WHO AM I? von Koji-chan

 

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TEIL 1 -- TEIL 2

 

 

Feedback bitte an: Koji-chan

 

 

TEIL 1

 

Disclaimer: Tja, mir gehört weder Zetsuai noch die Character, die hier vorkommen, ich will in keiner weise Minam Ozakis Werk schaden.^^

Note: Tja, auch wenn diese Geschichte mit Koji und Izumi anfängt, wird sie spätestens ab dem 2.Teil komplett zu Hirose überwechseln. Es ist eben eine Hirose Fic.^^ Außerdem entschuldige ich mich schon mal im Voraus, falls etwas medizinisch nicht richtig ist. Ich kenn mich da (zum Glück) nicht sehr aus und hab das meiste aus div. Filmen, wo so etwas vorkommt, zusammengekratzt.^^;;;

Teil 1

„Dring, Dring“

Wütend hob Koji den Telefonhörer ab. Die Person am anderen Ende der Leitung sollte einen guten Grund nenne, warum sie so früh am morgen bei ihm anrief.

„Nanjo“, grummelte er ins Telefon.

Izumi wartete im Bett auf die Rückkehr von Koji. Auch er war durch den Anruf geweckt worden. Leise konnte er Koji neben an reden hören. Ob was passiert war? Vielleicht sogar mit Serika? Izumi war kurz davor aufzustehen und zu schauen, mit wem Koji da redete, als dieser auch schon wieder zurückkam. Er wusste nicht, ob er erleichtert oder Angst haben sollte, über den Ausdruck auf Kojis Gesicht. Denn er lächelte Izumi beruhigend an, als er das sorgenvolle Gesicht seines Freundes sah. Dennoch wirkte er sehr ernst.

„Ist was passiert? Etwa mit Serika?“

„Nein, nein...Der Anruf hatte nichts mit deiner Familie zu tun, sei unbesorgt!“

Er setzte sich neben Izumi und nahm ihn in den Arm.

„Aber was ist dann?“ Irgendetwas musste passiert sein, dass sah er Koji an.

„Akihito...ist Tod. Es gab bei ihnen ein Feuer. Das ganze Haus ist komplett abgebrannt. Hirose ist der einzig überlebende. Er liegt mit einer Rauchvergiftung im Krankenhaus. Er ist zwar bewusstlos, aber ansonsten scheint er in Ordnung zu sein. Das Feuer...brach in der Nacht überraschend aus. Warum es ausbrach, weis noch keiner. Hirose muss versucht haben sich zu retten, sie haben ihn bewusstlos mit einer mittelstarken Rauchvergiftung gefunden. Er hatte Glück, dass sie ihn noch so schnell gefunden haben. Ein Balken ist auf seine Beine gefallen. Etwas später, und der Teil des Gebäudes, wo er sich befand, wäre über ihn zusammengebrochen. Die Leiche von Akihito haben sie schon in den Überresten gefunden.“

Entsetzt starrte Izumi Koji an. Auch wenn er die Brüder oder besser gesagt, die restliche Familie von Koji nach allem, was sie ihnen in den letzten anderthalb Jahren angetan hatte, nicht leiden konnte, war dies doch ein großer Schock. So was hatte keiner Verdient.

„Koji...“

„Ich...so was dürfte man gar nicht sagen, aber...ich bin erleichtert! Der ganze Spuck hat jetzt ein ende. Ohne das Haus...den Dojo...es gibt nichts mehr, was es zu erben gibt...“

„Du...hast doch nicht...?“ Izumi war kalkweiß im Gesicht. Wenn Koji was mit der Sache zu tun hatte, dann...

„Um Gottes Willen, nein! Ja, ich hasse meine Brüder und ich habe mir oft gewünscht, sie wären Tod, aber...Ich habe dir damals versprochen, dass ich dich Glücklich machen will, und ich weis, wenn ich so was tun würde, du würdest es mir nie verzeihen! Ich weis, dass ich so was gesagt habe, nachdem Akihito versuchte hatte dich umzubringen, aber...“

Erleichtert atmete Izumi bei Kojis Worten auf. Er konnte Koji manchmal nicht einschätzen, und wenn er daran dachte WIE wütend dieser damals war...innerlich erschauderte Izumi. Wenn Koji ihm damals nicht nachgegangen wäre und ihm vor dem Auto, in dem Akihito gesessen hatte, gerettet hätte...wer weis, wie schlimm der Unfall gewesen wäre...Auch Koji schien in dem Moment daran zu denken, denn er nahm Izumi zitternd in den Arm.

„Es ist immer noch wie ein Wunder, dass ich mit einem mal so ein komisches Gefühl hatte...Es ist doch komisch, dass ich immer wieder weis, wo ich dich finde...wenn es an diesem Tag anders gewesen wäre...“ Seine Umarmung wurde noch stärker, als er daran dachte, wie er das Auto auf Izumi zufahren gesehen hatte und sein Freund wie erstarrt stehen blieb. Sein ganzer Verstand hatte ausgesetzt und er war nur noch losgelaufen, hatte Izumi gepackt und ihn weggerissen. Sie waren zwar unsanft auf dem Bürgersteig aufgekommen, aber ansonsten war nichts passiert. Was man nicht von Akihito sagen konnte. Dieser war mit dem Auto gegen die Laterne gerast und hatte durch den Aufprall und der Wut, Izumi nicht erwischt zu haben, endgültig den Verstand verloren.

„Ich denke, Akihito hat mit der Sache was zu tun...Du weist, wie er auf einmal war...Total durchgeknallt. Hirose hätte seinen Liebling besser in eine Anstallt bringen sollen!“

Izumi sagte nichts darauf, kuschelte sich nur enger an Koji ran. Etwas, was er so gut wie nie tat. Das er die Gefühle von Koji erwiderte hatte er mittlerweile akzeptiert, dennoch fällt es ihm immer noch schwer, sie auch zu zeigen.

„Ich soll am Vormittag ins Krankenhaus, und die Polizei wird sich wohl auch noch mit mir in Verbindung setzten.“

„Ich komm mit...Was...ist mit dem Sohn von Hirose?“

„Ihm kann nichts passiert sein. Wenn ich mich recht erinnere, hat sich seine Frau von ihm getrennt und den Jungen mit nach Amerika genommen.“

„Oh...“

„Komm, lass uns noch ein bisschen schlafen, nachher wird es noch anstrengen genug werden.“

 

„Was meinen Sie damit?“ Koji sah den Arzt fragend an. Kaum waren sie im Krankenhaus angekommen, als man ihm auch schon gesagt hatte, Hirose sei wieder bei Bewusstsein und der Arzt müsse noch etwas mit ihm besprechen.

„Wie eben schon gesagt, Nanjo San kann sich an nichts mehr erinnern. Das kommt oft vor, wenn man etwas schreckliches Erlebt hat. Das Unterbewusstsein verdrängt einfach das Geschehene, dabei kann es schon vorkommen, dass man auch alles andere vergisst. Amnesie nennt man so was.“

„Ich weis was Amnesie ist, aber...wieso soll er bei mir wohnen?“

„Er braucht jetzt jemanden. Es gibt da nämlich noch ein Problem und zwar...Er kann seine Beine nicht mehr bewegen. Physisch gesehen ist er, wenn man mal von der Rauchvergiftung und der Amnesie absieht, Gesund, aber Psychisch gesehen...Wie bei der Amnesie kann so was ebenfalls durch ein schreckliches Erlebnis vorkommen. Aber mit etwas zeit und Pflege denke ich mir, müsste er sich bald wieder erinnern können. Und die Lähmungserscheinungen...Ich denke, sobald er sich wieder erinnern kann, spürt er auch seine Beine wieder...Aber ich möchte ehrlich zu ihnen sein. Es kann sein, das es Jahre dauert, bis er sich wieder erinnert. Das kommt immer auf den Patienten an sich an. Ansonsten...wenn Sie noch Fragen haben, ich bin jederzeit bereit sie Ihnen zu beantworten.“

„Warum muss er aber ausgerechnet bei mir wohnen? Was ist mit den anderen Verwandten?“

„Wie Sie sicher wissen, ist sowohl Ihre Schwester, als auch ihr zweiter Bruder in den Flammen umgekommen und was mit den anderen Verwandten ist...Es ist immer am besten, wenn man vertraute Personen um sich hat. Und da sie der einzig lebende, wirklich nahe Verwandter sind...“

Koji nickte nur schweigend. Das konnte doch nicht wahr sein! Er sollte sich um seinen verhassten Bruder kümmern?

„Es ist natürlich eine schwierige Entscheidung, die Sie sich gut überlegen sollten. Ich lass Sie jetzt am besten allein. Ihren Bruder können sie jederzeit besuchen! Ich denke, zwei, drei tage werden wir ihn noch hier lassen, bis dahin sollte allerdings geklärt sein, wo er bleiben kann.“ Und damit verabschiedete sich der Arzt von Koji und geleitete ihn aus dem Zimmer.

Izumi kam sofort auf ihn zu. Auch Katsumi und Takasaka waren gekommen.

>Was wollen die eigentlich hier?> Bei Takasaka konnte er es sich denken. Katsumi schleppte ihn überall mithin. „Sonst hockt er doch nur rum, hat seine Arbeit ihm Kopf und ist allein, man muss sich ein bisschen um ihn kümmern. Alleine macht er doch nichts“, war sein Grund dafür. Koji musste Katsumi recht geben. Wenn man mal von der Arbeit absah, war sein Manager wirklich fast nur allein...Und in dem Moment machte es bei Koji Blink und ein grinsen strahl sich auf sein Gesicht, als er Takasaka musterte. DAS war die Lösung!

„Koji, was hat der Arzt gesagt?“

Schnell gab Koji das wieder, was ihm der Arzt vor ein paar Minuten gesagt hatte. Izumis Gesicht war nicht gerade begeistert danach. Weder er noch Koji wussten, wie Hirose jetzt war. Auch wenn er sich nicht mehr erinnerte, er konnte jetzt schlimmer sein als vorher, aber genauso konnte es auch das Gegenteil sein.

„Izumi, kann ich mal mit dir _allein_ sprechen?“

Beide entfernten sich etwas von den anderen und Koji erzählte Izumi von seiner Idee.

„Aber...Du kannst doch nicht...Glaubst du wirklich, dass es gut gehen würde?“

„Warum nicht? Katsumi hat doch selbst gesagt, Taka sei einfach viel zu allein. Dann ist es doch genau das richtige. Sich um jemanden kümmern tut ihm bestimmt gut und ich kann mich nicht erinnern, dass die beiden was gegeneinander haben.“

„Liegt vielleicht daran, dass sie noch nie richtig aufeinander getroffen sind? Und wenn da was passiert?“

„Was soll da schon passieren? Dreimal die Woche kommt ein Physiotherapeut und übt mit ihm. Da kann nichts passieren. Und Takasaka tut das bestimmt auch gut. Er sagt bestimmt nicht nein. Außerdem...er ist allein, Hirose ist jetzt allein...Ist doch wunderbar! Es ist ja nicht nur Akihito in den Flammen ums Leben gekommen, sondern auch Kurauchi. Wenn ich mich richtig erinnere, ist auch Takasakas Familie bei einem Unfall gestorben. Er kann ihm also auch von uns am besten darüber hinweghelfen, wenn die Erinnerung wieder kommt.“

Koji glaubte zwar nicht daran, dass irgendwas Hirose wirklich berühren konnte, aber wenn es um Akihito und Kurauchi ging, wusste er es nicht so genau.

„Also, was sagst du? Die andere Möglichkeit wäre, dass er zu uns kommt und ich glaube, weder du noch ich möchten das, oder?“

Angestrengt dachte der Angesprochene über das nach, was sein Freund ihm gerade erzählt hat. Kojis Argumente sprachen alle für sich, dennoch...der Gedanke, Takasaka alles zu überlassen, der mit der Sache ja eigentlich nichts zu tun hatte, gefiel Izumi nicht. Eben sowenig wie der, Hirose bei ihnen auf zu nehmen.

„Wir können ihn doch einfach mal fragen.“

Seufzend nickte Izumi zustimmend und sie gingen wieder zu den Beiden zurück.

 

„Koji, das ist nicht dein ernst, oder?“ Katsumis Reaktion war genau die gleiche, wie die von Izumi ein paar Minuten vorher.

„Taka-chan hat doch hiermit überhaupt nichts zu tun! Er ist dein Manager und nicht jemand, dem du deine Familienprobleme aufhalsen kannst.“

„Das weis ich selber! Aber du hast doch selber gesagt, er braucht etwas, um das er sich kümmern kann, damit er endlich mal etwas von der Arbeit abgelenkt ist! Oder warum schleppst du ihn sonst immer überall mit hin? Außerdem kann er es wohl selber sagen, ob er damit einverstanden ist, oder nicht!“ Wütend funkelte Koji Katsumi an.

Izumi hielt sich wohl wissend aus der Sacher heraus. Es war Kojis Idee, sollte nun auch dieser damit klarkommen.

Takasaka schaute von einem zum anderen hin und her. Was sollte er tun? Er würde Nanjo San ja gerne helfen, aber...Ob er mit Hirose auskommen würde? Er hatte diesen bis jetzt erst einmal richtig getroffen, und das war bei der Beerdigung von dessen Vater. Ansonsten hatte er immer nur das mitbekommen, was Nanjo San oder Katsumi von ihm erzählt hatten.

Als er ihn damals getroffen hatte, hatte er furcht vor diesen kalt wirkenden Mann gespürt. Aber auch eine nicht erklärende Faszination. Irgendetwas in seinem Innern hatte sich immer gewünscht, ihn wieder zu treffen. Er spürte, wie sein Herz etwas schneller schlug und wusste nicht warum. Der Gedanke, dass Hirose jetzt bei ihm wohnen konnte...

Er spürte den wartenden Blick von Koji auf sich und wusste, er musste sich jetzt entscheiden.

„Koji, hör auf damit! Du kannst ihn doch nicht so unterdruck setzten! Das ist eine Entscheidung, die man sich gut überlegen...“

„Ich tu es!“

Überrascht starrte Katsumi Takasaka an. Hatte er sich gerade verhört, oder wollte Takasaka Hirose wirklich zu sich nehmen?

„Dann ist das ja geklärt“, grinste Koji fröhlich vor sich hin. Erleichtert darüber, dass er seinen Bruder nun doch nicht aufnehmen musste.

„Wegen dem Geld und so komm ich natürlich für alles auf! Haben Sie vielen Dank.“

 

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TEIL 2

Hirose schaute auf, als die Tür zu seinem Zimmer geöffnet wurde. Es war sein Bruder, wie ihm alle gesagt hatten. Angestrengt versuchte er verzweifelt, wie schon die ganzen letzten Tage, sich an ihn zu erinnern. Es musste doch möglich sein, schließlich waren sie Geschwister! Aber ihr Verhältnis zueinander musste nicht gut gewesen sein, weshalb sonst wollte sein Bruder, der für ihn so fremd war, ihn nicht zu sich nehmen? Sondern lieber, dass er bei dessen Manager wohnte? Eigentlich sollte er froh sein, dass ihn überhaupt einer wollte. Jetzt wo seine ganze Familie tot war...Er war einfach nur noch durcheinander und wusste nicht so genau, was er fühlen sollte. Er musste doch etwas fühlen! Es waren schließlich sein jüngerer Bruder und Schwester unter den Toden dabei, aber...außer einen kleinen Schmerz war da nichts! Ob es wirklich nur deswegen kam, weil er sich an nichts, rein gar nichts, erinnern konnte? Die Namen, die Bilder die man ihm von ihnen gezeigt hatte, es waren für ihn alles Fremde. Genauso wie der Mann, der sich jetzt zu ihm setzte. Hirose spürte die Nervosität und den Unbehagen, den sein Bruder ausstrahlte. Sie mussten wirklich kein gutes Verhältnis gehabt haben. Vielleicht war das der Grund, warum dieser ihn nicht bei sich haben wollte.

„Die Ärzte meinen du kannst heute entlassen werden. Es ist schon alles vorbereitet. Wir...haben dir ein Zimmer bei Takasaka eingerichtet. Ich hoffe...es gefällt dir. Seine Wohnung ist eigentlich recht groß und nicht sehr vollgestellt. Du müsstest mit dem Rollstuhl überall gut hinkommen...Einen Fahrstuhl gibt es auch...“

Eine unangenehme Still trat ein. Koji wusste nicht mehr genau, was er noch sagen sollte. Er hatte mit seinem Bruder sich noch nie richtig unterhalten, zudem, war er jetzt so ganz anders...Überhaupt nicht mehr so wie früher.

„D-Danke...Es tut mir leid, dass ich so viele umstände mache...“

Koji schüttelte daraufhin nur den Kopf. Sein Bruder hatte sich wirklich verändert. ER bedanket sich bei ihm. Nie hätte er gedacht, dass Hirose so etwas jemals zu ihm sagen würde.

„Es ist in Ordnung...“

„Weis man...schon etwas genaueres...Bei dem Brand, mein ich...“

„Ja...das Feuer ist in dem Zimmer von Akihito ausgebrochen...Seine Überreste und die von Kurauchi hat man allerdings in der Nähe deines Zimmers gefunden, aber...das sagst dir nicht sehr viel, nicht?“

Hirose schüttelte den Kopf. Nichts davon sagte ihm etwas. Sobald er versuchte sich zu erinnern, bekam er Panik und sein Kopf fing an höllisch zu schmerzen.

Zögernd legte Koji seine Hand auf die von Hirose. War dieser Mann hier wirklich noch sein Feind? Hätte er ihn nicht vielleicht doch zu sich nehmen sollen? Nein, er konnte einfach nicht vergessen, was sein Bruder ihm und Izumi angetan hatte! Auch wenn dieser sich an nichts erinnerte. Er konnte es jedenfalls nicht vergessen. Aber er konnte vielleicht anfangen diesen neuen Hirose kennen zulernen...Auch wenn er wahrscheinlich, sobald er sich wieder erinnern konnte, der alte sein würde. Es würde sich ja zeigen, wie es sich weiter entwickelte.

Ehe erneut eine unangenehme Stille eintreten konnte, wurde an der Tür geklopft und einer der Ärzte kam herein. Es sollten noch ein paar Untersuchungen vorgenommen werden, ehe Hirose entlassen werden konnte.

Schnell verabschiedete sich Koji und versprach gegen Nachmittag wieder da zu sein, um ihn abzuholen.

Hirose saß im Auto neben Koji und schaute aus dem Fenster. Betrachtete die leeren, nassen Straßen. Vor einer Stunde hatte es angefangen zu regnen und goss nun wie aus Kübeln.

Hirose fühlte sich nicht wohl. Er hatte keine Ahnung was das für ein Mensch war, bei dem er jetzt leben sollte. Hatte er ihn früher gekannt? Wahrscheinlich, schließlich war er der Manager von seinem Bruder. Wusste dieser Takasaka viel von ihm? Konnte er ihm etwas helfen, seine Erinnerung zurück zu bekommen? Was würde jetzt alles auf ihn zukommen? Würde er sich überhaupt jemals wieder erinnern können? Und wenn nicht, was dann? Panik ergriff ihn bei diesen Gedanken. Dieses Gefühl schien ihm so fremd. Hatte er so was früher nicht gefühlt? Was war er für ein Mensch gewesen?

„Ich...hab ein paar Anziehsachen für dich besorgt.“ Hirose schreckte auf, als Koji ihn aus seinen trüben Gedanken riss.

„Es ist zwar nicht das, was du früher immer getragen hast, aber...Ich glaube Anzüge sind nicht sehr bequem in einem Rollstuhl. Deine Sachen sind ja alle im Haus mit verbrannt.“

Sein Bruder nickte daraufhin bloß mit dem Kopf, Koji hatte ihm ja schon ins Krankenhaus ein paar Sachen gebracht.

Nach einer Weile schaute er wieder aus dem Fenster und der Rest der Fahrt verlief schweigend. Er wollte seinen Bruder so viel fragen, hatte aber Angst das es diesem nicht recht sei. Sonst hätte dieser wahrscheinlich von alleine angefangen zu erzählen.

Was war sein Bruder für ein Mensch? War er ihm ähnlich? Er wollte ihn gerne neu kennen lernen, aber dies schien seinem Bruder nicht recht zu sein. Vielleicht konnte er über diesen Takasaka mehr erfahren. Wenn er jetzt bei ihm wohnen würde...Als Manager musste er doch viel über seinen Bruder wissen. Er war schließlich der Einzige, den er jetzt noch hatte.

„Die Beerdigung ist in ein paar Tagen...Du möchtest sicherlich dabei sein, ich werde dich dann abholen.“

„Danke...“ Hirose wusste um ehrlich zu sein, nicht genau, was er da sollte. Es waren für ihn total Fremde, die Beigesetzt würden. Er hatte auch nicht sehr viel über seine Familie, die in den Flammen um Leben gekommen ist, erfahren können. Koji sagte über ihren Bruder kaum ein Wort, und wenn dann nur mit einem verhassten Unterton in der Stimme. Sie schienen wirklich kein gutes Verhältnis untereinander gehabt zu haben. Ein leichtes Pochen machte sich in Hiroses Schläfen bereit. Er sollte vielleicht aufhören, so viel nachzudenken. Es brachte jetzt erst mal nichts. Und Nervös war er so schon genug.

Schließlich fuhren sie in die Garage eines Hochhauses und suchten dort nach einem Parkplatz. Koji half Hirose aus dem Auto und in den Rollstuhl.

„Soll ich dir helfen, oder...schaffst du es alleine, dich mit dem Ding zu bewegen?“

„Nein, ich denke, ich schaff es alleine...danke.“

Hirose versuchte leicht zu Lächeln, als er den Rollstuhl anfing zu bewegen. Was gar nicht so leicht war. Im Krankenhaus hatte man ihm zwar gezeigt, wie es geht und er hatte es eigentlich auch gut hinbekommen, aber es war doch was anderes das Teil auf der Straße oder jetzt halt hier im Parkhaus zu bewegen, als auf dem glatten, ebenen Grund des Krankenhausflures.

Nach einer Weile ergriff Koji Wortlos den Rollstuhl und fing an ihn zum Fahrstuhl zu schieben.

Hirose spürte wie ihm leichte röte ins Gesicht stieg. Dies musste für seinen Bruder nicht gerade angenehm sein.

Endlich hatten sie den Fahrstuhl erreicht und fuhren hoch. Takasaka schien ziemlich weit oben zu wohnen. Nach einer Weile machte es schließlich Ping und sie die Türen öffneten sich.

Neugierig sah sich Hirose um. Auf dieser Etage gab es sechs Türen und auf einer davon fuhr Koji ihn hin und klingelte.

Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und ein ziemlich aufgeregter und nervöser Takasaka stand vor ihnen. Er war knallrot im Gesicht und bat sie stotternd einzutreten. Was Koji auch tat.

„Ich...muss gleich wieder los. Izumi abholen. Vielen Dank noch mal. Es ist wahrscheinlich eh das beste, wenn ich euch jetzt allein lassen. Wir sehen uns dann morgen, oder übermorgen, Takasaka.“

„Ab-aber...“

Doch Koji hörte nicht mehr hin, er winkte nur kurz und schloss dann die Tür hinter sich.

Überlies die beiden sich selbst. Eine unangenehme Stille trat ein, keiner traute sich den Anfang zu machen und etwas zu sagen, bis schließlich Taka seinen ganzen Mut zusammen nahm.

„Ähm...vielleicht...ist es das beste...wenn ich Ihnen erst mal Ihr Zimmer zeige und dann den Rest der Wohnung?“

Hirose nickte und betrachtete Taka verstohlen von der Seite. Er schien nett und freundlich zu sein. Sehr ordentlich, sauber und gepflegt. Das sah man schon an den Sachen, die er trug. Ein weißes Hemd, darüber einen braungemuschelten Pullover mit einem langen V- Ausschnitt und eine schwarze Hose. Hoffentlich würden sie sich gut verstehen.

„Äh...soll ich Ihnen...helfen, Nanjo san? Weil...Ihr Bruder hat Sie...hierher geschoben...deswegen...“

Hirose lächelte ihn freundlich an. Ja, sie würden sich bestimmt gut verstehen.

„Ich denke, hier in der Wohnung müsste es gehen. Aber danke trotzdem. Und...nennen Sie mich doch bitte Hirose...wenn wir jetzt zusammen wohnen ist es so doch angenehmer, nicht?“

Mit großen Augen starret Takasaka ihn daraufhin an. Hatte er etwas falsches gesagt?

„Wenn es Ihnen nicht recht ist, dann...“

„D-Doch. Sehr sogar...es ist nur...ich hätte so etwas von Ihnen nicht erwartet...Aber lassen wir das. Sie sind bestimmt müde. Wenn ich Ihnen alles gezeigt habe, können Sie sich etwas ausruhen und ich mach das Abendbrot. Und nennen Sie mich doch dann bitte Taka.“

„Sehr gern.“, erwiderte Hirose freundlich.

Nicht mehr ganz so nervös ging Taka vor und Hirose folgte ihm. Darauf bedacht mit dem Rollstuhl nirgendwo gegen zu fahren. Er spürte, wie sich eine Erleichterung in ihm breit machte. Hier würde er sich bestimmt wohl fühlen.

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