GELIEBTER FEIND von Sadomina

 

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TEIL 1

>Dieser Bastard. Eine Handbreite höher, und er hätte meinen Hals erwischt< fluchte Prinz Koji während er wütend in seinem Zelt auf und ab ging. >Noch nie zuvor habe ich jemanden so kämpfen sehen< Er fasste an die Bandage an seiner Schulter. Die frische Wunde pochte heiß unter seiner Berührung. Doch es war nicht die Wunde direkt, die ihn schmerzte, viel mehr die Erfahrung, dass jemand anderer ihn schlagen konnte. Er war der beste und gefürchtetste Kämpfer in diesem Reich, besser als seine beiden Brüder, ja sogar besser als sein Vater, der König. Er verzog seinen Mund während er weiter an seinen letzten Kampf dachte. Inmitten seiner Gedanken betrat jemand das Zelt. Blitzschnell griff er zu seinem Schwert, lies es aber gleich wieder in die Scheide zurück sinken. Es war nur sein Freund Katsumi. "Habt Erbarmen, Prinz Koji!" scherzte dieser, "Ich bringe dir Nachricht von unserem König. Er erwartet dich zu einer Lagebesprechung in seinem Zelt. Deine Brüder sind schon anwesend." Katsumi zuckte etwas zusammen, als er Koji's Zorn aus seinen Augen las. Er konnte ahnen was seinen Freund so sehr erzürnte. "Koji, dieser Hund ist es nicht wert weitere Gedanken an ihn zu verschwenden. Er wird dir kein zweites Mal entwischen", versuchte Katsumi den Prinzen zu beruhigen. Doch Koji's Wut saß noch zu tief. Noch nie zuvor wurde er im Kampf geschlagen! Niemals fand er einen gleichwertigen Gegner! Und niemals hatte sich jemand so sehr in seine Gedanken gefressen. "Er hatte nur Glück. Ich hatte mich eine Sekunde lang nicht richtig konzentriert. Eine zweite Chance bekommt er nicht" antwortete Koji. Er schob Katsumi etwas beiseite und machte sich auf den Weg.

 

Im Zelt des Königs angekommen, wurde er schon von seinem Bruder Akihito begrüßt. "Na, dieser Bursche hat dir ja richtig zugesetzt. Wie schade dass er dir entkommen ist", grinste er Koji an. Er konnte Akihito nicht leiden. Aber er gab ihm nicht die Genugtuung auf diese Provokation weiter einzusteigen, und ging ohne ihm einen weiteren Blick zu schenken an ihm vorbei, um seinen Vater zu begrüßen. Als alle wichtigen Männer anwesend waren, begannen sie die Strategie für die nächste Schlacht zu besprechen. Von Met und Kampfgeist angetrieben, dauerte die Lagebesprechung bis spät in die Nacht.

Müde zogen sich die Männer in ihre Lager zurück um sich für den anstehenden Kampf auszuruhen. Doch Koji fand diese Nacht keine Ruhe. Mit offenen Augen lag er auf seinem Bett und stand im Geist noch einmal seinem Feind gegenüber. Ein Anblick, der sich tief in ihn hinein brannte. Volles, schwarzes Haar umrahmte ein katzengleiches Gesicht aus dem feurige Augen hervor leuchteten, die den ganzen Hass der Welt widerspiegelten... >Wer war dieser Junge? Wer lehrte ihn so zu kämpfen?... Ich werde ihn wiedersehen, so einfach lass ich mich nicht besiegen.<

 

Am nächsten Tag erwachte der Prinz aus seinem unruhigen Schlaf. Er legte seine Rüstung an und ging ins Freie um nach seinem Pferd zu sehen. Dichter Nebel durchzog das Lager. Koji machte einen tiefen Atemzug und sog die feuchte, erfrischende Morgenluft ein. >Ein guter Tag für eine Schlacht. Heute entkommst du mir nicht, Bürschchen< Er schloss sich den versammelten Männern an. Der Führer seiner Truppe, Takasaka, instruierte sie noch einmal und noch bevor der Nebel sich verzog, ritten sie los. Sie standen einem großen Heer gegenüber, es würde ein harter Kampf werden. Eifrig und tapfer warfen sich die Männer in die Schlacht und es floss Blut. Viel Blut. Rot tropfte es von Koji's Schwert, jedoch nicht das Blut jenes Mannes nach dem er wie besessen Ausschau hielt. Als die Sonne ihre letzten Strahlen aussandte, ertönte das Signal ihres Sieges. Die gegnerische Armee war zurückgedrängt und geschwächt. Im Siegesrausch ritten die Gewinner zurück, freudestrahlend über ihren Erfolg - bis auf Prinz Koji.

 

Wieder im Lager, bahnte sich Katsumi den Weg durch die versammelten Männer zu ihm. Sein strahlendes Gesicht verriet, dass er eine gute Botschaft für ihn hatte. "Mein Freund, deine finstere Mine wird sich sogleich erhellen" platzte Katsumi heraus, "komm mit, es wartet eine Überraschung auf dich." Eigentlich war Koji heute nicht mehr auf Überraschungen aus, er wollte nur noch sein Lager aufsuchen und ruhen.

Doch Katsumi bedrängte ihn so sehr, dass er ihm nun doch widerwillig folgte. Sie gingen quer durch das ganze Lager, bis sie an dem angrenzenden Teil ankamen, wo man die Gefangenen hinbrachte. Schmerzerfüllte Schreie und Wimmern ertönte aus dem Lager. Die Wächter ließen sie ihre Macht auf brutale Weise spüren. Die Augen der Gefangenen waren von Angst erfüllt, ihr Schicksal ungewiss. Die stärkeren von ihnen wurden aussortiert um als Sklaven zu dienen, während andere ein grausamer Tod erwartete. Mit eiskaltem Blick schaute Koji in die Menge. Katsumi schob ihn direkt zur Umzäunung und deutete auf eine bestimmte Stelle. An einen Holzpfahl gefesselt, dreckig und mit Blut beschmiert, sah er ihn. Den jungen Krieger mit dem feurigen Blick. Ja, jetzt hatte er ihn. Gefangen und besiegt. Nur ein paar Schritte von ihm entfernt, er brauchte nur hinzugehen und ihn töten. Doch irgendetwas in ihm hielt ihn davon ab. Angespannt blieb er stehen und beobachtete den jungen Gefangenen. Sah zu, wie zwei Wächter ihn schlugen, und er zu Boden ging. Doch seine Wildheit war noch nicht gänzlich gebrochen. Mit funkelnden, dunklen Augen blickte er seinen Peinigern ins Gesicht und spuckte verächtlich vor ihnen aus. Ein erneuter Hieb. Koji's Hände ballten sich zu einer Faust. >Was hält mich auf, ihn auf der Stelle zu töten? Er ist mein Feind und hat den Tod verdient. Einfach hingehen und ihn niederstrecken...< dachte er, >Seine Augen...so wild und dennoch...< Verwunderung machte sich in ihm breit. Verwundert, dass er es nicht schaffte, seinen Rachedurst endlich zu stillen, jetzt wo er den Jungen vor sich hatte. Schließlich hatte er seinen Stolz verletzt und ihn geschlagen! Niemand schaffte es, ihn, Koji Nanjo, zu schlagen! Aber irgendetwas an dem Jungen faszinierte ihn. Katsumi neben ihm starrte ihn fragend an und wartete auf seine Reaktion. Freude, Rachegefühl. Hass, Verachtung...nichts. Kojis Blick nach außen war regungslos. Einer der Wächter holte nun aus um auf den am Boden liegenden Jungen einzutreten. Endlich eine Reaktion von Koji. Doch darauf war Katsumi nicht gefasst. >Ihr da, mit dem kleinen schwarzhaarigen< brüllte der Prinz in die Menge, >Bringt den Gefangenen in mein Zelt. Lebend.< Dann wandte er sich um und verließ den Platz. Katsumi verstand nun gar nichts mehr und blickte fassungslos seinem Freund nach. Prinz Koji war für seine Grausamkeit bekannt. Normalerweise wäre keine Minute vergangen, und das Blut seines Feindes, und noch dazu von jemanden der ihn im Kampf schlug, würde sein Schwert färben.

 

TEIL 2

Koji schritt ein paar mal um den am Boden knienden Gefangenen und musterte ihn mit ausdruckslosem Blick. Er war an Händen und Füßen gefesselt, eine schwere Kette am Hals, verbunden mit einem starken Pfosten, hinderte ihn am Entkommen. Die Reste einer leichten Tunika klebten schmutzig an seinem jungen, schlanken Körper. Wie klein und zerbrechlich er doch wirkte! Und doch wusste Koji über seine Stärke bescheid, wusste wozu er im Kampf fähig war. Er konnte wahrlich gut mit seinem Schwert umgehen. Ihr Duell vor zwei Tagen würden sie beide nicht so schnell vergessen. Koji ging noch einmal um ihn herum und blieb schließlich vor ihm stehen. "Hast du keine Angst?" fragte er. Der Junge blickte auf, direkt in Kojis Augen, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. "Vor dem Tod? Vor Euch?" er lachte laut auf. Der Prinz kochte innerlich, doch irgendwie schien ihn die furchtlose Art des Gefangenen auch zu amüsieren. "Dein Lachen wird dir schon noch vergehen." Koji beugte sich zu ihm hinunter und fasste ihn am Kinn, ihre Blicke noch immer scharf verbunden. "Wie ist dein Name?" "Braucht Ihr ihn für meinen Grabstein?" fragte der junge Krieger frech zurück. Koji's Griff wurde fester aber gleichzeitig antwortete der Gefangene "Izumi." Der Prinz lockerte seine Hand ein wenig und strich langsam mit seinem Daumen über Izumis Wange. Sein Blick wurde weicher, "Izumi" wiederholte er, gefolgt von längerem Schweigen. Er sah ihn lange an bis er schließlich fort fuhr "Mut und Kampfgeist hast du, dass muss ich dir lassen." Aber das nützt dir am Ende auch nichts." Er erhob sich und ging zu seinem Lager. "Morgen werde ich dich wissen lassen welches Schicksal dich erwartet."

 

Unruhig drehte Koji sich auf seinem Bett hin und her. Trotz seiner Müdigkeit fand er keinen Schlaf. Ständig kreisten seine Gedanken um diesen Gefangenen. Er wendete sich etwas zur Seite und richtete seinen Blick zu der Stelle im Zelt, wo Izumi angekettet am Boden schlief. Zusammengekauert lag er da, nur bedeckt von den Fetzen seine Tunika, die Arme eng um sich geschlungen um der Kälte der Nacht etwas zu entgehen. >Wie friedlich er aussieht...so verletzlich wie ein unschuldiges Kind< Koji seufzte. >Wieso ist er bloß ständig in meinem Kopf? Was lässt mich ständig an ihn denken?< Er stand nun auf und ging leise zu dem Schlafenden. Grübelnd betrachtete er ihn. >Hmm, wenn man ihn so ansieht kommt man nicht auf den Gedanken, dass so ein zerbrechlich wirkender Junge so wild kämpfen kann....Wie schön er ist....Seine Wimpern so lang und weich, wie von einer Frau< Seine Blicke streiften forschend über seinen Körper. Durch einen kleinen Spalt im Zelt strahlte weiß der Mond auf ihn und hüllte ihn in ein feenhaftes Licht. Verzaubert von diesem Anblick beugte Koji sich näher über Izumi. Leise hörte er seine feinen Atemzüge, bemerkte wie seine Brust sich sanft erhob und senkte. Er war so wunderschön.... Seine Lippen leicht geöffnet, wie frische Rosenblüten...heiß fühlte Koji wie sein Atem ihn berührte, er war ihm so nahe...nahe genug um fast seine Lippen zu spüren. >Verdammt!! Das kann doch nicht war sein! Was mache ich hier?? Beinahe hätte ich....Oh Gott...< Entsetzt fuhr der Prinz auf und starrte auf Izumi. >Er ist ein Mann!! - und außerdem.... mein Feind< Koji ging zurück zu seinem Bett und setzte sich. Verzweifelt versuchte er mit seine Gefühlen und Gedanken zu ordnen. Er fühlte sich wie im Rausch, so stark sein Verlangen diesen jungen Körper zu berühren, seine zarte Haut, seine weichen Lippen zu spüren, durch die samtigen Haare zu streichen...>Aber warum?< Er schlug mit seiner Faust neben sich. Konnte sich seine Gefühle nicht erklären. >Es ist kalt...< Erneut stand er auf und ging zu ihm hinüber. Er nahm seinen Umhang von der großen Truhe vor seinem Bett und bedeckte behutsam den Schlafenden. Sanft strich er ihm über die schwarzen Haare. Izumi zuckte leicht im Schlaf, als hätte er die Berührung wahr genommen. Schnell zog Koji seine Hand zurück und kehrte hastig in sein Bett zurück, indem er irgendwann in einen traumlosen Schlaf fiel.

 

Izumi stöhnte leicht auf. Sein Körper schmerzte noch von den Schlägen und dem Schlafen auf dem harten, kalten Boden. Langsam versuchte er sich zu bewegen, alles tat so weh. Er blinzelte. Erstaunt bemerkte er den Umhang der weich und warm auf ihm lag. >Was ist das? Wer...? Hmm, er riecht wundervoll< Mit geschlossenen Augen atmete er tief den Duft dieses prachtvollen Mantels ein. Er setzte sich auf und blickte sich um. "Endlich wach" tönte es von einer Ecke im Zelt. "Hier, zieh das an." Eine abgetragene Tunika und eine wollene Hose landete vor Izumi. Er blickte auf und sah sich um. >Wer war das? Der blonde Edelmann von gestern war nicht anwesend.< "Der Prinz hat mich angewiesen, mich um dich zu kümmern" sprach der fremde Junge. "Du scheinst Glück zu haben, wie es aussieht hat er nicht vor dich hinzurichten. Noch nicht." Ich soll dich einweisen dem Prinzen zu dienen." >Glück! Ja bestimmt. Es wäre mir lieber ich wäre am Schlachtfeld gestorben anstatt diesem Bastard zu dienen!< Izumis Blick verfinsterte sich. "Er hätte besser daran getan, mich gleich zu töten!" "Du weißt nicht was du da sprichst, Kleiner. Prinz Koji tötet nicht einfach, er genießt es gewöhnlich, die Menschen aufs Extremste leiden zu lassen" konterte der Junge. "Es wundert mich wirklich, dass er sich entschieden hat, dich als seinen Diener zu behalten." >Hmm, sein Kampfstil ließ schon eine gewisse Härte spüren, doch seine blauen Augen gestern, als er mit mir sprach, sie waren weich, trotz seiner Drohungen....aber wer weiß was er noch vorhat?< Schweigend zog Izumi seine neuen Sachen an.

 

Die folgenden Tage waren hart. Jeden Abend war er am Ende aller Kräfte, ausgelaugt von den Arbeiten die er verrichten musste und gedemütigt von den Kriegern. Aber er lebte. Die Hoffnung von seinen Kameraden gerettet zu werden gab er nach einiger Zeit auf. >Wie komme ich überhaupt darauf, dass sie wegen uns auch nur einen Finger rühren würden? Es wäre zu gefährlich wegen einer Handvoll Männer die halbe Armee zu gefährden.< Prinz Koji bekam er die ganze Zeit über kaum zu Gesicht. Aber er war sehr wohl anwesend. Meistens etwas abseits, verloren in endlose Gedanken, beobachtete er Izumi. Es war als würde er ihn studieren, jede Bewegung, jedes Gefühl. Er war immer in seiner Nähe, als wäre er sein Schatten, und suchte nach einer Antwort. Nach irgendetwas, das seine Gefühle für diesen jungen Mann erklären konnte. >Seine Haut...wie Bronze...und wie anmutig er sich bewegt...trotz der harten Arbeit zeigt er keine Schwäche. Gott ich wünschte er wäre nicht mein Feind...<

 

"Prinz Koji" wieder einmal riss ihn sein Freund Katsumi aus den Gedanken. "Hier bist du also. Der König wünscht dich zu sehen." "Ja gut, ich bin schon am Weg" erklärte Koji. "Und? Ist er brauchbar? Sieht ja ziemlich schwächlich aus der Junge" meinte Katsumi. "Ich denke schon dass er was taugt. Hast du ihn kämpfen gesehen? Ich werde ihn noch etwas behalten, eventuell kann er uns ja nützlich sein" meinte Koji mit ungewohnt fröhlicher Mine. "Ja, er schwang das Schwert als wären sie Eins. Kämpfte als hätte er nichts mehr zu verlieren. Aber ich würde dir zu Vorsicht raten, er könnte dir in den Rücken fallen," antwortete Katsumi. "Ich hab ihn schon im Griff. Nun, ich darf meinen Vater nicht mehr länger warten lassen" sprach Koji und verließ den Platz. Katsumi blickte ihm nach und dachte bei sich, seinen Freund noch nie so glücklich gesehen zu haben.

 

Es war an der Zeit das Lager abzubrechen und wieder Heimwärts zu ziehen. Koji's Bruder, Prinz Hirose, war angewiesen die Stellung zu halten und die äußere Grenze zu bewachen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Feind erneut einfallen könnte, war ständig gegeben. Der König und die restliche Armee machte sich auf den Weg zur Burg. Es war ein langer, beschwerlicher Ritt. Koji bevorzugte es, in den hinteren Reihen alleine zu reiten, weit weg von den anderen Edelmänner, besonders von Akihito. Er hatte erst am Vortag wieder eine unfreundliche Begegnung mit ihm. >Unterstellte mir diese Ratte doch tatsächlich eine Art von Schwäche, als dass ich nicht mehr wüsste wie man mit Gefangenen verfährt!< Koji's Mine verfinsterte sich, als er wieder daran dachte. Er wandte seinen Kopf und blickte in die Menge der Gefangen, die hinter ihm zu Fuß unterwegs waren. Von allen Seiten gut bewacht und mit harten Peitschenschlägen angetrieben. Er blickte sich um, und schließlich fanden seine Augen, was er suchte. Izumi. Er wirkte sehr geschwächt und ausgezehrt, auf seiner Haut leuchten roten Striemen von den Peitschen. Seinen Kopf gesenkt setzte er wie in Trance ein Fuß vor den anderen. >Wo ist seine Wildheit, seine junger Zorn?< fragte sich Koji als er die traurige Szene beobachtete. Eine plötzliche Wut kam in ihm auf >Sie schlagen MEINEN Gefangenen! Niemand hat das Recht Hand an ihn zu legen, außer mir!< Hastig wendete er sein Pferd und ritt zu den Gefangenen. "Überlasst mir den Burschen hier," herrschte er einen der Wächter an, und deutete auf Izumi. "Er gehört mir, ich will mich mit ihm unterhalten," fügte er hinzu. Der Wächter sah ihn etwas verblüfft an, tat aber wie ihm geheißen und führte den Gefangenen zu Prinz Koji. Um ihn anzutreiben holte er noch einmal mit seiner Peitsche aus, aber da schnellte blitzschnell Koji's Hand vor und fasste ihn hart am Handgelenk. "Du wagst es" fauchte Koji ihn an "wenn hier jemand meinen Burschen schlägt, dann bin ich das! Ich will ihn unbeschädigt." Der Wächter stöhnte unter Kojis festen Griff, er war knapp dabei ihm die Hand zu brechen, sein Augen funkelten ihn tödlich an. Ängstlich entschuldigte sich der Wächter bei seinem Herren. Zornig zog Koji Izumi an den Ketten hinter sich her, so dass dieser beinahe stürzte, und reihte sich wieder ein. "Schlepp dich nicht so!" fuhr er Izumi an. "Nun, es scheint, dir ist deine aggressive Art vergangen" fügte er noch hinzu, den Blick mit einer noblen Kälte nach vorne gerichtet. Izumi funkelte ihn wild an, entschied sich aber zu schweigen. Er war müde und hungrig, sein Rücken schmerzte von den Peitschenhieben und seine wunden Füße stachen ihn bei jedem Schritt. Trotz der Wut die in ihm brannte, fügte er sich seinem Schicksal. Zumindest heute. Koji der eine Antwort vermisste, sah nun zu Izumi hinab. Und wieder trafen sich ihre Blicke.

 

Izumi senkte seinen Kopf. >Er ist völlig fertig...diese verfluchten Bastarde...Aber schließlich hat er es doch verdient. Soll er vielleicht als Gefangener in der Sänfte reisen? Hah!< Koji lachte. Doch gleichzeitig wurde sein Ausdruck wieder sanfter >Was soll's, so schwach nutzt er mir auch nichts. Strafe hatte er schon genug< Er griff zu seinem Wasserschlauch, und bot ihn Izumi an. "Hier, trink." Izumi schaute mit großen Augen zu ihm hoch, er rechnete mit einem Trick, wartete auf die nächste Demütigung. Zögernd nahm er schließlich an und trank in hastigen Zügen. Koji lächelte. Und das verwirrte Izumi gleich noch mehr. >Vielleicht stimmten ja die Geschichten über den Prinzen gar nicht? Vielleicht hatte er ja doch ein Herz?< dachte Izumi. Aber in diesem Augenblick war ihm alles egal, das kühle Wasser war das einzige was zählte, es war wie Balsam für seinen völlig ausgetrockneten Rachen. "Danke" Jetzt war es Koji der verblüfft schaute. >Er hat sich bedankt. Der Gefangene hat sich bei mir bedankt!< Dem Prinzen fehlten die Worte. Ohne Kommentar nahm er wieder den Wasserschlauch zu sich, trank auch einen Schluck, und konzentrierte sich wieder auf seinen Weg. "Wer hat dich eigentlich den Umgang mit dem Schwert gelehrt? Du kämpfst nicht wie ein gewöhnlicher Krieger" fragte Koji nach einiger Zeit. "Mein Stiefvater lehrte mich. Er war einer der besten Männer des Königs" antwortete Izumi. "Du kämpfst als wärst Du selbst einer eures Königs besten Männern. Er schätzt dich bestimmt sehr für deine Kampfkunst." Izumis Blick verfinsterte sich >Mich schätzen? Er wäre froh wenn er mich nun endlich ein für alle mal aus seinen Augen hätte.< Koji bemerkte die Reaktion von Izumi und wunderte sich, ließ es aber gut sein und drängte nicht weiter auf Antworten. Schweigend setzten sie ihren langen Weg fort.

 

TEIL 3

Gegen Sonnenuntergang erreichte die heimkehrende Armee die Tore der Burg Nanjo. Bunte Fahnen wehten von den Türmen und überall hingen Kränze aus Blumen, die die Sieger mit ihren leuchtenden Farben willkommen hießen. Frauen und Kinder drängelten sich in Scharen um ihre Männer und Väter zu begrüßen. Ihre Heimkehr wurde sogleich mit einem großen Fest gefeiert, das bis in den Morgen dauerte. Es gab Braten, Süße Kuchen und Früchte, die Barden sangen heroische Lieder von den Heldentaten im Krieg und es flossen Wein und Met in Bächen. Eine Feier, die niemand so schnell wieder vergisst. Gegen Mitternacht zogen sich alle in ihre Gemächer zurück um mit ihren Ehefrauen oder willigen Mädchen in etwas kleinerem Rahmen zu feiern. Prinz Koji, der üblicherweise seine Nächte im Bett nie alleine verbrachte - er liebte die Gesellschaft von schönen Frauen über alles - suchte dieses mal sein Bett nur zum Schlafen auf. Schnell fiel er in tiefen Schlaf. Und er träumte. Er lag im Schatten eines Apfelbaumes im Rosengarten der Burg, an der Stelle wo er schon so manche Jungfrau verführt hatte. Der Wind streifte sanft seine Haut und der süße Duft von Rosen stieg ihm in die Nase. Wie so oft spürte er eine weiche, warme Hand an seiner Brust während er zärtlich durch das Haar seiner Geliebten streichelte. Heiß spürte er ihren Körper an seinen geschmiegt. Er beugt sich vor sie zu küssen, blickte in ihre Augen...Augen, wild und dunkel voll Leidenschaft trafen die seinen.......Izumis Augen! Er fühlte nun wie ihre Lippen sich trafen...so süß...ihre Zungen wie sie zärtlich und doch voll Verlangen miteinander spielten. Er presste sich hungrig an Izumi, fühlte seine Hände überall auf seiner nackten Haut. Ihr Kuß wurde immer intensiver...ah...er schmeckt so gut...er spürte eine Erregung in ihm aufsteigen wie nie zuvor. Ihm war als würden sie in ihrer Umarmung verschmelzen, als wären sie bereits immer schon eins gewesen...

 

Noch etwas verschlafen blinzelt Koji in die einfallenden Sonnenstrahlen. >Was für ein Traum...was ist nur los mit mir?< Gefühle von Zorn mischen sich mit Angst. >Verdammt! Was soll ich nur tun?< "Ich muss hier raus" flucht Koji zu sich selbst. Er ging zu seiner Waschschüssel und tauchte seinen Kopf in das kalte Nass. Hastig kleidete er sich an und verließ sein Gemach auf der Suche nach Katsumi. Dieser bot ihm halb verschlafen Einlass in seine Kammer, nachdem Koji ihn mit lautem Trommeln an der Tür geweckt hatte. "Ach Koji, du weckst ja die Toten auf mit deinem Lärm. Ist wieder Krieg oder was ist los?" fragte Katsumi ihn gähnend. "Ich muss mit dir Sprechen, Freund," antwortete Koji mit ernster Mine, "Ich wurde verhext." Katsumi starrte ihn mit tellergroßen Augen an. "Dieser Gefangene. Izumi..." Jetzt wurde Katsumi etwas wacher. "Dachte ich's mir doch! Er macht Schwierigkeiten" unterbrach er den Prinzen. "Nein, ich...es ist..." aufgeregt suchte Koji nach Worten. "Katsumi, ich weiß nicht mehr was mit mir los ist" fuhr er nun fort, seinen Kopf gesenkt vermied er es seinem Freund in die Augen zu sehen. "Ich...ich...bei keiner Frau hab ich je zuvor so empfunden." Seine Halsmuskeln spannten sich als er hart schluckte. Katsumi starrte ihn schweigend an. Dann brach er diese unbehagende Stille. "Koji. Du willst mir jetzt nicht sagen was ich glaube zu hören?" Koji starrte noch immer ins Leere. "Ich weiß nicht was ich machen soll" antwortete er und kämpfe mit seinen Gefühlen. Dann blickte er ernst in die Augen seines Freundes, ein hilfloser, fragender Blick voller Verzweiflung. Katsumi legte ihm seine Hand auf die Schulter und versuchte ihn zu beruhigen. "Koji hör einmal zu. Es ist überhaupt kein Grund zur Sorge. Im Krieg kommt es öfter einmal vor, dass einer der Männer Gefühle für seinen Waffenbruder entwickelt. Die lange Abstinenz von den Weibern, die Angst am Schlachtfeld,... das alles kann sich schon mal so auswirken" erklärt Katsumi. "Glaub mir, eine Nacht mit einer willigen Maid und du bist wieder der Alte." Koji sah in schweigend an. >Er versteht nicht. Es ist ANDERS. Ich weiß es, ich fühle es! Besser ich hätte geschwiegen< Katsumi merkte, dass seine Erklärung Koji nicht befriedigte. Er wollte ihm so gerne helfen. "Vielleicht wäre es besser für dich, den Jungen wieder zu den anderen Gefangenen zu geben. Du hast doch genug Diener und er kann dir wirklich zur Gefahr werden. Er ist dein Feind, vergiss das nicht." Koji seufzte. "Ich kann ihn nicht einfach hergeben. Jetzt nicht mehr" sprach Koji mit traurigem Unterton, und verließ den Raum.

 

Später fand er sich im Rosengarten wieder. Er saß auf einer Bank hinter der alten Weide, verborgen vor störenden Blicken, und flirtete mit einem unschuldigen, jungen Ding. Das Mädchen errötete bei seinen betörenden Worten. Ja, er war wieder in seinem Element! Kein weibliches Wesen am Hofe konnte ihm widerstehen und er wusste wie man den Frauen die Augen verdrehen konnte. Ihr harmloser Flirt wurde bald zu mehr. Gierig presste er seine Lippen auf ihre, drang stürmisch mit seiner Zunge in ihren Mund, seine Hände fest und bestimmt auf ihren zarten Brüsten. Sie stöhnte, mehr vor Angst und Schmerz, als vor Lust. Er drückte sie fast brutal nieder, als würde er kämpfen - mit sich selbst, gegen seine Gefühle, sein sündiges Verlangen. Plötzlich hielt er inne. In seinen Gedanken tauchte wieder sein Traum von letzter Nacht auf. Er starrte kurz auf das verwirrte Mädchen, dass mit herunter gerissenen Kleidern und wirrem Haar auf der Bank lag. Ihre Augen waren voll Angst und Tränen rannen über ihre heißen, roten Wangen. Koji brachte hastig seine Kleider in Ordnung und stürmte leise vor sich hin fluchend davon.

Die nächsten Tage vermied er jegliche Gesellschaft, nicht einmal für seinen besten Freund war er zu sprechen. Meistens stand er auf der Burgmauer und starrte mit leeren Augen vor sich hin. Sein Verlangen ließ ihm keine Ruhe. Izumi sah er selten, meistens ließ er ihn im Stall arbeiten, Feuerholz schlagen oder Rüstungen polieren.

 

Izumi hatte sich langsam mit seinem Leben hier abgefunden, schließlich waren schon mehrere Monate vergangen, und was blieb ihm schon anderes übrig. Nur manchmal dachte er mit gemischten Gefühlen an seine Heimat, das Leben vorher. Seinen Stiefvater, seine Geschwister... das waren die einzigen die er wirklich vermisste. Und was hatte er denn sonst verloren? Was hatte er denn vorher für ein Leben? Ignoriert und gehasst von seinem wahren Vater. Wie hatte er sich doch angestrengt ihm ein wahrer Sohn zu sein! Zumindest akzeptiert zu werden. Aber egal was er tat, er war und blieb nur der unerwünschte Bastard eines großen Königs und eines seiner Dienstmädchen. Bei diesen Gedanken verkrampfte sich sein Herz. Wütend und wie besessen schlug er auf das Holz vor ihm ein. Als Feuerholz war es wohl nicht mehr sehr tauglich... Außer Atem stand Izumi nun da und starrte auf sein Werk vor ihm. Er begann wie verrückt zu lachen, während ihm lange versiegte Tränen über sein Gesicht liefen. Langsam und völlig fertig sank er zu Boden und kauerte sich hin, den Kopf in seine Arme vergraben, und kämpfte gegen seine Gedanken an Damals. >Die Priester und mein Vater haben es ja auch verdrängt! Mich aus ihren Gedanken gestrichen. Wieso sollte ich es nicht schaffen? Hätte mich mein Vater doch richtig getroffen...< Keiner weiß wie lange er so da saß und Tränen weinte, die jahrelang in ihm verborgen waren, versteckt hinter einer Maske von Zorn, bevor Koji ihn hier fand.

 

"Wer hat dir eine Pause erlaubt?" fuhr dieser ihn an. Izumi blickte ihn mit geröteten, leeren Augen an. Ihm war egal was nun mit ihm geschah >soll er mich nur schlagen...oder töten....was soll's< Koji sah ihn verwundert an, plötzlich tat es ihm leid Izumi so angefahren zu haben. Er hockte sich nieder und hob mit einer Hand Izumis Kinn. "Was ist los?" fragte er mit einer für ihn ungewohnten Zärtlichkeit. "Hast du Heimweh?" "Als ob euch das kümmern würde" antwortete Izumi barsch, sein gewohntes Funkeln langsam wieder in seine Augen zurückkehrend. "Es kümmert mich sehr wohl!" antwortet Koji drängend, "Die Ganze Zeit hab ich dafür gesorgt das es dir an nichts fehlt. Du hast es besser als alle anderen Gefangenen. Dein Leben lag in meiner Hand und ich alleine habe entschieden dass du es behalten darfst!" Koji packte Izumi an seiner Schulter. "Verdammt, Junge, sprich!" Er blickte ihn traurig an. Izumi schluckte. >Ich verdanke ihm mein Leben. Hah! Hätte er mich doch abgeschlachtet wie alle anderen. Das ist doch seine Art...Das wird doch von ihm überall erzählt.......Aber er hat mich nicht getötet. WARUM?......Kann ich ihm vertrauen? Er hat mir nie wehgetan...< Izumi starrte Koji lange an während ihm hunderte verwirrende Gedanken durch den Kopf schossen. Er wusste nicht wieso, aber er erzählte Koji was ihn bedrückte. Die ganze traurige Geschichte von seinem Vater, dem König, der ihn als Baby töten wollte weil er ihn als seinen Sohn nicht anerkennen konnte. Noch heute zeichnet ihn eine tiefe Narbe, wo seines Vaters Schwert ihn traf, bevor seine Mutter sich dazwischen warf und ihr Leben für ihn opferte. Die Priester halfen diesen grausamen Mord zu vertuschen und gaben Izumi einem treuen Gefolgsmann des Königs, der ihn als seinen eigenen Sohn aufzog. Erst Jahre später erfuhr er von seiner wahren Vergangenheit. Die Worte sprudelten wie eine Quelle aus ihm heraus, solange hielt er sie in seinem Herzen tief verborgen. Es gab auch niemanden dem er hätte es erzählen können. Freunde hatte er keine, seit er kämpfen konnte war das Schwert sein einziger Freund.

 

Als er sein Herz ausgeschüttet hatte, bemerkte er, dass der Prinz ihn in seinen Armen hielt. Tröstend drückte er Izumis Kopf an seine Brust, die nun nass von seinen Tränen war, und strich ihm sanft durch sein Haar. Izumis Gesicht fing an vor Scham zu glühen. Blitzschnell riss er sich aus Koji's Armen und kippte dabei fast nach hinten. "Ich...ich...das Holz...ich muss das Holz fertig schlagen" stotterte er. Koji blickte ihn mit großen Augen an. Auch er war etwas verlegen. "Izumi...ich..." setzte er an, "Lass gut sein. Du kannst nun deine Kammer aufsuchen." >Izumi, bitte geh nicht, ich will dich halten, dich spüren...deinen Schmerz heilen....<

Koji blickte ihm schweigend nach und berührte sanft die Stelle seiner Schulter, wo Izumi sich an ihn gedrückt ausweinte hatte. Er seufzte und zog sich zurück. Doch nicht nur er verließ den Platz. Hinter einer Mauer, verborgen im Schatten des Hofes, huschte jemand flink aus seinem Versteck...

 

TEIL 4

Gegen Abend kamen Reiter am Hof an. Es war Prinz Hirose und sein Gefolge, mit Neuigkeiten von der Grenze. Der König ließ alle wichtigen Männer in der großen Festhalle versammeln, um sogleich die Nachrichten ausführlich zu besprechen. Hirose berichtete von den südlichen Stämmen, die immer öfter einfielen und kleine Dörfer verwüsteten. Würde man nichts dagegen unternehmen, könnten sie eine Bedrohung für alle umliegenden Königsreiche werden. Ihr Gegner, den sie stark geschwächt hatten, besaß nun keine Kraft mehr, sich gegen das Reich Nanjo und die Barbaren aus dem Süden zu schützen, und war nun eventuell bereit, auf die Forderungen von König Nanjo einzugehen um in ihnen einen Verbündeten zu finden. Sie baten den König um Friedensverhandlungen an die Grenze. Frieden! Nach all den langen Jahren Krieg schien es, als könnte endlich wieder Frieden herrschen. >Und die Freilassung der Kriegsgefangenen... Izumi!< Prinz Koji's Ausdruck versteinerte. >Nein, das lasse ich nicht zu, sie können ihn mir nicht wegnehmen< Wie aus einem Traum schreckte er hoch, als er seinen Namen hörte. "Mein Sohn, Prinz Koji, wird während meiner Abwesenheit über die Burg wachen und den Thron vertreten" verkündete der König.

Als die Gespräche vorüber waren zogen sich alle nach und nach zurück. Der junge Prinz Akihito blieb noch etwas um mit seinem geliebten Bruder Hirose seine Rückkehr zu feiern. Und um einiges zu besprechen, was ihm am Herzen lag. "Ich hasse es wie Vater ständig Koji bevorzugt" schimpfte er. "Du opferst dich ständig auf und was ist der Dank? Er überlässt IHM die Aufsicht der Burg!" Zornig trat er gegen den Stuhl vor ihm. "Die Aufsicht ist nicht die Krone. Und ich werde nicht zulassen, das er sie bekommt. Der ältere bin immer noch ich, und stehe somit dem Thron am nächsten" antwortete Hirose. "Koji die Aufsicht zu überlassen...er ist ja nicht einmal bei der Sache. Die Aufsicht! Ja, über seinen neuen -Diener- Hah! Da ist er eher zu gebrauchen" lachte Akihito zornig. "Sein Diener? Sag jetzt nicht, er hat diesen kleinen Sklaven tatsächlich behalten?" fragte Hirose verwundert. Sein Bruder verzog seinen Mund zu einem hämischen Grinsen "Oh ja, sie stehen sich sogar SEHR nahe... Er verbringt sehr viel Zeit ihn zu sehen. Wie soll er da genug Energie haben, die Aufsicht über das Schloss zu übernehmen?" Hirose trank einen tiefen Schluck Wein aus seinem Becher und lächelte. "Nun, dann würde ich sagen, wir sollten ihm helfen sich wieder auf wichtigere Dinge zu konzentrieren, Akihito. Erzähl mir was du sonst noch weißt."

 

Koji starrte mit leeren Augen auf die flackernde Kerze vor ihm. Er griff zu seinem Becher und trank in tiefen Zügen daraus. Leer. Er füllte den letzten Rest aus dem Weinkrug nach. Seine Gedanken kreisten immer wieder um das gleiche Thema. Und abermals griff er zum Becher. >Nein! Ich lass mich nicht länger von meinen Gefühlen quälen! Das hat jetzt ein Ende< Er stürmte bei der Tür hinaus, schnappte sich den ersten Diener den er finden konnte und schickte nach Izumi. Wenige Minuten später betrat dieser Koji's Gemach. Izumi kniete vor ihm nieder und wartete auf seinen Befehl. Da sah er plötzlich Koji's Schwert silbern vor seinem Hals aufblitzen. Er schreckte zurück. "Steh auf." >Jetzt ist es soweit< zitternd erhob er sich. Ein dumpfes Gefühl machte sich in seinem Magen breit, es war als müsse er sich sofort übergeben. Koji strich mit der Spitze seines Schwerts über Izumis Hals und blickte ihm dabei fest in die Augen. Dann lächelte er. "Keine Angst, ich strecke dich nicht nieder" beruhigte er Izumi und hielt ihm nun den Griff seines Schwertes entgegen. "Wenn es dir gelingt, mich im Kampf zu schlagen, schenke ich dir die Freiheit. Was sagst du?" Izumi blickte ihn ungläubig an. "Und falls ihr gewinnen solltet?" "Das wirst du dann schon erfahren" antwortete Koji. Izumi zögerte nicht länger und griff sich das Schwert. Koji nahm sich ein anderes und holte sogleich zum ersten Schlag aus. Geschickt blockte Izumi ab. Sie umkreisten sich wie zwei wilde Raubtiere. Ihre Blicke waren fest miteinander verbunden, jeder schätzte den anderen ab. Izumi landete den ersten Treffer und schlug Koji mit der Breitseite auf den Rücken, so dass dieser etwas schwankte. In seinen Augen brannte ein Feuer das Koji erschaudern ließ. Koji lachte und hob zum nächsten Schlag. Und wieder wurde er abgeblockt. So ging es lange weiter, niemand könnte sagen wer der bessere war, beide kämpften voller Leidenschaft und mit soviel an Geschick, dass jeder Schwertmeister im Lande verblassen würde. Nach unzähligen Schlägen gelang es Koji Izumi zu entwaffnen und ihn in die Enge zu treiben. Keuchend lag Izumi am Boden und fühlte wieder Koji's kalte Klinge an seinem Hals. Koji beugte sich über ihn, auch er war völlig außer Atem.

"Worauf wartet ihr, tötet mich" forderte der Besiegte auf. Koji legte das Schwert beiseite. Er strich Izumi sanft seine schwarzen Haare aus der Stirn und lächelte ihn schweigend an. "Was wollt ihr?" fragte Izumi. Er fühlte Koji's warme Hand zärtlich über seine Wange streifen. "Dich. Ich will dich, Izumi." Izumis Wangen fingen an zu glühen und seine Augen weiteten sich. Koji versuchte sich wieder zu sammeln, ließ von Izumi ab und setzte sich neben ihn. Dann fuhr er fort "Ich will Männer wie dich in meiner Armee. Noch nie kannte ich jemanden der sein Schwert so beherrscht wie du." Izumi setzte sich verwirrt auf. "Wechsle auf unsere Seite, Izumi" drängte Koji. "Ich kann meinen König nicht verraten, eher würde ich sterben" antwortete Izumi. "Dein König hat DICH verraten! Wie kannst du so einem Mann Treue schwören?" Izumi schwieg. "Und wenn unsere Reiche nicht im Krieg wären?" fragte Koji. "Ihr liebt doch den Krieg. Zumindest ist es das was man von euch sagt" meinte Izumi. "Das hat schon seine Richtigkeit...zumindest...bis ich dich traf." Koji ergriff Izumis Hand. "Noch nie habe ich für jemanden soviel empfunden...Izumi..." Izumi versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch Koji zog ihn an sich, seine Hand fest umklammert. In seinen Augen konnte man tiefe Verzweiflung und Traurigkeit sehen. "Ich will nicht dass du gehst! Bitte..." >Bitte? Aus seinem Mund?< Izumi war so verwundert, dass er, selbst als Koji sich vorbeugte und ihn küsste, nicht reagierte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er ihn an. Als er sich endlich wieder gesammelt hatte, schob er Koji so heftig von sich weg, dass dieser gegen die Wand hinter ihm schlug. Izumi wurde blass als er das Blut an Koji's Kopf bemerkte. "Herr! Oh Gott...Verzeiht mir...ich...das wollte ich nicht...ich..." stammelte er und rückte ängstlich weg. Koji griff zu seiner blutenden Wunde, dann blickte er traurig zu Izumi.

 

Ohne ein Wort zu sagen erhob er sich und ging zu dem großen Tisch am Ende des Raumes. "Es ist nicht deine Schuld" sagte er schließlich. "Der Wein...ich hatte etwas zuviel. Du kannst jetzt gehen."

 

Izumi zögerte noch kurz und verließ den Raum. Er schloss hinter sich die Tür und lehnte sich an. >Er hat mich geküsst. Auf den Mund< Izumi fuhr mit einem Finger seine Lippen nach. >Wieso hat er das getan?< Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Er hörte Schritte am Korridor, immer näher kommend. Er sah sich um >Wo sind die Wachen? Wer ist das?< Jemand packte ihn grob am Arm. "Was..." eine Hand auf seinem Mund schnitt ihm das Wort ab. Izumi versuchte sich mit aller Kraft zu wehren, doch er hatte kaum eine Chance. Er spürte einen stechenden Schmerz in seinem Magen und ging benommen zu Boden. Der nächste Schlag traf ihn hart am Kopf. In ihm drehte sich alles, er fühlte eine beklemmende Hitze in ihm aufsteigen und in seinen Ohren ein Dröhnen das seine Wahrnehmung verzerrte. Vor seinen Augen verschwamm alles, er sah nur noch Schatten um ihn herum. Izumi merkte noch wie ihn jemand an den Beinen zog, dann versank alles um ihn im Schwarz.

 

"Was ist hier los? Zeigt Euch!" Aufgeschreckt von Takasaka's Rufen, ließen Izumis Peiniger von ihm ab und verschwanden blitzschnell in den Schatten des Korridors. Takasaka hatte schon immer einen leichten Schlaf, und war durch die leisesten Geräusche schon zu beunruhigen. Er trat vor und sah sich um. Da fiel sein Blick auf Izumi, der blutend und bewusstlos am Boden lag. Er beugte sich zu ihm hinunter und untersuchte ihn. >Ah, er lebt. Hmm, wer hat den bloß so zugerichtet?< "Wachen!" Sofort kamen zwei Wächter aus dem Nichts angelaufen. Takasaka schlug Izumi leicht auf die Wange um ihn wieder ins Bewusstsein zu holen. "Bringt ihn in mein Gemach, und holt einen Heiler. Schnell!" wies er die Wächter an.

 

Koji zuckte erschreckt zusammen, als er am nächsten Morgen nach Izumi schickte, und man ihm von dem Vorfall letzte Nacht berichtete. Sofort suchte er Takasaka's Gemach auf um nach Izumi zu sehen. Er trat zu dem Bett wo Izumi lag. Izumi wirkte als wäre er tot , die schwarzen Haarsträhnen ließen sein Gesicht so blass und zerbrechlicher erscheinen. Sein Hals war mit blauen Würgemalen gezeichnet und eine große Platzwunde leuchtete rot auf seiner Wange. Seine Stirn war mit Bandagen eingebunden, etwas Blut sickerte durch. Kojis Hände ballten sich zu Fäusten, seine Halsmuskeln traten angespannt hervor. "Wer hat ihm das angetan?" fragte er, in seinem Gesicht lag Verzweiflung und Wut. "Ich weiß es nicht, ich hörte Geräusche am Korridor. Bin dann sofort hinaus, aber ich konnte niemanden mehr sehen" antwortete Takasaka. "Lasst mich mit ihm alleine" bat er und trat näher zum Bett. Zärtlich strich er Izumi über seine Stirn, vorsichtig vermied er die Bandage zu berühren. "Izumi" hauchte er leise. Seine sonst so kalten Augen füllten sich mit Tränen und er musste hart schlucken. "Wer hat dir das angetan...Warum?" Er drückte Izumis schlaffe Hand, die andere streichelte immer noch seine Stirn. Izumi stöhnte und blinzelte leicht. Er schaffte es kaum die Lider zu öffnen. "Herr...ihr...hier?" "Ja ich bin bei dir, Izumi" antwortete Koji leise. Heiße Tränen liefen ihm über die Wange. "Ich...ich glaube...sie wollten mich...töten" "Wer? Izumi! Wer wollte dich töten?" schluchzend zerrte Koji an seinem Arm. "Ich weiß es nicht...es ging alles...so schnell" stöhnte Izumi. "Ich...dachte erst...einer der Männer sah aus als ob...ihr" "Izumi! Warum? Ich würde dich niemals verletzen!....Wie kannst du so was nur denken" Koji beugte sich ganz nahe über Izumi und flüsterte weich "Izumi....ich würde dir niemals wehtun. Niemals." Izumi hob zitternd seine Hand und berührte Koji's tränennasse Wange, ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen. Dann fielen ihm wieder die Augen zu. >Es tut so weh! Oh Gott ich liebe dich so sehr< Koji wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. >Einer sah so aus wie ich?...Hirose! Nein, das kann nicht sein. Aber wieso sollte er...Er hat was damit zu tun, das fühle ich...<

 

Koji verließ den schlafenden Verletzten und trat wieder zu den anderen. Inzwischen war auch Katsumi anwesend, er wollte Koji von der Abreise des Königs informieren. "Koji, das tut mir leid. Wie geht es ihm?" "Wo ist Hirose?" zischte Koji zornig. "Hirose?" wiederholte Katsumi verwundert, "der ist wie die anderen unten in der Halle. Sie wollen alle in der nächsten Stunde aufbrechen." Koji stürmte erregt hinaus. In der Halle angekommen suchte er seinen Bruder im Getummel der Männer, die sich für die Abreise zur Friedensverhandlung sammelten. "Hirose!" brüllte er. Er achtete nicht auf die neugierigen Blicke, die sich in Verwunderung auf ihn richteten. "Oh, Bruder" lachte Hirose ihm freundlich entgegen. "Kommst du um uns eine gute Reise zu wünschen oder hast du ein anderes Begehr?" Koji fasste seinen älteren Bruder vor den Augen der anderen an seinem Mantel und fuhr ihn zornig an "Du hast mir nicht zufällig etwas zu sagen?" Giftig funkelte er ihn an. Hirose blieb noch immer ruhig und setzte ein ahnungsloses Gesicht auf. "Was bist du so aufgebracht, Brüderchen?" "Du weißt genau wovon ich spreche!" >Und wenn er doch nichts damit zu tun hat?< "Verdammt, Koji, was führst du dich hier so auf vor all den Männern?" mischte sich nun Akihito ein. Er versuchte die beiden zu trennen und griff nach Koji's Arm. Da fiel Koji's Blick auf Akihitos Hand. Seine Finger waren geschwollen, ein größerer Bluterguss machte sich auf seinem Handrücken breit. >Dieser Bastard!< Ohne länger nachzudenken schnellte Koji's Faust nach vorne und traf Akihito so fest ins Gesicht, dass dieser sofort zu Boden ging. Eine Fontäne aus Blut strömte aus seiner Nase. Die Menge rund um sie wurde totenstill. Es war als wäre die Zeit stehen geblieben. Koji's Augen bohrten sich eiskalt in Akihito, er beugte sich ganz nahe zu ihm hinunter. "Lasst eure Finger von Izumi, sonst werdet ihr den nächsten Tag nicht mehr erleben, das schwöre ich euch" drohte er. Dann wischte er sich seine blutige Hand in den Mantel und entfernte sich still. Hirose half seinem Bruder auf die Beine. "Das wird er noch bereuen...dieses Schwein" fluchte Akihito mit Tränen der Demütigung und des Schmerzes in den Augen.

 

TEIL 5

Die nächsten Wochen verliefen äußerst ruhig. Akihito vermied jede Begegnung mit Koji, es war als wäre er gar nicht anwesend. Koji verbrachte viel Zeit damit seiner Aufgabe als Stellvertretung des Königs gerecht zu werden, aber auch um Izumi etwas besser kennen zu lernen. Izumi fing auch langsam an, Koji immer mehr zu vertrauen und fühlte sich sogar sehr wohl in seiner Gegenwart - solange ihm dieser nicht zu nahe kam. Koji ließ ihn die meiste Zeit eher in Ruhe, trotzdem sahen sie sich häufig, denn Izumis Arbeitsbereich war nun hauptsächlich im Schloss. Zu harter Arbeit wurde er seit dem Vorfall mit Hirose und Akihito nicht länger eingeteilt. Wenn der Prinz ihn kommen ließ, dann meist nur um kleine persönliche Dinge zu ledigen und dann bat er ihn zu bleiben um sich mit ihm zu unterhalten. Sie saßen dann oft bis in die Nacht hinein zusammen und tauschten Erfahrungen über ihre Leidenschaft, die Schwertkunst, aus oder sprachen über alltägliche Dinge. Es war als würden sie sich schon eine Ewigkeit kennen. Katsumi hatte es bereits aufgegeben, den Prinzen von der Aussichtslosigkeit der Beziehung zu Izumi überzeugen zu wollen. Er rechnete sowieso damit, dass das alles bald ein Ende hat, wenn schließlich Frieden herrscht, und man die Gefangenen wieder in ihre Heimat ziehen lässt.

 

Und dieser Tag kam schneller als vermutet. Ein Kurier des Königs überbrachte die Botschaft: Frieden mit dem Nordreich! Beide verfeindeten Länder wären nun Verbündete und werden sich gemeinsam gegen die Barbaren stellen. Der König käme in ein paar Tagen wieder zurück um Pläne auszuarbeiten und eine Armee aufzustellen. Während alles für ein Freudenfest vorbereitet wurde, machten sich die ehemaligen Gefangenen bereit für ihre Heimreise.

 

>Ich will dich noch einmal sehen. Noch einmal dein Lächeln...< Koji stand unschlüssig vor der Tür zu Izumis Kammer. Er hob seine Hand um anzuklopfen, senkte sie jedoch gleich wieder. Koji schreckte auf, als sich die Tür vor ihm plötzlich öffnete und Izumi ihn anstarrte. >Als hätte er meine Anwesenheit gespürt...< "Herr...?" fragte Izumi erstaunt. "Ich bin nicht länger dein Herr" antwortete Koji, "du bist nun frei." Sie blickten sich gegenseitig fest in die Augen ohne ein Wort zu verlieren. Keiner wusste auf einmal was er sagen sollte. Izumi fühlte als würde Koji's Blick sich tief in seine Seele brennen, sein Magen krampfte sich zusammen. Schließlich machte er einen Anfang. "Kommt doch herein, Herr" bat er Koji Einlass. Der Prinz trat ein und Izumi schloss die Tür hinter ihnen. Koji schaute sich etwas um, er hatte noch nie die kleinen Quartiere der Diener betreten. Die Kammer war wirklich sehr klein und dunkel. Ein einziges Fenster sorgte für eine schwache Beleuchtung. Die Einrichtung bestand nur aus den nötigsten Dingen wie einem Holztisch auf dem eine Waschschüssel stand, einem Stuhl, eine hölzerne Truhe und einem Strohballen mit Leinen überzogen, der als Bett diente. Koji setzte sich auf den kleinen Holzstuhl. "Nun, jetzt hast du es schließlich überstanden" begann er. Izumi lächelte scheu "Ja, jetzt ruft die Heimat wieder. Ich kann es noch gar nicht glauben." Koji versuchte seine Traurigkeit etwas zu vertuschen indem auch er lächelte. "Ich hatte noch nie so einen fähigen Diener wie dich. Noch dazu einen, der mir im Schwertkampf ein würdiger Gegner ist." Nach einer kurzen Pause fügte er leise hinzu "Du wirst mir so fehlen, Izumi." Izumi errötete etwas, was ihm peinlich war, und wand Koji den Rücken zu. Er lehnte sich an das Fenster und blickte stumm in das weite Land unter ihm. >Du wirst mir auch fehlen. Es verrückt, aber es ist wahr< Dann sprach er "Ich hatte nie richtige Freunde. Manchmal wünschte ich, wir wären uns unter anderen Umständen begegnet...Aber nun können wir zumindest als Freunde auseinander gehen." Koji entging nicht die leichte Schwermut in seiner Stimme. Er erhob sich und näherte sich Izumi, der noch immer starr aus dem Fenster blickte. Sanft legte er ihm seine Hand auf die Schulter und stellte sich dicht hinter ihn. Izumi lief ein wohliger Schauer über den Rücken, als er Koji's heißen Atem am Hals fühlte. Koji schloss seine Augen. Trotz des Schmerzes, der ihm durch sein Herz schnitt als er Izumi berührte, versuchte er ruhig zu bleiben.

 

"Freunde" wiederholte er. "Ja, Freunde." Er lachte auf. Sein Griff auf Izumis Schulter wurde unbewusst fester. Er kämpfte immer noch mit seinen Gefühlen, doch vergeblich. Die Angst Izumi zu verlieren, das ungestillte Verlangen nach ihm, der einfache Wunsch ihn zu berühren, nahmen ihm die Kontrolle. "Verdammt, das ist mir nicht genug!" Er riss Izumi plötzlich fest an sich und presste ihm verzweifelt seine Lippen auf den Mund. Izumis Augen weiteten sich vor Schreck und er versuchte sich aus Koji's Armen zu befreien. Doch es schien, als wollte ihn dieser nie wieder freigeben, sein Hunger nach ihm war zu groß, es gab kein Zurück mehr. Izumi durchfuhr ein brennende Hitze, er war wie gelähmt. >Was...warum? Hat er wieder zuviel Wein getrunken? Oh Gott, mir ist so heiß< Sein Herz pochte wie wild als würde es sich überschlagen und seine Eingeweide krampften sich zusammen, jedoch fühlte er diese unbeschreibliche Wärme in seinem Körper aufsteigen, als Koji mit seiner Zunge leidenschaftlich in seinen Mund eindrang. Er fühlte Koji's heiße Hände auf jeder Stelle seines Leibes. Koji drückte ihn an die Wand und riss ihm die Tunika von den Schultern. >Nicht...bitte...ich kann nicht mehr< Izumi fühlte seine Beine nicht mehr, als würden sie sich auflösen. Zitternd ging er unter Koji's Küssen zu Boden. Koji's Griff umklammerte fest seine Handgelenke und drückte sie von Izumis Körper weg auf den kalten Boden, während er sich immer mehr an seinen Leib presste. Seine Zunge glitt forschend und zärtlich Izumis Hals entlang, strich federleicht über sein Schlüsselbein, weiter nach unten über seine bebende Brust. Izumi war sich seinen Gefühlen nicht mehr bewusst. Er hatte Angst. Und Wut. Er wollte das hier auf keinen Fall zulassen! Aber sein Körper schien ihm zu Spotten, denn er schrie nach Koji's leidenschaftlicher Berührung. Er spürte, wie es ihn erregte, als Koji's weiche, heiße Lippen ihm über seine Haut strichen. >Das darf nicht sein!!! Koji!< Seine Augen füllten sich mit Tränen und er zitterte am ganzen Leib. >Wieso tust du mir das an? Ich dachte, ich könne dir vertrauen< "Dann stimmt es, was man von euch sagt" stöhnte Izumi nun, seine Augen trotz der Tränen mit einem wilden Funkeln erleuchtet. "Ihr seid ein grausamer Mensch...es ist euch egal was andere fühlen...ihr nehmt was ihr wollt, egal was es kostet."

 

Koji hielt inne. Es durchfuhr ihn wie ein Blitz >egal was andere fühlen...grausam...oh Gott, was ist in mich gefahren...< Er brach auf Izumis Brust zusammen und wagte es nicht, aufzusehen, Izumi in die Augen zu blicken. "Izumi..." stammelte er. Ein Schluchzen lag in seiner Stimme. "Ich...es tut mir so leid...ich will dir nicht weh tun...ich kann nicht mehr..." Er lag auf Izumi und zuckte unter einer Flut von Tränen. Hilflos betrachtete Izumi Koji's Ausbruch der Gefühle. Noch nie zuvor hatte er ihn so gesehen, so verletzt und verzweifelt. Koji's heißes Gesicht brannte sich auf seine Brust, er spürte seine Tränen bis in sein Innerstes. Izumi befreite seine Hände unter Koji's Griff, der inzwischen locker ließ. Erleichtert ließ er seinen Kopf nach hinten fallen, aber innerlich fühlte er eine Leere, als wäre etwas aus ihm herausgerissen. Irgendetwas in ihm wollte Koji einfach nur in den Arm nehmen, ihn trösten und nochmals seine Wärme spüren. Doch dieser Gedanke brachte ihn vor Zorn zum Kochen. Wütend ballte er seine Hand zusammen, am liebsten wollte er auf Koji einschlagen, doch er konnte es nicht. Koji's Verzweiflung lähmte ihn. "Izumi, ich...ich liebe dich so sehr," gestand Koji unter Tränen. "Ich weiß nicht was in mich gefahren ist, es tut mit so unendlich leid". Ohne seinen Blick zu heben, ließ er von Izumi ab und setzte sich auf. "Bitte...bitte hasse mich nicht." Trotz des Verlangens Koji trösten zu wollen, blieb Izumi hart. Er griff zu seiner Tunika und zog sie wieder an. "Ich bin nicht länger euer Gefangener. Sucht euch ein neues Spielzeug!" fuhr er Koji nun an. Die Härte, die in seinen Augen lag, schmerzte Koji bis ins Mark. Der Prinz erhob sich resignierend und ging zur Tür. Er drehte sich noch einmal um und blickte Izumi mit leeren, vom Weinen erschöpften Augen an. "Es tut mir leid. Leb wohl."

Izumi schloss hinter Koji ab und lehnte seine Stirn an das kühle Holz der Tür. Seine Augen füllten sich mit Tränen, die nun nicht mehr aufzuhalten waren. Er begann am ganzen Körper unkontrolliert zu zittern. Er schlug mit seiner Faust gegen die Tür, dass es ihn schmerzte. >Koji...es tut mir auch leid. Verdammt! Das wollte ich nicht. Nicht so...<

 

Am frühen Morgen brachen Izumi und die restlichen der ehemaligen Gefangenen auf. Der Heimweg zog sich eine Ewigkeit dahin. Es kam Izumi sogar länger vor als an dem Tag, als sie alle zusammen getrieben als Gefangene den Weg zur fremden Burg zu fuß zurücklegten. Dieses mal hatte man ihnen Pferde und genügend Proviant mitgegeben, sowie eine kleine Eskorte, um gegen eventuelle Angriffe von Diebesgesindel geschützt zu sein. Izumi trabte langsam neben den anderen her. Das monotone Schaukeln seines Pferdes wirkte wie hypnotisierend auf ihn. Seine Gedanken begannen zu rotieren. Immer wieder sah er Koji vor sich. Die blauen Augen, tief und klar wie ein Bergsee, eiskalt - und doch, für Izumi erwärmten sie sich jedes Mal wenn er ihn ansah. Seine silbernen, langen Haare, wie sie sich weich um sein Gesicht schmiegten...fast konnte er den zarten Duft von Rosenblüten wahrnehmen. >Koji...Du hast mir meine Freiheit noch nicht zurückgegeben< Izumi berührte geistesabwesend seinen Hals, >ich kann noch immer deine heißen Lippen spüren...oh Gott, Koji, warum lässt du mich nicht gehen?< Im Gedanken lebte er noch einmal den vorletzten Abend, fühlte Koji's Küsse überall auf seiner Haut. >Warum konnten wir nicht einfach Freunde bleiben? Warum konnte nicht alles so bleiben wie es war? ...Ich will dich nicht verlassen! Verdammt, was hast du mit mir gemacht?<

 

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TEIL 6

Er trat seinem Pferd heftig in die Seite und trieb es nach vorne, wo Hisaya ritt. Er war der einzige Leidensgenosse, mit dem er in ihrer Gefangenschaft manchmal ein paar Worte wechselte. Ihm konnte er vertrauen. "Hisaya, ich hab eine Bitte." "Was kann ich für dich tun, mein Freund?" fragte der Angesprochene und blickte freundlich zu Izumi. "Wenn ihr zurück am Hofe seid, dann suche meine Schwester Serika auf, und richte ihr von mir etwas aus." Hisaya hob fragend die Augenbrauen. "Ausrichten? Du siehst sie doch bald selbst" grinste er Izumi an. Doch als er an Izumis Blick sah, wie ernst es ihm war, verstummt sein Lachen. "Ich komme nicht mit. Sag ihr bitte, ich liebe sie und Yugo. Ich habe noch etwas zu erledigen." Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu "und sag ihr, ich werde so bald wie möglich von mir hören lassen." Trotz Zweifel und Verwunderung versprach Hisaya, Izumis Botschaft zu überbringen. Izumi wendete ohne länger zu überlegen sein Ross.

Nach ein paar Stunden durchgehendem Ritt, legte er eine kleine Rast ein, um das Pferd zu schonen und auch selbst etwas zu ruhen. Außerdem hatte er großen Hunger, wie er bemerkte. Er setzte sich in den Schatten unter eine alte Buche und begann gierig seinen Proviant - einen Apfel, etwas Käse und frisches Butterbrot - zu verschlingen. Als er schließlich satt war, lehnte er sich entspannt an den kühlen Baumstamm und atmete tief ein. Plötzlich wurde ihm bewusst, was er getan hatte. >Was mache ich nur? Was ist in mich gefahren?< schoss es Izumi durch den Kopf. >Aber was erwartet mich denn wirklich zuhause? In des Königs Armee bin ich ein Nichts, egal wie viel ich gebe, egal ob ich sterbe. Koji schätzte meine Schwertkunst, er konnte mich verstehen< Izumi musste an ihre Duelle denken, oft übten sie sich zum Zeitvertreib im Scheinkampf. Bunte Bilder tauchten vor Izumis geistigen Augen auf. Koji mit blitzendem Schwert, wie er ihm gegenüberstand und lachte. Gleißende Sonnenstrahlen brachen ihr Licht an der silbernen Klinge und projizierten einen dämonischen Schimmer auf seine blasse Haut. Die langen Haare wehten ihm in wilden Strähnen ins Gesicht. Blaue Augen, wie Saphire, funkelten ihn voller Leidenschaft, auffordernd an. Eine brennende Hitze stieg in Izumi auf, sein Gesicht begann zu glühen. >Er wird mich nicht mal mehr ins Schloss lassen. Und wenn doch, könnten wir noch immer Freunde sein? Nach dem, was geschehen ist? Und Serika und Yugo...niemals werden sie es verstehen< Izumi schloss für einen Moment die Augen, um seine auf ihn einstürmenden Zweifel und Gedanken zu ordnen. Doch wieder tauchte Koji's Gesicht vor ihm auf. Koji streichelte sanft seine Wange und flüsterte zärtlich Izumis Namen. >Genug! Ich zieh das jetzt durch, komme was wolle.< Izumi sprang wieder auf sein Pferd und setzte seine Reise fort.

Kurz bevor er die Burg Nanjo erreichte, begann es zu regnen. Fluchend trieb er sein Pferd an, um den letzten Weg schnell, und nicht völlig aufgeweicht, hinter sich zu bringen. Triefend nass stand er nun vor dem großen Tor der Burg. Er zitterte vor Kälte, aber auch vor Aufregung und der Angst, einen dummen Fehler begangen zu haben.

Izumi brachte sein Pferd vor einem der Wachen zum Stehen. Er bat um Einlass und äußerte den Wunsch, Prinz Koji zu sehen. Einer der Wächter ging ins Innere der Burg und kam kurz darauf in Begleitung von Katsumi wieder. Dieser schaute Izumi voller Verwunderung an. "Izumi? Ich dachte ihr seid schon längst wieder in eurer Heimat?" "Das dachte ich auch. Doch euer Herr machte mir vor meiner Abreise das Angebot, in seinem Heer zu kämpfen. Und ich dachte nochmals darüber nach" antwortete Izumi. "Ist Prinz Koji anwesend?" Katsumi blickte darauf hin noch verwunderter. Er zuckte unmerklich mit seinen Schultern und antwortete "Der Prinz ist bei unserem König. Aber ihr könnt gerne hereinkommen und warten." Katsumi bat Izumi herein und rief einen Pagen, der den Gast in eine Kammer bringen sollte. "Und bring dem Herren noch trockene Sachen und etwas zum Essen" wies er den Diener an.

Währenddessen saß Prinz Koji am Bett seines Vaters. Der König litt seit seiner Rückkehr vor zwei Tagen an einer schweren Krankheit. Die lange Reise verschlechterte seinen Zustand erheblich. Koji wich kaum von seiner Seite und kümmerte sich liebevoll um ihn. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, denen der Zustand des Königs nicht so wichtig war, als ihre Gier auf die Krone. Koji wirkte ausgelaugt und müde. Seit Izumi den Hof verlassen hatte, fand er weder Schlaf, noch hatte er Appetit auf seine Mahlzeiten. Und als dann noch sein Vater todkrank heimkehrte, kostete es ihm seine letzten Energien.

Katsumi betrat leise des Königs Gemach und informierte Koji von Izumis Anwesenheit. Ihm entging nicht, wie des Prinzen Augen für einen Moment aufleuchteten. Sorgenvoll blickte er seinen Freund an. Er wusste zwar nicht genau, was zwischen ihm und Izumi vorgefallen war, aber er merkte sehr wohl, wie sehr Koji seit dem Tag an dem Izumi das Schloss verlassen hatte, litt. Katsumi hatte Angst, es würde seinem Freund endgültig das Herz brechen. Katsumi hielt Koji an seinem Arm fest und sagte "Koji, du musst nicht gehen. Wenn du willst, schicke ich ihn wieder weg." Doch Koji lächelte schwach und drückte sanft Katsumi's Schulter. "Schon gut, mein Freund. Ich danke dir"

Kurz darauf standen sich Koji und Izumi wieder gegenüber. Der Prinz schaute sein Gegenüber schweigend an. Izumi wirkte etwas verstört, er hatte nun wirklich Angst, wie Koji reagieren würde. Und die Art, wie der Prinz ihn anschaute, so kühl und unnahbar, wühlte ihn noch mehr auf. Noch einmal durchzuckte ihn Zweifel, ob er wirklich das Richtige tat - und WARUM er das tat. Aber jetzt konnte er nicht mehr zurück. Sein Herz pochte wie verrückt und sein Mund war trocken wie Staub. Als er Koji genauer anblickte, bemerkte er dessen vom Weinen geröteten Augen. Koji schwankte leicht und stützte sich mit einer Hand auf den Tisch neben ihm. Doch so gut er es konnte, überspielte er seine Gefühle mit einem kühlen, ausdruckslosen Blick. Izumi entging jedoch nicht, dass der Prinz elend aussah, als hätte er tagelang weder geschlafen noch gegessen. Izumis Angst wechselte zu Mitgefühl.

"Herr? Geht es euch nicht gut?" fragte er besorgt. "Vat..der König...er liegt im Sterben." antwortete Koji leise. Izumi schluckte. Er zögerte etwas, ging dann aber auf ihn zu, und legte ihm tröstend seine Hand auf die Schulter. Koji wich zurück. Er setzte seinen gewohnten, kalten Blick auf. "Schon in Ordnung" sagte er kühl. Nach einer kurzen Pause fragte er dann "Izumi, warum bist du hier? Was ist passiert?"

>Ich wüsste ich auch zu gerne, was in mich gefahren ist...< schoss es Izumi. "Ich will euch mit meinem Schwert dienen" antwortete er entschlossen und wartete darauf, wie Koji reagieren würde. Schweigen. Schüchtern blickte er Koji an. Dieser blieb jedoch ruhig. Koji wusste nicht mehr, was er denken, geschweige denn, sagen sollte. >Nach all dem was passiert ist kommt er doch zurück? Kann es sein, dass er doch etwas für mich empfindet? Nein, Koji, du träumst wieder mal< Mit einer nervösen Handbewegung strich sich der Prinz eine Haarsträne aus dem Gesicht, und antwortete schließlich. "Du weißt, es würde mich freuen, dich an meiner Seite im Heer zu haben. Aber hast du es dir auch wirklich gut überlegt? Deine Heimat, deine Geschwister, all das würdest du zurücklassen?" Koji blickte Izumi eindringlich und ernst in die Augen.

"Ich habe lange über das nachgedacht, was ihr mir gesagt habt. Dass es mein König sowieso nicht schätzt und ich in seiner Armee immer ein Niemand bleiben würde. Und außerdem, jetzt wo unsere Reiche Seite an Seite gegen die Barbaren kämpfen, wäre es nicht einmal Verrat, eurem Heer beizutreten. Nicht so sehr..." Koji lächelte. Seine eiskalte Mine war wie weg geschmolzen. Er drückte freundschaftlich Izumis Hände, und sprach feierlich "Ich freue mich wirklich über deinen Entschluss. Ich werde morgen gleich Takasaka informieren." Izumis Augen erhellten sich vor Freude und Erleichterung. "Ich danke euch, Herr."

Koji schaute ihn noch etwas grübelnd an. "Wegen dieser Sache letztes Mal..." begann er vorsichtig. "Ich wollte dir nur noch mal sagen wie leid es mir tat..." Izumi errötete etwas und machte eine abwendende Handbewegung. "Herr, vergessen wir das einfach..." Er senkte nun etwas seinen Blick und spielte nervös mit seinen Fingern. Dann fuhr er fort "Aber ich möchte, dass ihr wisst, dass es für mich nichts an meiner Freundschaft zu euch ändert." In Koji's Augen glitzerten verräterische Tränen. Sein Herz krampfte sich zusammen und am liebsten hätte er Izumi auf der Stelle in seine Arme genommen, um ihn nie wieder loszulassen. Doch er wusste, das würde auch das letzte freundschaftliche Gefühl zu ihm töten. Stattdessen nahm er wieder Izumis Hände und drückte sie in kameradschaftlicher Dankbarkeit. "Danke, Izumi. Das bedeutet mir sehr viel." Etwas leiser, fast flüsternd, fügte er hinzu "Meine Gefühle zu dir werden sich zwar nie ändern, doch ich verspreche dir, dass sie nie wieder eine Gefahr für unsere Freundschaft werden sollen." Izumi blickte verlegen auf. Um die beklemmende Situation etwas zu lösen, wechselte Koji geschickt das Thema in Richtung alltäglicher Dinge. Nachdem er sich noch versicherte, dass Izumi alles hatte, was er brauchte, ließ er ihn alleine, um sich vom langen Ritt etwas zu erholen. Und auch er selbst hatte etwas Ruhe nötig.

Izumi wurde schon bald in Nanjo's Armee akzeptiert, denn kurz nach seiner Ankunft konnte er sich tapfer im Kampf gegen die Barbaren beweisen. Es war vorerst nur eine kleine Schlacht, ihr Heer war den wilden Stämmen bei Weitem überlegen, doch es genügte um Izumis Ruf in allen Reihen zu festigen. Gemeinsam mit Prinz Koji an seiner Seite, schlugen sie den Feind erbarmungslos zurück. Jedoch ihr erster gemeinsamer Sieg sollte von einem tragischen Ereignis überschattet werden. Der König war tot. In den letzten Tagen sah es so aus, als würde er genesen, doch er verlor seinen Kampf gegen seine schwere Krankheit. Das Heer kam gerade im Siegesrausch zurück, als sie diese traurige Nachricht erreichte. Koji traf es wie einen Blitz, als man ihm eröffnete, dass sein Vater ihn als Thronerben eingesetzt hatte. Doch nicht nur er war geschockt, Hirose musste mit aller Kraft seinen kleinen Bruder Akihito festhalten, der sich sonst blind vor Wut auf Koji gestürzt hätte.

An diesem Abend stand Koji wie so oft einsam an der Burgmauer. Verborgen in der Nacht weinte er leise Tränen, die schon lange in ihm steckten. Der Tod seines Vaters...er hatte ihn geliebt. Niemals hatte Koji aus seinem Mund gehört, dass auch er ihn liebte, und doch hatte er ihm seinem ältesten Bruder vorgezogen. >Zählte für ihn nur mein Können im Kampf?< dachte er bitter, >oder ist die Krone deine Art mir deine Liebe zu zeigen?< Dicke Tränen liefen ihm über seine Wangen. Er lehnte seinen Kopf an eine der Zinnen und ließ seiner aufgestauten Trauer freien Lauf. Dann fiel ihm Izumi ein. >Sein Vater wollte ihn töten! Und ich weine, weil mich meiner nie in den Arm nahm?< Gerade als er an Izumi dachte, vernahm er hinter ihm leise Schritte. Erschrocken drehte er sich um, und Izumis weiche, dunkle Augen trafen die seinen.

 

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TEIL 7

"Koji, kann ich dir irgendwie helfen?" Nur wenn sie alleine waren, sprach er den Prinzen auf dessen Wunsch, mit seinem Namen an. Izumi bemerkte die Tränenspuren auf Koji's Gesicht. "Es geht schon. Danke." Koji versuchte wieder etwas zu lächeln um seine Trauer zu überspielen, doch Izumi ließ sich nicht täuschen. Kojis verzweifelter Anblick bohrte sich tief in sein Herz. Wie schon einmal, wollte er ihn einfach nur in die Arme nehmen um ihn zu trösten >und deine Nähe spüren...Koji...<

Izumi dachte angestrengt nach. So viele Gedanken mischten sich plötzlich in seinen Kopf. Er spürte, dass er für Koji mehr empfand, als er sich eingestehen konnte. Und wenn er seine Gefühle nun zeigt, konnte er nicht mehr zurück. Aufgewühlt von seinen Gedanken, fühlte er sein Herz in rasendem Rhythmus schlagen. Er versuchte sich noch zurückhalten, zu beruhigen, doch seine Beine folgten einem anderen Befehl und trugen ihn ganz nahe zu Koji. "Ich sehe, dass du leidest," hörte Izumi sich nun sagen. "Und es schmerzt auch mich, dich so zu sehen," hauchte er leise. Noch nie hatte Koji soviel Zärtlichkeit in der Stimme seines Freundes gehört. Wieder stiegen ihm heiße Tränen auf, er wusste, er konnte sie nicht länger aufhalten. Izumi schlang seine Arme um Koji und drückte ihn ganz fest an sich. Koji versenkte seinen Kopf in Izumis Brust und schluchzte. Er konnte nicht sagen, ob es seine Trauer von vorhin war oder das Glück, seinem Geliebten so nahe zu sein. Ihn zu spüren, seinen Herzschlag zu hören, der sich mit dem eigenen vermischte, seinen Duft aufzusaugen. Ein Duft wie ein Sommerabend am Meer. Izumi streichelte liebevoll Koji's Schulter und wiegte ihn wie eine Mutter ihr Kind. Die Wärme, die Koji ausstrahlte, machte ihn wahnsinnig, führte ihm Gefühle vor Augen, die er innerlich ständig verdrängte. Nun konnte er nicht mehr dagegen kämpfen. Wie in Trance hob er Koji's Gesicht, und küsste ihm sanft die Tränen weg, bis seine Lippen schließlich ihren Weg zu den seinen fanden. Izumi konnte seinen Körper nicht mehr fühlen, bemerkte nicht, wie er am ganzen Leibe zitterte. Er presste sich immer enger an Koji. Es war nicht mehr er, der Koji durch seine Umarmung Trost spendete, vielmehr holte sich sein Körper das, wonach er schon lange, ohne sich dessen bewusst zu sein, hungerte.

"Izumi" keuchte Koji lächelnd, "Izumi, du zerdrückst mich." Izumi lockerte seine Arme und errötete. "T...tut mir leid" stammelte Izumi aufgewühlt. "Schon gut" lachte Koji und streichelte seinem Geliebten durch das Haar. "Komm, lass uns reingehen. Bevor noch jemand vorbei kommt." Izumi war noch immer etwas schwindlig, doch Koji nahm stützend seinen Arm und führte ihn in sein Gemach. Am Weg durch die mit Kerzenlicht erleuchteten Gänge kam es Izumi vor, als würde er das alles nur träumen. Doch langsam wurde ihm bewusst, dass sein Schritt von vorhin sein Leben für immer verändern sollte. >Es hat sich geändert, als ich dich das erste Mal traf<

Schon so oft hatte Prinz Koji Izumi in seine Gemächer gerufen, und sie saßen dann meist in lange Gespräche vertieft bis in den Morgen hinein. Doch heute wirkte der große Raum auf Izumi noch unendlicher, fast unwirklich. Wieder spürte er aufgeregt seinen wilden Herzschlag, als er mit Koji alleine im Zimmer stand. Koji streckte seinen Hand nach Izumi aus, zog ihn nahe an sich und küsste sanft sein Handgelenk. Ließ seine weichen Lippen immer weiter an Izumis Hand hoch wandern, bis zu seinem Hals. Er strich mit seiner Zunge langsam an Izumis Hals entlang, knabberte zärtlich an seinen Ohrläppchen. Izumi schwankte unter Koji's Berührung, und als er dachte, er würde fallen, zog ihn Koji endgültig in seine starken Arme. Er hörte Koji seinen Namen flüstern, immer wieder, als wäre es ein Gebet. Koji fühlte ein unsagbares Glück in ihm aufsteigen, ein Gefühl dass ihn fast zerreißen ließ. Er spürte wie Izumi unter seinen Berührungen vor Erregung bebte und sich immer enger an ihn drückte. Niemals zuvor war er so glücklich! Er bemerkte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten, Tränen unsagbarer Freude. Ihre Lippen und Zungen trafen sich in wilder Verschmelzung und lieferten sich leidenschaftliche Duelle. Koji fasste seinen Geliebten mit beiden Händen an der Hüfte, hob ihn hoch und trug ihn liebevoll, unter sanften Küssen, auf sein Bett. Izumi wurde plötzlich hellwach, als er die Situation in der nun war, begriff. Auf einer Seite wusste er, worauf er sich eingelassen hatte. Aber wollte er das wirklich? Gab es überhaupt noch ein Zurück? Koji bemerkte Izumis Angst, als er in seine großen, unschuldigen Augen blickte. Er flüsterte, fast hauchend "hab keine Angst, Liebster, ich werde dir nicht wehtun." Er beugte sich ganz langsam über Izumi und streichelte seine glühende Wange, während er seine Hand hielt.

"Ich werde nichts tun, was du nicht willst." Koji blickte Izumi voller Liebe und Verständnis an, doch in seinen Augen lag ein stummes Flehen. >Ich dich will, Koji!< Izumi schnürte es sein Herz, als er sich seines Verlangens bewusst war. Er fasste mit seiner freien Hand hinter Koji's Kopf und zog ihn an sich. Ein langer, zärtlicher Kuss war seine Antwort. Koji streifte Izumi langsam seine Tunika über den Kopf und entledigte sich hastig der eigenen. Dann ließ er seine Hände forschend, und von unglaublicher Zärtlichkeit erfüllt, über Izumis jungen, samtigen Körper gleiten. Izumi stöhnte leise, als er Koji's heiße Lippen überall auf seinem Leib spürte. Fühlte, wie seine Zunge brennende Spuren auf seiner Haut hinterließen. Koji brannte sich in jede Zelle seines Leibes, in sein Herz, tief in seine Seele hinein. Langsam glitten Kojis Lippen weiter nach unten, seine Zunge sanft an Izumis Bauchnabel spielend. Koji schob gekonnt Izumis Hose herunter und ließ seine Hand hinein wandern. Izumi zitterte vor Erregung. Noch nie zuvor hatte er Vergleichbares gefühlt. Koji's Kuss ging immer tiefer, wurde immer fordernder. Izumis Atem raste wie verrückt, die Hitze in ihm war unerträglich, aber so verdammt gut! Er wurde fast wahnsinnig, als er den heißen Atem spürte, den sein Geschlecht umhüllte, bevor Koji's Lippen sich darum schlossen. Izumi warf seinen Kopf in den Nacken, nach Luft gierend und vor Lust Koji's Namen stöhnend. Er vergrub seine Finger schmerzhaft in Koji's Schulter, während sich seine Erregung immer mehr steigerte. Für einen Moment löste Koji seinen Mund und lachte Izumi an. Izumi durchfuhr es wie einen Blitz, sein Körper schrie schmerzhaft vor Verlangen nach Erfüllung. Er zitterte am ganzen Leib und trieb seine Fingernägel immer fester in Koji's Fleisch. Koji funkelte ihn noch einmal diabolisch an, bevor er seinen Kopf wieder senkte und Izumi den größten Genuss verschaffte. Izumi schien es fast zu zerreißen, er bäumte sich in vollster Ekstase auf und ergoss sich heiß in Koji's Mund. Für Koji gab es in diesem Moment nichts Schöneres als das Glück, das er seinem Geliebten verschaffte, ihn zu fühlen und zu schmecken.

Koji blickte lächelnd zu Izumi auf. Seine Berührungen wurden immer sanfter, beruhigten seinen Freund auf liebevolle Weise. Izumi zog Koji an seinem Körper hoch, drückte ihn ganz fest an sich und küsste ihn voller Hingabe auf den Mund. Seine Hand erforschte etwas unsicher, aber zärtlich, Koji's Körper. Seine Haut fühlte sich so unendlich gut an! Seidig und glatt, Izumi spürte wie sich die Muskeln unter seiner Berührung anspannten, wie Koji's Brustkorb sich vom erregten Atmen hob und senkte, sich seine Brustwarzen härteten. Als seine Hand weiter nach unten glitt, fühlte er wie sehr sein Geliebter erregt war, spürte wild das Blut in seiner Männlichkeit pulsieren. Koji stöhnte leise unter Izumis wilden Küssen. "Izumi, ich will dich. Alles von dir." Er presste seinen Körper hungrig an Izumi. "Ich will Eins sein mit dir, mit dir verschmelzen." Seine Stimme bebte vor Verlangen, als er sanft in das Ohr seines Geliebten hauchte "Oh Gott, Izumi, ich liebe dich so sehr. Ich liebe dich." Izumi drückte sich eng an Koji, brachte ihn mit seiner Hand zwischen den Beinen fast um den Verstand. Koji löste sich wieder etwas von Izumi, küsste ihn in rasender Leidenschaft, überall, jede Stelle seiner süßen, jungen Haut. Seine Hände fordernd den Körper erkundend. Behutsam spreizte Koji Izumi die Beine, massierte sanft die Innenseite seiner Schenkel. Immer weiter nach innen, immer tiefer. Izumi spürte einen kurzen Schmerz, als Koji mit seinen Fingern in ihn eindrang. Kurz krampfte er zusammen, doch schließlich gewöhnte er sich an dieses neue, aber wunderbare, Gefühl in ihm. Nun merkte er, wie Koji ihn wieder los ließ. Diese plötzliche Leere, so kalt. Alles in ihm schrie nach mehr, wollte Koji wieder spüren. Noch ein tiefer Kuss von Koji und dann fühlte er, wie er endgültig in ihn eindrang. Dieser Schmerz, oh Gott. Izumi stöhnte laut auf, es schnürte ihm die Luft.

Doch zu den Schmerzen mischte sich nun ein unglaubliches Gefühl der Geborgenheit. Er konnte seinen Geliebten spüren, wie er mit ihm verschmolz. Sie waren Eins. Koji's Wärme in ihm füllte ihn auf, wurde ein Teil von ihm. Koji stieß immer fester, tiefer, die Leidenschaft in ihm war nicht mehr aufzuhalten. Die Erregung, die sich in Koji breit machte, trieb ihn fast in den Wahnsinn. Er wollte weinen, schreien, sich an seinem Geliebten blutig reißen, war am Rande einer Ohnmacht. Wie viele Frauen er auch schon hatte, noch nie war etwas so gut. Izumi war so eng, soviel besser als der weichliche, nasse Schoß einer Jungfrau. Es raubte Koji den Verstand. Izumi erwiderte seine Stöße mit rasender Lust, trieb seine Hüften im gleichen Rhythmus Koji entgegen. Im nächsten Augenblick erlebte er einen Höhepunkt, der mit nichts zu vergleichen war, gewaltiger als vorhin unter Koji's Küssen. Koji fühlte die Welle, die Izumi durchströmte, spürte die feuchte Hitze auf seinem Bauch. Izumis Höhepunkt ging direkt in ihn über, als wären sie eine Bewegung, ein Körper. Wie ein Blitz durchzuckte es Koji, presste ihm die Luft aus den Lungen, als er sich schließlich tief in Izumi ergoss. Schwer atmend vor Erschöpfung sank er in Izumis Arme, die ihn zärtlich streichelnd aufnahmen. Koji küsste seinen Liebsten in tiefster Zuneigung, strich ihm sanft seine vom Schweiß nassen Haare aus dem Gesicht. Sie blickten sich schweigend tief in die Augen, kein Wort konnte beschreiben, was sie für einander fühlten. Eng umschlungen, sich gegenseitig streichelnd, lagen sie lange Zeit einfach nur beisammen, bis sie irgendwann der Schlaf einholte.

 

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TEIL 8

Koji's Krönung war ein prachtvolles Ereignis. Die Menschen kamen in Scharen um ihren neuen König zu würdigen. Es waren alle verbündeten Herrscher geladen, unter anderem auch Izumis leiblicher Vater, der König des Ostreiches. Koji ließ zu Izumis großer Freude auch seine Geschwister kommen. Aus Serika, Izumis Schwester, war inzwischen eine junge Schönheit geworden, die viele Blicke am Hof auf sich zog. Stürmisch fiel sie Izumi um den Hals, während ihr kleiner Bruder, Yugo, Koji giftig anfunkelte. In seinen Augen war er noch immer der große Feind aus dem Norden, der ihm seinen Bruder wegnahm. Nachdem Izumi sie dem zukünftigen König bekannt machte, zog sich Koji zurück und bereitete sich auf die Krönungszeremonie vor. Währendessen wurden jedoch von Akihito und Hirose andere Vorbereitungen getroffen. Hinter verschlossenen Türen besprachen sie sich mit einer zwielichtigen Gestalt aus unbekannten Reihen.

Koji sah aus wie ein Engel. Er trug eine prachtvolle, lange Tunika. Die hellblaue Farbe des Stoffes, reich bestickt mit goldenen Ornamenten, sein blondes Haar im Nacken zusammen gebunden, verliehen ihm einen fast unwirklichen Anblick. Die versammelten Menschen in der prunkvoll geschmückten Kirche, verfolgten gebannt diese unvergessliche Zeremonie. Der Bischof hielt eine lange Ansprache in Latein, bevor er Koji anwies, sich vor ihm und Gott nieder zu knien. Als Koji's engste Freunde und Vertraute, standen Izumi und Katsumi dicht hinter ihm. Izumi schnürte es den Atem. Er war erschlagen von all dem Prunk, die ganze Atmosphäre und Koji's Auftreten. Ja, besonders von Koji. Jedoch konnte ihm niemand üble Vorwürfe machen, dass er seine Blicke nicht vom zukünftigen König abwenden konnte. So hingen seine Augen wie verzaubert an Koji, saugten jede Bewegung, jede noch so kleine Geste von ihm, auf. Izumi war wohl der einzige, der die wunderschöne Rede des Bischofs nicht hörte, obwohl er direkt vor ihm stand. Der Geistliche segnete Koji, flüsterte einige lateinische Worte und setzte ihm feierlich die Krone auf sein Haupt. Koji schwor den Eid der Könige, dankte dem Herren und die Menge jubelte. Katsumi kniete als erster vor dem neuen König um ihm die Treue zu schwören. Koji umarmte seinen Freund wie einen Bruder und ernannte ihn zu seinem obersten Vertrauten und taktischen Berater. Takasaka behielt seinen Posten als Anführer der zweiten Kompanie. Danach trat Izumi vor seinen König. Seiner Schwester liefen Tränen der Freude und Aufregung über ihr hübsches Gesicht, als Koji ihn zur Feier des Tages zum Ritter schlug und ihn als seinen obersten Heerführer und ersten Ritter ausrief. Anschließend wurde Bündnisse erneuert, Pakte geschlossen und politische Dinge geklärt. Izumi nutze die Zeit mit seinen Geschwistern, es gab soviel zu erzählen, aber auch so manches zu verschweigen.

Am Abend wurde im großen Rahmen ausgiebig gefeiert. Die erlesensten Speisen wurden aufgetragen, Tänzerinnen und Barden boten ein faszinierendes Programm an Unterhaltung und ausreichend Met sorgte für eine ausgelassene Stimmung. Koji unterhielt sich mit den verbündeten Königen, lernte Izumis Vater kennen, den er von Anfang an nicht leiden konnte, aber zwecks der Freundschaft zwischen ihren Reichen, ließ er sich nichts anmerken. Er verstand es schon immer gut, seine wahren Gefühle unter einer Maske von nobler Kälte zu verbergen. Nach einer Weile hatte er genug von den seichten Gesprächen mit den Staatsmännern, und gesellte sich zu Izumi. Er war es schon länger nicht mehr gewohnt, so lange von seinem geliebten Freund getrennt zu sein. Den ganzen Tag über hatte er kaum Zeit, um ein wenig alleine mit ihm zu sein. Er setzte sich zu Izumi an den Tisch und vergewisserte sich, ob es ihm auch an nichts fehlte. Koji füllte Izumis Becher mit Met und griff auch seinem, um mit ihm auf den heutigen Tag anzustoßen. Er blickte seinem Freund tief in die Augen und flüsterte ihm etwas zu, dass nur sie beide hören konnten. Izumi lächelte ihn schelmisch an und hob ihm seinen Becher entgegen. Gelöst vom Alkohol, achtete Koji nicht länger auf sein Umfeld, beugte sich vor und stahl Izumi einen flüchtigen, aber zärtlichen Kuss. Wäre Izumis Gesicht nicht schon vom Met und der Hitze in der Halle gerötet gewesen, würde er nun noch mehr glühen. Und wäre Koji nicht sein Herr und König, würde er ihm am liebsten eine Ohrfeige verpassen. Er funkelte Koji wild an und zwischen beiden entstand nun ein heftiges Gespräch. Katsumi, der das ganze Schauspiel verfolgt hatte, kam nun auf Koji zu. Er legte ihm freundschaftlich seinen Arm auf die Schulter und flüsterte "Koji, ich störe euch beide nur ungern, aber ich muss kurz mit dir sprechen." "Sicher, mein Freund, setz dich zu uns" forderte Koji ihn auf und rückte auf der Bank etwas näher zu Izumi, um Platz zu schaffen. Katsumi blickte kurz zu Izumi und dann wieder auf den jungen König. Koji verstand, was sein Freund ihm mit diesen Blicken vermitteln wollte, fuhr aber fort "ich habe keine Geheimnisse vor Izumi, du kannst ruhig dein Begehr vorbringen." "Nun gut," begann Katsumi und nahm den angebotenen Platz. "Ich weiß, dass dir Izumi sehr nahe steht. Es stört mich nicht und geht mich auch nichts an, aber viele am Hof sehen das etwas anders." "Ich weiß nicht, was es da zu sehen gibt" entgegnete Koji gereizt. "Das wäre auch das beste, aber so ist es nicht. Du musst etwas mehr aufpassen, Koji." "Das würde ich dich auch bitten, Ko- eure Majestät, aber ihr..." meldete Izumi sich nun zu Wort, doch Koji fiel ihm gleich dazwischen. "Ach, der Kuss vorhin war rein brüderlich, wie unter guten Freunden!" "Koji, es gab schon vorher Gerede...Seit dem Tag an dem du beschlossen hast, Izumi sein Leben zu lassen." Zu Izumi gewandt fügte er noch hinzu "Nicht dass ich deinen Tod wollte, Izumi, aber du weißt welchen Ruf Koji hatte...bevor er dich traf." Izumi nickte. Still warteten Koji und Izumi was Katsumi noch zu sagen hatte. Schließlich brach er das Schweigen. "Koji, ein König braucht Erben. Das beste was du tun kannst, ist, dass du dir eine Königin wählst." Aus Koji's blassem Gesicht wich das letzte bisschen an Farbe. Er war sprachlos. Auch Izumi schaute überrascht. "Es wird von dir erwartet. Ein König braucht eine Königin, zumindest vor seinen Untertanen," fügte Katsumi mild dazu. Der junge König nahm einen großen Schluck aus seinem Becher und starrte eine Weile auf den Tisch. Er ergriff hilfesuchend Izumis Hand, und lenkte schließlich ein. "Hast du schon jemanden im Auge?"

Wenige Wochen später, stand Koji seiner zukünftigen Königin gegenüber. Katsumi hatte für ihn eine gute Wahl getroffen. Eri, eine blonde Schönheit aus dem Inselreich, kam aus gutem Hause und mit jeder Menge Mitgift. Jeder der sie sah, wusste, dass sie und der König das perfekte Paar abgeben würden, sie waren zusammen ein wunderbarer Anblick. Die Hochzeitsfeier stand auch kaum Koji's Krönung nach, es war eine prunkvolle Zeremonie, der unzählige Menschen mit Freuden beiwohnten. Außer Izumi. Er hatte sich bei Koji entschuldigen lassen - er fühle sich äußerst unwohl. Irgendeine Erkältung. Der wahre Grund war jedoch etwas anders. Ja sicher, er verstand den Grund der Hochzeit, ein König braucht eine Königin und Erben. >Aber es ist kein Grund, dass Koji der prallen Dame so lüstern den Hof macht! Und das vor meinen Augen< schimpfte Izumi innerlich vor sich hin, und schlug nach der vollen Obstschale vor ihm. Wütend ging er in seinem Zimmer auf und ab, während sein Liebster gerade der schönen Eri die ewige Treue schwor. Am Abend, als alle beim Festessen im großen Saal feierten, hielt es Izumi nicht mehr länger in seiner Kammer aus. Die Wände schienen ihn zu erdrücken. Er ging hinaus in die dunkle Abendstimmung, zu dem Platz, wo er am liebsten seine freie Zeit verbrachte. Den kleinen Hof bei den Stallungen, der gewöhnlich zu Üben am Schwert genutzt wurde. Und genau das war es jetzt, was Izumi brauchte. Er nahm sich ein Schwert und ließ seine Wut über Koji an einer der Trainingspuppen aus. Koji hatte in der Zwischenzeit die Feier etwas über, gelangweilt saß er neben seiner Angetrauten und blickte nervös in die Menge. Seine Blicke suchten Izumi, obwohl er wusste, dass er nicht da war. Aber insgeheim hoffte er doch ihn zu sehen. Auch Eri hatte sichtlich genug vom ganzen Trubel, und von den vielen Geschichten über Schwertkunst und Izumi, mit denen Koji sie pausenlos zwangsbeglückte. Es schien ihr, als wolle der König im Moment lieber das Schwert mit seinem Freund schwingen, als mit seiner Königin die Hochzeit zu feiern. Eris Gesicht hellte sich auf, als Koji sie schließlich bei der Hand nahm, sich bei den Gästen entschuldigte, und sich mit ihr auf den Weg ins Schlafgemach machte, um ihre Hochzeit zu vollziehen. Sie konnte es kaum erwarten - fast so wie Koji - jedoch konnte er es kaum erwarten, es endlich hinter sich zu bringen...

Als beide ihre erste Pflicht als Königsehepaar geleistet hatten, brach Koji hastig auf. Er brauche frische Luft, ließ er Eri kurz wissen. Koji ging durch die leeren Korridore - jeder am Hof feierte noch fröhlich im Festsaal - direkt zu Izumis Gemach. Er klopfte ungeduldig an die schwere Holztür, doch niemand antwortete, Izumi war nicht da. Koji überlegte kurz, dann fiel ihm ein, wo er sein könnte. >Ja, bestimmt ist er wieder trainieren.< Minuten später betrat der König den Hof, wo sein Freund gerade die arme Strohpuppe mit seinem Schwert bearbeitete. "Dir geht's anscheinend schon wieder besser" meinte Koji. Izumi drehte sich gelassen um, und funkelt Koji an. "Geht mir schon viel besser" antwortete er säuerlich. Koji traf Izumis gereizte Laune wie ein Schlag ins Gesicht. "Was ist los, Izumi? Warum bist du nicht bei meiner Hochzeit gewesen?" fragte er nun auch etwas wütend. Izumi schnaubte nur und fuhr mit seinem Training fort. "Verdammt, ich hab dich was gefragt!" schimpfte Koji und griff sich eins der Schwerter, die an der Mauer lehnten. "Ich wollte euch zwei Turteltauben nicht stören" provozierte Izumi. Koji ging in Angriffsposition. "Ach, eifersüchtig?" lachte er seinen Freund an. Auf diese Anschuldigung bekam er nun von Izumis Schwert die Breitseite zu spüren. "Wozu, du machst doch ohnehin was dir beliebt!" Jetzt schlug Koji zurück, doch Izumi wich mit einem gekonnten Sprung aus und schlug seinem Angreifer hart auf die Schwerthand. "Du weißt doch, dass es für mich nur einen gibt" versuchte Koji seinen aufgebrachten Liebhaber zu beruhigen. "Nur EINEN, ja vielleicht. Aber unzählige Weiber! Glaubst du ich hab nicht bemerkt wie du sie angesehen hast?" Izumi stürzte mit aller Wucht auf Koji zu und verpasste ihm den nächsten Schlag. "Was soll ich denn machen, ich musste schließlich heiraten. Als König hab ich auch Pflichten und es ist nur zu unserem Besten. Das weißt du ganz genau." Koji schwang geschickt sein Schwert und schlitzte Izumis Tunika auf, so dass seine sonnengebräunte Haut hervorblitzte. Verärgert über diese Aktion, und besonders Koji's lüsternen Blick, sprang Izumi gleich zum Gegenangriff auf. "Du wirktest aber nicht sehr traurig darüber, deine Pflicht erfüllen zu müssen." Koji fing Izumis Klinge vor seiner Brust ab, ihre Schwerter kreuzten sich und keiner gab auch nur eine Spur nach. Sie starrten sich gegenseitig fest in die Augen, wie zwei kämpfende, junge Hirsche. Da schnellte Koji auf einmal blitzschnell nach vorne, ihre Waffen noch immer unnachgiebig gekreuzt, und küsste Izumi auf den Mund. Darauf war Izumi nicht gefasst, er schwankte eine Sekunde und verlor die Kontrolle über sein Schwert. Koji nutzte den Augenblick der Verwirrung und landete den nächsten Treffer, der dafür sorgte, dass Izumi an die Mauer gedrängt wurde und seine Waffe fallen ließ. "Schachmatt" grinste der König den Besiegten an. Izumis Blick durchbohrte ihn wie schon so oft zuvor. Wie er diese Augen liebte! Koji beugte sich vor und küsste abermals seinen wütenden Freund, doch dieser wendete nun verärgert seinen Kopf zur Seite. "Du stinkst nach deiner Frau!" warf er ihm vor. Koji presste sich enger an seinen Geliebten. Er nahm ihn beim Kinn und drehte seinen Kopf, damit er ihm direkt in die Augen blicken konnte. Sein Gesicht näherte sich langsam Izumis. Izumi spürte Koji's heißen Atem brennend seinen Hals entlang wandern. "Dann befreie du mich von dem Geruch" hauchte Koji ihm leise, mit seinem erotischsten Lächeln auf den Lippen, ins Ohr und leckte sanft über seine Ohrläppchen. Seine Hand glitt langsam von Izumis Gesicht nach unten, strich über den Hals, seine entblößte Brust entlang, bis sie in Izumis Hose landete. Izumi schloss genießend seine Augen. Koji's Zuge streifte nun heiß über seinen Hals, wild fordernd saugte und küsste er sich immer weiter nach unten. Izumi lief ein wohliger Schauer über den Rücken und entlockte ihm ein leises Stöhnen. Seine Beine wurden weich und er hob die Hände um sich an Koji's Taille festzuhalten. "Du verdammter Schurke" protestierte Izumi schwach und lächelte seinen Geliebten mit fiebrigem Blick an. In der nächsten Sekunde lagen sich beide hungrig in den Armen und küssten sich in voller Hingabe. In leidenschaftlicher, wilder Umarmung sanken sie beide zu Boden, ins feuchte Gras, und verschwanden in den langen Schatten des Hofes.

Königin Eri traute ihren Augen nicht mehr. Sie blickte durch einen Türspalt aus ihrem Gemach, weil sie ein Geräusch vernahm, aber was sie sah, raubte ihr kurzzeitig den Atem: Ihr Gemahl, in inniger Umarmung mit seinem obersten Heerführer Izumi, beide in einen leidenschaftlichen Kuss vertieft. Koji hatte seinen Freund noch zu seiner Kammer begleitet. Mit Izumis Tunika, die zuvor bei ihrem Duell in Stücke ging, würde er auffallen wie ein bunter Hund, aber auch Koji's Kleidung war ziemlich mitgenommen, nass und schmutzig vom Gras. Vorsichtig hatten sie sich an den Wachen vorbei geschummelt, um damit unnötiges Gerede zu verhindern. Es war zu dieser Stunde auch kaum jemand in den dunklen Gängen der Burg unterwegs. Viele feierten noch in den letzten Zügen im Festsaal, aber die meisten Leute waren bereits in ihre Gemächer gegangen. Als Koji mit Izumi dann vor dessen Kammer angelangten, fühlten sie sich in Sicherheit, und nur für einen kurzen Augenblick vergaßen sie alles rund um sich. Nur für einen flüchtigen Kuss. Eri erbleichte und schloss bleich die Tür hinter sich. Nach dem ersten Schrecken, stieg zerreißender Zorn und Eifersucht in ihr auf. >Nicht mit mir, Koji. Nicht mit mir!<

"Herr Izumi!" Izumi zuckte etwas erschrocken zusammen, als er die Stimme hinter sich vernahm. Wie gewöhnlich war er in seine Arbeit vertieft. Zur Zeit bildete er junge Burschen im Schwertkampf aus. Er war gerade dabei, einem seiner Schüler den richtigen Schwung mit dem Langschwert zu zeigen, als er gerufen wurde. Er drehte sich um und bemerkte verwundert, dass ihn die Königin angesprochen hatte. Schnell verbeugte er sich vor ihr und begrüßte sie. Mit ihrem freundlichsten Lächeln fuhr sie fort "Ich soll dir von meinem Gemahl ausrichten, du mögest zu ihm in die Falknerei kommen." Izumis Augen leuchteten unbewusst freudig auf. "Ich komme sofort" antwortete er ohne weitere Fragen, bedankte sich bei seiner Königin und ging mit schnellen Schritte vom Trainingsplatz. Giftige Blicke folgten ihm. >Ja wie immer, wenn Koji ruft, kommst du gelaufen wie ein dummer Hund< dachte die Königin bitter. Die Falknerei lag etwas außerhalb vom Zentrum der Burg, im letzten Winkel der Festung. Als Izumi ankam, wurde er jedoch nicht wie erwartet von Koji empfangen. Ein kurzer, aber harter Schlag auf Izumis Hinterkopf, und er wusste nicht mehr, von wem diese Begrüßung stammte. Stunden später wachte er an einem ihm unbekannten Ort auf. Sein Kopf schmerzte wie verrückt und er konnte sich nicht bewegen. Mit Entsetzen stellte er fest, dass er gefesselt war. Der Raum in dem er sich befand, war dunkel und es stank muffig nach Schimmel und Moder. >Wieder gefangen! Hat das nie ein Ende?< Sein Herz begann zu rasen. >Wo bin ich? Wo ist Koji?< Er begann an seinen Fesseln zu zerren. Keinen Millimeter gaben sie nach, scharf schnitten sie sich in seine Haut. Wild und ängstlich blickte er sich um, suchte nach irgendetwas was ihm helfen könnte, aus dieser verdammten Lage heraus zu kommen. Da ging plötzlich die Tür auf, und ein heller Lichtschein fiel scharf in den dunklen Raum. Jemand betrat die Zelle. Izumi blinzelte, konnte aber nicht erkennen, wer oder was nun auf ihn zu kam. In der nächsten Sekunde fühlte er eine grobe Hand an seiner Kehle. "Der edle Herr ist endlich wach?" tönte eine ihm bekannte Stimme entgegen. Izumi blinzelte nochmals angestrengt, und ja, nun konnte er ihn erkennen. >Akihito! Koji's wahnsinniger Bruder<. "Was...was wollt ihr von mir?" keuchte Izumi unter Akihitos festem Griff. Dieser drückte nun härter zu, es schien ihm unglaubliche Freude zu bereiten. "Hmmm, von dir?" Im fahlen Licht konnte Izumi Akihitos verzerrtes Grinsen erkennen. "Ich will eigentlich nichts von dir. Im Gegensatz zu Koji. Und der wird bald hier auftauchen um seinen Liebsten zu retten." Akihitos Hand schnürte Izumis Kehle immer fester ab, während er mit der anderen langsam seine Brust entlang strich. Er versuchte etwas zu sagen, seine Worte kamen aber nur in Form von Röcheln aus seinem Mund. Akihito lachte laut auf. "Dann wird das Reich bald einen neuen König feiern. Und das alles durch deine Hilfe." Akihito drängte Izumi auf den Boden und riss ihm sein Hemd vom Leib, noch immer seinen Hals fest im Griff. Immer fester. Izumi rang nach Luft, seine Augen füllten sich mit Tränen voll Hass und Angst. Sein Körper zuckte und bebte in panischem Rasen, während seine Lungen wie Feuer brannten. "Sachte, Akihito. Ihr bringt ihn ja um" warnte eine fremde Stimme aus dem anderen Ende des Raumes. "Wir wollten doch noch ein wenig Spaß mit ihm haben, ehe wir uns mit seinem Retter beschäftigen müssen."

In der Zwischenzeit saß König Koji mit seiner Gemahlin zu Tisch und speiste, als man ihm die Botschaft überbrachte, was Izumis Verbleib betraf. Koji hatte sich schon gewundert, warum er seinen Freund heute noch nicht zu Gesicht bekam. Als er am Morgen Eri gegenüber seine Verwunderung darüber aussprach, sagte sie nur kalt, dass sie es einmal gut fand, Izumi nicht ständig an den Fersen des Königs kleben zu sehen. Diese Bemerkung war Grund für den ersten Streit in ihrer kurzen Ehe. Jedoch war die ganze Sache schnell wieder vergessen, und beide gingen ihren täglichen Dingen nach. Sie sahen sich ohnehin nie all zu oft, höchstens zum gemeinsamen Mahl oder vor Gästen. Als Koji nun die Nachricht las, fiel ihm Eri's Bemerkung wieder ein. >Sie haben Izumi! Oh Gott...und Eri wusste davon. Da bin ich mir sicher.< Seine Vermutung bestätigte sich, als er Eri's Blick bemerkte, während er den Brief las, in dem man ihm mitteilte, dass Izumi gefangen gehalten wird, und man ihn erst dann frei lassen würde, wenn Koji auf seine Krone verzichtet. Koji sprang auf, so schnell, dass beinahe sein Stuhl kippte, und fuhr seine Gemahlin an. "Izumi. Sie haben Izumi." Eri sah Koji mit aufgesetzter Verwunderung an. "Wer..." begann sie, doch Koji fiel ihr scharf ins Wort. "Schwöre, Weib, dass du davon nichts gewusst hast! Schwöre!" Er packte sie hart an den Schultern und schüttelte sie durch. Nun wich ihre noble Kälte aus dem Gesicht, und sie bekam es sichtlich mit der Angst zu tun. Sie stammelte aufgeregt "Ich...ich...mein Gemahl..." "Sprich, verdammt! Sonst schwöre ich dir, dass du keinen Spiegel mehr brauchen wirst!" "Der Turm im Wald...sie haben ihn in den alten Wachturm..." schluchzte Eri nun ängstlich. Koji ließ von ihr ab, und warf ihr einen absolut vernichtenden Blick entgegen, der sie erfrieren ließ. Ohne Worte eilte er nach draußen, nahm sich das erste gesattelte Pferd und ritt los. Eri saß noch immer am Tisch, geschüttelt von Tränen und zitternd am ganzen Leib. Hirose betrat langsam den Raum und ging auf sie zu. Die Königin schreckte auf. Verzweifelt stammelte sie "Es tut mir leid! Es tut mir ja so leid, ich wollte euch nicht verraten...", aber Hirose unterbrach sie. Tröstend legte er ihr seine Hand auf die Schulter und sprach "Gut gemacht, Eri. Das war ein Teil des Planes." Eri blickte verwirrt mit tränennassem Gesicht auf. "Was, was...?" "Ja, er sollte von dem Versteck erfahren, und wenn er beim Turm ankommt, wird er...sagen wir -empfangen-" erklärte Hirose mit einem eiskalten Lächeln. Eri's Augen weiteten sich erstaunt. "Ihr wollt ihn töten? Aber ich dachte..." fragte sie. "Die Krone abgeben allein wäre nicht genug. Koji würde immer eine Gefahr bleiben."

Koji ritt wie der Teufel. Seine Gedanken voll Hass und Schmerz und der panischen Angst um Izumi. Endlich erreichte er den alten Turm. Verlassen lag er inmitten von wuchernden Sträuchern und einem toten, umgefallenen Baum. Koji stieg von seinem Ross und blickte sich um. Nichts Verdächtiges. Er öffnete die morsche Holztür und trat ein. Es war finster, nur eine einzige Fackel tauchte den Raum in fahles Licht. Es herrschte absolute Stille. Keine Menschenseele. Kein noch so leises Geräusch. Der König ging auf eine Treppe zu, die nach unten führte. Er schnappte sich die Fackel und stieg hinab. Vor einer kleinen Eisentür blieb er stehen. Obwohl er hätte schwören können, sie wäre abgesperrt, gab sie quietschend nach und er betrat den dahinter liegenden Raum. >Izumi!< Koji's Augen weiteten sich vor Entsetzen.

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TEIL 9

Da lag er, Izumi. Angekettet, blutig, gebrochen. Ein trauriger Haufen im schimmeligen Stroh. Koji schoss ein stechender Schmerz durch seinen Leib, für einen Augenblick vergaß er zu atmen. Er stürzte sich fast ohnmächtig zu seinem Freund, fiel vor seinem leblos wirkendem, kleinen Körper auf die Knie, und rüttelte ihn sanft. Izumi öffnete erschrocken seine verschwollenen Augen. "Nein....nicht...bitte" stöhnte er. Jedes Wort schmerzte in seiner Kehle. "Falle...eine Falle...Ko-" Ehe Koji begreifen konnte, was Izumi ihm trotz seiner Qualen verständlich machen wollte, brach aus dem Dunklen ein kräftiger Mann hervor, riss Koji zu Boden und drückte ihm die kalte Klinge eines Messers an den Hals. Mit flinker Reaktion packte der überraschte König den Attentäter am Handgelenk und würgte ihm brutal die Waffe aus der Hand. In der nächsten Sekunde wechselte das tödliche Werkzeug in Koji's Besitz und schnitt dem Überwältigten blitzschnell die Halsschlagader durch. Röchelnd und mit einer blutigen Fontaine brach der unbekannte Mann auf Koji zusammen. Während Koji sich von dem sterbendem Leib befreien versuchte, durchzuckte ihn plötzlich ein heißer Stich in der Schulter. Koji schrie auf, rollte sich unter dem blutendem Körper hervor und sah auf. Akihito! König Koji sprang auf und warf sich auf seinen Bruder wie ein tollwütiger Wolf. Akihito wich jedoch gekonnt aus, und erwischte Koji mit seinem Dolch am Bein. Koji knickte unter dem unerwarteten Schmerz zusammen und taumelte etwas zurück. Akihito nutzte diesen Augenblick und stach abermals zu. Die eiskalte Klinge seines Dolches bohrte sich tief in Koji's bereits stark blutende Schulter. Vor Koji's Augen verschwand alles in dunklen Schleiern, in seinem Magen breitete sich eine Übelkeit aus, als müsse er sich auf der Stelle übergeben. Zischend sog er tief Luft in seine Lungen und kämpfte gegen die drohende Ohnmacht. Mit aller verbleibender Kraft raste er nochmals auf Akihito zu, warf ihn um, so dass er mit lautem Kreischen vor Izumi im Dreck landete. Dann fühlte Koji wie sich langsam ein Schatten in ihm ausbreitete, er konnte nicht mehr dagegen ankämpfen. Betäubt von seinen Schmerzen verlor der König die Besinnung und brach stöhnend zusammen.

Als er wieder zu sich kam - Sekunden, Minuten oder gar Stunden später? - blickte er in Akihitos heraus gequollene, tote Augen. Sein Bruder lag Izumi zu Füßen, die schweren Eisenketten mit denen man den Gefangenen gefesselt hatte, wanden sich in enger, tödlicher Umarmung um seinen Hals. Akihito's leblose Hand klammerte sich noch immer an den goldenen Dolch, der bedrohlich auf Koji gerichtet war, bereit, sich ein letztes Mal in ihm zu versenken. Izumi lehnte schlaff an der Wand, seine Haut leuchtete gespenstisch weiß im fahlen Licht. Die geketteten Handgelenke waren schwarz vor Blut, wo sich das scharfe Eisen der Fesseln unbarmherzig in die zarte Haut grub.

"Izumi!" rief Koji verzweifelt, doch es kam keine Antwort. "Izumi!!!" Koji's Stimme überschlug sich, doch noch immer kein Ton von seinem Freund. Koji versuchte aufzustehen, aber ein betäubender Schmerz in seinem Bein hinderte ihn daran. Die Pein in seinem Körper ignorierend, kroch er mit aller Kraft hinüber zu Izumi, und streckte zitternd seine Hand nach ihm aus. Izumi's blasse Haut fühlte sich eiskalt an. Koji zog sich näher an ihn heran, befreite ihn von Akihito's Leichnam und drückte seinen Geliebten eng an sich, geschüttelt vor Panik und schmerzvollen Tränen. "Nein, bitte...Izumi...das kann nicht sein, du kannst nicht tot sein...du darfst mich nicht verlassen...Izumi...bitte" schluchzte Koji verzweifelt. Immer wieder rüttelte er den leblosen Körper von Izumi, schlug beinahe auf ihn ein. "Tu mir das nicht an! Izumi!" Er hob die kalten, geketteten Hände seines Freundes an seinen Mund, küsste sie und rieb sie zwischen seinen warmen Fingern. Heiße, salzige Tränen vermischten sich mit Izumi's blutenden Wunden auf Koji's Lippen, die ruhelos nach dem Geliebten flehten. Die Zeit schien still zu stehen und die tödliche Stille im Raum war unerträglich.

Langsam öffnete Izumi seine Augen, die ihm beim ersten Versuch jedoch gleich wieder zu fielen. Er versuchte zu sprechen, doch es kam nur heiseres Stöhnen heraus. Koji erstarrte und blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. >Er lebt! Oh Gott, er ist am Leben!< "Izumi! Izumi! Oh Gott, Izumi!" Der König presste seinen verletzten Freund fest an sich, vor Glück wiederholte er immer wieder seinen Namen. Izumi begann sich zaghaft zu bewegen, legte seinen Kopf an Koji's Schulter und lächelt schwach. "Koooji." Langsam begannen seine Augen sich wieder an die Umgebung anzupassen, doch im nächsten Augenblick füllten sie sich mit schweren Tränen, die nicht länger aufzuhalten waren. "Koji," zitterte seine Stimme, sein Leib von unkontrollierten Krämpfen und Schluchzen gebeutelt. Koji's Herz krampfte sich zusammen. Leise flüsternd versuchte er Izumi zu beruhigen "Schhh..ich bin bei dir. Es ist alles wieder gut." Mit unendlicher Zärtlichkeit streichelte er durch Izumi's Haar, drückte ihn an seine Brust und wiegte ihn ganz sanft. "Es ist alles überstanden. Ich sorge dafür, dass Du nie wieder leiden musst. Nie wieder." Unter Tränen küsste er Izumi's Stirn, streifte mit seinen weichen Lippen über die zarte, kühle Haut. Langsam fühlte er, wie sein Freund sich in seinen Armen beruhigte. Dieses Gefühl war so überwältigend, dass es jeden Schmerz aus Koji's Wunden auslöschte. Diesen geliebten Menschen einfach nur zu halten, für ihn völlig da zu sein, zu spüren wie sein Atem langsam ruhiger wird und endlich wieder Wärme durch den kalten, geschundenen Körper fließt. >Geschunden, verletzt...< "Was haben sie dir angetan?" brach es plötzlich aus Koji hervor. Er löste sich etwas von Izumi und blickte ihn ängstlich fragend an. "Izumi, was haben diese Schweine dir getan?" Izumi schloss verkrampft seine Augen und schüttelte leicht den Kopf. Seine Hand tastete suchend nach Koji's und drückte sie schwach. "Koji...nicht" antwortete Izumi leise. "Bitte lass uns diesen Platz verlassen" fuhr er mit zittriger Stimme fort. Koji erwiderte Izumi's Händedruck und presste ihn noch mal schweigend an seine Brust. Er fragte nicht länger nach, den ganzen Weg nach Hause sprachen sie kein Wort darüber.

König Koji, der nach dem Ritt zurück unter seinen stark blutenden Wunden selbst kaum stehen konnte, nahm Izumi auf seine Arme und trug ihn ins Innere der Burg. Eiskalt, ohne irgendeine Regung schritt er an den neugierigen Blicken der Wachen und Edelleute vorbei, die Treppe hoch in sein Gemach. Dort angekommen, wies er einen seiner Diener an, nach dem Pferd zu sehen und seinem Bruder Hirose einen Beutel zu bringen, der am Sattel hing. Katsumi, der die ganze Szene in der Eingangshalle verfolgt hatte, war Koji und Izumi sofort nach gegangen. Er rief nach den Heilern und drängte auf seinen Freund zu. "Koji! Was ist passiert? Ihr seid verletzt! Was ist los?" platzten seine Fragen aus ihm heraus. Doch als er Koji's Blick sah, verstummte er. Leere, eiskalte Augen. Ein unausgesprochener Schmerz lag wie ein Schatten darin verborgen. Koji ging zurück in sein Gemach, Katsumi wollte ihm folgen, doch der König schloss stumm die Tür vor seiner Nase. Koji ging hinüber zum Bett, in dem Izumi lag. Tief eingegraben in weiche Daunendecken und Kissen wirkte er so unendlich verloren, dass sein Anblick dem König ins Herz schnitt. Er setzte sich an den Rand des Bettes und streichelte seinem Freund sanft über die Stirn. "Es wird alles wieder gut. Das schwöre ich dir, Liebster" hauchte er zärtlich. Izumi lächelte gequält. "Sie haben mich...Akihito und ein anderer Mann...sie haben..." sprudelte es nun aus Izumi heraus. "Sie...oh Gott, Koji...sie..." Koji fühlte wieder Tränen in sich aufsteigen. Er beugte sich über Izumi und flüsterte "Schon gut, Izumi. Sag nichts. Versuch jetzt etwas zu schlafen." Dann küsste er seinen Geliebten mit größter Zärtlichkeit auf die bebenden Lippen. Seine Hand strich nochmals leicht über Izumi's Wange, dann wandte er seinen Kopf und starrte mit leeren Augen zum Fenster hoch. "Sie werden dafür bezahlen. Jeder einzelne."

Hirose öffnete in der Zwischenzeit den Beutel, den ihm König Koji überbringen ließ. Der Inhalt, der zum Vorschein kam, ließ jede Farbe aus Hirose's Gesicht weichen und ihn mit hysterischen Schreien ohnmächtig zurück taumeln. Aus dem groben Leinensack starrten ihn die toten Augen seines Bruders an. Akihito's Kopf! Der Kopf seines geliebten Bruders! Hirose, der diese Botschaft wahrlich erkannte, stürzte ohne längeres Zögern aus seinem Zimmer, lief jedoch auf seiner Flucht Koji in die Arme. Dieser hatte ihn schon erwartet und begrüßte ihn mit blitzender Klinge. Hirose wurde totenbleich als er in seines Bruders vernichteten Augen blickte. "Koji! Sei vernünftig! Bitte!" flehte Hirose. Er fiel vor Koji auf die Knie, zitterte in Todesangst und winselte wie ein kleines Kind. Koji musterte ihn mit eisigem Blick. "Richte Akihito einen Gruß von mir und Izumi aus" sagte der König trocken und ließ sein Schwert auf ihn hernieder fahren. Hirose sackte zusammen und sein Blut breitete sich langsam wie ein Teppich unter ihm aus. Inzwischen kam Katsumi mit den Heilern wieder. Erstarrt blieb er stehen.

"Ko.." begann er, aber die Worte starben in seiner Kehle. Der König blickte ausdruckslos zu Katsumi. "Er war ein Verräter. Genauso wie Akihito." erklärte er ihm sachlich. "Und Eri. Ich will sie nicht mehr sehen. Man möge sie in ein Kloster stecken oder sonst wo hinbringen, bevor ich auch ihr Lebenslicht auslösche." Katsumi starrte seinen Freund angsterfüllt und stumm an. Koji, der die Angst im Gesicht seines Freundes bemerkte, ging nun auf ihn zu, legte ihm beruhigend seine Hand auf die Schulter und versprach "Katsumi, ich werde dir alles erklären. Vertrau mir." Dann wandte er sich den Heilern zu, und schickte sie an, um nach Izumi zu sehen.

Auch seine Wunden ließ er endlich versorgen, hielt sich jedoch nicht an die Anweisung der Heiler, etwas zu ruhen, sondern wachte ununterbrochen an Izumi's Seite. Als dieser nach langem, erholsamen Schlaf - man hatte ihm ein beruhigendes Kräutergebräu gegeben - aufwachte, war das erste was er sah, das tiefe Blau von Koji's Augen, die ihn liebevoll ansahen. Der König saß neben ihm am Bettrand, und hielt seine Hand. Als Koji merkte, dass sein Freund aufwachte, lehnte er sich vor und musterte ihn ernst. "Izumi, wie fühlst du dich?" fragte er besorgt. Izumi blinzelte ein wenig und unterdrückte ein Gähnen. "Hmm, es geht schon wieder," antwortete er noch etwas müde. "Ich konnte irgendwie ganz gut schlafen." "Das ist gut" freute sich Koji und drückte die Hand des anderen. "Ich habe dafür gesorgt, dass du auch in Zukunft wieder gut schlafen kannst," setzte er nach einer kurzen Pause hinzu und lächelte geheimnisvoll. Izumi blickte ihn mit großen, fragenden Augen an. "Was...wie meinst du das?" "Ich habe den Abschaum beseitigt" erklärte der König nüchtern. "Meinen alten Ruf hab ich jedenfalls wieder" fügte er noch lachend hinzu. Izumi erwiderte Koji's Händedruck und zog ihn etwas näher an sich. "Hirose?" fragte er, obwohl er die Antwort bereits ahnte. "Ja. Der ruht nun an seines Bruders Seite. Und Eri wird auch keinen Mann mehr ins Unglück stürzen, es sei denn, sie macht sich im Kloster an die Priester heran. Aber lass uns das alles vergessen." Koji lehnte sich nahe über Izumi und fing an, ihn mit Küssen zu bedecken. Doch Izumi verkrampfte sich unter den zärtlichen Berührungen und presste sich in sein Kissen, als wollte er darin verschwinden. "Koji, nicht, bitte" wehrte er ab. Sein Freund hielt fassungslos inne und starrte ihn an. "Ich...ich kann nicht...ich fühle noch immer ihre dreckigen Hände auf mir" seufzte Izumi leise, mit schmerzvollem Ausdruck. "Es ist alles meine Schuld! Alles allein wegen mir!" schluchzte Koji und versenkte sein Gesicht in Izumi's Halsbeuge. Als sich Izumi Koji's Trauer bewusst wurde, tat es ihm plötzlich leid, dass er seinen Geliebten so hart zurück wies, und er schämte sich fast dafür. Er sehnte sich so sehr nach seiner Zärtlichkeit, und doch er fühlte sich so schmutzig, hasste sich selbst für das, was man ihm angetan hatte. Er spürte das heiße Gesicht des anderen an seiner Schulter, die Wellen von Verzweiflung, die seinen Leib durchzuckten. Izumi hob die Hand an Koji's Kopf und streichelte ihm sanft durch sein seidiges Haar. Unter Izumi's liebevollem Streicheln versiegten langsam Koji's Tränen. "Es...es tut mir so unendlich leid...so leid...was du ertragen mußtes...wegen mir" stammelte Koji heiser, "und ich...ich war nicht bei dir." Izumi neigte seinen Kopf und legte ihn an den seines Freundes. Er atmete tief ein. Der Duft von Koji's silbernem Haar wirkte wie ein wunderbarer Balsam, füllte Izumi's Körper mit einer unbeschreiblichen Wärme und Geborgenheit auf. Izumi schlang seine Arme um Koji und drückte ihn so fest an sich, dass sie beinahe verschmolzen. "Du warst immer bei mir" flüsterte er, so leise dass er es selbst kaum hörte, "und wirst es immer sein, mein Geliebter."

The End

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