IM VORDEREN ORIENT von Jannett
TEIL 1 -- TEIL 2 -- TEIL 3 -- TEIL 4 -- TEIL 5 -- TEIL 6 -- TEIL 7 -- TEIL 8 -- TEIL 9 -- TEIL 10 -- TEIL 11 -- TEIL 12 -- TEIL 13 -- TEIL 14 -- TEIL 15 -- TEIL 16 -- TEIL 17 -- TEIL 18 -- TEIL 19 -- TEIL 20 -- TEIL 21 -- TEIL 22 -- TEIL 23
Feedback bitte an: Jannett
Ich konnte es einfach nicht lassen und habe die Personen in mein Lieblingsbuch verfrachtet. NEIN... NEIN... das ist falsch ausgedrückt. Man findet zwar einige Ähnlichkeiten, und die Orte der Handlung, aber im Grunde ist es recht frei nach.... Es ist eigentlich nur der eine Satz, mit dem ich dieses Buch immer kurz beschreibe, der mich zu dieser Geschichte inspiriert hat. Ich habe das Buch schon als Kind so oft verschlungen, dass ich sicher die eine oder andere Passage davon immer noch im Kopf habe, obwohl ich das Buch selbst seit mehr als 5 Jahren nicht mehr gelesen habe. Aber ich glaube, ich werde es wohl tun, wenn ich hiermit fertig bin. Vorher lieber nicht, um meine Fantasie nicht ganz zu beschneiden. Ach ja, das Buch von dem ich spreche, ist Johannes Tralow’s „Roxelane“. Einem echt tollen historischen Roman (Band 3 der Osmanischen Tetralogie) von einem kleinem Waisenmädchen auf der Kosakeninsel Chortiza, die ihrem tristen Leben entfliehen möchte, dann in Gefangenschaft gerät, ... Den Rest verrate ich lieber nicht, sonst könnte ich mit nur wenigen Worten die Grundhandlung verraten...
Ach ja... *grins* Der erste Satz aus diesem Buch ist mir immer noch im Kopf. Es sind nur drei Worte und deshalb nicht schwer zu behalten. Und deshalb fängt meine Geschichte auch so an... Die Katze nieste. – (Ich liebe Katzen! Die Kleinen sind so was von niedlich!)
*** Eine kleine Katze liegt mitten in der Sonne und schnurrt genüsslich vor sich hin. Als gerade ein kleiner blauer Schmetterling versucht sich ganz frech vor ihrer Nase niederzulassen. Sie springt auf und will nach ihm haschen. Doch er fliegt davon und sie blickt ihm sehnsüchtig nach. Dann legt sie sich wieder hin, nichts ahnend, dass sich ihr schönes Leben wohl sehr bald ändern wird. Die kleine Katze wartete auf ihr Frauchen, die gerade im Fluss ein Bad nahm. Als Serika aus dem Wasser stieg, war sie sofort bei ihr und schmiegte sich schnurrend an ihre Beine. Sprang aber sofort zurück als sie bemerkte das ihr Frauchen noch immer nass war. Nachdem Serika sich abgetrocknet und wieder angekleidet hatte, nahm sie lächelnd die Kleine auf den Arm und machte sich auf den Weg nach Hause. Schon von weitem hörte sie, das etwas nicht stimmte. ‚War das nicht Yugo? Was war gescheh’n?’ Ihre Schritte wurden immer schneller. Als sie bei ihm ankam, fiel er ihr sofort in die Arme und umklammerte sie fest. Mit tränenerstickter gebrochener Stimme versuchte es aus ihm herauszusprudeln... aber ... sie verstand kein Wort. Vorsichtig streichelte sie ihm den Kopf und den Rücken, um ihn zu beruhigen, doch sie hatte das Gefühl: es half alles nichts. Langsam stieg in ihr ein unruhiges Gefühl auf. Zögernd kam nun Takuto aus der kleinen dunklen Hütte in den Sonnenschein hinaus, und auch ihm standen die Tränen in den Augen. „Nun sagt mir doch endlich, was los ist!“, platzt es aus ihr heraus. Takuto sah sie mit großen Augen an und ging auf sie zu, bereit sie notfalls aufzufangen, falls sie... „Serika... sie... wir.... Ich weiß nicht..., wie ich es dir... sagen soll.“ Takuto war am Boden zerstört. Sie merkte das etwas schlimmes passiert sein musste, aber warum wollte ihr keiner ihrer Brüder sagen was los ist? Schnell ließ sie Yugo los und wollte ins Haus laufen, doch Takuto hielt sie fest. „NEIIN!! GEH NICHT REIN!!“ Und leiser fügte er hinzu, „Behalte sie so in Erinnerung... wie sie waren.“ ‚...in Erinnerung? Wie sie waren?’, widerhallte es in ihr. „Was heißt das? Wie sie waren? ... Willst du sagen sie sind ... TOT?“ „Ja Serika, als Yugo und ich vom Feld zurückkamen, sahen wir nur noch die Räuber weglaufen. Wir konnten nichts mehr für sie tun.“ Er drückte sie ganz fest an sich. „Zum Glück warst du nicht zu Hause. Sonst...“ Er drückte sie noch fester an sich und nun konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie rannten wie Sturzbäche aus seinen Augen und liefen pausenlos seine Wangen hinab, um in Serikas Haaren zu verschwinden. Serika stand wie versteinert da. Sie konnte nicht fassen, was ihr Bruder ihr da so eben erzählt hat. ‚Aber wenn es nicht wahr wäre, warum sollten Takuto und Yugo so in Tränen aufgelöst sein? ... NEIN ... NEIN ... Das darf nicht passiert sein. Sollen wir jetzt wirklich von Mamas herzloser und geldgieriger Familie abhängig sein? Oh Gott... Lass es nicht wahr sein!’
Zwei Tage später fand die Beerdigung statt. Die Kinder folgten den Särgen ihrer Eltern. Yugo klammerte sich an Serika und Beide waren völlig in Tränen aufgelöst. Nur Takuto... er ging wie vom Blitz getroffen hinter den Särgen. Keine Träne ließ sich sehen. Sein Gesicht sah nur unendlich traurig aus. Aber Tränen – nein, so was hatte er nicht mehr. Die beiden Tage hatte er so viel geweint - wenn er alleine war -, dass er inzwischen wie ausgebrannt war. ‚Diese verdammten Räuber!! Als ob es bei uns armen Leuten was zu stehlen gab. Das Einzige was es gab, war die Liebe innerhalb der Familie... ja ... und die ... hatten sie zerstört.’ Nach der Beerdigung schob einer der Verwandten die Kinder dem nächsten zu. Keiner wollte sich mit den drei minderjährigen Kindern belasten, zumal Takuto es nicht zu ließ, dass sie von einander getrennt wurden. Die beiden jüngeren Geschwister klammerten sich an ihren großen Bruder, als ob die Welt auseinander brechen würde, wenn sie ihn loslassen. Nach einigem Hin und Her erklärte sich ein sehr entfernter Verwandter damit einverstanden, sie aufzunehmen. Aber Takuto sah bereits das gierige Funkeln in seinen Augen. Er ahnte, das es dieser sicher nicht gut mit ihnen meinte. Und wie Recht er damit hatte, sollte er schon ein paar Tage später sehen.
Kaum im neuen Zuhause angekommen, verkaufte dieser sogenannte „Onkel“ sie nämlich an einen Sklavenhändler und entledigte sich so ihrer für ein gutes Stück Geld. Sie wurden in ein Haus gesperrt, wo man ihnen etwas zu Essen gab. Ängstlich hockten sich die Waisenkinder abseits von den anderen auf den Boden. Yugo und Serika schmiegten sich ganz dicht an Takuto aus Angst von ihm getrennt zu werden. Bei allem was gesagt wurde, sahen sie zuerst auf ihren großen Bruder, wie um seine Zustimmung einzuholen. Sie konnten einfach nicht verstehen, was mit ihnen geschehen war. Was war mit ihrem Leben passiert? Wo waren nur die Sorglosigkeit und ihre Fröhlichkeit geblieben? Am nächsten Tag wurden alle noch vor Morgengrauen geweckt. Sie erhielten Wasser um sich zu reinigen, eine karge Mahlzeit und andere Kleidungsstücke. Dann wurden sie zur Eile gedrängt. Eine halbe Stunde später, sie waren kaum fertig, wurden sie wie Vieh zusammen getrieben und auf den Sklavenmarkt in Perekop gebracht. Dort trennte man sie nach Frauen, Männer und Kinder. „HALT! Die drei Kinder bleiben zusammen! Die will ich auf einmal anbieten. Sind Geschwister. Hahaha!“ ‚Ich weiß auch schon an wen’, fügte er im Stillen hinzu. ‚Puh – Scheinbar Glück gehabt.’, dachte Takuto. ‚Wie es aussieht, werden wir wohl nicht getrennt. Hoffentlich.’ Er spürte, wie sich seine Geschwister fest an ihn drückten. Stundenlang standen sie so schon auf dem Sklavenmarkt. Sie fühlten immer wieder neugierige und abschätzende Blicke auf sich ruhen und mussten sich auch mehr als einmal anfassen lassen. Aber immer, wenn der Händler meinte, dass er nur die 3 zusammen verkaufe und sie dann den Preis hörten, gingen die Neugierigen wieder weg. Da endlich..., die Sonne war schon fast am untergehen – da kam der vom Sklavenhändler ersehnte Käufer. Der Mann war prächtig gekleidet, mit viel Gold behangen und trug einen dicken Bauch vor sich her. Er war dafür berühmt, das er für seine Herrschaften am liebsten Geschwister einkaufte, die noch dazu eine gewisse Schönheit besaßen. Da die drei Waisen nicht gerade hässlich waren, erhoffte er sich trotz ihrer Jugend einen guten Verdienst. „Na? Hast du was für mich?“ „Geschwister wie Sie wollen. Aber diesmal sind es 3. Zwei Jungen und ein Mädchen.“ „Okay. Lass sie sehen.“ Er führte den Käufer zu seiner „Ware“ und mit 2 – 3 Handgriffen stand Takuto nackt vor ihm. Takuto wusste erst gar nicht wie ihm geschah, bedeckte nur seine Blöße unten herum mit beiden Händen und lief knallrot wie eine Tomate an. „Aha, schüchtern ist er also auch noch. Das ist gut. ... Und seine Augen... wie schön und gefährlich...“ Er ließ seine Blicke langsam von oben nach unten über den bronzefarbenen Körper wandern und ging langsam dabei um ihn herum, um auch ja keinen eventuellen Makel der „Ware“ zu übersehen. Während der Zeit wünschte sich Takuto nichts sehnlicher als im Erdboden zu versinken. ‚So eine Schmach und dann auch noch vor den Augen meiner Geschwister.’ Er schloss die Augen. Aber das half nichts, dadurch konnte er sich auch nicht verstecken und die anderen verschwanden ebenfalls nicht. Schließlich blieb der Käufer vor ihm stehen, sah ihm fest ins Gesicht und sagte: „Nimm die Hände da weg!“ Weil er nicht tat, was dieser verlangte, eilten auf einen Wink zwei Helfer des Sklavenhändlers herbei, um ihm die Arme auf den Rücken zu reißen. Er besah sich Takutos bestes Stück und meinte dann nur: „Okay, ich nehme sie alle drei. Die anderen Beiden sind zwar noch ein bisschen jung, aber bei ihr sieht man auch so, dass sie eine kleine Schönheit wird und der Kleine scheint nach seinem Bruder zu kommen.“ Damit waren sich die Beiden handelseinig. Geld und „Ware“ wechselten ihren Besitzer. Der Sklavenhändler zog freudig mit gefülltem Geldbeutel und seinen Leuten ab und Takuto fragte sich ein weiteres mal, was nun aus ihnen wird. Er konnte es immer noch nicht fassen, wie hier in diesem Land mit dem Leben der Menschen gehandelt wird. In seinem kleinem, weit von der nächsten Großstadt abgelegenem, Dorf hatte er von diesen grausamen Menschhandel nichts mitbekommen. Erzählungen darüber waren ihm zwar mal zu Ohren gekommen, aber ... sie waren ihm wie ein Märchen vorgekommen. Übernachten taten sie diesmal im Ort. Während der Einkäufer und seine Leute es sich in einer Wirtstube gemütlich machten, wurden die neuerworbenen Sklaven, gefesselt und in einen Stall gesperrt. Am nächsten Morgen wurden den Dreien und noch zwei weiteren Sklaven die Hände vorne zusammengebunden und drei der Männer des Einkäufers hoben je einen der Kinder vor sich auf das Pferd. Die anderen beiden wurden gemeinsam auf ein Pferd gesetzt, welches ein weiterer am Zügel führte. Wieder waren sie mehrere Tagesreisen unterwegs, aber diesmal wenigstens zu Pferd. Takuto wachte in dieser Zeit mit Argusaugen über seine Geschwister, dass ihnen ja nichts passierte.
Endlich kamen sie in Bagdscheserai an. Es war schon gegen Abend und die Sonne erleuchtete den Himmel rot, als alle den prächtigen großen Palast sahen, der sich vor ihnen auftat. Trotz der heranrückenden späten Stunde liefen überall geschäftig Leute auf und ab. Ihnen wurden Schlafplätze zugewiesen. Doch Takuto wurde von seinen Geschwistern getrennt. Er bekam ein Zimmer direkt im Palast zugewiesen. Wie er den Raum betrat fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Solch eine Pracht hatte er noch nicht gesehen. Kostbare Gewebe verhüllten jeden Zoll der hohen Wände und endeten oben in dunkler Holzschnitzerei. Prächtige Teppiche bedeckten den Boden. Und in der Mitte des Raumes – nicht zu übersehen – stand ein riesiges Himmelbett mit roten Lacken und seidenen Kissen darauf. An den Wänden standen 2 herrliche Schränke aus Wurzelholz mit Goldintarsien. Dazwischen, neben der Eingangstür ein riesiger Spiegel. Überall Vasen mit duftenden Blumen. Das gedämpfte Licht, der bereits angezündeten Kerzen, erhellte den Raum und verzauberte ihn so eigentlich noch mehr. Er konnte es gar nicht fassen. ‚Was suche ich hier? Warum bin ich nicht bei den anderen? Das alles hier ist doch nicht für einen gewöhnlichen Sklaven?’ Auf einem niedrigen Tisch standen zwei Kristallkaraffen, in denen sich dunkelrote Flüssigkeiten befanden. Der Gedanke an Blut kam ihm, wie er sie sah. Takuto öffnete sie nacheinander, um daran zu riechen und Weindunst schlug ihm aus beiden entgegen. Schnell schloss er sie wieder. Dann sah er sich weiter um. An der einen Seite befand sich eine Tür. Vorsichtig öffnete er sie, und steckte neugierig den Kopf hinein. Er sah in ein Bad und von dort kam man in einen kleinen Ankleiderraum, wo er wirklich einige seltsame Kleidungsstücke fand. Er nahm sich eine der Hosen und starrte sie an. ‚Alles nur kurze Hosen? Und die Oberteile verhüllen auch nicht gerade viel.’ Er griff sich wahllos 2 Teile und ging sich erst einmal frisch machen. Kaum war er fertig, wurde ihm Bescheid gesagt, dass er die Herrin Ayako Sultana Walide und ihres jetzigen Ehemann bei Tisch bedienen sollte. Er erfuhr von den anderen Dienern, dass es sich bei seiner Herrin um die Mutter des zur Zeit regierenden Sultans, um die Sultana Walide handelte, die nachdem ihr Gatte verstorben war, erneut geheiratet hatte und sich dann hierher nach Bagdscheserai zurückgezogen hatte. Hier hatte sie das alleinige Sagen. Ihr Mann musste tun, was auch immer sie auch wollte. So war es nun mal, wenn man eine Sultana ehelichte. Takuto wurde alles gezeigt, und er betrat zusammen mit den anderen Dienern den Raum. Während der Mahlzeit musste er immer wieder die unverhohlenen Blicke seiner neuen Herrin über sich ergehen lassen, die fast jeder seiner Bewegungen im Beisein ihres Ehemanns folgte. Sie verhüllte ihr offensichtliches Interesse an ihm nicht. ‚Das also war der Grund, warum ich in dieses luxuriöse Zimmer einquartiert wurde. Na wenn das mal gut geht.’, dachte sich Takuto und bediente sie weiter mit gesenktem Kopf. Aber noch am gleichem Abend bemerkte die Sultana, dass sie scheinbar nicht die einzige war, die ein Auge auf den Jungen geworfen hatte. Schon seit längerem hatte sie den Verdacht, dass ihr Mann, wenn er für den Sultan unterwegs war, sein Bett mit Lustknaben teilte. Er wusste ganz genau, dass seine Sultana keine andere Frau neben sich geduldet hätte. Aber damit hatte sie nicht gerecht. Eifersucht quoll in ihr auf, als sie sah, wie er den Jungen aus den Augenwinkeln beobachtete, statt ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Noch während des Essens überlegte sie, was zu tun war. Erst einmal wollte sie den Jungen für eine Weile aus dem Palast entfernen. Dann würde sie weitersehen. Nach dem Essen ordnete sie an, dass er mit den anderen am nächsten Morgen ins Sommerlager zum Holzschlagen fuhr. So war er erst einmal außer Reichweite für ihn. ‚Schade nur ...’, dachte sie, ,... nicht nur aus seinem Blickfeld, sondern auch aus meinem. Er wäre ein besonders attraktiver Liebhaber gewesen. Und die Leidenschaft hätte ich schon in ihm geweckt. Aber was soll’s.’ Die Nacht durfte er trotzdem noch in diesem pompösen Zimmer bleiben, da die Herrin, erst für den nächsten Morgen angeordnet hatte, wohin er sich zu begeben hatte. Takuto war etwas erstaunt. Er verstand nicht, was sich da im Speisesaal abgespielt hatte. Wunderte sich aber, dass eine Wache des Nachts vor seiner Türe stand.
Für die nächsten langen Wochen arbeitete im Sommerlager. Hart war die Arbeit, aber es machte ihm nichts aus. Harte Arbeit war er ja schon gewöhnt. Bei seinen Eltern auf den Feldern war die Arbeit auch nie sehr leicht gewesen. Aber Takuto vermisste seine Geschwister. Tagsüber konnte er sie für einen Augenblick vergessen, abends saß er zusammen mit den anderen rund um ein großes Lagerfeuer und es wurden Geschichten erzählt. Aber des Nachts lang er oft wach und überlegte, wie es ihnen in der Zwischenzeit ergangen ist. So verging die Zeit. Eines Tages wurde zum Aufbruch gerüstet, da die Arbeit für dieses Jahr erledigt war. Inzwischen war es Anfang Dezember geworden und draußen wurde es auch reichlich kühl. Takuto freute sich auf das Wiedersehen mit seinen Geschwistern. Aber das Wiedersehen der Drei war nur von kurzer Dauer. Genauer gesagt, dauerte es nur eine Nacht, in der Takuto und Yugo sich anschließend das Zimmer teilten. Denn kaum kam er wieder in Bagdscheserai an, teilte ihm die Herrin ihren Entschluss mit. Da sie sich in der Zwischenzeit in ihren Vermutungen bestätigt sah, wollte sie ihn auf keinen Fall mehr in ihrer Nähe dulden. Sie hatte in den letzten beiden Monaten alle in Frage kommenden Männer aus dem Palast verbannt, verkauft oder als Geschenke weiter gegeben. Daher war es offensichtlich, dass Takuto dieses Schicksal auch teilen sollte.
So hatte sie sich entschlossen, ihn kurzerhand zusammen mit 8 weiteren Sklaven und 9 Sklavinnen an ihren Sohn dem Padischah und Kaiser – Sultan Koji Khan – zu verschenken. ‚Ich will ihn nie wieder sehen.’ Damit war für sie die Sache erledigt. Die Reise war nicht sehr lang, doch in dieser Zeit wurde Takuto schmerzlich bewusst, dass er wohl von nun an nie mehr seine Geschwister wiedersehen würde, denn diese Beiden gehörten nicht mit zum Trupp. Ihre Herrin hatte sie behalten. Der Abschied war den Dreien schwer gefallen. Viele Tränen waren geflossen und Serika und Yugo konnten sich kaum beruhigen. Aber er war beruhigt, da sie es schlechter erwischt haben könnten. ‚Serika hat es bei ihr als persönliche Dienerin bestimmt nicht schlecht, wenn sie nur gut genug die kleine Katze verstecken kann. Die Hauptsache sie finden sie nicht bei ihr.’ Ein Lächeln stahl sich über seine Lippen, wie er daran denken musste. ‚Sie konnte sich einfach von der Kleinen nicht trennen, hatte sie die ganze Zeit über in ihrem kleinen Körbchen mit sich rumgeschleppt. Zum Glück mauzte die Kleine selten mal. Obwohl... es wäre wohl besser gewesen sie frei zu lassen, als sie jetzt immer nur in dem kleinen dunklen Raum in dem Serika schlief, zu verstecken. Und Yugo... Tja, der musste mit 2 anderen Sklaven im Stall arbeiten und gelegentlich bei Feierlichkeiten als Küchenjunge aushelfen. Aber die schwere Arbeit im Stall wird ihm nicht viel ausmachen, da er ja Tiere genau so sehr liebt wie ich.’ Ein Seufzer entkam ihm aus tiefstem Herzen. ,Ach - hätten wir drei doch dort zusammen bleiben können.’ In Gedanken versunken lief er immer weiter seinem ungewissen Schicksal entgegen.
Endlich sah er eine große Stadt. Doch was hörte er da? ‚Sagte da nicht jemand der Palast ist zu sehen?’ Er sah sich um, konnte aber nur die Stadtmauern erkennen, von einem Palast war weit und breit nichts zusehen. „He du da, was sagst du? Ein Palast? Wo?“ „Dummkopf, mach deine Augen auf. Du gehst genau drauf zu.“ „Wieso? Das ist doch NUR eine Stadt.“ „Das glaubt man ja nicht. Hast du wirklich keine Ahnung, wo du hier bist?“ „Nein.“ „Okay. Das was du vor dir siehst, sieht zwar wie eine Stadt aus, gehört aber in Wirklichkeit alles zum Palast des Sultans.“ „Nicht möglich. Das ist ja riesig...“ Takuto kam aus dem Staunen nicht raus. Mit riesigen Augen besah er sich alles. Achtete auf die Stadtmauern, sah sich beim Betreten die Wachen genau an und versuchte sich den Weg einigermaßen zu merken. ‚Wenn das alles zum Palast gehört, kann man sich hier bestimmt schnell mal verlaufen.’
*** Der Kaiser, Sultan Koji Khan, König der Könige, Herr der Welt, hatte mit 17 Jahren den Thron bestiegen und feierte heute seinen 18. Geburtstag. Aus allen Teilen der Welt kamen Glückwünsche und Geschenke. Doch er hatte kein Interesse daran. Gelangweilt ging er die riesigen Tische ab, auf denen kostbare Schmückstücke, herrliche kleine Statuen und andere kunstvolle Gegenstände aus Gold und Elfenbein lagen oder standen. Da leuchteten Perlen in ihrem matten Glanz von rosa, weiß bis hin zu seltenen schwarzen, Diamanten funkelten, Smaragde und Rubine versuchten sich in ihrer Größe zu übertreffen. Herrlich verzierte Straußeneier, teures zerbrechliches Chinesisches Porzellan standen auf einem weiteren riesigen Tisch. Daneben lagen juwelengeschmückte Gewänder und Gürtel. Gemälde standen auf Staffeleien. Alles in allem herrliche Schätze. Hinter all diesen Tischen war noch ein weiterer aufgebaut. Auf ihm befanden sich alle möglichen Arten von Waffen und den edelsten Schwertern. Doch auch hierfür konnte er sich nicht so recht begeistern. Er nahm das eine oder andere Stück in die Hand, machte ein paar Handbewegungen, um zu sehen wie sie in der Hand liegen und prüfte die Klingen von einigen Schwertern. Dann legte er sie ohne ein Wort zusagen wieder auf ihren Platz. Sein engster Vertrauter und zugleich bester Freund, der Großwesir Katsumi, sah ihm dabei nur kopfschüttelnd zu. ‚Was ist nur in der letzten Zeit mit ihm los? Okay... Er hatte immer schon seinen eigenen Kopf, solange er ihn kannte und er war etwas schwierig... Aber so? So kenne ich ihn gar nicht. Nichts gefällt ihm mehr. Früher wäre er von diesen prachtvollen Waffen begeistert gewesen. Wäre sofort bereit gewesen die eine oder andere mit einem Trainingspartner auszuprobieren. Ruhelos ist er... rastlos... manchmal total widersprüchlich... Als ob er auf der Suche nach etwas ist, von dem er selbst noch nicht weiß, was es denn genau sei.’ Während er so in Gedanken versunken seinem Sultan folgte, kamen sie bei den Stallungen an. Auf dem großem Platz davor, waren Käfige aufgestellt. Ein kräftiges junges Tigerpärchen, für seinen kleine privaten Zoo, war ihm von einem befreundeten Königreich geschenkt worden. Außerdem standen Käfige mit exotischen Vögeln und kleinen Affen im Hof. Er beschloss sofort, dass die Singvögel und die kleinen Affen in den Harem zu den Frauen geschafft werden sollen, damit sie einen neuen Zeitvertreib hätten. Er selbst ließ sich in der letzten Zeit selten dort sehen. ‚Sollten sie ihre Freude am Gesang der Vögel haben.’ *** Der Harem war eine wichtige Institution des Staates und er durfte die Frauen nicht zu sehr verärgern. Sklavinnen, sowie die Töchter der Sultane, aber auch ‚Geschenke’ anderer Königreiche lebten hier, von ‚unsichtbaren schwarzen’ Eunuchen bewacht. Die Mädchen erhielten hier eine Ausbildung in arabischer und persischer Literatur, aber auch ihre musikalischen und dichterischen Anlagen wurden hier gefördert, ebenso wie der Tanz. Denn über wenigstens eine dieser Fähigkeiten musste ein Mädchen hier verfügen, wenn sie in die Welt des Hofes entlassen wurde. Ein Mädchen, dass diesen Ansprüchen nicht gerecht wurde, blieb trotz großer Schönheit ihr Leben lang nur eine Dienerin, eine Magd. Jeder erfolgreiche Staatsdiener der mit der Hand einer Frau aus dem Serail beschenkt wurde, konnte sich glücklich schätzen. Die Damen des Serails waren sogar begehrter als die Prinzessinnen, weil die Männer der Sultanstöchter in ihrem eigenen Haus unter dem Pantoffel eben dieser Frauen standen. Durch den Harem und die Pagenkammer erhob sich das Serail zu einer Staatseinrichtung von höchster Bedeutung. Denn die dort ausgebildeten Mädchen, waren genau wie die Prinzessinnen, die beste Gewähr für die Treue und dem Diensteifer ihrer Männer dem Sultan gegenüber. *** Gelangweilt besah er sich die anderen Tiere, dann kam er zu den Pferden. Unter den prächtigen Tieren die dort standen, fielen ihm sofort die beiden herrlichen Araberhengste mit ihren feurigen Nüstern auf, die unruhig auf der Stelle tänzelten und ein wunderschöner Schimmel, weiß wie frisch gefallener Schnee. Er ging auf die Tiere zu, die nur mühsam von mehreren Knechten gehalten wurden und sah ihnen tief in die Augen. Er wählte diese drei Tiere für sich aus. Er wollte sie selber zureiten. Sie sollten nur ihm gehorchen. Als nächstes wandte der Kaiser und sein Gefolge sich in die Richtung, wo die geschenkten Sklavinnen und Sklaven, unter der Aufsicht des Kapu Aga, Takasaka Toshiyuki, des Obersthofmeisters und zugleich Vorstand der weißen Eunuchen, warteten. Unter den Sklavinnen waren einige von großer Schönheit. Doch der Kaiser würdigte sie kaum eines Blickes. Ungewöhnliches hätte geschehen müssen, sollte er auf eine von ihnen aufmerksam werden. Er bestimmte, dass die neuen Sklavinnen zu den anderen Frauen in den Harem kamen, dann ging er weiter auf die Sklaven zu. Zwar ging der Kaiser dem Anblick nackter Jünglinge nicht aus dem Weg, auch wenn ihm die sonst weitverbreitete Leidenschaft auf Lustknaben fehlte, doch er verleugnete nicht, dass er einen gutaussehenden Pagen lieber im Zustand der Natur als in Hofgala sah. Seine körperlichen Regungen hingegen galten ausschließlich den Frauen. Die jüngeren Knaben kamen erst einmal in die Pagenkammern bis ihre Ausbildung abgeschlossen war und den Rest wollte er gerade seinem Obersthofmeister überantworten, als er seinen Blick noch einmal zurückwandte. Denn... - was war das? Einer der Jüngeren die noch übrig waren, ein etwa Gleichaltriger war stehen geblieben, während alle anderen in Ehrfurcht vor ihm, dem Kaiser, im Sand lagen?! Und der starrte mit halbgeöffneten Mund ... ‚Ja, wohin eigentlich?’ Koji drehte sich um und sah in die Richtung in die der junge Sklave so gebannt sah. Gerade wurden die Pferde in die Ställe gebracht und der Junge bestaunte die Araberhengste. Er konnte seine Augen einfach nicht von ihnen lassen. Der Kaiser bemerkt sofort die Ursache und ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, so dass selbst der Großwesir Katsumi erstaunt auf den Jungen starrte. ‚Er hatte dem Kaiser ein Lächeln abgerungen? IHM - dessen Miene sonst immer so unnahbar war, keine Gefühlsregungen nach Außen hin zu ließ?’ Koji besah sich den Jungen genauer. Er war muskulös, zwar nicht so groß und kräftig gebaut wie er selbst, aber er schien nicht schwächlich zu sein und seine Augen... Die Augen glänzten beim Anblick der Pferde richtig vor Begeisterung und Koji wurde das Gefühl nicht los, als ob der Junge sich nichts sehnsüchtiger wünschen würde, als diesen Pferden nah zu sein. Es war ein seltsamer Blick, den der Kaiser wahrnahm und der ihn nicht mehr zur Ruhe kommen lassen sollte. Solch ausdrucksstarken Augen war er noch nie begegnet. In ihnen konnte er von einer Sekunde zur anderen eine Menge widersprüchlicher Gefühle erkennen. Zeigten sie sich eben noch voller Feuer vor Bewunderung, waren sie im nächsten Moment von Sehnsucht erfüllt und doch zugleich, als ob er sich an irgendwas erinnerte. Er ging auf den Jungen zu. Takuto erschrak. Er hatte gar nicht bemerkt, dass der Kaiser sich ihrer Gruppe genähert hatte. Und als die Pferde vorbeigeführt wurden, konnte er sich an den temperamentvollen jungen Arabern nicht satt sehen. Sie waren noch so wild und ungezähmt, so stolz in ihrem Wesen und so prächtig anzusehen. Er wünschte ihnen und sich nichts sehnsüchtiger, als wieder frei zu sein und durch die Welt streifen zu können. „Du liebst Pferde?“ Takuto verneigte sich schnell und sagte: „Ja, Hoheit!“ Der Kaiser wandte sich daraufhin an den Oberststallmeister und bestimmte das dieser Junge, für die 3 von ihm erwählten Pferde verantwortlich sei. Dann ging er, ohne ein weiteres Wort davon und widmete sich seinen Gästen, die langsam persönlich eintrafen. Takuto hingegen wurde in seine neuen Aufgaben eingewiesen. Am nächsten Morgen, lachte die Sonne und es versprach ein herrlicher warmer Tag zu werden. Koji hatte keine Lust sich mit seinen Ministern und den anderen Staatsdienern herumzuärgern und beschloss den Tag damit zu beginnen, dass er eines der neuen Pferde zuritt, die er zum Geburtstag erhalten hatte. Er ließ sich das Pferd bringen und schickte nach dem neuen Jungen. Nachdem der da war, schickte er die anderen fort. Koji wollte nicht, dass allzu viele Leute ihm dabei zusehen. Einer reichte und der Neue sollte gleich erfahren, mit wem er es zu tun hat. Er bestieg den einen der beiden neuen Araberhengste und dieser bockte in einem fort wild auf, als Koji auf seinem Rücken die Box verließ. Doch Koji klammerte sich an den Zügeln fest und verstärkte den Druck seiner Schenkel auf die Flanken des Pferdes, damit er nicht hinunter fiel. Eine ganze Weile hielt er sich tapfer oben und Takuto fielen dabei fast die Augen aus dem Kopf. Soviel Stärke hatte er dem Kaiser nicht zugemutet. Doch dann... einen Moment hatte Koji gewagt, einen Blick auf die bewundernden Augen des Jungen zu werfen, als es passierte. Im hohen Bogen flog er über den Kopf des Pferdes hinweg und landete unsanft auf seinem kaiserlichen Hinterteil im Gras. Verduzt setzte er sich auf und schaute den Jungen an. ‚Was er nun wohl dachte?’, laut sagte er nur, als er dessen Zögern bemerkte. „Könntest du mir aufhelfen?“ „Oooh ... ja, Hoheit!“ Takuto streckte ihm seine Hand entgegen, und wunderte sich als Koji seine berührte, dass dessen Haut so glatt und geschmeidig war. Er bemerkte sogleich, dass diese Hände noch nie schwere Arbeit erledigt hatten, außer vielleicht sich im Schwertkampf zu üben. Ihm blieb allerdings nicht viel Zeit und Gelegenheit um weiter darüber nachzudenken, denn Koji zog plötzlich seinen Arm an, so dass Takuto nach vorn stürzte ... und gegen ihn prallte. Halb auf seinem Schoß sitzend, sah er den Kaiser wütend an, der ihn immer noch festhielt. Koji versank in den funkelnden Augen, die den seinen für einen Moment sehr nah waren, fast zu nahe. Er fuhr sich mit einem Finger seiner anderen Hand am Hals entlang, als ob ihn seine Kleidung beengte. Takutos bereits gerötete Wangen wurden nun flammend rot und außer sich vor Schreck, weil er nicht in der Lage war wieder aufzustehen, rief er: „Lassen Sie mich bitte los, Hoheit!“... „Was soll das, ich dachte Eure Hoheit wollten aufstehen!“ Kojis Augen wurden für einen Moment eiskalt, aber er fasste sich gleich wieder und setzte seine undurchdringliche Miene wieder auf. Warnend hob er einen Finger, als er sagte: „Redet man so mit seinem Kaiser? ... Merk dir, du bist unter meiner Hand! ICH kann mit dir machen, was ich will, ohne mich vor dir rechtfertigen zu müssen!“ Noch bevor Takuto was erwidern konnte, lies er ihn los und befahl: „Hol das Pferd!“ Takuto biss sich auf die Lippe und wünschte, er könnte das so eben gesagte wieder zurücknehmen. Er sprang auf und fing mit Hilfe der Stallknechte, das durchgegangene Pferd wieder ein. Jedoch als er zurück kam, war der Kaiser bereits fort.
Seit jenem Tag waren einige Wochen vergangen. Immer wieder, in dieser Zeit, zog es Koji zu den Pferden und jedes Mal spielte sich das Gleiche ab. Der Kaiser schickte die gesamte Dienerschaft fort und ließ nur der Jungen dabei sein. Er genoss es förmlich, wenn er hoch zu Pferde saß und die Augen des Jungen ihn dabei bewunderten; ihm mit jeder Bewegung, welche das Tier machte, auch ihm folgten. Immer wieder beobachtete er ihn dabei aus den Augenwinkeln heraus und konnte sich an diesen Augen einfach nicht satt sehen. Sie waren inzwischen wie eine Droge für ihn. Er war förmlich süchtig nach ihnen. Nach einiger Zeit hatte er die drei Pferde zugeritten und trotzdem zog es ihn immer wieder dort hin.
Es war schon tiefe Nacht. Doch Koji lag immer noch wach im Bett. Durch einen Spalt der zusammengezogenen Vorhänge fiel silbernes Mondlicht ins Zimmer. Er starrte darauf, doch seine Gedanken waren weit weg. Ihm ging der Junge einfach nicht aus dem Kopf. ‚Was zieht mich immer nur magisch in seine Nähe? Bin ich verhext? Warum liegt mir soviel an seiner Gegenwart? Wieso fühle ich so eine Leere, trotz der vielen Zerstreuungen die ich hab, wenn ich ihn nicht sehen kann. ...’ Tausend Fragen stürmten nur so in seinem Kopf herum und er konnte keine Antwort finden. Er sah nur sein Gesicht, ... seine wunderschönen ausdrucksstarken Augen, ... die nicht in der Lage waren, irgendwelche Gefühlsregungen zu verstecken. Lange grübelte er darüber nach, bis ihm bei Morgengrauen endlich vor Müdigkeit die Augen zu fielen. Doch die Fragen blieben im Raum stehen. Und noch jemand sollte in dieser Nacht kein Auge schließen. Denn auch Takuto fand aus dem gleichem Grunde einfach keinen Schlaf. ‚Was will der Kaiser von mir? Es ist eindeutig, dass er was will. Wieso schickt er sonst alle seine Bediensteten und auch die Stallknechte weg. Es war doch gefährlich diese wilden Pferde mit nur einem Mann als Hilfe zureiten zu wollen. Weshalb will er, das nur ich dabei bin? Und warum schickt er sie immer noch weg, obwohl sie alle drei inzwischen zugeritten sind?’ Fragen über Fragen ... nur keine Antworten. Um sich diese Gedanken aus dem Kopf zu schlagen, dachte er an seine Geschwister. ‚Wie es ihnen wohl in der Zwischenzeit ergangen ist? Ob sie wohl gesund sind?’ Er sehnte sich nach ihnen und wünschte sich, sie endlich wieder im Arm halten zu können und sie wieder frei zu sehen. In ihm reifte ein Plan, doch er wusste noch nicht, wann sich eine Möglichkeit dafür bot. Er musste erst noch einiges herausfinden. Als die Sonne bereits hoch am Himmel stand, beschloss der Kaiser auszureiten. Er wollte sich hoch zu Ross in einfacher Kleidung unter sein Volk mischen, da er von geheimen Quellen erfahren hatte, das sich einige Personen gegen ihn gestellt hatten und versuchten ihn vom Thron zu stürzen. Weiter hatte der Spitzel erzählt, dass es sich höchstwahrscheinlich um seine beiden eigenen Brüder handeln würde, die als sie von seiner Ernennung zum Padischah des Reiches erfahren hatten, nach Rom geflüchtet waren. Er hatte sich zwar nach ihrer Flucht mit dem Papst in Rom in Verbindung gesetzt und zahlte auch jährlich 50.000 Dukaten dafür, dass sie in Rom gefangen gehalten wurden, aber Rom nahm das wohl nicht so genau. Denn seine Brüder Sultan Hirose und Sultan Akihito lebten dort inzwischen auf freiem Fuß und hatten italienische Namen angenommen. Hirose war, wie er wusste, sogar inzwischen verheiratet. Seinen besten Freund Katsumi, der ja eigentlich als Großwesir solche Aufgaben nicht zu übernehmen brauchte, hatte er inzwischen nach Rom geschickt, um dort Einzelheiten darüber zu erfahren. Er war der einzige Mensch in seiner Umgebung, dem er bedingungslos vertrauen konnte. Vielleicht konnte er so etwas über das Komplott erfahren. Um selbst jedoch nicht untätig rumzusitzen, zog er sich einfache Kleidung an, ließ von Takuto zwei Pferde satteln, und bestand darauf, das er ihn alleine begleitete. Das war ja inzwischen nichts ungewöhnliches mehr, fiel also auch nicht weiter auf. Stundenlang ritten sie so durch die Gegend, hielten sich in Tavernen auf und Koji belauschte die Gespräche der Anwesenden. Aber nirgends ließ man was verlauten. Für Takuto war es die beste Möglichkeit die sich ihm bot, um die fehlenden Einzelheiten für seinen geheimen Plan zu erfahren. Er hielt die Augen offen, doch Koji interpretierte sein Interesse falsch. Er glaubte, es sei nur reine Neugier. Außerhalb des südlichen Tores machten sie ein kleines Wettreiten zum nahegelegenen Wald, welches Koji natürlich gewann. Auf einer großen Lichtung machten sie halt. Lachend sprang der Kaiser vom Pferd, band es an einem Baum fest. Dann warf er sich ins hohe Gras und lehnte seine Oberkörper gegen einen uralten Baum. Während Takuto bei den Pferden geblieben war, schloss Koji für einen Moment seine Augen, um die warme Sonne auf seinem Gesicht zu spüren. „Dies hier ... ist mein Lieblingsplatz....“, sagte er. Takuto erschrak, er hatte nicht damit gerechnet, das der Kaiser das Wort an ihn richten würde. Blitzschnell drehte er sich um, um zu hören, was der Kaiser ihm zu sagen hatte. Dieser hatte seine Augen immer noch zu und seine Gesichtszüge entspannten sich. Leise und ganz sanft klang seine Stimme, als er weitersprach. „Hier komme ich her, wenn ich alleine sein will; ... weit weg ... von all den Staatsgeschäften, ... den Frauen ... und den ewigen Intrigen am Hof... einfach nur ... um abzuschalten, ... die frische Waldluft einzuatmen ... und dem Gezwitscher der Vögeln zu zuhören.“ Eine Weile blieb es still, beide lauschten nur dem Gesang der Vögel, der eine an seinem Baum gelehnt, der andere immer noch den Pferden zugewandt. „Komm her, setz dich zu mir. Ich möchte mich mit dir unterhalten.“ Damit zeigte Koji auf einen Platz auf seiner rechten Seite. Takuto ließ das Pferd los, dessen Kopf er bis eben noch gestreichelt hatte und gehorsam folgte er der Aufforderung und setzte sich auf den angewiesenen Platz. „Hast du eigentlich lesen und schreiben gelernt?“ „Aber ja, Hoheit“ Koji lächelte. Er wusste selbst nicht wieso er ihn das eigentlich gefragt hatte, er wollte einfach nur ein Gespräch beginnen. Da der Junge so kurzsilbig angebunden schien, forderte er ihn auf, von seinem früheren Leben zu erzählen. Takuto begann und Koji ließ ihn keinen Augenblick dabei aus den Augen. Da war es wieder, dieses Funkeln in den Augen vor Kampfeslust und Zorn, als er auf die Umstände zu sprechen kam, die ihm dieses Leben aufgezwungen hatten. Koji konnte diesem Ausdruck der Augen nicht länger wiederstehen, er lachte leise auf und ein Angstschauer rann Takuto über den Rücken. Zu spät erkannte er die Gefahr. Er versuchte noch ihr zu entkommen, aber schon fühlte er sich von zwei starken Armen stürmisch gepackt. Unversehens hatte Koji sich ganz zu ihm gedreht und Takuto neben sich auf den Boden gerissen. Er drückte ihn, noch bevor Takuto überhaupt protestieren konnte, ins hohe Gras und presste seinen Mund besitzergreifend auf Takutos Lippen. Mit weit aufgerissenen Augen, sah Takuto entsetzt den Kaiser an. ‚Was geschieht hier? Ich bin doch kein Mädchen. Der Kaiser hat einen ganzen Harem voll der schönsten Frauen. Wieso das also? Warum also tut er das?’ Er bekam es wirklich mit der Angst zu tun. Noch nie hatte er einen anderen Mann geküsst. ‚Was soll ich nur tun. Er ist der Kaiser ... und ich... wer bin ich schon für ihn? Ob er es dabei bewenden ließ... Oder...?’ Takuto mochte sich das nicht weiter ausmalen. Er wollte sich wehren, aber der andere war zu stark, als dass er sich auch nur hätte rühren können. Als Koji einen Moment von ihm abließ, um Atem zu schöpfen, flüsterte Takuto: „Tun Sie mir nichts, Hoheit. Bitte ... aufhören.“ Koji sah dem Jungen einen Moment in seine großen angstvollen Augen. Sogleich ließ der Druck des fremden Körpers nach. Koji hatte sich aufgesetzt und schaute nachdenklich auf ihn hinab. „Lassen Sie mich bitte gehen!“ Nach dieser wiederholten Bitte, wurde Kojis Miene wieder eiskalt und seine Augen ausdruckslos wie immer. Jetzt fürchtete Takuto die Konsequenzen die seine Bitte nach sich ziehen würden noch mehr, als den Augenblick, als der Kaiser ihn wie einen Gefangenen in seinen Armen gehalten und geküsst hatte. ‚Er wagte es IHN um etwas zu bitten? IHN – den Kaiser? IHN – der bis jetzt alles bekommen hatte, was er wollte?’ Statt Städte und Länder hatte er zum erstenmal in seinem Leben eine Person zu erobern. Nur dieses eine empfand er: ‚EROBERN! Er muss mir gehören! Ich will ihn haben!’ Ob es ihm dabei mehr auf das Erobern oder auch auf den Jungen ankam, hätte er im ersten Moment selbst am wenigsten zu sagen gewusst. Trotzdem ließ er ihn für den Moment frei, bestimmte aber, dass er auf seinem Platz blieb. So saßen sie eine ganze Weile nebeneinander. Koji wieder an den Baum zurückgelehnt und Takuto dicht neben ihm. Der Kaiser schloss abermals die Augen und überlegte, was zu machen sei. Es verging eine geraume Zeit, während sie so saßen. Da hatte Koji einen Einfall... Es war immer noch sehr heiß und eine kleine Abkühlung konnte nicht schaden. Er sprang auf. „Komm mit, ich will dir was zeigen.“ Takuto stand auf und folgte ihm, im sicheren Abstand – genau zwei Schritte hinter dem Sultan – auf die nahe gelegenen Büsche zu. Hinter diesen Büschen lag ein kleiner kristallklarer blauer See, dessen Grund man bereits vom Ufer aus sah. Da er so versteckt hinter den hohen Büschen lag, sah man ihn nicht gleich, wenn man auf die Lichtung ritt. „Lass uns eine Runde schwimmen gehen.“, sagte Koji plötzlich und fing auch schon langsam an, seinen Kaftan und die Beinkleider abzulegen. Takuto sah ihn erstaunt an, fing dann aber ebenfalls wortlos an, sich auszuziehen. Koji musterte ihn dabei aus den Augenwinkeln heraus mit unverhohlenen Wohlgefallen. Schließlich lief er selbst, so wie Gott ihn schuf, ins Wasser. Takuto folgte ihm etwas langsamer, aber immer noch misstrauisch. Nachdem sie so eine Weile geschwommen waren, zogen sie sich ihre Unterkleider wieder an und ließen sich in ihnen von der wärmenden Sonne trocknen. Koji setzte sich mit den Rücken an einen großen Baum, lehnte sich zurück, schloss die Augen. Da Takuto immer noch zögernd rumstand, zeigte er kurz mit der Hand auf seine rechte Seite. Dieser tat was ihm befohlen und setzte sich. Eigentlich dachte Takuto schon, dass sei anfangs alles nur ein Scherz gewesen und fing gerade an sich zu beruhigen. Als... plötzlich... Kojis Augen auf einmal anfingen zu glänzen und er Takuto ausgesprochen durchtrieben anlächelte. Koji legte seine Hand auf Takutos Knie. Durch die dünne Kleidung der noch feuchten Beinkleider hindurch, empfand dieser die Berührung wie ein Brandmal auf seiner Haut. Und dann... Dann zwinkerte er Takuto sogar noch beiläufig vertraulich zu. Als Koji nach einiger Zeit, so ganz nebenbei, nach der Hand des Jungen griff, bemerkte er, dass sich dessen Haut immer noch recht kühl, nach dem Bad in dem kalten klaren Wasser, anfühlte. Doch sie erwärmte sich, als er begann die Innenfläche seiner Hand sanft mit dem Daumen zu streicheln. Takuto wollte dem Kaiser gerade seine Hand entziehen, sie zuckte schon, als er einen Druck spürte, der ihn davon abhielt. Koji sah ihn überrascht an. Die ungewohnte Zärtlichkeit erweckte merkwürdige Empfindungen in dem jungen Mann und Koji sah es erfreut an seinen erschrockenen großen Augen. Unverständlicherweise für Takuto schlug sein Herz auch ein wenig schneller. Derlei Galanterien waren ihm fremd. Er nahm an, dass der Kaiser sich lediglich die ganze Zeit über auf seine Kosten amüsierte, doch unempfänglich war sein Körper deshalb für diese Liebesbezeugungen nicht. „Gefällt es dir nicht, wenn ich deine Hand halte.“ Plötzlich sah Takuto den Sultan an. Dieser hatte was zu ihm gesagt, aber er war viel zu sehr mit seinem Körper beschäftigt, als das er es wahrgenommen hatte. Er sah nur noch wie sich seine Lippen bewegten. „Was...?“ „Ich fragte, ob es dir nicht gefällt, wenn ich deine Hand halte.“ Takuto biss sich auf die untere Lippe. „Doch schon, aber ... Eure Hoheit halten sie ja nicht nur. Und ich bin derartige Bekundungen von Zuneigung nicht gewohnt.“ „Glaubst du, dass du dich mit der Zeit daran gewöhnen könntest?“ Während Koji sprach, kam er ein Stück näher an ihn heran und fuhr Takuto leicht mit den Fingerspitzen über die bedeckte Brust. Takuto erstarrte bei dem versteckten Angebot. Und senkte seine Lider. „Gib mir einen Kuss.“, forderte der Kaiser Takuto schlagartig auf. Koji legte ihm dabei leicht die Hand auf den Arm und Takuto spürte, wie sich eine angenehme Wärme in seinem gesamten Körper, von dort aus, ausbreitete. Ein wenig verwirrt darüber, runzelte er die Stirn. Doch empfand er es als seltsam wie jede der Berührungen des Sultans sein Innerstes aufwühlte. Jedoch ... gewann er schnell seine Selbstbeherrschung zurück. „Was? Aber Hoheit, ich bin ein MANN!“ „Na und? ... Ich etwa nicht? ... Aber was macht das schon. Deine Lippen sind so süß und deine Augen so wunderschön, dass man darin versinken möchte. Schöner und süßer, als bei jeder Frau, bei der ich bis jetzt gelegen habe...Küss mich!“ Takuto zögerte. ‚Ich kann doch nicht.’ Koji drehte sich zu ihm und Takuto konnte in seinen Augen erkennen, dass er keinen weiteren Widerspruch hinnehmen würde. Gehorsam neigte er seinen Kopf Koji entgegen ... und hauchte dem Kaiser einem Kuss auf die Wange. Danach zog er sich sofort auf seinen Platz zurück. „Was war das?... Hier her!“ Dabei zeigte er auf seine ihm dargebotenen Lippen. „Ich will die Süße deiner Lippen kosten!“ Takuto tat was von ihm verlangt wurde, doch noch ehe er wusste wie ihm geschah, - eigentlich hätte er ja damit rechnen müssen - legte Koji bereits seinen Arm um Takutos Taille und zog ihn fester zu sich heran. Sein Kuss wurde immer fordernder, leidenschaftlicher, richtig unersättlich. Während er ihn mit der einen Hand immer noch fest umschlugen hielt, suchte sich die andere ihren Weg unter Takutos Kleidung. Koji wollte diese bronzene Haut nicht nur sehen, sondern vor allem spüren. Takuto war verwirrt, überrascht, fühlte sich überrumpelt und wollte gerade dagegen ankämpfen, als er sich daran erinnerte, wer der andere war. Resignierend ergab er sich in sein Schicksal und ließ Koji gewähren, da ihm keine andere Wahl blieb. Doch irgendwie schien es ihm auch zu gefallen, zumindest die Reaktionen seines Körpers auf das Streicheln verriet ihm das. Widersprüchlichkeiten bauten sich in seinen Gedanken auf. Zum einen wollte er es nicht zu lassen, wollte ihn von sich stoßen ... Andererseits aber wollte sein Körper mehr. Er hungerte förmlich danach... Während der Zeit, wo er versuchte seine Gedanken zu ordnen, hatte er gar nicht bemerkt, dass Koji ihm den Gürtel gelöst hatte und sein Oberkörper inzwischen völlig von Kleidungsstücken entblößt war. Koji hielt ihn zärtlich in beiden Armen und drückte sanft seinen Rücken ins hohe Gras. Sein Blick wanderte über Takutos wohlgestalteten Körper, hinauf zum Hals und noch höher hinauf zu den Augen. „Ich glaube..“, sagte Koji Khan, „ich glaube es wird langsam Zeit, dass du mir deinen Namen verrätst!“ „Takuto Izumi, Eure Hoheit.“ „Hmmh... Ta-ku-to I-zu-mi... Was für ein schöner Name. Lass dieses Hoheit, wenn wir alleine sind, nenne mich bei meinem Namen.“ „Zu Befehl, Sultan Koji Khan!“ „LASS DAS! WAS sagte ich gerade? Du sollst mich mit meinem Namen, NICHT mit meinen Titeln, anreden - nur einfach KOJI, nichts weiter!“ „Aber Hoheit, nicht einmal Eure erlauchte Mutter, die Sultana Walide, Frau Aya...“ Weiter kam er nicht. Koji hatte sich zu ihm hinuntergebeugt und verschloss ihm die Lippen mit einem stürmischen Kuss. Einige Zeit verging und die beiden mussten Luft holen. „Du bist aber nicht meine Mutter...“, sagte Koji zärtlich zu ihm und strich ihm dabei mit dem Zeigefinger sanft über die Lippen. „Komm... für heute ist es genug. Richte deine Sachen. Es ist spät, wir müssen zurück, da ich die Minister nicht noch länger warten lassen kann. Ich habe schließlich ein Land zu regieren, wenn ich nicht will, dass alles im Chaos versinkt.“ Koji stand auf und ging auf sein Pferd zu. Takuto lag noch einen Moment wie gelähmt im Gras, als der Kaiser kurz pfiff und das eben noch grasende Pferd gehorsam dem Ruf seines Herrn folgte und auf ihn zu trabte. Der Sultan nahm die Zügel und schwang sich auf seinen Hengst. Dann wand er seinen Blick wieder Takuto zu, der sich in der Zwischenzeit auf das zweite Pferd gesetzt hatte und sagte liebevoll: „Wir werden ein anderes Mal unsere „Unterhaltung“ weiterführen.“ Sie wendeten die Pferde und ritten einen andern, viel kürzeren Weg zurück, als sie gekommen waren. Der Rest des Tages verlief ohne weitere Vorkommnisse. Takuto kümmerte sich um die Pferde und Sultan Koji Khan ging seinen Staatsgeschäften nach. Der Großwesir Katsumi hatte den vier Wesiren in der Zwischenzeit schon ihren Anweisungen erteilt, sich die Probleme angehört, die neu aufgetreten waren, und versprach mit dem Sultan darüber zu reden, sobald er wieder im Palast sei. Sich wundernd, was seinen Freund und Kaiser wohl davon abhielt, pünktlich im Diwan zu erscheinen, war er bei Kojis Gemächern angekommen. Er setzte sich in die Bibliothek und wartete dort auf ihn. Nach einiger Zeit wurde sein warten belohnt. Der Kaiser betrat den Raum. „Aah Koji, da bist du ja endlich. Du warst....“ Katsumi stutzte. ‚Wie sah Koji denn heute aus? Diesen Gesichtsausdruck hatte er ja noch nie bei ihm bemerkt. Und irgendwie war er auch nicht bei der Sache? Hatte er ihn überhaupt gehört? War ihm klar, dass er nicht allein in der Bibliothek war?’ „EURE HOHEIT! SULTAN KOJI KHAN!! ... Stille. „KOOO-JIII! Komm mal langsam wieder auf die ERDE!!!“ Koji sah auf. „Aah Katsumi. Bist du schon lange hier? Ich habe gar nicht gehört wie du reingekommen bist.“ „Konntest du auch nicht, ich war schon vor dir hier drin.“ „Waas? Ich habe dich nicht gesehen.“ „Das hab ich bemerkt. Wo warst du denn mit deinen Gedanken?“ „Ach nichts. Doch sag mal, ist jetzt nicht Diwanzeit?“ „Die hast du verpasst. Ich habe schon alles für heute erledigt. Muss nur noch eins, zwei Dinge mit dir abklären. Wenn du jetzt Zeit hast? Oder soll ich später...“ „Nein. Nein. Bleib schon. Bringen wir das hinter uns. Du willst sicher auch noch einiges heute Abend unternehmen. Also...“ „Hmm, wo soll ich anfangen. Weißt du, wir haben deine Brüder in der Nähe von Bagdscheserai in einem Palast festsetzen können. Sultan Hirose mit Frau sowie Sultan Akihito waren, wie es aussah, bei Ayako Sultana Walide zu Besuch. Ein Spitzel gab uns sofort die Informationen und wir haben den Palast mit den Janitscharen (Fußvolk) von der Außenwelt abgeriegelt. Sie können uns nicht entkommen. Das Personal wurde inzwischen durch uns treu ergebene Leute ausgewechselt. Das heißt, dass der Palast sich komplett in unserer Hand befindet und die Leute nur auf weitere Anweisungen von dir warten. Unsere Vermutungen von einem Komplott der zwei gegen dich haben sich bestätigt. Wir konnten mehrere Verräter gefangen nehmen und sie haben alles gestanden.“ ... Stille. Kein Laut erklang im Raum, weder von drinnen selbst, noch von draußen drang einer herein. Und es war, als ob sogar der Kuckuck der sonst immer noch um diese Zeit vorm Fenster schrie, die Stimme verloren hatte. ... Totenstille. ... Katsumi sah Koji an, der inzwischen ans Fenster getreten war und durch die geschlossene Scheibe nach draußen sah. „Koji. ... Was soll mit Sultan Hirose und Sultan Akihito passieren.“ ... „Schick die Stummen zu ihnen.“ „Die Stummen? Hast du dir das auch wohl überlegt? Du wolltest doch den Kanon der Eroberer abschaffen, wenn ich mich recht erinnere.“ „Ja, dass wollte ich. Aber ... für die Ruhe des Reiches ist es unumgänglich. Einmal haben sie versucht mich zu stürzen. Lass ich sie gehen, werden sie es ein weiteres Mal versuchen. Und wer wird mir dann garantieren, dass ich das dann auch überlebe? Ich MUSS leben!“ Koji schloss für einen Moment die Augen. ‚Und wenn es nur ist, um den Jungen zu beschützen, wer weiß was aus ihm wird, wenn ich nicht mehr bin. Alle Welt hat inzwischen mitbekommen, dass wir Freunde sind. Sooft wie man uns zusammen auf unseren Ausritten gesehen hat. Sie würden ihn und auch Katsumi nicht verschonen.’ Laut sagte er aber nur und diese Worte klangen so, als ob er sich selbst damit beruhigen wollte, vor dem was nun unwiederbringlich geschah, „Der Kanon der Eroberer besagt, dass derjenige der zur höchsten Macht gelangt, für die Ruhe der Welt seine Brüder sterben lassen darf. Doch dieses Dürfen, ist eigentlich ein nirgends niedergeschriebenes MUSS! Die Beiden wussten es. Trotzdem kamen sie zurück...“ „Hmmh...“ „Verstehst du mich nicht?“ „Ich denke doch. ... Ich werde sofort alles veranlassen.“
Noch in der selben Nacht... Ein paar Stunden später ... Die beiden gefangengehaltenen Sultane schliefen bereits tief und fest, da es schon weit nach Mitternacht war... Etwa zur gleichen Zeit betraten lautlos zwei große stumme Neger die Schlafgemächer von Sultan Hirose und Sultan Akihito. Sie gehörten mit zu den Sklaven, denen man die Zunge entfernt hatte, damit sie nichts von dem was im Palast vor sich ging, ausplaudern konnten. Die so Verstümmelten traten an die Betten der Sultane, als Hirose, der an sich einen sehr leichten Schlaf hatte, plötzlich durch ein Geräusch erwachte. Er sah den Neger mit der seidenen Schnur in der Hand, sprang aus dem Bett und setzte sich zur Wehr. Möbel stürzten polternd um, Gefäße aus Kristall und Porzellan fielen klirrend zu Boden oder zerbrachen, als sie unsanft mit dem Fußboden Bekanntschaft machten. Obwohl Hirose groß und muskulös gebaut war und er auch in einigen Kampfsportarten eine ziemlich gute Ausbildung genossen hatte, bemerkte er doch bald, dass der Neger für ihn ein gefährlicher Gegner war. Er schnellte herum, doch die Tür war durch vier weitere Stumme versperrt, die er vorher auf Grund der Dunkelheit im Raum nicht bemerkt hatte. Sie kreisten ihn langsam ein und schlossen den Kreis immer enger. Ohne Waffe und mit weit aufgerissenen Augen starrte er seine Gegner nur an. Nur mit den bloßen Händen stand er fünf riesigen und kräftigen Männern gegenüber. ‚Warum sind wir nur nicht in Rom geblieben, bis hier alles erledigt war? Wir hätten wissen müssen, das Koji keinen Verrat duldet. Das er sich trotz seiner Jugend nicht einfach absetzen lässt!’ Der erste der Stummen sprang ihn an. Hirose konnte ihn zwar gleich wegschleudern, aber schon war der nächste Angreifer zur Stelle. Der Kampf hatte begonnen. Man hörte nur das Keuchen Hiroses und das Röcheln der Stummen, den dumpfen Aufschlag von Fäusten und die Tritte der Füße. Hirose schlug, trat und setzte sich auch beißend zur Wehr, obwohl das nun eigentlich nicht sehr kaiserlich war. Aber das war ihm egal. Schließlich ging es um sein Leben. Und er wollte Leben. Er wollte Koji dieses hier heimzahlen. Die fünf verstümmelten Riesen mussten viele Wunden einstecken, durften ihre Arbeit aber nur mit der seidenen Schnur erledigen. Da auch Hirose den Sultanstitel trug, durften sie seinen fürstlichen Leib nicht blutig verletzen, so war es im Kanon festgelegt. Es durfte kein einziger seiner Blutstropfen fallen. Dies versuchte Hirose auszunutzen, denn er stand noch immer unverletzt da, zwar atemlos ... aber noch unversehrt an Leib und Seele. Doch unter den ständigen Attacken der Angreifer fing er an zu taumeln. Er verlor immer mehr an Kraft. Noch einmal schaffte er es, sich von dem Gewicht zweier seiner Angreifer zu befreien, dann spürte er die Schnur um seinen Hals. Ein Knebel wurde geschickt herumgewirbelt und der seidene Knoten presste sich tiefer und immer tiefer in seine Gurgel. Seine Augen traten aus den Höhlen. Der Knebel drehte sich immer langsamer und als dem Erdrosselten die Zunge heraustrat, lächelten die Stummen sich an und wischten sich den Schweiß vom Gesicht. Es war getan. Der Befehl war erledigt. Sultan Hirose weilte nicht mehr unter den Lebenden. Sultan Akihito, der weitaus schwächer als sein Bruder war, war zwar auch erwacht, als der Neger gerade die seidene Schnur über seinem Hals bringen wollte, wurde aber wesentlich schneller von den Stummen überwältigt. Sie konnten ihn noch im Bett erdrosseln, da sie schnell genug gewesen waren und ihn an den Armen festhalten konnten, während der Neger seine Aufgabe erledigte. Akihito war bereits eine geschlagene Stunde vor seinem geliebten Bruder Hirose das Opfer der Stummen geworden und hatte das Zeitliche gesegnet.
Die Stummen erstatteten Bericht und schon wenige Minuten später veranlasste der Sultan Koji Khan die stille Beisetzung seiner Brüder in der Familiengruft. Hiroses Frau hingegen sollte am nächsten Morgen ihren Wohnsitz im Neuen Serail bei seiner Schwester oder aber, wenn sie es wünschte, auch in Bagdscheserai bei seiner Mutter aufschlagen, um dort in aller Ruhe trauern zu können. Beruhigt, dass der Verrat auf diese Art und Weise aus der Welt geschafft worden war und doch auch etwas niedergeschlagen, dass er selbst gezwungen gewesen war, den Kanon der Eroberer anzuwenden, zog sich Koji in seine Räume zurück. Doch in den noch verbleibenden Stunden dieser ereignisreichen Nacht konnte Koji keinen Schlaf finden. Nein – nicht seine Brüder waren die Ursache. Sondern seine Gedanken waren immerzu bei diesem Takuto Izumi. Er stand auf und ging hinüber zum Fenster. Gedankenverloren blickte er wieder hinaus. Die Nacht war herrlich und angenehm mild, die Sterne glitzerten und die Sichel des abnehmenden Mondes erleuchtete immer noch silberhell die Erde. Die Nacht lud förmlich zu einem kleinen Spaziergang im angrenzenden Palastgarten, unter dem glitzernden Sternenhimmel, ein. Koji kleidete sich an und verließ seine Gemächer durch eine Geheimtür. So würde er schneller im Freien sein, ohne das ihm einer der Wachleute folgte. Vielleicht fühlte er sich hinterher besser und konnte noch ein paar Stunden Schlaf finden. Er ging durch den Garten hindurch, zu der kleinen Geheimtür die sich in der Stadtmauer befand und durch die sie heute Nachmittag wieder zurückgekommen waren. Nur ER hatte den Schlüssel für diese Pforte, damit er jederzeit ungehindert seinem Lieblingsplatz erreichen konnte. Als er gerade den Schlüssel ins Schloss stecken wollte, hörte er hinter sich - vom Pavillon her - das Getrampel schwerer Stiefel und das Gebrüll der Wache. „HALTET IHN, ER VERSUCHTE ZU FLIEHEN!“ ‚Was ist denn hier los?’ Plötzlich tauchte eine Gestalt im Dunkeln auf, die genau in seine Richtung lief. Koji riss die Augen auf, um den schnell näherkommenden zu erkennen, aber er sah nur die schattenhaften Silhouetten der laufenden Menschen. Er verbarg sich in der Dunkelheit hinter einem Baum und als die Gestalt schon ganz nah war, sprang er hervor und hielt sie am Arm fest. Schnell kamen die Wachen näher, doch noch bevor sie heran waren, drehte der Flüchtling seinen Kopf und Koji sah in ein paar tränenverhangene Augen. Er wusste, wen er da „eingefangen“ hatte. „DUUU...?“ Seine Stimme überschlug sich förmlich. „Sagten die Wachen nicht, du wolltest fliehen? WARUM? NEIN... sag jetzt nichts!“ Sanft strich er ihm eine Strähne von den Augen fort, um sie besser betrachten zu können und um so vielleicht zu erfahren, was in seinem Kopf gerade vorging. Die Wachen waren in der Zwischenzeit herangekommen und knieten mit gesenktem Kopf, auf weitere Befehle wartend, vor ihrem Kaiser. Er drehte sich, zu ihnen hin und winkte kurz mit der rechten Hand von sich weg, um ihnen zu zeigen, dass sie entlassen sein, während er sagte: „Ihr könnt euch entfernen! Ich regele das selbst!“ Die drei Wachmänner guckten zwar ungläubig, dass der Kaiser sich mit so etwas abgeben wollte, zogen sich dann aber unter einer tiefen Verbeugung zurück. Dann wandte Koji sich wieder Takuto zu. „Komm mit, ich will mit dir reden!“ Ohne den festen Griff von Takutos Arm zu lösen, zog er ihn hinter sich her, in den Palast. Und zwar auf dem gleichen Weg, wie er seine Gemächer verlassen hatte. In seinem Zimmer angekommen, stellte er ihn dann zur Rede. „Wieso hat du das getan? Willst du dass ich dich aus dem Palast verbanne und ...“ Er überlegte eine Weile. „Sag schon, willst du DAS?“ „Alles ist besser, als das hier!“ ‚Dieser Junge mit seinen funkelnden Augen, ach ja ... Takuto Izumi war sein Name, schien schon ans verbannt werden gewöhnt zu sein, so dass es ihm scheinbar gar nichts mehr ausmachte. Hmm... Er zog es doch tatsächlich vor, in die höchste kaiserliche Ungnade zu fallen. Was mach ich da nur?’ Doch laut sagte er nur, „Was willst du, wirst du schlecht behandelt?“ „Nein.“ „Aber?“ „Ich bin nicht frei. Kann nicht tun was ich will. Ich bin hier nur ein armseliger Sklave.“ „WAASSS ... DAS ist alles?“ Koji lachte auf. „Weißt du, dass selbst ich, neben all meinen Namen, auch den Namen als „Sohn einer Sklavin“ trage. Keiner ist frei! Selbst ich nicht.“ „Aber Ihr könnt jederzeit Eure Geschwister oder Eure Mutter besuchen, wann immer Ihr wollt. Könnt hingehen, wo immer Ihr es wünscht. Ich jedoch ... kann meine Schwester und meinen Bruder nicht mehr sehen.“ „Wo sind sie?“ „Noch bei Eurer erlauchten Mutter, in Bagdscheserai.“ „Wie heißen sie?“ „Meine Schwester heißt Serika, mein kleiner Bruder Yugo.“ „Hmm.“ Der Sultan überlegte einen Moment. „Was würdest du machen, wenn ich dich frei ließe?“ „Ich würde zuerst zu meinen Geschwistern gehen und alles dafür tun, um sie frei zu kaufen.“ „Alles?“ Kurz flackerten seine Augen auf. Aber das verräterische Leuchten verschwand genau so blitzschnell hinter den steinernen Gesichtszügen, die er seit dem Vorfall im Garten aufgesetzt hatte, wie es aufgetaucht war. „Wirklich alles?“ „Ja, alles. Es ist wichtiger, das sie frei sind. Ich würde mein Leben für sie geben.“ „Du kannst jetzt schlafen gehen.“ Takuto riss die Augen weit auf. Er konnte nicht verstehen. ‚Er hat mich nicht freigegeben. Die verbannenden Worte nicht ausgesprochen. Kein Freibrief...’ „Aber.... wolltet Ihr mich nicht...“ „ICH sagte, du kannst jetzt gehen, ich werde dich nicht bestrafen.“ Zögernd verbeugte er sich leicht vor dem Kaiser und ging mit hängendem Kopf zur Tür. ,Nichts hat es gebracht! Alles war umsonst. Jetzt wird sich wohl keine weitere Fluchtmöglichkeit mehr bieten. Dafür wird der Kaiser wohl sorgen.’ Koji starrte immer noch die Türe an, hinter der Takuto schon längst verschwunden war. Doch dann wies er einem Wachposten an, dem Jungen unauffällig zu folgen und ihn im Auge zu behalten, bis er abgelöst wird. Er wollte über jeden Schritt informiert werden, den er machte, um ein erneutes Ereignis wie das heute Nacht ausschließen zu können.
Gerade wollte er das Gemach verlassen, als jemand anklopfte. Und auf sein „Ja?“, der Großwesir Katsumi durch die Tür trat. „Koji, ich möchte mit dir sprechen. Ist das möglich?“ „Waaas? Jetzt mitten in der Nacht? Darf ich denn gar nicht mehr heute schlafen?“ „Was heißt hier mitten in der Nacht. Guck mal nach draußen. Die Sonne ist schon aufgegangen und du stehst doch sonst um diese Zeit auf?“ „Ist es schon wieder so spät? Katsumi! Lass uns ein bisschen an die frische Luft gehen. Ich muss hier raus. Treffen wir uns in einer viertel Stunde im Palastgarten an der Pforte. Okay? Ich will mich schnell noch ein bisschen frisch machen, aber den restlichen Tag nehme ich mir dann frei. Ich brauch auch meinen Schlaf.“ „Natürlich, ich werde da sein! Mit Pferde?“ „Nein, lass mal. Ich möchte zu Fuß gehen.“ „Auch gut! Bis dann!“ „Ja... bis ...spä-ter.“ Koji war mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders. Und Katsumi der das bemerkte, schüttelte im hinausgehen nur ganz leicht den Kopf. ‚Ich mach mir wirklich Sorgen. Was ist nur los mit ihm? Na, vielleicht erfahre ich es ja nachher.’
Eine Weiler später trafen sie sich dann an der Pforte. Wortlos öffnete Koji sie und verschloss sie nachdem sie hindurch waren. Schweigend gingen sie beide nebeneinander her, zur kleinen Lichtung im Wald. Immer noch schweigend kamen sie an. Koji setzte sich auf seinen Lieblingsplatz und lehnte sich wie immer, wenn er hier war, gegen den Baum. Katsumi wählte sich eine Baum der daneben stand und setzte sich so, dass er Koji sehen konnte. „Sag mal mein Freund, was ist los mit dir. Irgendwie wirkst du in der letzten Zeit so zerstreut und ständig abwesend bei den Besprechungen. Als ob du dich mit einem ganzen Sack voller Probleme herum schlägst. Ich dachte, wir sind schon so lange befreundet miteinander, dass es keine Geheimnisse mehr zwischen uns gibt? Und bis jetzt war es ja auch so. Also was ist es? Ich dachte erst, dass du es mir gestern Abend erzählen wolltest, aber durch die Sache mit deinen Brüdern... Möchtest du es mir nicht sagen? Vielleicht kann ich dir ja helfen?“ „Danke Katsumi, du bist wirklich ein Freund. Aber glaube mir, dabei kannst du mir nicht helfen.“ „Was denn ... so was gibt’s auch?“ Katsumi rückte näher und legte seine Hand auf Kojis Schulter. Eine vertrauliche Geste, die der Kaiser von keinem anderen geduldet hätte. „Komm, wenn man darüber redet, wird einem leichter ums Herz. Und vielleicht gibt es eine Lösung, welche du bis jetzt noch nicht in Erwägung gezogen hast.“ „Ich denke nicht. Ich habe schon hin und her überlegt. Habe mir den Kopf zerbrochen... was ich dagegen tun kann.“ Ruhe kehrte ein. Katsumi wollte nicht noch weiter nachhaken. Er hatte seinem Freund das Angebot gemacht, mit ihm darüber zu sprechen. Nun war er an der Reihe. Wenn er nicht darauf eingehen wollte, hatte er nicht das Recht tiefer zu bohren. Nach einer Weile öffnete Koji den Mund. Er meinte nur, er hätte sich verliebt. „Was? Aber das ist doch kein Weltuntergang. Juchuuuu, wir feiern Hochzeit!“ „NEIN!“ „Was nein? Keine Hochzeit?“ Katsumi sah ihn mit großen Augen an. Aber Koji hatte sich kein Stückchen von seinem Baum bewegt. Er saß immer noch da und starrte hinauf in den frühen, leicht rötlichen Morgenhimmel, der durch die Baumgipfel zu sehen war. „Nein - keine Hochzeit.“ Wieder einen Moment diese drückende Stille. „Nun mach’s nicht so spannend! Erzähl schon.“ „Du musst aber versprechen, dass es unter uns bleibt. Bei deinem Leben!“ „Ooh, dann ist es sehr ernst. Ich verspreche dir bei meinem Leben, dass ich nichts weiter erzähle was du mir anvertraust. Zufrieden? Aber ich bin eigentlich keine Klatschbase, dass weißt du doch.“ „Ich möchte trotzdem nicht, dass es jemand erfährt, und ihm schaden tut.“ „IHHMM? Hab ich mich verhört?“ „Nein, hast du nicht.“ Damit begann er Katsumi zu erzählen, was sich in den letzten Wochen seit seinem 18. Geburtstag zugetragen hat. Katsumi saß nur da und vergaß vor lauter Schreck den Mund zu schließen. Als Koji alles erzählt hatte, beendete er es mit den folgenden Worten: „Weißt du, es ist wie verhext. Ich denke an nichts anderes mehr. Ständig spukt er in meinem Kopf herum und ich kann ihn doch nicht in einen goldenen Käfig sperren. Bei seiner Freiheitsliebe würde ihn das umbringen. Ich liebe ihn wirklich. Ich will nicht mehr ohne ihn sein und ich habe ehrlich Angst, dass man ihn angreift um mir zu Schaden. Deswegen möchte ich nicht, dass es jemand erfährt... Außer... uns. Außerdem weiß ich nicht wie ich ihn erobern kann. Bei den Frauen ist das nicht schwer. Da bin ich eh ihre einzige Hoffnung und sie liegen mir zu Hunderten zu Füßen, bis ich beschließe sie mit meinen Würdenträgern zu verheiraten. Aber bei ihm... Er ist nicht durch meinen Titel zu beeindrucken und das will ich auch nicht. VORHIN hat er sogar versucht zu FLIEHEN. Er meinte, alles sei besser, als dies hier.“ „Wie ich dich kenne, hast du ihn gefragt, wo er hin will. Und ... hat er es dir gesagt?“ „Ja, nach Bagdscheserai zu seinen Geschwistern. Er wollte sie freikaufen.“ „Tja, dann ist die Sache doch ganz einfach. Du hast ganz einfach das Naheliegendste übersehen. Du verhinderst seine Flucht, indem du ihm gibst, was er will.“ „Seine Freiheit?“ „Nein, seine Geschwister. Wenn sie hier sind, warum sollte er dann noch von hier weglaufen wollen? Das wird zwar nicht seine Gefühle dir gegenüber ändern, aber wer weiß... vielleicht bringt es dich ihm ein Stückchen näher. Und den Rest schaffst du schon. Da bin ich mir sicher. Nur müssen wir alle sehr vorsichtig sein. Eine Frau kann man zu ihrer Sicherheit einfach in den Harem stecken. Da kann kein Mann außer dir rein. Aber bei einem Mann...?“ „Ja, da magst du Recht haben.“ Wieder zog Stille ein. Nur ein einsamer Uhu rief durch den Wald nach seiner Partnerin. „Sag mal Koji. ... Du liebst diesen Jungen wirklich so sehr, dass du nur deswegen immer so abwesend bist?“ „Ja... Katsumi... wirklich... so sehr.“ „Hör zu, Koji. Schreibe heute noch an die Sultana Walide und, ich werde gleich selbst nach Bagdscheserai reiten und die Beiden holen. Damit der Brief nicht in die verkehrten Hände fällt.“ „Ich danke dir Katsumi. Dann lass uns nun zurückkehren und ich mache gleich alles fertig.“ Sie standen auf und gingen wieder zum Palast zurück. Doch Koji sah nun nicht mehr ganz so bedrückt aus, wie noch vor einigen Stunden. Katsumi musste lächeln. „Weißt du, so gefällst du mir besser.“ Und gab Koji einen leichten Schlag auf den Rücken. Fünf Tage später. Am frühen Abend befahl der Kaiser einem seiner Wachmänner, dass er den Jungen Takuto in die kaiserlichen Gemächer bringen sollte. Takuto war sehr erstaut darüber, weil der Kaiser sich seit dem Vorfall nicht mehr bei den Pferden blicken ließ, wo er doch vorher tagtäglich da war. Er machte sich sofort mit dem Wachposten auf und betrat allein das Gemach, das der Mann ihm gezeigt hatte. „SERIKA und YUGO! IHR HIER?“ Takuto stürmte in den Raum und schon fielen sich die drei Geschwister um den Hals. Koji stand derweil hinter einer kleinen Geheimtür, welche von seiner Seite ein Fenster enthielt, während man im Zimmer nur einen länglichen mit viel Gold verschnörkelten Spiegel sah. Von dort aus beobachtete er die ganze Szene im Stillen, um sich so ungehindert ein Bild von Takutos Familie machen zu können. Takuto drückte beide immer wieder an sich. Tränen blitzten verräterisch in seinen Augen, Tränen der Freude, dass er sie endlich wiedersehen konnte. Und man sah den Dreien an, wie sehr sie einander vermisst haben mussten. Takuto nahm seine Schwester an den Armen, streckte seine Eigenen und besah sie sich erst einmal von oben nach unten. „Serika, du siehst toll aus. Du bist in der Zeit ja eine richtige Dame geworden, eine kleine Augenweide!“ Dann warf er einen Blick auf seinen Bruder, der immer noch wie eine Klette an ihm hing, wohl aus Angst er könnte sich jeden Moment in Luft auflösen. Takuto ließ Serika los und beugte sich zu ihm runter. Dann schlang er beide Armen fest um ihn. „Komm her, dich habe ich auch ganz doll vermisst, Yugo!“ Ein Weilchen hielt er ihn fest an sich gedrückt, bis er merkte das die Tränen des Kleineren langsam aufhörten. „Wie ich sehe, bist du in der Zwischenzeit auch ein ganzes Stück gewachsen. Doch erzählt nun endlich, wie kommt ihr hier her?“ „Der Kaiser hat an seine Mutter einen Brief geschrieben, indem er wohl nach uns verlangte“, begann Serika. „Der KAISER?“ Takuto blieb der Mund offen stehen und er schaute von Serika zu Yugo. ‚Wieso? Hat er das auf Grund unseres Gespräches gemacht?’ Serika sprudelte in der Zwischenzeit lustig drauf los. „Die Herrin wollte mich erst nicht gehen lassen. Sie meinte, ich sei gerade soweit, dass ich meine Pflichten bei ihr hätte alleine aufnehmen können. Weißt du, die Zofe die sie jetzt hat, ist nämlich schon sehr alt. Sie war schon Kindermädchen in der Familie, als die Herrin noch nicht geboren war und nun wollte die Herrin sie nicht mehr, weil ihr manchmal die Hände zittern. Und Yugo...“ Serika warf einen Blick auf ihren jüngeren Bruder. „Ich war nicht so wichtig. Ich sollte schon gehen, aber für Serika wollten sie wohl erst jemand anderen schicken.“ Takuto kuckte die Beiden ungläubig an. „Und trotzdem bist auch du hier? Wie hast du das geschafft, Serika?“ „Der Kaiser hat ein weiteres Mal diesen Boten an sie geschickt. Hihihi. Das ist wie ein Befehl, dem auch seine eigene Mutter sich nicht wiedersetzen konnte.“ Lustig funkelte sie ihn an, dann stieß sie ihm mit den Ellbogen in die Seite und sagte „Sag mal, wie hast du den Kaiser eigentlich dazugebracht?“ Takuto erzählte seinen Geschwistern, wie er versucht hat aus dem Palast zu fliehen und dabei dem Kaiser förmlich in die Arme gelaufen war, sowie ihr anschließendes Gespräch, nichts ahnend das dieser auch mithörte. Was dem ganzen voraus gegangen war, verschwieg er aber seinen Geschwistern gegenüber. „Ich wusste nicht, was mich hier erwartete. Der Kaiser hat mich rufen lassen und dann fand ich euch beide hier vor.“ Koji hatte genug gehört. Er verließ sein Versteck, indem er die Geheimtür zum Nebengemach öffnete und sich von dort aus direkt zu dem Gemach begab, wo sich die Geschwister unterhielten. Als er gerade die Türe öffnete, hörte er noch wie Takuto sagte: „ ... man euch beiden gesagt, was ihr hier machen sollt?“ Die Drei sahen zur Tür und wie aus einem Mund kamen von Serika und Yugo: „DER KAISER!“ Dann fielen sie vor ihm auf die Knie. Takuto verneigte sich nur. Koji nickte und ging auf Serika zu, um ihr die Hand zu reichen. Sie legte ihre hinein und Koji sagte nur: „Kommt steht auf. ... Du auch junger Mann.“ Dann wandte er sich an Takuto. „Bist du nun zufrieden? Du kannst sie sehen, wann immer du möchtest. Ich werde es so einrichten, dass Serika obwohl sie zu ihrem eigenen Schutz im Serail wohnt, ihn jederzeit verlassen kann, um dich zu besuchen. In Ordnung? Und da Yugo noch sehr jung ist, kann er mit den anderen Söhnen der Gesellschaft in den Pagenkammern seine Ausbildung vollenden. Vielleicht wird er dann ja mal ein unersetzbarer Würdenträger für mich.“ Plötzlich war es ganz still. Keiner wagte ein Wort zu sagen. „Oder hast du immer noch vor, von hier zu fliehen?“ „Nein, Hoheit, dass habe ich nicht vor. Ich habe jetzt keine Veranlassung mehr dazu, da meine Geschwister hier sind.“, sagte Takuto ganz leise. Und seine Geschwister starrten nur vom Kaiser zu ihrem Bruder. Sie konnten noch gar nicht fassen, das der Kaiser das Wort an ihn gerichtet hatte. ‚Ob er uns wohl alles erzählt hat?’, schoss es Serika durch den Kopf. Aber sie traute sich nicht dieses laut zu fragen. „Das ist gut. Wir beide reden später noch mal darüber.“ Dann wandte er sich an Serika und Yugo: „Der Kapu Aga, mein Obersthofmeister, erwartet euch draußen. Er hat seine Anweisungen von mir. Folgt ihm. Ihr könnt jederzeit ungehindert in diesem Zimmer hier Takuto sehen. Serika, dir wird er den Geheimgang zeigen, der dieses Gemach mit dem Serail verbindet. Sage es niemandem, schon gar keiner Frau. Achte darauf, dass du alleine bist, wenn du den Gang öffnest. Und verriegele ihn jedes mal, wenn du dich in ihm befindest. Hast du das verstanden? Der Titel einer Hanum wird dir die Tore öffnen und du kannst dich ungehindert im Palastgarten bewegen. Sollte dich jemand von den Wachen aufhalten wollen, zeigst du ihnen dieses Schriftstück.“ Damit reichte er ihr ein Blatt Papier mit seinem Siegel darauf, welches er die ganze Zeit in den Händen hielt. „Ja, Hoheit.“ „Ist schon gut. Geht jetzt, es ist schon spät heute Abend und ihr wollt doch den Kapu Aga nicht solange warten lassen?“ Er lächelte den beiden zu. Serika wäre bei dem Anblick fast gestorben. ‚Was für ein Mann! Was für ein Lächeln! Diese Augen konnten ja sogar Wärme abstrahlen! So sieht er nicht mehr so unnahbar aus, wie am Anfang. Das Kaiserliche, Hoheitsvolle ist total verschwunden.’ „Gute Nacht, Hoheit“ kam es bei beiden wieder, wie aus einem Mund. „Und danke für alles Hoheit.“ „Ja, danke Hoheit, dass wir Takuto wiedersehen durften.“, schloss sich Yugo den Worten seiner Schwester an. Sie sahen auf Takuto und von dort auf den Kaiser. „Na los.“ Er zwinkerte den Beiden zu und sie stürzten beide noch mal zu Takuto, um ihn noch einmal zu drücken, bevor sie sich eilig entfernten. Takuto wollte gerade auch gehen. Doch Koji hielt ihn mit einem leisen „Nein. Bleib noch.“, zurück. Er drehte sich um und wartete auf das, was der Kaiser wohl noch von ihm wollte. ‚Würde der Kaiser ihn nun an das erinnern, was er vor fünf Tagen gesagt hatte? Das er sein Leben, für seine Geschwister geben wollte? Ist das der Grund warum er sie hat herholen lassen?’ ‚Allein. Endlich allein mit ihm, hier in meinem Palast, in meinen Zimmern. Wie lange habe ich darauf gewartet...’ „Unterbrich mich nicht. Hör mir einfach nur zu. Ja?“ Koji machte eine kleine Pause, ging auf Takuto zu und legte ihm seine beiden Hände auf die Schultern. „Schlaf mit mir!“ Und etwas leiser: „Ich will dich spüren.“ ... „Noch nie habe ich jemanden um etwas gebeten. Habe immer bekommen was ich wollte ... oder habe es mir einfach genommen. Doch diesmal ist es anders. ... Ich habe mein Herz an dich verloren und will dich nicht verletzen. Dir nicht weh tun... Und ich will dich auch nicht drängen dein Versprechen einzulösen. Ich möchte, ... dass du es freiwillig tust. Ich liebe dich! Und ich habe dies noch nie so ernst gemeint ... wie jetzt.“ Takuto war geschockt, als er dieses Geständnis hörte. Für einen Moment erstarrte er völlig und sah Koji nur ungläubig an. Er war sprachlos. Was sollte er davon halten? Hätte der Kaiser ihn nicht an den Schultern gehalten, hätte er sich nun sicher umgedreht und wäre aus dem Raum gelaufen. Koji bemerkte das Zögern und ließ ihn los, um sich gerade selbst der Türe zu zuwenden, um diesem Gesichtsausdruck in Takutos Augen zu entgehen. ‚Ich hätte es wissen sollen, dass er so reagiert. Ich wusste es doch schon seit dem Kuss damals im Wald. Wieso kann ich... Ich benehme mich wie ein abgewiesenes Mädchen.’ Um so erstaunter war er, als Takuto auf einmal hinter ihn trat und seine Hand auf Kojis linke Schulter legte. Koji drehte sich um, und blickte ihm in seine wunderschönen rehbraunen Augen. „Ich sagte, ich würde mein Leben für meine Geschwister geben. Und das meinte ich auch so, wie ich es sagte. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich sie jetzt jederzeit wiedersehen kann, dass wir wieder vereint sind. Aber...“ Er suchte nach den richtigen Worten. „Ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen und ich weiß nicht, ob ich das kann...“ Koji unterbrach ihn kurz, indem er ihm einen Finger auf die Lippen legte. „Glaubst du ich? ... Viele Lustknaben stehen mir, neben all den Frauen, zur Verfügung, auch wenn ich niemals Gebrauch davon machte. Und ich weiß auch nicht, was mich immer so in deine Nähe zieht. Ich sehne mich einfach nach deiner Gesellschaft, deiner Nähe, deinem Körper – mit einem Wort - nach dir. Manche Nacht habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, weil sich mein Körper bis jetzt nur Frauen gegenüber geregt hat. Aber bei dir ist das irgendwie anders. Ich möchte, dass du immer in meiner Nähe bist. Das du mir ganz nah bist, will dich aber nicht nur sehen, sondern auch spüren. Mein ganzer Körper brennt in diesem Augenblick und sehnt sich nach dir. Selbst Mieko Sultana Chasseki, meine Innigbegünstigte, konnte dieses Gefühl in mir nicht auslöschen. Das kann nur Liebe sein. ... Und ich liebe dich von ganzem Herzen. ... Was liegt da näher, als das? Schlaf mit mir! ... Bitte!“ Seine Augen sahen dabei so zärtlich aus, feucht. So als ob sie sich jeden Moment in Tränen auflösen wollten. Ohne abzuwarten ob ein „ja“ kommt, nahm Koji ihn auf die Arme und trug ihn ins Schlafgemach. Dort legte er ihn auf den seidenen Kissen unter dem großen Himmeldach des Bettes ab. Die Stummen, die über Nacht seinen Schlaf bewachten, hatte er bereits fortgeschickt. Niemand sollte sie stören. Sanft zwang Koji ihn den Kopf zu heben, um ihm in die Augen sehen zu können. Dann berührte er mit seinen Fingern Izumis Lippen und strich zärtlich darüber. „Küss mich, Izumi“, flüsterte Koji, „Küss mich.“ Takuto gehorchte. Er selbst beugte sich zu Izumi hinab und küsste ihn voller Leidenschaft. Kojis Finger begannen Izumis Körper daraufhin sanft zu liebkosen. Jedoch erwiderte Takuto seine Zärtlichkeiten zuerst nur zögernd. Es war ganz offensichtlich, dass er immer noch ein wenig verunsichert war. Nicht so recht wusste, was er davon halten sollte. Vielleicht empfand er sogar Furcht, vor dem was ihn erwartete? Aber er versuchte sie zu verstecken. Er musste sich eingestehen, dass es wundervoll war, auf diese Art liebkost zu werden. Andererseits war er immer noch verunsichert, weil Koji ebenfalls ein Mann war. Dessen ungeachtet war Koji zweifellos ein sehr geschickter Liebhaber, der schon bald Takutos Bedenken zerstreute. Jetzt spürte er auch, wie sanft Kojis Liebkosungen waren. Zärtlich streichelte er seinen Rücken, während die Finger seiner anderen Hand mit Izumis Haaren spielte. „Oh“, hauchte Izumi zwischen zwei Küssen voll inniger Leidenschaft. Es war schön, Koji so nah zu sein, von ihm geküsst und gestreichelt zu werden. Jetzt berührten Koji seine Lippen die weiche Haut von Izumis Wange. Kurz darauf spürte er sie an seinem Ohr und dann bedeckte er auch schon Izumis Hals mit lauter kleinen Küssen. „Wie sehr ich dich begehre, Izumi...“ flüsterte er Takuto ins Ohr. Izumis rascher Herzschlag schien ihm zu sagen, dass er ihn ebenfalls begehrte. Sein Atem kam in kurzen Stößen, genau wie der seine. Takuto registrierte, wie heftig sein Herzschlag und wie rasch sein Atem ging. Seine Haut begann zu kribbeln und eine Hitzewelle durchlief seinen Körper. Zärtlich streichelte Koji ihn überall, während er Takuto immer wieder leidenschaftlich küsste. Er ließ sich unendlich viel Zeit seinen Geliebten auf alle nur erdenklichen Arten zu verführen. Er sollte es genau so empfinden wie er selbst. Diese Glut, dieses Feuer, dass bereits in im selbst brodelte. Schließlich drang er in ihn ein. Erst ganz langsam, um ihm keine Schmerzen zu zufügen, später immer schneller werdend. Plötzlich ein Schrei... „KO–JIIII!“ „JAA, ENDLICH! Nenn noch mal meinen Namen!! BITTE! Endlich hast du ihn ausgesprochen, ohne diese ewigen Respektsbezeugungen. Ich will ihn noch einmal hören.“ Koji bewegte sich immer schneller in ihm und beobachtete jede von Takutos Bewegungen, wie sich der Körper unter ihm aufbäumte, sich ihm immer weiter entgegen drängte. Endlich schien er den Punkt wieder berührt zu haben und wieder rief Takuto mit erzitternder und höchst erotisch klingender Stimme: „KOO–JIII! Bitte – nicht – auf – hö – ren!“ Takuto biss sich auf die Lippe. Das wollte er eigentlich nicht sagen, aber das Gefühl... das ihn da durchflutete, ließ alles bis jetzt da gewesene verblassen. Er wollte nicht, das es aufhörte. Und Koji kam seinem Wunsch gerne nach. Er hielt ihn ganz fest und trieb ihn immer höheren Genüssen entgegen. Erschöpft fielen sich die Zwei in die Arme, nachdem sie Beide zum Höhepunkt gekommen waren. „Ich liebe dich, Izumi. Ich liebe dich so sehr. Bleib bei mir! Verlass mich nicht!“ Koji kuschelte sich an Takuto und nahm ihn ganz zärtlich in die Arme. „Zieh zu mir. Ich lass den anderen Flügel des Köschk Hebetullah von Mieko Sultana räumen und du ziehst dort ein. Ja?? Bitte! Lehne das nicht ab. Du hast gehört, dass das Köschk durch einen Geheimgang mit dem Serail verbunden ist und Serika könnte dich dadurch jederzeit hier unbemerkt aufsuchen. Morgen werde ich alles regeln, wenn du es willst. Willst du? Bitte!“ Das letzte Wort klang so, als ob er Angst vor einem NEIN hatte. Voller Erwartung hielt er ihn im Arm. Doch Takuto strich mit seiner rechten Hand Koji nur eine Strähne von den Augen, beugte sich ihm leicht entgegen und gab ihm einen Kuss auf den Mund. „Heißt das jaaaa?“ Koji strahlte glücklich. „Ja, Koji. Das heißt es. Aber auch ohne das du mich an Serika erinnerst, nehme ich dein Angebot an, Koji.... Danke!“ „Du machst mich zum glücklichsten Menschen auf der Welt. IZUMI!!!“ „Sag: Liebst du mich?“ Takuto senkte den Kopf. Er konnte ihn einfach nicht ansehen, wenn er diese Frage beantworten sollte. „Das kann ich dir nicht sagen. Das Gefühl eben war sehr schön. Aber ich werde es versuchen.“ „Versuchen.“ Kojis Stimme klang etwas traurig. Dann fasste er sich aber wieder, griff nach Takutos Kinn und hob es an, damit dieser ihm in die Augen sah. „In Ordnung. Lass dir Zeit. Ich will dich nicht bedrängen... Aber ich darf doch jederzeit zu dir kommen?“ Koji zog ihn ganz nah an sich heran und dann... dann küsste er ihn, voller Leidenschaft und noch bevor Takuto was sagen konnte. ‚Ich werde schon dafür sorgen, dass du mich bald genau so sehr liebst, wie ich dich, mein Engel!’ Lange lagen sie sich noch in den Armen und küssten sich, bis sie endlich beide vor Erschöpfung einschliefen. Am nächsten Morgen veranlasste der Kaiser gleich als erstes, dass die Sultana auszog. Diese unglückselige Aufgabe überließ er ganz seinem Kapu Aga. Takasaka Toshiyuki war diese unerfreuliche Aufgabe schon gewöhnt. War die Mieko Sultana Chasseki doch nicht die erste Frau, die das Köschk wieder verlassen musste. Aber immerhin, hatte sie geglaubt den Kaiser eines Tages heiraten zu können.
Die Chasseki tobte und schmiss die Vasen nach ihm. ’Welch eine Niederlage für mich. Die Frauen werden sich ins Fäustchen lachen. Die nächsten Wochen wird das im Serail der Gesprächsstoff Nummer 1 sein. Oh nein! Welche Blamage! Wer mag Kojis neueste Eroberung sein? Wenn ich dass herausbekomme, kratze ich ihr die Augen aus. Mich einfach beim Kaiser auszustechen und mir meine so schön geplante Zukunft zu zerstören. Diese Hexe... Wenn ich DIE erwische...’ Doch am Ende nützte alles nichts, weder die zerbrochenen Stücke noch die Schmähworte mit denen sie sich zur Wehr setzte, konnten daran etwas ändern. Der Befehl des Kaisers war eindeutig und sie musste ihre Gemächer räumen und zurück in den Harem.
Nachdem der Kapu Aga auch die Reinigung der Gemächer veranlasst hatte, erstattete er seinem Kaiser Bericht, dass alles zu Seiner Zufriedenheit erledigt worden sei. Auch einige der Möbelstücke waren entfernt und durch andere ersetzt worden. Der Kapu Aga konnte sich zwar nicht vorstellen, warum die riesige goldene Schminkkonsole aus dem Ankleidezimmer entfernt werden und statt dessen auch dort ein riesiges Bücherregal hinein sollte, aber die Befehle des Kaisers zu hinterfragen stand ihm nicht zu. Vielleicht wollte er diese Räumlichkeit jetzt selbst beziehen? Vielleicht gefielen ihm die alten Gemächer im anderen Flügel nicht mehr und er suchte Abwechslung?’ „Ist in Ordnung, Takasaka. Du kannst dich dann wieder deinen anderen Aufgaben widmen. Ich brauche dich heute nicht mehr.“ Mit diesen Worten entließ Koji seinen Obersthofmeister und machte sich auf den Weg zu dem Schlafgemach, wo er seinen Izumi vor nicht ganz drei Stunden noch schlafend zurückgelassen hatte. Aber wie er ankam, fand er das Zimmer leer vor. Nichts wies daraufhin, was sich hier noch vor einigen Stunden abgespielt hatte. ‚LEER. AUSGEFLOGEN. Wo ist er hin? Er wird doch nicht wieder zu den Pferden sein...?’
Es klopfte an der Tür. „Ja?“ Katsumi kam herein und wollte ihn gerade an die Audienz erinnern, zu der er schon seit einer halben Stunde von Gesandten erwartet wurde, als er bemerkte, das was nicht stimmte. „Was ist? Hast du die Gesandten vergessen? ... Koji sie warten...“ „Katsumi...“ Kojis Stimme zitterte. „Ja?... Geht es dir nicht gut? Soll ich den Hakim (Arzt) kommen lassen?“ „Nein, brauchst du nicht. Aber übernehme du heute die Gesandten und halte mir bitte auch den restlichen Tag frei. Ja? Tust du das? Und ich bin für niemanden heute zu sprechen.“ „Ist in Ordnung. Aber ... wenn die Gesandten nicht mit mir...“ „Dann vertröste sie auf morgen. Nicht heute. Ich muss erst noch einiges regeln.“ „Geht klar! Wenn du mich brauchst lass mich rufen.“ „Ich dank dir. Aber ich selbst brauche dich heute nicht mehr.“ Katsumi ging zur Tür, drehte sich noch einmal um, als er durch sie hindurchschritt und sah schon wieder wie Koji ins Grübeln verfallen war.
‚Warum hat er nicht gewartet? Er ist einfach verschwunden? Dabei wusste er doch, dass er ins Köschk einziehen sollte.’ Schnell zog er seine Reitsachen an und verschwand in Richtung Stall. ‚Ich muss das noch mal mit ihm klären. Es ist zwar einfacher ihn holen zu lassen... aber...’ Inzwischen kam er beim Stall an und sah ihn, wie er sich gerade ganz versonnen um den Schimmel kümmerte. „Izumi, ich möchte mit dir ausreiten.“ Takuto erschrak, fing sich aber sogleich und lächelte. Schnell machte er den Hengst des Kaisers fertig und wollte gerade sein Pferd satteln, als Koji sagte: „Nein, nicht das Pferd, nimm den anderen Hengst. Er braucht auch Auslauf. Er kennt dich und wird dich nicht abwerfen.“ Takuto guckte ungläubig, tat aber wie ihm geheißen. Zusammen ritten sie wieder durch die Stadt, hinaus zum Wald und stiegen beide vom Pferd ab. Während sie den Pferde erlaubten auf der Lichtung zu grasen, drehte sich Koji zu Takuto. „Izumi. Sag, was war los... Izumi. Warum bist du vorhin gegangen. Ich dachte, ich hätte dich gebeten ins Köschk einzuziehen?“ Takuto traute sich nicht, sich zu ihm umzudrehen. Es war zwar ungehörig dem Kaiser seinen Rücken zu zudrehen, aber der Kaiser kannte seinen Rücken inzwischen ja auch. „Ja. Hast du Koji. Doch was werden die anderen sagen, wenn ich plötzlich dort einziehe? Sie werden reden und sich die Mäuler zerreißen....“ Schnell ging Koji auf ihn zu und umarmte ihn von hinten, drehte ihn zu sich um und verschloss ihm die Lippen mit einem Kuss. „Niemand wird es wagen... oder er wird es bereuen!“ „Aber ... ich muss doch meine Arbeit machen. Die Leute werden tuscheln, wenn ich hinterher wieder in den Palast gehe.“ „Deine Arbeit?“ „Ja, die Pferde.“ „Ach so!“ Koji lächelte. „Nein, dass brauchst du nicht mehr. Du kannst ausreiten, wann immer du willst, aber die Pflege der Pferde übernimmt ab heute wieder der Oberststallmeister persönlich. Das werde ich, sobald wir zurück sind, veranlassen. Du kannst ab heute tun und lassen was immer du willst. Lesen, ausreiten, im Park oder der Stadt spazieren gehen, mit deinen Geschwistern die Zeit verbringen oder was immer du auch möchtest. Nur um eins möchte ich dich bitten, sei bei den Beratungen und Audienzen mit dabei. Ich möchte hinterher mit dir über das dort Gesprochene reden. Ich möchte deine ehrliche Meinung wissen. Du kennst das Volk besser als wir. Du hast unter ihnen gelebt, einiges gesehen, erlebt und auch unerfreuliches durchgemacht. Und du kannst mir besser als meine Wesire in diesen Dingen raten. Was meinst du, warum ich auf unseren Ausritten immer wieder deine Meinung hören wollte? Sei einfach so was wie mein persönlicher Berater. Ich verleihe dir den Titel eines Paschas, Izumi und du wirst meine rechte Hand.“ „D..d..das ist zu viel.“ Takuto blieb bei dem ebengehörten glatt die Stimme im Hals stecken. „Nein. Izumi. - Ich liebe dich. Izumi. Und ich möchte, dass du immer in meiner Nähe bist, auch wenn du nicht das gleiche für mich, wie ich für dich, empfindest. Dir soll es an nichts fehlen. Die Zimmer sind für dich schon hergerichtet. Ich habe dir auch ein paar sehr schöne Bücher in deine Zimmer stellen lassen, da ich weiß, wie gerne du liest. Ansonsten hole dir, was immer du lesen willst. Die Bibliothek ist nicht weit von deinen Räumen entfernt. Dort findest du alles mögliche. Und damit du siehst, dass ich es auch ernst meine, will ich dir den Hengst schenken, den du so sehr in dein Herz geschlossen hast.“ „Den Araberhengst, mit dem ich eben...“ „Ja, genau den. Wieso. Magst du einen anderen lieber?“ „N.e.i.n.“ „Er gehört dir.“ „Aber du hast ihn doch für dich zugeritten.“ „Ja und? Es ist doch nur ein Pferd wie viele andere auch in meinen Ställen. Und wenn wir zusammen ausreiten, brauchst du doch ein Pferd oder? Was liegt da näher, als das du das Tier nimmst, welches dir so gefällt? Ich will dich nicht kaufen, sondern dir nur eine kleine Freude damit machen.“ Koji strahlte ihn an. „Danke,“ hauchte Takuto immer noch ungläubig. Doch dann lehnte er sich glücklich an Koji und kuschelte sich in seine Arme. „Danke, ich freue mich sehr.“ So standen sie Beide noch ein Weile, bis es Zeit wurde zurückzukehren. Sie saßen gerade auf, als ein Schuss, der durch den Wald hallte, die Pferde erschreckte. Koji hatte seins recht schnell wieder unter Kontrolle, aber Takuto sein Hengst, ging mit ihm durch und rannte erschreckt tiefer in den Wald hinein. „I...ZU...MI!!“ Koji schrie ihm noch hinterher und versuchte mit seinem Pferd seinem Geliebten hinterher zu reiten, aber überall hingen herabhängende Äste, die dieses Vorhaben erschwerten. Takuto klammerte sich an den Hals des Pferdes und wollte es beruhigen, doch nichts hatte den gewünschten Erfolg. Noch bevor er es bemerkte, hatte ihn ein tiefhängender Ast gestreift und er saß bewusstlos im Sattel. Ohne sich festhalten zu können, stürzte er auch gleich vom Pferd, hing aber mit einem Fuß im Steigbügel fest und wurde von dem Hengst hinter sich her geschleift. Der Wilderer, welcher den Schuss abgegeben hatte, weil er einen kapitalen Hirsch erledigen wollte, hockte auf einem Baum. Er sah das Pferd mit dem daran hängenden scheinbar ohnmächtigen Mann, sprang schnell vom Baum auf dem er hockte auf das Pferd und brachte es mit einem Ruck zum stehen. Schnell stieg er ab, band es fest und kümmerte sich um den jungen Mann. Takuto kam gerade wieder zu sich, als Koji auch schon die Stelle erreichte. Er sprang vom Pferd, warf die Zügel über einen abgebrochene Ast von einem Baum und eilte recht unkaiserlich zum Verletzten. Er beugte sich zu ihm runter und ohne dem Anderen zu danken oder ihn eines Blickes zu würdigen, schloss er Takuto in seine Arme. „IZUMI! Wie geht es dir? Alles in Ordnung? Hast du dir was getan? Tut dir was weh?“ „Alles ... okay. ... Mir tut ... nur alles.. weh ... und mir... ist schlecht. ... Das wird...schon...“ „Der Hakim wird sich sofort um dich kümmern, sobald wir zurück sind.“ Dann wandte Koji sich an den immer noch daneben stehenden Mann. „Wer bist du?“ „Ein einfacher Jäger. Ich heiße Hisaya Kunihide.“ „Ein Jäger? ... Hast du geschossen und damit die Pferde erschreckt?“ Der Fremde erschrak. ‚Wenn ich das zugebe, bin ich geliefert.’ Der ihn angesprochen hatte, sah nicht gerade arm aus. Er wusste zwar nicht, wer es war, aber er sah aus, als ob er sehr mächtig war und ihn ins Gefängnis sperren könnte oder vielleicht sogar Schlimmeres. Deshalb beschloss er ihm eine Lüge aufzutischen. „Nein. Ich verfolge schon seit ein paar Tagen einen Wilderer hier im Wald. Kann seiner aber nicht habhaft werden. Immer wieder entwischt er mir.“ „Hmm.“ Koji sah zwar keine andere Person auf seinem Weg durch den Wald, aber die Geschichte klang glaubhaft. Der Wald war groß. Er hätte in eine andere Richtung laufen können. Takuto hatte schon wieder die Augen geschlossen und lag bewegungslos ihn Kojis Armen. „Hilf mir, ihn aufs Pferd zu setzen, damit wir zurückreiten können und führe uns so schnell wie möglich aus dem Wald.“ Gesagt. Getan. Da Takutos Pferd sich beruhigt hatte und friedlich graste, sah Koji auch keine Veranlassung, das Pferd zurückzulassen. Er setzte seinen Izumi vor sich aufs Pferd, damit er nicht runterfällt, hielt ihn mit einer Hand fest an sich gedrückt, mit der anderen führte er sein eigenes Pferd. Der Fremde ging mit Takutos Pferd am Zügel voran, bis sie aus dem Wald heraus waren. „Hisaya Kunihide. So war doch dein Name? ... Komm morgen früh zum Palast und nenn der Wache deinen Namen. Ich will dich für deine mutige Tat belohnen.“ Dann nahm er dem Fremden die Zügel aus der Hand und setzte sich mit den Pferden in Bewegung, ohne auf eine Antwort zu warten. ‚In den Palast? Oh Gott, dass war der Kaiser! Die Hauptsache er erfährt nicht, wer ich wirklich bin, dann bin ich erledigt. ... Wenn ich nicht hingehe?... Nein, dann könnte er erst recht nach mir suchen lassen. Er darf nicht erfahren, dass ich der Anführer der Rebellen bin.’
Der Kaiser hatte wieder den schnelleren Weg, durch die kleine versteckte Pforte gewählt. Endlich am Palast angekommen rief er sofort nach einer Trage und übergab dann die Pferde einer Wache, der sie zum Oberststallmeister bringen sollte. Zwei Wachleute brachten eiligst eine Tragbahre herbei und der immer noch bewusstlose Takuto wurde darauf gelegt und ins Köschk gebracht. Koji ließ ihn gleich in seinen neuen Gemächern zu Bett bringen. Der Hakim der in der Zwischenzeit von einem weiteren Wachmann herbeigeholt worden war, schickte alle – außer den Kaiser – raus und kümmerte sich gleich um ihn. Zuerst hielt er ihm eine Art Riechsalz unter die Nase, die ihn wieder zurück holte. Dann untersuchte er ihn genauer, stellte aber nur Verstauchungen und Prellungen fest. Zum Glück war nichts gebrochen. Aber es sah so aus, als ob er eine leichte Gehirnerschütterung hatte. Er verordnete ihm erst einmal ein zwei Wochen Bettruhe und ging dann um seine Anweisungen bezüglich des Patienten an die Bediensteten zu erteilen. Die Zeit bis der Arzt seine Untersuchungen abgeschlossen hatte, kam Koji wie eine Ewigkeit vor, er stand am Fenster und sah hinaus auf den Hafen, den man von hier aus gut übersehen konnte. Endlich waren sie wieder allein. Sofort ging er zu Izumi hinüber und zog sich einen Stuhl neben das Bett. Takuto war schon wieder eingeschlafen. Der Hakim hatte ihm irgendwas eingeflösst, damit er wieder schneller auf die Beine kommt. Nach einigen Stunden wachte er auf und als er die Augen aufschlug, sah er Koji neben sich am Bett sitzen. „Na, endlich aufgewacht? Geht es dir etwas besser?“ „Ja, mir ist nur noch ... etwas schwindelig.“ ‚Wie spät mag es sein? ... Und ... wo bin ich eigentlich hier?’ Takuto sah sich in dem großen Zimmer um. Es war bereits Nachmittag. Riesige Fenster waren auf zwei der Seiten und jedes hatte in seiner ganzen Länge einen Balkon. Davor befanden sich, vor jedem der Fenster, 2 riesige Bodenvasen mit den verschiedensten Blumen. Die Decke des Raumes war mit einer Waldsszene und Hirschen bemalt worden, und lief zu den Wänden hin in Gold- und Holzverzierungen aus. Die Wände waren auch hier von kostbaren gelblich gehaltenen Geweben verhüllt, die von weiteren Malereien und Holzverzierungen unterbrochen wurden. Aber nirgendwo störten menschliche Bildnisse das Auge, alle Darstellungen waren nur Abbilder von Fauna, Flora oder einfach nur Ornamente. Zwei mit feinen Schnitzereien versehene Türen aus dunklem Holz befanden sich an den anderen beiden Seiten. Neben der einen, zwei große goldene Spiegel mit glitzernden Diamanten und im Licht leuchtenden Granatsteinen, die auf beiden Seiten von prächtigen dreiarmigen Kristallkandelabern umgeben waren und neben der Anderen ein flacher langer Schrank mit einer dicken Marmorplatte darauf, auf der kostbare goldene Bergkristallgefäße, gefüllte Karaffen und eine große kunstvoll gearbeitete Schatulle standen, die ebenfalls Diamanten und blutrote Granatsteine in ihr dunkles Holz eingearbeitet hatte. Darüber ein herrliches Gemälde. Und da hinten stand noch ein Tisch mit einem weiteren Stuhl, auch aus dunklem Holz. Er selbst lag in einem prunkvollen Himmelbett, während der Boden mit teuren ornamentreichen Teppichen bedeckt war. Koji beobachtete ihn, während Takuto die Augen durch den Raum schweifen lies. „Gefällt es dir hier?“ „Ja.“ „Ab jetzt wirst du hier immer schlafen.... Das heißt, ... falls du meine Räume nicht vorziehst.“ „Koji. Aber ich bin soviel ...“ „Was? Soviel Reichtum nicht gewöhnt? Wenn es dir nicht gefällt, sag mir oder dem Kapu Aga - Takasaka Toshiyuki - er ist mein Obersthofmeister, was du willst und es wird alles nach deinen Wünschen geändert. Deine persönlichen Sachen sind schon geholt worden. Diese, neue Kleidung und andere Dinge deines Bedarfs findest du nebenan im Ankleideraum. Wenn du durch die Türe dort durchgehst,“ Koji zeigte auf die Tür zu Takutos linker Seite, „... kommst du von dort aus in deine anderen Gemächer. Deine Bediensteten stehen dir ab morgen zur Verfügung. Und die Anderen lernst du kennen, wenn du wieder gesund bist.“ „Ich... ich brauche keine Diener. ICH kann alles alleine.“ „Ich weiß. Trotzdem. Jetzt bleibst du schön im Bett und schläfst dich aus. Das Abendessen wird dir nachher gebracht. Ich sehe später noch mal nach dir.“ Er lächelte ihm zu, neigte sich zu ihm runter und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ruh dich aus. Dein Pferd steht im Stall, ihm ist nichts passiert.“ Dann ging er hinaus und lies Takuto in dem riesigen Raum allein. ‚Ja, schlafen – vielleicht ist das alles nur ein Traum.’ Damit schloss er die Augen und versank schon wenig später wieder in einen traumlosen aber erholsamen Schlaf. Als Koji einige Stunden später noch mal nach ihm sah, inzwischen hatte er sich leichtere Sachen angezogen, lag Izumi immer noch friedlich schlafend im Bett. Das Abendessen stand unter einer großen Glocke auf dem Tisch. Koji setzte sich auf den Stuhl und beobachtete ihn still, bis er selbst auf dem Stuhl einschlief. Als Takuto bei Morgengrauen erwachte, bemerkte er dass es doch kein Traum war und vor allem, er war nicht allein. Koji saß immer noch zusammen gesunken auf dem Stuhl neben seinem Bett und schien die ganze Nacht über hier gewesen zu sein. Er richtete sich langsam auf und bemerkte, dass ihm immer noch etwas übel war. Aber er ignorierte das Gefühl und fasste vorsichtig Kojis Schulter an. „Koji. Wach auf.“ „..hmm..?“ Kam gequält zu ihm rüber. Koji schlug die Augen auf. „Oh, bin ich eingeschlafen? Wie geht’s dir?“ „Du solltest lieber noch ein paar Stunden schlafen gehen, statt hier zu sitzen. Du kannst nicht immer alles auf deine armen Wesiren abwälzen.“ „Du hast ja Recht. Kommst du ohne mich hier zu recht? Ich glaube nach lesen wird dir wohl im Moment nicht zumute sein? Auf jeden Fall wirst du noch eine Weile das Bett hüten müssen. Du siehst immer noch sehr blass aus. Ich komme sobald ich Zeit habe und sehe nach dir.“ „Nun geh schon. Ach ja, sag bitte meinen Geschwistern nichts. Ich möchte sie nicht unnütz beunruhigen.“ „Willst mich wohl loswerden?“ Kojis Augen funkelten wieder übermütig und um seinen Mund zuckte es verräterisch. Takuto erschrak. „Nein. So sollte das nicht klingen.“ Er lies sich wieder in die Kissen fallen. „Ist schon gut. Ich geh dann. Bis später.“ Damit war er auch schon durch die Tür hinaus.
Etwa zwei, drei Stunden später wurde dem Kaiser Hisaya Kunihide gemeldet. Als Koji den Raum betrat verneigte der sich vor ihm. „Gut, dass du gekommen bist. Möchtest du hier im Palast arbeiten?“ „Ja, Eure Hoheit. Wer könnte so ein Angebot ausschlagen.“ „Da du gestern ohne zu zögern das Leben von Takuto Pascha gerettet hast, möchte ich, dass du das auch weiterhin tust. Beschütze ihn mit deinem Leben, falls er in irgendeine Gefahr geraten sollte. Du wirst, sobald er wieder gesund ist, ihn überall hin begleiten und sollte was Ungewöhnliches passieren, mir sofort Bericht erstatten.“ Damit warf er ihm einen Geldbeutel mit Dukaten zu. „Das ist mein Dank für gestern. Hast du alles verstanden?“ „Ja, Eure Hoheit.“ Koji drehte sich um und das war das Zeichen, das der Andere aus seiner Gegenwart entlassen war. ‚Oh man, dass ich so leicht in den Palast komme, damit habe ich gar nicht gerechnet. Ein Weilchen werde ich das Spielchen wohl mitmachen. Mal sehen, wozu es nütze ist.’ Er verneigte sich, stand auf und ging hinaus, wo ein Bediensteter schon auf ihn wartete.
Erst am Abend waren Koji und Izumi wieder allein. Den ganzen Tag über wurde Koji von einer Konferenz mit dem Mufti, bei der Besichtigung des Pagenkorps, wo er auch wieder auf Yugo stieß und beim Empfang seiner weiblichen Verwandten festgehalten. Nachdem alle Diener entlassen waren, konnte er endlich wieder nach Izumi sehen. Er hatte seine kaiserliche Robe inzwischen wieder durch ein leichtes Hausgewand ausgetauscht und da er es nicht benötigte auch sein Schwert, welches eigentlich mehr ein Rangabzeichen, als eine Waffe war, abgelegt. Dieses Schwert trug er als Ersatz für Zepter und Reichsapfel, welche er nur bei besonders feierlichen Anlässen in Händen hielt. Es war sehr elegant, leicht in der Hand und vor allem so scharf, dass man damit hätte Haare spalten können. Der goldene Griff war schlangenumwunden, abwechselnd mit Granat und Diamanten besetzt. Die gleichen Steine zierten auch den kreuzförmigen Orden und den Stern den er sonst trug. Sie gehörten zu einem Garnitur, die ihm ein europäisches Herrscherhaus zu seiner Thronbesteigung geschenkt hatte. Eigentlich trug er sie bisher immer, außer wenn er den Harem betrat oder aber, wenn er mit Katsumi ausritt, musizierte oder Schach spielte. Dann wurde er zu einem anderen Menschen und legte jeglichen Schmuck und Waffen ab, wollte aus der Rolle des Kaisers, des Padischah des Landes ausbrechen und einfach nur ein gewöhnlicher Mensch sein.
Als er Izumis Schlafgemach betrat bemerkte er sofort, dass Izumi nicht mehr im Bett lag. Takuto hatte sich inzwischen ebenfalls ein leichtes Hausgewand angezogen und wollte sich gerade was zu trinken holen. „Solltest du nicht liegen bleiben?“ „Bin ich ja auch, bis vor etwa einer Stunde. Dann habe ich ein bisschen die Aussicht bewundert. Ich brauchte einfach ein bisschen frische Luft und war draußen auf dem Balkon.“ Koji sah, dass er einen der Stühle auf den Balkon gestellt hatte, von wo man den Palastgarten überblicken konnte. „Ich werde dir eine Liege schicken lassen, dann kannst du dich draußen hinsetzen oder legen, wenn dir danach ist. Aber überanstreng dich nicht.“ „Danke für alles.“ Takuto lächelte Koji an. Während Koji den Stuhl wieder reinholte, um sich dann an den Tisch zu setzen, füllte Takuto aus den Karaffen zwei Gläser - eines mit rotem Wein für Koji und eines mit Wasser für sich. Dann brachte er sie zum Tisch und setzte sich zu ihm. „So in Gedanken?“ „Nein, eigentlich nicht. Ich wollte dir nur sagen, dass ich den jungen Mann von gestern, der dein Pferd wieder zum Stehen brachte,... ah ja Hisaya Kunihide. Also ich habe ihn in deine Dienste gestellt. Er wird so was wie deine Leibwache sein.“ „Muss das sein? Ich brauche keine Leibwache. Das gestern hätte er auch nicht verhindern können.“ „Nein vielleicht nicht, aber du brauchst trotzdem jemanden. Und da er dir bereits einmal das Leben gerettet hat... Reden wir nicht mehr darüber. Er ist bereits eingewiesen und wird dir überall hin folgen, wenn du dich außerhalb des Köschk aufhältst.“ „Oh nein, willst du mich jetzt wie einen Gefangenen behandeln?“ „NEIN. Wie kommst du da drauf? Ich will dich nur vor Anschlägen auf dein Leben beschützen. Mehr nicht.“ „Und ich kann dir das nicht ausreden?“ „Nein, es ist nur zu deinem Besten. Entweder ihn oder jemand anderen. Wen immer du willst.“ „Er ist so gut wie jeder andere. Ich kenne niemanden hier, dem ich mein Leben anvertrauen möchte.“
In der Zwischenzeit, seit diesem Gespräch, sind mehrere Wochen vergangen, Takuto ist längst wieder gesund und wurde in den Diwan als Berater eingeführt. Alle, außer dem Großwesir Katsumi, waren davon total überrascht. Konnten aber gegen den Wunsch des Kaisers, nach einer Stimme die das Volk kannte, nichts einwenden. Er hatte gleich nach seiner Genesung die Papiere und den Titel, sowie die dazugehörigen Besitztümer und Privilegien eines Paschas von Koji erhalten und konnte so ungehindert jederzeit – ob bei Tag oder Nacht – Koji in seinen Räumen aufsuchen, ohne dass ihm jemand den Weg versperren durfte. Tagsüber, wenn er nicht mit im Diwan saß, ritt er viel aus oder ging unter die Leute und es blieb nicht aus, das er Hisaya näher kennen lernte und sie sich anfreundeten. Da er Takuto sowieso überall hin folgen sollte, machte er eben das beste daraus. Als Hisaya ihm dann bei einer Messerstecherei die in einer der Spelunken am Hafen passierte, erneut das Leben rettete, wobei Hisaya allerdings leicht verletzt wurde, versprach Takuto ihm: „Nun verdanke ich dir schon ein zweites mal mein Leben. Nie werde ich dich töten oder zulassen, das dir ein Leid geschieht.“ Wie er Koji spät am Abend davon berichtete, war dieser recht froh darüber, dass die Sache so glimpflich abgelaufen war und das Izumi nichts passiert war. Immer wieder nahm er ihn in den Arm um sich zu vergewissern, dass ihm wirklich nichts geschehen ist. Ihn immer noch fest in beiden Armen haltend bog Koji seinen Oberkörper zurück, um ihm besser in die Augen sehen zu können. „Und wieder mal hab ich Recht behalten, dir eine Leibwache zur Verfügung zu stellen. Bitte geh da nicht wieder hin. Selbst ich meide mit meinen Leuten diesen Ort. Er ist für seine ständig betrunkenen Seeleute bekannt und dort kommt es sehr oft zu Messerstechereien. Versprichst du mir das?“ „Ja, ich verspreche es dir.“ Koji gab ihm einen Kuss und zog ihn dann zum Bett, wo sie beide die Nacht mit einander verbrachten. Und nur die Sterne die durch die Fenster funkelten, waren Zeuge dieser romantischen Nacht.
So gingen die Tage dahin, mit viel Arbeit für Koji und viel Freizeit Takuto. Die Abende und Nachts waren sie beieinander. Manchmal nahm sich Koji einfach ein paar Stunden frei und sie ritten gemeinsam aus. Aber diese Stunden waren leider immer zu schnell wieder vergangen. Koji sah vom Zimmer aus, das Izumi mit einem Buch unten im Palastgarten neben dem Brunnen saß. Er war gerade auf dem Weg zu ihm, als... „KO-JI!“ Er drehte sich um und wartete bis Katsumi heran war. „Ah, Katsumi mein Freund! Du bist zurück? Gibt es Neuigkeiten?“ „Um ehrlich zu sein - schon! Aber ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.... Ich habe herausbekommen, dass Sultan Hirose wahrscheinlich noch einen Sohn hatte.“ „WAAAAASSSSSSSS? DAS DARF DOCH NICHT WAR SEIN! Nimmt das denn nie ein Ende? ... Wo ist er?“ „Das wissen wir noch nicht. Er soll gleich nach seiner Geburt zu Pflegeeltern gegeben worden sein. Doch die sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Danach kam er für ganz kurze Zeit ins Waisenhaus und dann erneut zu Pflegeeltern, welche auf mysteriöse Weise in ihrem Haus verbrannten. Ob das Kind, Sultan Tatsuomi, mit dabei war, keiner weiß es. Da hört jede Spur auf.“ „Hmm, hört sich an wie inszeniert. Du hast Recht. Aber er kann höchstens ein paar Monate alt sein. Also mach dir erst mal noch keine Sorgen.“ „Ich zerbreche mir ja auch nicht den Kopf darüber. Denn noch ist er ja nicht in der Lage dich zu stürzen. Außerdem wissen wir auch nicht, wie alt Sultan Tatsuomi wirklich ist. Vielleicht hatte Sultan Hirose seinen Sohn ja auch schon seit Jahren wohlweislich verschwiegen, vor der Welt? Wer weiß das schon so genau? Er könnte ja geahnt haben, dass Du den Thron besteigst, dass du der Stärkere von Beiden bist, wusste er ja auch und könnte so die Sache schon von langer Hand aus geplant haben. Um seinen Erben vor dir zu schützen. Aber...“ „Nichts, aber!“ „Koji! Deine Wesire wollen das du heiratest. Gestern Abend haben sie sich versammelt und haben lange darüber nachgedacht.“ „Warst du etwa auch dabei?“ „Nein Koji!“ Ich habe es erst heute früh erfahren. Du kennst doch die Vier. Dein Wesir Takafumi Pascha war heute morgen bei mir und hat mir alles berichtet und mich um Unterstützung gebeten.“ „Hmmh ... und nun?“ Koji stand da wie angewurzelt. ‚Heiraten?’ Nein, er wollte keine Frau. Izumis Gesicht tauchte vor ihm auf. „Wenn ich heirate, ... was wird dann aus ihm? Ich kann und will ihn nicht aufgeben und keine Frau, die ich kenne, wäre bereit Izumi neben sich zu dulden. Davon abgesehen ich möchte gar nicht wissen, was er dazu sagt.“ „Ich verstehe was du meinst.“ „Nein, ich heirate nicht. Ich habe genug Frauen im Harem. Es reicht, wenn ich...“ „Aber die Kinder wären nicht legitim?“ „Na und?! Wer garantiert mir, dass ein legitimer Sohn solange am Leben bleibt, bis er den Thron übernehmen kann. Sag’s mir! Krankheiten, Unfälle, Kriege, alles mögliche kann passieren.“ „Da ist was dran.“ „Ich habe um den Thron gekämpft und gewonnen, bis es so weit ist, wird uns schon was einfallen. Aber lass es nun genug sein, ich mag nicht an so was denken. Tue mir nur einen Gefallen, rede den Vieren das mit der Heirat aus. Ja?“ „Okay Koji, ich versuch’s. Aber du bist mir dann was schuldig.“ Dabei zwinkerte er seinen Freund an und beide mussten lachen. „Auch das. Wenn du nicht gleich das Reich willst, kannst du fast alles haben. ... Was möchtest du?“ „Lass uns nachher zusammen ausreiten, wie in alten Zeiten. Ich war solange fort. Okay?“ „Das lässt sich machen. Wir sehen uns dann nach dem Abendmahl am Stall.“
Nicht alles war heute so gelaufen, wie er es sich gewünscht hatte. Er wollte sich gerade auf den Weg in den Park machen, als Izumi seinen Weg kreuzte. Gemeinsam gingen sie in Izumis Gemächer. Koji seufzte. Izumi holte erst einmal zwei Gläser mit einem leichten Wein und etwas Obst, bevor sie es sich bequem machten. „Weißt du, du hast es gut. Du musst dir keine Sorgen um das Wohlergehen des Landes machen. Hast du heute im Diwan nichts bemerkt?“ „Nein. Was meinst du?“ Koji sah Izumi verträumt an. Seine Augen glitten über seinen Körper, der sich durch das seidene Hausgewand abzeichnete. ‚Wie jung, wunderschön und unbeschwert er ist. Ich hoffe nur, das sich nichts daran ändern wird... Und wenn doch? Nein, nicht so bald... Dafür werde ich sorgen.’ „Ach nichts. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.“ Er legte seinen Kopf auf Izumis Schoß und sah ihn von unten her, in die Augen. Takuto merkte, dass Koji ganz in Gedanken versunken war, aber ihm war jetzt nicht nach Tändeleien zu mute. Er wollte wissen, was Koji bedrückte, mochte ihn aber nicht weiter bedrängen. Deswegen scherzte er und erzählte wie er mit Hisaya nach dem Diwan die Stadt unsicher gemacht hatte. „Hisaya war mal wieder hinter den Mädchen her. Und wie wir in der einen Taverne saßen und er sich dort an die Bedienung ranmachte, haben wir so einige Gerüchte gehört, von den Aufständischen. Angeblich soll die Spur nach Rom führen und die Gruppe hier...“ ‚Rom – schon wieder. Also ist an der Sache doch was dran. Der Junge lebt...’ „... Hisaya meinte, ich solle dir davon lieber nichts sagen.“ Takuto beendete seinen Bericht und wie er Koji ansah, merkte er, dass dieser ihm zwar gelauscht hatte, aber seine Gedanken waren nicht dabei gewesen. „Was ist nur los mit dir. Hab ich irgendwas falsches gesagt oder gemacht? Hört du mir überhaut zu? Ko-ji?!“ „Ja. Ich denke sch...“ „Aaaah! Der Herr denkt. Du hast es also nicht ...“ Koji verschloss ihm schnell den Mund, indem er sich aufrichtete, ihn in die Arme nahm und ihn küsste. Doch Takuto schmollte. Also strich Koji ihm zärtlich übers Gesicht, legte sich wieder zurück und schloss die Augen. So saßen bzw. lagen sie eine zeitlang stumm beieinander. Eigentlich hörte Koji ihm gerne zu, wenn er sprach. Aber ihm gefiel ganz und gar nicht, dass Izumi ständig von Hisaya redete. Er war selbst Schuld. Hatte Hisaya zu Izumis Diener gemacht, aber daraus war irgendwie eine starke Freundschaft geworden, die er nicht verhindern konnte. Wenn Koji nicht bei Izumi war, hockten die Beiden ständig zusammen. Nicht das er hätte eifersüchtig sein müssen, aber es wurmte ihn doch ungemein nicht zu wissen, was die Beiden gerade taten. Izumi verbrachte soviel Zeit am Tage mit Hisaya, dass es sogar schon Katsumi aufgefallen war und der ihn gefragt hatte, ob zwischen ihm und Izumi alles in Ordnung sei. ‚Ich hoffe nur das er Izumi nicht enttäuscht. Ich habe schon seit einiger Zeit so ein ungutes Gefühl. Eigentlich seit ich weiß, dass er nie als Jäger in dem Wald gearbeitet hatte. Katsumi hatte das Überprüfen lassen, obwohl ich ihn nicht darum gebeten habe. Er weiß wie sorglos ich manchmal bin. Laut Katsumi hat er vor dem Ereignis im Wald kein Leben geführt. Ist einfach aus dem Nichts aufgetaucht. Aber warum? Warum hat er sich Izumis Vertrauen erschlichen? Ahnt er was? Wer ist dieser Hisaya eigentlich? Als ich dir das sagte, hast du nur gelacht und gesagt: >er sei in Ordnung, ich soll mir keine Sorgen machen<. Aber ich mach mir welche. Vielleicht zu Unrecht? Aber ich will dich nicht verlieren.’ Immer noch keine Reaktion. „Ich glaube, ich geh dann besser und lass dich...“ Koji schlug die Augen auf. Seine Hand suchte nach Izumis und hielt ihn daran fest, als er leise sagte. „Nein, bitte ... bleib noch hier. Ich mache mir nur Sorgen um dich.“ „Koji.. es ist schon spät und ich möchte bitte schlafen.“ „Was denn? Schon?“ „Entschuldige mal. Du liegst hier schon seit einigen Stunden und bist mit deinen Gedanken ganz woanders. Sogar das Abendmahl haben wir verpasst. Wolltest du nicht danach irgendwohin?“ „Wohin...? Shit! Ich habe Katsumi total vergessen! Der Ärmste. Ich muss das wieder irgendwie gutmachen.“ Koji richtete sich auf und sah zum Fenster hinaus. „Tatsächlich, draußen ist schon tiefe Nacht.“ „Dann hast du wohl nichts dagegen, dass wir uns jetzt zu Bett begeben?“ Koji nickt. Koji nickt. „Ja. Lass uns schlafen gehen, Izumi. Morgen wird ein langer Tag für mich.“ Sie standen auf und verließen das Gemach. ‚Dann werde ich auch mit Katsumi reden.’
TEIL 14Unaufhörlich fiel der Regen seit dem Mittag. Die Straßen weichten auf und verwandelten sich rasch in wahre Schlammwüsten. Mensch, Tier und auch die Räder der Karren versackten im aufgeweichten Boden oder blieben stecken. Den ganzen Nachmittag hatte es bereits gewittert. Gegen Abend wollte Koji wie immer mit Izumi das Nachtmahl einnehmen, doch er kam nicht. Daraufhin war er zu seinen Gemächern gegangen, fand sie aber alle leer vor. Koji lief unruhig durch Izumis Räume. Dieser war am Vormittag ausgeritten und immer noch nicht wieder zurückgekehrt. Er legte sich, so wie er war, auf Izumis Bett und lauschte dem Regen, welcher gegen die Scheibe trommelte. An Schlaf mochte er nicht denken, obwohl es inzwischen schon recht spät geworden war. ‚Wo nur Izumi blieb? Er war doch sonst nicht so lange aus.’ Seine Geschwister hatte er bereits gefragt, aber sie hatten ihn heute noch gar nicht gesehen. Plötzlich hörte er lautes Donnergrollen und zuckende Blitze erhellten den dunklen Himmel. ‚Ob er sich in Sicherheit befand? Hoffentlich ist er nicht verletzt. Hatte er vielleicht einen Unterschlupf gefunden und wollte dort das Unwetter abwarten? Wo immer er jetzt auch war, er ist bestimmt bis auf die Haut durchnässt, wenn er sich immer noch im Freien aufhielt.’ Die Stunden verstrichen und Kojis Unruhe wuchs von Minute zu Minute. Er sprang vom Bett auf und sah aus dem Fenster. Koji machte sich ernsthaft Sorgen, weil er nichts von ihm hörte. Er hätte sicher einen Boten geschickt, wenn er beschlossen hätte, außer Haus zu nächtigen. Es regnete und gewitterte immer noch in einem fort. Obwohl man bei diesem Wetter nicht mal einen Hund vor die Türe jagte, hatte er seine Männer nach Izumi suchen lassen. Sogar Katsumi hatte sich entschlossen, sich zu beteiligen, da er Kojis Lieblingsplätze kannte und Izumi dort suchen wollte. Weitere Stunden vergingen, ohne das Koji eine Nachricht von ihm erhielt. Inzwischen war es Tag geworden, und das Gewitter hatte aufgehört, aber es regnete immer noch. Koji hatte die ganze Nacht über keine Auge zugemacht, zu groß war seine Sorge. Am liebsten hätte er sich selbst auf die Suche nach ihm gemacht, aber Katsumi meinte es sei zu gefährlich. Also blieb er hier und wartete. Er hatte währenddessen zwar den Kaftan abgelegt, aber sich dann wieder so auf Izumis Bett gesetzt. Doch von seinem Geliebten blieb weiterhin jede Spur verschwunden.
Plötzlich stürzte Katsumi ganz aufgeregt in das Zimmer. Koji sprang auf und griff nach dem Kaftan, um ihn sich sogleich überzuwerfen und zu schließen. „Katsumi! Was ist los? Habt ihr ihn?“ „Koji. Ganz ruhig bleiben.... Nein, wir haben ihn nicht gefunden, aber...“ „WAS ABER? REDE SCHON!“ „Die Rebellen haben ihn sich geschnappt.“ „Was sagst du da? Die Rebellen?“ Koji packte Katsumi an den Armen und schüttelte ihn. „Das ist nicht dein Ernst. Mach jetzt keine Witze.“ „Ehh?! Ich kann’s jetzt auch nicht mehr ändern. Ich mach keine Witze!“ Koji ließ kraftlos seine Arme sinken. „Erzähl schon, woher du das weißt.“ „Ich habe erfahren, dass Izumi zusammen mit Hisaya ausgeritten ist. Einer der neuen Stallburschen hat das berichtet. Vor ein paar Stunden sah er die Beiden in Begleitung von drei anderen Männern. Izumi hing eigenartig zusammengesackt auf seinem Pferd, aber statt zum Palast ritten sie in die entgegengesetzte Richtung. Der Bursche sagte, er sah Hisaya Kunihide noch nie im Palast, aber er erinnerte sich, dass er ihn nicht zum ersten Mal sah. Vorhin hat er mich noch mal aufgesucht und mir gesagt, dass ihm inzwischen eingefallen ist, woher er ihn kennt. Du wirst es nicht erraten. Er sagte, dass er ihn bei den Rebellen gesehen hatte, als die sein Dorf vor etwa drei Monaten überfielen. Es könnte sich bei Hisaya um den Anführer handeln... Mehr weiß ich auch nicht.“ „Das darf doch nicht wahr sein!!! Und ich hab ihm auch noch I.... OH NEIN!!!“ Koji ging hastig auf und ab... „Katsumi, sag hast du eine Ahnung wo sie ihn hingebracht haben könnten.“ „Nein, leider nicht. Wir konnten das immer noch nicht in Erfahrung bringen. Wir haben schon lange so eine Ahnung, dass sie ihren Unterschlupf hier in den Wäldern oder den Höhlen im Hochland haben. Aber das heißt, sie könnten fast überall sein... Aber sag mal, du hast doch Hisaya damals unweit hier in den Wäldern getroffen? Das heißt wir sollten bei unsere Suche das Gebiet erst einmal auf die nächsten 3 bis 4 Tagesritte in der Umgebung eingrenzen und fangen östlich an. In die Richtung sollen sie nämlich geritten sein.“ „Katsumi. Ich muss ihn finden! Ich werde mich selbst auf die Suche nach ihm machen!“ Koji wollte gerade an Katsumi vorbei eilen, als dieser ihm am Ärmel festhielt. „HALT Koji – NEIN, das bringt nichts! Wo willst du ihn denn suchen? Wir wissen doch noch nicht einmal ungefähr wo ihr Lager ist oder sein könnte. Es ist besser du bleibst hier, falls er hier wieder auftaucht. Unter Umständen, kann das Tage dauern. Vielleicht sogar länger. Denk an das Land, du kannst nicht einfach alles stehen und liegen lassen. Wenn du jetzt für ein paar Tage oder Wochen nicht hier bist, wer weiß was dann passiert. Die Rebellen sind zu allem fähig. Vielleicht warten sie nur darauf. Es ist wirklich besser, wenn du bleibt. Ich selbst werde die Hälfte der Janitscharen, selbstverständlich mit deiner Erlaubnis, übernehmen und mich mit ihnen auf die Suche machen. Die anderen bleiben zu deiner Bewachung. In Ordnung?“ „Ja. Aber du meldest dich oder schickst einen Boten, sobald du weißt wo er ist.“ „Mach ich. Aber schön artig hier warten und keine Dummheiten. Du weißt, ich bin nicht da, und kann dich nicht vertreten. Versprochen?“ „Ja. Aber nun mach schon... und danke, Katsumi! Einen besseren Freund kann man sich nicht wünschen.“ Katsumi nickte nur und eilte dann hinaus, während Koji sich in seine Gemächer zurückzog.
Das schlechte Wetter hielt auch die nächsten Tage an, während sich Katsumi auf der Suche nach Takuto Pascha befand. Während die einen nach ihm suchten, schickte er einen kleineren Trupp immer schon vor, um das nächste Nachtlager aufzuschlagen. Nachts schliefen sie dann in einer Art Zelt, um am nächsten Tag ihre Suche, wie bei einer Jagd, erneut fortzusetzen.
TEIL 15Seit Tagen...... vielleicht waren inzwischen sogar Wochen vergangen, seit diesem verfluchten Tag, an dem das Leidige passierte. Takuto wusste nicht, wie lange er schon hier war. Das einzige Licht was in der letzten Zeit in diesen Raum fiel, war das, was er sah, wenn die Türe aufging und man ihm das Essen reinschob oder aber wenn sie wieder kamen, um ihn erneut zu peinigen. Dunkel war’s. Mit Dunkelheit wollte man ihn nun mürbe machen, nachdem die tagelangen Schläge und die Folter nichts gebracht hatte. Sein Körper war über und über mit roten und blauen Striemen, Abschürfungen und Flecken übersäet. Alles tat ihm weh, vor allem aber sein Herz. Obwohl Hisaya immer noch so tat, als ob er sein Freund wäre, um ihn auf diese Art und Weise zum Reden zu bringen oder ihn dahin zu bringen, dass er sich ihnen anschloss, um den Kaiser zu stürzen; hatte er bereits herausbekommen, dass er hier der Anführer war und nichts ohne seine Einwilligung passierte. Ein kleiner schmächtiger 6jähriger Junge, der ihm eine Zeit lang – zweimal am Tag – das Essen brachte, hatte es ihm zugeflüstert. Er hatte sich mit dem Kleinen ein wenig angefreundet, aber leider sah er ihn dann eines Tages nicht mehr. Jeder wusste, dass Takuto und der Kaiser gut befreundet waren und so konnte Hisaya sich dessen gewiss sein, eine der wenigen Personen die über all das - was er wissen wollte - Bescheid wusste, in Verwahrung zu haben. Hisaya wollte ihn anfangs nur durch Reden dazu bringen, alles über den Kaiser und seine Angewohnheiten, über den Palast, die Wachen usw. zu erzählen, damit der Kaiser für ihn eine bessere Zielscheibe sei. Aber er hatte nichts verraten und er würde nichts verraten. Nein, nicht weil er der Kaiser war, sondern weil er sich immer mehr der Gefühle die er für ihn hegte, bewusst wurde. Wenn sie ihn in Ruhe ließen, hatte er ja auch genug Zeit, um darüber nachzudenken. Er war der einzige Freund, der ihn nie enttäuscht hatte. Koji hätte ihn sich damals einfach nehmen und zum Lustknaben machen können, ohne irgendwie auf seine Gefühle einzugehen. So wie es viele der hohen Herrschaften machten, schließlich war er nur ein Sklave. Aber er tat es nicht. Im Gegenteil. Er hat ihn vom Sklaven zum Pascha erhoben. Ein gesellschaftlicher Aufstieg der fast schon wie ein Märchen klang... oder war er gerade deswegen hier gefangen? Er selbst hatte früher, als er noch ein freier Mensch war und mit seinen Eltern und Geschwistern zusammenlebte, nie daran gedacht mal im Palast zu leben, oder gar der engste Vertraute und Berater des Kaisers zu werden, geschweige denn, mit ihm das Bett zu teilen. Nein. Solche Träume wären für ihn damals völlig unrealistisch gewesen. Doch nun...? War er ein Gefangener, an Händen und Füßen seit ein paar Stunden an die kalte Wand angekettet, konnte er sich nicht rühren oder mal die müden Glieder strecken. Hisaya war grausam. Er hatte sich sein Vertrauen erschlichen und es dann sträflichst missbraucht. Und diesem war er nun schon seit einiger Zeit völlig hilflos ausgeliefert. Er verstand die Welt nicht mehr. Wie hatte er ihm nur vertrauen können? Er wusste noch nicht einmal, wo er sich befand und wie er hierher gekommen war. Alles woran er sich erinnern konnte war, dass er mit Hisaya zusammen war. Sie hatten an einer kleinen Hütte halt gemacht, als der Regen einsetzte und er hatte was getrunken. Dann wurde ihm auf einmal schwarz vor Augen und er brach plötzlich zusammen. Zu sich gekommen war er erst in diesem fensterlosen Raum, der nur durch eine Öffnung in der Decke frische Luft herein ließ ... und das einzige Licht kam anfangs aus einer an der Wand befestigten Laterne, welche jetzt aus war. Das Essen war sehr einfach in dieser Zeit gewesen. Wenig, aber nahrhaft, was ihm zeigte, dass man nicht vorhatte ihn umzubringen, sondern nur seinen Geist zu brechen und seinen Körper zu entkräften. Vorläufig jedenfalls. Aber Hisaya ließ sich ständig neues einfallen, um ihn zu schwächen. ‚Was würde nach der Dunkelheit und den Ketten kommen? Womit wird Hisaya mich dann quälen lassen?’ Wieder Schläge? Er wusste es nicht und er wollte jetzt auch nicht darüber nachdenken. Nicht im Augenblick. Er würde es früh genug erfahren, wenn es soweit war. Denn Hisaya würde ihn weiter quälen lassen, bis er nachgeben musste, da die Schmerzen immer unerträglicher für ihn wurden. Noch schlimmer aber war die Einsamkeit, das er niemanden hatte, mit dem er reden konnte. Er wollte nur raus. Zu seinen Geschwistern, zu Koji. Ja, zu Koji. Wo war er nur? Warum konnte Koji ihn nicht finden? Er würde bestimmt nach ihm suchen oder ihn zumindest suchen lassen. Er konnte ja nicht alles liegen lassen und sich lange nicht um das Reich kümmern. Ja, er würde ihn suchen lassen. ‚Oder dachte er etwa, ich sei schon tot? Nein, das würde Koji nicht. Nicht bevor er zumindest meinen Leichnam gefunden hätte. Dessen bin ich mir sicher. Aber wo blieb er?’ Tag für Tag oder war es Nacht für Nacht, er hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren, schlichen sich diese Gedanken in seinen Kopf, doch die einzigen die er sah, waren seine Peiniger.
Doch was war das? Er hörte aufgeregte Stimmen. Sie mussten sehr laut sein, denn normalerweise drang kaum mal ein Laut hier herein. Aber dieses war nicht zu überhören. Draußen mussten jede Menge Leute aufgeregt und schreiend hin und her rennen. Er hörte Metall und anderes aufeinanderschlagen... Erst glaubte Takuto, ein Feuer sei vielleicht ausgebrochen. Doch dann... hörte er einen lauten Knall. Gleich darauf noch einen und noch einen. Hatte man ihn endlich nach all der Zeit gefunden? Würde man ihn endlich befreien? Kraftlos fiel er in sich zusammen. Sein letzter Gedanke war: ‚Hoffentlich, hoffentlich sind es Kojis Leute ... oder er.’ Dann wurde er wieder einmal schwarz vor Augen und er verlor die Besinnung, wie schon öfter in der letzten Zeit, wenn die Schmerzen zu stark wurden oder er die seelische Anspannung nicht mehr ertrug.
Die Türe wurde aufgerissen und Licht fiel hinein. Was der Mann im Türrahmen sah, ließ ihn erschauern. Ein kahler Raum, nur aus Steinen gemauert, muffig riechendes Stroh bedeckte den Boden und hinten an der Wand befand sich angekettet ein Mann in sehr zerschlissener Unterkleidung; der Beinkleider, der Schuhe und des Kaftans beraubt. Angekettet an beiden Armen und Beinen war er in sich zusammengesunken und ließ kraftlos den Kopf hängen. Das musste der Gesuchte sein. Schnell erstattete er Bericht und Katsumi hastete schon wenige Minuten später mit einem Schmied in die Zelle. „Oh Gott, was haben sie denn mit ihm gemacht? Was waren das für Barbaren?“ Während er das ausrief, stürzte er zu ihm hin und fühlte seinen Puls. „Zum Glück er lebt, ist nur ohnmächtig.“ Dann wandte er sich an den Schmied „Schnell öffne die Ketten, er muss sofort hier raus. Aber wehe, du verletzt ihn dabei noch mehr!“ Der Schmied nickte und machte sich an die Arbeit. Bereits wenige Minuten später konnte Takuto den Raum verlassen. Allerdings immer noch nicht auf eigenen Beinen.
Wie er gerade, in eine wärmende Decke gehüllt und mit einer eilig zusammen gezimmerten Bahre hinausgetragen wurde, stürzte Koji ihnen entgegen. „Wie geht es ihm?“ „Den Umständen entsprechend. Er ist ohnmächtig. Aber ... was suchst du hier?“ „Als ich deine Botschaft erhielt, dass ihr wisst wo er sein könnte, hielt ich es nicht mehr länger aus und bin gleich losgeritten. Takafumi regelt in der Zwischenzeit alles.“ „Er ist fähig.... Aber wir sollten trotzdem machen, dass wir so schnell als möglich zurückkommen. Nur...“ „Was nur?“ „Takuto Pascha wird nicht in der Lage sein, auf ein Pferd zu steigen. Sieh ihn dir mal genauer an.“ Er nahm die Decke von dem auf der Bahre liegenden ohnmächtigen Körper und Kojis Augen funkelten vor Wut. Es war unheimlich. Selbst Katsumi wich einen Schritt vor ihm zurück. ‚Diese eiskalten zornigen Augen... als würde er jeden Moment die ganze Welt aus den Angeln heben wollen. So hab ich ihn ja noch nie erlebt.’ „Diese Schweine, was haben die dir nur angetan!“ Vorsichtig strich er ihm über das leicht angeschwollene Gesicht, nahm dann Katsumi die Decke aus der Hand und deckte ihn wieder bis zum Hals zu. „Katsumi... Sie müssen dran glauben. Alle! Kein Mitleid! Keine Überlebenden! Ich will nicht, dass er je wieder einem von ihnen ins Gesicht blicken muss und dadurch an die schreckliche Zeit erinnert wird. Nie darf das geschehen. Hörst du?“ „Ja, aber wir sollten sie erst verhören. Vielleicht erfahren wir was von ihnen. Wer die Drahtzieher waren und so.“ „Das überlasse ich dir. Aber hinterher...“ „Ja, ich habe verstanden. ... Doch was wird nun mit ihm?“ Dabei neigte er seinen Kopf zu Takuto hinunter. „Wie kommt er zurück? Es sind ein paar Tagesreisen und er braucht unbedingt einen Arzt. Vielleicht hat er auch innere Verletzungen.“ „Ich habe vorsichtshalber eine meiner Sänften und den Hakim hierher schicken lassen, als ich erfuhr wo er sein könnte. Ich hatte schon seit einiger Zeit ein ungutes Gefühl was ihn betraf, bin selbst aber vorgeritten. Sie müssten jeden Augenblick hier eintreffen.“ Sie brachten Takuto Pascha in einen helleren Raum. Katsumi ging und erteilte Anweisungen bezüglich der Gefangenen und Koji blieb bis zur Ankunft des Hakims mit seinem Geliebten allein. Er kniete sich zu ihm hinunter, nahm seine rechte Hand zwischen beide Hände und drückte sie vorsichtig. „Izumi. Bitte komm wieder zu dir. Izumi.“ Eine Träne entwich seinen sonst so gefühlslosen Augen. Eine zweite folgte ihr. ‚Wie lange habe ich schon nicht mehr geweint? ... Aber dein Anblick ist furchtbar. Was haben diese Unmenschen dir nur angetan.’ Er ließ seinen Tränen freien Lauf, ohne sich darum zu kümmern. Eine tropfte Takuto ins Gesicht, gerade als er die Augen aufschlug. Das Licht blendete ihn, da er zu lang in der Dunkelheit verbracht hatte. Und so konnte er nicht sehen, wo er war oder wer bei ihm war. Das einzige was er wahrnahm war, jemand hielt seine Hand, er lag in eine Decke eingehüllt und war nicht mehr an den Gelenken gefesselt. Auf einmal hörte er jemanden aufschluchzen und er wurde umarmt und fest gegen einen Körper gedrückt, Tränen benetzten sein Gesicht. Takuto stöhnte auf. Die Schmerzen. Sein ganzer Körper tat weh. Der andere gab ihn sofort frei. „Koji?“ „Ja, ich bin’s. Mach dir keine Sorgen, du bist jetzt in Sicherheit. Es ist vorbei! Bald bist du wieder im Serail.“ Er drückte seinen Izumi wieder ganz an sich, passte diesmal aber auf, dass er ihm nicht dabei weh tat. Er wollte ihm einfach nur ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit geben, denn Takuto zitterte inzwischen am ganzen Leib. Die seelische Anspannung wich und setzte nun die Angst frei, die er die ganze Zeit über, zu verstecken suchte. „Es ist alles vorbei. Du braucht keine Angst mehr zu haben.“ Takuto indes fühlte sich beschützt und ruhiger, als er von Kojis wärmender Liebe eingehüllt wurde, aber zugleich auch ausgelaugt und total fertig. Koji hielt ihn noch eine ganze Weile mit beiden Armen engumschlungen an sich gedrückt, bis er merkte, dass das Zittern langsam nachließ. „Izu...“ In dem Moment klopfte es und der Hakim trat ein. Der Kaiser stand auf, drehte sich so, dass der Hakim ihm nicht ins verweinte Gesicht sah und trat zurück, damit dieser seiner Arbeit nachkommen konnte.
Während der mehrtägigen Reise kam sich Takuto ziemlich lächerlich vor, da alle um ihn herum auf Pferden saßen und er selbst tagsüber in einer weichgepolsterten Sänfte transportiert wurde, obwohl Koji ihm sogar seinen Araberhengst mitgebracht hatte. Er war viel zu schwach zum Reiten und ihm hätte jeder Schritt des Pferdes weitere Qualen zugefügt. Er hatte die Vorhänge der Sänfte geschlossen, damit er nicht von den Anderen gesehen wurde. Es war schlimm genug zuwissen, dass wahrscheinlich still über ihn getuschelt wurde. Und so konnte er unbeobachtet, von all den Leuten um ihn herum, noch ein bisschen ruhen. Übernachten taten sie wieder alle in Zelten, auch der Sultan. Koji ließ Izumi dabei nicht aus den Augen. Er ließ die Sänfte in sein großes Zelt bringen, so würden sie nicht einmal ein Bett benötigten, da die Sänfte groß und bequem genug war, um zwei Personen zur Nacht aufzunehmen. Endlich waren sie beide alleine. Koji setzte sich auf den Rand und schaute ihn an. Unterdessen wachte Izumi langsam auf, weil das Absetzen der Sänfte etwas unsanft geschah. Er hatte lange Zeit tief und fest geschlafen, weil er sich in Sicherheit wiegte. Es dauerte eine Weile, bis er zu sich kam, aber dann öffnete er langsam die Augen, setzte sich auf und rieb sich das total verschlafene Gesicht. Als er aufsah, blickte er in Kojis Antlitz. Auch wenn Koji ihm jetzt am liebsten seine Gefühle gezeigt hätte; so gern er ihm seine Liebe bewiesen hätte; sah er ein, dass es falsch wäre ihm seine Begierde in diesem Moment aufzwängen zu wollen. Was Takuto jetzt sich mehr brauchte - als einen Geliebten - war ein Freund. „Oh Koji“, schluchzte Takuto und warf sich ihm in die Arme. Koji schwieg. Er nahm ihn einfach nur in beide Arme und hielt ihn leicht an sich gedrückt, damit er die Zuneigung und das Geborgensein spüren konnte. Takuto klammerte sich an Koji und barg das Gesicht an seiner Brust. Schließlich beugte sich Koji zu ihm, küsste sein Haar und flüsterte: „Ich hab dich so vermist, Izumi. Die Wochen waren wie Jahre. Ich bin so froh, dass du am Leben bist.“ „Koji, wie habt ihr mich eigentlich gefunden? Ihr müsst doch ganz schön gesucht haben.“ „Ja, und wir hätten sicher immer noch keine Ahnung wo du bist, wenn Katsumi nicht auf einen kleinen Jungen getroffen wäre, der ihm von dir erzählt hat.“ „Ein Junge von etwa 6 Jahren?“ „Ja! Er war noch im Palast als ich losritt. Katsumis Bote brachte ihn mit. Der Knabe sagte, sie wollten ihn verprügeln, weil er sich mit dem Gefangenen unterhalten hatte. Und da ist er weggelaufen und hat sich im Wald versteckt.“ „Hmm. Deswegen war er also eines Tages nicht mehr da.“ Takuto schaute nachdenklich. ‚Wer weiß, wann sie mich sonst gefunden hätten.’ Koji war inzwischen aufgestanden und nahm von einem Diener der sich dem Zelt genähert hatte, die Getränke und das Essen in Empfang. Dann reichte er Izumi die Tasse mit heißer Schokolade, der sie dankbar annahm. Lächelnd schaute er ihn über die dampfende Flüssigkeit hinweg an. „Sogar daran hast du gedacht.“ Koji nickte nur, setzte sich mit seinem Mokka wieder zu ihm und stellte die Teller mit dem Fasanenbraten und dem Obst zwischen sich und Izumi auf das Polster. TEIL 16Als sie endlich, nach drei Tagen und zwei Nächten, wieder am Palast ankamen, war es schon später Nachmittag. Takuto war zwar schon wieder etwas kräftiger, aber immer noch sehr blass. Die letzten Wochen dort in Gefangenschaft, das fehlende Tageslicht, hatten ihre Spuren hinterlassen und er würde wohl auch noch einige Zeit brauchen, bis er alles verarbeitet hatte. Am meisten schmerzte ihn der Verrat Hisayas, seines einzigen Freundes wie er geglaubt hatte – außer dem Kaiser natürlich. Diese Wunde brauchte Zeit. Das konnte er nicht so ohne weiteres vergessen. Auch wenn Hisaya inzwischen nicht mehr unter den Lebenden weilte. Man hatte ihn zur Abschreckung für Andere, die den Kaiser stürzen wollten, gevierteilt. Ein grausamer Tod! Und Koji hatte es Takuto verschwiegen. Aber dieser hatte ungewollt ein Gespräch unterwegs belauscht, während sie glaubten, er schliefe. Er würde ihn nie mehr wiedersehen müssen. Nie wieder! Und trotzdem hatte er sich früher in seiner Gesellschaft wohlgefühlt und hatte nun ein schlechtes Gewissen, dass er für seinen Tod verantwortlich sei.
Takuto wurde aus der Sänfte gehoben und auf Anordnung des Hakims mit einer Bahre in seine Gemächer getragen, obwohl er eigentlich laut protestierte und laufen wollte. Koji folgte ihnen, nachdem er noch einige Anweisungen erteilt hatte. Dies hatte allerdings etwas länger als erwartet gedauert, weswegen er so wie er war, zu ihm ging. Er wollte sich zuerst davon überzeugen, dass es seinem Izumi wirklich an nichts fehlte, bevor er sich in seine Räume zurück zog. Als Koji den Raum betrat, hatte sich Takuto schon gebadet, sich umgezogen und saß bereits im Bett. In seinen Händen hielt er ein schmales Buch. Total darin vertieft, bemerkte er nicht einmal, wie Koji lächelnd auf ihn zu ging. Dieser setzte sich auf das Bett, beugte sich zu ihm hinüber und nahm ihm das Buch aus den Händen. Nach einem kurzen Blick auf Izumi, der zu ihm aufsah, lass er laut:
...
In
hundert Jahren, die „Aah, du liest ein Epos... Es ist sehr schön, aber auch sehr traurig. Jedoch ist es auch sehr schwer zu verstehen. Meinst du es ist die richtige Lektüre, um dich all das vergessen zu lassen? ... Es erzählt die Geschichte einer sehr unglücklichen Liebe.“ „Du kennst es?“ „Hmm.“ Koji klappte es zu und legte das Buch zur Seite. Dann beugte er sich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss. „Izumi. Wir sind jetzt endlich ganz alleine. Keiner mehr der uns durch die dünne Zeltwand belauschen könnte. Möchtest du nicht, über das was Geschehen ist, reden?“ Takuto senkte die Augen. Nein, das wollte er nicht. Das konnte er nicht. Die Wunden waren einfach noch zu frisch. ... Koji betrachtete ihn, darauf wartend ob er sich vielleicht doch - nun endlich - seine Seele ihm gegenüber erleichtern wollte. Er hatte schon die vergangenen Tage gehofft, dass er vielleicht darüber reden möchte, was da passiert sei, aber Izumi tat es nicht. Die Luft war nur erfüllt von Schweigen. Eine ganze Weile saßen sie so da. Vielleicht waren auch schon Stunden vergangen? Dann hielt Koji das Schweigen nicht mehr länger aus. Er hatte immer noch die staubigen Sachen von der Reise an, Izumi verspürte keine Lust zu reden und er wusste nicht, wie er mit ihm umgehen sollte, wie er ihm helfen konnte, wenn er selbst schwieg. Koji hatte sich erhoben, drückte Izumi einen Kuss auf die Stirn und ging zur Tür. Er drehte sich um und betrachtete seinen Geliebten noch einen Augenblick. Takuto stand ebenfalls auf. Er hielt wieder das Buch in Händen und ihre Blicke trafen sich über dem Bett. Die Hand bereits nach der Tür ausgestreckt, sagte Koji ruhig: „Es gibt noch einiges zu erledigen, ich ziehe mich für heute in meine Räume zurück und werde noch einige Papiere unterschreiben...“ Er wollte gerade noch hinzufügen, ‚...und schlaf dich richtig aus.’ Als Takuto ihn unterbrach: „Ist das jetzt so wichtig?“ Koji sagte nichts, war aber erstaunt über diese Frage. Und noch mehr darüber, was Izumi danach flüsterte: „Bleib... bitte... bei mir... Geh nicht heute Nacht.“ Koji betrachtete ihn. Izumis Haar fiel ihm, wie immer, ins Gesicht, aber schon seit Tagen wirkte es sehr farblos, sehr bleich. Nie zuvor hatte er Koji gebeten zu bleiben. Wenn sie mit einander schliefen, dann hatte immer Koji selbst Izumi aufgesucht. Zuweilen wünschte er sich Izumi würde mal aus sich herausgehen und selbst die Initiative ergreifen. Aber er erwartete es nicht wirklich von ihm. Er hatte nie den ersten Schritt getan. Das er es jetzt tat? Das er ihn gebeten hatte zu bleiben, bewies seine Angst vor der Zukunft und Koji fragte sich, ob er der Richtige war, um sie ihm zu nehmen. Um ihm wieder das verlorene Gefühl der Sicherheit zurück zugeben. „Natürlich bleibe ich, wenn du es willst.“, sagte er und ließ den Arm sinken und trat einen Schritt auf das Bett zu. „Aber... ich muss mich erst einmal ein bisschen frisch machen. Du verstehst?“ Takuto nickte und Koji legte seinen Kaftan ab und verschwand in Izumis Bad.
Als er wenig später dann wieder ins Zimmer zurück kam, fand er ihn bereits schlafend im Bett vor. Koji liebte es ihn beim Schlafen zu beobachten. Ohne ein Wort fallen zu lassen, was der Schlafende ohnehin nicht mitbekommen hätte, schlüpfte er in das große Bett und löschte die letzte Kerze. Dann zog er Izumi in seine Arme, sorgsam darauf bedacht ihn dabei nicht aufzuwecken. So ruhte Izumis Kopf schließlich in Kojis Armbeuge und dieser lauschte den tiefen und regelmäßigen Atemzügen, während er sich fragte, wie er ihn vor weiteren solchen Anschlägen beschützen könnte. Aber ihm viel nichts ein. Sanft strich er ihm eine Strähne von den Augen, welche aber sogleich wieder zurückfiel, als er sie losließ. Er wiederholte es, hielt sie diesmal aber zurück und gab dem Schlafenden einen Kuss auf die Stirn. „Ich wünschte, ich könnte das Geschehene dich vergessen lassen, es ungeschehen machen.... Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr und mir tut es weh, dich so bleich und elend zu sehen.“ Plötzlich wurde Takutos Schlaf unruhig. Er drehte und wälzte sich, murmelte immer wieder unverständliches Zeug, verkrampfte sich und schlug sogar mit der Hand durch die Luft, als ob er sich gegen jemanden wehrte. Koji wollte ihn wecken, aber er schaffte es nicht. Er nahm Izumis Hand fest in seine und kuschelte sich noch dichter an ihn, um ihm ein Gefühl von Geborgenheit zu geben, während er leise und beruhigend auf ihn einredete. Langsam wurde Izumi ruhiger. Koji legte ihm seinen rechten Arm um die Taille, und spürte wie sich Izumis Körper nach und nach wieder entspannte. Lange lag Koji so wach und bewachte seinen Schlaf, doch irgendwann hüllte ihn die Wärme die Izumis Köper inzwischen ausstrahlte ein, und führte ihn ins Land der Träume.
Einige Stunden später wachte Takuto auf, rutschte unter Kojis Arm, der immer noch auf ihm lag hervor, stand auf und drehte sich zu ihm um. Er schlief noch. Takuto goss sich aus einer Karaffe Limonade in ein Glas und ging dann hinaus auf den Balkon. Die noch kühle, aber frische Nachtluft tat gut. Erinnerte ihn daran, nicht mehr in dieser muffigen Zelle zusitzen. Endlich konnte er wieder frei atmen. Allmählich fühlte er sich besser. Koji wachte auf, als er Izumis Nähe nicht mehr spürte. Langsam schlug er die Augen auf. Das Bett war leer? Er richtete seinen Oberkörper auf und blickte sich um. ‚Oh, da ist er. Was macht er nur da draußen?’ Er stand auf, warf sich seinen Kaftan über, griff sich Izumi seinen und ging hinaus zu ihm auf den Balkon. Dort legte er ihm das Kleidungsstück über die Schultern und hielt es vorne mit beiden Armen zusammen. Izumi stand da, drehte seinen Kopf zu Koji und lächelte ihn an. Aber das Lächeln sah nicht glücklich aus. Tränen standen in seinen stummen Augen. Er kuschelte sich mit dem Rücken an Koji, legte seinen Kopf an Kojis Schulter und blickte wieder in Richtung Park. Koji hielt ihn immer noch mit beiden Armen festumschlungen und sah auch einen Moment in die Nacht hinaus. Es war sehr kühl geworden, einige Sterne standen noch am Himmel und beobachteten die zwei von dort aus. „Komm lass uns wieder hineingehen. Es ist noch sehr frisch hier draußen und ich möchte nicht, dass du zu allem noch eine Erkältung bekommst.“ Koji drückte Izumi einen Kuss auf die Haare, bevor er ihn zu sich herumdrehte und ihn mit sich ins Zimmer zog. Wortlos ließ Takuto es mit sich geschehen. Koji schob ihn wieder zum Bett, nahm ihm den Kaftan von den Schultern, warf den über die Lehne eines Stuhls, hob Izumi hoch und legte ihn hinein. Er deckte ihn zu und setzte sich dann zu ihm auf den Bettrand, wobei er seine Hand ergriff. ‚Immer noch diese traurigen Augen.’ „Was hast du Izumi?“ „Hisaya... ich habe von ihm geträumt. Er fragte immer wieder nach dir. Er wollte alles über dich wissen... Doch ich hab nichts verraten. Und dann... dann hat er...“ „Hisaya, dieser Mistkerl. Er hat dein Vertrauen missbraucht. Du solltest ihn und alles was geschehen ist vergessen.“ „Das ist einfacher getan, als gesagt. ... Koji. Du hast Hisaya töten lassen, und dass obwohl du wusstest, welches Versprechen ich ihm damals gab. Immerhin hat er mir zweimal das Leben gerettet.“ Koji blickte auf. „Du hast unser Gespräch gehört?“ ... „In Ordnung. Dann weißt du Bescheid. Ich wollte nicht, dass du es so erfährst. Ja, er hat dir das Leben gerettet. Aber nur einmal.“ „A...“ Takuto richtete sich auf, doch Koji drückte ihn vorsichtig wieder in die Kissen. „Psst... warte bis ich dir alles erzählt hab’. Also... Ich habe in der Zwischenzeit erfahren, dass die Messerstecherei inszeniert war. Und zwar damit du ihm kompromisslos vertraust. Er hatte alles schön säuberlich eingefädelt und geplant. Oder sage mir... wer wollte damals in diese Spelunke im Hafen überhaupt rein? ... „Du doch nicht! Wir haben dieses Viertel auf unseren Ausritten immer gemieden. Woher solltest du eigentlich von diesem Ort wissen, wenn er dich nicht hingeführt hatte?“ ... „Sag es mir, Izumi. Woher? Er hat dich, ohne das du es zu jener Zeit merktest, absichtlich hingeführt. Alles aus Berechnung.... Ich sagte zwar nichts dazu, als du es mir damals erzählt hast, aber ich habe mich schon so oft gefragt, warum ihr ausgerechnet an diesem Ort gewesen seit.“ „Aber mein Versprechen ... es zählte dennoch.“ „Izumi.“ Koji neigte sich zu ihm runter, nahm ihn in beide Arme und drückte ihn an sich, als er sah, wie sich die Augen seines über alles Geliebten mit Tränen, über diesen Vertrauensbruch, füllten. „Izumi... Vergiss es... Erst einmal bin ICH nicht DU. ICH habe ihm damals dieses Versprechen nicht gegeben und nachdem er DICH so behandelt hat, hatte er sein Leben verwirkt. NICHTS ... aber auch gar nichts... kann das was er dir angetan hat rechtfertigen. NICHTS... hörst du? Vergiss ihn und dieses unselige Versprechen. Er hat es nicht anders verdient. So ist er wenigstens nicht in der Lage dir weiteren Schaden zuzufügen.“ „Aber ich hätte...“ „Was hättest du? Du warst gar nicht in der Lage, was daran zuändern. Sieh dich mal an. Das ist sein Werk. Wolltest du ihm das durchgehen lassen? Ihn vielleicht anschließend wieder hier aufnehmen? Das kannst du mir nicht erzählen. Jedes Mal wenn du ihn siehst, an die Schmerzen denken, die er dir zugefügt hat?! NEIN, es ist besser so. Glaube mir. Ich will nur dein Bestes.“ Still weinte Takuto vor sich hin, während Koji im die Tränen fortwischte.
* aus „Truyên Thuy Kiêu“ von Nguyễn Du
TEIL 17Da hatte Koji plötzlich eine Idee. ‚Vielleicht nützt Zerstreuung etwas, hilft ihm nicht mehr daran zu denken.’ Er sprang hoch, lächelte Izumi mit schalkhaften Augen an und schon läutete er. „Ich bin gleich wieder da! Warte einfach hier... Und nicht weglaufen.“ Takutos Gesicht nahm einen erwartungsvollen Ausdruck an. „Wenn du so schaust, siehst du wie ein kleiner Junge aus, der auf sein Geburtstagsgeschenk wartet.“ Koji musste lächeln. Er zwinkerte ihm zu und schon war er aus der Tür raus. Draußen kam gerade ein Diener angerannt. Koji gab schnell einige Anweisungen und eilte dann zu seinen eigenen Räumen. Nach einem Blick auf die Uhr, ließ er Katsumi verständigen und auch Taka musste seine Nachtruhe früher als geplant beenden. Erstaunt hörte Taka den Wunsch seines Herrn und Gebieters und machte sich sofort auf, um sich mit dem Kislar Aga, dem Oberhaupt der schwarzen Eunuchen, welche im Harem zuständig waren, persönlich alles in die Wege zu leiten.
Zwei Stunden später: Katsumi betrat den Raum. „Serika Hanum und Yugo Izumi, wenn ich nicht irre?“ „Ja“, kam es wie aus einem Mund. „Entschuldigt, dass ihr so früh aufstehen musstet. Der Kaiser hat uns alle rufen lassen. Ich bring euch zu ihm. Ach übrigens... nennt mich einfach Katsumi.“ „Katsumi Pascha, der Großwesir?“ Yugo war erstaunt und Serika sah ihren Bruder mit großen Augen an. „Ja Yugo, was dagegen?“ „Nein, aber warum...“ „Warum ihr hier seit? Eurem Bruder geht es im Moment nicht besonders gut. Er war... Lasst es euch am besten von ihm selbst erzählen. Der Kaiser will, dass ihr ihn ein bisschen aufmuntert. Erschreckt aber bitte nicht. Er sieht im Moment wirklich zum Fürchten aus.“ „Wo ist er?“ „Koji – ich meine der Kaiser, wird gleich mit ihm kommen. Wir gehen schon mal vor.“ Katsumi öffnete die Geheimtür. „Nach euch, ich schließ wieder ab.“ „Aber da lang geht’s in den Harem?“ „Ich weiß, aber der Gang hat viele Türen und heute dürfen wir ausnahmsweise mal ins Allerheiligste. Serika ging vor, Yugo folgte mit der Laterne, welche ihm Katsumi in die Hand drückte. Und Katsumi trat als letzter in den Gang. Nachdem er die Tür wieder verschlossen und den Schlüssel eingesteckt hatte, ging er an den Beiden vorbei und zeigte ihnen den Weg. Als sie nach einigen Minuten, die sie in den schmalen oft verschlungenen Gängen herumgelaufen waren, an einer grüngetönten Türe mit Schlangenmuster ankamen, schloss Katsumi sie auf und ließ sie eintreten. ‚Grün die Farbe des Kaisers. Groß prangte in der Mitte sein Wappen. Für jeden der in den Gängen unterwegs war oder sich verirrt hatte, dass ausdrückliche Verbot diese Türe bei Todesstrafe zu durchschreiten.’, ging es Yugo durch den Kopf. „Vorsicht Stufe, ihr müsst einen großen Schritt machen“, warnte sie Katsumi. Serika erkannte den Raum sofort wieder. Sie befanden sich im Badehaus. Diese Türe war von der anderen Seite aus nicht zusehen. Statt dessen dachte jeder, da würde ein 2,50m großer kunstvoller Spiegel hängen. Sie staunte, wo es überall Geheimtüren gab. Da fiel ihr was ein. Erschrocken drehte sie sich zu ihrem jüngeren Bruder. „Yugo, du musst ganz schnell wieder gehen. Wenn die Eunuchen dich hier finden, bringen sie dich ohne zu zögern um!“ Yugo sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Katsumi schüttelte den Kopf und legte ihr schnell die Hand auf dem Arm, als sie Yugo wieder aus der Tür schieben wollte. „Langsam. Der Kaiser hat alles absperren lassen. Es sind keine Personen außer uns hier. Beruhig dich.“ Serika ließ den Kopf sinken. „Puuh... Ich dachte schon...“ „Du brauchst keine Angst um ihn zu haben, es ist alles in Ordnung.... Ach ja, es ist übrigens eine große Ehre dass du hier reindarfst, Yugo. Nur denk immer daran, was Serika eben gesagt hat, wir beide sind hier auf verbotenem Gebiet – einen Bereich der eigentlich den Frauen vorbehalten ist – und wenn du nachher gehst, vergesse den Gang und das hier.“ „Ist in Ordnung.“ Yugo nickte. Von dem Raum aus, in dem sie angekommen waren, konnten sie die riesige Halle gut überblicken. Katsumi und Yugo sahen sich um. Yugo war von der Pracht und Verschwendungssucht die er vor sich sah wie geblendet. Doch Katsumi wirkte wesentlich gefasster. Auch er betrat dieses Gebäude zum ersten Mal. Koji wäre früher nie auf solch eigenartige Ideen gekommen. Auch wenn er sonst auf all die Regeln des Anstandes keinen großen Wert legte, der Harem galt auch ihm heilig. Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, andere Männer mit hier herein zunehmen. Er musste Izumi wirklich lieben, wenn er so was tat. In allen Räumen, sowie auch im Dampfbad und in der Schwimmhalle kam dass Licht von oben durch die rotgetönten Scheiben. Die Halle war in rötliches Licht getaucht, so dass auch der blassesten Körper, einer jeden Person welche sich darin aufhielt, von einen leichten rosa Hauch umhüllt wurde. Das Schwimmbad war gigantisch. Es war so gestaltet, dass man glaubte man befände sich direkt am Meer. Die leichte Brise, die man verspürte, machte den Eindruck komplett. Ganz feiner, gefärbter Seesand bedeckte rundherum um das ausgedehnte Becken den Boden und lief ins Wasser hin aus. Von hellem beige am Strand, war er im flachen Wasser grünlich und je tiefer man ins Becken kam, um so intensiver und dunkler wurde das Blau. Die Erbauer hatten eine künstliche Brandung geschaffen, deren technische Hilfsmittel, aber dem menschlichen Auge verborgen blieben. In regelmäßigen Abständen stieß eine der vielen unsichtbaren Maschinen, welche den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich gestalteten, Wogen von kaltem Wasser, wie die Atemstöße eines riesigen Wales ins Bassin, so dass auch Schaumkronen entstanden. Durch eine Lücke in der Kuppel fiel ein einzelner goldener Lichtstrahl auf eine riesige Fontäne, die sich aus dem Becken erhob. Mehrere kleinere Wasserspiele waren in der Halle verstreut und sorgten, genau wie eine der Marmorwände, die aussah wie ein riesiger Wasserfall, für eine angenehme feuchte Luft trotz der hohen Temperaturen. Das Klima war einfach perfekt und lud zum längeren Verweilen ein. Der Strand war rundherum von weißen Marmorbänken, die stufenartig übereinander angeordnet waren, umgeben. Auf einigen lagen Kissen um sich nach dem Bad, bei Gesprächen mit Anderen oder einfach nur alleine, etwas auszuruhen. Auf einer großen Tafel unweit des Bassins, fast unter ihren Augen, befanden sich jede Menge Erfrischungen: Sorberts, Limonaden, Wasser, verschiedene Weine und Obstsorten, Zuckerwerk und sogar Honig. Aber auch verschiedene Eissorten standen in gekühlten Behältern bereit. Nur die helfenden Hände sah man nirgends, die ansonsten hierfür zuständig waren, da Koji alle Dienerinnen fortgeschickt hatte. Neben der Tafel befand sich ein großer Korb mit verschieden farbigen Bällen in allen möglichen Größen, mit denen sich die Frauen ansonsten beim Spiel die Zeit verkürzten. Normalerweise hielten sich hier die Damen völlig nackt auf. Kein Kleidungsstück bedeckte ihre gesalbten und viel gebadeten Körper. Um aber auch nicht völlig auf dir Darstellung von Prunk zu verzichten, wurde um so mehr Sorgfalt auf die Auswahl ihrer hohen Stöckelschuhe gelegt. Außerdem wurde der Schmuck nie völlig abgelegt und in ihre kunstvollen Frisuren waren verschiedenfarbige funkelnde Edelsteine eingeflochten. Die Füße der Damen wurden bei jedem Schritt, den sie taten, von ihren leise klirrenden Fußreifen, welche ihre Knöchel umschmeichelten, begleitet. Serika liebte wie viele Frauen diesen Ort. Es war eines von mehreren Badehäuser, die es im Harem gab. Für sie war es das Schönste. Doch was nun? Sie war inzwischen nicht mehr das kleine Mädchen vom Lande, dass nackt und sorglos im Fluss badete. Hier unter den Augen der Frauen war es egal. Aber sie sollte sich jetzt, so wie Gott sie schuf... ‚NEIN.’ - Nur der Gedanke daran ließ sie bereits stark erröten. - ... hier im Schwimmbad vor ihren beiden Brüdern, Yugo war zwar noch halbwüchsig... aber trotzdem, dem Kaiser und diesem Katsumi, von dem Yugo gesagt hatte, er sei der Großwesir...? Das würde alle guten Regeln des Anstandes, die man ihr in den letzten Monaten hier und in Bagdscheserai gelehrt hatte, verletzen. Eigentlich müsste sie sich total verhüllen und den Gesichtsschleier weiter vor diesen beiden tragen. Aber das ließe sich im Wasser nicht machen. Ihre Augen weiteten sich. Was nun? Als Katsumi sie ansah, glaubte er zu bemerken, was in ihr vorging. „Für Badebekleidung ist gesorgt, wurde mir gesagt. ... Und was die Kanons der Sittlichkeit betrifft Serika, denkt der Kaiser wir könnten für heute mal drüber hinwegsehen. Alles ganz zwanglos. Ihr drei und ich stammen aus dem einfachen Volk. Ich wurde schon sehr früh in der Pagenkammer ausgebildet und habe Koji dort kennen gelernt. Wir sind in all den Jahren, die wir zusammen aufgewachsen sind, sehr gute Freunde geworden und er weiß, dass ich keine unredlichen Absichten hege. Also wenn ihr nichts dagegen habt, werde ich bleiben.“ Yugo und Serika sahen sich kurz an. Er nickte ihr zu und als sie Katsumi ihr Einverständnis gab, zeigte er den Beiden ihre Umkleideräume und verschwand danach selbst in einem.
Als Serika in den kleinen Raum trat, wartete bereits eine Dienerin auf sie. Auf der Marmorbank lag ein dünnes Kleidungsstück und das Mädchen half ihr beim aus- und ankleiden, flocht ihr kunstvoll - ganz auf die Schnelle - die langen Haare nach oben, so dass sie nicht schwerfällig ins Wasser fielen und Serika beim Ballspiel oder Schwimmen behindern konnten. Als sie fertig war, trat Serika vor einen großen Spiegel. Sie sah hinein und entdeckte, dass der Stoff zwar das wesentliche ihres Körpers bedeckte, aber er genügend Freiraum den Armen und Beinen beim Schwimmen lassen würde. Es schnürte nichts ein und sie konnte frei atmen. Ein kurzer leichter Rock, der an das Teil angenäht war, bedeckte gleichwohl ihre Oberschenkel. Sie war zwar nicht so gekleidet, wie es einer Dame ihres Ranges geziemte, wenn sie sich dem anderen Geschlecht gegenüber befand, aber sie war wenigstens nicht völlig nackt, so wie sonst, wenn sie sich mit den Frauen hier die Zeit vertrieb. Und immerhin, es waren ihre beiden Brüder da, beruhigte sie sich selbst. Ja, Takuto und Yugo. Aber auch der Kaiser und dieser Katsumi... Sie trat in die große leere Halle, und ging ins Wasser, um erst einmal eine Runde zu schwimmen bis Takuto käme.
Kaum war sie im Wasser, kamen auch schon Yugo und Katsumi. Sie hatten sich absichtlich Zeit gelassen, um ihr die Möglichkeit einzuräumen, zuerst in die Halle zu gehen. Yugo hatte sich inzwischen zu ihr gesellt und genoss es durch die Fluten zu krawlen. Er schloss die Augen. Kurze Zeit später kam aus einer anderen Türe der Kaiser mit Takuto. Wie Serika ihren großen Bruder sah, vergaß sie ihre Ehrziehung. „Takuto, komm ins Wasser hier ist es herrlich.“ Der Angesprochene war verblüfft, ‚Seine Geschwister... um diese Zeit?’ Er drehte sich um. „Koji, wieso hast du nichts gesagt. Es ist besser sie sehen mich nicht so.“ „Komm schon, ein bisschen Ablenkung wird dir gut tun. Geht ins Wasser, ich bleibe noch mit Katsumi hier. Na los.“ Er zwinkert ihm zu und schob ihn in Serikas Richtung. Diese kam zu ihm ran, schnappte sich mit der einen Hand einen der Bälle und warf Takuto den lachend zu. „Los komm schon.“ Er zögerte zwar noch einen Moment, begab sich dann aber zu seinen Geschwistern. Kurze Zeit später hörte man lautes Lachen und Kreischen, wenn der weiche Ball Serika mal wieder im Gesicht getroffen hatte oder aber mit einem kräftigen Druck auf der Wasserobenfläche gelandet war, statt in ihren Händen. Koji und Katsumi beobachtete die drei ein Weilchen, schlossen sich dann aber dem fröhlichen Treiben an. So verging die Zeit beim Ballspiel, tauchen, planschen, plaudern und auch Wettschwimmen. Als es Zeit wurde, gab Katsumi Yugo ein Zeichen und sie verabschiedeten sich. Schließlich mussten die zwei ja ihrer Arbeit nachkommen. Wenig später verließ auch Serika, das Badehaus und Koji war mit Izumi allein. „Na, wollen wir beide noch einmal um die Wette schwimmen?“ „Nein, lass uns lieber ein bisschen ausruhen. Vielleicht später noch mal.“ Sie gingen aus dem Wasser und setzten sich auf eine der Bänke mit dem Rücken an die Wand. „Bist du müde?“ „Ein bisschen. Aber es geht gleich wieder. Ich hab wohl doch ein bisschen zu wenig geschlafen, in der letzter Zeit.“ Koji stand auf und ging zum gedeckten Tisch. Goss für Izumi eine heiße Schokolade auf und für sich selbst bereitete er einen Mokka, so schwarz wie die Nacht. Damit ging er wieder zu Izumi rüber. Dieser nahm mit einem dankbaren Blick, das heiße Getränk aus seiner Hand, trank ein bisschen und stellte sie dann neben sich auf der Bank ab. Ein Weilchen saßen sie so stumm da. Takuto lies seine Augen durch die Halle wandern und Koji sah ihm dabei zu. „Gefällt es dir hier?“ Koji neigte leicht seinen Kopf zu Seite, als Takuto ihn ansah. Seine Augen waren wieder etwas lebhafter geworden. „Ja, es ist sehr schön hier.... Danke Koji, das du Serika und Yugo geholt hast.“ „Siehst du, und erst wolltest du sie nicht sehen. Ich wusste, das es dir gut tut. Vielleicht sollten wir das öfter wiederholen... oder... warte...“
TEIL 18Koji nahm ihn ganz plötzlich auf die Arme und trug ihn zu einem verstecktliegenden, angrenzenden Raum. Normalerweise war den Frauen der Zutritt verwehrt, da er sonst abgeriegelt war, aber fleißige Hände hatten dafür gesorgt, dass er offen und mit allem bereit war, was der Herr dieses Ortes sich nur wünschen könnte. Wie durch Zauberhand sprang die Türe auf, als Koji sie kurz mit dem Ellbogen berührte und er schritt hindurch. Hinter ihm schloss sie sich wieder automatisch und Izumi hörte ein leise klickendes Geräusch, als ob sie sich von selbst verriegelte. Er hob den Kopf, doch Koji grinste ihn nur schalkhaft an. „Weißt du, dass ist um die neugierigen Frauen davon abzuhalten, hier ebenfalls reinzukommen, wenn ich hier drin sein sollte. So kann ich diesen Raum hier ungestört nutzen. Die Tür lässt sich jetzt nur von drinnen öffnen.“ Takuto kuschelte sich an ihn, beobachtete aber die Umgebung aufmerksam. Schließlich hat man nicht allzu oft die Gelegenheit das Badehaus eines Harems in Augenschein zu nehmen. Dieses Gemach war ungewöhnlich für ein Badehaus, war aber – so wie es aussah – einzig und alleine für den Kaiser bestimmt. Geschmackvoll eingerichtet, hatte der Raum auf der einen Seite eine dunkle Sitzecke und sah richtig behaglich aus, wurde dann aber von einem dicht hängenden Bambusvorhang, der mit Perlen und Edelsteinen verziert war, unterbrochen. Koji trug Izumi direkt darauf zu und als er ihn zur Seite schob, sah Takuto auf eine flammend rote Landschaft aus Kissen und Decken, welche auf einer riesigen dicken Matte auf dem Boden verstreut waren und an zwei der Wände in Rückenlehnen ausliefen. Ja - eine Landschaft, anders hätte man diese riesige prunkvoll eingerichtete Ecke nicht bezeichnen können. Auch hier standen genau wie auf dem Tisch nebenan gefüllte Karaffen, Obst und Zuckerwerk in Reichweite bereit. Alles in diesem Raum wirkte luxuriös und hier zugleich noch sehr verführerisch, um die Lust der sich darin Liebenden noch zu schüren. Auch diese Ecke lies kein Tageslicht von den Seiten hinein, wurde aber von Kerzen in ein leichtes Dämmerlicht versetzt. Die Luft hier erfüllte ein schwerer sinnlicher Duft, so dass man das Knistern schon beim Betreten spürte. ‚Nichts hatte man dem Zufall überlassen. Es müssen in der kurzen Zeit wirklich viele Hände tätig gewesen sein.’, ging es Takuto durch den Kopf. ‚Oder ob hier immer alles so bereit sei? Welch eine Verschwendung.’ Koji legte seinen staunenden Geliebten hinab auf die weiche Matte und bettete dessen Kopf auf eines der zahllosen Kissen, bevor er sich selbst an seine Seite setzte. Dann beugte er sich zu ihm hinab und gab ihm einen langen und leidenschaftlichen Kuss. Sie hatten beide ihre Augen geschlossen, Koji hielt vorsichtig Izumis Gesicht in den Händen. Als seine Zunge sich den Weg durch Takutos Lippen bahnte, öffnete dieser sie, so dass Koji eindringen konnte. Ein heißblütiges Spiel der Zungen begann und sie ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Takuto legte währenddessen seine Arme um Koji und drückte ihn an sich. Als sie nach einiger Zeit Luft holen mussten, blickte Koji Izumi zärtlich in die Augen und strich ihm eine Strähne von diesen. „Und... wie geht’s dir jetzt?“ Takuto öffnete die Augen. „Hmhm... ja... ausgezeichnet.“ Er lächelte Koji glücklich an. „Also nicht mehr müde, schließe ich daraus.“, sagte Koji schelmisch und seine Augen ließen Funken sprühen. „Na ja ein bisschen, vielleicht.“, kam zaghaft von Takuto. Doch Koji ließ wieder nur seine Hand liebevoll über Izumis Gesicht streifen, beugte sich erneut hinunter und knabberte an seinem linken Ohr, während er ihm mit seinen Händen langsam und behutsam über den geschundenen Körper strich, arbeiteten sich seine Zunge und seine Lippen Stückchen für Stückchen weiter vor. Zwischendurch hielt er immer mal wieder kurz inne, um Izumi zu beobachten und ihn zu küssen, während seine Hände ihn aber unaufhörlich - aber sehr sacht - streichelten, um ihm keine weiteren Schmerzen zuzufügen. Erst jetzt sah Koji die ganzen Ausmaße, welche in den vergangenen Wochen seinem Izumi zugefügt wurden und er überlegte wieder angestrengt, wie er ihn vor weiteren Angriffen beschützen könnte, während er ihn sanft verführte. Izumis und auch sein eigener Atem gingen immer schneller. Seine Lippen waren inzwischen vom Ohr, zum Hals bis hin zu einer der Brustwarzen gewandert und er umspielte sie zärtlich, strich immer wieder mit der Zunge darüber und umkreiste sie. Neckte sie, in dem er sie, als sie sich versteifte mit seinen Lippen drückte und leicht in sie hinein biss. Izumi stöhnte auf und krallte sich an Kojis Rücken fest, doch Koji spielte erbarmungslos weiter, während seine eine Hand sich mit der anderen Brustwarze beschäftigte, und seine Linke sich vorsichtig den Weg an seinem Körper hinunter bis zwischen Izumis Schenkel bahnte. Izumis Atem wurde immer flacher und schneller. Koji lächelte beglückt, als er ihm wieder einmal in die Augen sah. ‚Ja, vergesse alles. Alles, was gewesen ist und lass dich nur noch von deinen Gefühlen treiben.’ Sein Spiel wurde immer intensiver, bis Izumi sich ihm mit seinen Hüften entgegendrängte. Koji hörte für einen weiteren Moment auf, nur um sich wieder seinen Lippen zuzuwenden, während seine Hände beständig ihre Werk fortsetzten. Endlich ... hatte Kojis linke Hand gefunden, was Takuto so sehr ersehnte, und umfasste es. Bei der Berührung stöhnte er laut auf und drückte Koji ganz fest an sich. Koji jedoch ließ ihm keine Ruhe, zärtlich fingen seine Finger an ihn zu berühren und zu drücken. Er spielte mit ihm, als sei es das Normalste auf der Welt, während sich ihre Zungen immer noch ein feuriges Gefecht lieferten. Wie die Luft knapp wurde, zog Takuto mit einem Seufzer seinen Kopf zurück und beendete so den Kuss. Sein Puls raste, seine Haut brannte wie Feuer und er wollte endlich davon erlöst werden, aber Koji neckte ihn gnadenlos immer weiter. Inzwischen waren seine Lippen bei Izumis Bauchnabel angekommen und er umspielte ihn bevor er seine Zunge in diesen versenkte. Es kitzelte einen Augenblick. Während all der Zeit hatten Kojis Hände aber nicht nachgelassen – eine strich immer noch sanft über den Körper und zwischen den Schenkeln entlang, während die andere mit seinem Glied beschäftigt war. Ihn streichelte, neckte und seine Finger das steife Glied langsam aber erbarmungslos hinauf und hinabwanderten. Izumis Stöhnen würde immer lauter und er wusste schon gar nicht mehr, was seine eigenen Hände taten. Immer fester drücke er Koji an sich heran, krallte seine Nägel tief in Kojis Rücken, so dass bereits Blut von dessen Rücken hinunterlief. Aber das störte Koji nicht und er fuhr fort, seinen Geliebten in Ekstase zu versetzen. Als seine Zunge genug mit dem Bauchnabel gespielt hatte, wanderte sie tiefer und seine Hand wurde nun durch seinen Mund ersetzt. Ganz langsam umschlossen seine Lippen Izumis stark erregtes Glied, um es sofort mit seiner Zunge erneut zu peinigen. Seine Zunge strich über die Spitze, die bereits ein paar Tröpfchen in Koji Mund abgab und umkreiste ihn dann schließlich. Izumis Hände krallten sich nun in dessen Haare, und drückte Kojis Kopf immer tiefer in seinen Schoss, während seine Hüften sich Koji immer stärker entgegen drängte. Aber immer wenn er gerade dachte ... nun kommt die Erlösung ... ließ Koji für einen Moment von ihm ab, nur um wenige Zeit später sein Spiel abermals aufzunehmen. Koji genoss es förmlich seinen Izumi in diesen Momenten zu beobachten, wie er so da lag, schwer atmend, der ganze Körper erwartungsvoll erbebte und er ihm die erwünschte Erlösung verweigerte. Nein, er wollte ihm noch viel mehr Freude bereiten. Er wollte ihn alles vergessen lassen, wenigstens für die nächste Zeit. Wieder küsste er ihn und sie stöhnten sich bei ihrem Liebesspiel beide gegenseitig in den Mund. Koji war durch Izumis Anblick selbst sehr erregt und musste sich immer wieder selbst beruhigen. Es war schwer für ihn, sich selbst so lange zurück zu halten. Doch Takuto hielt es nicht länger aus. „Ko-ji... bit-te...“ Er krallte seine Hände in Kojis Haare, drückte dessen Kopf von seinem Mund weg, dorthinunter, wo er ihn spüren wollte, tief in seinen Schoss hinein. Koji verstand sofort und verschaffte ihm die so heiß ersehnte Erleichterung. Er schluckte Izumis Samen, leckte erst ihm sein Glied sauber und danach sich verzückt die Lippen, bevor er sich gleich darauf wieder Izumis Lippen zu wandte. Doch dieser war wie erschlagen. Obwohl er lag, hatte er das Gefühl, als ob sich immer noch alles um ihn herum drehte. Er küsste Koji, doch dann... „Einen Moment..., ich brauch ne kurze Atempause...“ Koji sah ihn erstaunt an. „Was ist?“ „Das... das war zu viel... Musstest du mich so .... ahmm“ Koji unterbrach ihn, indem er ihm die Lippen verschloss. „Izumi ich liebe dich so sehr.“ Dann kuschelte er sich an ihn. Takuto genoss die Wärme, die Kojis Körper ausstrahlte. Er lehnte sich an ihn und atmete Kojis vertrauten Duft ein. ‚Das’, dachte er völlig entspannt und völlig sicher, ‚ist Glück. Dieser Augenblick. Momente wie dieser – das ist das, wonach ich mich heimlich sehne. Doch wie lange hält dieses Glück an?... Wird es mich auch in der Zukunft begleiten...?’ Doch seine Pause sollte schon allzu bald beendet sein, denn Koji ließ sich nicht darin stören ihn weiter zu verführen. Zärtlich knabberte er ihm am Ohr, während er ihm immer wieder Zärtlichkeiten in das Selbige flüsterte und auch die Finger konnten nicht stillhalten. „Oh Koji, du bist wirklich unersättlich...“ Unerwartet lachte Koji leise auf. Doch eine Antwort sollte Takuto daraufhin nicht erhalten, nur Lippen und Hände die ihm seine Aussage bestätigten. Ein heißes Verlangen stieg in ihm auf, und Koji schürte das Feuer weiter, bis Takuto sich ihre Vereinigung herbeisehnte. Eh Takuto sich versah, lag Koji auf dem Rücken. Izumi saß auf ihm und seine Schenkel schmiegten sich an Kojis Hüften. Und als er mit ihm verschmolz, glaubte Takuto, die Zeit müsste für immer stehen bleiben. Takuto kniete aufrecht und hatte den Kopf zurückgeworfen... Er fand den Rhythmus von Kojis tiefen Stößen und Koji spürte Izumis Genuss trotz des anfänglichen Schrecks über die Stellung, die Koji diesmal für ihre Liebe gewählt hatte. Rückhaltlos überließ Takuto sich dem wilden Entzücken. Für einen zeitlosen Augenblick schwebten er zwischen den Sternen. „Ko-ji“, flüsterte Takuto „Ko-ji.“ „Mein Engel“, hauchte der Sultan. Da spürte er, weshalb Izumi seinen Namen gerufen hatte. Takutos Körper spannte sich an und umklammerte Koji, damit er ihn noch stärker spürte. Koji beschleunigte seine Rhythmus und entlockte ihm so immer und lauter werdende, stöhnende Geräusche, die im Raum widerhallten. Irgendwann kehrte Takuto zur Erde zurück, nachdem Koji sich von ihm gelöst hatte. Er lag wieder sicher und geborgen in Kojis starken Armen, der völlig erschöpft seinen Izumi neben sich gezogen hatte.
Einige Zeit lagen sie so da. Takuto in die Arme von Koji gekuschelt, die Augen geschlossen, sein Kopf ruhte dabei an Kojis Brust. „Izumi...“ Koji blickte ihn zärtlich an. „Hm...“ „Izumi.“ Er lies einfach nicht locker bis Takuto die Augen öffnete und zu ihm aufsah. „Ja?“ „Izumi, ich liebe dich und möchte das du für immer und ewig bei mir bleibst.“ „... immer und ewig...“ Takuto sah ihn verträumt an. „Das klingt sehr schön. Aber gibt es das wirklich? Ich glaube nicht daran. Aber... ich verspreche dir, dass ich so lange ich lebe und du mich nicht über hast, hier bei dir bleibe.“ „Damit kann ich leben ... und ich werde dich nicht über.“ Bei diesen Worten drückte er ihn innig an sich und gab ihm im einen zärtlichen Kuss. Takuto dem inzwischen schon die Augen zu fielen, murmelte nur noch, „Wär’s glaubt... bei so vielen Frauen...“. Dann schlief er traumlos aber glücklich in seinen Armen ein. Kojis Worte hörte er nicht mehr. „Die sind mir egal, seid ich dich habe.“ Dann zog er eine rote seidene Decke, die mit auf der Matte lag, heran und deckte seinen Izumi damit behutsam zu. Während Takuto etwas schlief, gingen Koji einige Gedanken durch den Kopf. Sie überschlugen sich buchstäblich. Aber es wollte ihm trotzdem nur eine einzige Lösung einfallen. Nur wie sie umsetzen? Ob er damit überhaupt einverstanden war?
Nach einer Weile weckte er seinen Geliebten mit einem Kuss. Takuto der darüber sehr erstaunt war, setze sich auf, befreite sich von der Decke und lehnte seinen Rücken an die Polster. „Müssen wir schon gehen?“ „Wenn du nicht willst? Dann nicht.“ Koji legte seinen Kopf bei Izumi auf den Schoss und sah ihn von unten her an. Eine ganze Weile schwiegen sie. Jeder hing seinen Gedanken nach. ‚Werde ich ihn je verlieren, noch bevor ich ihm gesagt habe, was ich wirklich für ihn empfinde?’ Doch dann, durchbrach Takuto die Stille. „Erzähl mir, wieso du damals merktest, das du mich liebst, Sultan Koji Khan.“, bat er seinen Kaiser. Entgeistert sah Koji ihn einen Moment an, ehe er sagte: „Wieso ich...? ... Ähmm... Diese Gefühle, die du in mir damals geweckt hast, sie schmerzten mich anfangs sehr. Erst wusste ich es nicht. Aber ich brauchte deine Nähe, damit die Schmerzen verschwanden. Ich fing an, die Tage seit unserem ersten Zusammentreffen zu zählen; später dann die Stunden bis ich wieder Zeit hatte, dich zu sehen...“ „Du hast die Tage seit unserm ersten Zusammentreffen gezählt?“ „Hmhm. Später liebte ich diesen Schmerz, weil ich dadurch wusste, was ich wirklich wollte. Nämlich DICH - Izumi! ...“ ... „Es dauert nicht mehr lange und dann werde ich es dir beweisen. Bald ist unser Tag, Izumi. Deiner und meiner.“ „Unser Tag? Was meinst du damit, Koji?“ „Izumi, Liebling, meine Engel...“ „Ko-ji? Du hast doch was vor?“ „Pssst. Mein Engel. Pssst!“ Koji verschloss ihm die Lippen. Als er ihn wieder frei ließ, platzte Takuto heraus: „Was willst du, sag’s schon.“ „Izumichen, nicht gleich NEIN sagen!“ Er setzte sich auf. Zog die dünne Decke wieder heran. „Wobei soll ich nicht NEIN sagen, dass musst du mir schon verraten.“ Doch Koji ließ sich nicht beirren in seinem Tun fortzufahren. Er bedeckte mit der Decke die untere Blöße von ihnen Beiden. Dann wanderten Kojis Hände hinter Izumis Körper und zogen die Decke mit sich, hinter ihm entlang und hüllte ihn ein, während Koji einen schmachtenden Blick aufgesetzt hatte. „Ko-ji – was soll das? Ich warte!“ „So ungeduldig, Liebling?“ Er zwinkerte ihm zu. „Weißt du, das was ich dich fragen möchte, ist sehr ernst. Es würde vielleicht dein Leben und auch das von jemand anderem verändern?“ „Jaaa?... Du sprichst in Rätseln. Klär mich bitte auf.“ „Tu ich. Aber ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.“ „Was? Du bist um Worte verlegen? Das gibt es doch gar nicht.“ „Doch, mein Engel.“ Er strich ihm - wie schon so oft - über das Gesicht und Takuto drückte es ihm in die Handfläche, während er die Augen genießerisch schloss. „Izumi. Du weißt doch, wovon die Wesire in der letzten Zeit immer sprachen. Ne?“ „Was meinst du?“ „Das Thema Nummer Eins. ... Ja, sie wollen, dass ich heirate, um Hiroses Sohn – falls er noch lebt – so jede Chance auf den Thron zu nehmen.“ „Ich weiß. Aber du hast dich - bis jetzt jedenfalls immer - mit Katsumis Hilfe dagegen ausgesprochen.“ „Sie sind hartnäckig.“ „Ja und? - Du bist doch der Kaiser.“ „Ich weiß. Aber ich werde, so wie die Sache steht, nachgeben müssen.“ „KO-JII! Wa..“ „Izumi!... - Heirate mich.“ Damit schmiegte er sich an Izumis Oberkörper und legte beide Arme um ihn. „Was redest du da? Wie könnte ich das? Welch ein Unsinn.“ Zu seinem Erstaunen merkte Takuto, dass Tränen in seinen Augen standen. ‚Er macht sich schon wieder lustig über mich.’ Es tat besonders weh, weil er inzwischen genau wusste, dass er ihn ebenfalls liebte und auch weiterhin lieben würde, egal was käme. ‚Aber heiraten? Dass ging doch nicht. Koji hatte wohl wieder mal vergessen, dass wir beide Männer sind. Niemand würde so eine ehe dulden. Weder die Wesire, noch die Muftis, nicht die Leute in seinem Reich und schon gar nicht die Mächte anderer Länder.’ Koji richtete sich auf, um mit Takuto auf einer Augenhöhe zu sein. So konnte er ihm besser in die Augen schauen. Er erschrak, als er die feuchten Augen sah. „Nein, es ist kein Unsinn!“ Seine Stimme klang sehr energisch. „Hör’ auf! Nein, sprich nicht weiter! Ich will so was nicht hören.“ Damit sprang Takuto hoch, lief in den Nebenraum, wo er seine Sachen liegen sah, wie sie reinkamen; schnappte sie sich und zog sich überhastet die Beinkleider an. Wie sie dahin gekommen waren, interessierte ihn nicht. Hauptsache sie waren da. „Izumi... IZUMI... komm bitte wieder her. Das war kein Witz! Izumi...“ Koji saß noch erstaunt in der Fülle der Kissen – einsam, verlassen, traurig, mit hängenden Schultern und Kopf. Die ausgestreckten Arme, die er seinem Izumi hinterhergehalten hatte, waren längst wieder auf die Matte gefallen. ‚Was war geschehen? Er hatte doch alles genau durchdacht, wieso wollte sein geliebter Izumi das nicht hören? Er hat mir zwar nie gesagt, ob er mich liebt, aber... ich dachte ich hätte ihn richtig verstanden. Das kann doch nicht alles nur vorgetäuscht sein? Nein - keine Zweifel. Das lass ich nicht zu. Er mag mich. Kein Mensch könnte so schauspielern. Keiner. Am wenigsten er. Seine Augen würden ihn sofort verraten....’ Da hörte er das Rascheln der Kleidungsstücke. Er sprang auf und ging nachsehen. Dabei stieß er auf seinen total in Gedanken versunkenen Geliebten. Die Worte die Koji sprach, kamen scheinbar nicht bei ihm an, also blieb er stehen und beobachtete ihn nur, um zusehen, ob er sich in Izumis Gefühlen zu ihm so getäuscht hatte. ... ‚Ich will so was nicht hören. Das wird nie was. Das kann gar nichts werden. Er ist der Kaiser... er braucht eine Frau... einen Thronerben... Kinder... Söhne. Ich könnte ihm das nie bieten. Koji... wir sind doch beides Männer. Wieso quälst du mich so? Fragst mich, ob ich dich heirate, wo du genau weißt, dass es nicht möglich sein kann. Wieso? Wieso nur.’ Takuto sackte zusammen. Dann bemerkte er, dass Koji den Vorhang zur Seite geschoben hatte. Er hob den Kopf, um ihn anzusehen. Koji trug die Decke um den Unterleib gewickelt und lehnte an der Wand. Dabei ließ Koji ihn nicht aus den Augen, folgte jeder seiner Bewegungen. Als Koji sah, dass Takuto ihn endlich bemerkt hatte, wollte er ihm die Sache erklären, doch sobald er seine Lippen geöffnet hatte, traf ihn ein Blitz aus Takutos Augen, der ihn vor Schreck erstarren ließ. „Koji, kein Wort mehr dazu, bitte. Nicht eins.“ Seine Stimme klang gequält. Er hielt sich die Ohren zu, wollte gar nicht wissen was Kojis Lippen sagten, obwohl er wie gebannt auf sie starrte. Die Tränen rollten ihm über die Wangen. ‚So ein Mist, muss ich ihm zeigen, wie es in mir aussieht?’ Koji ging langsam auf ihm zu, hockte sich zu ihm und legte seine Hände auf die von Takuto, nickte ihm zu und nahm Izumis Hände von den Ohren weg. „Versprochen, ich sag nichts mehr dazu..“ Takuto lächelte ihn dankbar an und fiel ihm um den Hals. „Lass uns noch mal in die große Halle gehen. Ja?“ Koji ließ ihn los und nickte wieder nur. „In Ordnung, gehen wir.“ Kojis Herz klopfte zum Zerspringen. Die Hoffnung, welche der Klang in Izumis Stimme in ihm geweckt hatte, berauschte ihn. Sanft hatte dieser danach mit der Hand seine Wange berührt und sich dann zu ihm gebeugt um ihn zu küssen. Koji schloss die Augen. Seine Lippen waren halbgeöffnet, als Izumi sich seinen Lippen näherte, um sie in einem zärtlichen Kuss miteinander zu vereinen. Ein Kuss an dem Koji sah, dass er sich in Izumis Gefühlen zu ihm nicht getäuscht hatte.
Beim Verlassen des Raumes fiel Izumi ein großer Spiegel auf, den er vorher gar nicht gesehen hatte, da Koji beim Hineingehen genau mit dem Rücken zu diesem stand. Er betrachtete ihn genauer. Irgendwas erregte seine Aufmerksamkeit. Es war ein Spiegel, der kunstvoll mit Goldfäden durchzogen war, die zu irgendwelchen Ornamenten hin ausliefen. Er betrachtete sie genauer und stellte erstaunt fest, dass er durch diese Ornamente hindurch die gesamte Halle überblicken konnte. „Koji.. das...“ „Was ist?“ Koji hatte längst begriffen was Izumi meinte, wollte es ihm aber nicht so offensichtlich zeigen. „Die Halle...“ „Ja. Schön, ne?“ „Das ist pervers.“ Jegliches Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen. Seine Augen funkelten Koji giftig an. „Wieso?? Dieser Raum hier, war ein Geschenk des Baumeisters, er stand in keinem der Pläne drin, die er damals vorlegte.“ „Hast du..., bist du...?“ „Schon sehr lange nicht mehr. Eigentlich seit wir uns näher kamen. Wieso? Willst du mal das Haus sehen, wenn es besucht ist?“ Listig funkelte er Izumi an, der sofort stark an Farbe zunahm. „Das ist nicht dein Ernst.“ „Wieso nicht? Ich möchte alles mit dir teilen.“ Er ging zwei Schritte auf ihn zu, legte ihm den Arm um die Taille und zog ihn an sich, aber nicht ohne aufzupassen, dass er dabei Izumis Augen nicht aus seinen eigenen verlor. „Ich liebe dich, Izumi. Ich liebe dich mehr als mein Leben, und wenn dir danach ist...“ Er beugte sich zu ihm herunter, um ihn auf die Wange zu küssen, doch Izumi drehte gerade in dem Moment seinen Kopf weg. „Nein danke. Es ist krank, hier zu stehen und den Frauen beim Baden nachzuspannen.“ Koji knabberte schon wieder an Izumis Ohr. „Aber es ist schön. So kann man schon vorher genau sehen, welche körperlichen Vorzüge sie hat. Genau das ist der Grund, weshalb der Baumeister damals diesen Raum hier einrichtete.“ „Trotzdem! Man muss ihn ja nicht nutzen.“ „Wieso? War das vorhin nicht schön? Erst baden und dann hier...“ Schelmisch beobachtete er Izumi, wie dessen blasse Haut ein leichtes Rosa annahm, während er von ihm ab ließ und ihn langsam wieder frei gab. „Weißt du, du bist wie ein frecher, kleiner Lausbube! Halt mich nicht zum Besten!“ „Das klingt ja, als ob du eifersüchtig wärst?“ Koji lächelte ihn an. „Oh Izumi! Das brauchst du wirklich nicht zu sein. Ich sagte doch schon, seit wir zusammen sind, war ich nicht mehr hier... bis heute! Aber wir können das ganze gerne irgendwann wiederholen.“
Da sie immer noch ganz alleine in den riesigen Badehaus waren, nutzten sie die Gelegenheit und gingen beide noch mal ins Wasser, bis sie – am späten Nachmittag endlich – den Frauen ihr Haus zurückgaben.
Als sie den Geheimgang wieder verlassen hatten und in Kojis Räumen ankamen, hielt Koji Izumi an den Schultern fest, beugte sich zu ihm und als ob er ihn küssen wollte, überlegte es sich aber dann und flüsterte ihm stattdessen ins Ohr: „Du wirst sehen. Es geht. Es geht alles, wenn ich es nur will.“ Takuto neigte den Kopf und sah ihm nur ungläubig in die Augen. „Bis später mein Engel, ich muss dann. Die Pflicht ruft.“ Damit gab er ihm noch einen Kuss auf die Wange und zog sich in seine Räume zurück. Takuto stand wie angewurzelt. ‚Was sollte das nun schon wieder heißen?’
Nachdem Koji seine Kleidung gewechselt hatte, wollte er Katsumi zu Hilfe eilten, der sich schon den ganzen Tag, total gestresst, Ausreden einfallen ließ, warum der Kaiser nicht seinen Terminplan einhielt. Immer wieder musste er Gesandtschaften, die Wesire und die Muftis vertrösten, da er selbst nicht wusste, wie lange der Sultan sich im Harem aufhalten wollte. Als dann auch noch Kojis Mutter zu Besuch kam und hörte, dass ihr Sohn im Harem ist, wollte sie sich sofort auf den Weg zu ihm machen. Nur mit viel Müh und Not konnte Katsumi die Sultana Walide dazu überreden, sich doch zuerst zu ihrer Tochter der Sultana Nadeshiko und ihrer Schwiegertochter zu begeben, um ihnen einen Besuch abzustatten. Er würde dann ihren Sohn zu ihr schicken, sobald er wieder da sei. Im Stillen hoffte er nur, sie würde sich nicht gewaltsam den Zutritt zum Badehaus erzwingen, sobald sie hörte, dass er dort sei.
Völlig aufgelöst, kam er bei Kojis Gemächern an, als Takuto diese gerade verließ, um sich in seine eigenen zurückzuziehen. „Koji, ist er...?“ „Er ist drin, wollte gleich zu dir.“ „Gut. Ach Takuto, du siehst besser aus als heute früh. Das Bad scheint dir ein bisschen geholfen zu haben.“ Er lächelte in spitzbübisch an, bevor er ihm zuzwinkerte und in Kojis Gemach verschwand. Die Tür schloss sich hinter ihm. Takuto schüttelte kurz den Kopf und ging dann.
TEIL 19Die Gespräche hatten sich an diesem Tag in die Länge gezogen und Koji wollte Izumi nicht mehr stören. Deswegen hatte er sich in seine eigenen Gemächer zur Nacht zurückgezogen. Das kam zwar nicht oft vor, aber hin und wieder schon. Takuto ging an diesem Abend eine Menge durch den Kopf. Nachdem er zurück war, hatte er sich erst etwas zu essen kommen lassen, um wieder neue Kräfte zu sammeln, doch dann hatte er sich mit einem Buch hingesetzt und angefangen zu lesen. Leider blieb es bei dem anfangen, konzentrieren konnte er sich nicht. Immer wieder spukten ihm Kojis Worte durch den Kopf. ‚Was er wohl damit meinte: Es geht alles, wenn ich es nur will?’ Trotz seiner Müdigkeit befürchtete Takuto, dass er nach dem Erlebten an diesem Tag kein Auge zu tun würde. Aber schon nach wenigen Minuten schlief er erschöpft im Sitzen ein, das Buch fiel ihm aus den Händen und fiel zu Boden. Doch das nahm er nicht mehr wahr, und in seinen Träumen wurde er anfangs von einem liebevoll ihn anlächelndem blauen Augenpaar und von zärtlichen Händen verfolgt. Später wandelte sich leider das Bild.
Als er wieder erwachte, fühlte er sich wie erschlagen. Er hatte zum Schluss wieder diesen grässlichen Alptraum, wieder... wie schon so oft. Er streckte sich und stand dann auf. Wie er nach draußen sah, bemerkte er das es bereits dunkel war. Hunger hatte er keinen, obwohl noch Obst und Braten auf dem Tisch standen. Er goss sich nur was zu Trinken ein, und sah hinaus in den Sternenhimmel. Koji war in der Zwischenzeit auch nicht gekommen, also war es wieder einmal spät geworden bei ihm. ‚Na ja, wenn er den ganzen Tag mit mir zusammen ist, muss er eben abends länger arbeiten.’ Takuto schmunzelte. ‚Auch ein Kaiser hatte Pflichten. Das hätte ich früher nicht gedacht.’ Er zog sich um und wollte gerade zu Bett gehen, wie ihm einfiel, dass es darin heute so leer und kalt wäre. Niemanden an den man sich kuscheln könnte. Niemand der einen vor den Alpträumen bewahrt. Wie von selbst griff seine Hand nach seinem Kaftan, warf ihn sich über, und er verließ seine Räume durch die kleine Geheimtüre im Ankleideraum. Noch eh er erfasste, was er da machte oder wohin er ging, trugen ihn seine Füße zu Kojis Schlafzimmer. Er öffnete die kleine Türe, die sich ebenfalls im Ankleideraum befand und trat ein. Leise schloss er sie wieder. Die Türe zum Schlafzimmer war nur angelehnt, so dass er sie ohne Geräusch öffnen konnte. Drinnen war es nicht wie erwartet dunkel, sondern Koji hatte die Fenster weit offen, so dass der Mond seinen silbernen Glanz im Zimmer verteilte. Ruhig atmend lag Koji in seinem großen Himmelbett. Die Wachposten an seinem Fußende – zwei Stumme – hörten ihn hineinkommen. Erst gingen sie auf Angriffsstellung, als sie ihn aber erkannten, warfen sie sich vor ihm auf die Knie. Takuto nickte nur und gab ihnen stumm zu verstehen, dass sie ihn mit dem Kaiser alleine lassen sollten. Die Wache verschwand lautlos durch die Zimmertüre, um draußen ihre Posten einzunehmen. Endlich allein mit ihm. Ganz versunken ließ Takuto seinen Blick auf Kojis schlafendem Gesicht ruhen. Er zog sich aus, schlüpfte zu Koji unter die Decke. Es war nicht seine Absicht ihn zu wecken oder gar ihn aus den Schlaf zu reißen. Sanft kuschelte er sich an ihn. Er wollte nur ein wenig bei ihm liegen, seine Wärme fühlen. ‚Aah - wie gut es tat, ihn zu spüren.’ Als ob Koji seine Gegenwart bemerkte, rückte er noch dichter an Takuto heran, legte seinen Arm um ihn und Takuto hörte, wie er im Traum murmelte: „..zumi – Ich liebe dich, Izumi.“ Takuto schloss die Augen und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
Am nächsten Morgen staunte Koji nicht schlecht, als er seinen Geliebten in seinen Armen vorfand. Behutsam weckte Koji seinen Izumi mit einem Kuss. Takuto schlug die Augen auf und lächelte Koji an. Dann kuschelte er sich dichter an ihn. „Ich mag noch nicht aufstehen. Lass uns einfach noch ein bisschen so liegen bleiben.“ „Du verwunderst mich, Izumi.“ Koji schlang seine Arme fest um Izumis Körper und beide versanken in einem langen Kuss. „Einen wunderschönen Guten Morgen, mein Engel. Langes Leben, Izumi und alles Gute zum Geburtstag wünsch ich dir. Koji beugte sich zu ihm und zog mit seinen Fingern Izumis Gesichtszüge nach, bis hin zu dessen Lippen. Als Izumi sie öffnete, nahm Koji die Einladung an. „Ich liebe dich – trotzdem müssen wir langsam hoch.“ „Wirklich? Kannst du heute nicht einfach mal...“ ... Koji schüttelt leicht den Kopf. „Ach, aber ohne dich ist das Bett so furchtbar groß und so leer.“ Takuto sah ihn mit großen bittenden Augen an und Koji musste lächeln. „Wirklich? ... Oh Izumi.“ Er konnte sich nicht beherrschen und küsste ihn erneut. „Aber nun muss ich wirklich. Die Audienz ist wichtig. Sonst wäre es mir egal... du brauchst heute nicht mitzukommen, wenn du nicht magst. Bleib einfach noch liegen und mach dir einen schönen Tag. Aber pass auf, das dich Serika nicht im Bett überrascht. Damit zwinkerte er ihm zu und stand auf. „Koji.“ Koji dreht sich um und sah, dass Takuto ihm beide Arme entgegen streckte. „Du hast noch was vergessen?“ „Vergessen?“ „Alle guten Dinge sind drei.“ Koji lächelte und beugte sich zum ihm hinunter. „Du kannst nicht zählen, mein Schatz, das ist jetzt Nummer vier.“ Koji lächelte ihn an. Takuto umschlang ihn und sie versanken erneut in einen sehr langen Kuss. Kojis Lippen waren weich und doch zugleich fest. Doch war dieser Kuss irgendwie anders als sonst, die leidenschaftliche Glut fehlte, stattdessen spürte Izumi eine liebevolle Zärtlichkeit, die seine Sinne erregte und ihn mit sehnsüchtigem Begehren nach mehr erfüllte. Er hielt ihn fest an sich gedrückt und wollte ihn nicht wieder aus seinen Armen lassen. Koji der die Nähe seines Izumis nicht lange Aushielt ohne ihn berühren zu können, vergaß wo er eigentlich sein müsste und... Er war überaus geschickt darin das Begehren in Izumi zu wecken und zu steigern. In all der Zeit kannte er seinen Körper ganz genau und wusste wie er ihm Freude machen konnte. Doch leider war es ihm heute nicht vergönnt. Es klopfte ziemlich eindringlich an seiner Tür und eine recht böse klingende Stimme war plötzlich zu hören. „KOJI! WIR WARTEN! DU WEISST ES IST WICHTIG! WO BLEIBST DU NUR? KOMM ENDLICH RAUS, ODER ICH KOMME REIN!! Das saß. Der enttäuschte Koji ließ von seinem höchst erregten Izumi ab und sprang aus dem Bett. Da er noch nicht erschienen war, hatte sich Katsumi aufgemacht, um den Kaiser höchst persönlich zu holen. Er konnte sich schon denken, wo er steckte. Wunderte sich dann aber als ihm die Wache bei Izumis Türe sagte, dass niemand da sei. Also hatte er es bei Koji Gemächern versucht. „Katsumi, halt sie noch ein Weilchen hin. Ich bin in ein paar Minuten da! Hab verschlafen.“ ‚Hmhm, verschlafen nennt sich das jetzt?’, dachte sich der Angesprochene. „Aber beeil dich.“ „Ja ja, geh schon!“ Der Großwesir schüttelte den Kopf. ‚Ausgerechnet heute. Dabei hatte er gesagt, dass er pünktlich ist.’
Während Koji sich schnell fertig machte und ankleidet, schien ihm noch was einzufallen. Er drehte sich zu seinem Izumi rum und versank für einen Augenblick in seinen Augen. „Heute Abend habe ich noch eine Überraschung für dich. Im großen Saal findet ein kleines Fest mit Gauklern, Tänzerinnen ... alles was du möchtest, statt. Du kannst einladen, wen immer du möchtest. Aber Serika und Yugo wissen bereits Bescheid.“ ‚Ja, ich denke, dass du gerade jetzt deine Familie mehr brauchst denn je. Und so ist es doch am besten, wenn die beiden auch ihren Spaß haben.’ „Ich freue mich. Aber wen soll ich noch einladen?“ „Das musst du wissen. Aber du hast sicher nichts dagegen, wenn auch Katsumi kommt?“ „Nein, hab nichts dagegen. Er kann ruhig kommen.“ „Gut. Bis heute Abend mein Engel.“
Den ganzen Tag über hielt sich Takuto zuerst im Stall, bei seinem Hengst, und dann im Palastgarten auf. Ausreiten wollte er nicht alleine. Das hatte er seit dem Vorfall mit Hisaya auch nicht mehr getan. Koji hatte zwar veranlasst, dass in dem Fall fünf berittene starke Männer in seiner Nähe waren, aber das wollte er nicht. Er würde sich wie ein Gefangener vorkommen, ständig von irgendwelchen Blicken verfolgt, die über ihn wachen sollten. ‚Koji mag ja an so was gewöhnt sein, ich nicht.’ Plötzlich fiel ihm etwas ein. ‚Hatte er heute morgen nicht gesagt, ich kann einladen, wen immer ich will?’ Takuto erinnerte sich an den kleinen Jungen, mit dem er sich bei den Rebellen angefreundet hatte. Koji Wollte ihn zuerst ebenfalls aus dem Palast verbannen, aber Takuto hatte sich, als sie wieder zurück waren, für den Jungen eingesetzt. Es gab eine lange Diskussion darüber, dass der Anblick des Jungen die grauenhaften Erinnerungen zurückholen könnte. Aber er konnte ihn letztendlich überzeugen, dass der Junge niemanden mehr hatte und er der einzig freundliche Mensch dort war. Der Kleine hatte so was nicht verdient. Koji ließ sich damals erweichen und bot dem Jungen an, in die Pagenkammer aufgenommen zu werden. Dieser hatte erfreut angenommen und seit er dort eingetreten war, hatte Takuto ihn nicht wiedergesehen. Also machte er sich auf zu den Pagenkorps, um seinen kleinen Bruder zu besuchen.
„Hallo Yugo“ „Großer Bruder, du hier?“ „Wie gefällt es dir eigentlich hier Yugo?“ „Ganz gut. Man lernt viel und ich habe viele neue Freunde. Wir sind hier wie eine große Familie.“ „Das ist schön, und freut mich. Und wie der Kaiser mir sagte, soll es ja auch so sein. Sag mal, haben die anderen wirklich keine Verbindung mehr zu ihren Eltern und Geschwistern?“ „Nein, wirklich nicht.“ Yugo wurde nachdenklich. „Jetzt wo Du es sagst? Wir sind die Einzigen, welche die Verbindung pflegen. Eigentlich komisch... ist mir gar nicht so aufgefallen. Aber es stimmt..., in den Regeln steht, dass die einzige Familie der Kaiser ist, wenn man der Pagenkammer beitritt. Na ja“, setzte er wieder optimistischer hinzu, „wir sind ja im Grunde alle für den Kaiser da. Ich hier, du als sein Berater, Serika lebt im Harem... und Eltern haben wir nicht mehr. Das wird’s wohl sein. Die anderen haben eben niemanden weiter bei Hof.“ Takuto nickte in Gedanken versunken. ‚Mein Bruder weiß also noch nichts. Das ist ein gutes Zeichen, es ist bei Hof also noch nicht rum, dass der Kaiser und ich mehr als nur gute Freunde sind.’ „Takuto, willst du dir die Räume ansehen?“ „Hast du denn Zeit dazu?“ „Na ja, eigentlich nicht. Es geht in einer halben Stunde weiter.“ „Dann ein anderes Mal.“ „Schön, und jetzt? Es gibt doch sicher einen Grund, warum du hier bist? Sag mir nicht, du wolltest mich nur sehen“, neckte er seinen großen Bruder. „Das konntest du gestern früh, als der Kaiser uns zu so unchristlicher Stunde wecken ließ.“ „Tut mir leid, damit hatte ich nichts zu tun. Der Kaiser meinte, ich brauche eine Ablenkung und dachte, er sollte euch zwei lieber dazu holen.... Doch sag mal Yugo, erinnerst du dich, dass vor einiger Zeit ein etwa 6jähriger Junge aufgenommen wurde?“ „Ja, der Kleine aus dem Rebellenlager...“ „Ach, hat sich das auch schon herumgesprochen?“ „Hm. Leider. Er hatte es die erste Zeit nicht leicht. Aber er hat sich durchgesetzt. Ist eigentlich ein liebes Kerlchen. Was willst du von ihm?“ Takuto erzählte Yugo wie er ihn kennen lernte und das er ihm eigentlich verdankt, dass man ihn damals gefunden hat. „Ach so, nun verstehe ich. Und?“ „Nun ja, ich fühle mich ein bisschen für ihn verantwortlich. Er erzählte mir, dass er keine Familie mehr hat. Und du weißt doch, heute Abend hat der Kaiser ein kleines Fest geplant. Sag ihm bitte Bescheid, er kann auch ruhig einen gleichaltrigen Freund mitbringen, wir sind ja alle älter als er. Ich denke Gaukler würden ihm auch gefallen.“ „Okay, wenn du ihn sehen willst, sag ich ihm Bescheid und bring ihn mit. Aber sag mal, wie heißt er eigentlich?“ „Frag mich nicht, sie nannten ihn dort immer nur Junge. Er selbst wusste nicht, wie er richtig hieß. Man hatte ihn überall - wo er war - mit anderem Namen angesprochen.“ „Hm, na ich werde ihn schon finden. Bis heute Abend.“ Damit rannte er los. Im Laufen drehte er sich noch mal um und winkte Takuto zu. Dieser lächelte nur und verließ das Gebäude.
Noch während Takuto in Gedanken versunken aus dem Fenster sah, betrat Koji den Raum. Aber er schien sich dadurch nicht gestört zu fühlen. Koji trat auf ihn zu, legte ihm die Hände um die Taille und schaute ihn mit einem Lächeln in die Augen, dass jedes Eis zum Schmelzen bringen würde. ‚Wunderschön’ „Guten Abend, mein Engel. Wie war dein heutiger Tag?“, meinte er freundlich. „Ach Koji.“ Deutlich spürte Takuto den sanften Druck von Kojis Händen, die immer noch um seine Taille lagen und Kojis Blick ruhte ebenfalls noch auf Takutos Gesicht. Ihm wurde warm, seine Haut begann zu kribbeln und ihm war, als ob seine Beine ihm jeden Moment den Dienst versagen würden. Doch schon hatte Koji sich vorgebeugt und seinen Mund fest auf Izumis Lippen gepresst. „Koji!“ Takuto versuchte ihn von sich zu schieben. „Hattest du nicht gesagt, dass wir...“ Koji lächelte und verschloss ihm erneut den Mund mit einem Kuss. „Koji! Wenn du so weitermachst, kommen wir heute gar nicht mehr weg.“ „Hmhm.“ Kojis Augen funkelten schelmisch. „Wäre das so schlimm? Dann machen wir das eben morgen.“ „Morgen? Ach ja? Und du meinst das soll ich dir glauben? Koji du bist...“ Wieder ein feuriger Kuss auf Takuto seinen Mund. „Siehst du denn nicht, dass ich schon fertig angekleidet bin.“ „Doch, das sehe ich. Das ist aber kein Problem, können wir gleich ändern.“, gab er lächelnd zurück. „Koji!“ „Hm? ... Allerdings Izumi, hatte ich gehofft, ich könnte dich vielleicht dazu bewegen, den heutigen Abend anders als geplant zu verbringen? Nur wir zwei... ganz allein...“ Dabei richtete er seinen Blick sehnsuchtsvoll an Izumi hinunter. Izumis Körper war allerdings immer noch durch die Kleidung verhüllt, was Koji wiederum durch ein bedauerndes Mienenspiel zum Ausdruck brachte. Takuto wusste nicht so recht, ob er verärgert oder amüsiert darauf reagieren sollte. Auf jeden Fall errötete er stark, als er daran dachte, wie sie bereits den ganzen gestrigen Tag miteinander verbracht hatten. „Du machst dich über mich lustig.“, warf Takuto deshalb Koji vor. „Mein Engel, wie könnte ich!“ Kojis Miene wirkte empört, aber seine lachenden Augen verrieten das dieser Ausdruck eine Lüge war. „Ich würde mir nie erlauben, mich über dich lustig zu machen. Du weißt doch, dass ich von dir nie genug bekommen kann. Oder? Du hast mir eben so sehr gefehlt. Und das muss ich nun schnellstens alles nachholen.“ „Unersättlicher Schuft.“ Takuto setzte eine strenge Miene auf. „Ja nach dir, mein Engel. Nur nach dir.“ „Darauf sag ich nichts. Aber da du scheinbar nicht weißt, was man seinen geladenen Gästen schuldig ist, werden wir jetzt wie vorgesehen dorthin gehen. Da wirst du dann auch gezwungen sein, dich besser zu benehmen. ... Komm jetzt, wir können die Anderen nicht solange warten lassen. Ohne den Hausherrn - keinen Spaß für die Gäste.“ „Wie grausam du bist!“, sagte Koji mit Schmollmund. „Nicht wahr?“ Takuto lachte hell auf. „Musst du unsere traute Zweisamkeit so schnöde unterbrechen?“ „Ja.“ Er gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Los komm schon.“ Damit packte er Koji am Arm und zog ihn zur Tür hinaus. „Die Anderen warten. Die denken sonst noch, es sei schon wieder was passiert.“ „Noch einen Kuss, mein Liebling!“ „Später, wenn du schön lieb bist. Komm..., zum Tragen bist du zu schwer.“ „Und woher willst du wissen, dass ich da überhaupt hin will?“ Takuto blieb für einen Moment stehen und blickte ihn an. „Ach ja? Deine Kleidung hat dich verraten. Du würdest niemals solche Sachen anziehen, wenn wir alleine sind.“ „Erwischt, mein Engel. Okay, wenn du willst, gehen wir zu den Anderen und feiern ein bisschen mit und danach....“ „Kooo-ji!“ „Vorher aber noch eine Frage.“ Takuto sah ihn mit leicht geneigtem Kopf, fragend an. „Was hast du eben draußen beobachtet.“ „Den Mond. Morgen haben wir wieder Vollmond.“
TEIL 20Als der Kaiser mit Takuto den großen Saal betrat, trat plötzlich Stille ein. Die Anwesenden wollten ihnen gerade zur offiziellen Begrüßung entgegen gehen, als Koji das mit einer Handbewegung verhinderte. Der Festsaal war eigentlich viel zu groß für die wenigen Zuschauer, aber Koji hatte ihn gewählt, weil die Akustik hier besser war, als wo anders. Darüber hinaus konnten ihn seine eigenen Musikanten hier nicht beobachten, da sie für alle Zuschauer „unsichtbar“ waren. Gesehen wurden sie also nur von denen, welche jeweils auftraten. Die Bühne war rund in der Mitte des Raumes angelegt. Überall sah man Säulen, die zur gläsernen Kuppel empor stiegen. Unter einem Balkon - der vielen Balkone -, nämlich unter dem, in welchem sonst Koji bei offiziellen Veranstaltungen saß, war eine riesige sehr bequeme Sitzecke auf dem Boden errichtet worden und vor den Polstern und Kissen befand sich eine niedrige Tafel mit Delikatessen und Köstlichkeiten aus aller Welt. Serika, Yugo und Katsumi waren schon da. Außerdem war der kleine Junge da und hatte scheinbar noch zwei Freunde mitgebracht. Takuto ging auf ihn zu und begrüßte ihn. Doch als die drei Knaben vor dem Kaiser und ihm auf die Knie fallen wollten, hielt Takuto sie davon ab. „Na wie geht es dir? Gefällt dir dein neues Leben?“ „Ja, sehr gut. Ich hoffe du bist nicht böse? Dein Bruder sagte, ich könne EINEN Freund mitbringen, aber mein anderer Freund wollte auch mit.“ „Nein, ich bin dir nicht böse. Ist schon recht so, macht euch drei einen lustigen Abend. Aber...“, erbeugte sich zu ihm hinunter, „nicht so laut werden, sonst wird der Kaiser vielleicht bös’.“ Er zwinkerte ihm zu. „Hab schon verstanden und geht in Ordnung. Wir wollen nur die Gaukler sehen. Außerdem haben wir gehört, es soll ein berühmter Magier da sein.“ „Oh, ein Magier? Das wusste ich nicht mal.“ Takuto warf einen erstaunten Blick zu Koji, der lächelnd mit den Schultern zuckte, und dem Jungen einen Blick zu warf, der verriet, dass so die Überraschung hin wäre. Der Kleine haute sich schnell auf den Mund. „O weh, hab ich eine Überraschung verraten. Das wollte ich nicht. ... Ach, bevor ich es vergesse, langes Leben und alles Gute zum Geburtstag wünschen wir drei dir.“ Damit überreichte er ihm ein kleines Geschenk, was er die ganze Zeit hinter seinem Rücken versteckt hielt. Er hatte es Nachmittags noch schnell in der Stadt besorgt und es in Seide eingewickelt und mit einem kleinen Band verschnürt. „Ich danke euch, viel Spaß euch dreien.“ Takuto lächelte sie an und dann gingen sie Beide hinüber zu seinen Geschwistern und Katsumi. Auch hier fiel die Begrüßung recht herzlich aus, Takuto musste sich erst beglückwünschen und beschenken lassen, bevor der Kaiser sie mit einer weiteren Handbewegung einlud, sich an der Tafel niederzulassen. Er selbst setzte sich zuerst und wies dann Takuto und Katsumi an, sich neben ihn zu setzen. Auf Takutos andere Seite setzte sich Serika und neben ihr wiederum Yugo. Neben Yugo war eine kleine Extrapolsterecke eingerichtet worden für die 3 Kinder. Auf ihrem Tisch waren all die Leckereien und Getränke aufgebaut, die Kinder in diesem Alter den exotischen Genüssen der Erwachsenen vorzogen. Als Takuto sie sah, hätte er sich auch gerne zu ihnen gesetzt, aber dass wäre Koji gegenüber nicht fair gewesen. Koji hatte sich wirklich selbst übertroffen, wenn er so die Tafel entlang sah, die vor ihnen aufgebaut war.
Yugo hatte, als er Takuto Bescheid sagen wollte, dass der Kleine mit seinen Freunden kam, diesen nirgends finden können. Also hatte er Katsumi Bescheid gesagt, dass Takuto drei jüngere Gäste erwartet. Katsumi hatte es sich nicht nehmen lassen und alles gleich in die Wege geleitet, so dass auch für deren Geschmack verschiedenes hergerichtet wurde. Dazu hatten zwei kleine Gespräche genügt: eins um die Vorlieben der Drei in Erfahrung zu bringen, was im Pagenkorp ein Leichtes war; das andere mit dem Kapu Aga, Takasaka Toshiyuki, Kojis Obersthofmeister, der gleich der Küche und seinen Leuten die notwendigen Aufträge erteilte.
Durch ein kurzes Kopfnicken des Kaisers wussten die Musikanten Bescheid. Die Musik setzte ein!
Mit Bedauern stellte Koji fest, dass er die Aufführungen der Tänzerinnen und die Darbietungen der Musikanten und der Gaukler nicht so genießen konnte, wie er es gehofft hatte. Der Grund war einfach der, dass er nicht in der Lage war, sich auf das - was da so geboten wurde - voll zu konzentrieren, da die Nähe von Izumi ihn nervös machte. Dabei gaben die Akrobaten, Fakire und anderen Darsteller, aus vielen Ländern, sich wirklich die allergrößte Mühe. Serika und Yugo waren ganz begeistert. Aus der Ecke der drei Jungen kamen laut Beifall, Aaah- und Oooh-Rufe und alle versuchten Takuto mit ihren fröhlichen Geplapper immer wieder in ihren Bann zu ziehen. Aber auch seine Gedanken schweiften nach einer Weile immer wieder ab, während die Anderen den Darbietungen folgten. Er hatte nachmittags wieder einen dieser Alpträume gehabt. Eigentlich wurden sie seltener, aber Takuto konnte einfach die schlimme Zeit nicht vergessen. Schweißgebadet war er aufgewacht, hatte sich dann frisch gemacht, umgezogen und gerade mal ein paar Minuten aus dem Fenster gesehen, als Koji hinein kam.
Währenddessen war Koji so dicht an Izumi herangerutscht, dass ihre Oberschenkel sich berührten. Izumi spürte das angenehme Kribbeln das seinen Körper von dorther durchströmte und er hoffte, dass niemand es bemerken würde. Er sehnte sich danach mit Koji allein zu sein, ‚aber es wäre unhöflich den anderen gegenüber.’, dachte er sich. Als er zu Koji aufsah und dieser ihn unschuldig anlächelte, glaubte Takuto beinahe, dass er doch keine weiteren Hintergedanken hegte.
‚Ich kann mich nicht mehr länger zurückhalten. Ich muss ihn berühren. Auch auf die Gefahr hin, dass er mir nachher grollt. Mein Körper hält es nicht mehr länger ohne ihn aus.’, hämmerte es in Kojis Kopf, während er ihn schon die ganze Zeit verstohlen von der Seite ansah. Seine Hand zuckte bereits eine ganze Weile, doch bis jetzt konnte er sich noch beherrschen. ‚Ich muss mich zusammen reißen – hier vor all den Menschen – nicht über deine Haare zu streichen, dein Gesicht zu streicheln und deine Lippen zu küssen. Izumi.’ Er schloss die Augen und schluckte. ‚Izumi, warum konnten wir beide heute deinen Geburtstag nicht alleine feiern? Nur wir zwei. Du und ich.’
Ein paar Sekunden später ... ... während alle gespannt den Darbietungen der Tänzerinnen folgten, hatte Kojis Hand sich bereits selbstständig gemacht und begonnen Izumis Hüfte und Oberschenkel unter dem Tisch zu liebkosen. Takutos Augen weiteten sich. Ein leises „oh...“ entkam seinen Lippen. Einen Augenblick lang war er zu keiner weiteren Bewegung fähig. Verwirrt starrte er mit aufgerissenen Augen vor sich hin. Er hätte nicht gedacht, dass Koji ihn im Beisein der vielen Leute so einfach vernaschen würde. Aber... Musik erfüllte den Raum, für die nächste Darbietung, doch Koji rückte unauffällig noch näher an Takuto heran. Takuto spürte bereits seine Körperwärme, Kojis Brust direkt hinter seiner Schulter. Takutos Hand zitterte und entschlossen bekämpfte er den Impuls sich umzudrehen und Koji anzuschauen. Er konzentrierte sich auf die Musik. Jedoch hätten die Sängerinnen mit Engelszungen singen und die Tänzer sich mit weißen Schwingen in die Lüfte erheben müssen, um ihn von seinem Gedanken abzulenken, von der betörenden Wirkung die Kojis Nähe in dem Moment auf ihn ausübte. Doch dann wurde ihm bewusst, dass Koji das auch nicht aufhalten würde. Er hörte Kojis leises Lachen an seinem Ohr. Dann flüsterte er auch noch. ‚Izumi, ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr! Ich kann nicht anders!’ So, als ob es ihm Spaß macht, ihn so zu necken, zu sehen, wie es ihn aus der Fassung bringt. Nun konnte Takuto nicht länger widerstehen. Er musste ihn ansehen. Kojis Gesicht war ganz nah an seinem. In seinen Augen lag ein sanftes Lächeln. Für ein paar Sekunden stand für Takuto die Zeit still. Er sah nichts und hörte nichts, sah nur dieses Lächeln, sah nur Koji. Dann riss er sich von ihm los, senkte kurz den Kopf bevor er sich eines besseren besann und Koji einen warnenden Blick zu warf, um ihn so davor zu rügen, weitere Dummheiten zu machen. Auch wenn Katsumi um ihrer beiden Verhältnis wusste, seine Geschwister und die Anderen taten es nicht. Koji indes verlor sich ganz bei seinem Anblick. ‚Diese Augen! Dieses Feuer! Das Funkeln in ihnen. Ich liebe ihn so sehr. Mir ist ganz schwindelig. Ich kann nicht... kann ihn nicht loslassen. Er ist so wunderschön. Wunderschön, selbst wenn er zornig ist. Oh Izumi...’ Doch er würde warten müssen, um Izumi nicht total zu verärgern. Tatsächlich überstieg es fast seine Kräfte, hier neben seinem geliebten Izumi zu sitzen und ihn nicht einfach wieder in die Arme schließen zu können und voller Leidenschaft zu küssen. Nur das Wissen auf das baldige Ende des Festes ließ ihn Ruhe bewahren und seine Begierde etwas zügeln. Doch Koji nahm seine Hand nicht von ihm. Warm pulsierte das Blut durch seine Adern. Takutos Herzschlag beschleunigte sich und sein Atem ging schneller. Trotz des frivolen Verhaltens genoss sein Körper diese Liebkosungen, die sein Verstand und sein Moralgefühl im Moment so sehr verabscheuten. Takuto rutschte zur anderen Seite, näher zu Serika, und zischte: „Nicht hier, Koji!“ Es sollte zwar leise sein, aber Serika wurde trotzdem darauf aufmerksam und sah ihren großer Bruder neugierig an. So sah sie auch Kojis enttäuschten Blick, den er Takuto zu warf, tat aber gleich wieder so, als ob sie nichts mitbekommen hatte. Aber im Stillen beobachtete sie ab nun die Zwei. Sie fühlte das ihre Vermutung langsam immer mehr Gestalt annahm. Der Kaiser und ihr älterer Bruder waren mehr als nur befreundet miteinander.
Nach dem Clowntrio trat endlich der Magier auf. Die Kinder waren sehr aufgeregt. Jeder von ihnen durfte nach und nach zu ihm kommen und ihm bei den Darbietungen assistieren. Die Anwesenden staunten nicht schlecht, wie der Magier Gegenstände verschwinden ließ und stattdessen aus den Ärmeln der Kinder Blumen und Tücher hervorzauberte. Aber auch kleinere Tiere und exotische Vögel ließ er aus verschiedenen Utensilien erscheinen. Drei langstielige wunderschöne weiße Rosen mit dunkelroten Rändern tauchten auf, welche er dem Geburtstagkind überreichte. Ein Seitenblick Takutos auf den sanft lächelnden Koji zeigte ihm, dass diese Idee von keinem geringeren als ihm selbst stammte. Und am Ende verschwand der Magier selbst mit einem lauten Knall in einer Nebelwolke. Der Beifall war riesig, als er dann aus dem Nichts wieder auftauchte und in den Händen für seine jungen Helfer jede Menge Zuckerwerk hielt. Da es schon spät war, verabschiedeten sich die drei anschließend bei Takuto und den Anderen. Koji lächelte ihnen huldvoll zu, als sie darum baten gehen zu dürfen. Yugo schloss sich ihnen augenblicklich an und versprach sie zurückzubringen. Als sich Yugo gerade verabschiedet hatte, zog Serika plötzlich ihren großen Bruder zur Seite, fort von den Anderen. Dann wandte sie sich Yugo nochmals zu und rief: „Wartest du bitte Yugo, ich komme auch gleich mit. Wir können dann noch ein Stück gemeinsam gehen.“ Dieser nickte. Takuto sah sie indes mit fragenden Augen an, als sie leise aber bestimmt zu ihm sagte: „Ich bin mir sicher, dass er dich liebt. Hab ich Recht?... Liebst du ihn auch? Seid ihr beide ein Paar? Sag’s mir!“ „WER, WEN MEINST DU? SERIKA – Wie kommst du da drauf?!“ „Takuto, ich habe euch beide beobachtet und habe gesehen, wie zärtlich der Blick des Sultans auf dir ruht, wenn er glaubt, dass niemand es bemerkt. Ich sah auch, wie fürsorglich er sich dir gegenüber benimmt. Und er nutzt jede Gelegenheit, um mit dir zusammen zu sein. Er tut alles um dich die schlimme Zeit vergessen zu lassen. Ständig lässt er sich Neues einfallen. Du willst mir doch nicht sagen, dass er das für jeden seiner Untergebenen tut. Und... und er hat damals Yugo und mich holen lassen, uns dieses schöne Leben hier ermöglicht. Mir erschien es schon damals eigenartig, wie der Sultan sich dir gegenüber benahm. Aber ich dachte erst nur, dass was alle denken: Ihr seid gute Freunde geworden. Aber inzwischen... Also? Sag schon. Es stimmt, ne?“ „Serika, hat Yugo etwa auch...“ „Nein, der hat nur Augen für die Tänzerinnen und anderen Vorführungen gehabt. Aber ich bin nicht blind.“ „Das ist gut.“ Mehr konnte er nicht mehr sagen, weil dann Yugo auch schon neben ihm stand. Mehr brauchte er auch nicht zu sagen. Serika hatte ihn sehr gut verstanden. ‚Also hatte ich Recht.’ Sie warf Takuto noch einen wissenden Blick zu und verschwand mit ihrem kleinen Bruder und den Jungen.
Katsumi, ließ die anderen beiden allerdings nicht so schnell weg. Er musste mit Koji noch einiges wegen den kommenden Tagen besprechen. Währenddessen machte Takuto es sich an der Tafel gemütlich. Die Musikanten spielten noch immer, und Takuto hatte schon eine ganze Weile Durst. Er goss sich sein Glas voll und leerte es in einem Zug. Später noch ein zweites, während er dazu noch ein paar Scheiben von dem köstlichen Braten ass. Als Koji und Katsumi endlich ihr Gespräch beendet hatten, wunderte sich Koji darüber, dass Izumi die ganze Zeit über so still war. Er drehte sich zu ihm, und... riss die Augen auf. Izumis Gesicht war stark gerötet. Auf seine Augen lag etwas wie ein Schleier und die Karaffe mit dem fruchtigen, aber schweren roten Wein - vor ihm - war fast leer. Takuto taumelte und lehnte sich gegen Koji. „Es tut mir leid... Ich bin nicht ... an berau... schende Geträn... ke ge... wöhnt... hick.“ Takuto zuckte zusammen, als Koji plötzlich zu Lachen begann. Er wusste nicht warum. Dabei hatte er nur aus der Karaffe getrunken, die vor ihm stand und da den Inhalt sehr fruchtig schmeckte, hatte er selbst erst zu spät mitbekommen, dass der Inhalt nicht das war, wofür er ihn die ganze Zeit über gehalten hatte. Aber Koji war nicht ganz unschuldig daran. Er wusste ganz genau, was in der Karaffe war. Er hätte ihn nur zu warnen brauchen. Aus einem Impuls heraus, reckte er sich ihm entgegen und dann... küsste er Koji auf die Wange, wie er es manchmal auch bei seinen Geschwistern tat. Allerdings hätte er das nie im nüchternen Zustand getan, schon gar nicht vor Katsumi und den noch anwesenden Bediensteten und Darstellern. „IZUMI, du bist blau!“ „Okay... bring... mich... ins Bett... hick.”, flüsterte er immer leiser werdend und schlief dann ein. Koji fing ihn auf, warf einen Blick auf Katsumi und Beide verfielen in lautes Gelächter, wie sie das erstaunte Gesicht des Anderen sahen. Das Fest war zu Ende. Katsumi schickte die Musikanten und Komödianten hinaus, welche gerade mit ihrer Darbietung begonnen hatten. Koji nahm seinen Izumi auf die Arme, während Katsumi schnell vorging und die Bediensteten, welche sich auf den Fluren befanden, fortschickte, damit sie nicht beobachtet wurden. Dann trug Koji ihn in seine Gemächer.
Selbst in dieser Nacht und sogar obwohl er zu viel getrunken hatte, kehrten die Alpträume gegen morgen zurück. Wieder sah er, wie Hisaya ihn bedrängte Koji zu verraten. Wieder erlebte er einige der schlimmsten Minuten seiner Qual. Wild schlug er um sich, um sich zu wehren. Koji wurde durch einen unsanften Schlag von Takuto's Ellbogen mitten in sein Gesicht geweckt. Angstschreie entkamen Takuto’s Kehle, dazwischen fiel öfter: „Nein... Hisaya ... das werde ich nicht.... Niemals!!“ Als Koji bemerkte was in seinem Izumi vorging, setzte er sich auf und riss ihn aus seinen Träumen, in dem er ihn an der Schulter packte und ihn mehrmals schüttelte. „Izumi, wach auf, IZUMI!!!“ Takuto öffnete langsam die Augen und Tränen rannen ihm aus diesen, die Wangen hinab. Er zitterte am ganzen Leib. Sanft spürte er Kojis Hand am Hinterkopf, welche ihn vorsichtig hochhob. Er fühlte wie Koji ihn an sich drückte und fühlte Kojis Finger in seinem Haar. Dieser beugte sich im entgegen, um Takuto auf die Haare zu küssen. „Weine nicht“, tröstete er ihn. „Alles wird wieder gut werden. Er ist tot, er kann dir nichts weiter anhaben.“ „Koji...“ begann er mit erstickter Stimme, während sich weiter Tränen in den Augen sammelten. „Sag nichts. Halt mich einfach nur fest... Halt mich fest.“ Dabei drückte er sich dichter an ihn, so als ob Koji sich sonst jeden Moment in Luft auflösen täte. In dem Moment streckte Koji die Hand aus, berührte Izumis Kinn mit den Fingern und zwang ihn leicht, ihm ins Gesicht zu sehen. „Ich lass dich nicht los. Ich verlasse dich niemals. Niemals. Hörst du? Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ich bin hier... hier ... bei dir.“ - ‚Oh Izumi... du bist wunderschön. Und ich liebe dich so sehr, ich möchte dich am liebsten nie wieder loslassen. Selbst jetzt in diesem Moment sind deine Augen verboten schön. Aber ich sehe dich lieber fröhlich lächelnd, als so vor Angst zubeben. Aber deine leicht gerötete Haut, dein schneller Atem, deine nackte Brust... all das...’ - „Ich liebe dich, Izumi.“ In seinen Augen sah Takuto Wärme, Liebe aber auch zugleich Begierde. Ein paar Sekunden verstrichen in denen sie sich nur gegenseitig anstarrten. Dann beugte Takuto sich vor und küsste Koji. Nur ganz flüchtig. Koji, für den das gleich einer Aufforderung kam, der nicht wusste wie er ihn von seinen Alpträumen befreien sollte, verfiel wieder nur auf den Gedanken ihm seine Liebe zeigen und geben zu wollen. Doch Takuto war nicht danach. „Koji, bitte... jetzt nicht! Sei einfach nur da und halt mich fest.“ Seine Stimme klang irgendwie anders als sonst. Takutos Herz klopfte, aber aus einem anderen Grund als noch wenige Minuten zuvor. Es war so schwer Koji von sich zu weisen. Es war besonders schwer, seid er sicher war, dass Koji ihm viel bedeutete und er ihm damit weh tat. Aber... er brauchte im Moment nur die Nähe eines Menschen, dem er vertrauen konnte. Koji legte sich wieder zu ihm und nahm ihn in beide Arme, hielt ihn eng an sich gedrückt. „Du hättest ihn nicht wiedersehen dürfen.“, sagte er dann traurig. „Ich ahnte, dass es dir Kummer bereitet.“ „Wen meinst du?“ „Du weißt sehr wohl, von wem ich spreche. Ich meine den Jungen... auf dem Fest.“ „Koji... das ist nicht wahr. Er hat nichts damit zu tun. Lass ihn, er hat damit wirklich nichts zu tun. Er kann nichts dafür.“ „Aber ich dachte, du vergisst das alles langsam. Es sah so aus, als ob sie weniger werden...die schlimmen Träume meine ich. ... Oh Izumi...!“ Er drückte ihn noch fester an sich und küsste ihn auf die Haare. „Koji nicht so fest... Du brichst mich ja fast durch.“ „Oh... Entschuldige.“ „Nein, der Junge kann wirklich nichts dafür... Ich hatte...“ Er überlegte kurz, wie er es ihm sagen sollte, „...ich hatte... den Traum auch schon am Nachmittag...“ „Am Nachmittag? Wieso hast du nichts gesagt.“ Koji stütze sich auf den Ellbogen und sah Takuto von oben her an. „Koji, mach dich nicht lächerlich. Soll ich dir jedes mal sagen, wenn ich schlecht geschlafen oder geträumt hab?“ Leiser, so leise das es kaum zu verstehen war, fügte er hinzu: „Es ist meist dann, wenn du nicht da bist.“ Leichte Röte stieg ihm ins Gesicht. Koji drehte sein Gesicht zu sich, sah ihn an und konnte nicht anders. Für diese Worte musste er ihn einfach küssen. Der Kuss war zärtlich, voller Hingabe und Dankbarkeit. Nie hatte Izumi zu ihm von Liebe gesprochen, aber sein Verhalten, seine Worte, schienen doch zu beweisen, dass er ihm inzwischen eine starke Zuneigung entgegen brachte. Er mochte noch immer kaum glauben, dass dies hier kein Traum war. ‚Er liebt mich. Auch wenn es nicht sagt: Mein Izumi liebt mich.’, stellte Koji lächelnd fest.... Dann legte er sich wieder zu ihm. Drückte ihn an sich und bewachte seinen Schlaf, in den Takuto einige Zeit später fiel.
TEIL 21Den nächsten und auch den übernächsten Tag musste Takuto alleine verbringen, da mal wieder die jährlich Besichtigung der Leibgarde des Kaisers, der Janitscharen anfiel. Ein Sultan galt erst dann als Herrscher des Reiches, wenn er in Mitten seiner eigenen Truppen mit dem Schwert umgürtet wurde und der Kaiser hatte die Pflicht, sich wenigstens einmal im Jahr, seiner Truppe aus diesem Anlass zu zeigen und die Parade der Janitscharen abzunehmen, welche ihm treu ergeben waren. Koji war gleich am nächsten Morgen nach ihrem Fest in aller Frühe aufgebrochen, während Takuto noch schlief. Takuto wusste, dass er bei dieser Veranstaltung nur stören würde und hatte beschlossen, im Köschk zubleiben. Doch der Tag war lang. Yugo hatte Verpflichtungen und Unterricht in den Pagenkammern. Serika nahm ausgerechnet heute an einer Geburtstagfeier ihrer besten Freundin teil, die vormittags zu einer Badegesellschaft, nachmittags zu Sport und Spiel und abends zu einem Konzert einlud, und ihn somit auch nicht von seinen trüben Gedanken abbringen konnte. Den ganzen Tag verbrachte er im Zimmer. Zuerst hatte er lange geschlafen, weil er seinen ungewohnten Rausch wieder wegbekommen musste. In seinem Kopf dröhnte es immer noch. Dann hatte es wieder einmal zu regnen angefangen. Er nahm ein Buch und fing darin zu lesen an, konnte sich aber nicht richtig darauf konzentrieren und war bald wieder auf seinem Bett, auf das er sich vollbekleidet mit einem Kissen im Rücken zum Lesen gesetzt hatte, eingeschlafen. Takutos Schlaf wurde erneut durch Alpträume gestört. Abstoßende Männer mit schweißbedeckten Gesichtern, in schmutziger Kleidung und dicken zudringlichen Fingern griffen nach ihm. Er stand noch unter den Drogen, als diese Kerle ihm die Kleider raubten. Dann tauchte plötzlich Hisayas Gesicht riesengroß und fratzenhaft vor ihm auf und lachte höhnisch. Zitternd erwachte er und schluchzte laut auf, in seinem leeren Bett. Er vermisste Koji, auch wenn er wusste, dass dessen Pflichten ihn außerhalb des Palastes festhielten. Takuto fühlte sich in solchen Momenten einsam und allein. Es war inzwischen spät geworden. Er hatte immer noch Kopfschmerzen und sein Nacken fühlte sich vom langen unbequemen Schlafen steif an. Die Luft im Raum war verbraucht. So beschloss er trotz des schlechten Wetters, das schon den ganzen Tag draußen wütete, die schweren Vorhänge und die Balkontür zu öffnen. Als er den Vorhang aufzog, merkte er, dass der Regen schon längst aufgehört haben musste. Mit einem tiefen Seufzer trat er in die stille Nacht hinaus. Koji war nicht gekommen, also war es bei ihm spät geworden oder er konnte sich nicht wegstehlen. Verwundert stellte er fest, dass der Himmel sich aufgeklärt hatte und einzelne Sterne zu sehen waren. Er hörte von fern das Rauschen des Meeres. Da verspürte er Lust nach draußen zu gehen, denn wieder Schlafen gehen wollte er nicht, da er sich vor der Träumen fürchtete. ‚Vielleicht wieder zur Lichtung? Zum Glück hab ich den Schlüssel zur Pforte. Anschließend geht es mir bestimmt wieder besser.’ Wenige Augenblicke später befand er sich auf dem Weg. Takuto wollte über die vergangenen Wochen nachdenken und da er es als sehr schön und beruhigend empfand, tagsüber, am See zu sitzen und die Beine wie ein kleiner Junge ins Wasser hängen zu lassen, machte er sich auf den Weg. Nur diesmal... war es bereits dunkel. *** Es war schon spät. Koji konnte nicht schlafen. Wieder einmal war Vollmond und die Nacht war viel zu schwül. Koji stand auf und überlegte, ob er Izumi aufsuchen sollte. Es war spät geworden bei der Parade. Morgen musste er die restlichen Veranstalten über sich ergehen lassen. Und abends wäre er dann wieder zu Hause, in seinen Gemächern – bei Izumi. Aber er fing an es zu bereuen, sich nicht früher auf sein Pferd geschwungen zu haben. In 2 Stunden könnte er im Palast sein, wenn er das Pferd zur Eile drängt und wenn er sich für Morgen ein anderes nimmt, könnte er es gut in einer schaffen. Izumi fehlte ihm. Es hätte ihm schon gereicht, ihn nur kurz schlafend vorzufinden, ihm vielleicht einen Kuss zu stehlen, auch wenn er sich wenige Minuten später wieder auf den Rückweg hätte machen müssen. Schnellen Schritts ging er zu seinem Pferd, egal was die anderen dachte. Er schwang sich rauf und trieb sein Pferd zur Eile an. Einige wachsame Augen folgten ihm. ‚So was hatte es ja noch nie gegeben, das der Kaiser, die Nacht zwischen den Veranstaltungen nicht bei seinen Männern blieb.’ Als Koji am Wald mit der kleinen Lichtung vorbei kam, zog ihn irgendetwas wie in Trance dorthin. Aber sie war leer, keine Menschenseele war zu sehen. Also ritt er weiter. Er brachte das Pferd schnell in den Stall und beschloss noch einen kleinen Spaziergang zu machen, um nach dem schnellen Ritt, wieder zu Atem zu kommen, bevor er zu Izumi ging. Er ging am Pavillon und am großen Brunnen, der tagsüber durch herrliche Wasserspiele lebte, vorbei. Einen Augenblick blieb er an der Stelle stehen, wo er Izumi damals eingefangen hatte. Er dachte an den Abend an dem soviel geschehen war. Vieles in seinem Leben hatte sich seither verändert. Er brauchte sich nicht mehr vor seinen Brüdern zu fürchten, sie konnten ihm nie wieder nach dem Leben trachten. Und Izumi...? Ja, Izumi... er versank ins Träumen. Mit einem tiefen Seufzer zog es ihn magisch weiter zur kleinen Pforte. Er bemerkte es erst, als er zum 2. mal an diesem Abend, den Schlüssel ins Schloss schob und ihn herumdrehte. ‚Vielleicht sollte ich zurück? Ich bin doch eigentlich nur wegen Izumi hier. Warum tragen mich meine Beine nur immer in die entgegengesetzte Richtung?’ Obwohl es dunkel war und er keine Laterne mitgenommen hatte, trugen ihn seine Beine von ganz allein zur Waldlichtung. Als er diesmal dort ankam, spürte er, dass er nicht alleine war. Auf der Lichtung war aber wieder niemand zu sehen. *** Kaum ein Windhauch regte sich, als Takuto am See ankam und sich mit dem Rücken an einen Baum stellte. Er verschränkte seine Arme vor der Brust, schloss die Augen, holte tief Atem und stieß ihn langsam wieder aus. Izumi der durch die Vergangenheit gelernt hatte, niemandem zu vertrauen, war fest davon überzeugt, dass Koji ihn nie enttäuschen würde. Wieder und wieder hatte er es ihm bewiesen, dass auf sein Wort Verlass war. Er war der Einzige der alle gegebenen Versprechen ihm gegenüber auch gehalten hatte. Ihn nie enttäuschte. Wann immer Koji ihn in seinen Räumen aufgesucht hatte, hielt er seine Hand, zeigte er ihm seine Gefühle auf die eine oder andere Art. Wie Koji ihn ansah, glaubte er auch immer aufrichtige Zuneigung in seinem Blick zu erkennen. Anderseits konnte Takuto nicht so einfach vergessen, wie viele Frauen dem Sultan zur alleinigen Verfügung standen. Anscheinend liebte er es mit allen hübschen Frauen zu flirten und sie waren seinem Charme oft erlegen, lief ein Gerücht durch das Serail und machte natürlich auch nicht vor dem Köschk halt. Aber es gab da auch noch diese andere Seite seines Wesens, die er nur dann zeigte und sie zum Vorschein kommen ließ, wenn Koji mit ihm ganz alleine war. *** Koji ging zwischen den Büschen hindurch und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. ‚Izumi!’ Er wollte zu ihm, aber irgendwas hielt ihn zurück. ‚Was suchst du hier so spät? Und allein...?’ Eigentlich hätte er sich diese Frage selbst auch stellen können. ‚Keine Wache in seiner Nähe?’ Er drehte sich um und beobachtete aufmerksam die Umgebung. ‚Nein. Er ist ganz alleine hier.’ Er hatte bereits den Mund aufgemacht, um Izumi auf sich aufmerksam zu machen, brachte aber keinen Wort über die Lippen. Izumis Bewegungen verrieten, dass er überzeugt war, ungestört und alleine zu sein und Koji war zu neugierig geworden, was er hier tat, als von ihm mit einem „Nichts“ abgefertigt zu werden. Er stand wie versteinert da, wie er die - nur vom fahlen Mondlicht beleuchtete - Silhouette Izumis im Dunkel der Nacht beobachtete. Koji hatte ihm zwar schon vor einiger Zeit einen Schlüssel für die Pforte anfertigen lassen, aber er hatte ihn seines Wissens nach nicht benutzt. Oder doch? Plötzlich öffnete sein Izumi den seidenen Kaftan und breitete seine Arme aus. Der leichte Wind der inzwischen aufgekommen war und für kühlere Luft sorgte, fing sich in dem dünnen Stoff und blähte ihn auf, wie ein Segel. Oder vielleicht wie ein paar Flügel? Koji war fasziniert. ‚Als ob er jeden Moment in die Lüfte steigt und... und davonfliegt.’ Takuto lachte leise. Dann warf er, obwohl es schon kühler geworden war, den Kaftan ganz ab. Anschließend streifte er auch die Schuhe und die Beinkleider ab und rollte die Unterkleider hoch, damit sie nicht ins Wasser rutschen konnten. Koji hörte wie er leise auf den See zuschritt. Als seine Füße das Wasser berührten, beugte er sich hinab, um sein Gesicht und auch die Arme mit dem Wasser zu benetzen. Mit der hohlen Hand schüttete er sich das Wasser ins Gesicht und über den Nacken. ‚Hatte er kein Hemd an? Nein, es sieht so aus, als ob er den Kaftan über den nackten Oberkörper gezogen hatte.’ Tief seufzte Takuto auf, zufrieden darüber wie gut das kühle Nass ihm tat. Er fühlte sich frei. Hatte endlich das getan, wonach es ihm schon die ganze letzte Zeit so gedürstet hatte. ‚Schön, dass ich den Schlüssel hab. Sonst würde ich mich in den Mauern immer noch eingesperrt fühlen, wenn über Nacht alle Tore geschlossen werden.’ Ein Knacken. – Er wandte sich angstvoll um. ‚Was war das? Hab ich da nicht eben ein Knacken gehört, als ob jemand auf Zweige tritt?... Ach, wird wohl nur ein kleines Tier gewesen sein.’
In Wirklichkeit hatte das Knacken aber Koji verursacht, als er einen kleinen trocknen Ast aus seinem Gesichtsfeld herunterbog und dieser abbrach. Erschrocken wich er zurück, gerade noch rechtzeitig bevor Takuto den Kopf in die Richtung drehte.
Takuto wandte sich nun den großen Steinen zu und setzte sich auf einen von ihnen. „Aah schööön“, entkam es ihm, als er die Beine ins Wasser baumeln ließ. Plötzlich schrie ein Tier in der Dunkelheit auf. Er erschrak so sehr, achtete für einen Moment nicht auf das Gleichgewicht, verlor es und stürzte so wie er war mit einem lautem Platsch ins Wasser Koji wollte gerade aufspringen, um ihm zu Hilfe zu eilen. Doch da tauchte Takuto mit einem „VERDAMMT!“ auf den Lippen wieder auf. Seine Stimme klang nicht gerade erfreut. Sein Haar klebte nass auf seinem Gesicht und er strich sich die Haare zurück. Dann ließ er einen Blick über seine nasse Kleidung gleiten. Es klebte an ihm wie eine zweite Haut. Takuto lachte plötzlich laut auf und ließ sich rücklings erneut ins Wasser fallen. „Ist jetzt auch egal!“ Koji beobachtete ihn immer noch, reglos und fasziniert von seinem Anblick, versteckt hinter den Büschen. Er hatte von seinen Izumi schon lange kein so glückliches, befreites Lachen gehört. Es traf ihn bis in sein Innerstes. ‚Bei Gott, Izumi, du bist wunderbar.’ Inzwischen hatte er sein Bad beendet und eilte zu seiner Kleidung. Er zog die nassen Sachen aus und wrang sie danach aus. Dann zog er seine trockenen Sachen und die Schuhe an, schnappte sich die nassen Kleidungsstücke und eilte der Pforte entgegen. Nur einige Meter hinter ihm bewegte sich ein lautloser Schatten. „Izumi!“ Der Angesprochene riss die Augen auf und drehte sich ruckartig um. „KO-JI! Duu?“ „Hmhm!“ Koji lächelte ihn an. „Ich dachte du bist bei deiner Truppe... Spionierst du mir etwa nach?“ „NEIN. Izumi, ich wusste nicht, dass du da warst. Ich dachte du schläfst schon lange. Eigentlich bin ich nur zum Palast geritten, weil ich dich sehen wollte. Aber dann... Irgendwas zog mich her, noch bevor ich bei deinen Gemächern war..“ Takutos Augen sahen ihn immer noch zweifelnd an. „Bitte du musst mir glauben. Es war Zufall.“ ... „Komm du musst die feuchten Sachen ausbekommen.“ Koji nahm ihn am Arm und zog ihn in den Palast, in seine Räume. Takuto blickte sich um. ‚Hier haben wir auch das erste Mal miteinander geschlafen. Danach war Koji immer zu mir gekommen.’ Er sah ihn an und Koji konnte seinem Blick nicht länger wiederstehen. „Bleib die restlichen Stunden hier und kehre erst morgen...“ Takuto nickte kurz und zog sich die feuchten Sachen aus, legte sie und die anderen zum Trocknen auf den angrenzenden Balkon über die Stühle und kroch dann nackt wie er war, unter Kojis Decke. Nachdem sich auch Koji zu ihm gelegt hatte, zog er ihn in seine Arme küsste ihn zärtlich. „Was hast du gesehen, Koji. Wie viel...?“ „Wie ich abkam, standst du am Baum. Izumi, wenn du gerne schwimmst, warum dann nicht im angrenzenden Badehaus oder direkt im Meer? Da hast Du doch viel mehr Platz? Der See ist doch nicht so groß. Außerdem... wenn dir da was passiert, du hattest nicht mal jemanden mit.“ „Ich wollte ganz alleine sein und das bin ich dort bestimmt nicht.“ ... „Und außerdem... wollte ich raus aus den Mauern.“, fügte er leise hinzu. „Du fühlst dich immer noch eingesperrt?“ „Manchmal schon.“ Zärtlich nahm er ihn in die Arme und drückte ihn an sich. „Oh Izumi.“ „Sag mal Koji, musst du nicht eigentlich wieder zu Deinen Truppen zurück? Du kannst dir den Ärger deiner eigenen Leibwache nicht zuziehen.“ „Ich weiß. Ich werde Katsumi morgen darum bitten hinzureiten und es um 14 Tage verschieben zu lassen. Er kann ja sagen, ich fühle mich nicht. Stimmt doch auch. Ohne dich bin ich wie ein halber Mensch.“ Koji flüsterte Izumi noch viele Worte der Liebe in sein Ohr bevor sie eng aneinander geschmiegt schlafen wollten.
Plötzlich wurde an die Tür geklopft und nur wiederstrebend lösten sich die beiden Liebenden von einander. Gerade noch rechtzeitig, bevor Katsumi hineingestürmt kam. „Koji. Da wird man mitten in der Nacht geweckt, weil der Herr beschließt inmitten der Veranstaltungen das Weite zu suchen. Findest du das in Ordnung? Wie soll ich die aufgebrachte Meute beruhigen.“ „Kat-su-mi!!! Ganz ruhig. Sag ihnen ich brauchte einen Arzt. Ich hätte irgendeine Krankheit, die mich wahrscheinlich für ein paar Tage außer Gefecht setzt und ich bin weg, weil ich nicht wusste, was es ist und ich keine Epidemie ausbrechen lassen wollte. So..., und nun sei nicht böse. Ich bin wirklich müde und möchte schlafen. Wir sehen uns morgen früh, zur gewohnten Zeit. Gute Nacht!“ „Immer muss alles nach deinem Kopf gehen. Denkst du auch mal an andere? Ich werde sehen, was ich da machen kann. Aber lass dich warnen: Du weißt, dass du die Tage dann das Köschk nicht verlasen kannst?“ „Ja, das weiß ich, zum Diwan komme ich trotzdem - mit der Erlaubnis des Hakim von 2 Stunden. Reicht dir das an Erklärung?“ „Ganz wie der Herr wünscht.“ „Lass deinen Sarkasmus, Katsumi und bitte... Lass uns nun allein. Nochmals... Gute Nacht.“ „Gute Nacht Koji, ich hoffe nur, du wirst es nicht eines Tages bereuen. Du weißt wie die Janitscharen zu so was stehen.“ Damit verließ er den Raum. Nach wenigen Minuten hörte man nur noch die regelmäßigen Atemzüge der beiden Schlafenden.
TEIL 22Takuto wurde am nächsten Morgen durch leises Wimmern geweckt. Wie er seinen Arm ausstreckte, war das Bett neben ihm leer. Langsam öffnete er die Augen. Es war schon heller Tag. Er richtete sich auf und sah einen großen Korb auf dem kleinen Tisch am Fußende des Bettes. Aus dem kamen scheinbar die Geräusche. Als er aufstehen wollte, streifte sein Fuß etwas weiches. Erschrocken sah er hinunter und bemerkte ein kleines weißes Etwas, was soeben neugierig versuchte sich an seinem Bein zum Bett hinauf zu ziehen. Takuto hob es im Nacken auf und sah in ein kleines süßes Hundegesicht. Als der Kleine aufjaulte, nahm er ihn vorsichtig in die Arme und der Hund kuschelte sich für einen Moment an ihn, um im nächsten wieder auf Entdeckungsreise gehen zu wollen. Er ging um das Bett herum, zum Tisch. In dem Korb sah er noch 2 kleine weiße Fellknäule, die sich ängstlich aneinander schmiegten. Dann sah er wieder auf den Kleinen der sich heftig in seinen Armen wehrte, weil ihn wieder die Abenteuerlust gepackt hatte. Takuto lächelte. Er muss wohl über den Rand des Korbes geklettert und dann von dort auf den Boden gefallen sein. Er nahm den Kleinen legte ihn wieder zu den anderen und kleidete sich an. Dann ging er mit dem Korb zu seinen Räumen. „Guten Morgen, Izumi!“ Koji war inzwischen leise zur Tür hinein gekommen. „Gut geschlafen?“ „Ja, Koji. Aber... was ist das?“ „Ich dachte das sieht man?“ „Ja, schon. Ich seh’ das es Hunde sind.“ „Wieso fragst du dann? Gefällt dir einer davon? Oder willst du alle drei behalten.“ „Koji!“ Takutos Augen strahlten. „Meine eine Hündin hatte, als du verschwunden warst, geworfen und das Resultat hältst du in deinen Händen.... Sind sie nicht niedlich? Ich dachte, dann bist du tagsüber nicht soviel allein, wenn deine Geschwister ihre eigenen Wege gehen und ich Verpflichtungen habe, an denen du nicht teilnimmst. Du kannst mich natürlich überallhin begleiten. Das steht dir frei. Aber wenn nicht... Erziehe sie zu guten Jagdhunden oder behalte sie hier. Du kannst sie aber auch Serika schenken, wenn du magst.“ „Serika?“ „Ich habe gehört ihre Katze hat sich selbständig gemacht. Das macht sie bestimmt traurig.“ „Woher weißt du denn das mit der Katze?“ „Izumi, langsam solltest du aber mitbekommen haben, dass im Serail nichts lange geheim bleibt. Schon die kleinste Neuigkeit verbreitet sich wie ein Lauffeuer und macht auch vor meiner Person und meinen Ohren nicht halt. Also...?“ „Danke Koji, das ist sehr lieb von dir.“ „Und?... Einen?... Oder alle drei?“ „Ich werde diesen kleinen Frechdachs hier nehmen, der wollte mich schon im Bett begrüßen.“ „Ah, ein kleiner Draufgänger.“, schmunzelte Koji. „Hmm, so wie du!“ Takuto und Koji mussten laut lachen. Dadurch überhörten sie das Klopfen an der Geheimtür und plötzlich stand Serika in der Tür. Erschrocken blieb sie stehen. „Hoheit, Ihr seid hier?“ Sie verbeugte sich tief. „Serika, erhebe dich. Das ist nicht nötig, wenn wir uns in den privaten Räumen befinden.“ Dann wandte er sich zu Takuto. „Ich muss sowieso wieder gehen. Katsumi wartet. Ich wollte nur schnell sehen, ob sie dir gefallen und Izumi, gegen 10 Uhr ist Diwan. Nicht vergessen. Du kommst doch?“ „Natürlich Koji, welche Frage.“ „Dann bis später. – Serika.“ Er neigte leicht den Kopf. „Hoheit.“ Damit verließ er den Raum und schloss geräuschlos die Tür hinter sich.
„Puh – damit hatte ich nicht gerechnet. Der Kaiser ist doch sonst nie um die Zeit hier.“ „Serika, dass ist sein Palast. Da kann er kommen und gehen, wann er will. Du hattest wohl Langeweile, Schwesterchen? Wie war die Feier gestern?“ „Ooch... gut, wie immer. Aber mit euch zusammen, ist es schöner. Was hast du da eigentlich?“ „Die drei Welpen haben mich heute früh geweckt.“ „Ooooh wie niedlich! Die zwei scheinen wohl ein bisschen ängstlich zu sein?“ „Willst du sie beide haben? Ich behalte nur diesen hier.“ Damit griff er hinein und holte sich den kleinen Zappelphilipp hinaus, der ständig versuchte dem Korb zu entkommen. „Jaa, gerne!“ Serika fiel ihrem großen Bruder um den Hals. „Und der Kaiser hat nichts dagegen?“ „Nein, hat er nicht. Er wusste sogar, dass deine Katze weg ist?“ „.... hm.“ Serika, streichelte die Kleinen. „Ich bring sie am Besten gleich weg und besorge noch was für sie. Namen muss ich mir ja auch noch einfallen lassen.“ „In Ordnung. War ja ein kurzer Besuch. Was wolltest du eigentlich?“ Serika nahm die beiden weißen Knäule aus dem Korb und drückte sie an sich. „Eem... nicht so wichtig.“, sagte sie nachdenklich. „Ich geh dann.“ Damit wandte sie sich der Tür zu und lief hinaus. ‚Eigenartig, was sie wohl hat?’
*** Nach dem Diwan nahm Koji Takuto zur Seite. „War heute wieder ziemlich öde, nur unerfreuliche politische Belange. Manchmal wünschte ich, ich muss mich nicht mit so was rumärgern.“ „Aber dafür bist du nun mal der Kaiser.“ „Ja, stimmt. Aber trotzdem, ich bin total fertig. Ich hoffe nur es kommt nicht zum Krieg gegen Persien. Davon will ich nämlich nichts wissen.“ „Wie willst Du denn DAS verhindern? Die Perser sind ebenso leidenschaftlichen Schiiten, wie die Türken Sunniten und du weißt, dass der Kampf inzwischen so was wie eine religiöse Pflicht wurde, genau wie gegen die ungläubigen Christen. Die Muftis werden es nicht zu lassen, dass du es verhinderst.“ „Ich weiß es wird schwer, doch ich muss es versuchen.... Komm lass uns ausreiten, vielleicht fällt uns was ein.“
Eine Weile später, als sie den Pferden ein Rast gönnen wollten, lenkten sie sie zu ihrer Lichtung. Drei Stunden saßen sie dort unter den Bäumen und beratschlagten, was sie tun könnten. Egal was kam, zuerst musste mit den Friedensverhandlungen ernst gemacht werden.
*** Die nächsten zwei, drei Wochen vergingen für Takuto wie im Flug. Tagsüber waren sie mit Verhandlungen beschäftigt. Den Nachmittag und den Abend nahm Koji sich meistens frei, um sich mit Izumi zu beraten, wie er es nannte. Koji schien ein Experte darin zu sein, überall um sich herum, einsame Plätze zu finden, wo er seinen Izumi streicheln, küssen und zu mehr verführen konnte, wenn es seine Zeit zuließ. Und Takuto vergaß alles um sich her, wenn Koji ihn liebkoste. Seine Knie wurden weich, sein Herz klopfte immer schneller und sein Körper fing jedes Mal an zu glühen. Koji konnte einfach nicht genug von seinen Küssen bekommen. Es war, als ob er süchtig nach Izumi war. Man sah die beiden immer öfter zusammen. Er unternahm tagtäglich ausgedehnte Morgenritte mit Koji. Sie waren dabei auch des öfteren auf der kleinen Lichtung im Wald. Einmal, wie sie wieder zur Lichtung ritten - es war ein herrlicher warmer und sonniger Tag - wunderte sich Takuto über das Packpferd, dass Koji mitgenommen hatte. Kaum waren sie am kleinen See angekommen, zauberte Koji aus den am Pferd hängenden großen Körben, nach ihrem Bad, Handtücher hervor. Anschließend packte er auch noch eine große Decke aus und richtete darauf ein Picknick aus. Oder aber Koji ließ Jagden veranstalten, bei denen Takuto ihm aber immer absichtlich das Wild verscheuchte durch lautes Reden, Lachen oder auch indem er ihn einfach ablenkte, weil er sich plötzlich an ihn kuschelte, wenn sie beide alleine waren; so dass sie jedes Mal mit leeren Händen zurückkehrten. Takuto schien die schlimme Zeit langsam zu vergessen. Sein Körper wies schon längst keine Male mehr auf und seine Alpträume wurden immer seltener. Er beschäftigte sich intensiver mit Kojis Problemen, half ihm mit Ratschlägen so gut er konnte und wenn Koji zeitmäßig anderswo gebunden war, wozu er keine Lust hatte ihn zu begleiten, übte er sich in den verschiedensten Waffenarten, um auch hierin ein guter Partner für Koji zu sein, und so die wenige Freizeit die sie hatten, gemeinsam verbringen zu können.
TEIL 23Auf Drängen der vier Wesire und des Kapu Aga wurde die Hochzeit des Kaisers im ganzen Land verkündet. Nur über die Braut wurde die Bevölkerung im Unklaren gelassen. Niemand hatte bis dahin auch nur das geringste von einer Sultana namens Izumi gehört gehabt. ‚Aber der Kaiser wird schon wissen, wen er in seinem Harem hat.’, dachten sich die Leute. Aber viele tippten auf Serika Hanum, da jedermann inzwischen im Serail dem anderen erzählte, wie oft man die Hanum in Begleitung ihres älteren Bruders und dem Kaiser gesehen hatte, ob nun im Palast selbst oder auch bei Ausritten, in die nähere Umgebung. Aber die Wahrheit... Die kostbaren Hochzeitsgeschenke der ausländischen Würdenträger boten wirklich eine erstaunliche Vielfalt. Neben ägyptischen Tüchern, griechischem Batist, indischen Schals, syrischen Damaststoffen, verschiedenfarbigen Musselinen und venezianischem Samt, lagen auch juwelenübersäte Gewänder von starrem Brokat wie ihn die byzantinische Herrscherinnen zu tragen pflegen, für die Braut da. Außerdem Geschmeide mit denen sich die Haremsdamen schmückten: Ringe, Arm- und Fußreife, Ohrringe, Ketten, Diademe und ... vieles mehr. Der Herrscher selbst, konnte sich wieder an neuen arabischen Stuten und turkmenischen Hengsten erfreuen. Außerdem waren äthiopische und ungarische Eunuchen, sowie griechische und kaukasische Mädchen und Knaben unter den Geschenken. Überall waren Symbole der Fruchtbarkeit aufgebaut und der Jubel und Trubel selbst auf den Straßen wollte nicht abreißen. Man sah massenweise Gaukler, Possenreißer und Pantomimen, die die Leute mit ihren Darbietungen verzauberten. Für die höhere Gesellschaft fanden Bankette, Konzerte und für die Damen Badegesellschaften statt. Die Herren hingegen amüsierten sich bei Reitturnieren und Wettläufen, aber auch im Ring- und Schwertkampf. Und zu jeder Mitternachtsstunde, dieser 14-tägigen Feier wurde ein riesiges farbenfrohes Feuerwerk entfacht. Von Sultan Koji Khan war als Stammsitz der „Braut“ das Köschk Hebetullah bestimmt worden, welches zwar außerhalb, aber unmittelbar an die hohe Haremsmauer gebaut war, damit „sie“ so wenig wie möglich Kontakt zu den Damen des alten und des neuen Serails hatte, da „sie“ ihn nicht wünschte.
Endlich war es so weit. In der festlich geschmückten Moschee wimmelte es nur vor hohen Würdenträgern und Staatsbeamten aus allen Teilen der Welt. Doch niemand von ihnen ahnte, was wirklich passierte. Das wussten nur vier Personen. Tief verschleiert und ohne ein Wort zu sagen, führte der Großwesir Katsumi Pascha die Braut dem Kaiser entgegen und diese nickte auf die Fragen während der Zeremonie nur, und alle Welt dachte ... die Braut sei zu ergriffen von der ganzen Sache, als dass sie reden könnte.
Aber in Wirklichkeit ... heiratete Takuto, der einfache Junge vom Lande seinen Kaiser, den großen Sultan Koji Khan, den König der Könige und Herrn der Welt. Takuto war überglücklich. Es kam ihm immer noch alles wie in einem Märchen vor.
Spät am Abend als Takuto nach dem Bankett bereits sein Zimmer aufgesucht hatte, fand er endlich etwas Zeit über diesen seltsamen Hochzeitstag nachzudenken. Nachdem er sich etwas erfrischt und sich bequemere Sachen angezogen hatte, setzte er sich auf den Rand seines großen Bettes und lehnte sich gegen das Gestell, während er tief in Gedanken versank. ‚Ganz hatte sich der Kaiser in seine Hand begeben, als er ihm den Antrag machte. Vor aller Welt würde er jedoch nur als sein bester Freund und engster Berater auftreten und seine Schwester würde ihn bei Banketten in fremden Ländern, als Serika Sultana, vertreten. Jedoch würde er nicht zu Hause bleiben müssen, sondern zu seiner rechten Seite sitzen. Doch Koji wäre von nun an immer SEIN. NICHTS konnte diese Verbindung mehr lösen, außer vielleicht ... der Tod.’ Jedoch daran mochte er jetzt noch nicht denken. ‚Da Serika sich unsterblich in Koji verliebt hatte, aber genau wusste, dass Koji nie mehr als freundschaftliche Gefühle für sie aufbringen würde, da all seine Liebe nur ihrem großen Bruder gehörte, aus eben diesem Grunde hatte sie den Wunsch geäußert, nicht zu heiraten. Sie konnte ihn ja so gut verstehen. Sie liebte die Beiden und wünschte ihnen alles Glück dieser Welt. Durch diesen Wusch war Koji überhaupt erst auf den Gedanken gekommen, seinen Geliebten Izumi wirklich zu ehelichen und hatte es gemeinsam mit den Beiden, Serika und Katsumi, in allen Einzelheiten geplant. Serika lebte inzwischen jedoch aus Sicherheitsgründen nicht mehr im Serail, sondern war ebenfalls ins Köschk eingezogen und bewohnte dort den gesamten westlichen Flügel, und konnte so Takuto und Koji tagtäglich sehen. Auf die Annehmlichkeiten des Harems musste sie aber trotzdem nicht verzichten. Da das Köschk über viele versteckte Geheimtüren und Gänge verfügte, die den Vieren gut bekannt waren, würde ihr „Versteckspiel“ vor der Öffentlichkeit geheim bleiben. Und auf Katsumis Freundschaft konnten sie vertrauen. Er würde sie nie verraten. Sollte Serika sich jedoch eines Tages in jemand anderes verlieben, könnte dies einiges verändern. Doch darüber mochte sich jetzt noch niemand den Kopf zerbrechen. Erst recht nicht an solch einem Tag.’ Eine einzelne Träne lief ihm bei diesen Gedanken über die Wange. Eine Träne der Dankbarkeit. Er wusste nicht, wie er seiner Schwester für ihr Opfer jemals danken konnte.
Takuto rief sich das Gespräch noch mal in die Erinnerung. Damals glaubte er, Koji spaße nur. Es war noch im Badehaus des Harems gewesen, als Koji ihn fragte, nachdem Takuto in Kojis Armen wieder erwachte. Koji hatte schon bevor er einschlief so eigenartige Andeutungen gemacht. Doch nachdem er ein Weilchen geschlafen hatte, küsste Koji ihn wach. Nie hätte Takuto gedacht, dass der Kaiser schon am nächsten Tag mit seiner Planung dazu anfing. Doch Koji hatte es ernst gemeint, dass wusste er inzwischen. Aber er konnte sich damals so was nicht vorstellen. Wusste nicht, wie es funktionieren sollte. Das konnte er einfach nicht gut gehen, dachte er damals. Selbst gestern hatte er ihm nicht geglaubt, als er zaghaft das Thema wieder anschnitt. Erst als Serika heute früh mit der Hochzeitskleidung sein Schlafzimmer betrat und sie ihm beim Anlegen der langen Schleier, die seinen Kopf vollständig verhüllten, half, sah er ein, dass es kein Witz war. Koji wollte ihn tatsächlich. Zum Glück war die restliche Kleidung so geschnitten, dass es egal war, ob sie ein Mann oder eine Frau trug und es wurden Farben und Stoffe gewählt, in denen er sich wohlfühlen konnte, wenn nicht dieser abscheuliche Schleier gewesen wäre.
Plötzlich schreckte er auf, als er eine Hand auf seinem Oberschenkel spürte. Koji war inzwischen hereingekommen. Auch er trug leichtere Kleidung und seine Haare waren sogar noch etwas feucht, da er es plötzlich sehr eilig hatte, zu seinem Izumi zu kommen. Und wie er leise durch die Türe trat, fand er seinen Izumi total in seine Gedankenwelt versunken vor. Er lehnte sich an den Türrahmen und beobachtete ihn von dort aus eine Weile lang. Dann ging er zu ihm hinüber und setzte sich zu ihm. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Doch sag: Was hast du? Stimmt irgendetwas nicht?“ Takuto schaute auf, wischte sich die Träne fort und schüttelte den Kopf. „Nein, es ist alles in Ordnung.“ Er lächelte. Koji sah ihn an, und wusste, dass er eigentlich was anderes sagen wollte. Wortlos stand er auf, löschte alle Kerzen bis auf zwei die rechts und links neben dem Bett standen und hüllte so das Gemach in gedämpftes Licht. Dann ging er wieder zu Takuto gab ihm einem Kuss und sagte: „Komm mein Liebster, lass uns nun zum schönsten Teil, der Hochzeitsnacht, kommen.“ Er strahlte ihn an und hob Izumis Kinn, der nach diesen Worten gar nicht wusste, wo er hin sehen sollte. ‚Okay. Unzählige Male habe ich mit Koji bereits geschlafen, aber nie hatte dieser mich so direkt dazu aufgefordert. Anfangs hatte er mich immer wieder irgendwie überrumpelt, bis ich selbst es auch wollte. Mein Körper es wollte. Und dieser über meinen Verstand letztendlich gesiegt hatte. Und nachdem das mit Hisaya passierte, war er sogar noch rücksichtsvoller geworden.’ „Rutsch rüber, ja?“ Verlegen tat er es und ging aufs andere Bett. Doch Koji legte sofort seine Arme um ihn und zog ihn ganz dicht zu sich heran. Zärtlich strich er ihm die Haare von den Augen und küsste ihn hinter dem Ohr. Takuto wusste nicht warum, aber plötzlich liefen ihm wieder Tränen über die Wange. ‚War es, weil ich nun endlich wieder frei bin? Kein Sklave mehr bin? Das war ich eigentlich schon lange nicht mehr. Weil es meinen Geschwistern an nichts mehr fehlen wird? Das kann nicht sein. Daran habe ich ebenfalls schon seit einiger Zeit nicht mehr gedacht. Ihnen geht es gut. Warum nur? Weil ich endlich jemanden habe, mit dem ich meine Gefühle teile? Vor Glück? Oder...’ „Was hast du? Irgendetwas stimmt doch nicht“, fragte Koji erschrocken und streichelte ihm das Gesicht. Ganz sanft küsste er ihm die Tränen fort. „Sag mir doch, was los ist. IZUMI. Was ist?“ „Es ist nichts.“ „Aber man weint doch nicht, einfach nur so“, flüsterte Koji und der warme Hauch seines Atems kitzelte Takutos Ohrläppchen. „Es ist nichts. Wirklich! Ich bin nur im Moment ... so glücklich. Ich...“ Ihm versagte die Stimme. Eine Weile blieb es still. Koji starrte ihn nur an, dann brach er das Schweigen. „Du...? Was?“ Als keine Antwort kam, zog Koji ihn zärtlich an sich und Takuto schmiegte sich in seine Arme, kuschelte sich an Kojis breite Brust und schluchzte leise auf. Koji tätschelte ihm den Rücken und seufzte. ‚Wenn er doch nur sagen würde, was los ist. Ist diese Kluft zwischen uns etwa immer noch da? Was ist es, dass es so schwer für ihn macht es auszusprechen. Hat er ein Geheimnis vor mir? Oder ob er immer noch Angst vor der Zukunft hat?“ Während er so darüber nachsann, streichelte er über Takutos Haar. „Izumi?“ „J..aa.“ „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dafür sorgen, dass dir nie wieder jemand was Böses tut. Ich will dich glücklich machen und alles für dich tun, was immer in meiner Macht steht. Das verspreche ich dir.“ „Ja, Koji“, flüsterte Takuto, „dass weiß ich“, und legte die Arme um Kojis Nacken. „Weißt du, was mir gerade einfällt?“, listig funkelten Kojis Augen seinen Geliebten an: „Ab heute gibt es zwei Kaiser! Dich und mich.“ „Ja, aber nur eine Handvoll Leute weiß das wirklich.“ „... und es macht richtig Spaß den Rest der Welt so zu verar....“ Beide mussten laut lachen. „So gefällst du mir schon besser. Tränen stehen dir nicht. Du sollst nie wieder weinen.“ Er nahm ihn wieder in die Arme und sie hielten sich eine zeitlang einfach nur eng umschlungen fest. „Du Izumi, mir war vor einiger Zeit eine glänzende Idee gekommen und die muss ich demnächst sofort Katsumi unterbreiten. Er wird vielleicht nicht begeistert sein, bei dem, was auf ihn zukommt, aber er wird es schon irgendwie hindrehen. Jetzt da die Wesire und das Volk denken, dass wir beide über deine Schwester miteinander verwandt sind, dürfte es ein leichtes für mich und ihn sein, diesen Plan auch ohne Aufstände der Wesire und der Muftis durchzusetzen. Um dich auch vor aller Welt öffentlich anzuerkennen, werde ich dich offiziell zu meinem Thronerben ernennen, falls meine Ehe „kinderlos“ bleibt“, hier lachte er kurz auf und zwinkerte ihm zu; „... oder mir etwas geschieht. Ich werde dir den Sultanstitel verleihen, auf das Khan wirst du allerdings verzichten müssen, da dass nur dem regierenden Sultan zu steht. Und ich verleihe dir 6 Rossschweife. Katsumi als Großwesir hat 5, ich selbst 7.“ „Rossschweife, was soll denn das?“ „Ach ja, das weißt du ja noch nicht, nachdem mal ein Sultan in der Schlacht alle Fahnen verloren hatte, schlug er seinem Pferd den Schweif ab, um unter diesem seine Truppen zu versammeln. Diese Symbolik haben wir bis heute als Ehrenbezeugung beibehalten. Die Agas haben 2, die Wesire 4 usw. Wie gesagt, sollte mir irgendwas passieren, wird dir und deiner Familie niemand was anhaben können. Du und auch Serika könnt dann hier weiterhin sorgenfrei leben.“ Sanft drückte Koji seinen Izumi in die Kissen, dann küsste er ihn zärtlich am Hals und arbeitete sich von dort zu Takutos Lippen vor, um ihnen gleich darauf einen langen Kuss zu rauben. Izumis Finger berührten Kojis Haar. Seine Lippen Kojis Mund – warm, weich, zärtlich. Ein Kuss der nichts forderte und dennoch bewirkte, dass eine Woge starker Gefühle beide überschwemmt. Aufseufzend gab sich Izumi diesen Gefühlen voll und ganz hin. Während drinnen die fast abgebrannten Kerzen langsam erloschen, tauchte der silberne Vollmond das Bett in sein zauberhaftes Licht und lächelte verstohlen, wie er die beiden Frischvermählten - sich über alles Liebenden - so sah. Der Wind rauschte in den Bäumen, als ob er sie in den Schlaf wiegen wollte und Koji und Izumi, die beiden Kaiser, vergaßen alles um sich herum. Für sie zählten nur noch ihre leidenschaftlichen Gefühlen, denen sie sich völlig ergaben. Bald hatte Takuto das Gefühl, dass es außer ihm und Koji niemand mehr gab, auf dieser ganzen weiten Welt, dass es nicht mehr zwei Menschen, zwei Liebende, zwei Kaiser gab, sondern dass sie nur noch eins miteinander waren. In dem Moment brach wieder das hervor, was Takuto schon den ganzen Abend sagen wollte, aber nicht über seine Lippen gebracht hatte: „KO..JI – ICH LIEBE DICH! ... UND NUR DICH! ... FÜR IMMER!“
~ ENDE ~
|