War es die Furcht davor, das der Reiter ihn für das, was passierte verantwortlich machte? Oder war es vielleicht etwas anderes? „ Nicht so förmlich.“ entgegnete Koji locker, „ Sag du zu mir. Ich schätze wir sind im selben Alter.“ „ Ich ... wollt mich bei dir entschuldigen. Meinetwegen scheute dein Pferd. ... Es tut mir leid.“ sagte Takuto leise. „Es ist nicht deine Schuld. Du hast ein kleines Kind gerettet in letzter Sekunde. Ich hätte es umgeritten. Das wäre viel schlimmer gewesen als mein kleiner Sturz.“ Etwas schüchtern blickte Takuto zum Fenster. Er wich irgendwie Kojis Blicken aus. „ Setz dich doch!“ Koji wies auf sein Bett. Sein Blick viel auf Serika. “Wer ist das Mädchen? Deine Freundin ?-  Sie kann sich auf den Stuhl setzen, wenn sie möchte.“ Takuto zog Serika zu sich heran. „ Das ist meine jüngere Schwester Serika. Sie liebt Pferde über alles. Sie würde gern selbst reiten, doch das ist leider nicht möglich. Dein Sturz hat sie sehr berührt.“ Koji fiel innerlich ein Stein vom Herzen. Er freute sich aus irgendeinem Grund, dass Serika nicht eine Freundin von Takuto war. Serika kam auf ihn zu und gab ihm die Blumen. „Ich hoffe es ist nicht schlimm.“ sagte sie. „ Es geht schon wieder. Ist nur eine kleine Gehirnerschütterung.“ antwortete Koji , „ Setz dich doch. -  Übrigens ich bin Koji Nanjo.“  Serika setzte sich auf den Stuhl. „Wie heißt du?“ Koji wandte sich wieder Takuto zu. „ Takuto Izumi“ kam die Antwort. Takuto nahm auf der Bettkante Platz .Schweigen herrschte. „Eigentlich wollten sie uns gar nicht zu dir lassen. Den Grund kennen wir nicht, aber ein junger Mann mit rotblondem Haar bekam unsere Unterhaltung an der Rezeption mit und regelte das für uns. Ist er ein Freund von dir?“ unterbrach Takuto die Stille. „ Das war bestimmt Katsumi. Oh ja. Er ist ein guter Freund von mir. Entgegnete Koji. Es klopfte abermals. Die Krankenschwester von vorhin trat ein. „ Da ist ein Junge  in der Anmeldung. Er sucht dringend nach einer Serika Izumi !“

„ Das wir Yugo sein! Ich schau mal nach!“ Serika verschwand mit der Krankenschwester. Takuto begann unruhig zu werden. Ihm wurde unwohl. „Tja..“ fing er an „Dann werde ich wohl auch gehen. Yugo, mein kleiner Bruder kann manchmal ziemlich stressig sein.“ „ Bleib doch!“ Koji packte Takuto plötzlich am Arm. Ihre Blicke kreuzten sich und blieben aneinander haften. Takuto verlor sich für einen Moment in den tiefblauen klaren Augen von Koji.  Koji faszinierten seinerseits Takutos rehbraune, offene unschuldige Augen. Beide überkam dieses seltsame Gefühl. Dann verlor Koji die Beherrschung. Mit einem Ruck war er auf, umschlang Takuto  mit seinen starken Armen und küsste ihn. Erschrocken wehrte sich Takuto gegen diese Zudringlichkeit. Koji ließ ab und sank zurück ins Bett. Ein starker Schmerz durchjagte seinen Kopf. Er biss sich auf die Lippen, um sich ein Stöhnen zu verkneifen. Takuto war entsetzt aufgesprungen. „ Ich  muss gehen. Ich wünsche dir gute Besserung!“ Diese Sätze klangen kurz und abgehackt, dann stürzte Takuto aus dem Zimmer. „ Geh nicht fort!“ rief  Koji ihm nach. Doch Takuto hörte das nicht. In seinem Herzen wütete ein ungeheurer Sturm. Ein Wirbel im Widerspruch der Gefühle. Fragen über Fragen häuften sich. Warum bin ich hier her gekommen? Wieso wollte ich ihn sehn? Irgendetwas zwang mich dazu. Ein seltsames Gefühl, eines was ich bisher nicht kannte. Bin ich noch normal? Er ist ein Mann! Dann dieser Kuss? – Von Ihm? Fühlt er etwa dasselbe?. Sollte ich mir nicht doch lieber ein Mädchen suchen? Was ist nur mit mir los? Takuto ahnte nicht, das Koji in diesem Moment einen ähnlichen Kampf der Gefühle erlebte. Koji lag noch zwei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus. Ihn ärgerte es ungemein, so die Beherrschung verloren zu haben, wo es ihn doch sonst nie gestört hatte und immer gleich zur Sache kam. Das entsetzte Gesicht Takutos kam ihm vor  die Augen.

Koji musste lächeln, als er an Takutos Gesichtsausdruck dachte. Das Knistern des Lagerfeuers holte ihn in die Realität zurück. Irgendwo wieherte ein Pferd – Nigthstar. Er stand zusammen mit Red Rubin, einer wunderschönen Fuchsstute unweit vom Caravan auf einer Wiese. Vorsichtig, um den schlafenden Takuto nicht zu wecken, schob Koji diesen von sich und erhob sich, um nach den Pferden zu sehen.. Noch einmal glitt sein Blick über Izumi, wie er ihn liebevoll nannte. Er schlief ruhig . Einige dunkle Haarsträhnen waren ihm ins Gesicht gefallen und reichten über seine langen schwarzen Wimpern bis zur Nasenspitze. Auf einmal zog Izumi seine Beine eng an den Körper und kuschelte sich an die Decke, auf der er lag. Er schien zu frieren. Koji holte eine Decke aus dem Caravan und deckte Izumi sacht zu. Dann strich er ihm leicht über das glänzende Haar und küsste ihn sanft auf die Stirn. Er lächelte nochmals und wünschte sich, die Zeit würde nie vergehen. Dann stand er auf und ging zu den Pferden herüber.

Izumi träumte und  die Träume brachten weitere Erinnerungen...

Lange Zeit konnte Takuto den Vorfall im Krankenhaus nicht vergessen. Über sich und seine Gefühle erschrocken, sehnte er sich doch innerlich, Koji wiederzusehen. Zuerst wehrte er sich gegen dieses Gefühl, aber mit der Zeit lernte er, es zu akzeptieren und ließ es zu. Er fühlte sich zu dem Reiter hingezogen. Er ahnte nicht, das es Koji nicht anders ging. Bald schon holte der Alltag Takuto wieder ein. Die Arbeit im  Betrieb war stressig. Takuto spielte Kurier zwischen den Labors, schaffte Untersuchungsergebnisse hin und her. Manchmal ärgerte er sich und dachte, das es für diese Arbeit Kilometergeld geben müsse, denn oft wurde er auch  versehentlich in einen falschen Sektor geschickt. Aber letztlich war er froh, diesen Job bekommen zu haben, um für sich und seine Geschwister zu sorgen. Dieser fühlte ihn ganz und gar aus, so blieb für Hobbys kaum Zeit. Wiedereinmal jagte man ihn mit Zetteln, Ampullen und Fläschchen  kreuz und Quer über das riesige Gelände.

Heute war es besonders schlimm, den alles bewegte sprichwörtlich den A..., den der Firmenvorsitz  besichtigte die Anlage und prüfte die Arbeit mit kritischen Blicken. Hirose und Akihito Nanjo waren eiskalte Geschäftsmänner und gingen nicht zimperlich mit ihren Angestellten um. Jeder, der es konnte, zog es vor, den beiden aus dem Weg zu gehen, wo sie auftauchten. Schon das Auftreten von Hirose flößte manchen Furcht ein – groß wie ein Schrank, aufs Beste gekleidet, mit einem so kalten und stechenden Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Akihito war zierlicher, nicht ganz so groß und schikanierte gern. Da Takuto noch nicht sehr lange hier arbeitete, und demzufolge, die Firmenbesitzer nicht kannte, konnte das merkwürdige Verhalten der anderen nicht verstehen. Er machte seine Arbeit so wie immer. Takuto sollte einen großen Packen Unterlagen in das C- Labor bringen; und da er nicht mehrmals gehen wollte, nahm er gleich alles in die Hände und sein Kinn als dritten Halt und stütze dazu. Um irgendwie die Tür zu schließen trat er rückwärts in den Gang und stieß ausgerechnet mit Hirose und Akihito zu- sammen. Er verlor das Gleichgewicht, stolperte – dabei ließ er die Unterlagen los, um sich abzufangen und der ganze Papierkram wirbelte den dreien nebst Takasaka, dem Betriebsleiter, um die Ohren. „ Oh Shit!“ kam aus Takuto heraus. „ Du Unfähiger!“ schimpfte Akihito. Takasaka versuchte sich für Takutos Verhalten zu entschuldigen. Er kroch förmlich.... Takuto war aufgestanden. Er war in Gedanken, ein kurzes „Sorry“ kam ihm über die Lippen, ohne dabei jemanden anzuschauen. Eifrig sammelte er das Papier ein. „So etwas Ungehobeltes! Weiß der nicht, mit wem er es zu tun hat?“ schimpfte Akihito weiter. „ Sei ruhig.“ Ertönte die Stimme seines Bruders. Hirose musterte Takuto und sein Blick verfinsterte sich. Dann wandte er sich an Takasaka:“ Kommt das öfter vor?“ „Nein Mr. Nanjo. Mr. Izumi ist eigentlich sehr gewissenhaft, manchmal etwas zu eifrig.” „Man sieht’s. Trotzdem – mit solch wichtigen Unterlagen sollte das nicht passieren. Passen Sie auf das solche Dinge nicht öfters vorkommen, sonst kürz ich sein Gehalt und Ihres mit dazu!“ sagte Hirose kalt. Takuto hatte all das nicht gehört, er war zu sehr mit dem Einsammeln und Sortieren beschäftigt. Während Takasaka Hirose weiter beschwichtigte, schmiedete Akihito einen bösen Plan. Niemand durfte ihn und seinen Bruder einfach so ungestraft ignorieren. Takutos Verhalten ärgerte ihn maßlos. Endlich hatte Takuto wieder alles beisammen und mühte sich mit dem ganzen Stapel auf. Mit dem wollte er an den Männern vorbei. Hirose schüttelte den Kopf: „Hilfsarbeiter...was? Bringen Sie ihm Manieren bei!“ mahnte Hirose Takasaka. Akihito stellte seinen Fuß plötzlich so, das Takuto drüberstolpern musste. Erneut ging dieser zu Boden und mit ihm natürlich der ganze Zettelkram. „Akihito, Akihito du bist doch manchmal noch ein richtiges Kind!“ ertönte fordernd eine Stimme. Takuto stockte. Diese Stimme kannte er doch. Es war die von Koji. Aus irgendeinem wichtigen Grund musste dieser seinen Bruder Hirose aufsuchen und kam zu dieser Szene. „ Ah Koji! Gut das du kommst!“ bemerkte Hirose, „ Mr. Takasaka ist gleich fertig mit seiner Führung. Dann können wir in sein Büro gehen und das besprechen, was ich in meinem Schreiben bereits erwähnte.“ Kojis Gesicht wurde ernst. Akihito funkelte Koji verächtlich an, sagte aber nichts. Die Männer setzten die Besichtigung fort und verließen den Gang. Koji bückte sich und half Takuto beim Einsammeln der Blätter. Bald hielt er ihm ein Büschel hin. Takuto nahm es dankend, ohne jedoch aufzusehen. Er wagte es nicht in diese wunderschönen blauen Augen zu sehen, um daraufhin dieses seltsame kribblige Gefühl zu bekommen – nicht hier!!! „ Wegen neulich...“ fing Koji an, „  Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist... Ich hab dich wohl sehr erschreckt? – Lass uns doch noch einmal von vorn anfangen  und Freunde werden, nur so. Komm mich doch einfach mal besuchen. Ich würde mich gern mit dir unterhalten. Bring deine Schwester mit. Wenn sie Pferde so sehr liebt. – Ich glaube, ich kann da was machen!“ Koji hielt Takuto lächelnd eine Visitenkarte hin. Zögernd nahm dieser sie und schaute jetzt doch auf. „Du kannst Serika ihren Wunsch erfüllen? Aber viel Geld können wir dir nicht geben.“ „Keine Sorge. Sie braucht nichts zu bezahlen. Und wenn sie die Schule hinter sich hat und sie möchte, kann sie auch einen Beruf mit Pferden erlernen. Unser Stall bildet auch aus.“ „Wirklich?“ Takuto schaute ungläubig. „Vertrau mir!“ Koji half Takuto mit dem Papierkram auf. „Also dann... überleg es dir! Ich muß jetzt los! Laß dich nicht von meinen Brüdern schikanieren. Besonders Akihito, der mit den braunen Haaren, tut es gern.“ „ Die von vorhin... waren deine Brüder?“ „Ja. Aber ich mag sie nicht besonders. Ihnen gehört der Laden hier.“ „ Was?“ Takuto schaute verdutzt.“Also,… ruf mich an, wenn du dich entschieden hast. Ich kann euch auch abholen.“ Koji lächelte, dann verschwand er in einer Tür.

Izumi erwachte durch ein Geräusch. Er blinzelte und tastete nach Koji. Doch der Platz neben Ihm war leer. „Koji?“ Verschlafen schaute sich Izumi nach allen Seiten um – rings um ihn die Dunkelheit mit den unendlich vielen glitzernden Lichtern der Glühwürmchen und Sterne. Irgendwo zirpten ein paar Grillen,- sonst – Stille. Das Feuer war heruntergebrannt und aus der Glut züngelten nur noch vereinzelt kleine Flammen hervor. Izumi richtete sich auf und lauschte. Irgendwo knackte es. Dann näherte sich deutlich hörbar jemand – Koji.“ Na aufgewacht?“ fragte der Herannahende. Izumi nickte. Koji hatte Holz mitgebracht und legte nach. Es dauerte nicht lange und  große Flammen schossen empor in die Höhe. Gierig verschlangen sie das neue Holz mit einem Knistern und Knacken. Koji setzte sich neben Izumi und nahm ihn in seine Arme. Sie schwiegen eine ganze Weile. Koji starrte in das flackernde Feuer. „Schau nicht so in die Flammen!“ meinte Izumi plötzlich,“ Es heißt, wenn man zulange in eine Flamme schaut, stirbt jemand.“ „Ich wusste gar nicht das du abergläubig bist.“ Koji sah Izumi an und lächelte verschmitzt. Izumi kuschelte sich an ihn und fuhr fort:“ Ich hatte einen Traum... von damals. Es war genauso, wie als wir uns zum zweite Mal sahen. Die Firma... deine Brüder...du... alles war so echt.... Wenn ich an diese Zeit denke...“ So hat alles angefangen. Weißt du noch, wo du dich entschieden hattest, mit Serika zu mir zu kommen? Als ich dann mit meinem Ferrari vor eurer Tür stand und euch abholen wollte, seid ihr halb in Ohnmacht gefallen.“ lachte Koji. „ Mir war unwohl. Doch als wir erst bei dir ankamen wurde mir noch schlechter. Das Grundstück mit der Villa, den Ställen und den großen Anlagen – das war zuviel für mich. Ich fühlte mich wirklich nicht wohl. In mir kam der Gedanke, du seiest ein reicher Playboy, der nur das Abenteuer suchte. Ich hatte das Gefühl, du wolltest mit mir spielen. Und als du mir dann auf der Ledercouch wieder so gefährlich nahe kamst, wollte ich nur noch fort. Ich wollte Serika nehmen und fort aus diesem Haus. Aber sie war ja mit deiner Schwester Nadeshiko unterwegs. Sie schienen sich auf Anhieb zu verstehen.“ Izumi machte eine Pause. „ Ja Nadeshiko ist ein liebes Mädchen.“ sagte Koji,“ Mein Schwesterherz  - obwohl  wir seid wir adoptiert wurden im Reichtum lebten, ist sie stets bescheiden geblieben und nie eingebildet geworden. Ich habe sie sehr gern und lasse sie nur ungern in die Nähe meiner anderen sogenannten Geschwister. Sie und Serika passen wirklich gut zusammen, wie wir, obwohl du dich zunächst sehr distanziertest.“ „Ich war unsicher. Etwas zog mich zu dir, aber auf der anderen Seite dachte ich, du meinst es nicht ernst. Alles ging viel zu schnell...damals...“ Izumi blickte Koji an. Sie sahen sich tief in die Augen.“ Und als du dann doch noch die Beherrschung verlorst, so wie im Hospital, war es ganz aus.“ „Oh ja. Das habe ich zu spüren bekommen. Nach diesem Zungenkuss hast du mir eine gefeuert. Mein ganzes Gesicht brannte.“ erinnerte sich Koji, musste aber grinsen. „Zunächst war ich froh, als der Tag vorüberging. Ich wollte nie wieder zu dir.“ „Bloß gut, das deine Schwester Serika nun öfters reiten kommen wollte und du sie brachtest. So sahen wir uns immer wieder. Du versuchtest mir zwar aus dem Weg zu gehen, aber ich ließ nicht locker. Ich habe um dich gekämpft, Izumi...und...“ Koji neigte sich zu Izumi. Ihre Lippen konnten sich fast berühren.“...ich habe gewonnen“ fuhr er flüsternd fort, dann küsste er Izumi, erst sanft, dann leidenschaftlicher. Das Spiel wurde wilder und bald wälzten sich zwei nackte Körper im rötlich flackernden Schein des Feuers. Die Luft war heiß, brannte förmlich – war erfüllt von purer Lust und Erregung. Das Ganze schien wie ein Kampf, den Izumi gern verlor. Er liebte es, wenn Koji ihn von hinten nahm, ihn so und so in den Wahnsinn trieb. Diese Nacht war noch voller Begierde und voller Verlangen. Der folgende Morgen blieb unberührt. Die zwei erwachten erst, als die Sonne schon hoch über den Bäumen stand. Heute war Abreisetag. Ein kurzer Urlaub ging zu Ende. Vier Wochen musste Izumi noch in der Firma arbeiten, dann verließ er sie – entgültig. Schon öfter hatte Koji  gewollt, das Izumi aufhört, bei seinen Brüdern zu arbeiten. Es war ja noch genug vorgefallen. Doch Izumi wollte finanziell unabhängig bleiben- nicht auf Kojis Kosten leben. Nun fand er endlich eine andere Arbeit und konnte hier kündigen, dabei musste er die Frist einhalten. Koji war froh und zählte schon die Tage und Stunden. Koji traute seinen Brüdern nicht über den Weg. Sie missbilligten die feste Beziehung ihres Bruders zu einem anderen Mann. Hirose hatte außerdem durch das Testament den Auftrag bekommen, dafür zu sorgen, das alle Kinder des Hauses einmal standesgemäß verheiratet werden. Die Familientradition verlangte es so. Er und Koji lagen sich öfter deswegen in den Haaren.

Katsumi war mit einigen Leuten zu den beiden gekommen. Bald schon wurde das Lager abgebrochen und alles strebte heimwärts. Koji dachte nach. Noch vier Wochen, dann ging Izumi der neuen Arbeit nach und er hatte versprochen mit seinen Geschwistern zu Koji zu ziehen, eingeschlossen der armen Tante. Vier Wochen- sie kamen Koji wie eine Ewigkeit vor. Wie sollte er die Zeit überstehen. Er sah Izumi nun seltener, dabei zeriss es ihn förmlich nach ihm. Izumi neben ihm im Ferrari bemerkte Kojis angespanntes ernstes Gesicht, und wusste, was los war. „Die vier Wochen werden auch noch vergehen! Mach dir keine Gedanken. Du kommst doch sowieso jeden Abend bei uns vorbei. Was soll schon passieren?- Ich glaube, deine Brüder haben es längst aufgegeben.“ Koji versuchte zu lächeln. Er kannte seine Brüder zu genau und traute ihnen nicht über den Weg. Schon so oft hatten sie in der Vergangenheit versucht, ihn und Izumi zu trennen. Irgendetwas schien Koji zu beunruhigen. Da war noch ein Gefühl in ihm, welches er bisher auch nicht kannte – Angst. Die Angst, dass Schlimmes passieren würde, etwas, dass sich ihnen in den Weg stellt und in der Lage war, sie für immer zu trennen. Er  sagte nichts. Schweigend setzten sie ihre Fahrt fort

Etliche Tage verlief alles ruhig. Koji  kam jeden Abend zu Takuto, sagte wegem ihm sogar wichtige Termine ab- verzichtete auf Ausritte und Turniere. Die Sorge um Izumi ließ ihn nicht los. Oft kam Takuto erst spät. Hirose, der schon seit langem sein Büro ausgerechnet in diesen Betriebsteil, wo Takuto Izumi arbeitete verlegte, seit er wusste, dass Koji und Izumi zusammengingen, nutzte Takuto die restlichen Tage noch voll aus. Er wies absichtlich Überstunden an und irgendeine Arbeit fand sich immer, auch wenn sie sinnlos  war. Akihito schikanierte, wo immer auch er Takuto über den Weg lief. Aber Izumi zeigte beiden die kalte Schulter, ließ sich nichts anmerken. Er wusste, bald war er hier raus und fing ein neues Leben an – gemeinsam mit Koji  und die neue Arbeit, die er gefunden hatte, würde ihm sicher Spaß machen.

An einem Freitag Nachmittag stürzte Akihito ins Büro seines Bruders Hirose. „Weißt du schon...“ keuchte er aufgeregt,“...die Schwuchteln ziehen tatsächlich zusammen.!!!!“ „Ich weiß... beruhige dich...“ entgegnete Hirose gelassen, „Vergesse über dies deine gute Erziehung nicht und melde dich bitte vorher bei meiner Sekretärin an!“ In der Firma bestand Hirose auf Förmlichkeit. Akihito war schon ein rechter Hitzkopf und neigte zu überstürzten unberechenbaren Handlungen, aber er respektierte seinen älteren Bruder und liebte ihn abgöttisch. Von Kindheit an verstand es Hirose, ihn unter Kontrolle zu halten und ihn von sich abhängig zu machen. Er konnte sich sicher sein Akihito gehorchte ihm und würde seine Autorität nie in Frage stellen. Doch seinen Adoptivbruder Koji bekam er nie in den Griff, so sehr er es auch versucht hatte. Dieser war wild und selbst dominant.

Hirose zündete sich eine Zigarre edler Marke an und fuhr fort:“ Ich habe Koji mehrmals gewarnt. Solange er ein Mitglied unserer Familie ist, hat er die Traditionen zu respektieren. Das er sein Leben mit einem Mann verbringen will, schadet unserem Familienansehen. Bis jetzt konnten wir alles geschickt vertuschen, aber es dauert nicht mehr lange und bald werden es alle wissen. Takuto Izumi beendet in genau acht Tagen seine Arbeit hier, dann hab ich ihn nicht mehr unter Kontrolle.““ Ja.“ unterbrach ihn Akihito, er war immer noch sehr aufgeregt, „Es ist eine Schande. Aber was will man tun? Vater war so vernarrt in ihn. Er adoptierte ihn und seine Schwester. Wir müssen etwas tun!“ „Du hast recht, Warnungen nützen bei Koji nichts und dieser Takuto ließ sich nicht überzeugen. Aber ich habe da noch etwas in der Hinterhand...“Hirose lächelte kalt. Sein Gesicht glich auf einmal einer Teufelsfratze. „Was hast du vor?“ fragte Akihito. „Takuto Izumi wird bald verschwinden.“ entgegnete Hirose und grinste noch mehr.“ Doch nicht etwa einen bezahlten Auftragskiller ?!“ Akihito wandte sich seinem Bruder zu.“ Nicht so laut, Akihito!“ ermahnte ihn Hirose, „Es ist etwas besseres und passt zu unserem kleinen Hilfsarbeiter. Er wird an einen Ort verschwinden, wo Koji ihn nie findet. Ein paar Männer bringen ihn über die Grenze in unsichere Gewässer, ich sag nicht wohin. Aber eines kann ich dir verraten, Takuto Izumi wird eine neue Arbeit haben, aber nicht die, die er sich selbst wählte. Vielleicht macht sie ihm ja sogar mehr Spaß? Wer weiß? Und er wird sehr gut besucht sein................. von Seinesgleichen.“ „So was wie ´n Bordell?“ Akihito schaute fragend., doch das hämische Gesicht seines Bruders verriet, dass er recht hatte. Akihito brach in ein schallendes Gelächter aus. „Krieg dich wieder ein!“ Hirose wurde ernst.“ Jedenfalls sind wir dieses Problem bald los.

Koji wird ihn vergessen. Er hatte schon so viele Affären. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es nun ernst meint, und wenn...“ Es klopfte. Hirose  bat herein. Seine Sekretärin kam herein – eine attraktive junge Frau – absolut loyal. “Entschuldigen Sie, wenn ich störe..“ erklang ihr süßes Stimmchen, „ In Labor 4 gab es soeben einen Unfall und Herr Takasaka möchte Sie wegen der anstehenden Abrechnung sprechen. Er hatte einen Termin für 16.30 Uhr.“ „Labor 4- das ist doch eines von den Forschungslabors.“ redete Akihito dazwischen. Hirose wandte sich an die Frau und sagte:“ Finden Sie heraus, was da passiert ist und welche Schäden es gibt und schicken Sie Takasaka herein!“ Die Sekretärin nickte und verschwand in der Tür.

Diesen Abend kam Koji erst sehr spät zu den Izumis in Begleitung von Katsumi Chibuya. Serika öffnete ihm mit sorgevollem verheultem Gesicht: „Takuto ist nicht nach Hause gekommen.“

 

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TEIL 2

„So spät kam er noch nie.“ schluchzte sie leise. „Und wenn es mal sehr spät wurde, rief er vorher an. Ich mache mir große Sorgen, schon allein deswegen, weil ich das Gefühl habe, dass seit einiger Zeit unsere Wohnung von irgendjemand beobachtet wird.“ „Ich werde zur Firma fahren und nachsehen.“ versuchte Koji Serika zu beruhigen., „Sag Takuto Bescheid, er soll mich anrufen, wenn er hier eher auftaucht.“ Dann wandte er sich um und ging zu seinem Ferrari zurück. Katsumi folgte ihm .“Wenn ich meine Brüder in die Finger kriege! Sie stecken sicher wieder mal dahinter!“ knurrte Koji in sich hinein. „Bleib ruhig.“ Katsumis Gesicht war besorgt. „es wird sicher nichts sein. Sie haben ihn bestimmt wieder mit Arbeit eingedeckt – wie schon so oft, seit sie wissen, dass er die Firma verlässt.“ Koji stieg in den Wagen und mahnte Katsumi zur Eile. Es war, als hätte er diese Worte überhört. Wie ein wildgewordenes Tier raste Koji durch die menschenleeren Straßen der Stadt. Die fahlen Lichter der Straßenlampen sausten an ihnen vorbei wie Sternschnuppen. Schon zweiundzwanzig schlug die Uhr. Katsumi wurde himmelangst und sein Gesicht färbte sich weiß, wie eine Kalkwand, als es beinah zu einem Zusammenstoß gekommen wäre. `Ich halt ihm die Weiber und sonst wen vom Leib, um ihn zu schützen. Und was macht der, - der fährt sich noch selber tot!` dachte er ärgerlich. Die Fahrt führte vorbei an etlichen beleuchteten Geschäften, über eine Brücke mit unzähligen Lichtern, unter der ruhig der Fluss seinen Weg nahm. Bald erreichten sie den Rand der Stadt, wo der riesige Komplex des Chemiekonzerns der Nanjos Stand. Die Gebäude waren alle finster und das Gelände säumte ein hoher E – Zaun. Überall versteckt – Überwachungsgeräte. Schwach leuchteten die wenigen Lampen innerhalb der Begrenzung. Das ganze machte einen düsteren und unheimlichen Eindruck. Mit quietschenden Reifen hielt der Ferrari direkt vor der Schranke am Pförtnerhaus. Es folgte ein kurzes Gespräch mit dem Pförtner. Aber dieser wollte Koji nicht hereinlassen und bat um die Vorlage einer Genehmigung . Ehe Katsumi ihn hätte zurückhalten können, sprang Koji aus dem Wagen, packte den Mann, der den Fehler gemacht hatte und zum Gespräch aus dem Haus gekommen war, beim Kragen, und verlangte augenblicklich zu seinem verdammten Bruder –Hirose  Nanjo- durchgelassen zu werden. „ Herr Nanjo verließ die Firma bereits vor vier Stunden.“ kam ängstlich die Antwort, denn beim Anblick des wütenden Mannes kam selbst dem eigentlich sonst robusten Pförtner die Furcht. „Und Herr Izumi?!“ fauchte Koji. „ Hören Sie, in diesem riesigen Komplex arbeiten so viele Angestellte, als das man sie sich mit Namen und Bild merken könnte. Aber eines kann ich ihnen versichern, um diese Zeit ist niemand mehr hier, außer mir und den Hunden im Hof.“ Koji ließ den Pförtner los und stieg laut fluchend in den Wagen zurück. Wie ein Wahnsinniger gab er Gas. Der Wagen schoss zurück.  Koji wendete scharf und raste davon. Der Nachtwächter sah kopfschüttelnd hinterher. Aber letztlich war er froh, diesen unangenehmen Besucher losgeworden zu sein. „ Wo willst du jetzt hin?“ fragte Katsumi, den auf die Straße vor ihm starrenden Koji, „Du willst doch nicht in die Höhle des Löwen?“ – „Und ob!“ in Kojis Blick lag Zorn und Hass auf seine Brüder. „Das bringt doch nichts Koji! Außerdem weißt du doch gar nicht, ob deine Brüder damit etwas zu tun haben. Izumi kann überall sein. Vielleicht wollte er irgendwo noch etwas besorgen und vergaß anzurufen.“ Katsumi versuchte alles, um den aufgebrachten Koji zu beruhigen und zur Heimkehr zu bewegen. Doch Koji ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Bis ans andere Ende der Stadt musste er fahren, um zur Residenz seiner Brüder zu gelangen. Es wurde immer später. `Das nimmt noch mal ein schlimmes Ende!` dachte Katsumi, während der Wagen an den Gebäuden vorbeirauschte. `Wovor soll ich ihn schützen, wenn er sich immer wieder selbst in die heikelsten Situationen bringt. Warum hört er nicht auf mich Seine Brüder jetzt noch zu stören – um diese Zeit!! Ich darf gar nicht an das Gesicht von Kurauchi, Hiroses Leibwächter, denken. Der versteht keinen Spaß. – hat mir letztens fast das Rückrat gebrochen, als ich bei einem Streit zwischen Hirose und Koji dazwischenging.` Zu Katsumis Überraschung hatte Kurauchi in jener Nacht andere Aufgaben zu bewältigen und Raphael, der sonst mehr Pförtner/ Wächter im Konzerngelände oder des Krankenhauses der Firma war, kam an das reich verzierte hell erleuchtete Eisentor. Im Schlepptau hatte er etliche kläffende Hunde. Ein einziges lautes strenges Wort  von ihrem Herrchen und die Biester gaben Ruhe. Koji sprang aus dem Wagen und stürzte auf das Tor zu, aber diesmal war Katsumi schneller. Er vertrat Koji den Weg und wechselte kurz paar höfliche Worte mit Raphael. Raphael war Ausländer mit bulligem Aussehen, einer Glatze und Schnauzbart. An den Oberarmen hatte er Tätowierungen, die man natürlich nicht sah, denn er ging vornehmlich gekleidet, wie es sich für einen Angestellten im Hause Nanjo gehörte. Sein bäriges Aussehen und der finstere Blick mochten zwar Furcht einflößen, doch Raphael besaß eine ruhige besonnene Art als Bodyguard, nicht so wie Kurauchi. Der war wie ein scharfer Wachhund und kläffte schon bei den kleinsten Anlässen und konnte besonders gut „beißen“. Außerdem war er Hirose hündisch ergeben. Irgendwie schien er in dessen Schuld zu stehen. Katsumi hatte Mühe Koji aufzuhalten, damit er Raphael nicht gleich hinterher stürzte. Außerdem ging das schlecht, der Glatzkopf ließ das Tor, hinter dem sich ein riesiges Grundstück mit einer Villa eröffnete, zu. Aber Katsumi traute Koji in seiner Ungeduld noch zu, über das Eisentor oder die angrenzende Mauer zu klettern und vor den Hunden hatte er keine Angst, denn die  mussten ihn ja kennen. Vom Tor aus konnten beide erkennen, dass in der Villa noch Licht brannte. Natürlich! – Wer geht an einem Freitagabend schon zeitig zu Bett, wo doch am nächsten Tag das Wochenende lacht. Raphael kam bald zurück, öffnete das schwere Eisentor und hieß die beiden, ihm zu folgen. Seine Rottweiler musste er irgendwo anders gelassen haben, denn die Tiere waren nirgends zu sehen. Katsumi fühlte sich nicht wohl und nahm die Gegend näher in Augenschein. Ihm war, als würden ihn tausend Augen, die er im Dunkel hinter Bäumen , Sträuchern und Skulpturen vermutete, beobachtet. Vielleicht tauchte Kurauchi plötzlich auf und ließ ihn dann keine Sekunde mehr aus den Augen. Aber nichts geschah. Die Villa besaß alles, was ein Milliardär sich leisten konnte. Raphael brachte Koji und Katsumi in eines der Empfangszimmer, wo schon Hirose in einem schwarzen Ledersessel hinter einem massiven Tisch aus Eichenholz thronte. Neben ihn stand sein Bruder Akihito. Irgendwie erinnerte die Einrichtung des Zimmers an ein Chefbüro. Schon als Koji seine Brüder erspähte, hätte er sich am liebsten auf sie gestürzt und beim Kragen ihrer weißen Hemden gepackt. Doch der Schrank vor ihm, in Gestalt von Raphael, hielt ihn zurück. Endlich trat der Dicke beiseite. Koji und Katsumi standen direkt vor dem Tisch. „ Was verschafft mir die Ehre deines Besuches, Bruderherz ?“ fragte Hirose gelassen mit einem kaum merklichen Grinsen auf dem Gesicht, „ Du weißt ja, für meine   -  Geschwister – habe ich jederzeit ein offenes Ohr.“ „Das weißt du ganz genau!“ knurrte Koji, „Wo ist er?!!“ „Wer ?“  Hirose tat, als wüsste er nicht, um wen es ging. „ Takuto Izumi natürlich! Stell dich nicht so dumm, das passt nicht zu einem so eiskalten Geschäftsmann wie dir!“ Koji wurde lauter und versuchte seinen Bruder zu reizen. Akihito hielt sich zurück, wie ein kleines braves Schoßhündchen. Hirose aber blieb weiter gelassen, tat gelangweilt:  „Was weiß ich, wo der ist. Es interessiert mich auch nicht, wo und mit was meine Angestellten ihre Freizeit verbringen. Vielleicht hat er ja eine neue Bekanntschaft gemacht.“ versuchte er seinerseits Koji zu reizen und ein hämisches Grinsen huschte über sein Gesicht. Koji wollte sich auf Hirose stürzen, um ihn zu packen, doch der Dicke trat dazwischen, ohne jedoch handgreiflich zu werden. Schon allein an seiner Masse prallte Koji ab. Katsumi zog ihn zurück. „ Komm Koji! Das bringt nichts. Es hat keinen Sinn mit ihm zu diskutieren.“ „Wenn ihm etwas passiert ist... dann... bring ich dich um!!!!!“ drohte Koji Hirose, während Katsumi ihn zur Tür drängte. „ Geleite die Herren hinaus!!!!!!“ befahl Hirose Raphael monoton. Raphael nickte kurz, dann folgte er den beiden. Die Tür schloss sich hinter ihm. Hirose legte die Hände in Falten und stützte die Ellebogen auf den Tisch. Mit einem eiskalten Lächeln sagte er:“ Einem dummen Zufall haben wir es zu verdanken, dass unsere Hände bezüglich Izumi rein bleiben werden, Akihito!“ Dann lachte er laut und es klang so schauerlich, dass selbst Akihito eine Gänsehaut bekam. „Es ist zwar anders gekommen, als wir es ursprünglich geplant hatten...“ fuhr Hirose fort, als er sich beruhigt hatte, „... hätt` diesen Izumi zu gern  an jenem Ort gesehen. Aber das Problem löst sich nun auch so und wird tiefere Narben bei Koji hinterlassen.“ „Meinst du den Unfall in Labor 4?“ fragte Akihito etwas verwirrt, „Da war doch nichts weiter! Diese kleine Explosion, die paar Scherben. Die Mitarbeiter hatten doch alle bloß ein paar Schnittwunden und sind im firmeneigenen Krankenhaus untergekommen, darunter auch dieser Izumi. Diese kleine Scherbe, die er im Kopf hatte, soll die Lösung unseres Problems sein???“ Hirose lachte. „ Nein, - die- sicher nicht!!! In L4 wird etwas gelagert, was in GL hergestellt wird. Es ist noch in einer experimentellen Phase – ein  geheimes Projekt und nicht ganz ungefährlich, wie sich hier bei dem Unfall mit der Lagerung zeigte. Nur einige wenige absolut zuverlässige Mitarbeiter arbeiten an diesem Projekt. Jedenfalls musste ganz L4 hermetisch abgeriegelt und kontaminiert werden, durch mein äußerst zuverlässiges Spezialteam, welches im Katastrophenfall für L4 und GL zuständig ist. Die dort arbeitenden Angestellten wissen nichts weiter. Für sie war es eine übliche Maßnahme wie bei jedem Unfall in einem Chemiewerk. Die Ärztin, die Schwester meine Frau, wird nichts, was uns belasten könnte im Krankenbericht erwähnen. Sie hat die Fälle selbst übernommen. Sind auch nicht viele – nur fünf.“ „ Was soll sie nicht erwähnen?“ fragte Akihito dumm. „Und was hat das mit der Lösung unseres Problems zu tun?“ „ Sehr viel!!!!“ Hiroses Blick verfinsterte sich, als er an Takuto Izumi dachte, „ Kannst du dir vorstellen, mit was in GL experimentiert wird?“ wandte er sich nun ernst an Akihito neben ihm. „ Nein. Aber ich kann mir nicht vorstellen, das es so stark ist, um..“ „Warts ab!“ unterbrach ihn Hirose, jetzt wieder mit diesem Blick, der Überlegenheit spüren ließ. „ Und es ist besser für dich..., wenn du nicht weißt, woran ich arbeite. Es ist sicherer für dich und zu deinem Schutz ... Brüderchen!“ Dann rief er per Handy die Krankenstation an, auf der Izumi lag. „Dr. Nakatomi? Sie können jetzt die Verwandten von Herrn Izumi informieren!“

Akihito schaute seinen Bruder an: „Jetzt erst? Deshalb kam Koji, wie von der Tarantel gestochen, hierher! Und du wusstest, das er kommen würde, wenn  dieser Izumi nicht nach Hause käme. Was wolltest du damit bezwecken? Schließlich hast du ihm ja nicht gesagt, wo Izumi wirklich ist. Wolltest du ihn testen?“ „Vielleicht!“ gab Hirose ihm zur Antwort, „Diese Beziehung  ist schon zu tief ..........aber nicht mehr lange!!!!!!“ knurrte er kaum hörbar in sich hinein.

 

Das schwere Eisentor schloss sich hinter Koji und Katsumi. Katsumi blickte noch einmal zurück. Raphael winkte und warf ihm plötzlich einen Kuss zu. Erschrocken wandte sich Katsumi um und beschleunigte seinen Schritt. Raphael, schon Mitte vierzig, war vernarrt in Katsumi, seit er ihn damals, als er bei Hirose anfing, das erste Mal sah. Stetig konnte er ihn nur aus der Ferne bewundern, wenn er mit Koji zu Hirose kam, was nicht sehr oft war. Und meist führte Kurauchi die Gäste zu seinem „ Herrn“. Heute freute es ihn, seinem „ Angebeteten“ endlich mal aus nächster Nähe zu betrachten. Doch musste er weiteren Kontakt meiden, denn er kannte die Meinung seines Arbeitgebers über Schwule zu gut und wollte vorerst seinen gutbezahlten Job nicht riskieren. Aber zu gern hätte er Katsumi, seinen “Engel“ mit den goldblonden Haaren, in die Finger gekriegt und eines Tages, so war er sich sicher, würde ihm das auch gelingen.

Koji und Katsumi befanden sich bereits auf dem Weg zu den Izumis, als Kojis Handy piepste. Koji, immer noch auf Raserpfad versuchte das verflixte Ding aus der Hose zu ziehen. ( Anm. des Autors: ich meine natürlich das Handy!!!!!!!) In diesem unachtsamen Moment steuerte er geradewegs auf einen Tankstellenpfeiler zu. „ KOJI!!!!!!!!“ Katsumi griff ins Lenkrad und konnte gerade noch Schlimmstes verhindern. „ Deine Besessenheit von Izumi bringt uns beide noch um!!!!!!“ schrie er ihn an. Koji bremste stark und der Wagen kam zum Stehen. Er ging ans Handy. Serika war dran und erzählte aufgeregt, das Izumi einen Unfall hatte, im Krankenhaus sei, es ihm soweit gut gehe, nichts weiter wäre und er bald nach Hause käme. Und Koji solle ja nicht einfallen, mitten in der Nacht zu versuchen, ins Krankenhaus zu kommen. Es wäre wirklich nichts weiter passiert. Eine nette Ärztin habe angerufen und es ihr ausgerichtet.  Koji war erleichtert und wurde augenblicklich ruhiger. „ Was ist?“ wollte Katsumi wissen, „Ist er da?“ Koji erzählte es ihm. „ Gott sei Dank!“ meinte Katsumi, „ Das nächste Mal warten wir etwas länger. Deine Unbeherrschtheit bringt uns echt in Gefahr, Koji. Und wenn dir etwas passiert, - ... was glaubst du, wie Izumi leiden würde?!  - Jetzt lass mich lieber fahren!“ Koji folgte seinem Rat und machte Platz. Katsumi postierte sich hinterm Steuer. „ Na, wo soll ´s denn hingehen? Sir!“ fragte er frech mit einem Lachen auf dem Gesicht. „ Bring uns nach Hause!“ sagte Koji, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich entspannt zurück. Er wäre zwar zu gern zu Izumi ins Krankenhaus gefahren, aber er hielt sich an Izumis „Anweisung“. - vertraute ihm. - Die Fahrt ging weiter durch die sternenklare Nacht und leere Straßen mit einem guten Gefühl.

 

Wie Serika gesagt hatte, kam Izumi schon am Nachmittag des nächsten Tag heim. Alle waren schon versammelt und Takuto musste von dem Unfall berichten. Schon als Koji hörte, das dieser sich in der Firma ereignete, verdächtigte er seine Brüder. Und Hiroses Ausweichen auf seine Frage letzte Nacht schien das seiner Meinung nach zu bestätigen. Aber Takuto glaubte das nicht. Er  erzählte, das er in Labor 4 gerade Unterlagen von Takasaka abgab, als unerwartet eine Explosion den Raum erschütterte. Keiner wusste, wie und warum es dazu kam. Die Scherben flogen nur so. Eine traf  ihm am Kopf. Hilfe war sofort da. Die Abrieglung des Labors und dessen vorbeugende Entseuchung, sowie die gründliche Untersuchung der Mitarbeiter seien alles vorgeschriebene Routinemaßnahmen. Aber zum Glück sei ihm nichts weiter passiert, als die paar Kratzer. Takuto trug eine Binde um den Kopf, war krankgeschrieben und zwar so lange, dass er nicht mehr in die Firma brauchte. Darüber freute sich Koji. Endlich würde sie niemand mehr stören oder versuchen, sie auseinander zu bringen. In den folgenden Tagen ging der Umzug ohne größeren Stress von statten. Serika und Yugo bekamen jeder große Zimmer in Kojis „ Reich“, wobei sich das von Serika in der Nähe von Nadeshikos Räumlichkeiten befand. Schon bei der Ankunft umarmte und herzte Nadeshiko Serika und zog sie mit sich fort. Koji machte sich, wie konnte es anders sein, mit Izumi davon. Die Tante von Izumi wurde von einer älteren Dame in Empfang genommen. Nur Yugo stand auf einmal  allein in der großen Eingangshalle und schaute verdutzt drein.

Viele Wochen lief alles gut. Mann lebte sich ein. Izumis Wunde heilte schnell und er konnte mit seiner neuen Arbeit anfangen, obwohl Koji vergeblich versucht hatte, ihm diese auszureden. Er war der Meinung, dass das, was er besaß für alle bis ans Lebensende reichte. Aber Izumi wollte etwas Unabhängigkeit und Koji ließ ihn, gleich wenn es ihm auch schwer fiel – loszulassen. Glückliche Tage verstrichen, bei denen niemand auch nur ahnte, dass sich allmählich ein dunkler Schatten über alles legte.

 

Es fing ganz harmlos an.... Izumi bekam häufiger starke Kopfschmerzen, ihm war übel und er musste erbrechen. Später kam noch Fieber hinzu. Da es inzwischen Herbst geworden und es ständig regnete und nasskalt war, vermutete man eine einfache Grippe. Sehr fürsorglich pflegte Koji seinen Izumi – ließ ihn keinen Augenblick allein und keinen anderen an ihn heran. Katsumi beobachtete die beiden mit einem sorgevollen Blick. Noch sorgevoller  und auf einmal misstrauisch wurde er, als Izumi gar nicht mehr gesund zu werden schien. Zwar ging es Izumi ab und zu besser, das Fieber verschwand, aber die Symptome kamen wieder. Noch dazu hatte die sonst bräunliche Haut von Takuto eine auffallend blasse Farbe. Katsumi musste mit Koji darüber sprechen. An einem verregneten Abend trafen sie sich im Teezimmer. Koji machte es sich auf der Couch bequem, war ziemlich gelassen. „ Was macht dir Sorge, Katsumi?“ fing er an. „ Izumi wird nicht mehr richtig gesund. Da ist... da muss etwas sein! Das ist keine normale Grippe!“ Katsumi schaute aus dem Fenster. Draußen stürmte es. Der Sturm fetzte die bunten Blätter von den Bäumen und trieb sie vor sich her. Der Himmel besaß ein tiefes Blaugrau und es goss in Strömen. Der Regen peitschte an die Fensterscheiben. „ Katsumi. Du siehst Gespenster! Es ist nur eine schwere Grippe, wie sie jetzt herumgeht, und einen Rückfall kann man schon auch bekommen. Izumi wird wieder gesund!“ sagte Koji sicher. „ Glaubst du?“ Ich wünschte,... du hättest recht. Aber ich habe so ein ungutes Gefühl. Ich wollte schon eher mal mit dir darüber reden, aber in letzter Zeit warst du kaum zu sprechen.  Du kamst ja nie, wenn ich dich treffen wollte. Alles drehte sich bei dir nur noch um Izumi.“ „Gut – Izumi ist schon paar Wochen krank. Aber zwischendurch ging es ihm besser, bis dieser Rückfall kam. Und Rückfälle dauern meistens länger. Lass das unsere Sorge sein.  Kümmere dich doch mehr um meine Geschäfte an der Börse, jetzt wo Izumi krank ist. Und halt mir weiterhin Presse und Weiber vom Leib!“ sagte Koji etwas kühl. „ Die Weiber sind nicht mehr so wild, seit sie wissen, dass du einen... Freund... hast. Hast dich ja nach dem Umzug oft genug mit Izumi in der Öffentlichkeit  präsentiert und gezeigt, ...wie ...du zu ihm stehst. Mich wundert nur, dass deine Brüder alles so gelassen hingenommen haben, wo du doch den Ruf ihrer Familie in den höheren Kreisen ruiniert hast.“ Nun wollte Katsumi bezogen auf die Brüder zu seinen Vermutungen bzgl. Izumis Leiden kommen, aber die Wahl seiner Worte eben brachten Koji in Rage. Er sprang auf und packte Katsumi derb am Kragen. Katsumi hätte sich wehren können, aber er tat es nicht, schaute Koji nur an. „ Was ist nur mit dir los? Katsumi?“ Koji lockerte seinen Griff. „ Manchmal denke ich, wenn du uns so beobachtest, du bist eifersüchtig auf Izumi.“ Plötzlich huschte ein Grinsen über Kojis Gesicht. Er  packte Katsumi  am Po, zog ihn eng an sich heran und hauchte ihm in sein Ohr: „Vielleicht, so kommt es mir vor, wünschst du dir heimlich, an seiner Stelle zu sein...“ „ Wieso sagst du so etwas?“ Katsumis Blick wurde traurig, er wandte sich von Koji ab und drängte an ihm vorbei zur Tür. Noch einmal blieb er stehen, ohne sich umzudrehen: “ Ich werde besser gehen...für immer... wenn du so über mich denkst. Um die Börse mach dir keine Sorgen, das regelt sich auch aus der Ferne. Aber wenn du noch einen Rat hören willst: Bringe Izumi zu einem Spezialisten. Je eher, desto besser!“ Dann verließ er den Raum. Er konnte noch Koji hören, wie dieser rief, es wäre nicht so gemeint. Doch Katsumi kehrte nicht um. Er fühlte sich unverstanden und wie ein Rad zu viel am Wagen.

`Vielleicht ist es besser, wenn ich irgendwo ganz neu anfange.` dachte er und verschwand im strömenden Regen. Koji  schlug die Fäuste gegen die Wand und ärgerte sich über sich selbst. Wie konnte er seinem alten Freund nur so etwas unterstellen. Sicher Katsumi hatte noch keine Freundin gehabt und auch nur deswegen, weil er ständig im Schatten von Koji  stand. Aber er war auch nicht anders veranlagt. Der Tag endete mit diesem nicht gewollten Missverständnis.

 

Izumi wurde nicht gesund, wie es Katsumi fast vorausgesehen hatte. Koji versuchte Katsumi auf dem Handy zu erreichen – vergebens. Schließlich fasste Koji den Entschluss, Izumi zu einem Spezialisten zu bringen, da sich sein Hausarzt keinen Rat mehr wusste. Serika und Yugo waren ebenfalls sehr besorgt um ihren Bruder und begleiteten ihn und Koji in eine abgelegene Spezialklinik. Koji hatte sich für Katsumis Vater entschieden, dieser war ein Spezialist für seltene oder schwer erkennbare Krankheiten, der trotz des Erfolges seines Sohnes an der Börse dessen Geld nicht nahm und sich weiter den Unterhalt mit der Klinik verdiente. Insgeheim hoffte Koji über ihn Kontakt zu Katsumi zu bekommen, um ihm zu sagen, wie leid es ihm tut. Die Klinik war klein, lag idyllisch an einem blauen, klaren See und  ein herrlicher Park umsäumte das Gebäude. Die Räumlichkeiten des Hauses waren hell und freundlich und die Einrichtung der Zimmer ließen nicht auf ein Klinikum schließen.

Eine Schwester empfing sie freundlich und brachte sie schon nach kurzer Zeit zum Doktor. Als er hörte, dass sein Vater einen neuen Patienten empfangen  sollte, wollte Katsumi, der bis dahin mit seinem Vater über das Finanzielle der Klinik gesprochen hatte, gehen. „ Bleib doch, natürlich nur wenn du Zeit hast.“ sagte der Arzt. Katsumi schaute fragend. „ Ich glaube den Patienten, der jetzt kommt, kennst du sehr gut.“ fuhr sein Vater fort. Da klopfte es auch schon an der Tür, ohne das Katsumi zum Nachdenken hätte kommen können. Der Doktor bat herein und im Zimmer erschienen, Izumi, der von Koji etwas gestützt wurde, Serika und Yugo. Koji entdeckte Katsumi. Ihn hatte er hier nicht erwartet. Ihre Blicke kreuzten sich. Katsumi wandte sich sofort wieder ab. „ Entschuldige  bitte Vater, aber ich  habe noch einen wichtigen Termin.“ sagte er kurz und verließ den Raum, ohne nochmals aufzusehen. Koji wäre ihm am liebsten nachgegangen, doch  Izumi brauchte ihn. Es folgte ein umfangreiches Gespräch zwischen dem Doktor und Izumi.

 Katsumi  spazierte im Park und dachte nach. Warum war er eigentlich davongelaufen? Warum konnte er Koji nicht verzeihen? Er kannte ihn doch genau und manchmal hatte Koji so eine komische Art. Aber warum verletzten ihn gerade diese Worte an jenem Abend im Teezimmer so. Lag es nicht vielleicht auch ein bisschen an ihm selber? Waren die Worte, die er sagte unglücklich gewählt und Koji hatte da etwas missverstanden? Und lag in Kojis Worten  nicht doch ein bisschen Wahrheit. Immerhin waren er und Katsumi schon von Kind an die besten Freunde, auch wenn es die Familie Nanjo nicht gern sah. Katsumi stammte nach Meinung der Nanjos aus primitiven Verhältnissen . Sein Vater  studierte damals gerade, jobbte nebenbei, um sein Studium zu finanzieren. Katsumis Mutter arbeitete in einer Fabrik am Fließband. Die Eltern hatten kaum Zeit, sich um Katsumi zu kümmern, der immer davon träumte, mal nicht mehr arm zu sein. Katsumi erinnerte sich noch genau, wie er Koji kennen lernte. Dieser war eines Abends in ein nicht gerade ungefährliches Stadtviertel geraten, denn er unternahm gern Streifzüge allein, ohne die lästigen Bewacher, wie er seine Aufpasser nannte. Die hasste er seit der Adoption am meisten neben seinen unausstehlichen Adoptivbrüdern, die ihn von Anfang an das Leben zur Hölle machten. Koji fiel in seiner Kleidung sofort auf und wurde von einer Straßenbande umzingelt. Als er nichts herausrücken wollte, fielen sie über ihn her und prügelten auf ihn ein. Es waren zu viele, um sich ihrer zu erwehren, doch dann tauchte Katsumi auf und half mit schlagkräftigen Argumenten. Seither sind beide enge Freunde. Katsumi musste lächeln, als er daran dachte, wie ihn Koji ihm heimlich Geld zusteckte und wie sie gemeinsam den hochnäsigen Brüdern viele kleine  Streiche spielten. Diese wollten ihren Vater überzeugen, Koji den Umgang mit diesem „Primitivling“, wie sie Katsumi nannten, zu verbieten. Koji aber setzte sich durch und erzählte Herrn Nanjo, wie Katsumi ihm geholfen hatte, als seine Aufpasser versagten. Herr Nanjo konnte gar nicht anders, er musste Katsumi wohl oder übel dulden. Als er jedoch dahinter kam, dass Koji Katsumi Geld zusteckte, was natürlich die Brüder gepetzt hatten, kam er auf eine Idee, die Klassenunterschiede deutlich zu machen. Herr Nanjo sagte zu Koji, er würde Katsumi nur dann weiterhin in seinem Hause dulden, wenn er für das Geld, was er von Koji bekam, arbeiten würde. Katsumi war gerade um die 15 Jahre und da wäre unter Umständen eine Beschäftigung als Angestellter durchaus drin.(Anm. des Autors Koji und Katsumi sind in dieser Fanfic fast im selben Alter) Als Katsumi die Schule beendete, sorgte Herr Nanjo sogar für eine entsprechende Ausbildung . Vor versammelter Gesellschaft wussten Koji und Katsumi sich gut zu verstellen und Ihre Rollen als Herr und Angestellter gut zu spielen, doch innerlich blieben sie die besten Freunde, selbst als Katsumi, der sich mit dem Geld, was er „verdiente“ auch Aktien kaufte, mehr Erfolg an der Börse hatte, als Koji.  Aber sie teilten miteinander, blieben Partner und enge Freunde, bis zu jenem Tag, als Katsumi sich bewusst wurde, nicht  mehr der einzige beste Freund von Koji  zu sein. Und dies war der Tag im Teezimmer. Izumi stand zwischen beiden.  Seit er und Koji sich ihrer Gefühle bewusst geworden waren, entfernten sich Katsumi und Koji immer mehr voneinander. Früher hatte Katsumi nie nachdenken müssen, wenn Koji Bekanntschaften hatte, denn die hielten nicht lange und liefen nur auf Sex hinaus. Es ist etwas anderes, wenn Koji ein Mädchen kennen und lieben gelernt hätte, dachte er.

Er wäre auf jeden Fall  Kojis bester Freund geblieben. Aber Izumi ist ein Mann, aber durch ein Gefühl, was da Liebe heißt, ist er noch enger mit Koji verbunden und drängte Katsumi immer mehr in den Hintergrund. Nicht das Katsumi sich gewünscht hätte, von Koji so „geliebt“ zu werden, so etwas wollte er auf keinen Fall!!!

Aber Katsumi fürchtete um die normale Freundschaft zu Koji, die er nicht missen wollte, war Koji doch sein einzig richtiger Freund. Doch je mehr die Zeit verstrich, desto tiefer und intimer wurde das Verhältnis von Koji und Izumi. Koji vergaß Treffen mit Katsumi, hörte nicht mehr genau zu, wenn Katsumi etwas erzählte. Katsumi geriet bald immer mehr in die Rolle des Angestellten, den man herumschubsen konnte und auf dessen Ratschläge man nicht hörte.

Noch in Gedanken versunken spürte Katsumi plötzlich, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. „Verzeih mir Katsumi. Ich wollte dich nicht kränken.“ Koji war hinter ihm. Etwas erschrocken schaute Katsumi ihn an, senkte aber sofort den Blick. Er nahm allen Mut zusammen. „Meine Wortwahl war auch nicht gerade die Richtige. Du hast da etwas missverstanden. Ich meinte das nicht so. Aber es ist nun eben mal so herübergekommen. ... Eigentlich wollte ich auf etwas ganz anderes hinauskommen. Und ganz so Unrecht... hast du nicht. Ich bin schon etwas eifersüchtig, ...aber nicht so, wie du denkst Koji. Ich weiß nicht warum, vielleicht ist es auch, weil Izumi keine Frau ist. ... Koji... ich möchte dich als Freund nicht verlieren, wenn du verstehst, wie ich das meine.“ „ Ach Katsumi...“ Koji legte nun auch die andere Hand auf die andere Schulter von Katsumi. „Zwischen uns wird es immer so bleiben, wie es war. Du bist und bleibst ein guter Freund. Das ich mich aber auch gerade in einen Mann verlieben musste...“ Koji lachte gezwungen und schüttelte den Kopf. „Klar habe ich unsere Treffen in letzter Zeit vernachlässigt, vergaß, wenn du mich sprechen wolltest. Aber hätte ich dasselbe nicht auch getan, wenn ich mich Hals über Kopf in eine Frau verliebt hätte? Izumi ist nun mal ein Mann und etwas Besonderes für mich, mein Traum, mit dem ich mein Leben verbringen will und alles teilen möchte – auch die Liebe. Aber du bleibst doch deswegen mein Freund - mein bester Freund, auch wenn es vielleicht nicht mehr so wird, wie es früher einmal war und ich nun die meiste Zeit mit Izumi verbringe. Irgendwann lernst auch du jemanden kennen, dem dein ganzes Herz gehört, dann wirst du mich verstehen...“ „Katsumi schaute Koji an. Er hatte merklich Tränen in den Augen. „Verzeih mir, Koji... ich war töricht, wie konnte ich nur..“ sagte Katsumi leise. Koji umarmte ihn, wie man einen guten Freund umarmt. „Ist schon gut. Wir haben uns beide wie kleine Kinder benommen. Reden wir nicht mehr davon. .... Und Katsumi.....du hattest doch Recht. Irgendetwas stimmt nicht mit Izumi. Er wird einfach nicht gesund, deswegen folgte ich deinem Rat und wir sind hier.“ „Hoffentlich ist es nichts Schlimmes und meine Nachforschungen ....“ „Nachforschungen? Worüber?“ Koji stutzte. „ Dazu kann ich noch nicht viel sagen, Koji. Es ist nur eine wage Vermutung. Mach mir halt Sorgen um euch. Denk nicht weiter drüber nach!“ wich Katsumi aus und ärgerte sich innerlich, dass ihm das mit den Nachforschungen  herausgerutscht war. Er wollte neue Missverständnisse vermeiden. „Es ist wirklich nichts Wichtiges. Glaub mir und ich will mich bestimmt auch nicht in eure Angelegenheiten einmischen....“ Koji  verstand und fragte nicht weiter. Katsumi wandte sich zum Gehen. „ Katsumi...“ der Angesprochene blieb stehen und schaute sich noch einmal um. „ Ich vertraue dir.“ Koji lächelte. Katsumi lächelte zurück, dann verschwand er zwischen den Bäumen.

Als Koji zurück in die Klinik kam, warteten dort bereits Serika und Yugo auf ihn. Izumi war nirgends zu sehen. „ Der Doktor hat ihn gerade untersucht. Er kann noch nichts zu seiner Krankheit sagen, dazu müssten noch ein paar Tests  durchgeführt werden. Der Doktor meinte, es wäre besser Takuto würde in seinem Zustand in der Klinik bleiben, bis die Untersuchungsergebnisse feststehen.“ erklärte Serika, „ Aber wir können ihn jederzeit besuchen. Wenn du dich von ihm verabschieden willst. Er ist in Zimmer 104.“ Ohne zu fragen, wo er das Zimmer finden würde, stürzte Koji durch die Gänge, nur um dann in Erfahrung zu bringen, doch jemanden fragen zu müssen, wo er Zimmer 104 findet. Takuto lag bereits in einem Klinikbett und sah sehr geschafft aus. Koji setzte sich neben ihn auf das Bett und erfasste Izumis Hand. Sanft küsste er Izumi auf die Stirn und schaute ihn besorgt an. „ Das wird schon wieder!“ meinte Izumi, als er den sorgevollen Blick seines Geliebten bemerkte, „ Was es auch ist, es bringt mich schon nicht um. Vielleicht fehlt mir nur etwas Ruhe. Ich bin zwar sehr belastbar, aber vielleicht waren die Geschehnisse der letzten Zeit zu viel für mich, der Unfall, der Umzug, die neue Arbeit.... Ich weiß auch nicht.

Zerbrich dir nicht den Kopf! Es wird schon nichts Schlimmes sein.“ Izumi versuchte Ruhe auszustrahlen, aber innerlich hatte er doch ein anderes Gefühl und zwar kein Gutes. Koji drückte Izumi fest an sich. „ Komm bald heim.“ sagte er, “ Es verzehrt mich nach dir. Ohne dich... wie einsam wird es sein.“  „ Es dauert nicht lange, bloß die paar Tage bis Dr. Shibuya weiß, was mir fehlt. Denkst du ich vermisse dich nicht, du dummer Kerl!“ Izumi scherzte. Koji packte Izumi, kam ihm ganz nahe. „ Ich werde dir dein kleines loses Mundwerk stopfen...mich nennt keiner ungestraft einen dummen Kerl.“ kam die Antwort. Kojis blaue Augen blitzten auf, dann presste er seine Lippen auf Izumis und beide küssten sich leidenschaftlich. Gerade im wildesten Spiel der beiden Zungen betrat eine Krankenschwester das Zimmer. Die beiden mussten ihr Klopfen überhört haben. Das angekippte Fenster knallte durch den plötzlichen Luftzug zu  und die Küssenden trennten sich erschrocken. Sie bemerkten die Krankenschwester. Diese war hochrot angelaufen und bracht nur mühsam folgende Worte hervor. „ Ihr... Besuch muss jetzt leider gehen, Herr ...Izumi. ...Der Doktor möchte gern...noch ein paar Untersuchungen... durchführen.“ Dann verschwand sie, so schnell sie gekommen war. Koji musste über sie lachen. Er drückte Izumi noch einmal fest an sich und verließ dann ebenfalls den Raum. Takuto sah ihm schmerzlich nach. Er machte auf einmal ein trauriges Gesicht. `Ich weiß nicht, aber in mir ist ein schreckliches Gefühl. Ich habe Angst...Koji.

 

Ein paar Tage vergingen. Koji kam an jedem vorbei. Von früh bis spät verbrachte er die Zeit bei Izumi. Die Untersuchungen und Tests zogen sich in die Länge. Es traf Koji noch schlimmer.

Für eine ganze Woche sollte er zu einem Turnier in wärmere Gefilde fliegen. Er hatte es Izumi fest versprechen müssen, daran teilzunehmen. Izumi wollte nicht, das Koji wegen ihm sein ganzes Leben aufgab, was Koji in der Vergangenheit so oft getan hatte. Izumi bewegte ihn diesmal , ihm zu liebe, an diesem wichtigen Turnier teilzunehmen- mit Nigthstar. Seinerseits versprach er Koji es im Fernsehen zu verfolgen und ganz schnell gesund zu werden, um ihn endlich wieder begleiten zu können. Koji flog schweren Herzens. Diesmal auch ohne Katsumi, dieser gab vor, das ein wichtiger Termin an der Börse bevorstand. In Wirklichkeit hatte er anderes im Sinn – seine Nachforschungen. So traf er eines Nachmittags, kurz nachdem Koji abgereist war, seinen Vater, weil dieser ihn dringend gebeten hatte, mit ihm persönlichen Kontakt aufzunehmen.

Zuerst schwieg der Arzt eine Weile, als er sich seinem Sohn gegenüber sah. Dann fing er langsam an. „ Eigentlich darf ich als Arzt mit Drittpersonen nicht über den Krankheitszustand von Patienten sprechen, auch nicht, wenn es sich bei der Person um meinen Sohn handelt. Aber Koji Nanjo und Takuto Izumi sind deine Freunde. ...  Es  sieht schlimmer aus, als ich dachte...“ „ Izumi ?“  Der Doktor nickte.  Er setzte seine schwarze Brille ab und strich sich übers Gesicht. Er sah ziemlich mitgenommen aus. „ Die Untersuchungen haben ergeben, das  Takuto Izumis Zellgewebe stellenweise verändert ist. Im Körper sind Karzinome. Die Übelkeit, die Kopfschmerzen und das Erbrechen könnten eine Folge davon sein.

Mit anderen Worten : Takuto Izumi hat Krebs!!!!

Diese Wörter waren wie ein harter Schlag. „ Krebs?“ Katsumi war fassungslos. Sein Vater stützte den Kopf in die Hände. „ Es ist so.“ sagte der Mediziner fast tonlos. Katsumis Gesicht erstarrte zu Eis.

Katsumi hatte zwar gefühlt, das Izumi nicht nur an einer einfachen Grippe litt . Aber das es so schlimm war.... „ Kann er sich das bei dem Unfall in der Chemiefabrik zugezogen haben? Was sagt die Krankenakte von dort?“ wollte Katsumi wissen. „ Glaub ich nicht. Krebs entsteht nicht von heute auf morgen. Er wuchert still und leise vor sich hin und wenn man etwas bemerkt, ist es auch schon fast zu spät. Man streitet noch über seine Ursachen. Sicher, manches ist Vererbung. Lungenkrebs kann durch zu viel Rauchen kommen. Aber das diese Erkrankung mit seiner Arbeit im Chemiewerk und erst recht mit dem Unfall zusammenhängt, glaube ich nicht. Die Sicherheitsvorschriften für die Mitarbeiter sind streng und werden überwacht. Die Akte habe ich trotzdem angefordert. Aber sie bezieht sich nur auf die Wunde durch eine Scherbe am Kopf. Nichts anderes. Vielleicht litt jemand in Takutos Verwandtschaft an Krebs und es wurde ihm vererbt. Ich werde ihn morgen fragen, ob er etwas weiß. Es wird mir sehr schwer fallen, einem Freund von dir eine solche Diagnose mitteilen zu müssen. Da ist noch etwas,...... der Krebs ist schon weit fortgeschritten und ich weiß noch nicht, ob ich Izumi helfen kann.“ Dr. Shibuya klang verzweifelt. „Was hast du gesagt???“ Katsumi wurde augenblicklich bleich. „ Das Gewebe ist an zu vielen Stellen enorm verändert, ... zu viele Karzinome, die bereits Metastasen gebildet haben.“ Katsumi erstarrte. Sein Vater versuchte ihn zu beruhigen. „ Wenn wir morgen gleich mit einer Chemo kombiniert mit Bestrahlung anfangen, gibt es vielleicht noch Hoffnung. Aber es wird eine sehr schwere anstrengende Therapie sein, die Takuto Izumi viel Kraft  kosten wird.“ „ Versuche es! Gib dein Bestes Vater!“ Katsumi verließ fluchtartig das Zimmer. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss . Schluchzend lehnte er sich einen kurzen Augenblick dagegen. Ihm  schossen Tränen in die Augen. Wie sollte er das Koji beibringen? Eine Frage – die ihn noch lange quälte.

An jenem Abend quälten ihn noch ganz andere Gedanken:

Obwohl mein Vater meint, die Ursachen von Izumis Krebs in der Verwandtschaft liegen können, bin ich mir trotzdem nicht sicher, ob das der einzige Grund ist. Um das Haus Nanjo ist es so merkwürdig ruhig, zu ruhig fast. Hatten sie nicht schon so oft in der Vergangenheit  versucht Koji und Izumi auseinander zu bringen? Und jetzt ließen sie die beiden gewähren, wo Hirose so auf Traditionen pochte?; der Ruf seiner Familie geschädigt wurde? Da läuft etwas im Dunkel ab. Nur ein dummer Zufall bestätigte meine wage Vermutung vor nicht allzu langer Zeit. Ich stand gerade inmitten der Geschäftsstraße.

Neben mir tratschten gerade zwei Weiber über ihre kürzlich durch einen schrecklichen Unfall verschiedene Nachbarin. Zufällig bekam ich mit, das diese Frau in Labor 4 gearbeitet hatte, die Explosion erlebte und dann kündigte. Das brachte mich auf einen wenn auch verrückten Gedanken - ließ mich weiter nachforschen. Es war ziemlich schwierig. Aber ich bin schon ein gutes Stück vorangekommen und habe in Erfahrung bringen können, wer zum Zeitpunkt der Explosion noch in Labor 4 tätig war und was aus diesen Mitarbeitern geworden ist.

Sie sind bereits alle tot.

Ryoko Myazaki starb kurz nach dem Unfall im firmeneigenen Krankenhaus des Hirose - Konzerns, angeblich hatte ihn eine Scherbe bei der Explosion nahe der Schläfe getroffen.

Hiroshi Nakasawa fiel aus dem Fenster seiner Wohnung im 9. Stock. Er war alleinstehend, soll die großen Fenster geputzt haben und dabei angeblich gestürzt sein. Auch er ist tot.

Kay Meyer, ein ausländischer Student, der gerade ein Praktikum absolvierte, wurde, nachdem er das Praktikum beendete, Wochen nach der Katastrophe von einem Auto überfahren. Den Fahrer fasste man bis heute noch nicht. Kay starb noch am Unfallort.

Naoko Tanemura, die Frau über die sich die Weiber unterhielten, Mutter von drei kleinen Kindern, starb zu Hause durch einen elektrischen Schlag. Ein Kabel soll defekt gewesen.

Sind diese Unfälle nur Zufälle oder steckt mehr dahinter? ........

Diese Informationen haben mich sehr viel gekostet,...aber weniger Geld und das Schwierigste steht mir noch bevor........heraus zu finden, was bei der Explosion wirklich ablief.........

Warum ich das tue? Das habe ich mich schon so oft gefragt...............

 

 

Izumi nahm die Diagnose „ Krebs“ überraschend  gelassen auf, während Serika , die zu Besuch war, sofort in Tränen ausbrach und von der Schwester sogar ein Beruhigungsmittel bekommen musste. „ Keine Angst, Serika. Du weißt, ich lass mich nicht unterkriegen, selbst durch so eine blöde Krankheit nicht. Dr. Shibuya wird sein Bestes tun und ich werde durchhalten.“ Takuto strich sanft über die lockigen kastanienbraunen Haare seiner Schwester  und nickte dem Doktor aufmunternd zu. Eine lange schwere Therapie begann, die Takuto alle Kräfte raubte. Während er im Krankenzimmer lag und kämpfte, begann draußen der erste Schnee vom Himmel zu rieseln – weiß – rein – unschuldig und viel zu früh.

 

Koji kehrte erfolgreich vom Turnier zurück und erfuhr von Katsumi die schreckliche Diagnose.

„ Das kann nicht sein!!!!!“ schrie Koji und geriet außer Kontrolle. Wie ein Wahnsinniger ging er im Zimmer um, trommelte mit den Fäusten gegen die Türe, so dass das ganze Haus erzitterte und feuerte lose Gegenstände an die Wand, die dort zerschellten.

„ Beruhige dich doch!“ Katsumi versuchte den rasenden Koji aufzuhalten, „Izumi braucht dich jetzt mehr als denn je.“ Koji sank auf die Ledercouch, warf sein Gesicht in die Hände, um Tränen zu verbergen. Er hatte noch nie geweint, hielt es immer als ein Zeichen von Schwäche. Katsumi setzte sich neben ihn: „ Mein Vater wird alles versuchen, um ihn zu helfen. Gehe zu Izumi, diese Therapie ist sehr anstrengend. Izumi braucht jetzt deinen Beistand. Gib ihm Kraft.“ „ Du hast Recht.“ Koji richtete sich auf und wischte noch einmal über das Gesicht. „ Versuch ruhig zu bleiben. Fahr vorsichtig.“ sagte Katsumi  abermals. Koji nickte und machte sich auf den Weg. Die Fahrt war lang, trotzdem versuchte Koji ruhig zu bleiben und nicht zu rasen. Seine Gedanken kreisten um Izumi. Immer und immer wieder. Wie mochte es ihm jetzt gehen? -  Bald würde er es sehen.

Aufgeregt betrat Koji die Klinik und eilte zum Zimmer 104. Ohne zu klopfen trat er ein – und  ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­-­­­­­­­­­­­­--------- ihm fuhr das Herz in die Hose, als er ein leeres frisches Bett  vorfand. Ein Gefühl der Schwäche, wie als wenn man zusammenzubrechen droht, durchjagte ihn.

„ Kann ich ihnen helfen?“ fragte die süße Stimme einer jungen Krankenschwester.

Zunächst brachte Koji kein Wort hervor. Aber irgendwie verstand die Schwester. „ Keine Angst. Der Patient Takuto Izumi ist nach Zimmer 13 verlegt worden. Es liegt näher an den Therapieräumen. Ich begleite Sie dahin, wenn Sie möchten.“ Koji erwiderte nichts und folgte der Schwester. Vor der 13 blieb diese stehen und wandte sich nochmals an Koji. „Bitte lassen Sie Ihren Besuch nur kurz ausfallen. Herr Izumi ist sehr geschwächt.“ Dann ging sie ihrer Wege. Koji klopfte und öffnete die Tür mit bebendem Herzen.

Ihm bot sich ein schauerlicher Anblick. Izumi lag in seinem Bett. Er hatte die Augen geschlossen und gar nicht mitbekommen, das jemand eingetreten war. Sein Gesicht war eingefallen und besaß unter den Augen tiefe schwarze Ringe. Die sonst roten, vollen, runden Lippen sahen fast so blass aus, wie die Haut selber. Takuto schien abgemagert zu sein. Wie leblos lag er da und kaum hörbar ging sein Atem. „ Izumi?“ leise kam der Name seines Liebsten über Kojis Lippen und sanft berührte Koji seine rechte Hand. Izumi schlug die Augen auf und fragte ohne sich zu drehen.“ Bist... du es...... Koji?“ Die Worte kamen nur schwer über seine Lippen. „ Ja. Izumi. Ich bin bei dir und ich werde dich nie mehr verlassen.“ Izumi wendete vorsichtig seinen Kopf und schaute Koji an. „ Schau mich nicht... so mitleidig an... noch bin ich nicht am Ende.“ Takuto versuchte Stärke auszustrahlen, „ Die verdammte... Krankheit...die Therapie .... all das schwächt mich zwar,.....aber.... es gibt schon erste Erfolge.“ Izumi lächelte. „ Wir stehen das gemeinsam durch.“ Er strich mit seiner linken Hand über Kojis Wange. Koji hielt sie mit beiden Händen fest küsste und liebkoste sie. „ Wie gern würde ich dich jetzt in den Armen halten.“ begann er. „ Warum tust du es dann nicht?“ Izumis Frage kam überraschend. Vorsichtig half Koji Izumi auf, setzte sich aufs Bett und nahm dessen Kopf in seine Arme. Izumis  Oberkörper ruhte in Kojis Schoß.

Izumi schloss die von der Krankheit gezeichneten Augen. Beide schwiegen  und schienen zu genießen, ein jeder die Wärme und Nähe des anderen. Welch schöne Augen Izumi einstmals hatte, jetzt sind sie trübe und matt, dachte Koji. Vor kurzem waren sie noch klar, strahlend und in ihnen spiegelte sich Offenheit, Wildheit und die Unbändigkeit wieder.

Mit diesen Augen verzauberte Izumi Koji und hielt ihn gefangen. Nicht nur mit den Augen hatte Izumi Koji verzaubert sondern auch mit seinem reinen unschuldigen, beherzten Wesen. Wie lange sie so gesessen haben, wussten sie nicht. Der Doktor beendete den Besuch. Der Abschied fiel Koji schwer.

Gleich am nächsten Morgen wollte er wiederkommen. Ein Stau verursacht durch einen Unfall hielt ihn jedoch auf, so dass er erst gegen Mittag eintraf. Izumis Zustand hatte sich verschlechtert. Er erbrach häufiger Schleim, und wurde bereits durch einen Tropf genährt. Einige Haare begannen auszufallen. Tag um Tag, der verging, wurde es schlechter. Bald lag Izumi wie leblos in seinem Bett und war kaum ansprechbar. Serika weinte nur noch, wenn sie zu Besuch kam. Auch die Tante kam öfters. Sie verkraftete den Krankheitszustand von Takuto noch weniger und erlitt einen Herzinfarkt, an dem sie starb. Koji saß manchmal stundenlang neben Izumis Bett und hielt verzweifelt seine Hand. Er konnte an nichts anderes als an Izumis Krankheit denken und das er diese überlebt.

Dann die erlösende Nachricht – die Therapie konnte abgesetzt werden, die Bildung der Krebszellen wurde eingedämmt. Dr. Shibuya war mit der kombinierten Therapie bis an die

äußerste Grenze der Kräfte von Izumi gegangen und zuversichtlich. Und wirklich nach ein paar Woche hatte Izumi sich soweit erholt, das er sich wieder aufrichten und einfache Dinge essen konnte. Die Stimmung stieg und Koji verbrachte viel Zeit bei Izumi. Er fuhr ihn im Rollstuhl in der Klinik umher und wenn es das  raue Wetter zuließ auch draußen im geräumten Park. Beide schwatzten von vergangenen Zeiten. Katsumi freute sich mit den beiden, kam aber selten vorbei.

Wiedereinmal fuhr  Koji Izumi draußen im Park spazieren. Auf den geräumten Wegen konnten die Patienten und Besucher der Klinik gut spazieren gehen und die Schönheit des Winters bewundern. Der Tag war sonnig , die Luft trotzdem sehr kalt. Der weiße Schnee glitzerte in der Sonne. Überall an Bäumen und Sträuchern haftete Reif , der ihnen  ein märchenhaftes Aussehen verlieh. Der See hatte eine dünne Eisschicht bekommen und lag friedlich schlummernd im Sonnenschein. Schon eine ganze Weile wanderten Koji und Izumi durch diese verträumte Landschaft. Plötzlich gebot Izumi Koji anzuhalten. Er stützte sich mit den Armen auf die Lehnen, erhob sich langsam aus dem Rollstuhl und versuchte zu gehen, knickte aber ein. Rasch stand Koji an seiner Seite und stützte ihn. Izumi war doch noch etwas schwach, aber er wollte es schaffen, trainieren, um wieder zu Kräften zu kommen und Weihnachten zu Hause bei Koji, Serika und Yugo zu sein. Mit Hilfe von Koji machte er seine ersten Schritte, er kämpfte.

„Es wird schon wieder!“ sagte er und bis die Zähne zusammen, dann sank er erschöpft in das Gefährt zurück. Koji bewunderte den starken Willen von Izumi. Aber  neben diesem ausgeprägten starken Willen konnte Izumi auch ganz anders sein und Koji fiel ein, wie schüchtern sein Liebster am Anfang der Beziehung gewesen war: Sie gingen schon eine Zeit miteinander, aber mehr wie Händchenhalten und ein einfaches Küsschen waren nicht drin. Izumi war regelrecht erfinderisch, wenn es darum ging, Koji von sich abzulenken. Ihm fiel es schwer, Koji seine Gefühle zu ihm zu zeigen und seine Schüchternheit ließ die zärtlichen Berührungen des anderen kaum zu. Aber so nach und nach brachte Koji das Eis zum Schmelzen zunächst hinter geschlossenen Türen.

Eines Abends lud Koji Izumi zu sich ein. Er hatte ein richtiges Festmahl bei Kerzenschein von Katsumi vorbereiten lassen. Danach folgte ein Spaziergang durch die sternenklare Nacht zu dem kleinen See, der sich auf dem Besitz befand. Einige Zeit verbrachten sie dort, eng aneinandergeschmiegt, lauschten dem Rauschen des Wassers und der Bäume im Winde. Izumi fühlte sich wohl. Es wurde immer später. Schließlich  wollte Izumi gehen.

Er schob die Sorge um seine Geschwister vor. Ob er ahnte, was Koji mit ihm vorhatte? Koji aber meinte, die Tante sei doch da und so klein und hilflos wären seine Geschwister nun auch nicht mehr und er bot Izumi an, die Nacht bei ihm zu verbringen. Es war außerdem Sonnabend und Izumi musste am nächsten Tag nicht zur Arbeit. Izumi gab schließlich nach. Bald darauf fand er sich in einem riesigen Schlafzimmer wieder. Es besaß eine vornehmliche Einrichtung und ein großes Himmelbett mit Vorhängen aus rotem, schwerem Samt umrahmt von einem goldenen Saum. Der Kronleuchter an der Decke des Zimmers trug leuchtende richtige Kerzen. Koji liebte Romantik. Einige Zeit blieb Izumi allein in diesem Raum und bestaunte das Inventar. Dann ging er in das Bad, welches ihm Koji gezeigt und ebenfalls eine noble Ausstattung hatte.

Es dauerte nicht lange und Izumi genoss das wohlig warme Wasser. Eine ganze Zeit lang ließ er sich treiben. So viel Spaß wie heute hatte ihm das Baden noch nie gemacht. Er merkte nicht, dass er durch einen Spalt in der Tür von Koji beobachtet wurde. Dieser bewunderte Izumis bräunlichen wohl gebauten Körper, der sonst  immer in Arbeitsklamotten oder wenn Koji sich mit Izumi traf bis oben hin verhüllt war. Nach dem Bad schlüpfte Izumi in sein Unterhemd und Slip und wollte zu Bett gehen. Zu seiner Überraschung war da schon jemand drin – Koji. Dieser  posierte nackt auf dem weißen Satin. Seine langen blonden Haare fielen ihm über die breiten Schultern. Frech blinzelten die schönen, klaren blauen Augen Izumi an. Jedes Mädchen wäre beim Anblick solcher Schönheit und Makellosigkeit in Ohnmacht gefallen. „ Ich... glaub ich muss doch nach Hause.“ brachte Izumi stockend hervor, den spätestens jetzt musste er mitbekommen, wie der Hase lief. „ Hab da was vergessen.“ Eine bessere Ausrede fiel ihm nicht ein. „ Das hat doch sicher bis  morgen Zeit. Es ist eh schon so spät.“ antwortete ihm Koji, der Izumi durchschaut hatte. Izumi blieb mitten im Zimmer stehen und suchte nach irgendetwas. Er hatte Angst vor dem, was in dieser Nacht passieren könnte. Er fühlte sich unwohl und irgendwie schwach, war es doch sonst nie seine Art, vor etwas Angst zu haben und er versuchte jedes Problem zu lösen. Diesmal war es anders. Seine Knie schienen weich geworden und ein leichtes Zittern lief über seinen Körper. Noch dazu brach auf einmal Schweiß aus allen Poren. Koji stand auf, kam zu Izumi herüber und legte seine Arme von hinten um ihn, schmiegte sich an ihn. Izumi fühlte innerlich eine Hitze aufsteigen. Bald schien sein Gesicht zu glühen. Sein Herz begann zu rasen, wie das eines Hasen  auf der Flucht vor dem Fuchs. Koji fing an am Hals von Izumi herumzuknabbern. Die Bisse wurden immer wilder und derber. Izumi versuchte Koji abzudrängen. Für einen Moment ließ Koji tatsächlich ab, aber nur um Izumi aufs Bett zu schieben um dann fortzufahren.  Koji beugte sich über Izumi und streifte ihm das Hemd ab. Er begann dessen Oberkörper zu beschmusen, wanderte allmählich nach unten. „ Koji.. bitte.. hör auf...“ es klang wie ein Flehen. „ Ich will ...das nicht.....“ keuchte Izumi, inzwischen im Widerspruch seiner Gefühle. Auf der einen Seite liebte er Koji und wollte gern diese Berührungen  zulassen, aber auf der anderen Seite schien ihn etwas daran zu hindern. Koji  unterbrach seine Forschungsreise. „ Wovor hast du Angst?“ fragte er Izumi plötzlich und schaute in die rehbraunen unschuldigen Augen. Izumi druckste herum, er wusste nicht, wie er es Koji sagen sollte. Koji ließ nicht locker. Dann öffnete Izumi sich ihm: „ Koji... ich  hab noch nie...“ Er machte eine Pause. „ ... mit jemandem geschlafen.“ ergänzte Koji und lächelte. „Was macht das schon. Überlass alles mir, mein kleiner, unschuldiger Izumi.“ Er  kam mit seinen Lippen nahe an Izumis Ohr. „ Lass dich einfach treiben. Entspann dich.“ hauchte er mit seinem heißen Atem hinein, und durch Izumis Körper fuhr ein seltsamen angenehmes Kribbeln, welches ihn in Erregung brachte. Koji  fuhr mit seiner Zunge in die Ohrmuschel seines Geliebten und glitt gleichzeitig in dessen Slip. Eine heiße Welle durchjagte Izumis Körper und er stöhnte auf. Koji befreite Izumi von der lästigen Hose. Er begann die Innenseiten der Oberschenkel von Izumi mit seiner Zunge zu liebkosen. Heiß und feucht glitt diese über Izumis samtige, weiche Haut immer höher zu dessen Erregung. Unwillkürlich begann Izumi am ganzen Körper zu zittern. „.. Koji..“ stöhnte er, „ Was tust du da...“ „ Bleib locker... Lass dich fallen... denk an nichts...“ Dann umschloss sein Mund ............

 

„ Koji ?....Koji?!!“ Izumi riss Koji jäh  aus seinen Erinnerungen. „ Was ist mit dir?... Ich glaub du hast mir gerade nicht zu gehört.“ „ Entschuldige Izumi, ... hab gerade nachgedacht. Was sagtest du?“ wandte sich Koji  seinem Freund zu. „Ich sagte... du fehlst mir so! Obwohl du jeden Tag kommst, um mich zu besuchen. Aber jedes mal, wenn du gehst... wünschte ich,...du würdest noch  einmal zurückkommen...“ Izumi senkte den Kopf, „ Ich möchte endlich wieder richtig bei dir sein und...“ er stockte, „... Du weißt schon.. dir nahe sein... mit dir verschmelzen.“ Koji war erstaunt. Solche Worte von Izumi. Bisher hatte dieser  nie Wünsche dieser Art geäußert, obwohl es manchmal sein Blick zu verraten schien. Er hatte sich nie so richtig getraut. Am Anfang war er wirklich immer schüchtern, wenn es um das eine ging. Nun  schien es ihn regelrecht danach zu verzehren.  Koji strich Izumi über das tiefschwarze Haar, beugte sich zu ihm herab: „ Halte durch! Es dauert nicht mehr lange und dann bist du bei mir...für immer. Ich lass dich nie wieder fort.... Izumi.“ Koji küsste ihn und um sie herum versank alles in der Dämmerung.

Bald saß Izumi allein in seinem Zimmer, blickte aus dem Fenster in die Dunkelheit. Er dachte nach, über seine Beziehung mit Koji, die Auseinandersetzungen mit dessen Brüdern in der Vergangenheit, den Unfall und den Krebs. Warum traf es gerade ihn? Sicher in seiner Verwandtschaft hatte es einen Krebsfall gegeben. Seine Großmutter litt an Magenkrebs – starb dann. Seine Tante erzählte ihm das mal. Er hatte von Serika am Vormittag erfahren, das die Tante verstorben war. Es machte Takuto traurig. Diese unendlichen Gedanken drehten sich im Kreis und ließen ihn nicht schlafen.

In der Villa von Hirose Nanjo brannte noch Licht. Hirose und Akihito saßen zusammen auf einer Couch und tranken Wein. „ Was wird nun?“ begann Akihito das Gespräch, „  Unserem Informanten nach geht’s diesem Izumi  doch prächtig. Er wir gesund werden. Koji und er werden unsere Familie noch mehr blamieren. Man munkelt schon von Hochzeit. Dieser Unfall hat uns nichts genützt. Wir können noch froh sein, das niemand uns auf die Schliche gekommen ist, bzgl. was da explodierte. Du spielst mit erhöhtem Risiko, Hirose!“ „ Sei still Akihito! Und warte ab! Außerdem wer sollte uns wegen was auf die Schliche kommen. Man wird nie was nachweisen können. Dr. Shibuya stellte bei Izumi lediglich Krebs fest. Den kann doch jeder Normalsterbliche bekommen. Oder? Gut, die anderen Mitarbeiter musste ich geschickt eliminieren lassen, jeden für sich in größeren Abständen. Fünf die nach einiger Zeit Krebs bekommen und alle vom selben Labor wäre vielleicht doch auffällig geworden...vielleicht.

So musste ich mir was einfallen lassen, um unseren Mitarbeitern einen glaubhaften Abgang zu verschaffen.

 

Bei einem half Dr. Nakatomi gleich etwas nach. Meyer beendete sowieso sein Praktikum, das kam mir gerade Recht. Eine Woche nach seinem Abgang überfuhr ihn ein Auto. Tragisch...nicht?“ diese Worte klangen zynisch. Die Tanemura kündigte bei mir, kam mir auch sehr gelegen. Sie musste von der Explosion einen solchen Schock bekommen haben,

dass sie Angst bekam. Sie ging, um ihrer Kinder Willen. Wer kann schon ahnen das größere Gefahren daheim lauern. Nakasawa stürzte aus dem Fenster. Kann schon vorkommen. Beim Fensterputzen sollte man sich nie zu weit hinauslehnen“ Hirose grinste.

„ Was ließest du eigentlich in den Bericht schreiben?“ fragte Akihito, „Die Explosion? So was ist  nicht einfach zu vertuschen?“ „ Akihito. Du fragst zu viel. Wie heißt es so schön: Wer viel weiß, geht viel fremd! Hab keine Sorge. Es ist alles bestens geregelt und die Untersuchungskommission konnte nichts finden. Dieser Unfall kam zwar überraschend, aber es konnten auch mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Das Produkt unserer Forschungsarbeit wurde unwillkürlich an größeren Lebewesen  erprobt – und es

war erfolgreich. Izumis Leiden zeugt davon und wir werden ihn über kurz oder lang los sein – endgültig! Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.... nicht umsonst heißt mein Projekt..........

cd - creeping death.(Schleichender Tod) Auch Koji habe ich bald da, wo ich ihn haben will.  - Und was unseren Ruf betrifft – Ich habe vor kurzen einige Millionen für die Armen der Welt gespendet und du weißt doch, wie die Presse ist.......“

 

Weihnachten, das Fest der Liebe, stand kurz bevor. Izumi hatte sich nach Meinung vom Doktor erstaunlich schnell erholt und er war bereit, ihn für das Weihnachtsfest und Silvester nach Hause zu entlassen. Die Freude bei Izumis Geschwistern und natürlich Koji war sehr groß. Vor und nach den Feierlichkeiten sollten noch ein paar Untersuchungen stattfinden. Dann  war es soweit. Am 23. Dezember  gab der Arzt grünes Licht und Koji holte seinen Izumi für 13 Tage nach Hause. Izumi schien sehr glücklich zu sein, endlich daheim bei Koji. Aber er seufzte leicht, als er daran dachte,  im neuen Jahr noch einmal in die Klinik zu müssen. Izumi staunte, welch Mühe sich Kojis Angestellte mit der Ausschmückung der Räume gegeben hatten. Er war so froh, hier zu sein und gleichzeitig so geschafft, das er nach dem Abendessen sofort ins Bett gehen wollte und weinig später an Kojis Seite einschlief. Dieser strich seinem Geliebten noch lange über das Haar, tief in sich versunken, ohne einen klaren Gedanken. Der darauffolgende Tag wurde eines der schönsten Weihnachtsfeste, die Izumi je erlebte. Am Morgen schon  entführte Koji Izumi im Pferdeschlitten zu einer  Fahrt durch den Winterwald. Es hatte wieder geschneit und die Gegend erstrahlte in der herrlich weißen Pracht. Freudig trabten die zwei Friesen vor dem Schlitten. Ihre langen schwarzen lockigen Mähnen wippten im Takt dazu. Es ging ein leichter eiskalter Wind. Izumi kuschelte sich trotz Wintermantel eng an Koji, der den Schlitten lenkte. Auf einem Hügel hielt Koji das Gefährt an und beide konnten  einen Blick ringsum auf die verschneite Landschaft werfen. Hinter ihnen lag der Wald und vor ihnen eröffneten sich weite  schneebedeckte Wiesen mit vielen kleinen Baumgruppen, die aussahen, wie Inseln in einem Meer. Koji wandte sich Izumi zu und sie schauten sich lange schweigend in die Augen. „ Ich bin so froh, dass du wieder gesund bist.“ eröffnete Koji das Gespräch. „ Und ich bin froh, wieder bei dir zu sein. Ich glaube, die vielen Wochen, die ich in der Klinik verbrachte, waren für uns beide sehr schlimm. Und ich habe nie die Hoffnung aufgegeben, wie schlimm mein Zustand auch war. Ich will für immer bei dir sein. Koji……. Ich liebe dich.“ Kojis Augen leuchteten auf. So deutlich, wie heute an diesem Tag, hatte es Izumi ihm noch nie gesagt. Koji nahm ihn sacht in seine Arme und beide küssten sich – lange.

Gegen Mittag kehrten sie zurück. Es gab ein kleines Festessen gemeinsam mit Izumis Geschwistern, Nadeshiko und allen anderen. Katsumi war auch dabei. Mit frechen kleinen Witzen unterhielt er die ganze Tafel, letztlich freute er sich für seine beiden Freunde und den guten Ausgang von Izumis Therapie. Den Nachmittag verbrachten Koji, Izumi und Katsumi in dem kleinen Pool im großen Wintergarten. „ Was machst du eigentlich an den folgenden Feiertagen, Katsumi?“ fragte Izumi Katsumi, der es sich auf einer Liege bequem gemacht hatte und eine Börsenzeitung studierte. Der Angesprochene legte seine Zeitung  einstweilen beiseite, lächelte frech und sagte: „ Heute Abend  werde ich zu meinen Eltern gehen, damit ihr zwei Turteltauben Ruhe vor mir habt.“ „ Katsumi!“ ertönte Kojis strenge Stimme, „ Fängst du schon wieder an!“ und er spritzte ihm lachend etwas Wasser zu. Katsumi konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, indem er von der Liege sprang. Auch er lachte. „ Koji ! Hör auf. Meine Zeitung wird nass. Muss mich doch informieren, damit wir im Geschäft bleiben.“ „ Ich glaube, wenn ich dich nicht hätte, wäre ich ein armer Mann!“ stellte Koji fest. „ Lass gut sein.“ Katsumi nickte Koji zu. „ Was machst du an den Festtagen? Wenn du Zeit hast, komm ruhig zu uns.“ meinte Koji. „ Würde gern kommen, aber ich fahre für einige Tage ins Waisenhaus, für das ich eine Patenschaft übernommen habe. Neujahr bin ich dann wieder bei meinen Eltern. Unsere ganze Verwandtschaft trifft sich. Allerdings, wenn etwas ist…….ruf mich an.“ „ Ich weiß, das ich mich auf dich verlassen kann.“ Koji lächelte. Er bestaunte seinen Freund immer wieder hinsichtlich was das Geld anging, welches Katsumi an der Börse machte. Katsumi leistete sich nicht viel dafür. Im Gegenteil, er verschenkte alles. Mit dem Geld unterstützte er die Klinik seines Vaters, da dieser das Geld seines Sohnes nicht privat nehmen wollte. Viel Geld ging an Waisenhäuser und Kinderheime. Viele, die in den Genuss des Geldes kamen, wollten Katsumi schon mal in aller Öffentlichkeit dafür danken, aber das wollte Katsumi nicht. Er wollte unbekannt bleiben und sich seiner Spenden nicht rühmen.

Der Rest des Tages verging schnell. Nach dem Abendessen verzogen sich Koji und Izumi  in ihr gemeinsames Reich. Sie saßen gemeinsam auf einer sehr breiten Couch, tranken Champagner . In dem großen Raum, der rustikal eingerichtet war, stand auch ein riesiger Weihnachtsbaum. Er war mit unzähligen Lichtern geschmückt und  silbern leuchteten die Kugeln in deren Licht. Im Kamin flackerte das Feuer. Eine angenehme Wärme durchdrang das Zimmer. „  Nun haben wir Weihnachten und ich hab noch nicht mal ein Geschenk für dich.“ unterbrach Izumi das Schweigen und schaute Koji  an. Seine braunen Augen hatten ihren Glanz wiederbekommen. „ Das macht doch nichts, Izumi.“ antwortete Koji und nahm ihn in seine Arme. „ Das größte Geschenk für mich bist du selbst Izumi. Und ein noch größeres Geschenk  für uns beide ist, dass du gesund geworden bist.“ „ Das stimmt. ... Koji.... ich möchte dich nie mehr missen.“ „ Und ich lass dich nie mehr fort, Izumi.... Tja, was fangen wir jetzt mit dem Abend an?“  „Ich wüsste da etwas.“ Izumi richtete sich auf  und streifte sich sacht Hemd und Unterhemd vom Körper. Dann drückte er Koji sanft nieder und begann ihn auszuziehen. „ Izumi? Du willst doch in deinem Zustand nicht etwa.......“ „ So schwach bin ich nun auch nicht mehr. Wie sehr hab ich mich nach dir in der Klinik gesehnt und danach........ Koji...... ich will dich.“ Koji war überrascht. Bisher hatte er immer den Anfang gemacht und die Initiative ergriffen. Nun  überrumpelte ihn Izumi einfach.  „ Willst du wirklich?“ „ Sch.... Sag jetzt nichts!“ Izumis Lippen berührten sanft Kojis Mund. Seine Hände streichelten Kojis Körper. Sie halfen ihm, sich seiner und Izumis restlichen Sachen zu entledigen.  Schon wälzten sich zwei eng aneinander geschmiegte Körper unter dem Schein der Lichter  hin und her. Es schien wie ein wilder Kampf, den diesmal Izumi gewann. Er  drang in Koji ein und trieb ihn an.  Seine rhythmischen Stöße erregten Koji immer mehr. Bald glänzten ihre Körper nass -  voller Schweiß . Ihr Puls raste. Izumi stöhnte voller Lust, Koji nicht minder. Ein herrliches Gefühl durchströmte Koji, als Izumi heiß in ihm kam. Es war wie eine Welle des unbeschreiblichen Glücks. Izumi verschnaufte nur kurz, drängte Koji ihn zu nehmen. Koji gab Izumis Drängen nur allzu gern nach. Mittlerweile lechzte es ihn nach der befreienden Welle.  Izumi genoss jede Bewegung Kojis und trieb ihn an, bis er kam.  Kurz darauf lagen beide nebeneinander. Izumi hatte seinen Kopf auf Kojis Brust gelegt und spielte mit Kojis Haar.  Er hörte Kojis Herz laut und kraftvoll schlagen. Die Wärme seines Körpers gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit. Koji hatte seinen Arm um Izumi gelegt und träumte. „Es war schön .“ murmelte er.  In dieser Nacht konnte Izumi gar nicht  genug von Koji kriegen. Koji gefiel es und er war glücklich.

Ein paar wunderschöne Festtage mit vielen Überraschungen vergingen. Izumi bekam wieder dieses Übelkeitsgefühl, sagte aber Koji nichts, weil er es für ein Zeichen der Überanstrengung hielt. Das neue Jahr kam mit riesen Schritten. Dann kam jener Tag, an dem Izumi noch einmal für einige Zeit in die Klinik sollte. Schon früh brachte Koji ihn dahin. Das fiel ihm schon schwer, aber noch schwerer viel der Abschied. Natürlich konnte Koji Izumi jeden Tag besuchen kommen. Trotzdem, es war seltsam. Wieder folgten Nächte, die sie einen ohne den anderen verbringen mussten.

Katsumis Vater saß in seinem Stuhl  und hatte den Kopf in seine rechte Hand gestützt. Seine Frau näherte sich ihm. „ War der Tag in der Klinik wieder anstrengend.?“ fragte sie leise. Er nickte und seufzte : „Was soll ich nur tun? Die Blutwerte von Takuto Izumi  haben sich in der kurzen Zeit verschlechtert.... enorm verschlechtert. Viele Gewebe zeigen bereits  wieder erste Anzeichen von Krebs. Diesmal sind es zu viele unterschiedliche Stellen, war es doch erst nur im Gewebe unter der Haut und im Magen- und Darmbereich. Nun wurden Krebszellen auch an anderen Organen festgestellt. Und ich kann Takuto Izumi nicht noch einmal einer so anstrengenden Prozedur unterziehen. Nicht so kurz hintereinander. Außerdem bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es helfen würde und,.......... ob es Izumi vererbt wurde. Die  neuen Untersuchungen haben ergeben, das Izumi an verschiedenen Arten von Krebs erkrankt ist. Leukämie ist hinzugekommen. Mich erinnert diese Krankheitsbild an das jener Menschen, die  einer zu hohen radioaktiven Bestrahlung ausgesetzt waren. Von diesem Gedanken komm ich nicht mehr los. Da ist noch etwas, was mir große Sorge bereitet. Unser Junge hat sich seit dem 31. Dezember nicht mehr gemeldet und zu Neujahr kam er auch nicht wie versprochen vorbei.“ „ Vielleicht war er bei Koji. Es ist zwar nicht seine Art, sich nicht zu melden, aber sicher kam was ganz Wichtiges dazwischen.“ meinte die Frau „Ich habe Koji Nanjo zwar noch nicht angerufen, aber ich hoffe du hast Recht.“ Shibuya blickte zu ihr auf.

 

An jenem Abend, des 31. Dezembers, als alles andere ausgelassen Silvester feierte, spielte sich im Hause Hirose Nanjo eine dramatische Szene ab. Hirose , seine Familie nebst Sohn und etliche Gäste der oberen Klasse feierten  in einem festlich geschmückten Raum. Hirose gab gerade die Verlobung seines Bruders mit Nanami Osaka, einer Tochter aus reichem adligen Hause bekannt, als ein Bediensteter an ihn herantrat und ihn zu einer äußerst dringenden Angelegenheit in den anderen Flügel der Villa bat. Hirose war erst sehr ärgerlich, weil er unterbrochen wurde, aber der Angestellte betonte die Dringlichkeit und erwähnte den Namen Kurauchi. Kurauchi , Hiroses Leibwächter und engster Vertrauter würde sich niemals erlauben, Hirose zu stören, wenn es nicht außerordentlich wichtig war. Das wusste Hirose. Er wies Akihito an, die Gäste zu unterhalten und verschwand mit dem Mann. Hirose wollte Kurauchi in dem abgeschirmten Zimmer empfangen. Es war für Begegnung, wie sie gleich folgte, wie geschaffen. Hirose hieß den Bediensteten ihn allein zu lassen. Kurauchi ließ nicht lange auf ich warten. „ Ich habe eine Ratte gefangen!“ sagte er schon in der Tür, dann stieß er Hirose jemanden vor die Füße – Katsumi!  „ Ich habe ihn in GL erwischt, als er gerade Unterlagen studierte.“ fuhr er fort und schloss die gepolsterte Tür ab. „Keine Ahnung wie er das Labor finden und sich Zugang verschaffen konnte. Ich befürchte, er  weiß nun alles.“ Das erste Mal in seinem Leben wurde Hirose bleich und der Schrecken fuhr ihm in die Glieder. Er war aber gleich wieder gefasst: „ Wie gut, das ich so einen zuverlässigen Mann wie dich habe, Kurauchi. Du wirst es nicht bereuen.“ Dann wandte er sich an den am Boden Knieenden. „ Ich konnte dich noch nie ausstehen. Du  kamst aus dem Dreck und du wirst dahin zurückkehren. Ich versteh bis heute noch nicht, warum mein Vater dich in seinem Hause duldete. Ihn konntet ihr täuschen, aber mich nicht. Was hattest du in GL zu suchen?“ Katsumi gab Hirose keine Antwort. Er starrte auf den Boden vor ihm. Hirose beugte sich herab, faste Katsumi derb unterm Kinn. „Antworte, kleine dreckige Ratte!!! Was hattest du dort zu suchen?“ – Schweigen -  „ Verstehe, dann eben auf die harte Tour!“ Hirose nickte Kurauchi zu. Dieser nahm Katsumi in die Mangel und überdehnte dessen Rückrat. Es tat höllisch weh, aber kein Laut kam über Katsumis Lippen. Er versuchte schon sich zu wehren, aber gegen den durchtrainierten, stärkeren Kurauchi kam er nicht an. Kurauchi stieß Katsumi mit voller Wucht an die Wand. Dabei  traf Katsumis Kopf ein Eisenregal. Sofort  platzte die getroffene Stelle auf und begann zu bluten. Benommen torkelte Katsumi zurück. Da war auch schon Kurauchi zur Stelle und schlug ihm die Faust in den Magen. Katsumi verbiss sich den Schmerz. Plötzlich wurde ihm schwarz vor den Augen und er fiel zu Boden. Ein schmaler dunkelroter Faden Blutes lief aus seinem Mundwinkel. „ Es reicht!“ Hirose gebot Kurauchi Einhalt, wandte sich aber sogleich an Katsumi. „ Sind wir jetzt bereit zu reden?“ Katsumi schwieg weiterhin. „Noch immer stur? Starköpfig wie Koji! Steckt der dahinter?“

„ Er hat... damit nichts zu tun... . Er weiß noch nicht einmal, ......das ich in die Firma wollte.“ brachte Katsumi nur mühsam hervor.

„ Das glaub ich dir sogar. Lügen hat noch nie zu dir gepasst.“ Hirose setzte sich auf die Kante des Tisches, der im Raum stand. „ Du  glaubtest wohl, Izumis Leiden  habe etwas mit der Explosion damals zu tun, und das ich etwas damit zu tun hätte. Du wolltest das herausfinden und bist in die Firma eingebrochen. Stimmt ´s?  - Woher ich das weiß? – nun  es ist doch offensichtlich. Was wolltest du sonst dort? In einem Punkt gebe ich dir allerdings Recht. Ja, Izumis Leiden rührt von  der Explosion her, jedenfalls von dem, was da explodierte. Aber an dieser Explosion  bin ich gänzlich unschuldig. Sie kam ebenso überraschend für mich, wie für dich.“ „ So überraschend, das vier Mitarbeiter deswegen sterben mussten......... Es so geschickt zu machen, das alles wie Unfall aussah.“ Katsumi blickte Hirose herausfordernd an, er wusste , so wie die Situation war, konnte er nichts mehr verlieren.. Hirose war auf, konnte sich aber gerade noch im Zaum halten. „ Ich weiß nicht, wie du an diese Information gekommen bist. Aber das ist nun auch egal. Du weißt zuviel über mein geheimes Projekt. Deshalb werde ich dich dahin zurückschicken, wo du herkommst, nämlich in dein Rattenloch. Niemand wird dich finden.“ „ Ich habe keine Angst vor dir!“ Katsumi blieb stark. Hirose lächelte : „ Das Fürchten werde ich dir schon lehren,...... mein Kleiner. Und ich verrate dir noch was. Koji wird nicht nur dich verlieren.“

„ Du gemeiner Bastard!“ knurrte Katsumi. „ Genug jetzt!“ Hirose  wandte sich an Kurauchi, „ Schaff ihn mir aus den Augen, für immer. Steck ihn in sein Rattenloch!“ Er zog Kurauchi dicht an sich heran und flüsterte ihm etwas zu. Kurauchi schlug Katsumi in den Nacken. Daraufhin verlor dieser das Bewusstsein. Wenig später fand er sich angekettet in einem kleinen Raum wieder. Die Mauern schienen aus Granit und waren eiskalt. Kurauchi war gerade dabei ihn einzumauern. Hirose stand dabei. „ Ich habe für etwas veraltete Methoden schon immer etwas übrig gehabt. Sie geben den Menschen Zeit zum Nachdenken und zerstören ihn langsam und qualvoll Stück für Stück. Schrei ruhig, wenn du kannst. Es wird dich hier niemand hören. Hier tief unter der Erde. Früher war diese Villa so eine Art Schloss. Diese uralten Gewölbe und ihre zahlreichen Gänge dienten damals den Leuten als Versteck oder Fluchttunnel. Leb wohl,... Katsumi. Verhungere in deinem Rattenloch, wenn dir nicht vorher die Luft ausgeht.“ höhnte er.“ Ach fast hätte ich es vergessen. Wünsche ein gesundes neues Jahr im voraus.“ Hirose wandte sich ab und Kurauchi verschloss die Lücke mit dem letzten Stein. „ Wenn er tot ist, lass seine Leiche verschwinden, du weißt wie.“ sagte Hirose ernst zu Kurauchi. „ Selbstverständlich!“ erwiderte dieser, „ Was wird mit Koji? Wird er nicht nach ihm suchen?“ „ Soll er doch kommen! Aber ich glaube, er hat jetzt andere Sorgen.“ antwortete Hirose, „ Außerdem sind die Bande zwischen Koji und dem da nicht mehr so stark, seit Takuto Izumi in Kojis Leben aufgetaucht ist. .................. Ach und  Kurauchi, ich habe noch eine Aufgabe für dich.........Ich befürchte, dass wir irgendwo eine undichte Stelle haben. GL muss sofort geräumt werden. Unser Notfallplan, du weißt. Halte auch Augen und Ohren offen. Ich muss wissen, durch wen es Katsumi gelang, in das Labor einzudringen und wer noch davon weiß. Nehmt seinen Vater stärker ins Visier und Koji.“

Als Hirose zum Fest zurückkehrte, fragte ihn Akihito, was denn so wichtig gewesen sei.

Hirose entgegnete ihm, dass es doch nicht so wichtig gewesen wäre. Akihito kaufte ihm das natürlich nicht ab, unterließ es aber, weiter Fragen zu stellen. Er wollte seinen Bruder nicht verärgern.

 

Als Koji an einem kalten Januarmorgen in die Klinik kam, bat ihn Dr. Shibuya sofort in sein Zimmer. Zunächst fragte er ihn, ob er etwas von Katsumi weiß. Koji erklärte ihm , was Katsumi ihn zu Weihnachten sagte und das er seit dem auch noch nichts von ihm gehört habe. Dem Arzt  blieb keine Zeit zum Nachgrübeln und er kam zu dem wesentlich wichtigeren Teil und erzählte Koji, wie es um Izumi steht. Koji konnte es gar nicht fassen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Verzweiflung machte sich in ihm breit. „ Aber er hatte es doch schon so gut wie überstanden.“ sagte er immer wieder. „Versuchen wir es noch mal!“ versuchte ihn der Doktor zu beruhigen. 

 

Schon  als Koji das Krankenzimmer von Izumi betrat, saß dieser bereits im Bett. Er sah seinem Freund an, dass etwas nicht stimmte. Koji wollte Izumi etwas sagen, brachte aber keinen Ton hervor. „ Ich weiß, was du mir jetzt sagen willst.“ begann Izumi das Gespräch, „ Mein Zustand hat sich wieder verschlechtert. Ich spürte es schon nach den Feiertagen ....... Entschuldige, dass ich dir nichts gesagt habe,..... aber ich wollte dich nicht beunruhigen. Es war eine schöne Zeit und du warst so glücklich....Koji. Koji, bitte versprich mir eins. Wenn es soweit ist...“ „Izumi......Nein.“ unterbrach ihn Koji und brach in Tränen aus. Er warf seinen Kopf schluchzend in Izumis Schoß. „ Bitte.... daran darfst du nicht mal im Traum denken.“ „Ich weiß.....“ nun brach auch Izumi in Tränen aus. Er strich über Kojis blondes, feines Haar. „ Bitte.... kümmere dich um meine Geschwister, wenn ich ............nicht mehr bin.“ „ Wenn du stirbst, dann will ich auch nicht mehr sein.“ sagte Koji fast tonlos und seltsam kühl. „ Nein, Koji. Das will ich nicht. Tue dir nichts an. Versprich es mir. Bitte kümmere dich um meine Geschwister, sie haben sonst niemand mehr und denk an deine Schwester Nadeshiko. Bitte, kümmere dich um sie, versprich es mir!“ es klang wie ein Flehen. „ Ich..... kann... nicht!“ Koji rang mit sich selbst. „Koji... bitte... es ist mir sehr wichtig!“ Izumi rannen die Tränen nur so die Wangen herab. Koji konnte diesen Anblick nicht länger ertragen. Er umarmte Izumi, drückte ihn fest an sich. „ Ich versprech `s .“ sagte er leise. Noch lange saßen sie so beieinander.

Serika  weinte, als Koji ihr von Takuto erzählte. Nadeshiko nahm sie in ihre Arme, und versuchte sie zu trösten. Selbst Yugo kamen die Tränen geschossen und er lehnte sich an Koji, der ihm die Hand auf die Schulter legte.

Koji konnte diese Nacht nicht Schlafen. Die Gedanken an Izumi ließen ihn nicht los. Wie gern hätte er jetzt mit Katsumi darüber geredet, aber dieser war nicht zu erreichen. Gerade jetzt hätte Koji jemanden gebraucht, dem er sich anvertrauen konnte. Aber Katsumi blieb unerreichbar fern.

 

In der Klinik versuchten sie wirklich alles und Izumi kämpfte. Nach der anstrengenden Therapie lag er in seinem Bett. Sein Blick streifte durch das Zimmer. Plötzlich stürmte ein kleines Mädchen ins Zimmer. Es hatte lange schwarze Haare, die zu einem Zopf gebunden waren. Sie schien erst fünf Jahre alt zu sein, trug ein hübsches Kleid und schwenkte in der Hand ein weißes Spielzeugpferd hin und her. „ Oh .“ sagte sie, als sie Izumi bemerkte, „ Hab mich wohl im Zimmer geirrt. Ich wollte meine kranke Schwester besuchen.“ Schon ertönte die Stimme  der Mutter. „ Motoko! ..... Wo bist du?“ „ Komm ja schon Mama!“ Die kleine winkte Takuto  mit ihrem Spielzeugpferd zu . „Tschüüüüüüüüüßiiiiiiiiii.“ Dann verschwand sie und die Tür schloss sich. Das weiße Pferd in ihrer Hand erinnerte Takuto an  White Devil, einer Araberstute, mit der er Bekanntschaft besonderer Art geschlossen hatte.

 

Damals zog gerade der Frühling ins Land. Die Wiesen brachten frisches junges Grün hervor. Die Kirschbäume entfalteten die weiße Pracht ihrer Blüten. Die Mandelbäumchen entzückten ihrerseits mit ihren  rosafarbenen  Blütenblättern. Die Luft war erfüllt vom Gesumm der Bienen und es roch süß nach dem Duft der Blumen und Blüten. Koji und er  waren auf dem Weg zu den Stallungen. Koji liebte Pferde sehr, mehr noch als schnelle Autos. Izumi verstand warum. Er selbst war von dem Aussehen und der Stärke dieser prächtigen Tiere imponiert. Er hatte Koji schon oft bei  den Übungen im Dressurviereck und beim Springen beobachtet / bewundert, mit welcher Geduld er die Tiere trainierte und wie diese auf nur das geringste Zeichen ihres Reiters reagierten. In ihm stieg der Wunsch, es selbst einmal zu versuchen. Koji war gleich von dieser Idee ganz begeistert und bot an, ihm das Reiten beizubringen. Von einem Pferd schien Izumi sofort angetan zu sein. Es stand zusammen mit einigen anderen Pferden auf einer riesigen Koppel. Durch sein rein weißes Fell stach es unter den anderen  deutlich hervor. Als die Tiere Koji bemerkten, kamen sie sofort auf ihn zugestürmt und blieben kurz vor dem Koppelzaun stehen. Mit Wiehern und Schnauben begrüßten sie ihn freudig. Das weiße Pferd blieb etwas zurück, machte einen ziemlich ruhigen Eindruck. „Wie heißt das Weiße dort?“ wollte Izumi wissen. „ Ein schönes Tier, nicht wahr?“ Koji lächelte, „Das ist White Devil. Ich wollte mal Dressuren mit ihr reiten, aber  irgendwie schien sie mir nicht schwungvoll genug.“ „ Warum heißt sie dann White Devil?“ wollte Izumi wissen. „ Sie hat so ihre kleinen Eigenheiten. Sie zwickt gern. Und sie ist ein bisschen hinterlistig, besonders bei Mädchen, die sich nicht richtig durchsetzen können und ihre kleinen Streiche dulden. Nadeshiko hatte mit ihr auch erst deswegen Probleme.“ „Bringst du mir auf ihr das Reiten bei? Sie sieht so friedlich aus.“ fragte Izumi. „ Warum nicht. An der Longe geht sie sehr ruhig. Und wenn ich dabei bin, unterlässt sie ihre Macken sowieso. Sie weiß, das ich  Ungezogenheiten nicht mag.“ Koji lachte.

Das Reiten brachte viele neue Erfahrungen für Izumi mit sich. Izumi konnte sich noch genau an das Gefühl erinnern, als er zum ersten Mal auf  dem Rücken des Pferdes saß. Es war ein wunderschönes Gefühl und je mehr er lernte, desto mehr stieg in ihm das Gefühl zu fliegen und frei zu sein. Dann kam der Tag, wo Koji einschätzte, das es an der Zeit für den ersten Geländeritt wäre. Dort könne Izumi das Gefühl der grenzenlosen Freiheit kennenlernen. Izumi freute sich schon. Koji wollte ihm Red Rubin, ein älteres geländeerfahrenes Pferd geben. Diese Fuchsstute war die Ruhe selbst. Sie zuckte nichteinmal mit der Wimper, wenn vor ihr plötzlich ein Hase aus dem Gebüsch sprang. Izumi wollte sie aber nicht reiten, sondern White Devil. „ Traust du dir das wirklich zu? Sie ist ein junges Pferd. Natürlich, an der Longe und auf dem Platz blieb sie ruhig. Im Gelände könnte sie schreckhaft sein.“ grübelte Koji nach. „ Koji bitte, ich pass schon auf. Und außerdem kommst du ja mit und ich glaube, sie mag mich.“ „Also gut, versuchen wir es.“ Koji gab dem Drängen nach.

Bald ritten sie zusammen im Schritt durch eine kleine Allee Pappeln, deren kleine Blätter leise im Winde raschelten. Die Pferde schnaubten zufrieden. Koji ritt auf Nigthstar , dem schwarzen Hengst mit dem weißen Stern auf der Stirn. Izumi bewunderte Kojis perfekten Sitz, die korrekte Haltung und mit welcher Elleganz er ritt. Dazu die todschicke Reitbekleidung. Heute trug Koji keine Reitkappe zur Sicherheit, er hasste diese Dinger. Der Wind fuhr durch sein offenes, langes, glänzendes Haar. Koji genoss  sichtlich diese Brise.

Sie erreichten das Ende der Allee und vor ihnen eröffnete sich eine weite Wiese.

Plötzlich witterte White Devil ihre Chance. Sie preschte auf einmal los und flog mit Izumi im gestreckten Galopp über die Wiesen. „Koji!!!!!“ schrie Izumi erschrocken und klammerte sich am Hals der Stute fest, um nicht runterzufallen. „ Halt dich fest!“ rief Koji Izumi nach und sagte zu sich selbst: „ Diese Stute ist doch wirklich ein kleines Biest!“  Dann spornte er Nigthstar an und galoppierte hinterher. Mit dem durchtrainierten Hengst war es ihm ein leichtes, die Stute rasch einzuholen. Er bekam die Zügel von White Devil zu fassen, die Izumi vor Schrecken losgelassen hatte und bremste die Pferde aus. Die Tiere kamen zum Stehen. Izumi war erleichtert. „ Für einen Anfänger hast du dich nicht schlecht gehalten.“ lachte Koji. „ Das nächste Mal nehme ich wohl doch lieber Red Rubin.“ sah Izumi ein. „ Sie  ist eben doch ein kleiner Teufel.“ grinste Koji, „ Ich nehm sie besser an den Führstrick.“ Koji holte aus seiner Satteltasche eine kürzere bunte Leine, machte das eine Ende am Gebissring unter dem Maul von White Devil fest und nahm das andere Ende in die Hand. „ Wollen wir zurück?“ fragte er Izumi. „Ich glaub es ist besser. Für heute hab ich vorerst genug.“ antwortete ihm Izumi sichtlich geschafft und der Hintern tat ihm weh.

 

Izumi schmunzelte, als er an das Ende dieses Erlebnisses dachte. Wie herrlich wäre es doch, wenn er jetzt mit Koji ausreiten könnte. Die Schönheiten der Natur genießen und die traute Zweisamkeit. Izumi sah zum Fenster. Draußen schneite es wieder. Izumi kamen die Gedanken an das, was ihn allmählich zerstörte. Und mit diesen Gedanken kam die Angst und jede Menge Fragen. Warum gerade ich? Wie kam es dazu? Hat mein Zustand doch etwas mit der Explosion im vergangenen Sommer zu tun und hatte man ihm nach dieser doch etwas verschwiegen?  - Was ist der Tod? Wo werde ich dann sein? Werde ich wie ein Engel sein, der über allem schwebt und schützend seine Hand über die Lebenden  hält, mit langen weißen Flügeln, die mich hinauf bis in das Paradies tragen? Wie ist das Paradies?...... Fragen über Fragen – endlos.

 

Die Zeit  flog dahin.

Izumis Zustand verschlechterte sich weiter. Er wurde zunehmend schwächer. Koji sah, wie sein Liebster immer mehr zerfiel. Allmählich machte sich die Verzweiflung auch in Izumi breit. Er klammerte sich an Koji, drückte ihn fest an sich. „Koji..... ich habe Angst.“ schluchzte er, „ Koji .... ich.. ich will nicht sterben.“ Koji wusste nichts zu erwidern. Er hielt Izumi nur fest und still suchte sich eine Träne ihren Weg über seine Wangen.

Der Doktor rief Koji eines Tages zu sich. „ Es tut mir leid, was ich ihnen jetzt sagen muss.“ begann er traurig. Sein Gesichtsausdruck verriet, das es ihm nicht leicht fiel, weiterzusprechen. „ Wir...wir haben die Therapie absetzten müssen. Sie bringt keine Erfolge.....Ich befürchte, wir haben den Kampf verloren.“ „Sie geben Izumi auf?“ „ Wir haben alles versucht....wirklich alles. Sein Körper ist durch Krankheit und Therapie so geschwächt, dass eine Fortführung dieser unmöglich ist. Er würde das nicht abhalten.“ „ Wie lange hat Izumi noch?“ Koji war verzweifelt. „Ich fürchte, .......er wird diesen  Sommer nicht mehr erleben.“ Der Arzt senkte den Kopf. Koji stand da, wusste weder ein noch aus. Izumi wird sterben, daran führte kein Weg vorbei. Oder gab es doch noch Hoffnung? „ Es gibt ein neue Methode in Verbindung mit einem Medikament, aber diese ist noch nicht zulässig. Sie wurde noch nicht ausreichend getestet. Ich komme da nicht ran.“ sagte Dr. Shibuya. „ Bitte versuchen Sie es!“ drängte Koji.

 

An einem Freitag Nachmittag bekam Koji einen Einschreiber persönlich zugestellt. Es war ein ziemlich großer Umschlag. Koji wunderte sich. Wer könnte ihm etwas schicken? Koji öffnete den Brief. Ein Zettel fiel ihm sofort in die Hände, auf dem folgendes geschrieben stand:

Hi Koji,

eigentlich wollte ich es dir erst gar nicht sagen, weil es nur eine Vermutung war und dich nur unnötig aufgeregt hätte. Aber nun haben sich meine Vermutungen bestätigt. Izumis Krankheit ist eine Folge von der Explosion im Betrieb deines Bruders. An der Explosion selbst trägt niemand die Schuld, aber mehr an dem, was da hochging. Hirose betreibt illegale Forschungen mit unterschiedlichen chemischen und zugleich radioaktiven Substanzen. Einige Beweise habe ich auf einem Film und diesen findest du in unserem Geheimversteck, du weißt schon, dass welches wir als Lausbuben nutzten. Einige Gedanken von mir dazu findest du in diesem Brief. Die Substanz, die Hirose entwickeln ließ ist ziemlich aggressiv. Bei einer Explosion, wie in einer Bombe oder gar in einem Feuerwerk versteckt, sendet dieses teuflische Zeug eine sehr hohe radioaktive Strahlung aus, die aber dann so rasch zerfällt, das sie bereits nach wenigen Stunden nicht mehr messbar ist. Alles, was eine solche Explosion nicht tötet und sich in deren Umkreis  befindet, wird augenblicklich hoch verstrahlt. Die Folgen davon werden erst später sichtbar, äußern sich meist in Form von Krebs, wie bei Izumi. Mir fehlen leider noch ein paar Beweiße/ Informationen, und ich muss noch mal in die Firma deines Bruders. Ich weiß, es ist Wahnsinn und was ich tue ist auch nicht gerade gesetzlich. Aber wer würde mir glauben? Hirose, wie du selber weißt, ist sehr einflussreich. Aber irgendjemand muss doch diese Schweinereien aufdecken. Außerdem muss ich noch herausfinden, für wen Hirose dieses Teufelszeug herstellt.

Koji, es kann sein, wenn du diesen Brief in den Händen hältst, dass meine Mission scheiterte und ich bereits tot bin. Suche nicht nach mir, es ist zwecklos. Du kennst ja Hirose. Mit der Post hatte ich vereinbart, den Brief an dich persönlich auszuhändigen, wenn ich mich nicht bis zu dem von mir vorgegebenen Termin wieder melde.

Koji, was mit Izumi passierte tut mir sehr leid. Aber bitte stürze dich angesichts dieser Informationen nicht gleich ins Verderben. Du musst Hirose aufhalten, du bist der einzige, der das kann. Aber überlege jeden Schritt ganz genau. Ich hoffe Izumi schafft es. Sag ihm viele Grüße. Er soll nie aufgeben. Wünsch Euch alles Liebe. Grüß auch meine Eltern, sage ihnen, dass ich sie liebe und ich aber nicht zu ihn kommen kann. Ich bin auf einer Reise und es ist ungewiss, wenn ich zurückkehre.

30.12. Katsumi

 

Koji ließ das Papier sinken. „ Nicht du auch noch. ......Katsumi........warum?“ Er verfluchte seine Brüder. Wie im Brief stand, fand Koji den Film am besagten Ort. So erfuhr er noch mehr über das Projekt „ creeping death“ und dessen teuflisches Produkt. Was sollte er jetzt tun? War es klug, zu seinen Brüdern zu gehen und sie aufzumischen? – das würde nichts bringen. Außerdem brauchte Izumi ihn jetzt mehr. Und Koji fasste einen schweren Entschluss.

 

Am nächsten Tag kam er schon früh in die Klinik und wollte mit dem Doktor sprechen. Dieser nahm sich sofort Zeit für ihn. „ Ich bin gekommen, um Izumi abzuholen.“ fing er an, „ Er soll seine letzten Tage nicht in einem Krankenhaus verbringen.“ „ In seinem Zustand  kann ich ihn unmöglich...“ „Bitte.....Doktor! Was hat er noch zu verlieren?“ Koji machte eine kurze Pause. „Ich werde mich um ihn kümmern.“..............................  „Also gut.

Vielleicht haben Sie Recht und es ist für Izumi wirklich das Beste, wenn er hier raus kommt. Ich werde ihn aufschreiben, was sie tun müssen und Ihnen Medikamente mitgeben, die ihn stabilisieren und eventuelle Schmerzen lindern. Wenn etwas ist, rufen Sie mich an und auch, wenn Sie etwas .........von Katsumi hören.“ Koji zuckte zusammen. Ihm fiel der Brief wieder ein. Sollte er es Katsumis Vater sagen? Irgendetwas musste er doch sagen! „ Wissen Sie Herr Nanjo, er ist mein einziges Kind und langsam mache ich mir Sorgen. Es ist nicht seine Art, sich so lange nicht zu melden. Ich wollte ihn schon suchen lassen. Aber ich hoffe immer noch, jeden Tag, jede Stunde und er meldet sich. Was soll ich tun?“

„ Ich hatte es ganz vergessen......“ sagte Koji, „......Katsumi meldete sich gestern bei mir.“ Dr. Shibuyas Augen leuchteten auf. „ Was macht er?“ fragte er freudig. „ Katsumi ist auf einer Reise. Er weiß noch nicht, wenn er zurückkommen wird. Er lässt sich entschuldigen und viele Grüße ausrichten.“ Diese Worte fielen Koji sehr schwer, doch er durfte sich nichts anmerken lassen. Der ältere Mann schien beruhigt. Er deutete Koji bei Izumi auf ihn zu warten und machte sich an die Vorbereitungen. Koji ging zu seinem Izumi. Dieser war sehr von Kojis Vorhaben überrascht, aber er freute sich. Plötzlich kam auch von ihm die Frage nach Katsumi. Koji erzählte ihm von Katsumis langer Reise, und dass er sich sicher war, das es Katsumi gut ginge, da, wo er jetzt war.

 

 Koji pflegte Izumi daheim. Er war sehr bemüht, ihm viele schöne Stunden zu bereiten.

Izumi reichte schon seine ständige Nähe. Die Medikamente halfen zwar in der Anfangszeit, aber die Krankheit schritt unaufhörlich voran.  Der Krebs wucherte und drückte auf die Nervenbahnen, was Izumi unsagbare Schmerzen bereitete. Später hatte sich der Krebs soweit festgefressen, das er begann Nerven zu blockieren. Und dann folgte der Schock. Izumi war nicht mehr fähig zu gehen. Der Krebs lähmte ihn. Immer mehr verfiel Izumi in tiefe Ängste und Depressionen. Koji hatte alle Hände voll zu tun, versuchte Izumi abzulenken. Seine Angestellten bemerkten die große Aufopferung und halfen mit, wo sie nur konnten.

Inzwischen war der Frühling gekommen, es wurde wärmer.  Das erste Grün zeigte sich bereits. Koji hatte einen besonderen Einfall. Er fuhr mit Izumi im Caravan zu der Stelle, wo sie den Sommerurlaub mit jener heißen Nacht verbracht hatten. Das Grundstück gehörte auch zu Kojis Besitz, lag etliche Kilometer von der Stadt entfernt und war Teil eines Naturschutzgebietes. Und von einem kilometerlangen Zaun eingesäumt.  Nigthstar und Red Rubin waren auch dabei, wie damals.  Koji breitete ein große warme Felldecke aus. Dann holte er den sehr geschwächten Izumi zu sich. Er saß auf der Decke und hatte Izumis Kopf in seinen Schoß gelegt. Sanft strich er ihm über die Stirn. Izumi lächelte ihn an. Dann schloss er seine Augen, genoss die warme Luft und die zärtlichen Berührungen von Koji. Ein schwacher Windhauch fuhr in  den alten wilden blühenden Kirschbaum, der in der Nähe der beiden stand. Unzählige weiße Blütenblätter regneten auf dieses Paar herab, so als wollten sie es segnen. Izumi fiel in Schlaf und träumte. Er träumte einen schlechten Traum von damals, von Hirose:

 

Izumi hatte wie immer einen schweren Tag in der Firma hinter sich. Takasaka lobte ihn gerade für seine Eifrigkeit, als er einen Anruf von Hiroses Sekretärin  bekam. Sie sagte ihm, dass er Izumi sofort in Hiroses Büro schicken soll, was er auch gleich tat. Auf dem Wege schon hatte Izumi ein ungutes Gefühl. Er meldete sich bei der Sekretärin, die ihn zugleich in Hiroses Büro führte. Dieser stand am Fenster und rauchte eine Zigarre. Sein

 

 

Bruder Akihito saß nicht weit von ihm entfernt auf einem Sessel und hatte die Beine übereinander geschlagen. Als keiner das Gespräch begann, wagte es Izumi. „Sie wollten mich sprechen?“ „ Der Einzige, der hier die Fragen stellt bin ich! Ist das klar?!“ Hirose machte seine Stellung deutlich, aber Izumi störte das nicht, er war  die Schikanen schon gewöhnt, denn es war nicht das erste Mal, das Hirose ihn zu sich rief. Izumi wusste auch schon, um was es gehen würde. „  Mir ist es schon immer egal gewesen, was meine Angestellten in ihrer Freizeit tun. Aber bei dir ist das was anderes.“ Hirose musterte Izumi von oben bis unten. „  Deine Beziehung zu meinem Bruder Koji  rückt  meine Familie in ein schlechtes Licht . Schon mehrfach hatte ich dich darauf hingewiesen, diese unsittliche Beziehung zu beenden. Außerdem, selbst wenn du eine Frau wärst -  du  stammst noch nicht einmal aus einem Adelshaus.“ „ Wäre auch noch schöner!“ bemerkte Akihito.

„ Akihito, bitte unterbrich mich nicht!“ Hirose warf seinem Bruder einen strengen Blick zu, wandte sich dann aber sofort wieder an Izumi. „ Ich habe es im Guten versucht. Ich bot dir mehr Lohn, eine bessere Stelle. Das wolltest du nicht, nicht in dieser Beziehung. Ich akzeptierte. Ich bot dir soviel Geld, das es für dich und deine Geschwister bis ans Lebensende gereicht hätte und gab dir Bedenkzeit. Bis heute warte ich auf eine Antwort. Was ist?“ „ Ich will Ihr Geld nicht!“ „ Du meinst, weil Koji es auch hat?“

„ Nein. Unsere Liebe ist weit mehr wert, als Ihr mir bieten könnt, mehr wert, als alle Schätze der Welt.“ antwortete ihm Izumi. Dabei blickte er fest in Hiroses kalte blaue Augen. „ Oh, jetzt wird er poetisch...“ Hirose lachte, „ Und Liebe...... nennst du euer törichtes Spiel etwa Liebe? Glaubst du wirklich, dass Koji dich liebt? Er spielt doch nur mit dir, auch wenn er es mit dir ein bisschen länger ausgehalten hat,  als mit anderen! Er hatte schon so viele Affären. Diese Zügellosigkeit  hasse ich genau so, weil sie den ehrenvollen Ruf unserer Familie ruiniert. Außerdem hat Koji den Familientraditionen Folge zu leisten, besonders weil er adoptiert wurde und somit zur Familie gehört. Er wird eine Frau aus angesehenem Hause heiraten, die ich, als Oberhaupt der Familie festlegen werde.“ „ Koji liebt mich, daran habe ich keinen Zweifel mehr und ich liebe ihn. Niemand wird uns aufhalten, selbst solche veralteten Familientraditionen nicht. Wenn es Ihnen nicht passt, das ein Angestellter Ihres Hauses eine Beziehung zu Ihrem Bruder hat, dann kündigen Sie mir. Ich werde anderswo eine Arbeit bekommen.“ Izumis entschlossener Blick ärgerte Hirose. „ Das werde ich nicht tun.“ sagte er plötzlich mit einem Funkeln in den Augen. „ Ich warne dich,  Takuto Izumi, ein letztes Mal. Beende diese unselige Beziehung! Und zwar sofort! Sonst kann ich für nichts mehr garantieren.“ „ Soll das eine Drohung sein!?“ Izumis Augen blitzten auf. „ Nimm es wie du willst. Das Angebot steht noch! Denke darüber nach, aber nicht mehr allzu lange.“

Nur kurze Zeit war vergangen, als Abends als sich Izumi auf den Heimweg befand, schwarze Schatten in der Dunkelheit auftauchten. Sie fielen maskiert über Izumi her, schlugen auf ihn ein, raubten sein Geld. Dann zerrten sie ihn hinter ein Gebüsch. Drei hielten ihn fest, während sich der Vierte an Izumis Hose zuschaffen machte, um ihn zu vergewaltigen.......

 

Izumi schrie im Schlaf auf. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er warf den Kopf hin und her. Koji weckte ihn und versuchte ihn zu beruhigen. „ Izumi..“ sagte er leise und strich ihm sanft über die Wange, „ Es ist alles gut. Ich bin bei dir. Du hast nur schlecht geträumt.“ Izumi beruhigte sich wieder. Dieser Traum, wie realistisch er doch gewesen war, so wie er es damals wirklich erlebte. Izumi erinnerte sich an den Ausgang des Geschehens. Er hatte großes Glück, als in dem Moment, wo der Unbekannte versuchen wollte, sich an ihm zu befriedigen, unerwartet Leute näher kamen. Sofort ließen die Übeltäter von ihm ab und verschwanden in der Finsternis. Koji tobte, als er erfuhr, was passiert war. Das seine Brüder etwas mit diesem Verbrechen zu tun hatten, wussten er und Izumi ganz genau. Darin bestand für sie kein Zweifel. Aber sie konnten ihnen nichts beweisen. Trotzdem stattete Koji mit Izumi Hirose einen Besuch ab, wo er in seiner Wut handgreiflich wurde. Katsumi, der mit den beiden mit war, wollte schlichten, geriet aber an Kurauchi.

Kurze Zeit später kündigte Izumi seine Arbeit im Konzern, musste aber die Kündigungsfrist von einem viertel Jahr einhalten.

 

 

 

Koji fing an von White Devil und ihren neuen Streichen zu erzählen, um Izumi von seinen schlechten Träumen abzulenken. Und es funktionierte. Izumi lauschte ihm still, genoss die Zweisamkeit. Kojis Stimme beruhigte ihn.

 

Am Abend, als er bereits im Caravan schlief, stand Koji am See. Dessen Oberfläche war ganz glatt, denn kein Lüftchen regte sich. Die ersten Sterne spiegelten sich im Wasser wieder. Überall – Stille. Doch dann Schritte! Jemand kam näher. Koji schaute sich um und konnte in der Dämmerung eine schmale Gestalt erkennen, die  auf ihn zu kam. Erst, als sie direkt vor ihm stand, konnte er sie erkennen. Es war ...........................Katsumi.

„ Katsumi?..................Kann es sein?“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, fiel Koji ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich, „ Ich dachte du wärst tot!“ „Wäre ich auch. Ich hatte einen Schutzengel!“ antwortete Katsumi leise, „Ich muss auch jetzt sehr vorsichtig sein. Hirose darf nicht wissen, das ich lebe.“ „ Wie hast du dann herausgefunden, wo wir sind?“ „ Intuition?“ Katsumi lächelte. Sie setzten sich ans Wasser und Katsumi erzählte Koji  von seiner letzten Begegnung mit Hirose. Koji hörte aufmerksam zu und war entsetzt über das, was er hörte. Katsumi erzählt, das er mit fremder Hilfe nochmals in die Firma eindrang, aber diesmal von Kurauchi  erwischt wurde. Sein Helfer hatte Glück gehabt und konnte unbemerkt entkommen, dann das Zusammentreffen mit Hirose und dessen Entscheidung. Katsumi machte eine kleine Pause, ehe er fortfuhr.  „ Ich weiß nicht, wie lange ich in diesem Loch verbracht habe. Die Mauer waren kalt und feucht, die Luft wurde stickig, aber von irgendwo musste doch etwas frische Luft gekommen sein, sonst wäre ich erstickt. Die Fesseln schnitten in meine Hand Gelenke. Irgendwann muss ich das Bewusstsein verloren haben. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem Wagen. Wahrscheinlich bin ich durch das Gerüttel wach geworden, denn das Auto schien auf keiner normalen Straße zu fahren. Am Steuer saß Raphael. Er hat mir schon die ganze Zeit geholfen.“ „Raphael?“ Koji konnte es nicht glauben. „ Ich hatte da etwas, was ihm plötzlich wichtiger, als seine Arbeit zu sein schien.“ Katsumi starrte auf das Wasser. „ Was?“ „ Ach, ist nicht so wichtig. “ meinte Katsumi und wich so dieser Frage aus,  . „ Jedenfalls muss er mich da rausgeholt haben. Ich kann nur ahnen, warum er es tat, aber ich weiß nicht wie er mich gefunden hatte, woher er wusste, wo ich war, er war aufeinmal da und musste bei dem Versuch mich rauszuholen, entdeckt worden sein. Wir wurden von Kurauchi verfolgt. Irgendwie gelang es Raphael unsere Verfolger abzuhängen. In einer Art Ghetto versteckten wir uns und er pflegte mich. Ich kam rasch zu Kräften. Raphael meinte, es wäre besser, wenn wir uns ins Ausland absetzten. Aber irgendwie fand uns Kurauchi . Gerade noch rechtzeitig konnten wir in den Wagen flüchten und fliehen. Sie verfolgten uns durch die Straßen, aber sie fuhren nicht schnell, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch sie hatten einen ausgeklügelten Plan . Es schienen mehrere Autos zu sein. Sie verständigten sich untereinander und versuchten uns den Weg abzuschneiden und uns  aus der Stadt zu lotsen. Raphael konnte gut Schnippchen schlagen. Ich sah aber auf Dauer keine Chance darin. Wir kamen immer weiter aus der Stadt heraus, obwohl ich Raphael sagte, das sei ein Fehler. Wir durchfuhren gerade ein altes leeres Fabrikgelände. Kurauchi war uns dicht auf den Fersen. Hinter einer Biegung  waren wir kurz aus der Sichtweite unserer Verfolger. Da erfasste ich meine Chance, dem noch zu entkommen. Ich riss die Beifahrertür auf, sprang - und rollte mich unter einen leeren Hänger. Raphael musste wohl erschrocken sein über mein Tun. Er sah mir nach. Aber dieser kurze unaufmerksame Moment ließ ihn in einen Benzintank fahren. Es muss noch etwas darin gewesen sein, denn es gab eine gewaltige Explosion. Unsere Verfolger trafen ein, beobachteten das Schauspiel nur kurz und machten sich aus dem Staub. Sie hielten uns für tot. Auch ich sah zu, dass ich fortkam, denn  die Polizei und Feuerwehr war wenig später auf dem Wege. Ich musste zunächst von hier fort. In der Fremde machte ich mir bittere Vorwürfe, wegen Raphael. Ich hatte nur an mich gedacht, ich wollte nur eines  -  Kurauchi nicht in die Finger geraten und - überleben. Ich muss wohl noch unter dem Schock der letzten Tage gestanden haben. Ich war nicht fähig irgendetwas zu tun. Hirose anzeigen, wegen dem Mordversuch? Vielleicht hätte ich es getan, wenn ich die Beweise gehabt hätte, die ich dir schickte. Aber ich hatte Angst zurückzukehren, Angst sie könnten mich entdecken. Ich wusste weder ein noch aus. Ich brauchte die Zeit in einer anderen Stadt, um mich zu sammeln.“ Sie schwiegen eine Weile. „Wie geht es Izumi?“  Katsumi schaute Koji an. Dieser schüttelte nur mit dem Kopf, sagte dann leise: „  Erst ging es ihm so gut. Wir dachten, es wäre überstanden, doch dann verschlechterte es sich wieder schlagartig. Die Therapie schlug nicht mehr an. Dein Vater meint, Izumi wird den Sommer nicht mehr erleben. Aber er versucht an diese neu entwickelte Methode heranzukommen. Es ist ....die letzte Hoffnung.“ Koji kam ins Stocken, „ Immer......wenn ich ihn so liegen sah......, kraftlos...., eingefallen...., ohne Hoffnung, wünschte ich mir, .........du wärst an meiner Seite,...... würdest .......die Last mit mir tragen. Aber du bliebst fern.......und dann kam dieser Brief und ich war noch verzweifelter. Ich wusste nicht, ......was ich tun sollte und unternahm nichts. Ich richtete all meine Kräfte auf Izumi, alles andere schien Nebensache.  “ „ Es tut mir leid Koji.“ „ Es muss dir nicht leid tun, Katsumi. Meine verfluchten Brüder – sie allein tragen die Schuld, an dem was passierte. Die Explosion kam zwar unerwartet, aber dieses Teufelszeug hätte nie hergestellt werden dürfen, es hätte nie existieren dürfen. Sie  sind schuldig. Sie haben unser Leben zerstört. Wir müssen ihre Werke auffliegen lassen. Gemeinsam schaffen wir es, um Izumi Willen und derer, die noch unter ihnen leiden mussten.“ Katsumi senkte den Kopf und meinte: „ Ich weiß nicht, ob die Beweise ausreichen und es ist viel Zeit seitdem vergangen. Hirose wird alles beiseite geschafft haben.  Aber der Raum, in dem ich alles aufnahm müsste noch da sein. Er ist auf dem Film mit drauf. Unterlagen und Forschungsinstrumente können verschwinden, aber der Raum, in dem sie lagen nicht. Wir können es versuchen, aber anonym, falls es fehlschlägt.“ Sie diskutierten noch lange bis in die Nacht hinein, was das Beste sei. Koji erzählte Katsumi noch viel von Izumi, und dem Versprechen, was er ihm gegeben hatte. Izumi bekam von alle dem nichts mit. Ruhig schlief er in seinem Bett und träumte von Koji. Katsumi verschwand um Mitternacht. Koji hatte ihm zwar angeboten, im Caravan mit zu übernachten, aber Katsumi winkte ab. Er wollte am nächsten Abend wiederkommen.

 

Der nächste Tag brachte eine gute Nachricht, Katsumis Vater rief Koji an und erzählte ihm, das er grünes Licht bekommen habe. Er dürfe die neue, noch nicht ausreichend getestete, umstrittene Methode an Izumi probieren, wenn dieser einverstanden wäre. Es könnte wahrscheinlich sein Leben retten. Izumi soll am nächsten Tag früh in die Klinik gebracht werden. Koji überbrachte Izumi diese gute Neuigkeit. Izumi lächelte ihn nur an, mit gebrochenen, traurigen Augen. „Was soll mir das noch nützen?“ sagte er, „Jetzt, wo sich die Krankheit in meine Knochen gefressen hat und ich nicht mehr laufen kann. Ich werde ein Krüppel sein und dir nur eine Last. Du hast schon zu viel für mich getan.“ Koji nahm Izumi in seine Arme: „ Du wirst niemals eine Last für mich sein. Izumi......Ich liebe dich. Selbst wenn du nicht mehr laufen kannst. Wir finden einen Weg, außerdem wird Red Rubin dir eine Hilfe sein, dich frei zu bewegen.“ Koji wollte Izumi ablenken und auf ein anderes Gesprächsthema kommen. Er wollte ihm erzählen, dass Katsumi wieder da ist, aber er ließ es dann doch, vielleicht, wenn Katsumi am Abend kam, würde es bestimmt eine freudige Überraschung für Izumi sein.            

Den ganzen Tag verbrachten die beiden draußen. Koji fuhr Izumi in der Frühlingssonne spazieren. Die Mittagszeit kam heran. Koji hatte etwas zu Essen bringen lassen von seinen Angestellten. Izumi wollte nicht. In den letzten Tagen war es überhaupt wieder schlimmer geworden. Izumi erbrach wieder häufiger. Oft hatte er nur Koji zu liebe gegessen, obwohl er selber überhaupt nicht mochte. Koji redete ihm gut zu. Izumi musste doch bei Kräften bleiben.  Aber Izumi wollte diesmal absolut nichts. Dann saßen sie wie am Vortag auf dem Fell und Koji erzählte. Izumi hörte ihm zu. Auf einmal fragte er ihn: „ Koji? Wie stellst du dir das Paradies vor?“ „ Wie kommst du auf diese Frage, Izumi? Du sollst doch nicht ans Sterben denken.“ „ Tu ich auch nicht. Schon als Kind habe ich mich gefragt, wie es da wohl ist und wo man diesen Ort findet.“ kam die Antwort. Koji begann Izumi zu beschreiben, wie er sich das Paradies vorstellt. Es war eine wunderschöne Welt  mit  blauweißen Bergen, weiten grünen Tälern und dichten Wäldern, ähnlich wie die Erde. Dort herrschte aber ewiger Frühling.................. Izumi schloss die Augen und lauschte. Koji erzählte lange, er bewies erstaunliche, unerschöpfliche Fantasie. Als er geendet hatte, fragte er Izumi, wie er sich denn das Paradies vorstelle. Doch Izumi schwieg. Es sah aus, als wenn er schlafen würde und Koji brauchte einige Zeit bis er mitbekam, das sein Izumi in einen Schlaf gefallen war, aus dem er niemals mehr erwachte. „ Izumi...“ leise kam dieser Name von seinen Lippen. Koji fiel weinend über seinen Geliebten zusammen. Er rief immer wieder Izumis Namen – verzweifelt – immer lauter. Dann schrie er ihn förmlich heraus.

Erschreckt flogen ein paar Vögel auf. Nigthstar und Red Rubin galoppierten genauso erschrocken über die Wiese Die Schreie verloren sich in den angrenzenden Wäldern und der Weite der Wiesen.

Am Abend kam Katsumi, der seinen Freund verzweifelt vorfand, den Toten fest an sich gedrückt. Katsumi erfasste die Situation, aber er versuchte Koji nicht, von dem Toten wegzubringen. Er ließ ihn trauern. Schweigend saß er dabei, auch ihm kamen die Tränen.

 

Den anderen erging es nicht minder. Serika bekam Weinkrämpfe, als sie es erfuhr und Nadeshiko weinte mit. Yuugo schloss sich in sein Zimmer ein. Auch die Angestellten von Stall und Haus trauerten. Doch es gab auch welche, die darauf anstießen – Hirose und Akihito Nanjo.

Katsumi startete einen letzten Versuch. Wenige Tage vor der Beerdigung von Izumi gingen bei der Polizei anonyme Hinweise auf die verbotenen Tätigkeiten des Konzerns ein. So bekam die Firma Nanjo bald darauf Polizeibesuch.

 

 

An dem Freitag, als Izumi beerdigt werden sollte, regnete es in Strömen. Koji trug einen tiefschwarzen, eleganten Anzug, darunter ein weißes Hemd. Sein Blick war seltsam starr und leer. Katsumi wollte erst nicht mitkommen, aber schließlich entschied er sich Koji beizustehen. Was sollte ihm passieren? Die Presse hatte Wind von der Sache mit dem Nanjo Konzern bekommen. Die Leitungen liefen heiß, man nutzte jede Information, die man bekommen konnte. Die Zeitungen fanden reißenden Absatz. Der Konzern wurde regelrecht von der Presse belagert, jeder Schritt genau beobachtet. Hirose Nanjo und Anhang hatten da genug zu tun.

 

Izumi wurde  in einem kleinen Raum nocheinmal aufgebahrt, damit man Abschied nehmen konnte. Alle, die Izumi als einen guten Freund kannten, waren gekommen, darunter auch Katsumis Vater. Er konnte es immer noch nicht fassen, war niedergeschlagen. Aber seinen Sohn wiederzusehen bereitete ihm Freude.  Am längsten nahm Koji Abschied. Lange stand er allein am Sarg seines Geliebten und betrachtete ihn. Izumi lag in einem schwarzen Sarg

in weißem Satin. Die Hände hatte man ihm gefaltet und sie hielten einen kleinen Strauß weißer Rosen. Überall schmückten weiße Rosen das Innenleben des Sarges. Izumi sah aus, als schliefe er nur. Sein Gesicht war ganz entspannt. Kein Ausdruck von Schmerz und Leid, wie es in den letzten Tagen gewesen ist, war zu erkennen. Die blasse weiße Haut, die langen dunklen Wimpern, das schwarze, seidig glänzende Haar und das weiße Hemd ließen ihn wie einen Engel erscheinen. Koji konnte sich nicht von ihm trennen. Katsumi kam nochmals herein , legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter und nahm ihn dann mit hinaus. Der Sarg wurde geschlossen. Der Deckel war reich verziert und besaß in der Mitte ein riesiges Gesteck aus weißen Rosen. Alles versammelte sich am Grab. Die Grabrede war ziemlich lang. Aber Koji hörte nicht zu. Er war mit den Gedanken bei Izumi. Schließlich verschwand der Sarg in der dunklen kalten Erde. Lebensbaum wurde ihm mit auf dem Weg gegeben. Die Runde der Trauernden löste sich allmählich auf. Serika wischte sich die Tränen aus den Augen und drückte Yugo fest an sich. Nadeshiko war bei Ihnen. Koji wich nicht von der Stelle. Wie erstarrt stand er da. Alles Hoffen war vergebens gewesen. In Koji stieg aufeinmal die Wut und der Hass auf seine Brüder. Izumis Zustand, die Sorge um ihn hatte diese Gefühle bei Koji immer in den Hintergrund gedrängt, aber jetzt brachen sie durch. „ Ich bring sie um !“ knurrte er plötzlich kaum hörbar und stürzte ohne ein weiteres Wort davon Richtung Wagen. Katsumi hatte diese Worte gehört. Er lief Koji nach. „ Warte Koji! – Tu s nicht! – Nicht so!!!“ Er holte ihn ein und vertrat ihm den Weg zur Wagentür. „ Geh bei Seite, Katsumi!“ sagte Koji wütend. Katsumi wich nicht von der Stelle. „ Mach jetzt keinen Fehler Koji! Wenn du das tust, was ich glaube, was du vor hast zu tun, dann bist du nicht besser als deine Brüder!“ harte Worte, die Koji aber ignorierte. Er versuchte Katsumi von der Wagentür wegzudrängen. „ Koji! – Bitte! Tu s nicht. Denk an das Versprechen, was du Izumi gabst. Denk an Serika, Yugo und......deine Schwester.  Sie brauchen dich. Mach sie nicht noch mehr unglücklich.“ Koji  schien sich zu beruhigen, fiel dann aber sofort wieder in Verzweiflung. Katsumi fuhr ihn heim. Die anderen wurden von Angestellten des Hauses nach Hause geleitet.

 

In den nächsten Tagen war Koji nicht ansprechbar. Er schloss sich in sein Zimmer ein und betrank sich, was sonst nie seine Art war. Selbst Katsumi kam nicht zu ihm herein.

Bis Serika es versuchte. Langsam hatte sie sich von dem Schock erholt. Sie sah, wie sehr Koji litt und irgendwie wollte sie ihm helfen. Wenngleich Serika und Yugo  am Anfang etwas verwundert über die Beziehung ihres Bruders zu einem Mann waren, tolerierten sie diese letztendlich, aber keiner hatte je daran gedacht, das diese glückliche Beziehung einmal so unerwartet tragisch enden würde. Serika gelang das Unmögliche. Sie konnte Koji dazu bewegen, das Zimmer zu öffnen und sie hereinzulassen. Lange Zeit unterhielten sie sich über Takuto. Koji kehrte allmählich in die Realität zurück. Er erzählte Serika von dem Versprechen, was er ihrem Bruder gab und er entschied, das es an der Zeit war, es einzulösen, denn tagelang hatte er nur an seine Trauer gedacht und sich selbst bemitleidet. Das Leben musste weitergehen, irgendwie und irgendwo, aber nicht hier an diesem Ort, in dieser Stadt. Sie würden Erinnerungen hervorrufen, die schmerzten. Wie scharfe Messer schnitten sie tief ins Fleisch und wie das Salz in der Wunde brannten sie tiefe Narben in das Gedächtnis. Koji beschloss von hier fortzugehen. Serika ,Yugo und Nadeshiko wollte er mitnehmen. Katsumi und ein paar von den Angestellten folgte ihm bestimmt, dessen war er sich sicher.

 

Er besuchte noch einmal das Grab seines Geliebten und legte einen Strauß duftender weißer Rosen nieder. Schweigend und in sich versunken stand er vor dem Grab. Er zuckte etwas zusammen, als er plötzlich eine bekannte Stimme vernahm: „ Izumi ist tot.? Das tut mir aber leid.“ Koji fuhr herum und blickte in das hämische Gesicht seines Bruders Hirose. Akihito stand neben ihm. In einiger Entfernung wartete Kurauchi. Kojis  traurige Augen verwandelten sich sofort in feurige, zornige Augen. „ Dir und leid tun? Das ich nicht lache.“ knurrte Koji, „ Du hast ihn auf dem Gewissen. Verschwinde von hier, ehe ich es mir anders überlege.“ „ Nana...wer wir denn gleich und überhaupt, wie kommst du dazu, mir so etwas zu unterstellen. Gewiss, ich mochte Izumi nicht besonders, aber mit seinem Tod habe ich nichts zu tun.“ Koji war dem Explodieren nahe. Er packte Hirose beim Kragen und zog ein Taschenmesser aus seiner Tasche.. Kurauchi war zur Stelle, griff aber nicht ein, weil Hirose ihn mit einer Handbewegung zu verstehen gab, sich zurückzuhalten. Zu Koji sagte er fordernd: „ Du wagst es nicht..“ „ Wolln wir wetten?“ grinste Koji, als er Hiroses nun doch angespanntes Gesicht sah. Mit dem Messer begann er seinem Bruder am Hals zu Kitzeln. „ Du verdammter Mistkerl!“ schrie Akihito aufgebracht und wollte Hirose helfen. „ Bleib wo du bist!“ rief Hirose seinem Bruder streng zu. Koji fuhr mit seiner Handlung fort. Hirose versuchte seine Angespanntheit zu unterdrücken. Die Männer schauten sich fest in die funkelnden Augen. Keiner schaute weg – keiner wollte zuerst nachgeben.  Dann hob Koji den Arm mit dem Messer, so als wolle er zustoßen. „ Tue es nicht!“ schrie jemand, der rasch näher kam. „ Das ist es nicht wert, wegen ihm ins Gefängnis zu gehen.“  Katsumi war hinter Koji getreten. Er hatte Koji gesucht, von weitem die Szene erkannt und den Mut gefasst, sich zu zeigen – einzugreifen, um Schlimmes zu verhindern. Koji ließ das Messer langsam sinken, verlor Hirose aber keine Sekunde aus den Augen. Hirose und Kurauchi staunten nicht schlecht über Katsumis Auftritt. Hirose warf Kurauchi einen bösen Blick zu, wandte sich dann aber gleich an Katsumi: „Ah, daher weht also der Wind. Deshalb wurde mein Konzern in letzter Zeit von Polizei und Presse belagert. Die kleine Ratte hat es doch tatsächlich geschafft und ist aus der Falle entkommen und hat mich angeschwärzt. Aber wie du noch sehen wirst, hat es nicht viel genutzt, du dreckiger kleiner Bastard.“ Hirose lächelte kalt.  „Der war in der Firma?“ Akihito blickte verdutzt drein. Ohne auf seinen Bruder einzugehen, fuhr Hirose fort: „ Alle deine Bemühungen waren umsonst, Katsumi. Man hat mir nichts nachweisen können und man wird mir nichts nachweisen können. Dein großes Opfer an Raphael – ganz umsonst.“ Hirose griente. Katsumi blickte erschrocken auf. „ Glaubst du ich würde nicht herausfinden, wie du Raphael überzeugen konntest, du kleine Hure. Kurauchi fand ein interessantes Video in Raphaels Wohnung, als er euch suchte.“ Katsumi merkte, wie sein Gesicht zu glühen begann. „ Ah , verstehe.“ fuhr Hirose fort, „ Er hat euch heimlich gefilmt.“ „Was hat das zu bedeuten Katsumi?“ Koji schaute seinen Freund fassungslos an. Katsumi schaute zur Seite und schwieg. „ Was wohl. Er hat sich von ihm f... lassen, um in die Firma und an Informationen zu kommen, aber letztlich war das alles ganz umsonst. Wusstest du das nicht Koji?“ Hirose grinste noch mehr.

 „Apropos ich muss mit dir reden, Koji...vernünftig. Seit Vater tot ist und du ausgezogen warst, gingst du eigene Weg nicht deinem Stande entsprechend. Noch dazu hast du Nadeshiko mitgenommen und ihre Erziehung verkommen lassen.“ „Lass meine Schwester aus dem Spiel!!!!! Sie wollte bei mir bleiben und das war auch gut so. Wäre sie in eurem Hause geblieben, wäre sie deiner Willkür schutzlos ausgeliefert gewesen. Komm endlich zur Sache und lass diese Ausschweifungen!!“ sagte Koji energisch. Unbeirrt fuhr Hirose fort: „Vater hätte das nie geduldet. Viel zu lange hatte ich Nachsicht mit dir, dich gewähren lassen, aber nun ist es für mich an der Zeit, meine Pflichten als Familienoberhaupt endlich nachzukommen und dafür zu sorgen, dass du traditionell und gemäß deines Standes in ein Adelshaus einheiratest. Ich habe schon mit dem Hause Ozaki verhandelt. Die jüngste Tochter Aikiko käme in Frage. Dein Bruder Akihito heiratet bald und eure Verlobungsfeier noch dazu...“

„Ich glaube kaum, das Aikiko einen Witwer zum Mann haben will.“ konterte Koji plötzlich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Was soll das heißen?“ Hirose stutzte. Akihito und Katsumi hatten fragende Gesichter. Alles blickte auf Koji. „ Mein Name ist nicht mehr Koji Nanjo. Izumi und ich haben heimlich geheiratet. Zwischen Weihnachten und  Neujahr machten wir für drei Tage eine kleine Reise und kehrten als Paar zurück.“ Jetzt erst bemerkte Katsumi den Ring an Kojis Finger. Hirose war wie vor den Kopf gestoßen. „ Wie konntest du...“ begann er zu schimpfen.

 „ Komm Katsumi! Lass uns gehen.“ sagte Koji zu seinen Freund, wandte sich im Gehen nochmals Hirose zu: „ Solltest du es wagen, jemals wieder Hand an Katsumi zu legen, dann werde ich mein Messer nicht mehr zurückhalten.“ Dann ließ er seine Brüder einfach stehen und  ging mit Katsumi davon.

Lange gingen sie schweigend nebeneinander her. Koji unterließ es zu fragen, wieso Katsumi das getan hatte. Katsumi brach das Schweigen: „ Was wirst du nun tun?“ Koji hob den Kopf . „Ich werde fortziehen von hier, Nadeshiko, Serika und Yugo kommen mit.. Hier gibt es nichts mehr, was mich hält. Lass uns irgendwo neu anfangen.“

 

 

Einen Monat später wohnte Koji bereits auf einem Anwesen, meilenweit von jener Stadt entfernt, die die Erinnerung an Izumi barg. Natürlich musste er noch ständig an ihn denken, die Wunde saß tief..

Koji stand auf einer hohen Brücke in einer Stadt, an deren Rande sein neues Anwesen lag. Er schaute in die Tiefe, wo der wilde Fluss seinen Weg  nahm. Katsumi stand dicht bei ihm. Er war seinem Freund gefolgt, wohnte in dessen Nähe. „ Wie schön wäre es, wenn ich jetzt bei dir sein könnte, Izumi.“ dachte Koji laut, „ Es wäre so einfach zu dir zu kommen, ich könnte mich in die reißenden Fluten  stürzen, würde spüren, wie hart mein Körper aufschlägt, wie das eiskalte Wasser in mich eindringt, mich erstickt, wie ich mich allmählich im Nichts verliere, um dann in deinen Armen aufzuwachen. Wenn es nur so einfach wäre. Du hast mich durch ein Versprechen an diese Welt gebunden. Wieso? - wir sind getrennt für eine Zeit – eine lange Zeit – bis wir uns wiedersehen, -  wir werden uns wiedersehen. ...Izumi... ich hoffe ......ich wünsche es..... Die Zeit bis dahin wird lang und schwer. Aber ich werde immer an die schöne Zeit und die schwere Zeit denken, die wir gemeinsam verbrachten. Ich werde dich niemals vergessen.....“ Katsumi legte Koji die Hand auf die Schulter. „ Koji?....Komm lass uns gehen.“ Koji wandte sich zum Gehen, blieb aber nochmals stehen. Für einen Moment genoss er die laue Luft. Seine Wange streifte ein leichter Luftzug. Koji glaubte Izumis Nähe zu spüren. Er blickte hinauf in den blauen Himmel und sah Izumi vor sich, schön wie ein Engel – ein Bild der Fantasie. Ein plötzlicher Windstoß fuhr in Kojis Haare. Koji schloss die Augen . „ Oh Izumi, du hast mir so viel gegeben. Wie leer wird diese Welt ohne dich für mich sein.

In mir ist alles so zerrissen, alles ist so leer, ohne Leben. Mein Herz schreit schreit nach dir-

Izumi - Ich möchte dich spüren deine Wärme deine Nähe, dich berühren deine weiche samtige Haut, dein glänzendes schwarzes Haar; deine Stimme hören, wie sie zärtlich zu mir spricht, in deine klaren, braunen, unschuldigen Augen sehen...

 

Aber nichts von dir ist mir geblieben,   - alles was bleibt sind Erinnerungen...

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