BE TOGETHER von Deischy

 

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Als aller erstes muss ich Spoilerwarnung geben, also jeder der sich überraschen lassen will was in den nächsten Bänden passiert, bitte nicht weiter lesen. Allen anderen sei gesagt dass mein Informationen nicht vollständig sind und darum musst ich mir eine ganze Menge ausdenken. Dies ist nur der erste Teil, ein bisschen Lemon werde ich mir wohl nicht verkneifen können, aber dazu später.

So?.....Ach, ja an diesem Fanfic verdiene ich kein Geld und die Hauptfiguren sind Copyright by Minami Ozaki. Jetzt wünsche ich euch viel Spaß, das ganze ist zeitlich gesehen nach dem elften Band einzuordnen, also wieder mal wieder mal der Wunschtraum eines absolut fanatischen Fans, wie das ganze ausgehen soll. Feedback bitte an deischy@aol.com.

 

TEIL 1

Takuto erwachte aus einem traumlosen Schlaf und war sich nicht klar darüber was ihn geweckt hatte. Er machte die Augen auf um die Ursache zu suchen, fand sie jedoch nicht. Sein Blick fiel auf Koji der einen Meter von ihm entfernt auf der anderen Seite des Bettes schlief. Der Sänger sah fürchterlich aus, er hatte sich zusammen gekrümmt, den Arm verdreht und das Gesicht auf schmerzhafte Weise verzerrt. Takuto schluckte schwer als er ihn so da liegen sah, schloss die Augen um sich zu sammeln. Die letzten Tage und Wochen waren für den Fußballer die reinste Hölle, er erinnerte sich noch sehr gut an Hirose der sich über ihn beugte, mit einem Blick der jedem Psychopathen Ehre gemacht hätte und an den Schmerz der Vergewaltigung die darauf folgte. Koji hatte darauf angefangen sich zurück zu halten, aber er hatte auch wieder angefangen mit jeder Frau zu schlafen die ihm über den Weg lief. Das brachte Takuto fast um den Verstand. Doch damit immer noch nicht genug. Nach dem Auto Unfall hatte sich Koji's Schlafmittelkonsum drastisch erhöht, um wenigstens ein paar mal in der Woche zu Hause zu schlafen. Ein lauter Schrei riss ihn aus seinen Gedanken "Nein Izumi nicht!", der Sänger verkrampfte sich, rudert wild mit Arm und Beinen und schlug wiederholt mit dem Kopf gegen das obere Bettende. " Koji, aufwachen Koji!". Panik stieg in Takuto auf, seine Rufe hatten keine Wirkung, 'Diese verdammten Tabletten', mit ausgestreckten Armen erreichte er ihn nicht. In seiner Not stemmte er sich hoch, setzte sich in die Mitte des Bettes und zog unter Auferbietung aller seiner Kräfte den hünenhaften Körper panisch an sich. Er klammert sich fest und wiegte ihn hin und her, seine Stimme war zitternd aber eindringlich und zangenhaft verhinderten die Arme einen großen Teil der Verkrampfungen. Heiße Tränen liefen ihn über die Wangen als er den Zustand seines Freundes erkannte. Seit dem Autounfall hatte er nur noch seine toten Beine verflucht und in Selbstmitleid gebadet. Er hatte begonnen zu glauben das er das einzige Opfer von Hirose war, aber das stimmte nicht, der älteste Nanjo wollte mit seiner Tat beweisen wie viel Macht er über Koji besaß und wie verwundbar ihn seine Gefühle machten. 'Hirose ' Takuto schnaubte verächtlich ' der Kerl hatte doch wirklich geglaubt Koji so dazu bewegen zu können in den Schoß der Familie zurück zu kehren, aber da hatte er sich getäuscht, er hatte die Stärke dieser Liebe unterschätzt und deren Natur. Koji würde Alles tun, nur um ihn, seinen Izumi, nicht verlassen zu müssen, das hatte er schon oft genug bewiesen.' Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz, er setzte sich senkrecht auf' Koji hatte ihn immer wieder die Wahrheit gesagt, er würde ihn nie verlassen, ihm waren ihre Umgebung oder die Umstände völlig egal, auch wenn er dabei zu Grunde ging.' Takuto löste vorsichtig die rechte Hand und strich den jüngsten Nanjo zärtlich ein paar Strähnen aus dem Gesicht, hob ihn so gut es ging an und drückte ihre Wangen aneinander. Trotz all der Anstrengungen Hirose's teilten sie sich immer noch ein Bett, aber waren sie auch wirklich zusammen ? Wann hatten sie das letzte mal mit einander geschlafen? und der letzte richtige Kuss war auch schon eine Weile her. Auf eine Art hatte Hirose sein Ziel doch erreicht, sie waren zusammen und waren es dennoch nicht.

Takuto schaut dem Mann den er liebte in das nun mittlerweile entspannte Gesicht, es war wahr er liebte Koji auch wenn er es ihm nie gesagt hatte, die äußere Ähnlichkeit mit seinem Bruder hatte ihn noch zusätzlich abgeschreckt und immer wieder Albträume entfacht. Takuto schüttelt den Kopf während er wieder begann hin und her zu wiegen. Nein, Koji war nicht wie Hirose, er würde ihm nie absichtlich weh tun, wenn er seinen Izumi ansah dann wurden die kalten Augen weich wie Samt und unendlich tief, die Zärtlichkeit die von Körper und Stimme ausging entspannten Takuto so sehr dass er die Kontrolle verlor und jede sanfte Berührung brannte heiß auf seiner Haut. Der Leib in seinen Armen drehte sich etwas, ausgetrocknete Lippen streiften seine Wange so flüchtig, dass ihm ein wohliger Schauer über den Rücken lief und eine Reaktion auslösten auf die er nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Die Ärzte hatten ihm zwar gesagt dass er durchaus noch in der Lage sein könnte etwas in diesem Bereich zu empfinden hatten ihm aber zur Geduld geraten, was meistens bedeutete dass es hoffnungslos war. Takuto schloss abermals die Augen, atmete tief durch und traf eine Entscheidung, eine Entscheidung die Koji nicht mehr leiden lies und Hirose nicht in den Genuss des Sieges bringen würde. Er lockert die Arme, schob seinen Freund unter die Bettdecke und vergaß auch nicht den Wecker abzustellen, bevor er sich an ihn kuschelte. Ein wohliger Seufzer aus dem Mund des anderen ließ ihn beruhigt einschlafen

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TEIL 2

Koji erwachte am nächsten Tag, trotz der Tabletten relativ zeitig, sein Albtraum hatte ihn aufgeschreckt. Er fühlte sich noch schlechter als vor dem Zubettgehen, zu der allgemeinen Zerschlagenheit kamen jetzt auch noch fürchterliche Kopfschmerzen. Er hatte wieder von Izumi geträumt.

Es war dunkel, er stand auf einer weiten, leeren Ebene, unter seinen Füßen konnte man in fahlen Mondlicht einen kurz geschnittenen Rasen erkennen. Da waren sie wieder, diese Schritte die mit ihrer Stärke die Grashalme zum beben brachten und in Windeseile in seinen Körper drangen PADOM! PADOM!, schwerer Atem drang an sein Ohr und eine schmale Gestalt materialisierte sich aus der Dunkelheit, sie trieb einen Ball vor sich her und lief auf ein Tor zu. Andere Spieler erschienen, gesichtslos und ohne eine körperlich Regung. "Izumi?" doch der Angesprochen reagierte nicht, seine Bewegungen schienen in Zeitlupe abzulaufen. Doch mit jedem Schritt wurde er schneller "IZUMI!!" Koji's Stimme hallte wie in einem Konzertsaal und hatte die Stärke eines Wirbelsturmes. Die Gestalt blieb abrupt stehen und wandte sich um. Koji ging glücklich auf ihn zu, doch auf dem bis jetzt teilnahmslosen Gesicht entstand eine Fratze aus Hass und Angst, die blassen Lippen formten das Wort 'Hirose', dann wandte er sich um und begann wieder zu laufen. Koji rannte hinter her, so schnell er konnte, doch jeder Versuch ihn einzuholen scheiterte, wenn er glaubte ein Stück näher gekommen zu sein beschleunigte der andere sein Tempo auch. Sie liefen über die Ebene, die Gegend änderte sich, aus dem Gras wurde Geröll und die Umrisse von spitzen Bergen waren zu sehen. Ihr Tempo hatte bereits irrwitzige Höhen erreicht, als eine tiefe Schlucht vor ihnen auftauchte. Takuto ließ sich jedoch davon nicht beeindrucken, er lief weiter und sprang "Nein Izumi, nicht!!". Plötzlich verschwand auch das letzte Licht des Mondes und es wurde warm, angenehm warm, eine wunderschöne Melodie lag Koji im Ohr, sie verscheuchte den Albtraum. Doch nach einiger Zeit stand er wieder auf der Geröllebene, direkt am Abgrund. Izumi lief an ihm vorbei und sprang so wie immer hinunter, und so wie immer hielt er sich an einem Ast fest, um nicht weiter zu fallen. Koji beugte sich zu ihm, in der Hoffung ihn diesmal retten zu können, aber auch diesmal stieg dieses eigenartige Gefühl in ihm auf, dieses Gefühl aus Gier, Selbsthass und Neid, er wollte Izumi nicht mehr helfen, sondern ihn benutzen, er war Hirose.

Koji streckte sich um die Erinnerung abzustreifen und der Realität ins Auge zu sehen, als er sich des Gewichts auf seiner Brust nur all zu sehr bewusst wurde, er musste nicht die Augen öffnen um zu wissen was es war, er atmete seinen Duft ein und Herz fing an, einen Takt schneller zu schlagen. Padom, Padom, Padom, wie immer wenn Izumi in der Nähe war. Er dachte an den Traum und ein entschiedenes Nein fuhr ihm durch den Sinn, er war nicht Hirose, er konnte sich beherrschen, Izumi zu lieben, doch jetzt war Handeln gefragt, bevor es zu spät war. Vorsichtig löste er den Arm seines Geliebten und schob ihn sanft zur Seite, dabei konnte er nicht an sich halten und streichelte ihm über eine Wange. 'Nur ein Kuss flüsterte eine Stimme im Hinterkopf ' Es merkt doch keiner Padom, Padom. Zitternd stand Koji da und kämpfte mit sich selbst 'NEIN' entschlossen drehte er sich um und ging unter die Dusche.

Eiskalt lief das Wasser seine Körper hinunter, er hatte sich nicht die Mühe gemacht es einzuregeln. Zurück im Schlafzimmer schnappte er sich seine Sachen und schnallte er die Prothese um und zog sich hastig an 'bloß nicht zum Bett schauen ', Padom, Padom. Mit noch offenen Hemd verließ er das Zimmer, so schnell, dass er nicht merkte, dass sich hinter ihm auf dem Bett etwas regte. "Koji?"

Takuto war sich nicht sicher ob er was gehört hatte, das Einzige dessen er sich in seinem noch Schlaftrunken Zustand sicher war, war das er die angenehme Wärme neben sich verloren hatte. Ein Krachen im Flur, die Wohnungstür knallte, "KOOJIII!!!".

Doch dieser konnte die Stimme nicht mehr hören, er rannte nur, rannte aus dem Haus hinaus über die Straße, durch den Park und rannte, und rannte, bis er nicht mehr wusste wo er war.

'Hätte er nicht noch einen Moment warten können, nur noch einen Augenblick?' Angst und Tränen stiegen in Takuto auf, enttäuscht zog er sich zur Bettkante und beugte sich weit hinaus um nach dem Rollstuhl zu greifen... Den Aufprall spürte er kaum, nur den Schmerz in seinem Inneren. Hilflos am Boden liegend, jedes Zeitgefühl verloren, weinte er die Tränen, die sich über die letzten Wochen angestaut hatten, bis ihn zwei Hände ihn aufheben wollten.

Kumiku Yue, 33 Jahre alt, verheiratet, selbstständig, keine Kinder. Sie war Krankenschwester und Physiotherapeutin aus Leidenschaft und hatte sich, wie wahrscheinlich jeder andere ihrer Kollegen auch, aus Neugier um diesen Job beworben, doch als sie ihren neuen 'Klienten' dass erste mal sah war das schnell vergessen, ihr Pflegeinstinkt übernahm die Kontrolle, ohne zu fragen fing sie an die Medikamente zu ordnen, die Wohnung zu sterilisieren und den Diätplan umzuschreiben. Nanjo-San war zu überrascht und zu müde gewesen, um dagegen protestieren zu können, also stellt er sie mehr oder weniger stillschweigend ein. 'Was war das, wurde sie grade von der Marionette beschimpft?', so hatte sie Takuto schon nach wenigen Tagen getauft. "Lassen Sie mich los" hatte er geschrieen, auch wenn seine Stimme weinerlich klang die Bewegungen mit denen er sich werte waren kraftvoll, ja verzweifelt. 'Es gab wirklich Leben in diesem Körper, der sonst nur regungslos im Rollstuhl saß, nach dem sie ihn da hinein gesetzt hatte. "Ach, da ist ja doch jemand zu Hause, Guten Morgen!", ihre Stimme war an Sarkasmus kaum zu überbieten. Was immer die Veränderung ausgelöst hatte sie hatte nicht vor, ihn wieder in Apathie verfallen zu lassen. "Na, wenn ich sie los lassen soll, dann können sie auch alleine aufstehen", und schob ihm provozierend den Rollstuhl hin.

Takuto konnte diese Frau von Anfang an nicht ausstehen, mit ihrem mitleidigen Augen, ihrer Honigstimme, mit der man ein Baby einlullen konnte, sie konnte er am allerwenigsten gebrauchen. Hilflosigkeit verwandelte sich in Wut 'Was sollte der Scheiß schon wieder, ihre Psychologie für den Hausgebrauch konnte sie wirklich stecken lassen' " Das kann ich nicht." entgegnete er trotzig und sank auf den Boden zurück. "Nun, wenn sie wollen zeige ich ihnen wie sie ohne Hilfe wieder hoch kommen, ansonsten werden sie wohl den Tag auf dem Boden verbringen müssen. Ach, ähm, und das Geschenk das ihnen ihr Freund geschickt hat kann ich dann ja wohl auch wieder zurück schicken." Hätte einer der beiden ein Messer gehabt so hätte man die Stille die auf diesen Satz folgte problemlos damit zerteilen können. "Ein Geschenk, von Koji? "Schwarze Augen blitzen neugierig die kräftig gebaute Krankenschwester von unten her an, woraufhin sie nickte. Takuto seufzte eindringlich als Kumiku sich nicht weiter rührte. "Also gut, wie in Gottes Namen komme ich jetzt in diesen Rollstuhl?"

Die ganze Aktion kostete Takuto viel Kraft, geistig als auch körperlich, da er von beiden in den letzten Wochen nicht viel Gebrauch gemacht hatte und so ließ er sich ins Wohnzimmer schieben.

"Takuto Izumi?" "Ja" Die Frau die offensichtlich auf ihn im Wohnzimmer gewartet hatte verbeugte sich tief "Mein Name ist Kaori Yagisawa, ich komme von der Organisation 'Animals for better life'." Eine Pause folgte in der sie ihn erwartend ansah, doch er konnte beim besten Willen nichts mit dem Namen anfangen. "Ein gewisser Koji Nanjo" fuhr sie dann fort "hat in ihren Auftrag bei uns für sie eine Partnerhund beantragt und ich freue mich, ihnen mit teilen zu können, dass wir ihnen den Hund schon vor dem eigentlichen Termin zur Verfügung stellen können." Wieder eine Pause. 'Ein Hund? Was zum Teufel sollte er mit einem Hund? Sollte das etwa Koji's Geschenk sein?' Takuto schaute wieder auf den großen weißen Mischling zu den Füßen der Frau, den er während der kurzen Rede schon die ganze Zeit angestarrt hatte. Ein tiefer Widerstand regte sich in ihm und brachte seine emotionalen Abwehrmechanismen auf Hochtouren "Ich brauche kein Haustier. Es tut mir leid aber da muss ein Irrtum vorliegen." "Das glaube ich nicht" Sie fing an, in ihrer Tasche zu kramen und holte eine Akte hervor "Hier sehen sie, dass dürfte wohl ihre Unterschrift sein." Ein Zettel wurde ihm vor die Nase gehalten auf dem tatsächlich sein Kürzel prangte. 'Dieser verflucht Mistkerl, warum musste er das tun?' Takuto drehte den Rollstuhl um den erwartenden Augen zu entkommen. "Ich kann nichts mit einen Hund anfangen, nehmen sie ihn wieder mit!" brachte er so tonlos wie möglich hervor. Kaori warf einen verstörten Blick zu Kumiku, die leicht, aber bestimmt den Kopf schüttelte, was ihr wiederum ein ähnliches Nicken einbrachte. Takuto hatte von dieser stummen Verständigung der beiden Frauen nichts mitbekommen, er starrte aus dem Fenster und hoffte, dass man ihm die Beklemmung nicht ansah, die der große weiße Hund verursachte. "Das kann ich nicht" tönte die Stimme der Hundetrainerin hinter ihm "Warum nicht?" seine Stimme war aufbrausend, ja beinahe gefährlich. "Dieser Hund wurde speziell für ihre Art des Handicaps trainiert", fuhr sie unbeeindruckt fort," und der Einzige, der ebensolche Ansprüche stellte wie sie, ist vor zwei Tagen gestorben, ergo sind sie die letzte Möglichkeit das Tier seiner vorbestimmten Aufgabe zu zuführen." Er drehte den Rollstuhl wieder um, um etwas zu erwidern, aber Kaori's unmissverständlich Handbewegung und Redegeschwindigkeit verhinderten dies. "Wir können es uns nicht leisten den Hund weiter Trainingseinheiten zu kommen zu lassen. Ich habe schon viele Leute wie sie erlebt, die sich nicht von einem Tier abhängig machen wollten, sie glauben das schränkt sie noch mehr ein als sie es ohnehin schon sind, aber wenn sie dann anfangen dem Hund zu vertrauen, merken sie, dass sie dadurch ein Stück freier werden. Darum werde ich den Hund, ohne Unterschrift, für ein paar Tage bei ihnen lassen. Wenn sie dann immer noch der Meinung sind, dass sie ihn nicht gebrauchen können, dann muss ich mir wohl was einfallen lassen." "Das können sie nicht!" brüllte Takuto der davoneilenden Trainerin hinterher. 'Warum konnten sie ihn nicht einfach alle in Ruhe lassen?' fuhr es eigensinnig durch seinen Kopf, widerwillig griff er in die Räder seines Rollstuhles, um sie vielleicht doch noch auf zuhalten, aber seine Arme waren so geschwächt, dass er nicht weiter als zwei Meter kam. "Warten Sie, wie heißt der Hund eigentlich?" Kaori stoppte in der halb offenen der Tür und grinste "Koji!!" Bevor Takuto auch nur einen Laut zurückgeben konnte, war sie auch schon verschwunden

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TEIL 3

Koji stand irgendwo mitten in Tokyo, an einen Baum gelehnt versuchte zu Atem zu kommen, sein Herz galoppierte und er zitterte am ganzen Körper. Die Angst die ihn durchflutet hatte war übermächtig, fast unwirklich geworden, so dass er nur noch einen verschwommen Eindruck von den Dingen hatte die passiert waren, nach dem er das Schlafzimmer verlassen hatte, aufleuchtende Scheinwerfer und quietschend Reifen kamen ihm in den Sinn aber das war auch schon alles.

Takuto starrte 'Koji' eine Zeit lang feindselig an, welcher stolz den Kopf wand, um die Blicke majestätisch zu ignorieren. Es war ein schönes Tier, groß, mit weißem, seidig glänzendem Fell, nicht zu lang und nicht zu kurz, bei jeder Bewegung konnte man das Muskelspiel eines absolut athletisch Körpers erkennen. Plötzlich riss sich Takuto von dem Anblick los und wies Kumiku barsch an, "Kümmern sie sich um den Hund!" es lag ganz und gar nicht in seiner Absicht auf so einen plumpen Trick herein zu fallen. "Das werde ich nicht." der neue Ton den sich diese vorlaute Krankenschwester angewöhnt hatte gefiel ihm mittlerweile noch weniger als der alte. "Er ist ihr Partnerhund, er muss sich daran gewöhnen ihre Befehle auszuführen, darum ist es erforderlich dass jeder andere ihn ignoriert, damit sie zur einzigen Bezugsperson werden. Also, wenn sie nicht wollen dass er verhungert oder in die Wohnung macht erfüllen sie ihre Pflicht!", damit fiel auch hinter ihr die Tür zu. Somit war Takuto allein mit dem Hund Namens 'Koji'.

Koji hatte sich um alles gekümmert, seit er in diesem Ding saß, er hatte einen Sportraum eingerichtet, das Sicherheitssystem mit den vier Leibwächtern die ständig Wache schoben aufgebaut, er hatte ihn gepflegt bis er am Ende seiner Kräfte war, dann auch noch die Physiotherapeutin eingestellt und ihm zu guter Letzt noch diesen Hund besorgt. Außerdem ging er noch nebenbei arbeiten. Er machte alles und Takuto nichts.

Wieder starrte er den Hund an, und wieder kroch diese unbestimmte Angst in ihm hoch. 'Nein, nein, nein, 'Koji' war nicht sein Feind, er war ein Geschenk, von dem Menschen den er liebte.' In Sorgen dachte Takuto an die letzte Nacht zurück, Koji's verkrampfter Körper, die wimmernden Schreie und dann die Flucht heute morgen. Den Grund dafür kannte er nur all zu gut und wollte er ihm helfen, aber das einzige, was Izumi jetzt tun konnte, war das Geschenk anzunehmen und wie Kumiku schon richtig sagte, seine Plicht zu erfüllen. Entschlossen unterdrücke er die Angst und suchte nach dem Knopf mit dem er die Krankenschwester zu sich rufen konnte. 'Mist, den hatte er im Schlafzimmer gelassen', jetzt hatte er die Wahl, entweder fuhr er ins Schlafzimmer zurück oder raus auf den Flur um nach ihr zu schreien, beide Wege waren gleich weit. Mit viel Mühe drehte er den Rollstuhl in Richtung Schlafzimmer und fuhr soweit es die Arme zu ließen. Nach einer kurzen Ruhepause wiederholte er die ganze Aktion wieder und wieder, bis er endlich vor der Schlafzimmertür angekommen war. Plötzlich sauste ein weißes Fellbündel an ihm vorbei und sprang förmlich auf die Klinke. Die Tür öffnete sich langsam aber stetig und Takuto rollte hinein. Neugierig beobachtete er 'Koji', der ihm mit wedelndem Schwanz Platz machte, sich anschließend abwandte, als ob er sich darüber bewusst wäre, dass Takuto ihn nicht dafür belohnen würde. Zufrieden knurrend zog er sich in eine Ecke zurück, er hatte seine Pflicht erfüllt. Leicht irritiert über die Ablehnung des Hundes griff Takuto nach dem Knopf und drücke drauf 'Auch gut, dann würde er wenigstens nicht von ihm beläsitigt werden, wenn er nicht wollte.' Kumiku erschien umgehend, "Yue-san, wir müssen in die Stadt. Der Hund braucht einen Korb und was zu fressen, außerdem sollten wir noch Bürsten besorgen, das Fell sieht nicht gerade aus als wäre es einfach zu pflegen", " Dann behalten sie ihn also?" fragte sie leise und weich, den befehlsartigen Ton von Takuto ignorierend. Als der es vorzog nicht zu antworten seufzte sie leicht und half ihm beim Umziehen.

Er lag im Bett und spürte eine mehr oder weniger zufriedene Müdigkeit. Dieser Tag war der anstrengenste seit langem gewesen. Zum Glück hatten es die Reporter aufgeben vor dem Haus zu kampieren, vermutlich waren die eisigen Temperaturen, die immer noch herrschten, der Grund dafür oder es war ihnen einfach zu langweilig einen ausgelaugten Krüppel zu beobachten. Yue-san hatte sie zu einem Geschäft gebracht welches Spezialausrüstung für Supportdogs führte, danach wollten sie Mittagessen gehen und prompt gab es Probleme, da der Oberkellner keine Hunde im Restaurant dulden wollte. Kumiku war darauf hin zu Hochform angelaufen und drohte mit Verklagen dieses 'Schuppens', wie sie es nannte, bis Kai Hammamori, der Leibwächter der sie begleitete, sie am Ärmel zupfte und meinte "Ich kenne eine Straße weiter eine Imbiss, der Besitzer ist ein Freund von mir. Ich bin mir sicher, da wird es keine Probleme geben." Die Idee erwies sich als goldrichtig, der Chefkoch war freundlich, das Essen traditionell gut. Während des Essens stand Yue-sans Mund aber immer noch nicht still. Sie erklärte Takuto peinlich genau was er für Pflichten gegenüber 'Koji' hatte, unter anderem, ihm täglich eine Stunde Freizeit mit entsprechender Aktivität zu gewähren. Im Klartext gesprochen, täglich eine Stunde Stöckchenwerfen. Takuto ließ das Ganze genervt über sich er gehen, nickte aber ab und zu zustimmend. Kaum wieder zu Hause, war es auch schon an ihm diese Pflicht zu erfüllen, abwälzen konnte er sie nicht, selbst wenn er es gewollt hätte, da seine 'liebe' Physiotherapeutin dafür gesorgt hatte, dass seine Wachmannschaft sich an die Regeln hielt. Langsam fielen Izumi die Augen zu, obwohl er verzweifelt versuchte, sie offen zu halten. Sein Blick wanderte zum hundertsten mal zur anderen Seite des Bettes. 'Ob er wohl heute Nacht kommt? Gott, bitte lass ihn wieder bei mir sein', diese stumme Gebet waren seine letzten Gedanken bevor er endgültig einschlief.

Am nächsten Morgen öffnete eine gerade zu widerlich gut gelaunt Kumiku die Schlafzimmertür "Guten Morgen" flötet sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. "Was soll an diesem Morgen gut sein?" maulte Takuto und wollte sich wieder unter die Decke verziehen. Ein Blick und sie wusste woher die miese Laune ihres Patienten kam. Die andere Hälfte des Bettes war unberührt. Nach kurzem Durchatmen verfiel sie wieder in einen strengeren Ton "Oh nein, sie werden sich nicht wieder hinlegen, sie haben Aufgaben, erinnern sie sich? 'Koji' muss Gassi geführt werden, außerdem braucht er was zu Fressen und sein Fell sollte auch gepflegt werden, der Schneematsch mit den ganzen Streusalzen ist nicht gerade harmlos.", ein zustimmendes "Wuff" kam aus einer der Ecken des Schlafzimmers. "Ist ja schon gut, ich steh ja auf", wehrte Takuto ab, alle Fronten hatten gegen ihn sich gerichtet. Beim Hochstemmen konnte er einen Schmerzlaut nicht unterdrücken, denn Muskelkater war in der letzten Zeit ein Fremdwort geworden. Das Duschen und Anziehen dauert auch länger als gewöhnlich, da Kumiku sich weigerte ihm zu helfen, jedoch ständig darauf aufpasste, dass er nicht auf den Gedanken kam seine Meinung doch noch zu ändern. Koji hatte ihm immer geholfen, ob er überhaupt auf die Idee gekommen war, dass Izumi auch alleine in der Lage war solche Dinge selbst zu tun?

Nach dem Spaziergang war Takuto durchgefroren, seine Finger waren steif da auch Kai, der ihn begleitet hatte, ihm keine Unterstützung gewährte. Er hatte sich damit herausgeredet, dass er für seine Sicherheit verantwortlich sei, und dass das Schieben eines Rollstuhles seine Aufmerksamkeit beeinträchtigen würde. Vor sich hin brummelnd hatte Takuto das Argument akzeptiert und trotz der Schmerzen weiter an den Rädern gedreht. Ein ehrfürchtiges Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. "Ja, bitte?" Yuro, ein anderer Leibwächter öffnete die Tür, mit einer tiefen Verbeugung reichte er Takuto einen Umschlag "Dies ist so eben von einem Boten für sie gebracht worden, Izumi-sama", "Danke." Etwas verwirrt drehte er den Umschlag. 'Kein Absender. 'Wer sollte mir einen Brief per Boten zustellen lassen? Koji?!' Mit freudig zitternden Händen öffnete er hastig das Kuvert.

"Mein Geliebter,

ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll, aber es hat sich überraschend ein großer Auftrag ergeben, darum werde ich in den nächsten fünf Tagen nicht nach Hause kommen. Bitte lass dir die Zeit nicht zu lang werden.

Ich liebe dich

Koji

PS.: Ich werde aus meinem Notkoffer leben."

Grimmig ballte Takuto die Fäuste, nicht darauf achtend, dass er dabei den Brief zerknitterte, 'Oh ja, der Notkoffer ist wirklich praktisch, wenn man nicht wusste, in wessen Bett man am nächste Tag erwachte', unbewusst atmete er schneller. 'Hat er sein Handy verschluckt, oder konnte er ihm das nicht am Telefon selber erzählen? ' Die Gedanken in seinem Kopf fingen an zu kreisen. >Fünf Tage und vier Nächte wird er nicht mehr nach Hause kommen, vier Nächte, die er in anderen Betten verbringen wird, in denen er mit Frauen schlafen wird< Die Stimme die sich in Takuto's Hinterkopf regte, war böse und hinterhältig >Er wird dich verlassen<, Nein, dass wird er nicht, Koji liebt mich' widersprach er >Ach und warum ist er dann vor dir weggelaufen?< 'Weil er mir nicht weh tun will' doch die Verzweiflung war nicht mehr auszuhalten, Angst machte sich in ihm breit >Er hat dir versprochen immer an deiner Seite zu sein, immer für dich da zu sein, und was macht er jetzt, vergnügt sich mit Frauen, anstatt in deinem Bett zu liegen. Sonst hat er dich nie mehr als zwei Nächte allein gelassen und jetzt gleich fünf. Wenn du glaubst, dass immer noch alles so wie früher ist, dann bist du schon sehr dumm.< Ein Keuchen entfuhr Takuto, sein Herz schlug im Rhythmus eines Technotracks. Unbewusst presste er dir Hand auf seine linke Hüfte >Er wird dich verlassen, und du Krüppel wirst ihn nicht davon abhalten können< "Er liebt mich!" >Keine Liebe hält ewig. Oder sie tötet, wusste du das denn nicht?< Oh, wie Takuto diese Stimmen hasste, er wollte sich ihnen nicht ergeben, nicht dieses mal. Mit aller Kraft kämpfte er dagegen an, sagte sich immer wieder, dass Koji ihn nicht verletzen wollte, ihn liebte. Die Anstrengung ließ seinen Körper erzittern, ihn schmerzverzerrt aufstöhnen. Die Geräusche der Realität nahm er nur am Rande war, bis ihn ein heftiger Schmerz im Gesicht langsam zurück holte. Kumiku stand über ihn gebeugt, sie hatte seine Oberarme fest in ihrem Griff. Ihr Mund formte Worte die nur langsam einen Sinn ergaben "Izumi-san hören sie mich? Kommen sie zurück!"

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TEIL 4

Kumiku bemerkte zu ihrer Erleichterung, dass Takuto wieder auf sie reagierte, die Ohrfeige hatte sie als letzten Ausweg angewandt, sonst hätten Medikamente herhalten müssen. In seiner Krankenakte hatte sie schon von diesen rätselhaften Anfällen gelesen. Dort wurde vermutet, dass diese etwas mit der Tragödie in seiner Kindheit zu tun hätten, man jedoch keine Beweise dafür habe. Er atmete immer noch stoßweise und sehr flach. Wortlos drücke sie ihm eine Plastiktüte auf den Mund. Takuto wollte sich erst dagegen wehren, aber dann merkte er, dass ihm die Tüte das Atmen erleichterte. Sein Körper hörte auf zu zittern und der Schmerz der von seiner linken Hüfte ausging verlor an Intensität. "Geht's besser?", die Besorgnis in der Stimme seiner Krankenschwester war nicht zu überhören, mit Mühe brachte er ein Nicken zustande. Sie zog ihm die Tüte vom Kopf und teste seinen Puls, der sich langsam aber stetig beruhigte. "Was ist passiert?" Takuto machte einen Ansatz zu sprechen aber brachte immer noch kein Wort heraus, noch zittrig reichte er ihr den Brief. Etwas verwirrt betrachtete Kumiku das zerknitterte Papier und las die Zeilen. Dabei drängte sich ihr die Frage auf was so schlimm daran sein konnte, dass Nanjo-san mal für ein paar Tage länger weg war. Gewiss, in der letzten Nacht hatte er auch nicht in seinem Bett geschlafen und am Tag zuvor konnte sich auch nur noch das Chaos beseitigen das er im Flur hinterlassen hatte. Außerdem häuften sich die Skandale, um seine angeblichen Affären, in den Klatschblättern. Wenn sie es recht bedachte war es schon eine ganze Weile her seid sie mit ihm gesprochen hatte, höchstens Guten Abend oder Auf Wiedersehen hatten sie sich gesagt. sein Blick war dann immer so traurig und müde gewesen. Als sie mit der Pflege von Izumi-san begonnen hatte war er manchmal auch am Tage da gewesen, dann saßen die beiden zusammen und er hörte aufmerksam seinem Geliebten zu, wie der von den Fußballspielen sprach die er im Fernsehen gesehen hatte oder anderen belanglosen Dingen. Nie hatte sie die beiden erwischt, wie sie Zärtlichkeiten austauschten. Ein paar mal schwebte die Hand des Sängers über dem Nacken seines Freundes, aber wurde bevor sie die dunkle Haut berührte, ängstlich wieder weggezogen. Von dem Rollstuhlfahrer kam keine Reaktion, obwohl er es sehr wohl mit bekommen haben musste. Ein Zerren an ihrer Hand riss sie aus ihren Gedanken. Etwas ungläubig beobachtete sie Izumi-san, der den Brief wieder besitzergreifend an sich genommen hatte und ihn mit viel Hingabe glättete. Wenn sie so weiter machen, dann wird er sie wirklich noch verlassen" die Kälte mit der sie diese Worte aussprach überrascht sie selbst, auch zeigte ihr die Reaktion ihres Patienten das sie mit diesem Satz einen großer Fehler begangen hatte. Sein Atem ging wieder schneller und die Hand wanderte wieder zu Hüfte. Was sollte sie jetzt tun, zurück nehmen konnte sie es nicht, schon gar nicht bei dem Verhalten das Nanjo-san an den Tag legte. Außerdem bezweifelte sie das Izumi-san in seinem Zustand auf tröstende Worte oder ähnlich liebevolle Dinge reagierte, Provokation zeigte bei ihm da schon mehr Wirkung. "Hören sie auf damit!" forderte sie ihn harsch auf und riss ihm die Hand von der Narbe die unter dem Stoff der Kleidung versteckt war "Sie habe kein Recht dazu das Opferlamm zu spielen. Ich habe gesehen wie sie ihn behandeln. Ihnen scheint es egal zu sein wie er sich fühlt" Keuchend, als hätte er gerade einen Hundertmetersprint hinter sich, funkelte er sie an. "Was bilden sie sich eigentlich ein", stockend, von heftigen Atemzügen unterbrochen kamen die Worte aus seinem Mund "Sie haben ja keine Ahnung, glauben sie bloß nicht auf Grund ihrer kläglichen Beobachtungen die Wahrheit zu kennen." Wut und Angst waren auf seinem Gesicht zu sehen. Er war einige Meter zurück gewichen und redete sich in Rage. "Es ist ja so einfach, nicht wahr, der große Popstar, der sich um einen armen verwaisten Krüppel kümmert. Glauben sie es ist einfach mit jemandem zusammen zu sein, wie Koji Nanjo, der nichts weiter als Sex im Kopf hat und, wenn er von einem nicht bekommt was er will, es sich dann von jemand anderem holte. Nur damit sie es wissen, Koji liebt mich und er wird mich nie verlassen.", "Ja er liebt" bestätigte Kumiku ruhig sich, froh darüber feststellen zu können, dass ihr kleiner Trick offensichtlich gewirkt hatte. "aber ihre Zurückweisungen quälen ihn, er traut sich ja nicht einmal sie anzufassen" Natürlich hatte er Koji mit seiner Behauptung, zu Mindest zum Teil, unrecht getan, das wusste Takuto, doch manchmal.... "Es ist ja nicht so das ich ihm nicht helfen will. Ich weiß auch, dass er darunter, aber..." " Aber?" "Aber mittlerweile läuft er ja vor mir weg." beendete er den Satz, in der Hoffnung dass sie nicht merkte dass er eigentlich etwas anders sagen wollte. 'Wie sollte man auch so etwas sagen? Ich wurde mit mit Drogen und vom Bruder meines Geliebten vergewaltigt' dachte Takuto verbittert 'Wer würde das schon glauben?' "Die Frage ist warum?" setzte Kumiku energisch nach. Sein Gesicht verdunkelte sich, Scham und ein tiefer Schmerz waren darin zu sehen. So schnell es ging wich er ihren musternden Blicken aus. Die Krankenschwester kannte diese Reaktion, sie hatte sie schon häufiger gesehen, damals, als sie noch in der Notaufnahme arbeitete, allerdings nur bei Frauen. "Wer war es Izumi-san" Wer hat sie vergewaltigt" Zum Teil war es ein Schuss ins Blaue gewesen, verbunden mit der Hoffung, das er ihr widersprechen würde. Aber dann sie sah wie er sich versteifte und sich seine Finger um die Armlehnen verkrampften. Tief erschüttert schloss sie die Augen. Dieser junge Mann der hier vor ihr im Rollstuhl saß war wohl der vom Schicksal gestrafteste Mensch den sie kannte, darum erwartete sie nicht wirklich eine Antwort. "Hirose Nanjo", warum Takuto ihr das erzählte, wusste er selbst nicht so genau, aber jetzt war es ja auch egal, sie hatte sich schon selbst zusammen gereimt was passiert war, was machte es für einen Unterschied, wenn sie auch noch wusste wer es getan hatte. Die Verbitterung wurde durch das Gefühl der Verlorenheit ersetzt, das er ständig mit sich herum trug. Stille kehrte für einige Zeit ein. "Wenn sie....wenn sie ihm wirklich helfen wollen, dann sollten sie anfangen mit sich selber klar zu kommen, anfangen ihren Körper zu akzeptieren, so wie er jetzt ist und mit der Vergangenheit abschließen." Kumiku's Stimme war leise, die Betroffenheit war immer noch darin zu hören. "Wie kann ich das, alles was mich aus machte habe ich doch verloren." Bei diesen traurigen Worten krampfte sich ihr Herz zusammen, es konnte und durfte doch nicht sein, dass ein so junger Mensch aufgibt. Eine Weile starrte sie nur vor sich hin, dann schaute sie auf die Wanduhr. Es war noch nicht zu spät. Mit entschlossenen Schritten verließ sie das Wohnzimmer. Takuto wie hörte sie Yuro Anweisung gab den Wagen fertig zu machen. Neugierig reckte er den Hals, um zu sehen was seine Krankenschwester nun wieder ausgeheckt hatte "Was ist den los? Wo fahren wir den hin?" Als diese den Kopf durch die halboffene Wohnzimmertür steckte breitete sich auf ihrem Gesicht plötzlich ein unterdrücktes Grinsen aus. "Sie wollen Nanjo-san doch helfen, oder?" Nicken "Gut, dann werden ich ihnen einen Weg zeigen wie sie sich selbst vielleicht ein bisschen mehr mögen. Im Übrigen können sie sich bei dem Hund bedanken. Er hat vorhin ganz schön laut gejault, um auf sie aufmerksam zu machen, sonst wären sie mir noch aus dem Rollstuhl gekippt. Er hatte ganz schön Angst um sie.", dann verschwand sie wieder. Etwas verwundert blickte Takuto nach unten. Er sah 'Koji' der seinen Kopf in seinen Schoß gelegt hatte und ihn eine sehr bekannte Hand wie von selbst kraulte. Der Supportdog bemerkte, dass seinem Herr wieder besser ging und entzog sich seinem Zugriff und setzte sich brav an seine Seite.

In der Sporthalle roch es nach dem Schweiß der Anstrengung. Die Spieler dribbelten, warfen und schlugen den Ball über das Spielfeld. Der Trainer brüllte Anweisungen durch die Gegend und der Lärm den die Rollstühle machten, wenn sie aufeinander prallten war ohrenbetäubend. Takuto saß mit Kumiku am Spielfeldrand und beobachtet das Training im Rollstuhl-Rugby mit Skepsis. Das Spiel war brutal und schnell. Immer wieder rammte ein Spieler mit seinem Rollstuhl den eines Gegners, mit dem Ziel ihn daran zu hindern sich selbst und den Volleyball über die acht Meter breite Torlinie am Ende des Gegnerischen Feldes zu bringen. Kumiku hatte ihm erklärt, dass der Ball innerhalb von zehn Sekunden an den nächsten Spieler abgeben werden musste. Damit wurde sichergestellt dass derjenige der im Besitz des Balles war ihn nicht zu lange behielt, obwohl es möglich war ihn auf dem Schoß zu transportieren. "Und da soll ich ihrer Meinung nach mitmachen?" fragte er schließlich mit einem Seitenblick auf die Physiotherapeutin. "Warum nicht?" antwortete sie rhetorisch, "Es ist ja nicht so, dass sie zur Zeit besseres zu tun hätten. Außerdem ist es eine gute Möglichkeit seine Grenzen auszutesten und etwas von der Wut los zu werden, die sie in sich tragen." "Es ist kein Fußball.", stellte er sachlich fest. Noch bevor sie dazu kam etwas darauf zu erwidern, verkündete der Trainer lautstark eine Pause worauf so gleich ein junger Mann, etwas älter als Takuto, in einem atemberaubenden Tempo auf sie zu steuerte und mit quietschenden Rädern nur wenige Zentimeter vor ihnen zu stehen kam. Takuto zuckte etwas zusammen aber Kumiku rührte nicht einen Muskel. "Naa Brüderchen, verscheuchst du wieder Ratten?" "Ja, und zwar eine ziemlich große" war die eben so ernste Antwort. Ein Duell der Blicke folgte, welches der Rollstuhlfahrer verlor. In dem Augenblick ging der Ernst der Situation verloren, so wohl er als auch Kumiku brachen in lachen aus und sie umarmten sich herzlich. "Izumi-san, darf ich ihnen meinen Bruder Kimaru Go vorstellen? Kim das ist Takuto Izumi, mein derzeitiger Auftrag." "Go-san" Takuto verbeugte sich höflich und so tief es sein Rollstuhl zu ließ "Ach sag ruhig Kim zu mir!" wehrte dieser sofort ab "So so, du bist also jetzt der arme Kerl, der unter Fuchtel meiner Schwester steht." Für diese Bemerkung fing er sich gleich einen leichten Klaps auf den Hinterkopf ein. "Reiß dich zusammen, Kim" zischte Kumiku worauf er ihr offen in die Augen sah und frech meinte "Ja, Schwesterchen, ich liebe dich auch." was beide wieder zu lachen brachte. Als Beobachter der Situation musste auch Takuto unfreiwillig grinsen. "Und willst du mit machen?" fragte Kim an ihn gewandt "Och ich weiß nicht" antwortete wenig begeistert Takuto "Nun kommen sie schon Izumi-san. Es macht Spaß." Die Zweifel waren noch nicht ganz aus dem braungebrannt Gesicht gewichen "Ich sag ihnen was" meinte Kim nun bedeutungsvoll und schien seine letzte Trumpfkarte auszuspielen "Wie wäre es mit einer Woche Probetraining, ohne Verpflichtungen. Danach können sie immer noch entscheiden ob sie diesen Sport mögen oder nicht." "Wenn der Trainer dass überhaupt erlaubt." "Glauben sie mir, der erlaubt das schon" schlug er auch noch Takuto's letztes Gegenargument in den Wind "Was glauben sie wie ich hier gelandete bin? Oder haben sie etwas besseres zu tun?" Er war wieder einmal in die Ecke gedrängt. Wie in einer Vision sah er vor sich zwei breit grinsende Gesichter auf deren Stirnen ganz deutlich das Wort Verschwörung geschrieben stand, in Großbuchstaben. Dagegen nicht ankommend nickte er schließlich halbherzig. Kumiku lächelte noch immer als sie den beiden Rollstuhlfahrern nach sah, wenn es einer schaffen könnte Izumi-san für diesen Sport zu erwärmen, dann war es Kim. Ihr Bruder hatte schon immer diese Wirkung auf Menschen, sie für das zu begeistern war ihnen gut tat und er würde bestimmt auch diesen sturen Ex-Fußballspieler dazu bekommen.

Koji stand am Geländer der dreißig Meter hohen Brücke und blicke in den Abgrund. Seine Haare waren strähnig, die Kleidung hingen in Fetzen runter und seiner Hautfarbe nach war er nicht weit davon entfernt ein Geist zu sein.

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TEIL 5

Katsumi näherte sich vorsichtig dem Hünen, der rauchend mit dem Rücken zu ihm stand. In letzter Zeit war ihre Freundschaft ziemlich abgekühlt. "Koji?" "Was willst du, Shibuya?" in diesen Worten lag keine Gefühlsregung, "Bist du gekommen um mir endlich zu sagen das Akihito Izumi angefahren hat?" das klang hart und gefährlich. Obwohl er sich auf einen unfreundlichen Empfang vorbereitet hatte, fehlten ihm jetzt die Worte. "Du, du weißt es?" Entsetzen und nackte Angst breiteten sich in ihm aus. Was würde der Sänger jetzt  tun? "Was hast du geglaubt, was ich tun würde, los zieh'n und und Akihito umbringen?" Das kam seinen Vermutungen schon ziemlich nahe. Katsumi stammelte etwas von "Bei dir weiß man ja nie" und "... wollte es dir wirklich erzählen aber ... keine " dieses Gespräch entwickelte sich gar nicht in die Richtung, die er geplant hatte  "Ach verdammt Koji, ich hatte keine Lust Takuto entweder mitzuteilen, dass er dich im Krankenhaus abholen kann, oder im Gefängnis besuchen soll." "Hältst du mich für blöd? Izumi hat schon genug durch gemacht" Eine Weile war nur das Rauschen des Flusses unter ihnen zu hören. "Verschwinde Shibuya, ich habe zu tun." Mit diesen Worten schnippte er die Zigarette übers Geländer, öffnete die kleine Schiebetür, trat auf den schmalen Sims hinaus und ließ sich mit ausgebreiteten Armen in die Tiefe fallen. Katsumi erholte sich von seinem Schock erst einige Sekunden später, wie von der Tarantel gestochen rannte er auf das Geländer zu, um dem Sänger nach zu sehen. Erleichtert stelle er fest, das dieser ein paar Meter über dem Wasser baumelte, das Bungeeseil hatte gehalten. Okay, Katsumi war klar gewesen, dass er springen würde aber nicht so schnell und dann auch noch fast ohne Vorwarnung. "Dieser irre Kerl." Shibuya stieß einen Seufzer aus. Er sah wie die Assistenten der Fotografin aufgeregt hin und her liefen und im Eiltempo Gerätschaften, Kostüme und anderen Krimskrams zusammenpackten, während die Flusswache Koji aus der Luft holte. "Warum tue ich mir das eigentlich noch an." Wütend vor sich hin schimpfend beschloss er das, es wieder einmal Zeit war etwas zu unternehmen, nur hier kam er nicht weiter. Blieb eigentlich nur noch Izumi übrig, mal wieder.

Koji kletterte aus dem Boot, das ihm vom Seil befreit hatte, an Land. Bei normalen Menschen hätte dieser Sprung wohl einen Adrenalinschub ausgelöst, bei ihm jedoch erhöhte sich gerade mal der Puls für einige Augenblicke. Am Schminktisch machte sich so gleich die Maskenbildnerin über ihn her, man reicht ihm einen Bademantel und er ging in den Wohnanhänger, den man ihm während dieses Auftrags zu Verfügung gestellt hatte, um sich um zu ziehen. Im Spiegel des Wandschranks wurde ihm klar, dass das Schminken kaum einen Unterschied  gemacht hatte, er war immer noch kalkweiß, aber jetzt kamen noch dicke Augenränder hinzu. Etwas geistesabwesend durchsuchte er die Taschen seines Kostüms, nach dem kleinen Foto, dass er stets bei sich trug. Panik machte sich für einen Augenblick in ihm breit, als er es nicht fand. Doch dann erinnerte er sich, es aus Sicherheitsgründen in seiner Jackentasche gelassen hatte. Mit pochendem Herzen und zitterndem Körper ging er auf das Bett zu, auf dem die Jacke lag, und holte es hervor. Wenn er es im Sprung verloren hätte, dann hätte er sich auch genauso gut auch den zweiten Arm noch abhacken können. Es zeigte einen Izumi aus glücklicheren Tagen, der mit vollem Einsatz einen Ball vor sich hertrieb, sein Trikot klebte verschwitzt an seinem Körper und die schwarzen Augen blitzten im Sonnenlicht. Katsumi hatte an dem Tag, als er es geschossen hatte, wohl besonders viel Glück gehabt.  Er hatte es geschafft, Izumis Persönlichkeit, seine Wildheit und Stärke auf einzigartige Weise einzufangen. Koji spürte schon wieder, wie sein Herz zu klopfen anfing, spürte wie er anfing zu leben, doch gleichzeitig passierte das, was passieren musste, was immer passierte, seine Hormone machten sich bemerkbar. Ein eindringliches Klopfen riss Koji aus seiner Betrachtung. "Sir, könnten sie mir bitte das Kostüm geben, wir müssen uns beeilen." Sorgfältig verstaute er seinen kleinen Schatz wieder und zog seine Kleidung aus, die neben den zerrissen Sachen aus einem Noprenanzug bestanden, der ihn vor der schlimmsten Kälte bewahrt hatte. Nach einer langen Dusche ging er zum Bus, der ihn und die anderen Crewmitglieder zum nächsten Aufnahmeort bringen würde. Die Fotografin kam freudestrahlend auf ihn zu "Die Bilder werden wunderbar." Pflichtbewusst lächelte Koji, doch dann beugte sie sich vertraulich vor "Wir sehen uns heute Abend, ja?". Sein Verstand sagte nein, sein Herz schrie es, doch seine Libido hatte bereits die Oberhand. Er musste wohl genickt haben, das Lächeln auf dem weiblichen Gesicht vor ihm ließ keinen anderen Schluss zu.

An diesem Abend war Takuto noch k.o.'er als an dem zuvor. Er lag im Bett und konnte sich nicht mehr rühren, jede Muskelfaser die in seinem Körper noch lebendig war, streikte. Ein solches Gefühl hatte er schon lange nicht mehr, es war wunderbar. Nach dem ihn Kim der Mannschaft und dem Trainer vorgestellt hatte, besorgte man ihm erst einmal einen anderen Rollstuhl. Dessen Sitzfläche war wesentlich schmaler, es gab einen Gurt und die Räder waren schräg gestellt, so dass er Schwerpunkt nach unten verlagert wurde und dadurch eine höhere Stabilität entstand. Aber die größte Veränderung war das Gestell, das im Bereich der Füße angebracht war, um kraftvolles Blocken, so hießen die absichtlichen Zusammenstöße, zu ermöglichen. Jedoch richtig mitzumachen hatte er nicht wirklich vorgehabt. Obwohl Kim ihn angetrieben, ihn gelockt und gestichelt hatte. Nichts hatte Wirkung gezeigt. Der Muskelkater von gestern plagte ihn ohnehin noch und es war kein Fußball. Doch dann hatte er die Aufgabe vom Trainer bekommen, einen ihm zugespielten Ball durch schlagen an einen anderen Spieler abzugeben, als irgend jemand dazwischen rief: "Komm schon Izumi gib alles, oder willst du dich vor deinen Verwandten beim Spiel blamieren, indem du immer nur auf der Ersatzbank sitzt?" Da formte sich vor seinen Augen ein Bild, ein Bild  das für einen Außerstehenden wahrscheinlich irrational oder naiv gewesen wäre, ein Bild von einem Koji der auf den Zuschauerrängen saß und ihn beobachtet, mit den Augen an jeder seiner Bewegung und seinen Augen klebte und erst wieder aus seiner Starre erwachte, bis der Schlusspfiff zu hören war. Dieser Gedanke verursachte einen Adrenalinstoß, so dass er dem ihm zugeworfen Ball mit aller Kraft zurück schlug. Das Ergebnis war nicht berauschend, aber der Jubel seiner Teamkameraden dafür umso größer. Takuto wusste natürlich, dass er hart trainieren musste um hier mithalten zu können, aber er hatte ein Ziel und der Rest der Mannschaft behandelte ihn so als wäre er schon immer dabei gewesen. Von dem Moment an ignorierte er seinen Muskelkater, von dem er wusste, das man ihn am besten bekämpfen konnte im dem man sich bewegt. Danach hatte sowohl 'Koji' als auch Yue-san mit ihm Mitleid gehabt. Der Hund hatte auf nicht allzu viele geworfene Stöckchen bestanden und die Krankenschwester schob ihn den Rest des Tages. Wieder schaute er zu dem unbenutzten Kissen, heute würde Koji nicht mehr kommen, aber in fünf, nein in vier Tagen, und dann gab es kein Entkommen mehr für ihn.

Akihito wusste ganz genau, dass er seinen Bruder jetzt nicht stören sollte, aber er machte sich Sorgen. Hirose war nicht zum Abendessen aufgetaucht und für seine Verhältnisse viel zu früh ins Bett gegangen. Kurauchi, Hiroses Samurai, der vor dessen Tür Wache stand, blickte ihn finster an als er anklopfte.

 

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TEIL 6

Stille. "Hirose?" Keine Antwort. Unschlüssig trat er von einem Bein auf das andere. Es konnte natürlich sein dass sein Bruder nicht antwortete wollte, diese Option gab es immer, besonders da er in letzter Zeit sehr abweisend zu ihm war. Nicht dass er ihm verboten hätte sich in seiner Nähe auf zu halten, aber wenn er endlich mal Zeit für seinen kleinen Bruder hatte schien immer etwas dazwischen zu kommen. irgendwie kam er sich mittlerweile dämlich vor hier vor dessen der Tür zu stehen,  von seinem Samurai angestarrt zu werden während er unter dem Vorwand der Sorgen, um Aufmerksamkeit bettelte. Wenn es Hirose nicht gut ging konnte er ihm schließlich sagen, oder? Andererseits hatte er immer versucht ihn zu beschützen, ihn von allem Übel fern zu halten, auch wenn ihm das nicht immer gelang. Etwas weniger entschlossen als vorher aber mit noch genügend Mut drückte er die Klinke herunter. Der Raum dahinter war nur spärlich beleuchtet aber das Chaos darin trotzdem noch gut zuerkennen. Akihito folgte einer Spur aus Kleidungsstücken und Hochglanz Illustrierten zum Bett auf dem das blonde Familienoberhaupt lag. Die Decke war halb von seinem Körper gerutscht, sein Gesicht hatte eine ungesund dunkle Farbe angenommen und ein Arm ragte über die Bettkante hinaus, auf dem Boden darunter lag eine Spitze. Zu atmen schien er nicht. An die Minuten danach sollte sich Akihito später nur noch wage erinnern, alles lief wie in Zeitlupe ab. Geräusche und Empfindungen waren ausgeblendet. Außer einer bedrückenden Leere schien es nicht zu geben. Er sah sich selbst wie er nach Kurauchi rief, dieser wiederum dann Ärzte und Schwestern in Kenntnis setzte. Irgendwann drang der Ausdruck Lungenkollaps zu ihm durch, doch der Rest verschwamm in dem emotionalen Nebel, der ihn einhüllte.

 

Katsumi stand unsicher vor dem Neubau, der Nachtwind pfiff ihm um die Ohren, ließ seinen Atem gefrieren. Was er hier tat, wusste er selber nicht genau. Das einzige was er wusste war, dass es so nicht weiter gehen konnte. Mit jedem Tag zerstörten die beiden sich Stück für Stück ein bisschen mehr und doch waren sie so sehr aufeinander angewiesen wie ein Mensch die Luft zu atmen brauchte. Davon mal abgesehen, dass Kojis Familie keine Ruhe gab, dass Presse aus seinen Affären Kapital schlug und es auch sonst kaum eine Aussicht auf Akzeptanz ihrer Beziehung gab, sollte es doch möglich seine, dass wenigstens die zwei zusammen hielten. Die Kälte kroch unter seinen langen Mantel, hielt ihn davon ab sich noch weiter noch weiter seinen Gedanken nachzuhängen.

Yuro öffnete ihm die schwere Wohnungstür. Eine tiefe Verbeugung, ein höfliches Lächeln auf dem ansonsten strengem Gesicht "Guten Abend Shibuya-sama!" Katsumi erwidertet nur knapp. Er zog sich Hut und Mantel aus und steuerte auf das Wohnzimmer zu. Die Tür schien im ersten Moment, wie von alleine auf zu gehen. Ein großer weißer Hund kam dahinter hervor und setzte sich an Takutos Seite. Während Katsumi sich langsam dem Rollstuhlfahrer näherte, kam er nicht umhin zu bemerken, dass dieser sich seid seinem letzten Besuch stark verändert hatte. Schlafanzug und Bademantel waren normalen Sachen gewichen. Takuto saß aufrecht und sein Blick war nicht mehr entrückt. Ihm schien es besser zu gehen. Aus irgend einem unerfindlichen Grund macht diese Erkenntnis Kojis besten und einzigem Freund wütend.

"Guten Abend Shibuya!" Diese Begrüßung klang neutral "Wie geht es dir Izumi? Wo ist Yue-san?"

"Sie hat heute früher Feierabend gemacht Mir geht es geht es ganz gut, danke der Nachfrage!"

"Das sieht man dir an! Wo hast du den Hund her?"

Ein kleines Lächeln stahl sich auf Takutos Gesicht, als er dem Tier sacht über den Kopf strich. "Er ist ein Geschenk von Koji." Das war mal wieder typisch für beide, der eine litt und er andere bekam es erst mit wenn es schon zu spät war, so das er nur noch die Scherben einsammeln konnte.

"Shibuya?"

"Ja?!"

"Hast du... hast du ihn gesehn?"

"Ja."

"Und, wie geht es ihm?" Takuto hatte leise und sehr vorsichtig gesprochen, so als könne er mit dieser Frage den Weltuntergang auslösen.

"Gerade du solltest der letzte sein, der mich das fragt!" Verständnislos schüttelte Katsumi den Kopf. "Verrat mir, wie du so leben kannst. Sitzt hier in deinem Rollstuhl und hoffst, dass er dich nicht verlässt. Aber gleichzeitig tust du nichts, aber auch gar nichts, um ihn davon abzuhalten, im Gegenteil. Noch dazu weisst du, dass deine Zurückweisungen ihn stärker treffen als es irgendetwas anderes auf dieser Welt es je könnte." Ein Shibuya schrie nicht. Schreien war schlechte fürs Geschäft. Verdammt, warum tat es dann doch jedes mal so gut. "Und um deine Frage zu beantworten, Koji es geht beschissen. Er sieht grauenvoll aus. Mich wundert, dass er überhaupt noch die Kraft aufbringt seine Arbeit zu machen." Wütend starrte Katsumi Taktuo ins Gesicht, dessen Ausdruck von ängstlich, über verärgert und besorgt, ins entschlossen wechselte. Ruckartig drehte sich der Rollstuhlfahrer um. Er fixierte die Augen auf einen imaginieren Punkt.  Katsumi sah wie sein Körper zitterte, dir rechte Hand zur linken Hüfte wanderte und die Zähne  sich gnadenlos in der Unterlippe vergruben, doch zu seiner Überraschung folgte kein Wutausbruch.

"Du... du musst dir keine Sorgen mehr machen Shibuya!" Er klang genauso entschlossen, wie er ausgesehen hatte. "Wenn Koji nach Hause kommt, wird er nicht mehr zurück gewiesen werden." Katsumi stutzte. Seine Gehirn brauchte ein paar Augenblicke, um das Gesagte in einen tieferen Zusammenhang zu bringen 'Er meinte doch nicht etwas... '

"Sex?..." Takutos Gesicht, verfärbte, sich bei diesem Wort, wie zur Bestätigung, leicht rot. Mit etwas weniger Lautstärke, aber Nachdruck, gepaart mit einer gehörigen Portion Zynismus fuhr er fort. "Und du glaubst allen Ernstes, dass das reicht. Falls ich dich daran erinnern darf? Ihr hattet Sex!  Und trotzdem sitzt du hier, während er da draußen Köder für die Presse spielt. Damit erreichst du überhaupt nichts."

"Was soll ich deiner Meinung nach sonst tun?" Die Tränen, in Takutos Augen überraschten Katsumi dann doch ein wenig, seine Stimme nahm einen weichen Unterton an "Wie  wäre es, wenn du endlich mal den Mund aufmachst und ihn etwas Vertrauen zeigst in dem du anfängst über dich zu erzählen? Du hast ihm doch noch nichts über dich erzählt oder sehe ich das falsch?" Er sah genau, wie Takutos Zittern verstärkte, hörte den Versuch, das Weinen zu unterdrücken in seiner Stimme. "Was gibt es da noch zu erzählen? Er weiß doch alles." Katsumi hockte sich, etwas fassungslos, vor den Rollstuhl, um ihm besser in die Augen sehen zu können. Der erwartete Wutausbruch war, ausgeblieben. "Aber nicht von dir. Er weiß nicht wir du dich gefühlt hast. Glaubst du nicht, dass Koji es mittlerweile wert ist zu erfahren, wie du dich dabei gefühlt hast?" Wieder suchten Takutos Augen einen anderen Punkt, nur um ihn nicht ansehen zu müssen. Etwas schwerfällig erhob er sich. 'Wieder vor eine Mauer gelaufen.'

"Ich denke, ich gehe jetzt besser und sorge dafür, dass er keine weiteren Dummheiten macht. Grüß bitte Yue-san von mir!"

"Dummheiten?" echote Takuto. Hatte er sich eben noch geweigert Katsumi in die Augen zu sehen, so fühlte dieser sich regelrecht unwohl unter seinem stechenden Blick. "Naja, weißt du, als sich ihn das letzte mal sah, hat er einen Bungeejumping von einer Brücke gemacht" Takutos Hände ballten sich zu Fäusten. Sein ganzer Körper spannte sich an. "Keine Angst, es ist ihm nicht passiert." wehrte er sofort, aber diesmal lag nicht so viel Überzeugungskraft darin. "Ehrlich!" versuchte er es noch einmal, wobei er zur  Unterstützung seinem immer noch zweifelnden Gegenüber die Handflächen präsentierte. Takuto strafte ihn mit Nichtachtung. 'Naja, besser als ein Wutanfall'

"Ich muss jetzt wirklich los Izumi-san. Wir sehen uns sicher noch. Wenn ich mal wieder Zeit hab komm ich dich besuchen, versprochen!" Schweigen antwortete ihm. irgendwie war das nicht seine Woche. Doch als er kurz an der Wohnzimmertür  hielt ihn Takutos Stimme zurück. "Glaubst du das alles gut wird, wenn ich es ihm erzähle?" Er klang in diesem Moment wie ein kleines Kind "Das weiß ich nicht Izumi-san" antwortet Katsumi so ehrlich er konnte. "Doch was ich weiß, ist, ihr euch gegenseitig zerstört, da durch, dass du es nicht schaffst über deine Vergangenheit zu reden, geschweige dich davon zu befreien und Koji durch seinen Hang zu Extremitäten." wieder trat Stille ein.

"Shibuya, tust du mir einen Gefallen? .......... Kannst du dafür sorgen dass es ihm gut geht?" Ein wenig Hoffnung kehrte bei den letzten Sätzen in Katsumis Herz ein. "Werde ich!" Vielleicht war er doch nicht vor eine Mauer gelaufen.

 

 

'Er macht wieder Dummheiten... Du solltest ihm von dir erzählen... Ich liebe dich Izumi...Kein Liebe hält ewig... Hat er es sich nicht mittlerweile verdient?'

Nach dem Shibuya weg war verharrte Takuto noch lange in seiner Position. Äußerlich schien alles in Ordnung zu sein, aber in seinem Inneren tobte ein Kampf. Dazu kam diese unerklärliche Angst, die immer wieder in ihm hoch stieg und seine Kehle zu schnürte. Die er nur beim Fußball hatte vergessen, bekämpfen können. Nur beim Fußball? Verdammt er musste etwas tun, sonst würde sie ihn auffressen. Verdammt er wollte das nicht mehr.

 

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TEIL 7

Wieder tauchte vor seinem Gesicht Koji auf, wie er sich verkrampfte, weinte, weit weg war und eigentlich doch so nah. War denn alles was sie verbannt nur Leid.....? Die eindeutige Antwort auf diese Frage war: Nein. Es hatte auch gute Zeiten gegeben. Noch lebhaft erinnerte sich Takuto an den Abend an dem Koji das erste mal für ihn gekocht hatte, als er erschöpft vom Training nach Hause kam. Das Essen war gut gewesen, doch die Küche ein einziges Schlachtfeld. Während sie zusammen aufräumten, konnte er genau Kojis Blick in seinem Nacken spüren und das kleine Lied hören, das er summte. Koji war glücklich gewesen und wenn Takuto ehrlich zu sich war, hatte er es schon immer gespürt, Kojis Glück. Es war ein Teil dessen was ihn selbst zufrieden machte, wenn ihn die starken Arme hielten. Takuto sehnt sich danach diese Zufriedenheit wieder einmal ganz zu spüren und nicht nur von den Fetzen der Erinnerung zu zehren. Früher war es ausreichend gewesen still zu halten. Doch heute, sah die Sache anders aus. Die Taktik die ihm damals geholfen hatte seine Angst zu unterdrücken, trieb Koji jetzt immer weiter von  ihm weg.  Koji musste glücklich sein. Der Gedanke daran lies ein angenehm schmerzhaftes Kribbeln in Takutos Magen zurück, lies nicht zu, dass sich die Angst wieder in ihm ausbreitet. Nicht um ihn ging es hier, sondern um Koji. Mit Schwung rollte er sich plötzlich so schnell in Richtung Schlafzimmer, dass 'Koji' es kaum schaffte ihm die Tür zu öffnen. Dort angekommen riss er, unter einigen Schwierigkeiten die Tür von Kleiderschrank auf und fing an in den Schubladen zu wühlen. In der untersten fand er dann endlich was er suchte, eine grosse, braune Schatulle. Sein Atem ging schnell und die Hände zitterten, als es sie vorsichtig öffnete. Ringe, Ohrringe, Ketten und anderer Schmuck lagen darin. Doch dafür interessierte sich Takuto nicht. Seine Augen hafteten von Anfang an, an dem kleinen roten Kästchen in der rechten unteren Ecke. Das weiche, feine Leder fühlte sich kühl unter seinen Hände an, als er es heraus nahm. Achtlos stellte er den großen Schmuckkasten auf eine Ablage im Schrank. Sein Herzschlag beschleunigte noch ein bisschen mehr, als er den Deckel anhob. Zwei golden Ringe, dicht an einander, scheinbar verschlungen und doch getrennt. Noch einmal tief durchatmen, dann griff Takuto nach Seinem, er wusste genau welcher ihm gehörte, und steckte ihn sich an den Finger.

 

Sauerstoffmangel des Gehirns auf Grund eines Lungenkollapses. Die Wahrscheinlichkeit, dass er jemals wieder zu sich kommt, ist nahe zu null. Sollte es doch einmal passieren, dann ist sicher, dass Hirose-sama auf dem geistigen Entwicklungsstandes eine Kleinkindes sein wird. So oder ähnlich hatte die mitleidlose Diagnose der Spezialisten gelautet. Das der Kollaps durch den Missbrauches von Heroin aus gelöst worden war, wurde von keinem erwähnt. Dafür Kurauchi mit seiner grimmige, entschlossenen Mine, die ganze Zeit über gesorgt. Doch nun saß müde in seinem kleinen Zimmer. Der Blick war von Tränen getrübt. Schon lange wusste er von der Abhängigkeit seines Schützlings, doch bis her deutete kaum etwas darauf hin, dass dieser es nicht unter Kontrolle hatte. Streng und unbeugsam war dieser seiner Arbeit nach gegangen, niemand außerhalb der Familie hatte es gemerkt, nicht einmal alle innerhalb. In der Öffentlichkeit schien alles so normal, dass es in mancher Beziehung regelrecht unheimlich war. In Kurauchis Augen war Hirose-sama immer noch das fröhliche, aufgeweckte Kind, dessen Gesicht strahlte, wenn es ihm von seinem Tag erzählte, über die gewonnen Kämpfe berichtete, egal in welcher Form sie ausgetragen wurden. Mit einem unbeschreiblichem Schmerz dachte er nun an die gemeinsam verbrachten Trainingsstunden, die Ausflüge, die täglichen Fahrten zur und von der Schule. Später kamen Verabredungen, mit exklusiven Frauen, zu festlichen Anlässen dazu. Mit stiller Freude hatte er angesehen wie aus dem lebendigen, strebsamen Jungen ein zielbewusster, korrekter Erwachsener wurde, der sich auf alle Lebenslang verstand. Selbst als Koji-sama, mit seinem alles überragenden Talent, in die Familie kam, hatte er sich nie unterkriegen lassen.  Aber nun......?  War alles vorbei, niemand konnte den kleinen Junge zurückbringen der ihm ein Sohn gewesen war.

Mit eiserner Entschlossenheit verdrängte Kurauchi die düsteren Gedanken und das Selbstmitleid, die sich in den letzten Stunden in den Vordergrund seines Bewusstsein geschoben hatte. Es gab wichtigeres zu tun. Jemand musste sich um die Familie kümmern.

Nur wer? Hiroses Erstgeborener war noch zu klein, um die Familie zu führen. Die nächste Möglichkeit war Akanthit-sama. Kurauchi wusste, dass es anmaßend klang, aber Ryuichiro-samas Zweitgeborener besaß nicht die Fähigkeiten eine solcher Verantwortung zu übernehmen. Nicht umsonst hatte sein alter Herr Koji-sama zum Erben des Dojos und damit zum Familienoberhaupt in seinem Testament gemacht. Doch dieser würde das Familienanwesen vermutlich nie wieder betreten. Die letzte Möglichkeit waren die Onkel der drei. Doch sie würden alles, das Anwesen, die Firma, die Macht die mit dem Namen Nanjo verbunden war, an sich reißen und die Zukunft für den kleinen Herrn unsicher machen. Außer einem... Mato-sama. Nein, ihn anzurufen wäre Verrat an der Familie. Er wurde schon vor über dreißig Jahren aus ihrem Kreis verband, weil er sich ihr nicht unterordnen, sich ihren Gesetzten nicht beugen wollte. Stattdessen zog er eine andere Familie, die auf wesentlich unkonventioneller weise Geschäfte machte, vor. So viel er von ihm gehört hatte war er auch in ihr ein großen Tier geworden, reich, ohne die geringsten Skrupel. Je länger er darüber nachdachte umso logischer schien ihm die Idee. Ein wirkliche Interesse hatte Mato-same an seiner leiblichen Verwandtschaft nicht. Das Angebot von Ryuichi-sama, als jener Oberhaupt wurde, unbelastet zurück zu kehren, hatte er dankend abgelehnt Dazu kam noch die Freundschaft der beiden die auf gegenseitigen Respekt beruhte. Mato-sama würde Ryuichi-sama  und dessen Nachkommen niemals hintergehen, so skrupellos er sonst auch war.

 

Eines Abends, auf der Großraumtoilette eines Filmgeländes, außerhalb von Tokio, saß Koji in einer der Kabinen auf dem Boden und blickte auf sein Erbrochenes, das in der Schüssel schwamm. Unruhig griffen seine Hände nach den Zigeratten, doch er war kaum in der Lage sich eine davon anzuzünden, so stark war sein Zittern. Als es endlich doch gelang, nahm er ein paar tiefe Zügen und legte den Kopf stöhnend nach hinten. Aber um die Tränen herunterzuschlucken war es bereits zu spät. Morgen hatte er es endlich geschafft. Auf diesem Gelände würden die letzten Aufnahmen entstehen. Eine von Shibuya organisierte Limousine brachte ihn dann nach Hause, wieder dort hin wo er eigentlich hingehörte. Während der Verabredung mit der Fotografin, vor zwei Tagen, hatte er ein flaues Gefühl im Magen gehabt. Am nächsten Abend, diesmal war die auserwählte deren erste Assistentin gewesen, war ihm schlecht geworden. Und heute? Heute freute sich eigentlich die zweite Assistentin auf ihn. Doch die konnte lange warten. Auf dem Weg zu ihr hatte allein der Gedanke, sie auch noch ins Bett zu zerren seine Magensäure zum überzukochen gebracht. Erschöpft drückte Koji auf den Spülknopf. Eigentlich wünschte er sich nicht mehr als, dass nächste Tag schon um wäre. In seinem eigenen  Bett zu schlafen, ruhig und friedlich, neben ihm Izumi, diese Bild war so verlockend. Vielleicht würden sie ja liebevolle Zärtlichkeiten austauschen? Sofort stoppte er seine Gedanken. Das funktionierte nicht. Das hatte nie funktioniert. Er und nur ein paar Streicheleinheiten, das wäre so als, wenn man nur ein bisschen sterben würde. Wie schafften es nur die anderen Menschen mit ihren Gefühlen umzugehen? Eine Frage die sich Koji nicht zu erstenmal stellte. Sicher, er wusste, dass er in jeder Beziehung ein besonderes Talent besaß, dass alles was er anpackte mehr als hervorragend wurde. Bisher jedoch, hatte er immer, auf die eine oder anders Weise damit umgehen können. Warum nicht in diesem Fall? Der einzige der ihm wirklich wichtig war. "Izumi!"  Es war mehr ein wimmernder Laut, als ein gesprochenes Wort. Was er machten sollte, dass wusste er noch nicht so genau, aber zu dieser Frau würde er nicht gehen. Er hatte genug davon.

"Und was hast du heute vor? Gehst du wieder zu Kendotraining?" tönte es plötzlich aus dem Vorraum. Schritte waren zu hören.

"Nein, keine Zeit. Ich weiß, dass Sensei Fu darüber nicht erfreut sein wird, aber meine Frau hat mir angedroht, dass wenn ich heute wieder das Essen versäume sie aufhört für mich ihre fabelhaften  Süßkartoffelbällchen zu machen."

"Schade, aber die würde ich mir auch nicht entgehen lassen."

Die Toilettenspülung rauschte. Wieder Schritte. Türklappen.

Koji saß immer noch wie versteinert da. Er hatte die beiden Männer in seinem Selbstmitleid nicht gehört. Sie ihn offensichtlich aber auch nicht, oder waren nicht daran interessiert zu erfahren , wer auf der Herrentoilette heulte.

'...Kendotraining...' ging es Koji im Kopf rum. Er hatte lange nicht mehr trainiert. Wozu auch? Es gab genug zu tun. Noch dazu erinnert es ihn immer an seine Vater, seine eigene Emotionlosigkeit, die er erst bei der ersten Begegnung mit Izumi verloren hatte. Flüchtig kamen ihm Bilder vom Familiendojo und  harten Kämpfen bis zur totalen Erschöpfung in den Sinn. 'Erschöpfung'  Ein bitteres Auflachen hallte von den glatten Fliesen wieder. Die war das einzig gute an der ganzen Schinderei gewesen. Danach fiel man meist in eine tiefen Schlaf. Alle die Sorgen und Problem seiner eigentlich sinnlosen Existenz waren vergessen. Ein grauenvoller Schauer lief durch Kojis Körper. Nie wieder, wollte er so sein, kalt und leer, ohne ein richtiges Ziel in seinem Leben. Da war dieser Schmerz der jetzt in seinem Inneren wütete tausendmal besser. Aber irgendwie musste er heute noch zur Ruhe kommen, denn sonst würden seine Hormone doch bloß wieder die Oberhand gewinnen, eine Vorstellung, der er sich nicht hingeben wollte. Ein, zwei Trainingseinheiten bei seinem Vater wären in diesem Augenblick genau das Richtige, wie Koji mit einem Hauch von bitterer Ironie feststellte. Doch vielleicht schaffte er heute ja selber so weit zu kommen? Nicht weit von Studio gab es einen kleinen Tempel. Das hatte er bei seiner Ankunft gesehen. Der dortige Abt freute sich bestimmt über einen neuen Schüler, noch dazu einen der so begabt war. Etwas mühselig rappelte Koji sich hoch und öffnete, mit einem gewissen Maß an neu gewonnener Kraft die Kabinentür. Jetzt hatte er wenigstens ein Ziel, für diesen Abend. Heute würde unter Garantie es keine Frau geben, die Izumi ja doch nicht ersetzen konnte.

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