ÜBERREDUNGSKÜNSTE von Wildcat

 

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1.Teil

"Koji? Geht es dir gut?" Katsumis Stimme drang forschend in seine Gedanken. Koji hob suchend den Kopf, um Katsumi, der sich über seinen Sessel beugte, in die Augen sehen zu können. Er mußte unwillkürlich lächeln, denn obwohl er genau wußte, daß Katsumi es niemals zugeben würde, zeigten

kleine Gesten wie diese, daß Katsumi sich sehr wohl um Koji kümmerte und ihn als Freund und nicht nur als Kunden sah.

"Ja, ja, alles klar...", sagte er beruhigend und wollte schon wieder gedanklich an seinem Plan arbeiten, doch Katsumi ließ nicht so schnell locker. "Koji...!", warnte er, "Ich kenne dich. Entweder du heckst schon wieder was aus, oder...na, du heckst auf jeden Fall was aus!" Koji versuchte sein bestes "Wer- ich?"- Gesicht und fragte unschuldig, wie Katsumi darauf komme. Der stieß ein genervtes Schnauben aus. "Deine Augen, Koji, deine Augen..." Koji lachte auf und faßte seinen Plan in Worte um: "Ich überlege gerade, wie ich Izumi dazu überrede, mit mir in den Urlaub zu fahren!" Im ersten Moment schnappte Katsumi nach Luft: "Urlaub?! Hast du sie nicht mehr alle, Koji? Jetzt, wo wir schon fest zugesagt haben für... lass' mich nachsehen...", er blätterte hektisch in einem kleinem Kalender herum, "... mindestens drei Auftritte im Fernsehen und fünf Interviews, dazu die Aufnahmen für das neue Album... Ach ja,dann kommen ja noch..." "Jetzt mach' mal halblang!", fuhr Koji ungeduldig dazwischen. "Ich kann sehr wohl selber lesen. Ja, echt, Katsumi, brauchst gar nicht so zu gucken. Aber all das ist noch in diesem Monat. Und im nächsten ist noch nichts. Und ich denke, nachdem ich mit der ganzen Arbeit fertig bin, habe ich etwas Erholung verdient..." Katsumi erkannte, daß Koji einen Punkt hatte und fauchte: "Einen Arschtritt hast du verdient! Wohin soll's denn gehen?" Koji machte große Augen: "Keine weiteren Proteste?" Katsumi betrachtete ihn mit einem vernichtenden Blick. "Als ob es was nützen würde." Dann grinste er siegessicher. "Und außerdem wird es, milde gesagt, nicht einfach werden, Takuto dazu zu überreden. Und ohne ihn wirst du nirgendwo hin fahren. Und wenn er zum Training ist, wird dir langweilig. Und dann bist du froh um ein wenig Arbeit... Verstehst du, worauf es hinausläuft...?" Koji musterte Katsumi, als sähe er ihn zum ersten mal. "Mensch, nicht schlecht. Aber es wird nicht aufgehen. Denn Izumi wird sich überreden lassen..." Mit diesen Worten stand er auf und verließ den Raum,nicht ohne Katsumi noch einen triumphierenden Blick zuzuwerfen.

Als er draußen war, beendete er gedanklich seinen Satz: "...und wenn er am Ende an Händen und Füßen zusammengebunden in meinem Gepäck liegen wird!" Während er durch das Gebäude zum Auto lief, dachte er daran, dass das wohl kaum die Idee sein könnte, Izumi in das Flugzeug zu bekommen. Er zerbrach sich eigentlich schon seit Tagen den Kopf deswegen. Die Verführer- Masche? Nein, da würde der Süße nur sauer werden... Ihn überreden mit nichts als Worten. Na sicher...er wird mir `nen Vogel zeigen und mich ohne Abendessen ins Bett schicken...

Oder ich könnte... Koji lächelte diabolisch auf, als ihm DIE Idee kam... Er würde Izumi zwar nie was davon sagen, aber er kannte dessen wunde Punkte, und er kannte auch den einen, den er anschlagen musste, um Izumi zumindest zeit- und teilweise total über den Haufen zu werfen...

 

2.Teil

Takuto schickte seine Mannschaft los, um den Sieg zu feiern, ehe er sich, befreit durch die Abwesenheit der anderen, fast panisch umsah. Verdammt, dachte er halb erstaunt und halb verletzt, er ist echt nicht da. Er hatte sich schon während des Spiels verstohlen umgesehen, und nach der langen Zeit, die er Koji schon kannte, war er sicher, jede von dessen Verkleidungen durchschauen zu können, doch er hatte die riesige Gestalt nirgendwo am Spielfeldrand entdecken können. Und jetzt stellte er fest, dass Koji wirklich nicht da war. Reiß dich zusammen, dachte er ärgerlich, warum sollte er auch? Er hat ja auch zu arbeiten. Und du willst doch selbst nie, dass er da ist...oder etwa doch...? Etwas unruhig trabte Takuto, seine Sporttasche fest in der Hand, zum Haus, das er mit Koji bewohnte. Der Wagen stand vor der Tür. Und ein Fenster war auf. Also war Koji zu Hause. Also, WARUM war er zu Hause?! Takuto nahm die Stufen zur Tür in einem Schritt und klopfte energisch an den Rahmen. Nach einigen weiteren Versuchen verfluchte er innerlich alles, was ihm in den Sinn kam und schmiss seine Tasche auf den Boden, um sich darüber zu beugen und nach dem Schlüssel zu kramen- falls er ihn überhaupt dabei hatte. Schließlich hatte Koji ja immer einen, wenn er ihn abholte...

Während er so in seiner Tasche herum wühlte, fragte er sich, warum er eigentlich so gereizt war. Schließlich hatten sie doch gewonnen und Koji hatte auch nichts besonderes angestellt...Da war ja der dumme Schlüssel! Etwas beruhigt machte er die Tür auf und zog sich die Schuhe von den Füßen, legte seine Jacke ab und beschloss, sich später um seine Sportsachen zu kümmern. "Koji? Bist du da?" Als er keine Antwort bekam, wurde ihm doch etwas mulmig zumute und er lief ins Wohnzimmer- wo er Koji auf der Couch sitzen sah, eingekreist von CD's, Notenblättern und mit Kopfhörern, die mit der großen Hi-Fi- Anlage verbunden waren. Irgendwie erleichtert atmete Takuto auf, als er Koji so ruhig da sitzen sah. Der hatte die Augen geschlossen und wirkte total abwesend, wie immer, wenn er in die Musik vertieft war. Der Anblick ist göttlich, dachte Takuto plötzlich und unterdrückte nur mit ein wohliges Schaudern, als er Kojis große Gestalt sah, die vom sanften Licht, welches durch das Fenster herein kam, umspielt wurde.

Ohne ein Wort zu sagen, drehte er sich um und verschwand im Bad, nachdem er noch schnell seine Sportklamotten in die Waschmaschine gesteckt hatte. Er steig unter die Dusche und bekam eine Gänsehaut, als er an das dachte, was ihn erwartete. Kojis starke Hände überall auf seinem Körper,

sein heißer Atem in seinem Ohr und wie eine streichelnde Hand auf seiner Hand... Er fragte sich, ob er Glück hatte, dass er zwar einen Liebhaber hatte, der kein "Nein" akzeptieren konnte, aber selber auch nie "Nein" sagte. Wahrscheinlich. Ich habe Glück mit ihm, entschied er für sich, denn obwohl er es Koji nicht sagen konnte, ihm noch nie einfach ins Gesicht sagen konnte, daß er ihn wollte, kam er immer auf seine Kosten. Ein

Blick oder eine Berührung zur richtigen Zeit am richtigen Ort genügte. Ob Koji seine Einladungen verstand? Oder ob er einfach nur selber Lust bekam, wenn er die stummen Versprechen in Takutos Augen las? Er konnte es nicht sagen, aber es war auch nicht nötig. Trotzdem, dachte er, hat er mich schon längst durchschaut? Einerseits war die Vorstellung wundervoll, denn dann könnte Koji auch die Worte lesen, die nie Takuto Mund verließen, aber für immer in seinem Herzen eingraviert waren: Ich liebe dich, Koji... Doch andererseits erschreckte es ihn. Wenn Koji längst wusste, was er zu verbergen suchte... Er verfluchte sich selbst dafür, doch noch immer wachte er manchmal schweißgebadet auf, aus Träumen, in denen Koji ihn verlassen hatte, nachdem er sich vergewissert hatte, daß er sein Herz in der Hand hatte... Takuto schob die Gedanken ganz weit von sich, denn er wollte sich jetzt nicht auch die Stimmung vermiesen lassen von seinen eigenen Fehlern. Er trocknete sich schnell ab und zog ein weites Hemd an, natürlich ohne es zuzuknöpfen. Es wird sonst noch im Weg sein, redete er sich ein. Eine knappe Boxershorts rundete das Outfit ab. Dann machte er noch einen kurzen Umweg über die Küche und das Schlafzimmer, um in diesem eine Flasche Champagner zu deponieren. Dann schlich er zurück zu Koji, der sich nicht bewegt zu haben schien. Er legte von hinten seine Arme um seinen Freund und atmete den unverkennbaren Geruch ein, der für ihn einfach zu Koji dazu gehörte. Seine Hand wanderte langsam auf Kojis Brust hinunter und streifte wie zufällig eine Brustwarze. Koji drückte sich kurz enger an Takuto, ehe er dessen Hände nahm und sie von seiner Brust löste,so daß er sich umdrehen konnte, um Takuto anzusehen. Takuto versuchte diesen Blick, der Koji normalerweise hüpfen ließ. Er war schon so erregt durch die Vorfreude, daß er das triumphierende Lächeln, dass Kojis Gesicht kurz durchzuckte, nicht sah, als er um die Couch herum ging und sich dann auf Koji Schultern abstütze, ein Knie zwischen dessen Beinen. Ohne ein Wort zu sagen sahen sie sich kurz an, ehe sie sich intensiv küssten.Takuto spürte, wie sich Kojis Arme um ihn schlangen und lehnte sich an die breite Brust. Als sie sich voneinander lösten, leckte Takuto sich mit geschlossenen Augen und einem seligen Lächeln über die Unterlippe, die Koji vorher lange gesaugt hatte.

"Gott, bin ich müde. Du glaubst gar nicht, wie viel Arbeit mir dieser Gnom Katsumi diesen Monat aufgebürdet hat. Ich wollte dich nur noch sehen um mich zu vergewissern, dass ihr gewonnen habt, aber jetzt gehe ich pennen..." Takuto wäre fast aus Kojis Schoss, in dem er sich inzwischen breit gemacht hatte, gefallen."...?!", war das einzige, was er zustande brachte. Doch Koji hob ihn schon hoch und stellte ihn auf dem Boden ab, ehe er schwerfällig selber hoch kam und Takuto mit einem liebevollen Blick musterte, bei dem Takutos Knie etwa so stabil wurden wie Wackelpudding.

"Gute Nacht, Takuto...",hauchte eine samtene Stimme in sein Ohr, nachdem der Drang nach Sauerstoff ihn auch diesen Kuss hatten beenden lassen und ehe Koji sich umdrehte und ins Schlafzimmer ging, mit einem wirklich erstaunlichen Wackeln seiner schmalen Hüften. Takuto starrte ihm mit offenem Mund hinterher. Hatte Koji eben...?War er etwa eben...?Hatte dieser Bastard eine so offene Einladung ausgeschlagen?!

Wenn er nicht so geil gewesen wäre, hätte er Angst bekommen, dass er, wie in seinen Alpträumen, nur deswegen einen Korb bekommen hätte, weil er seine Gefühle zu offen gezeigt hatte. Doch nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, entschied er energisch, daß Koji wohl nur einen

schlechten Tag hatte, was ja nichts zu bedeuten hatte. Oder? Viel Arbeit also... Er nahm mit einem unsicheren Blick den Telefonhörer in die Hand. Wollte er es wirklich wissen? Ja.

"Shibuya Katsumi."

"Katsumi, ich bin's, Takuto."

"Hi. Was gibt's denn?" Ein komischer Unterton schwang in seinen Worten mit,doch Takuto ging nicht weiter drauf ein.

"Nichts besonderes.Wollte nur wissen,was du Koji angetan ist,daß er jetzt schon schlafen gegangen ist."

"Hä?"

"Egal. Sag mal, hat er in nächster Zeit eigentlich viel zu tun?" Kurze Stille.

"Ja, Takuto, das hat er wirklich. Tut mir ja auch leid, daß du ihn kaum sehen wirst, aber bis zum Ende des Monats wird der nicht zum Faulenzen kommen."

"Na dann, ich gehe mal sehen, ob er schon schläft. Bye, Katsumi."

"Tschüßi..."

Takuto legte auf und war erleichtert. Also doch nur viel Arbeit...

Katsumi starrte den Hörer in seiner Hand an und lachte laut hinaus... Von wegen, viel zu tun. Koji tat öfter viel mehr in einem Monat, ohne sich zu beschweren... Aber Katsumi war nicht dumm und er hatte erkannt, auf welcher Schiene Koji es versuchte... Eigentlich sollte ich Izumi warnen, dachte er. Obwohl, lieber nicht, mal sehen, ob er von allein darauf kommt. Und es könnte lustig werden...

 

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3.Teil

Eine Woche später studierte Koji vergnügt Reiseprospekte. Wie wäre es mit Kalifornien? Oder doch lieber Hawaii? Oder Neuseeland?!

Koji überdachte seinen Zeitplan. Noch immer war er davon überzeugt, dass er Takuto bis zum Ende des Monats auf seiner Seite hatte. Bis jetzt hatte er noch kein Wort über Urlaubspläne fallen gelassen, aber er wäre ja auch dumm, wenn er Takuto so viel Zeit gab, sich vorzubereiten. Und sich

Ausreden einfallen zu lassen.

Der Prospekt, den er gerade studiert hatte, wurde ihm aus der Hand gerissen und er starrte in Katsumis Gesicht. "Es ist Zeit zum ARBEITEN, Koji..." Koji seufzte theatralisch und erhob sich majestätisch. Es gab schon Nachteile daran, dass Katsumi sich mit seinem Urlaub bereit erklärt hatte. Er konnte sich nicht mehr drücken und die fälligen Arbeiten auf später verschieben. Nach schier endlosen Stunden über Stunden Singens und mindestens tausend Wiederholungen entließ Katsumi Koji doch noch endlich. Doch anstatt nach Hause zu fahren, lenkte Koji den Wagen zuerst

zum Einkaufscenter. Er hatte beschlossen, dass er jetzt ein wenig Geld ausgeben musste.

Er dachte an den Abend zurück, an dem er angefangen hatte, Takuto still davon zu überzeugen, dass ein wenig ruhe und Zweisamkeit angebracht waren. Wenn er gedacht hatte, dass der Preis für seine schauspielerische Leistung reine Tortur war,hatte er jetzt erlebt, wie sich die reine Tortur in

etwas noch weitaus schlimmeres verwandeln konnte. Einen ganzen Tag darauf zu verzichten, Takutos wunderbaren Körper zu berühren war ja schon schlimm genug, aber eine ganze Woche lang! Und ihn dabei jeden Tag zu sehen, zu küssen, in seinen Augen die Bitte zu sehen... Aber auch die Trauer und die Angst. Koji fragte sich, ob er sein Spiel nicht lieber aufgeben sollte... Er wusste nicht warum, doch jedes mal, wenn Takuto sich vorsichtig näherte, erkannte er in den Tiefen seiner Augen Angst vor irgend etwas und jedes mal, wenn Koji im verwehrte, nach dem er sich so offensichtlich sehnte, sah er Trauer und Resignation in Takuto aufsteigen. Das ist doch genau daß, was ich immer gefühlt hatte, wenn er mal nicht in der Stimmung war und mich weg stieß! Wenn er was will, soll er es mir sagen. Koji wusste, daß das nicht fair war. Denn er kannte Takuto gut genug um zu wissen, dass der nie ein Wort darüber verlieren würde. Doch es reichte, wenn Koji bedachte, dass er nur auf sich selber einredete.

Nur noch eine Woche, dann sage ich es ihm, dachte er wehmütig. Eine Woche? Sieben Tage?! 168 Stunden!?! Ruhig, befahl er sich selber und steuerte das Auto auf das Parkhaus zu und seine Gedanken auf die Frage, was Takuto wohl gern an ihm sehen würde.

 

4.Teil

Takuto spielte mehr als schlecht, und er wusste es. Das war ja das Schlimme daran, dass er es auch noch wusste und genau sagen konnte, wo seine Fehler lagen. Doch er konnte nichts dagegen machen.

Zum tausendsten Mal ermahnte er sich, doch seine Gedanken wollten sich noch immer nicht auf den Ball vor sich lenken lassen. Doch irgendwie schaffte er es doch bis zum Tor, wo er all seine Wut bündelte, all die unterdrückten Gefühle und so heftig den Ball trat, dass sein Fuß weh tat- und

das Tor verfehlte. Ihm selbst sowie der Mannschaft blieben einfach die Münder offen stehen. Der Kapitän, ohne einen Abwehrspieler, der ihn bedrängte, nicht mehr als acht Meter vom Tor entfernt- und daneben geschossen! Takuto riss sich mit Müh und Not äußerlich zusammen, genug jedenfalls um der Mannschaft zu sagen, dass sie weiter spielen sollte und er schon Schluss machen würde.

Damit trug er auch nicht gerade viel dazu bei, die Spieler zu beruhigen, denn es war noch nie vorgekommen, dass ER früher gegangen wäre. Takuto fing den erstaunten Blick auf, den ihm die große, in einen einfachen, aber schicken Mantel gehüllte Gestalt zuwarf. Automatisch fragte er sich, wie

viel dieses Stück Stoff wohl gekostet hatte. Ohne Hast bewegte Koji sich auf ihn zu und Takuto wünschte sich fast verzweifelt, er würde es nicht tun.

Denn wenn er ihn sehen musste, musste er auch automatisch an ihn denken, und das trug auch nicht dazu bei, dass er sich auf irgend etwas anderes konzentrieren konnte. Wie aufs Umziehen, Schuhe zu Binden oder auch nur ATMEN! Und erst recht nicht den Fußball in die richtige Richtung treten. Denn er schien an nichts anderes denken zu können als an Koji. Und all das, was dieser ihm in der letzten Woche verwehrt hatte.

Takuto konnte es inzwischen kaum glauben, dass es je eine Zeit gegeben haben soll, in der Koji seine Hände nicht von ihm lassen konnte. Jetzt war er entweder müde, erst zu hause, wenn Takuto schon längst schlief oder kam überhaupt nicht und meldete sich immer nur kurz. Jedes Abend konnte sich Takuto nicht davon abhalten, eifersüchtig an Kojis Haaren und Klamotten zu riechen. Doch er entdeckte keinen Geruch von Alkohol oder Frauen. Und Koji war so verdammt lieb zu ihm- holte ihn doch fast immer vom Training ab, auch wenn er dann sofort hinterher zur Arbeit musste, kümmerte sich in seiner knapp bemessenen Zeit rührend um ihn- erkundigte sich nach seinem Wohlbefinden, seinen Trainingserfolgen, seinen Problemen. Bot mit kleinen, zärtlichen Gesten Wärme und Geborgenheit. Schenkte ihm liebevolle Blicke, ein sanftes, aufmunterndes Lächeln hier und da und immer wieder einen langen, tiefen Kuss. Er musste Takuto noch lieben, sonst wäre er nicht so anbetungswürdig lieb!

In der Umkleidekabine angekommen, setzte Takuto sich erst mal auf die Bank und hob die Hände vors Gesicht. Er war nur noch müde, psychisch. Koji kam nach einer Minute herein und nahm ihn vorsichtig in den Arm. Takuto legte seinen Kopf zwischen Kojis Hals und Schulter und seufzte erschöpft auf.

"Bist du sauer, wegen dem Spiel?", fragte eine weiche Stimme an seinem Ohr.

"Sehe ich normalerweise so aus, wenn ich sauer bin?", antwortete er mit einer Gegenfrage, ohne einen Versuch, seine Bitterkeit zu verbergen. Kojis Hände fingen an, sanft über seinen Rücken zu streicheln. "So siehst du normalerweise nie aus, Izumi. Sei nicht sauer, jeder hat doch mal einen schlechten Tag..." Takuto wollte auffahren, doch ihm fiel auf, dass er kein Gegenargument hatte. Sollte er Koji etwa sagen, dass er sich nicht konzentrieren konnte, weil er die ganze Zeit an ihn dachte und sich extreme Sorgen wegen ihrer Beziehung machte?! Er schloss den Mund wieder und bat dann leise: "Bitte bring' mich nach hause..."

Koji löste sich vorsichtig von ihm und nahm seine Sporttasche in die eine, seine Hand in die andere seiner eigenen Hände und führte ihn hinaus.

Komisch, dachte Takuto, früher hätte ich ihm eine geknallt, wenn er auf offener Straße meine Hand gehalten hatte und heute sehe ich es als Anzeichen dafür, dass er doch noch immer zu mir gehört...Mein Koji...

Im Auto erkundigte Takuto sich hoffnungsvoll, wann Koji nach hause kommen würde. Der seufzte gequält auf und redete etwas von einem neuen Video und dass er wahrscheinlich sehr spät kommen würde, wenn denn überhaupt. Takuto ließ traurig den Kopf hängen, aber eigentlich hatte er nichts anderes erwartet.

Dann sagte Koji plötzlich: "Ehrlich gesagt siehst du schrecklich aus. Meinst du, dass es dir lieber wäre, wenn ich bei dir bleiben würde? "Es hörte sich so an, als würde er es tatsächlich so meinen, und Takuto wollte schon zustimmen, doch er war doch gehemmt von der Aussicht dass Koji wegen ihm

Ärger kriegen sollte.

"Bist du sicher, dass du das mit Katsumi vereinbaren kannst? "Da sie schon vor der eigenen Haustür standen, hielt Koji an, dann lehnte er sich herüber und nahm Takutos Kinn in eine Hand. Er sah dem anderen lange prüfend ins Gesicht und meinte dann entschlossen: "Entschuldige, aber ich würde dich nicht in so einer Verfassung allein lassen!" Und zu seiner eigenen Verwunderung protestierte Takuto nicht weiter.

Er ließ sich von Koji ins Wohnzimmer führen und in einen Sessel setzten, dann lauschte er den vertrauten Geräuschen vom laufendem Wasser und der Waschmaschine und all das ließ ihn bald einschlummern. Nach einer Weile schüttelte Kojis Hand ihn wach und als er nur mit einem unwilligen

Murmeln darauf antwortete, hob Koji ihn vorsichtig auf und trug ihn weg. Kaum, daß er die warme Brust an seinem Körper fühlt, schlief Takuto ein.

Als er erwachte, tat er es, weil das warme Wasser ihm einen leichten Schock versetzte.Er sah sich um und fand sich in der Badewanne wieder, Koji hinter ihm stehend und sanft Shampoo in sein Haar massierend. Er wurde rot und wollte protestieren, doch dann fiel ihm auf, dass er die Pflege, die

Koji ihm angedeihen ließ, sehr wohl genoss und gab sich der Berührung hin. Koji beobachtete, wie Takuto sich entspannte und beendete das Waschen seines Freundes schnell. Nicht, dass es ihm unangenehm gewesen wäre- es wäre wohl niemandem unangenehm, einen nackten Takuto Izumi zu waschen, doch er hatte Angst, sich nicht beherrschen zu können. Zwar wusste er, dass Takuto nicht protestieren würde, sollte er ihm jetzt nahe kommen, doch hatte er sich gedacht, dass ihr nächster Sex etwas besonderes werden sollte... Er wollte, dass Takuto sich nicht wehrte, sondern bei vollem Bewusstsein Liebe mit ihm machte. Und dass ihr gemeinsamer Urlaub zu dem zumindest schon gebucht war.

Und da nützte es ihm nichts, einen vor Müdigkeit halbtoten Izumi zu überfallen. So kämpfte er also um Beherrschung und bat Izumi, sich selbst abzutrocknen, während er das Bett vorbereitete.

Koji eilte ins Schlafzimmer und riss die Tagesdecke vom Bett, dann schüttelte er die Kissen auf und ließ die Jalousien herunter. Als er damit fertig war, kam Takuto schon ins Schlafzimmer getaumelt, nur mit einem Handtuch bedeckt. Koji musste bei dieser Ansicht schlucken und atmete ein paar mal

tief ein, um sich zu beruhigen. Er reichte Takuto seinen Schlafanzug und forderte ihn auf, sich auf den Bauch zu legen, da er wusste, dass Takutos Rückenmuskeln nach dem Training immer eine Massage vertragen konnten. Takuto gehorchte willenlos.

Koji beugte sich über ihn, schüttelte sich etwas Massageöl in die Hand und begann, erst vorsichtig und dann immer kräftiger, an den verspannten Muskeln zu kneten. Er spürte, wie sich der Körper unter ihm entspannte und dachte, daß Takuto bestimmt bald eingeschlafen war, doch dann hörte er

die leise Stimme: "Runter, Koji. Reicht schon, danke " Erstaunt stieg Koji von Takuto runter und wurde um so mehr erstaunt, als Takuto nicht liegen blieb, sondern sich aufsetzte und sich dann eng in seine Arme kuschelte. Koji genoss dass Gefühl, seinen Liebsten einfach nur zu halten und die

Wärme seines nackten Oberkörpers zu spüren- bis Takuto plötzlich anfing, seine Fingerspitzen über die Narbe auf Kojis Brust wandern zu lassen und seine Brustwarzen dabei mehr oder minder zufällig zu streifen. Koji atmete scharf ein und wünschte sich, er hätte mehr Kontrolle über seinen Körper

und seine Gefühle.

Doch das löste nicht das Problem, wie er sich jetzt verhalten konnte. Eigentlich sollte Takuto viel zu müde für Sex sein, da konnte er es sich doch bestimmt leisten, einfach ein wenig mit ihm zu schmusen, aber würde er sich dann beherrschen können?! Doch da fühlte er federleichte Küsse

auf seiner Brust und die Frage war entschieden. Er zog Takuto zu sich hoch und sie begannen, tiefe Küsse auszutauschen. Takutos Hände fanden ihre Weg zu Kojis Haaren und er wand sich ein wenig, um bequem in Kojis Schoß zu sitzen. Bei diesen Bewegungen fühlte Koji, wie ihm das Blut in eine bestimmte Region floss. Er drückte den kleineren Körper enger an sich und stöhnte in den Kuss hinein. Dann bewegte sich eine seiner Hände

automatisch auf Takutos linke Hüfte und streichelte die Narbe, was eine Reaktion hervorrief, die ihn immer wieder um den verstand brachte: Takuto löste ihre Lippen von einander, warf seinen Kopf nach hinten und atmete scharf ein. Kurz bevor er die Augen schloss und ihm ein lautes Stöhnen

entfuhr, sah Koji in ihnen unbändiges Verlangen. Koji drückte Takuto nach hinten aufs Bett und nagelte ihm mit seinem eigenen Gewicht fest. Takutos schlang die Arme um seinen Hals und öffnete die Augen einen Spalt weit. Koji saugte an der empfindlichen Haut seines Halses und murmelte:

"Ich liebe dich, ich liebe dich" gegen sie.

Koji wanderte immer tiefer, die Brust seines Liebsten herunter und spürte Takutos Erregung an seiner Hüfte. Er liebkoste alle Stellen an Takuto Torso, von denen er wusste, dass sie besonders empfänglich für ihn waren. Schließlich zog er Takuto die Schlafanzugshose von den Hüften und fuhr

mit seinen Fingern am Rand der Unterhose entlang.

Als Koji diese endlich entfernte und mit seiner Zunge langsam über die Narbe fuhr, krallte Takuto seine Hände ins Bettlaken und konnte nur halb seinen ekstatischen Schrei unterdrücken. Er spürte Kojis Nase in seinen Schamhaaren, als dieser sich langsam zu seiner quälend harten Erregung

arbeitete. Koji wurde von der Frage durchzuckt, worin dies enden würde, doch kein Gedanke konnte sich in seinem Gehirn halten, während er mit seinem Takuto im Bett lag. Er blies sanft die Spitze von Takutos hoch errichtetem Glied an und hörte den zur Antwort keuchen. Er senkte den Kopf, um Takuto in sich aufzunehmen- und zuckte zusammen, als das Telefon im Nebenraum klingelte. Er fuhr zurück wie ein Junge, der bei einer Unartigkeit ertappt wurde und drücke Takuto nur noch schnell einen Kuss auf die Nase, ehe er aus dem Schlafzimmer rannte, was schon eher nach einer Flucht als allem anderen aussah.

"Nanjo Koji...!"

"Koji, was fällt dir eigentlich ein, einfach nicht zu kommen und dann nicht mal einen Ton zu sagen, was meinst du was...",zeterte ein offensichtlich wütender Katsumi los, noch bevor er seinen Namen ganz genannt hatte.

"Schrei nicht so! Ich bin nicht auf dem Mond", entgegnete er barsch. Katsumi sammelte sich kurz, dann fragte er einigermaßen gelassen: "Also, wo warst du, was war los?" "Tut mir leid, Shibuya, aber Izumi ging es echt nicht gut und ich wollte ihn nicht alleine lassen. Und bei meiner ganzen

Sorge um ihn habe ich doch glatt vergessen, Bescheid zu sagen."

"Wie geht es Taku-chan denn jetzt?!" Koji schmunzelte, dann meinte er grinsend: "Er hat sich ganz gut erholt und ist auf Höchstform..." Katsumi schien ziemlich genau zu verstehen, denn er bohrte nicht weiter nach, sondern sagte nur mit befehlender Stimme: "Du bist morgen um neun da, wir müssen alles nacharbeiten. Grüße an Taku-chan."

"Und Koji...Du spielst ein gefährliches Spiel. Wenn er erst die Regeln verstanden hat, bist du dran."

"Gute Nacht."

Koji legte auf und blieb unschlüssig vor dem Telefon stehen. Obwohl er es sich nicht anmerken lassen wollte, blieb Katsumi letzter Satz bei ihm haften. Er ging langsam zum Schlafzimmer zurück, unsicher, wie er Takuto jetzt begegnen sollte. Doch als er die Tür öffnete, sah er mit komischer

Erleichterung, dass dieser schon eingeschlafen war. Er schlich zum Bett und legte sich neben Takuto, nahm den Schlafenden in den Arm und kuschelte sich an den warmen Körper. Friedlich schlief er ein.

Kurz nachdem er sicher war, dass Kojis ruhige Atemzüge bedeuteten, dass er schlief, öffnete Takuto die Augen wieder und sah Koji mit forschendem Blick an. Naiv wie er war, selbst er hatte inzwischen Begriffen, dass da was nicht stimmte. Einfach alles an Kojis Verhalten deutete darauf hin, dass er

etwas ausheckte. Nun musste er nur noch raus finden, was es war. Und er hatte schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie er das anstellen würde.

 

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5.Teil

Katsumi hatte an diesem Morgen beschlossen, die Arbeit Arbeit sein zu lassen. Sollte sich Taka-chan, egal wie unfair es auch war, heute mal allein mit diesem Sturkopf Koji herum quälen. Statt dessen würde es Yuugo treffen und mal sehen, was er mit dem anstellen konnte (Anmerkung: Andeutung

auf Kimeras wunderbare FanFic "Lonely Hearts", archiviert bei www.yaoi.de). Jetzt galt es nur noch, seinen Entschluss zu verbreiten. Er reif Yuugo an und ganz nach Erwarten war dieser sofort Feuer und Flamme. Er meinte, er würde nur noch kurz bei seinem Bruder vorbei schauen und dann sofort

kommen.

Katsumi brachte schnell ein wenig Ordnung in seine Bude. Man mochte es kaum glauben, aber Yuugo war Takuto schon in einigen Dingen ähnlich- zum Beispiel ihrem Putzfimmel. Der Anruf von Taka-chan kam später, als er ihn erwartet hatte. Vielleicht kann doch noch was aus

ihm werden, dachte Katsumi amüsiert, als er dem nach außen hin ruhigen, aber innerlich total überlastetem Taka erklärte, dass er nicht kommen konnte. Der fing fast an zu heulen, doch das überhörte Katsumi gewissenhaft. Als es dann endlich läutete, stürmte er mit freudiger Erwartung zur Tür,riß sie auf- und mit einem mal war seine ganze Vorfreude dahin. Nicht, dass Takuto einen viel weniger attraktiven Anblick gemacht hätte als sein Bruder, doch wenn Takuto schon bei ihm aufkreuzte, musste schon was schlimmes passiert sein. Doch in den braun gebrannten Zügen lag nicht der übliche kalte und/oder wütende Ausdruck, sondern er lächelte, ein Lächeln, welches auch seine Augen strahlen ließ.

"H... hallo, Taku-chan..." Katsumi bemerkte selbst, daß sein Versuch, seine Verwirrung zu überspielen, absolut daneben ging. Aber wann hatte er Takuto schon mal so lächeln sehen?!

"Darf ich herein kommen oder willst du mich ganz schnell wieder loswerden?",fragte Takuto neckend und schob sich, ohne eine Antwort abzuwarten, an Katsumi in die Wohnung herein. Der folgte ihm mißtrauisch und auch ein wenig missgelaunt. Er hatte keinen Bock auf Kojis und Takutos Probleme,

denn so lieb er beide auch hatte, irgendwann hatte er es sich auch verdient, daß sich jemand um ihn und seine Bedürfnisse kümmerte, oder?!

"Was ist denn schon wieder passiert?", fragte er ein wenig kurz angebunden. Takuto warf sich in einen Sessel und warf Katsumi dann eine Tüte zu, die diesen voll an der Brust traf. "Da drin sind einige von Yuugos Sachen, die er bei uns vergessen hatte. Ich dachte, dass du ihn sowieso bald

siehst, also habe ich sie mitgebracht." Katsumi schluckte und warf Takuto einen forschenden Blick zu. Er konnte sich noch lebhaft daran erinnern, "wie" sehr begeistert Takuto von Katsumis Beziehung mit seinem jüngeren Bruder war. Doch Takuto schien keine Andeutungen deswegen zu machen. Er sah Katsumi direkt in die Augen und schien in ihnen nach etwas zu suchen. Sein Lächeln wich nicht von seinem Gesicht. Katsumi fragte sich, ob Takuto etwas verbergen wollte. Ach was, der Junge war doch so verdammt ehrlich...

"Gut, und warum bist du wirklich hier? Es geht dir doch um mehr als um ein paar Sportsachen...?

Raus damit!" Takuto schien erst nach den richtigen Worten zu suchen, zu zögern, doch dann kam es so überraschend, dass er Katsumi völlig überrumpelte. Er lachte laut auf und drohte Katsumi spielerisch mit erhobenem Zeigefinger: "Ihr beide seid schon Mistkerle, du und Koji. Wäre er nicht so verdammt scharf auf mich, hätte ich nie heraus gefunden, was er im Schilde führt! Und das du da mitmachst und mir kein Wort sagst, ist ja wohl echt die Höhe!" Sein Ton war gespielt meckernd, und seine Augen leuchteten freudig. Katsumis Vernunft schrie ihm noch tausend Warnungen zu, doch er unterdrückte sie alle, als er dem Lachen, welches direkt aus seinem Herzen zu kommen schien, freien Lauf ließ: "Hast du ihm den Kopf und seine Pläne verdreht, du unanständiger Junge! Schäme dich... Koji hat es ja gut gemeint... Und ich wollte wirklich, dass du es allein raus findest, wäre ja sonst langweilig gewesen..." Dann hielt er kurz inne.

Fragte bestürzt: "Bist du gar nicht sauer?" Takuto schüttelte lächelnd den Kopf: "Nein, ich weiß doch, dass Koji mich nicht ärgern wollte...Er kommt nun mal auf verrückte Ideen, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat. Ist ja irgendwie süß von ihm, meinst du nicht auch?" Nun war es an Katsumi,

ungläubig den Kopf zu schütteln. "Süß? Einen auf überarbeitet zu tun und dich nicht anzurühren, so daß er dich zu einem gemeinsamen Urlaub überreden kann, nennst du süß? Also selbst ich hatte schon mal bessere Ideen. Allein daß er denkt, du wärest so...begeistert von eurem Sex, dass er

dich durch Enthaltsamkeit überreden kann, hat mich ja schon vom Hocker gehauen... Übrigens hatte ich gedacht, dass du ihn sofort umbringen würdest, wenn du wüsstest, dass er versucht, dich mit solchen Mitteln zu überreden."

Plötzlich war alles Lächeln aus Takuto gewichen. "Ja, da hast du wohl recht. Ich würde ihn hier und jetzt umbringen, wenn er hier wäre." Das er zu dem Sex nichts weiter sagte, fiel Katsumi erst viel, viel später ein.

Denn zunächst konnte er nur nach Luft schnappen. Jetzt trafen alle Warnungen seines Verstandes in seinem Gehirn ein und er wollte sich einfach selbst treten, daß er in eine so offensichtliche Falle getappt war. Aber wie...woher...

"Tja, Katsumi du denkst immer, ich wäre so leicht zu durchschauen... Aber wie es aussieht, kennst du mich nur so gut, daß ich nur ein wenig von meiner üblichen Norm abweichen muss, um dich total zu verwirren. Und danke für die Information. Ich wäre wirklich nicht ganz so einfach darauf

gekommen." Jetzt lächelte er wieder, doch es war ein unangenehmes, selbstgefälliges Grinsen. Katsumi konnte nicht sofort antworten, denn noch war sein gesamtes Weltbild dabei, in tausend Stücke zu zerfallen und es brauchte eine Weile, sich zu einem neuen Ganzen zusammen zu fügen. Takuto Izumi, zu einer Lüge fähig? Zu Falschheit?! Dazu, ihn zu verarschen!?!

"Ah...aber...was..." "Was ich jetzt machen will? Zuerst einmal wirst du mir hoch und heilig versprechen, Koji nichts davon zu sagen, dass ich Bescheid weiß." Komischer Weise klang es nicht wie eine Bitte, sondern wie ein Befehl. "Und dann werde ich mich rächen. Mich einer genussvollen, langen und langsamen Rache hingeben." Katsumi wollte nach haken, doch da klingelte abermals die Türglocke. Doch Yuugo schien das Warten zu lang, denn er öffnete die Wohnung mit seinem eigenem Schlüssel und rief noch vom Flur heraus: "Komisch, Takuto war gar nicht zu Hause, obwohl er heute gar kein Training hat und es noch so früh ist... Oh, hallo großer Bruder!" Takuto lächelte noch mal in die Runde, rappelte sich hoch und verabschiedete sich von einem überraschten und etwas enttäuschten Yuugo und einem käsebleichen Katsumi und verschwand dann.

"Was war denn mit dem los?", fragte Yuugo Katsumi verwirrt. "Was mit dem los war, kann ich nicht so genau sagen. Ich muss mir eher Gedanken darüber machen, was mit mir los sein wird, wenn Koji mit mir fertig ist, wenn das alles vorbei ist." Was ihm natürlich eine beschützende Umarmung und ein ernstes Versprechen, dass er beschützt werden würde, einbrachte. Und noch so einige andere Wege, um ihn zu beruhigen.

 

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6.Teil

Eigentlich wußte er nicht so recht, was er machen sollte. Er musste sich erst entscheiden. Und zwar, ob er lachen sollte oder wütend sein. Das Koji so ein verdammter Bastard war -dass hatte noch nicht mal er gedacht. Wie konnte er nur denken, er könnte mit so einer Geschichte durchkommen. Und wie konnte er nur denken, Takuto würde seinen Sex vermissen.

Und warum hatte er so verdammt recht damit?! Warum vermisste Takuto den Sex und warum hatte er Koji die Geschichte abgekauft, bis zu dem Moment, als er diesen Gesichtsausdruck sah, die Mischung aus Verlangen und Kontrolle und Erschrecken?! Takuto bleckte die Zähne, als er sich eingestehen musste, dass es so gewesen war und er sich nicht heraus reden und vor seinem eigenen Körper und Herzen verstecken konnte. War er deswegen so sauer? Weil Koji zu nahe an der Wahrheit dran war, als dass er es sollte?

Dann änderte sich seine Stimmung schlagartig.

Oh Koji...Warum hast du mich nicht einfach gefragt, ob ich mit dir in den Urlaub fahren will, meinst du denn, ich hätte dich mit der Bratpfanne erschlagen? Nein, dachte er plötzlich traurig, er hat bestimmt gedacht, dass ich ihn nicht ernst nehme und ihm einfach einen Vogel zeige. Was ich vielleicht auch getan hätte. Wie grausam von mir...Habe ich ihn wirklich immer so gemein behandelt?

Langsam begann Koji, ihm Leid zu tun- in was für ein Monster hatte der sich denn verliebt. Doch dann machte sich in ihm die Erkenntnis breit, dass dieses "Monster" er selbst war und er das Opfer von Kojis Hinterhältigkeit war und nicht anders herum.

Was für ein Glück, dass Katsumi ihm so einfach alles erzählt hatte. Er konnte zwar nicht darauf hoffen, dass ihm Koji genauso leicht ins Netz gehen würde wie der Trottel Katsumi, aber Koji hatte in Bezug auf ihn ja einige Schwachpunkte.

Takuto realisierte, was er da dachte und schüttelte den Kopf. Das er selbst schon zu so einem Intrigant wurde... eigentlich hatte er Lust, Koji am Kragen zu packen und ihm ins Gesicht zu schreien, was der sich dabei gedacht hatte, ihn so zu hintergehen. Und ihm dann eine Lektion in

Sachen gegenseitigem Vertrauen und ihrer Beziehung zu geben. Und wenn er dabei selber Fehler eingestehen musste, denn er hatte in letzter Zeit viel über sich selbst gelernt, würde er es halt machen!

Doch dann wollte er Koji zeigen, daß er nicht der einzige war, der Spielchen spielen konnte. Und er hatte verstanden, was Katsumi nicht gesagt hatte. Du willst eine Änderung, Koji Nanjo. Bekommst du. Bekommst du...

Koji steckte seinen Kopf vorsichtig durch die Tür und erwartete eigentlich, dass irgend etwas, voraussichtlich eine Bratpfanne, auf seinem landete. Katsumi hatte ihn angerufen und gesagt, dass Ärger anstand. Nicht mehr. Und jetzt war er extrem vorsichtig.

Das nächste, was er von Takuto sah, waren dessen Klamotten. Über dem ganzen Schlafzimmer verteilt. Und dann stand Takuto plötzlich vor ihm, in einer engen schwarzen Hose. Einer extrem engen Hose. Die nicht mehr viel zu erahnen ließ. Dazu trug er einen schwarzen Rollkragenpullover, der seine muskulöse Brust in ein vorteilhaftes Licht stellte und eher wie eine zweite Haut an ihm saß. Und dieses Lächeln. Koji schluckte. Seit wann konnte Takuto so geheimnisvoll lächeln? Und seit wann trug er... Koji überdachte es. Er fand kein Wort dafür, wie Takuto aussah, denn als er sich auf

den Jungen vor ihm konzentrierte, gerieten seine Gedanken in leichte Unordnung.

"Koji...! Da bist du ja endlich! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Mensch, du siehst ja aus, als würdest du ganz neben dir stehen... Komm, ich mach' dir was zum Essen und..." Koji hörte schon nicht mehr hin, denn diese Hose betonte so (auf)reizend Takutos Hüften beim Laufen.

Aber nicht mal in dieser Stimmung ließ er es sich entgehen, sich von Takuto verwöhnen zu lassen. Manchmal fragte er sich noch flüchtig, was Katsumi wohl gemeint haben könnte, doch da nichts passierte, schob er es weit, weit weg.

Später, als sie schon gegessen hatten und einträchtig vor dem Fernseher saßen, zog Koji Takuto unauffällig auf seinen Schoß. "Sag mal, woher kommen diese Sachen? Die stehen dir..." Takuto freute sich über das Kompliment und erklärte, die seinen neu und er hätte sie sich gekauft, weil ich

dachte, daß ich dir so bestimmt gefalle. "Du gefällst mir immer, Izumi... Aber du hast Recht, damit sogar noch mehr..."Mit einem mal geriet Kojis Entschluss ins Wanken. Er hätte jetzt wirklich nichts dagegen... Takuto schien seine Gedanken zu lesen und zu teilen, denn er lächelte auffordernd und stand auf.

Ein provozierendes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. "Aber es ist alles so eng, dass ich nicht glaube, dass ich da jemals wieder heraus kommen werde..." Koji lächelte schelmisch:

"Dann wirst du ja nie wieder anders als so sexy aussehen..." Takuto zog einen Schmollmund. Koji hatte es nicht verstanden. "Ich glaube, ich könnte dir anders als so noch besser gefallen... aber dazu müsstest du mich schon ausziehen... Wenn du mich denn überhaupt noch so weit kriegen kannst,

bist doch so fertig vom vielen Arbeiten." Diesmal bekam Koji den Wink mit und sprang auf, um Takuto hinterher zu jagen. Er fing ihn schon nach einigen Runden um die Couch, indem er einfach darüber sprang, direkt auf Takuto, der sich unter ihm heftig wehrte. Mit einem zufriedenen

Schnauben hob Koji ihn auf, trug ihn wie eine Trophäe davon und warf ihn aufs Bett. Anstatt darauf einzugehen, was das wohl heißen konnte, schnappte Takuto sich ein Kissen und bald war eine Schlacht im Gange, bei der Koji den einen oder anderen Treffer einstecken musste (er traute sich

nicht so ganz, richtig zuzuschlagen, denn Takuto sah so zerbrechlich aus...). Takuto lachte wie wild und es wärmte Kojis Herz, seinen Geliebten mal so ausgelassen zu sehen. Schließlich lagen sie sich lachend in den Armen und Koji versuchte verzweifelt, Takuto zu erklären, dass der die Kissenschlacht gewonnen hatte, weil er nicht so doll zuschlagen wollte. Doch Takuto lachte ihn demonstrativ aus und fragte ihn, ob er eine Revanche forderte.

"Nein, mein süßer Engel, keine Revanche... Nur noch du und ich..." Ein wenig Romantik konnte ja nicht schaden, dachte Koji, strategisch voll auf Abschleppen ausgelegt. Doch Takuto schien nicht mitspielen zu wollen. Ging nicht darauf ein sondern beschimpfte Koji spielerisch als Feigling.

Und so ging es die halbe Nacht, bis Koji es aufgab und irgendwie froh war, dass er sich nun doch noch an seinen kleinen Plan halten konnte. Und das Takuto so gut drauf war? Bestimmt hatte er einfach einen richtig guten Tag gehabt. Er sollte solche Tage öfter haben, dachte Koji noch, als

er schon halb eingeschlafen war. Und diese Tage kamen. Nur nicht ganz so, wie er es wollte. Takuto schien einen komplett neuen Modesinn zu entwickeln. Und dieser zielte darauf ab, Koji komplett um den Verstand zu bringen. Der feste Hintern und die schmalen Hüften in diesen Hosen verfolgten Koji bis in seine Träume. Er macht sich entweder einen Spaß daraus, mich andauernd so weit zu verführen, dass wir im Bett landen und mich dann von der Bettkante zu stoßen oder ich habe jetzt ernsthafte Halluzinationen. Aber Izumi würde so was doch nie machen...oder?

Doch so lang eine Woche, ja sogar die Stunden und Minuten, gehen kann, irgendwann ist sie trotzdem zu Ende. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Takuto Koji schon so weit, dass der nur noch ein Nervenbündelwar, nicht schlafen konnte, wenn Takuto sich des Nachts ohne Scheu an ihn schmiegte, nicht essen konnte, wenn Takuto seine Finger verführerisch langsam ableckte, nicht atmen, wenn ihm Takutos Geruch in die Nase stieg. Und Takuto fand es zwar nicht besonders toll, Koji jede Nacht bis fast in den Wahnsinn zu treiben, nur um ihn dann abzuweisen, denn auch er wollte Koji nicht loslassen,

doch er bewies hier wesentlich mehr Durchhaltevermögen als Koji es tat. Aber es gefiel ihm, Koji zu reizen. Zu provozieren. Seine Macht über Koji auszuspielen. Und so musste Koji sich nicht verstellen, um irgendwie elend auszusehen, als er am Sonntag Abend um ein Gespräch bat.

"Also...", begann er, "ich nehme an, daß du sofort Nein sagen wirst, wenn ich dich jetzt frage, aber bitte, hör mir erst mal zu..."

Takuto nickte, und eine Art Traurigkeit überfiel ihn. Dachte Koji wirklich so schlecht von ihm?

"Ich mußte ja in der letzten Zeit so viel arbeiten und du warst auch ziemlich gut beschäftigt, so dass wir kaum Zeit für uns hatten...und naja, ich hatte gehofft, dass du...vielleicht...Lust hättest, mit mir gemeinsam Urlaub zu machen...?"

Takuto antwortete nicht gleich, denn vorher musste er noch etwas loswerden. "Koji, was ist nur mit dir? Warum so zögerlich? Denkst du etwa, ich würde dich mit meiner Bratpfanne erschlagen? Oder meinst du, ich würde dich auslachen?!"

Koji duckte, peinlich berührt, den Kopf. "Ich dachte, dass du bestimmt Nein sagst, wegen Fußball und...Ich dachte einfach nicht daß du mich wirklich ernst nehmen würdest..." Takuto seufzte auf und hielt Kojis Gesicht mit seinen Händen fest. Er hatte seinen Freund lange genug gequält, entschied er und sagte ernst: "Ja Koji, ich bin auch dafür, dass wir gemeinsam Urlaub machen."

 

7.Teil

Katsumi wurde mulmig zumute, als Koji und Takuto Hand in Hand in sein Büro kamen. Doch Koji schien nicht sauer zu sein und Takuto sah überhaupt sehr locker aus.

"Katsumi, wie viel an Arbeit steht diesen Monat noch an?", fragte Koji ohne Umschweife.

"Naja,nicht mehr viel. Noch ein Interview, heute...eines morgen...und das war's eigentlich schon. Du warst...fleissig diesen Monat..." Koji dachte nach. "Verschieb das morgige auf heute, egal um welche Zeit. Morgen bin ich weg hier." Katsumi blickte ihn verständnislos und mit einer gehobenen

Augenbraue an.

"Und wohin so eilig?" Takuto antwortete an Koji statt: "Griechenland. Zwei oder drei Wochen, eherdrei. Und du mußt das leide alles organisieren, denn wir sind zu doof dazu...", er musste kurz Kojis Ellbogen abwehren, der ihm in die Seite fahren wollte, "und haben nicht deine Kontakte. Und wir brauchen das alles bis morgen Abend. "Katsumi verspürte irgendwie das unsinnige Bedürfnis zu protestieren, doch er kam nicht mehr dazu. Er erhielt noch eine ellenlange Liste mit ihren Sonderwünschen und wurde dann allein Gelassen mit der Erinnerung an Takutosspöttisches Zwinkern.

Spöttisches Zwinkern?!

Kurz nachdem Koji und Takuto weg waren, kam Yuugo angestürmt und besah ihn nach möglichen Schäden. Katsumi schüttelte den Kopf und deutete einen Vogel an.

Einen Tag und so einige Zeitverschiebung, im Flugzeug kämpfen und wegen Streit wegen den mit zu nehmenden Sachen später sahen sich Koji und Takuto ihren ersten griechischen Sonnenuntergang an, während sie auf dem Balkon ihres Apartments saßen.

"Koji...",seufzte Takuto irgendwann, "wir werden zu reden haben...Viel zu reden und einiges davon wird nicht angenehm sein...aber es kann nicht mehr warten." Koji sah ihn besorgt an.

"Aber nicht jetzt, Koji. Morgen. Es ist schon dunkel, geh schon mal rein, ich komme gleich." Koji gehorchte und machte das Bett schon schlaf- fertig. Er dachte darüber nach, was Takuto wohl meinte eben und darüber, wie sehr er sich doch verändert hatte. Wie viel offener, lebenslustiger und interessanter und überhaupt lebendiger er geworden war, und das innerhalb so kurzer Zeit. Es gefiel Koji, stellte er, nicht zum ersten mal, fest. Er wollte aber wissen, was diese Veränderung bewirkt hatte...

Er hörte plötzlich Takutos Stimme, was ihn erschreckte, denn er hatte den anderen nicht rein kommen hören.

"Koji...Bett...sofort." Koji sah in Takutos Hand eine Flasche eisgekühlten Sektes und in seinen Augen ein Feuer, das bei ihm eine Gänsehaut und mehrere Schauer verursachte.

Er gehorchte automatisch, legte sich hin und beobachtete Takuto beim näher Kommen. Während seine Stimme befehlend und kalt gewesen war, sahen seine Augen Koji voller Liebe an, was dessen Sorgen ein wenig verringerte. Takuto stellte die Flasche auf den Boden und kniete sich aufs Bett. Er riss sich mit einer sehr gekonnten (weil lange eingeübten) Bewegung das Hemd vom Leib, was bei Koji fast ein heftiges Nasenbluten zur Folge hatte. Dann krabbelte er auf allen Vieren auf Koji zu und machte auch mit dessen Klamotten kurzen Prozess.

"Izumi...?", fragte Koji begriffsstutzig. Doch Takuto schüttelte nur den Kopf und legte Koji einen Finger an den Mund. Dann beugte er sich herunter, bis sich ihre Lippen fast berührten und flüsterte: "Du bist ein verdammter Mistkerl, Koji. Aber ich lasse es dir durchgehen, was du da gemacht hast, weil ich dadurch zu mir selbst gefunden habe. Aber jetzt, Koji... Jetzt wirst du mich gnädig stimmen müssen, wenn du nicht willst, dass ich meine Meinung noch ändere..." Koji begriff die Worte erst später, als er einen klaren Kopf hatte. Aber gnädig stimmen, dass hatte er schon verstanden. Und genau das machte er auch...

 

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